Auf der Suche nach Liebe

  • Ich kenne das auch. Und ich bin bereits 48.

    Auch ich habe einen alkoholkranken Vater. Er war nie in der Lage, mir Sicherheit und Geborgenheit zu geben. Schlimmer noch. Ich hatte das Gefühl, er liebt mich nicht und ich sei Schuld daran.
    Und egal, was ich tat – es wurde nie anders. Ich habe kein Vertrauen erfahren. Weder in das meines Vaters – noch in mein Eigenes. Um das zu ertragen, redet man sich als Kind ein, das es so sein muss. Weil man da noch keine andere Wahl hat und abhängig ist und von ihm geliebt werden will.

    Nur diese Erfahrung kannte ich – bezogen auf meinen “ersten” Mann, meinen Vater, bevor ich erwachsen wurde.

    Wenn also nun ein Mann in mein Leben trat und einfach so meinte mich zu lieben, glaubte ich ihn das nicht wirklich. Ich konnte es auch nicht fühlen. Es schreckte mich eher ab. Es war mir fremd. Ich kannte schließlich nur die mit Liebesentzug verknüpfte Beziehung. Nur die, die mich NICHT wollte.

    Es war auch einfacher für mich, mich in einen Mann zu verlieben, der wie mein Vater gefühlsarm war oder mich ablehnte. Indirekt habe ich somit nachträglich den Kampf um die Liebe meines Vaters immer wieder auf genommen und gehofft – das gerade dieser Mann (anstelle meines Vaters) mich doch noch irgendwann liebt. Darum ging es immer. Diese Männer standen für ihn.

    Es ging soweit, das ich mich erniedrigen ließ, masochistische sexuelle Wünsche verspürte. Und letztendlich ihn sogar noch mehr liebte, wenn er mich psychisch quälte.
    Ich wollte das auch nicht. Doch wenn jemand einfach nur nett war, spürte ich gar nichts.

    Ich bin auch liebessüchtig. Liebe möchte/braucht jeder. Aber eben nur eine respektvolle Liebe tut einem gut.
    Die Sucht nach Erniedrigung aber nicht. Und wäre sie in einem gesunden Verhältnis – ohne sich zu vernachlässigen – würde man wohl kaum dabei von einer Sucht sprechen.

    Was kann ich Dir raten? Eine Selbsthilfegruppe, wo sich viele Menschen mit ähnlichen Problemen helfen und stärken. Und im weitesten Sinne als co-abhängig findest du auch hier den einen oder anderen Spiegel wieder.

    Aber als allererstes – auch wenn es noch so schwer ist: Sage NEIN zu jedem, der Dir nicht gut tut oder Dich will. Nur einmal – und Du wirst Dich schon stolzer und stärker fühlen.
    Denn mit so einem bist Du wirklich einsamer als allein. Allein brauchen wir jedoch nicht sein. Du weißt doch, wie es funktioniert: Je mehr man klammert, um so mehr erdrückt man Gefühle.
    Wenn Männe das bei Dir machen, ziehst Du Dich auch zurück.

    Liebe Grüße
    Ettena

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