Hilfe, mein Papa säuft sich zu Tode...

  • Hallo Julie,

    wahrscheinlich bekommst Du keine Antworten, weil Du nichts tun kannst. Das Einzige, was Du tun kanst ist Dein Leben zu leben. Dein Vater wird sich totsaufen, wenn er das will, das wirst und das kannst Du nicht verhindern. Schwer zu akzeptieren, ich weiß.

    Meiner hat das ganz ähnlich gemacht, über Jahre hinweg. War auch alleine, hat sich nicht um Freundschaften gekümmert, und immer behauptet, er habe kein Problem. Er hat auch gejammert, dass er keine Aufgabe mehr habe, und alles sinnlos sei. Ich denke, das Trinken war seine Art des Selbstmords. Ich konnte da nichts machen. Natürlich habe ich auch dauernd ein schlechtes Gewissen gehabt, ich müsse doch und solle doch und Du sollst Deine Eltern lieben und achten... Aber als Kind kann man nichts verhindern. Wenn Dein Vater trinken will, wird er es tun.

    Du musst an Dich denken. Du musst dir klarmachen, dass Dein Vater ein erwachsener Mensch ist, der tun kann, was er will. Du musst erkennen, dass auch Du nur ein Leben hast und ein Recht auf Glück. Und wenn es Dich zu sehr belastet solltest Du Dir auch überlegen, den Kontakt abzubrechen, oder zumindest auf Eis zu legen. Du gehst sonst daran kaputt.

    Liebe Grüße

    lavendel

  • Liebe Julie,

    wie dir Lavendel schon gesagt hat, leider kannst du deinen Vater nicht retten. Für ihn gibt es nur Hilfe wenn er will, du wirst ihn nicht davon abhalten können. Wenn er trinken will wir er es tun, ohne Rücksicht auf euch oder sich selbst.
    Aber was du tun kannst - hilf dir!!!
    Versuch Abstand zwischen dich und ihn zu bringen, er wird dich sonst nur verletzten. Schau mal, du schreibst dass du dir vorkommst, als ob du dich um ihn kümmern müsstest wie eine Mutter - genau dass ist der Punkt - er hat sich um dich so zu kümmern und dazu ist er nicht in der Lage.
    Und ja, es ist verdammt schwierig, dies zu akzeptieren, aber wenn du eines Tages verinnerlichen kannst, dass du weder verantwortlich noch sonstwas bist wird es dir besser gehen.
    Du liebst deinen Vater - ist völlig in Ordnung, aber du darfst dich nicht von ihm benutzen lassen.

    Du kannst hier alles loswerden was dich bedrückt ohne dieses Schamgefühl zu haben, schreiben hat mir auch sehr geholfen, und wir können es verstehen, hier musst du nix verheimlichen was wir Kinder ja sonst so grandios tun.

    btw: darf ich fragen wie alt du bist?

    Bis dahin
    Alles Liebe

    Nicole

  • Hallo Julie,

    warum hat er keinen? - weil er säuft!

    und warum musst du dich alle 2 Tage bei ihm melden? weil du ihn kontrollierst...und so weiß er dass im Zweifel immernoch jemand da ist der sich kümmert. Das wird ihm nicht helfen. Ist sogar eher kontroproduktiv.

    Du musst versuchen dich zu distanzieren, phasenweise scheint das ja zu klappen, aber die Phasen müssen länger werden. :D

    Schau mal, wenn es deiner Schwester so schlecht geht und du kümmerst dich um sie, und deinem vater geht s net gut und du kümmerst dich um ihn...wer kümmert sich bitte um dich????

    Was das Thema Freizeitbeschäftigung angeht - ich glaube nicht dass du ihn zu irgendwas bewegen kannst...aber das ist ne persönliche Meinung und man möge mir wiedersprechen.

    Ich weiß dass ich extrem klinge, aber glaub mir ich weiß wie hart es für dich ist.

    Zum Thema Respektsperson: Menschen ändern sich und haben nicht bis in alle Ewigkeit Kredit!

    Fühl dich gedrückt, ich wünsch dir viel Kraft

    Liebe Grüße
    Nicole

  • Liebe Julie,

    Zitat von Juliemaus

    es ist halt nur so schwer, weil er eben GAR keinen hat und wenn er sich mal 2 tage nicht meldet, muss ich mich zwangsläufig melden, um mich zu vergewissern, dass eh nix passiert ist!! man weiß es ja wirklich nicht! und man kann seinen papa doch nicht 1 woche in der wohnung verwesen lassen, wenns wär!!! also wird das wohl nie aufhören...

    doch, kannst Du. Es ist SEINE Verantwortung! Ich weiß, dass sich das brutal anhört, und ich hab auch lange gebraucht, dahin zu kommen.

    Du hast gefragt, wie es mit meinem Vater weitergegangen ist: er ist gestorben an Leberkrebs. Das ist aber schon 11 Jahre her. Jetzt habe ich noch meine Mutter, die auch trinkt. Die alleine wohnt, sich aber phasenweise völlig abkapselt, nicht ans Telefon geht. Wir hatten mal eine Verabredung - jeder ruft am Wochenende abwechselnd an. Wenn sie das nicht tut weiß ich immer, was gebacken ist. Früher habe dann trotzdem ich angerufen, manchmal bin ich vor lauter Angst sogar hingefahren. Das mache ich schon lange nicht mehr. Mir reicht zu wissen, was da los ist, ich muss das nicht auch noch hören oder sehen. Natürlich ist da eine unterschwellige Unruhe, aber die ist sowieso da, und die kann ich auch nicht ganz abschalten. Aber mit meiner harten Haltung gehts mir deutlich besser als zu den Zeiten, wo ich dann immer rotiert hab, wenn ich nichts von ihr gehört habe. Manchmal gabs noch Vorwürfe, dass ich mich nicht melde, da habe ich dann auf die Verabredung des Abwechselns verwiesen.

    Und ich gehe auch davon aus, dass ich irgendwann einen Anruf bekomme, dass man meine Mutter tot in der Wohnung gefunden hat. Das kann ich aber nicht ändern!!! Egal, ob ich anrufe oder nicht! Julie, du kannst es NICHT ändern, dass sich Dein Vater zu Tode säuft! Du kannst nur zusehen, dass Dein eigenes Leben halbwegs erträglich verläuft. Und dazu gehört Abstand! Seit ich mich sehr distanziert habe, geht es mir besser. Wünsche Dir viel Kraft.

    lavendel

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