Angst

  • Hallo,

    ich habe ein Problem:
    Dabei geht es um meinen Freund, der schon seit vielen Jahren Alkohjoliker ist. Er hat jetzt einen Entzug gemacht und besucht nun eine teilstationäre RehaMaßnahme. Ich glaube im Moment ist er relativ stabil, die Gruppengespräche dort helfen ihm sehr. Doch ich habe unheimlich Angst wie es wird, wenn er dort entlassen wird. Ich habe Angst, daß er wieder rückfällig wird. Da ich selbst berufstätig bin, kann ich nicht 24 Stunden bei ihm sein außerdem will ich das auch gar nicht, denn ich möchte ihm vertrauen können. Kann mir jemand sagen, wie ich diese Angst am besten abbauen kann???

    Vielen Dank im voraus

    Gruß Sandra

  • Da bin ich nochmal. Vielen lieben Dank das ihr mir so schnell geantwortet habt. Sicherlich ist es richtig, daß die Angst ganz normal ist. ich meine wir sind seit einem Jahr zusammen und Lügen habe ich schon genug gehört. Ich weiß nur nicht ob er es wirklich schafft. Denn wie ihr richtig gesagt habt auch der Rückfall gehört dazu und davor habe ich Angst. Wie wird es dann??? Werde ich mich wieder so schlecht fühlen wie beim letzten Mal?? Was passiert überhaupt mit unserem Leben???
    Sicher zeige ich ihm nicht dass ich Angst habe, ich unterstütze ihn wie es nur geht. Bei der Reha bieten sie jede Woche eine Paartherapie an, wo man sich abends mit mehrern Paaren trifft und eine Psychologin auch dabei ist. Daran nehme auch ich regelmäßig teil. Das Problem liegt bei mir wahrscheinlich auch darin, dass ich niemanden habe mit dem ich darüber reden kann. Außer mir und seiner Mutter und meiner besten Freundin (deren Vater ist selbst Alkoholiker) weiß es niemand. Andersrum möchte ich meine Freundin damit nicht belasten,denn sie hat mit ihrem Vater genug Probleme.
    Ich bin sehr froh,daß ich hier meine Gedanken nnieder schreiben kann und darf!!!

    Gruß Sandra

  • Ja richtig die kleinen Schritte sind wichtig. Ich bin auch unheimlich stolz, daß er es endlich soweit geschafft hat. Beim letzten Entzug hat er auch gesagt ich schaffe es, doch er hat sich da weder eine SHG noch eine Therapie gesucht. und er hat es allein nicht geschafft. Jetzt sind wir ja schon einen Schritt weiter.
    Ich habe mir in der Zwischenzeit auch schon zwei Bücher für Angehörige besorgt und gelesen und die Suchtfibel habe ich auch gekauft, ich wollte mir noch mehr Informationen beschaffen. Jetzt weiß ich schon ein wenig mehr bescheid und kann in manchen Situationen auch anders handeln.
    Ich glaube das eigentliche Problem liegt darin, daß ich mit niemandem darüber reden kann und mich deshalb allein fühle.

  • Hallo Sandra,

    Angst oder große Sorge, dass dein Freund rückfällig werden könnte, ist normal. Alkoholismus ist eine Familienkrankheit. Es betrifft nicht nur den, der diese Krankheit hat, sondern auch die Angehörigen. Gibt es vielleicht eine Möglichkeit, dass du in der Reha-Maßnahme mit eingebunden wirst? Als ich in der Thera war, gab es Gespräche zwischen dem Therapeuten und den Partnern. Ich könnte mir vorstellen, dass du dadurch wieder mehr Vertrauen zu deinem Freund gewinnst und es dir helfen würde, deine Angst abzubauen.

    Es wird wohl so sein, dass nicht nur dein Freund lernen muss, mit der neuen Situation umzugehen, sondern auch du. Es werden sicherlich einige Gewohnheiten nicht mehr in die neue Lebensweise passen. Was macht er mit der Zeit, in der er früher getrunken hat? Was ändert sich dadurch für dich, wenn er zukünftig länger zu Hause ist? Arbeiten, die du für ihn gemacht hast, soll er wieder selber machen etc. Es wird sich also einiges ändern. Natürlich kannst du keine 24 Stunden bei ihm bleiben, das sollst du auch nicht. Er muss trocken bleiben, und er ist es, der das erste Glas stehen lasen muss, nicht du. Du kannst ihm nur dabei helfen, indem du ihn ab und zu lobst, dass er es nun schon 10 Tage, 1 Monat u.s.w. geschafft hat. Das spornt ihn an und er bekommt das Gefühl, dass es sich lohnt, trocken zu bleiben. Aber auch dabei nicht übertreiben, sondern wie bei allem versuchen, den goldenen Mittelweg zu finden.

    Du schreibst, dass die Gruppengespräche ihm sehr helfen. Was spricht dagegen, dass ihr euch eine SHG sucht, die zu euch passt? Dort triffst du Frauen, die genau dasselbe Problem haben/hatten wie du. Von denen kannst du einiges für dein Verhalten lernen. Außerdem wird es dir helfen, wenn du mit diesen Leuten über deine Angst reden kannst. Oft genug befreit es einen schon von dem inneren Druck, wenn man nur über sein Problem mit jemand reden kann. Es stellt sich die Frage, ob eine SHG nur für Angehörige nicht sogar für dich besser wäre. Dort kannst du auch über Probleme reden, die du vor deinem Partner nicht gerne sagst.
    Wenn du Anschriften von SHG’s suchst, kann ich dir sicher welche besorgen. Du müsstest dich dann noch mal melden.

    Ein Rückfall gehört zu der Krankheit dazu. Die Aussage stimmt zwar, aber ich habe ein sehr mulmiges Gefühl dabei. Führt es doch dazu, dass jemand auf die Idee kommt, ich kann ja ruhig trinken, es gehört ja zur Krankheit. Also, mit dieser Aussage gehe ich sehr, sehr vorsichtig um.

    Und nun *euchganzfestdieDaumendrück*

    Gruß Henri

  • Hallo Hanri,
    Vielen Dank für deine Antwort. Sicher werde ich in die Therapie auch eingebunden, jeden Donnerstag findet dort eine Paartherapie Statt. Da kommen dann alle Patienten mit ihren Partnern sofern die welche haben.. IUch jedoch fühle mich da nicht so wohl. Ich nehme regelmäßig daran teil, doch ich dacht immer sowas gibt es auch als Einzelktherapie nur für uns zwei. Denn an diesem besagten Donnerstag wird immer nur besprochen was man die Woche über getan hat und wie man sich dabei gefühlt hat. Das mit der gemeinsamen SHG ist vielleicht auch ein Problem für uns, da der Altersunterschied bei uns sehr groß ist und es in der SHG die er besucht überwiegend ältere Besucher gibt.

    Gruß Sandra

  • Hallo Sandra,

    da war ich wohl etwas zu langsam mit meinem Beitrag. Ich sehe, dass schon einiges geschrieben wurde.

    Wenn du schreibst, dass du keinen hast, mit dem du reden kannst, bleibt doch immer noch die SHG für Angehörige. Und wenn es dir hilft, dann poste einfach hier weiter.

    Gruß Henri

  • Hallo Sandra,

    wie ich schon im ersten Beitrag erwähnte, gab es das bei uns damals in der Thera, der Therapeut mit nur genau einem Paar. Anscheinend wird das aber hier nicht gemacht.

    Was ist mit der Suchtberatung? Gibt es dort für euch die Möglichkeit, mit einem Suchtberater/Therapeut zu reden? Es wäre sicher ein Versuch wert, mal da nachzufragen.

    Gruß Henri

  • Sicherlich gäbe es die Möglichkeit. Da ich in diesem Bereich keine Erfahrungen habe, weiß ich nicht wie soetwas abläuft. Ich bin in diesem ganzen Thema sehr unerfahren. Da in dieser Therapie habe ich auch irgnedwie ein Problem damit, so offen über alles zu reden. Bei uns wurde das Problem bisher ja nur tot geschwiegen. Erst seit dem letzten Entzug und dieser Therapie wird darüber geredet. Eigentlich denke ich mir ich sollte mir niocht so viele Sorgen machen und erstmal abwarten was kommt, andererseits bin ich ein Mensch der jemanden braucht mit dem er über seine Sorgen reden kann, auf der anderen Seite weiß ich nicht mit wem ich darüber reden soll. Irgendwie sind meine Gedanken total durcheinander!!!

    Gruß Sandra

  • Hallo Sandra,

    es kann doch auch eine Nachsorge geben, also Gespräche nach der Reha-Maßnahme. Frag einfach mal bei der nächsten Paar-Stunde ob so etwas für euch in Frage kommen kann, oder sogar noch dort während der Reha.

    Für die Reha musste doch ein Antrag gestellt werden. Hier bei uns wäre die Caritas dafür zuständig, kann bei euch aber anders sein. Frag dort einfach mal nach, ob es dort solche Gespräche im Rahmen einer Nachsorge gibt.

    Offen darüber zu reden. Da hat am Anfang jeder Probleme mit. Denk einfach daran Alkoholismus ist eine Krankheit wie jede andere auch, vielleicht vergleichbar mit Diabetes.
    Der eine meidet den Alkohol, der andere den Zucker. Wo ist also der Unterschied? Über die eine Krankheit wird gesprochen, über die andere nicht. Ist leider in unserer Gesellschaft so. Das ist auch wieder so ein Punkt, wie ich im ersten Beitrag erwähnte, es ist nicht nur eine Umstellung für ihn sondern auch für dich.

    Gruß Henri

  • Vielen Dank, daß ihr mir so tatkräftig zur Seite steht. Heute morgen zum Beispiel ist die Welt ganz in Ordnung. Ich habe am Wochenende frei und er ist heute nochmal zur Therapie. Kommt heute mittag nach Hause. Da weiß ich das er das Wochenende ganz gut übersteht. Und Montag kann er ja auch wieder über seine Sorgen reden. Das mit dem Sozialbericht ist bei uns etwas anders gelaufen. Im Normalfall ist auch bei uns die Caritas oder die Suchtberatungsstelle der Stadt dafür zuständig, doch bei ihm hat den Sozialbericht die betriebliche Suchtberatungsstelle geschrieben. Und ich glaube nicht das die so eine Art Nachsorge mit Partnern anbieten, aber ich werde mich am Montag da direkt erkundigen.
    Kann mir denn jemand eine SHG nennen, in die nur Angehörige gehen und dann auch noch jüngere????

    Gruß Sandra

  • Guten Morgen Karsten,
    Ich komme aus dem Ruhrgebiet. Ich weiß das ich etwas tun muss, jedoch fehlt mir der Mut dazu. Ich habe nicht den Mut zur caritas zu gehen und nach einer SHG zu fragen. Ich werde am Donnerstag mal versuchen nach der Paartherapie mit der Therapeutin dort ein Gespräch zu bekommen, die kenne ich ja schließlich schon.
    Da ich ja jetzt nicht mehr alle privaten Belange allein erfüllen muss werde ich mich jetzt mal meinen Hobbys widmen. Ich wünsche Dir einen schönen Samstag und sage mal bis heute Abend!!!


    Gruß Sandra

  • Hallo Sandra,

    hier habe ich einen Link gefunden, der dir weiterhelfen kann.

    https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…fe.de/SHG/b.htm

    das kleine „b“ vor dem „.htm“ ist der Anfangsbuchstabe der Stadt.
    Für Hannover würde z.B. die URL

    https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…fe.de/SHG/h.htm

    lauten. Gruppen in kleineren Städten sind allerdings nicht aufgeführt. Hier müsste man eventuell unter dem Namen der Gruppe und der Stadt mal googeln. Manchmal findet man damit Gruppen. Auch in öffentlichen Mitteilungsblättern kann man nach SHG’s suchen. Ob das dann Gruppen für jüngere Leute sind, musst du einfach mal nachfragen. Aber, Gruppen für Angehörige gibt es schon nicht so viele und dann auch noch für jüngere Leute, da sehe ich nur in größeren Städten eine reelle Chance eine zu finden.
    Wenn du nichts findest, kannst du mir auch eine pn schreiben, in welchem Ort du wohnst. Ich helfe dir dann gerne suchen.

    Gruß Henri

  • Hallo Hanri,

    Vielen Dank für den Tip. Habe da gerade rein geschaut und mir die Adressen aufgeschrieben die für mich in frage kämen. Werde mich am Montag direkt darum kümmern. Der Tip war wirklich hilfreich. Ich melde mich dann am Montag wieder und berichte von dem Ergebnis!!!!
    Gruß Sandra

  • Hallo Sandra

    Es freut mich, dass ich dir mit dem Tipp helfen konnte. Die Leute, die bei den einzelnen Gruppen genannt sind, werden fast alle berufstätig sein. Daher wirst du sie nur außerhalb ihrer Arbeitszeit erreichen. Du könntest also die meisten von ihnen bereits heute am Sonntag anrufen. Und keine Angst, diese Leute helfen dir gerne, auch sonntags.

    Gruß Henri

  • Hallo,

    ich habe heute mit einer Leiterin einer Slbsthilfegruppe telefoniert. Sie sagte zwar das in den ganzen Angehörigen Gruppen überwiegend ältere seien, ich habe mich dennoch entschlossen da mal hin zu gehen.

    liebe Grüße Sandra

  • Hallo Robert,

    den Altersunterschied werde ich in den Gruppen erheblich senken.. Eigentlich habe ich auch kein problem damit jünger als alle anderen zu sein, nur in diesem speziellen fall..

    Du sagtest was von Suchtprävention in Schulen.. Ist das Dein Job oder wie bist Du an sowas dran gekommen???

  • Hallo Sandra

    Das Telefonat mit der Leiterin war der schwerste Schritt, jetzt musst du nur noch zur Gruppe gehen. Damit du ungefähr weißt, was auf dich zukommt, erzähle ich mal kurz, was bei uns in der Gruppe läuft, wenn ein Neuer kommt.

    Nach der Begrüßung stellt jeder von uns sich kurz vor, zum Schluss dann auch der Neue. Wenn er will, kann er uns dann seine Probleme schildern. Inwieweit er uns von sich erzählt, bleibt ihm überlassen. Daraus ergibt sich dann auch, wie intensiv wir auf seine Probleme eingehen. Die erste Begegnung ist also mehr oder weniger nur ein gegenseitiges kennen lernen.

    Tipp: Wenn es dir beim ersten Mal nicht so gut gefällt, gehe trotzdem noch 1 – 2-mal hin. Erst dann kannst du abschätzen, ob du dich in der Gruppe wohlfühlen kannst oder nicht.

    Zum Altersunterschied: Bei uns in der Gruppe ist der Altersunterschied ca. 30 Jahre. Bei Gesprächen merkt man allerdings nichts davon, da fühlt jeder sich gleichberechtigt.

    Viel Erfolg in der Gruppe wünscht dir

    Henri

  • Hallo Henri,
    Vielen Dank für deine Antwort. Ja ich glaube auch das ich den schwersten Schritt hinter mir habe. Bei einer Gruppe war ich leider noch nicht. Ich habe dieses Problem aber mit meinem Freund besprochen und er ist jetzt Mitglied im Kreuzbund und sagte spontan ich solle doch mal mit zu seiner Gruppe gehen. Außerdem möchte er gerne wenn die Gruppe zu einem Seminar fährt das auch ich dahin mitfahre. Vielleicht lerne ich dort auch andere Angehörige kennen mit denen ich mich austauschen kann!!

  • Hallo Robert,
    vielen dank für deine Erläuterung. Was aus den gemeinsamen Gruppenbesuchen wird wird man sehen. ob es das richtige für uns ist auch.. Ich werde es auf jeden Fall ausprobieren. Vielleicht lerne ja auch ich ein paar nette Angehörige kennen..

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