Verantwortung für meine Mutter?

  • Hallo zusammen!
    Ich (31, weiblich) muss mal einiges loswerden: Seit Jahren sehe ich mich durch meine Eltern mit dem Thema Alkohol konfrontiert. Bei meinem Vater war es sehr schlimm. Er trank seit ich denken konnte. Nie so auffällig, eigentlich nur Bier, aber das in enormen Mengen. Er war auch eher ein Kneipentrinker. Er konnte auch mal 4 Wochen nix trinken. Deshalb meinte er ja auch, bis zu seinem Tod, dass er kein Problem mit Alkohol hat. Seine Leber war da anderer Meinung.
    Im Sommer 2004 starb er. Die Leberzirrhose ging über in Krebs. Er war 61.

    Natürlich habe ich mir immer wieder Vorwürfe gemacht, jedoch 2 Jahre vor seinem Tod angefangen ihn so zu akzeptieren wie er ist. Was mir wirklich sehr schwer gefallen ist. So ein selbstzerstörerisches Verhalten zu akzeptieren. Die zeit vor seinem Tod haben wir uns sehr gut verstanden, was früher nicht oft der Fall war. Wir haben das Thema Alkohol nicht erwähnt, sonst wurde er immer direkt aggressiv.

    Aber eigentlich wollte ich ja von meiner Mutter erzählen. Meine Eltern leben seit über 15 Jahren getrennt. Meine Mutter trinkt auch seit Jahren Alkohol, vermehrt nach der Zeit der Trennung. Sie trinkt Schnaps und Wein und vor allem heimlich.Da kam ich mir ja immer schon ziemlich verarscht vor, als ob man das als Tochter nicht merken würde... Irgendwann 1998 brach sie zusamen, kam ins Krankenhaus mit katastrophalen Leberwerten. Sie zeigte Einsicht und machte eine Langzeittherapie. Sie blieb einige Jahre trocken. Wann genau sie wieder anfing mit der Trinkerei, weiß ich nicht, vielleicht im Jahr 2004. Seitdem hat das wieder enorme Ausmaße angenommen: Kurz vor Weihnachten 2005 war es mal wieder so weit: sie lag ohnmächtig in ihrer Wohnung (sie lebt alleine). Mein Opa hat die Tür aufgebrochen, sie kam ins Krankenhaus. Diagnose Leberzirrhose. Sie erinnerte sich an nix und schon gar nicht daran, dass sie ein Alk-Problem hat. In ihrer Wohnung fanden wir ca. 50 leere Flaschen überall versteckt. alles war unaufgeräumt, dreckig. sie pflegt auch sich nicht. Sie kam nach 10 Tagen raus und nach 2 Wochen trank sie dann auch wieder.
    Ich muss dazu sagen, dass sie Rheuma und Schuppenflechte hat, keine Interessen, keine Hobbys, immer andere an allem Schuld sind. Sie ist sehr passiv und neidisch auf alles und sehr aggressiv. Sie betreut tagsüber ihre Alzheimer-kranke Mutter (was sehr anstrengend ist) und ihre Schwester. Aber sie hasst ihre Mutter so offensichtlich, dass mir meine Oma leid tut. Es herrscht dort immer eine sehr negative Stimmung, man redet nicht miteinader sondern schreit sich an. Mein Opa lebt auch noch und ist mit seinen 85 Jahren noch sehr agil.
    Ich fühle mich irgendwie verantwortlich für meine Mutter, weiß aber nicht wie ich ihr helfen kann. Sie beschwert sich über alles ändert aber nix an ihrer Situation. Außerdem kann sie nicht mit Geld umgehn und hat Jahre lang 3x die Woche was bei QVC bestellt.
    Durch ihren langjährigen Alk-Konsum ist sie auch geistig nicht mehr so fit. Ich wohne 40 km entfernt und kann auch nur am WE sie besuchen. Ich will sie auch nicht ständig sehn. Wie kann ich vernünftig mit ihr umgehn oder ihr helfen? Ich arbeite sehr viel und brauche das WE zum Erholen. Wenn ich mal ein WE sie nicht besuche macht sie mir Vorwürfe und ist beleidigt. Sie fragt nicht wie es mir geht.
    Ich könnte Stunden jetzt über sie schreiben, aber ich denke für den Anfang reichts jetzt mal. Vielleicht hat ja jm. ein ähnliches Problem und kann mir ein paar Tips geben.
    Würde mir vielleicht ne Selbsthilfe-Gruppe für Angehörige Alkohol-Kranker helfen?
    Liebe Grüße, Lily

  • Hallo Chrissyta!

    Vielen Dank für deine Antwort! Ich habe jetzt am WE mal wieder mit ihr gesprochen. Ich muss mich immer tierisch beherrschen, dass ich nicht laut werde. Zuerst streitet sie immer alles ab. Aber momentan ist es sehr schlimm mit der Trinkerei und ich denke sie merkt es auch, dass es so nicht weitergehn kann. Sie hat meinen Opa aus dem Krankenhaus abgeholt mit dem Auto und war total betrunken. Das Verhalten ist enorm gefährlich, auch für andere.
    Jedenfalls habe ich sie jetzt soweit bekommen, dass sie zusammen mit mir zu ihrem Hausarzt geht, der sie auch wohl desöfteren auf ihren Alkkonsum angesprochen hat. Ich hoffe wir finden dann eine Lösung, sie muss in eine stationäre Einrichtung, auf jeden Fall!
    Heute morgen ist sie in der Küche umgefallen. Sie konnte mir auch nicht genau sagen warum. Man kann mit ihr auch nicht normal reden. Es ist sehr schwierig. Nachdem sie umgekippt ist, hat mein Opa sie zu ihrem Arzt gefahren. Der hat sie aber wieder heimgeschickt, sie solle in einer Woche wieder kommen zum Blut abnehmen??? Das finde ich unfassbar. Er ist erst ab 16Uhr wieder erreichbar. Ich werde ihn auf jeden Fall anrufen.

    Eine positive Sache: Der Frühling kommt! 8)

    Liebe Grüße
    Lily

  • Hallo Chrissyta!

    Ich habe mit dem Arzt gesprochen und ihn gefragt, warum er sie nicht richtig untersucht hatte. Er meinte nur es war gerade so viel los und er würde gerne in Ruhe mit ihr sprechen und hat mir bzw. uns einen Termin für nächste Woche gegeben.
    Nun ja, dass hat sich dann nun erledigt, da meine Mutter heute abend einen Krampfanfall bekam und mit dem Notarztwagen ins Krankenhaus kam! Wie kann man als Arzt dermaßen unverantwortlich handeln? Vor allem kennt er ja die Problematik meiner Mutter. Im Krankenhaus war es den Ärzten auch sofort klar, dass der Körper meiner Mutter auf den Alkoholentzug reagiert hat. Ich bin echt ratlos. Man kann ja nicht als 'Laie' einem Arzt gegenüber sagen was er tun soll. Aber er hätte doch wenigstens ihre Blutwerte checken können... Kann man in einem solchen Fall gegen das Verhalten des Arztes etwas unternehmen?
    Jetzt bin ich erst mal erleichtert, dass meine Mutter (hoffentlich) in guten Händen ist. Ich hoffe, dass sie jetzt bereit für eine Therapie ist.
    Wie sollte ich jetzt am besten vorgehn? Mit den Ärzten sprechen, dem Sozialdienst? Ich hoffe nur, dass sie nicht wie an Weihnachten nach einer Woche entlassen wird, sondern dass sie direkt im Anschluss in eine stationäre Therapie kommt. Wie stehen da die Chancen? Vorausgesetzt natürlich sie ist bereit dazu?

    LG, Lily

  • Hallo Chrissyta!

    Und wie soll sie es schaffen, in dieser Zeit nicht zu trinken? Man kann sie ja nicht rund um die Uhr beobachten. Also wenn sie nochmal einen Monat zu Hause ist, dann hab ich keine Hoffnung dass sie das durchhält.
    Nun ja, abwarten was die Ärzte sagen.

    LG, Lily

  • Hallo!

    Ich wollte mich mal wieder melden. Meine Mutter blieb nur 8 Tage im Krankenhaus zur Entgiftung. Das ist wohl üblich. Ihr Hasuarzt überwies sie dann an einen Neurologen/Psychiater, der sollte sich um die stationäre Therapie kümmern.
    Die Krankenkasse meine Mutter (Debeka) hat nun jedoch den Antrag auf eine stationäre Therapie abgelehnt, da es dann schon die zweite wäre.
    Nun will der Arzt es bei der Rentenversicherung probieren. Wie hoch sind die Chancen, dass eine 60jährige eine 2te stationäre Therapie bezahlt bekommt? Kennt sich jm. damit aus? Ich habe mal gehört, je älter die Patienten umso geringer sind die Erfolgsaussichten, vor allem nach einer ersten Therapie.
    Parallel geht sie nun in eine Selbsthilfegruppe. Der Kontakt zu anderen Menschen tut ihr gut, jedoch habe ich den Eindruck, dass sie ihr Alkproblem immer noch runterspielt. Ich befürchte auch, dass sie ab und zu schon noch trinkt.

    Seit ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus wohnt sie bei meinen Großeltern. Ich weiß nicht warum. Die Situation dort belastet sie sehr. v Mein Opa hat das Gefühl er müsste sie kontrollieren. Sie fühlt sich aber total unwohl dort. Ich habe zu ihr gesagt, sie soll wieder in ihre eigene Wohnung zurück, aber sie traut sich nicht meinem Opa (ihrem Vater) das zu sagen. Als wäre sie 15. Aber sie ist 60 und muss ihre eigenen Entscheidungen treffen, oder?
    Ich hoffe nur, dass das mit der Therapie klappt und sie dadurch neuen Lebensmut schöpfen kann. Vor allem muss sie ihr Leben grundsätzlich ändern.

    Liebe Grüße
    Lily

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