Frage zu Psychotherapie...

  • Hallo,
    Durch meine extreme Verlustangst, die seit heute vermutete Co-Äbhängigkeit (was ich stark anzweifele) sowie meine "magische, utopische Denkweise", laut meines Therapeuten, ergeben sich gerade ein paar Fragen für mich.
    Ich war heut zum ersten Mal bei ihm, erzählte ihm einen Bruchteil meines Lebens und bin nun etwas verunsichert weil er meinte, ich solle meine Denkweise bearbeiten, negatives durch positives ersetzen, um glücklicher zu werden.
    Hübscher Satz, das ist mir bereits seit Jahren klar nur hapert es an der Umsetzung denn ich bin pessimist durch und durch und kann nicht einfach so umdenken da ich nicht mal wüsste, wie ich das genau anstellen soll !
    Generell wirkte er auf mich nicht allzu positiv/mitfühlend/helfend. Ich denke nicht, das er mir groß helfen kann/wird, zumindest kam es für mich so rüber. Nach dem Motto "denk um, dann wird alles gut", aber ohne weiteres zutun seinerseits.
    Er war übrigens einer von 35!!! Ärzten, der mir sofort nen Termin gab, was mich schon etwas wunderte denn bei allen anderen gab es Wartezeiten von 6-12 Monaten....
    Mir geht es insbesondere darum, meine Vergangenheit aufzuarbeiten, meine Verlustängste in den Griff zu kriegen und mit mir selber - mit meinem Selbstbild - ins Reine zu kommen denn diese Punkte sind ganz extrem in meinem Fall.
    Nun meine Frage : Ist das ein Zeichen dafür, das es mit dem Therapeuten nicht klappen wird ? Sollte ich lieber einen anderen aufsuchen oder gar einen anderen Spezialisten für die o.g. Probleme oder ist es schon richtig, das für diese Punkte ein Psychotherapeut zuständig ist ?
    Am 24.1. hätte ich ein weiteres Vorgespräch bei einer Frau, was mir irgendwie auch lieber wäre, wie ich heute festgestellt habe. Ich glaub Frauen sind da einfach gefühlvoller, tiefgründiger und suchen eher nach den Auslösern !
    Bin gerade etwas verwirrt weil ich einfach etwas "mehr" erwartet hätte....

    Ich freue mich über eure Antwort...

    LG Jessie

  • @ lillemöp : Ob Du es glaubst oder nicht - Dein Tipp ist für mich Gold wert :-).
    Ich bin leider einer der Menschen, die Entscheidungen IMMER SOFORT treffen. Auch wenn das oft völlig verkehrt ist und dadurch noch mehr Probleme entstehen. Immer muß ich alles übers Knie brechen, ohne abzuwägen, ohne ausführlich darüber nachzudenken. Dadurch kommt mir auch nie in den Sinn, einfach mal abzuwarten, ein paar Nächte drüber zu schlafen um die Sache dann ggf. von einer ganz anderen Seite zu sehen.
    Es ist so ein simpler Satz und doch ist es einer der Sätze, die in meinem Wortschatz überhaupt nicht existieren weil bei mir immer sofort entschieden werden muss. Deshalb danke ich Dir wirklich dafür. Ich werde mir Zeit lassen und in Ruhe darüber nachdenken, bis ich mir sicher bin, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

    @ Marcello : Auch Dir danke ich für Deine Antwort.
    Das mit dem stolz sein ist so eine Sache für sich. Ich hab mir echt die Finger wundtelefoniert (naja, nicht ganz - aber fast ;) ), bis ein Termin mal in greifbare Nähe gerückt ist ...und doch bin ich nicht stolz, das getan zu haben bzw. dort hingegangen zu sein - obwohl ich stolz sein könnte auf mich aber ich bin es einfach nicht. Das meinte ich mit meinem Selbstbild. Ich könnte wohl sonstwas für Wunderleistungen erbringen, für mich selbst wäre es nichts wert, ich hätte besser sein können, ich hätte mehr tun können...
    Oft fühle ich mich, in der Hinsicht, wie eine Magersüchtige. Die wollen auch immer und immer dünner werden, hübscher werden, perfekter werden. Im Grunde ist das bei mir auch so der Fall, nur das ich glücklicherweise diese Essstörung nicht auch noch mitgenommen habe...
    Zu seiner Aussage "magische, utopische Denkweise"...Hm....
    Mein größtes Problem ist definitiv die Verlustangst. Die Angst meine Tochter, aber insbesondere meinen Mann zu verlieren, ist tief in mir verankert. Mein Vater starb mit Anfang 30 an Krebs, meine Mutter wurde somit mit Ende 20 Witwe und ich mit 8 Halbwaise. Durch dieses Erlebnis rutschte sie in die Alkoholsucht.
    Seit Jahren bin ich davon ÜBERZEUGT, das es mir genauso ergehen wird. Das ich meinen Mann früh verlieren werde und genauso ende wie sie. Vielleicht nicht als Alkoholikerin. Aber eben so, das ich dieses Leben nicht mehr bewältigen kann, was ziemlich naheliegend wäre.
    Ich bin der festen Überzeugung, das ich es nicht verdient habe, eine glückliche Ehe zu führen. Das etwas schlimmes passieren muß, weil unsere Bindung zueinander zu besonders ist und das es irgend jemanden geben wird, der uns das zerstört weil ich es nicht verdient habe und weil ich ein viel zu pessimistischer Mensch bin, anstatt jeden Tag dafür dankbar zu sein, was ich habe. Es klingt dumm aber meine Familie, meine Tochter, mein Mann sind mein Leben, sie sind in meinen Augen perfekt, auch wenn sie natürlich Ecken und Kanten haben, aber sie sind mein ganzer Lebensinhalt und der Sinn meines Daseins. Da ich mich aber selbst für den schlechtesten Menschen überhaupt halte (frag mich bitte nicht warum, ich hab nie was verbrochen, bin treu, ehrlich und im Prinzip schon okay so, wie ich bin und doch verurteile ich ALLES gnadenlos, was ich tue...), bin ich davon überzeugt, das ich früher oder später die Quittung kriegen werde und das mir all das genommen wird, was mein Leben ausmacht.
    Ich hoffe, Du verstehst in etwa, was ich meine. Zu dieser und ähnlichen Aussagen meinte der Therapeut eben, dass es eine magische, utopische, völlig abwägige und dumme Denkweise wäre, die mir mein jetziges Leben sowie meine Zukunft zerstören wird (was ich ja mittlerweile selbst längst erkannt habe...). Dazu frage ich mich in Gedanken natürlich bei allem, was mein Vater wohl zu meinem Leben sagen würde. Was er von mir halten würde, was er davon halten würde, das ich den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen habe etc. Dazu sagte der Therapeut das ich auch lernen muss, mich von den Toten zu lösen und nicht mehr nach dem "was wäre wenn..." zu fragen, denn das bringt bekanntlich nichts denn ich werde nie diese, für mich so wichtigen, Antworten bekommen.

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