Wie gehe ich damit um?

  • Hallo Bilbo und willkommen im Forum

    Chrissyta hat Recht, viel helfen kannst du ihr nicht, kannst sie aber unterstützen. Sie muss es lernen, alleine mit ihrem Problem fertig zu werden, da kannst du als „Kindermädchen“ nicht viel machen. Du kannst ihr am besten helfen, indem du da bist, wenn sie über ihr Problem reden will. Ein Lob deinerseits nach einer Woche, einem Monat usw. wird sie motivieren, aber sonst ist ein normales Verhalten deinerseits das Beste.

    Wenn sie ab und zu doch trinkt, dann ist es schon richtig, zu einem Suchtberater zu gehen. Gelegentlich trinken führt mit der Zeit dazu, immer öfter in das alte Verhalten zu verfallen. Sie schafft es vorerst zwar wieder eine zeitlang, aber die Abstände werden immer kürzer, sodass sie in absehbarer Zeit wieder voll drin ist. Anscheinend hat sie aber schon gemerkt, dass sie es so nicht schafft und geht demnächst zu einem Suchtberater. Zusätzlich könntet ihr euch überlegen, in eine Selbsthilfegruppe zu gehen.

    wünsche euch alles Gute

    Gruß Henri

  • Hallo kleiner Hobbit,

    ein herzliches Willkommen im Forum auch von mir.

    Auch ich bin um die 40 und nach 30 Jahren seit nunmehr 47 Tagen absolut trocken.
    Ich lebe alleine mit meinem 14 jährigen Sohn und korrespondiere regelmäßig mit meiner Tocher, die im Ausland studiert.
    Ich bin also vollkommen alleine mit meinem Trockensein, bin die einzige Person, die mich lobt, die stolz auf mich ist und mir Mut zum Durchhalten macht.
    Ich weiß auch, dass es sich genau da um das A und O des Erfolgs handelt: für mich, durch mich, mit mir.
    Jedoch, wenn ich mir etwas wünschen könnte, dann - ganz, ganz naiv- dass genau das passiert, was Henri geschrieben hat. Ein Lob in gut dosierten Abständen, einen Menschen, der neben mir geht und sieht, dass ich einen Schritt nach dem anderen mache und mir ab und an sagt, dass er es genießt, jetzt tatsächlich mit mir zusammen zu sein und nicht mit einer alkoholretuschierten Ausgabe der Reste meiner Person.
    Mehr könnte und sollte er nicht für mich tun - aber auch nicht weniger.
    Nun habe ich keinen Partner, aber ich habe Freunde, die genau diese Lücke füllen.
    Aber Freunde und Partner ist ja nunmal schon ein Unterschied in der Intensität der Nähe.
    Ich freue mich für Deine Freundin, dass Du da bist.

    Schön, dass Du Dir Gedanken darüber machst, wie und ob Du Deiner Freundin helfen kannst.
    Schön auch, dass es sich in Deinem Beitrag so anfühlt, als würdest Du dabei sehr genau auf Dich und Deine Bedürfnisse und auch Unsicherheiten achten.
    Das ist ein wichtiger Schritt, nicht in die Co-Abhängigkeit zu geraten.
    Die Hilflosigkeit des Co-Abhängigen, seine Fokusierung auf den Alkoholiker macht den Teufelskreis erst rund und zerstört u.U. gleich beide Menschen.
    Bleib so aufmerksam auf Dich, bleib Du, mit dem, was genau Dich ausmacht.
    Ich denke, das ist die größte Hilfe für Deine Freundin, die Du als ihr Partner darstellen kannst.

    Viel Erfolg Euch beiden und noch viel Genuß aneinander auf einem hoffentlich bald ganz trockenen gemeinsamen Weg,
    Mela

  • Liebe Tanya,


    Zitat

    Ich weiss, du traust wahrscheinlich deinen Augen nicht und denkst: Was ist denn das für eine unverschämte Person. Das wenigste was ich will ist dir zu nahe treten. Wenn du findest dass ich absoluten Schwachsinn schreibe dann ist das o.k. und ignoriere es einfach. Hege keinen Groll gegen mich

    Warum sollte er Groll gegen Dich hegen, wenn Du doch nur ehrlich bist?
    Genau das, was Du beschreibst, tun wir unseren Partnern, unserer Beziehung und damit auch uns selber an.
    In den Sog der Sucht zu ziehen heißt zerstören.
    Davor zu warnen kann nicht falsch sein.
    Nur eine wache Partnerschaft hat unter Suchtbedingungen eine Chance, zu bestehen - wenn auch nicht die Größte :(


    Zitat

    Solltest Du den gemeinsamen Weg wählen, wünsche ich dir viel Kraft, Wachheit und seelische Gesundheit. Am besten du durchleuchtest eingangs Deine Geschichte in einer Therapie oder Selbsthilfegruppe.

    Ja, genau das wird er brauchen. Ganz, ganz, ganz wichtig finde ich Deinen Hinweis auf seine eigene Geschichte. Die Punkte zu kennen, an denen das Suchtsystem andocken kann, ist überlebenswichtig.

    Ich bin mit einer "Mutter" aufgewachsen, die alles an Drogen nahm, was ihr über den Weg lief.
    Ich habe prima angedockt an dem System - was soll ein Kind auch sonst tun!?
    Prima habe ich auch ihre Suchtstrukturen übernommen. Ein 30 Jahre langer Weg führte immer tiefer in Sucht und Einsamkeit. Sein Ursprung waren Sucht und Einsamkeit.
    Ein Kind hat keine Chance. Ein kleiner Hobbit sehr wohl. Allerdings ist er darauf angewiesen, dass Menschen, die wissen, wovon sie reden, ehrlich zu ihm sind.
    Ich finde Deine Hinweise so wichtig und gar nicht angetan, Groll zu hegen.

    Liebe Grüße Dir und dem kleinen Hobbit,
    Mela

  • Hallo kleiner Hobbit,

    prima, dass Du "so hart im Nehmen" bist, denn so richtig viel Mut macht Dir gewiss nicht, was Du im Moment zu lesen bekommst :(

    Zitat

    Kann ein Süchtiger (während er in der Sucht steckt) über haupt ehrlich sein (selbst wenn er es eigentlich möchte)?

    Ooooooh ja, kann er/sie. So ehrlich, dass einem die Luft wegbleibt.
    Ich z.B. bin stets ganz, ganz offen mit meinem Alkoholismus umgegangen. Der Effekt war der gewünschte:
    "...........Oh Mela ist Alkoholikerin, das ist ja erstaunlich. Sie funktioniert so gut, sie ist so eine starke, tolle Frau, so ein großes Vorbild für viel andere, so begeisternd, mitreißend....... Was für eine tolle Frau, wenn sie das alles auch noch als Alki schafft. Sehr beeindruckend!........"
    Schwupp war ich der Held und nicht der Säufer.

    Ja, sie können ehrlich sein, auch wenn sie nicht trocken sind.
    Und ja, sie können diese Ehrlichkeit durchaus auch gezielt einsetzen um sich und den geliebten Freund-Alkohol zu schützen.
    Und nochmal ja - es ist keine Ehrlichkeit, aber wer hat schon eine Chance, das zu merken?

    Ich würde mich freuen, wenn Du Tanyas Rat folgst und sehr gezielt nachforschst, wie es kommt, dass Du so bereit bist, mit Menschen in Beziehung zu gehen, die süchtig sind.
    Wir Menschen suchen uns immer wieder, was wir kennen, worin wir uns auskennen.
    Woher kommt Deine Hingezogenheit zu Menschen mit Suchtstrukturen? Welchen Auftrag erfüllt sie für Dich?
    Wenn Du das blickst, dann bist Du schon einen riesen Schritt weiter, Dich zu schützen - wie und womit auch immer, das erklärt sich dann.

    LG,
    Mela

  • Hallo kleiner Hobbit,

    Missverständnis?
    Hm, ich glaube nicht, dass ihr beiden eines habt oder Du selber.
    Ich glaube, dass Du durch das Alkoholproblem Deiner Freundin damit anfängst, Dich in einer Welt zu orientieren, die Dir bewußt bislang fremd war.
    An einen Zufall - Bulimie, Alkoholismus- glaube ich ehrlich gesagt nicht.
    Ob Deine Exfreundin die Eßstörung tatsächlich erst während der Beziehung zu Dir bekam und auch erst nach/durch das Ende der Beziehung in den Griff bekommen konnte, möchte ich mal dahin gestellt sein lassen.
    Ihre Bereitschaft zu süchtigem Verhalten - und Eßstörungen sind nichts anderes - war auf jeden Fall vorher da.
    Diese Bereitschaft kommt nicht angeflogen, sie entwickelt und manifestiert sich langsam und stetig.

    So, wie der Süchtige klare Strukturen zur Suchtbereitschaft mitbringt, muss ein Mensch, der weiderholt an Süchtige andockt, über Kontaktstellen verfügen, die irgendwo herkommen müssen.

    Magst Du Deine Geschichte betrachten um - mit uns, anderen oder alleine- zu schauen, ob der Ursprung der Kontaktstellen (= der Hingezogenheit zu Menschen mit Suchtstrukturen) erkennbar wird?

    Ich finde es toll, wie offen Du nachfragst und Dich mit den Anworten beschäftigst.

    Mela

    P.S. Sorry, aber es tut mir in den Augen weh, Essstörung zu schreiben, das bringe ich einfach nicht. Die Rechtschreibreform möge mir verzeihen :oops:

  • Hallo, kleiner Hobbit,

    Zitat

    Jetzt frage ich mich, wie ich diffenernzieren kann, ohne mir was vorzumachen?

    Das hast Du in einer früheren Mail geschrieben.
    Damit wolltest Du wohl wissen, wie Du Verhalten, Reaktionen Deiner Freundin differenziert betrachten kannst.
    Das allerdings scheint mir zu einseitig.
    Nein, Du hast kein "Problem" aber ich darf mal ganz vorsichtig vermuten, dass Du auf eine Weise "gestrickt" bist, die Dir Probleme machen kann, wenn Du Dir ihrer nicht bewußt bist.
    Mit dem "Strickmuster" meine ich nicht einseitig Dein Denken, oder Dein Fühlen, oder Deine Weise, mit anderen umzugehen, sondern jeweils und - sprich Deine Person als Ganzes.

    Zitat

    Ihr seid der Meinung, dass ich ein "Problem" habe, weil ich Menschen mit Süchte anziehe?

    Ich kann nur für mich antworten und nein, der Meinung bin ich nicht. Ich würde es eher umgekehrt formulieren: Dich ziehen Menschen mit Süchten an.

    Wege, nachzusehen, ob es eine Systematik gibt, die Du besser gut kennen solltest um die Dinge für Dich selbst im Griff zu behalten, gibt es viele.
    Therapien, Bücher, ..... ich bin ja immer eher mal für Kommunikation.

    Und weißt Du, ich denke, dass es eine prima Sache ist, mit Deiner Freundin zu sprechen, alles zu fragen, was Du fragen möchtest und sie alles sagen zu lassen, was sie sagen möchte - ohne ein Glas in der Hand.
    Ihr werdet Gedanken finden, die Euch weiter bringen, weil Ihr Euch lieb habt und das solltest Du über alle Theorie und auch alle Gefahren, die Beziehungen zu Alkoholikern nun mal mit sich bringen, nicht vergessen.

    Schönen, offenen und erfolgreichen Abend Euch beiden,
    Mela[/quote]

  • Liebe Tanya,

    bitte sei mir nicht böse, aber irgendwie scheine ich auf dem Schlauch zu stehen.
    Ich verstehe jedenfalls kein Wort von dem, was Du im Mittelteil Deines Beitrags schreibst.
    Ich würde es aber gerne verstehen.

    Liebe Grüße,
    Mela

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