Beiträge von lavendel

    So, ich bin in Japan, nun schon seit ein paar Tagen, und geniesse die Tage mit meiner Freundin und ihrer Familie und auch die Zeit alleine. War unterwegs, habe mir Tempel und Schreine angesehen und unglaublich viel und gut gegessen. Meine Freundin hat einen herrlichen Galgenhumor und meint "du kommst strahlend nach Hause".

    Was ich aber besonders schoen finde: ich schreibe meinem Freund, schicke ihm Fotos und telefoniere mit ihm und er feut sich einfach mit mir. Wenn ich daran denke, mit wie viel Miesepetrigkeit mein Ex mir jeden Spass im Leben missgoennt hat, alles schlecht gemacht und auch mir damit ganz viel Lebensfreude genommen hat, bin ich umso gluecklicher zu sehen, dass es auch anders gehen kann.

    Also strahlende Gruesse aus dem Osten, wo jetzt schon Abend ist

    Lavendel

    Lieber Dante, liebe Aurora,

    für Eure morgige Hochzeit wünsche ich Euch von Herzen alles Gute, einen tollen Tag mit lieben Menschen, eine schöne (und entspannte!) Feier, und natürlich für den Rest Eures Lebens viel Freude aneinander und mit anderen.

    Alles Liebe

    lavendel

    Zitat von Hamburggirl

    Hast du auch einmal so einen Brief geschrieben?

    Hallo Hamburggirl,

    ich habe mal so einen Brief an meine Mutter geschrieben. Erst in dem Stil, was sie mir alles angetan hat, habe mich da so richtig ausgek***. Habe dann mit meinem Freund darüber geredet, und dann ist ein ganz anderer Brief herausgekommen.

    Ein Brief, in dem ich ihr geschrieben habe, wie es mir geht, wie ich mich fühle, dass sie mir Angst macht und mir die Luft zum atmen nimmt. Dass dieses Verhältnis über meine Kräfte geht und ich deshalb Abstand möchte. Keinen Kontakt mehr. Und das Ganze ganz sachlich, ohne Anschuldigungen oder irgendwas. Das war zum einen gut, weil es eben nicht gemein wurde, und zum anderen auch, weil ich so ja keine Angriffsfläche für Beschimpfungen, Relativierungen, Verteidigung etc. geboten habe. Das war für mich im Nachhinein die bessere Variante. All meinen Frust, meinen Hass, meine Wut habe ich im Tagebuch niedergeschrieben, vor sie bin ich nur mit Fakten getreten. Danach war Ruhe.

    Viele Grüße

    lavendel

    Lieber Dante,

    habe ich doch glatt Deinen gestrigen Geburtstag vergessen, obwohl ich da in Berlin war :-(.

    Darum jetzt nachträglich und nicht minder herzlich

    alles, alles Liebe für Dein neues Lebensjahr,

    in dem ja große Dinge anstehen. Ich freu mich für Dich/Euch!

    lavendel

    Zitat von Hamburggirl

    Weißt du, ich bin mir sicher, dass ich ein Grund bin, warum sie in diesem Sumpf steckt... Ich glaube wenn sie auf ihr Leben zurück blickt, dann sieht sie sehr viel anstrengendes...
    Und ich gehöre eben dazu!!
    Das frist mich total auf!!

    Hast du auch diese Schuldgefühle?
    Ich denke, dass ich eine gewisse Mitschuld an ihrem Werdegang habe... Und dass ich sie nun auch noch im Stich lasse....
    Es ist ein Teufelskreis!!

    Hallo Hamburggirl,

    zuerst einmal: Du bist NICHT schuld! Auch nicht MITschuld. Deine Mutter ist ein erwachsener Mensch, und du hälst ihr nicht die Flasche an den Hals, oder? Ihren Sumpf hat sie selbst verursacht! Meinst Du, andere Kinder sind immer brav ud machen ihren Eltern keinen Kummer? Und fangen andere Eltern an zu saufen, weil ihre Kinder anstrengend sind? Also!

    Du lässt sie auch nicht im Stich, sie lässt sich selbst im Stich! Sie muss die Kraft aufbringen aufzuhören - oder eben untergehen. Du wirst daran nichts ändern können, egal, wie sehr Du Dich kümmerst und wie "lieb" Du bist. Meine Mutter hat mir schon, als ich noch klein war erzählt, sie würde trinken, weil ich nicht brav bin. Das ist eine ganz miese Masche, den anderen abhängig zu halten. Und das tut sie, indem sie Dir Schuldgefühle einredet. Das ist Erpressung, mach Dir das mal klar! Sie will Dich für ihr mieses Leben verantwortlich machen, aber das bist Du nicht.

    Ob ich Schuldgefühle habe? Nein, nicht mehr. Aber das war ein ganz langer Prozess der Abnabelung. Früher hatte ich die auch, massiv, bis weit ins Erwachsenenalter hinein. Bis mir mal jemand gesagt hat, dass man Eltern, die sich nicht wie Eltern verhalten, auch nicht als Eltern achten muss. Das hat mir sehr geholfen.

    Und nein, ich gehe auch nicht in eine SHG für erwachsene Kinder. Ich war mal eine Zeitlang in einer SHG des Kreuzbundes, da sind Angehörige und Alkoholiker gemischt. Das hat mir insofern sehr geholfen, als dass ich mal mit Alkoholikern (auch im Alter meiner Mutter) reden konnte. Die ihren Alkoholismus zugegeben haben. Die mir erzählt haben, wie sie sich ihren Kindern gegenüber fühlen und schämen. Und die mich bestärkt haben, den Kontakt mit meiner Mutter auf ein Minimum zu beschränken. Die mich bestärkt haben, dass ich NICHT das böse Kind bin, dass ich sie nicht im Stich lasse, dass ich das RECHT habe, mein eigenes Leben zu leben. Und die mir aus ihrer warte erzählt haben, wie sie ihre Familie manipuliert haben, um Alk zu bekommen, ihre Ruhe zu haben und nichts tun zu müssen. Das war eins zu eins die Situation, wie ich sie kannte. Da habe ich ein bisschen Verständnis dafür entwickelt, wie meine Mutter - wie jeder Alkoholiker tickt. Und dass ich KEINE Chance habe daran etwas zu ändern, wenn der andere nicht will.

    Versuch stark zu bleiben - für Dich. Du wirst eh schon genug Macken davon getragen haben, und je länger Du in dieser Abhängigkeit verharrst, umso schlimmer wird es für Dich.

    Liebe Grüße

    lavendel

    Zitat

    Ich habe mich seit September 2010 von ihr komplett zurückgezogen. Kein Kontakt mehr!
    Zu niemandem aus der Familie!
    Damit geht es mir aber auch nicht gut...
    Wie geht ihr damit um??

    Hallo Hamburggirl,

    manchmal geht es eben nicht anders, auch wenn es erstmal weh tut. Man gewöhnt sich daran.

    Ich habe auch zu meiner alkoholkranken Mutter kaum noch Kontakt. Auch meine Familie (Tanten) haben mir gesagt, dass das nicht stimmt, dass ich dramatisiere uswusw.. Aber ich habe gewusst, dass das nicht stimmt, und ich habe gemerkt, wie schlimm es für mich war. Jeder Anruf tat weh, immer die Sorge, dass etwas passieren könnte. Jetzt telefonieren wir nur noch sporadisch, mehr nicht. Ich habe auch ein Recht auf ein friedliches Leben, und wenn meine Mutter das immer wieder torpediert, hat sie darin keinen Platz mehr.

    Gut, meine Abnabelung hat vor über 10 Jahren stattgefunden, und damals konnte ich das sicher nicht so abgeklärt sehen wie jetzt. Weh tut es immer noch ab und zu, wenn ich andere Eltern mit ihren Kindern erlebe und weiß, ich habe zwar theoretisch noch eine Mutter, aber ich empfinde sie nicht mehr als solche. Aber es war/ist ihre Wahl. Wenn sie nüchtern ist, gibt es Kontakt, sonst nicht. Und ich spreche das Thema Alkohol auch nicht mehr an, hat eh keinen Sinn. Denn sie hat ja "nur" Depressionen, und nein, natürlich hat sie nicht getrunken. Da zucke ich mit den Schultern und denke mir meinen Teil. Anders kann ich damit nicht leben. Es tut weh, aber so ist es nun mal. Man muss sich dann eben eine Ersatzfamilie suchen.

    Liebe Grüße

    lavendel

    Hallo Diandra und Aurora,

    wir sind (schon lange) wieder zurück aus Venedig. Ohne Benedetto, oder Wojtyla diesmal 8), nur zu zweit. Kleiner Insider :cool:. Venedig ist schon wieder so weit weg...

    Nun hat endlich (!) das richtige Bauen am Haus angefangen. Der Bauantrag ist da, jetzt gehen die Arbeiten mit den Handwerksfirmen los, das heißt, jetzt wird es richtig spannend. Welch ein Abenteuer, denke ich immer, nie hätte ich mir sowas träumen lassen, als ich mich hier angemeldet habe. Und bedauere alle Cos, die sich nicht trauen, einen Schlussstrich unter eine traumatische Beziehung mit einem nassen Alkoholiker zu ziehen.

    Manchmal denke ich, man muss ziemlich genau wissen, wie ein gutes Leben für einen selbst aussehen soll, damit man sich traut. Wenn man keine Vision hat, wofür soll man sich dann anstrengen? Meine Vision war damals "einfach" ein ruhiges, friedliches und planbares Leben. Nichts Großes, aber für mich wars der Himmel, als ich es dann endlich hatte. Dass ruhig und planbar so schnell vorbei sein würde, habe ich allerdings nicht geahnt :lol:. Aber der jetzige Trubel macht Spaß.

    Nur eins macht mir Bauchweh: Japan. Meine beste Freundin lebt dort, und ich habe ein Ticket für Ende April, um sie zu besuchen. Ich hoffe so sehr, dass bis dahin in Fukushima eine relative Ruhe einkehrt... Gegen das, was dort passiert ist, kommen mir all die kleinen Probleme in der Arbeit, beim Haus, in der Beziehung, im Alltag plötzlich so unwichtig vor.... Manchmal ist es gut, wenn die eigene Brille mal gerade gerückt wird.

    lavendel

    Zitat von Rosita

    Manchmal denke ich, dass ich es hätte ruhen lassen sollen. Es tut mir nicht gut, in alten Wunden zu rühren.
    Bin traurig!!

    Hallo Rosita,

    zuerst einmal wünsche ich Dir ganz viel Kraft, damit Du wieder auf die Beine kommst!

    Ja, man hätte alles ruhen lassen können, das ist richtig. Dennoch denke ich, dass man (Du!) dann den Rest Deines Lebens wie unter Mehltau verbringen würdest, schwer, eingeengt, immer traurig und stumpf. Für den Moment wäre es vielleicht einfach gewesen, alles ruhen zu lassen, aber auf Dauer? Für den Rest Deines Lebens?

    Mir ging es auch so, mittendrin hab ich mich oft gefragt, warum ich mir das alles antue, das Leben vorher sei doch nicht so schwer und schmerzhaft gewesen wie der Zustade, in dem ich alles aufgewühlt und umgeworfen habe. Aber irgendwann war das Wühlen vorbei, der Ballast abgeworfen, und erst da gab es die Chance für ein neues Leben - was sich natürlich auch nicht sofort eingestellt hat. Aber immerhin war Raum dafür da, und der wäre nie entstanden, wenn ich weiter im Mehltau hocken geblieben wäre.

    Ich hatte mal eine Postkarte, da saß der dicke Kater Garfield (kennst Du den?) klatschnass im Regen auf einem Baum und sagte sich "es könnte schlimmer sein". Das hab ich mir damals auch immer gesagt...

    Sonnige Grüße

    lavendel

    Hallo Rosita,

    Zitat von Diandra

    Man kann sich NICHT abgrenzen, loslassen und sich dadurch besser fühlen auf Dauer, in dem man meint, man muss nur den Alki verstehen und seine pitschnasse Seite tolerieren bzw. ignorieren. Damit kommt man auf Dauer NICHT weiter.

    genau das meinte ich mit "Gehirnwäsche". Ich habe das Gefühl, dass Du genaus das lernen willst: Dass es Dir einfach nichts mehr ausmacht, wenn Dein Mann trinkt, Dich beschimpft, provoziert.... Um das zu erreichen, brauchst Du aber eine Gehirnwäsche, denn ein normaler Mensch hält das nicht auf Dauer aus, ohne sich selbst völlig zu verbiegen und zu verleugnen. Und wie schlimm es für Dich ist, schreibst Du in jedem Post.

    Ich hab das auch versucht, erst wie alle Cos, den Alkohol wegzunehmen, Szenen zu machen, zu drohen, dann habe ich versucht mich abzugrenzen, meins zu machen, mit Freundinnen auszugehen, alleine wegzufahren. Und dann? Komme ich wieder und hab denselben Mist wieder vor der Nase. Und immer unruhig, immer Angst, immer ein schlechtes Gewissen. Das hat erst lange nach der Trennung aufgehört, und ohne hätte es nie aufgehört. Ich hab darüber hunderte von Posts in meinem Tagebuch geschrieben, und ich weiß für mich, dass ich an seiner Seite nicht hätte weiterleben können.

    Aber jetzt bin ich glücklich! Die Welt ist nicht untergegangen, ich bin nicht zusammengebrochen.

    Und deshalb kann ich niemandem guten Gewissens raten zu versuchen, sich damit zu arrangieren. Man geht daran kaputt. Erst psychisch und irgendwann auch physisch. Letztlich ist es meiner Meinung nach ein Selbstmord auf Raten.

    lavendel

    Zitat von Rosita

    Im Grunde genommen will ich mich gar nicht trennen.

    Hallo Rosita,

    genau das ist der Knackpunkt: Du WILLST Dich nicht trennen. Das ist doch mal eine ehrliche Aussage.

    Ich glaube aber nicht, dass man Dir dafür hier Ratschläge geben kann oder will. Keiner von uns Cos wird Dir Wege aufzeigen, wie sich das Leben mit einem nassen Alkoholiker meistern lässt und sich geduldig immer weiter anhören, wie furchtbar Du das findest und wie sehr Du leidest.

    Siehst Du nicht Deinen Spagat? Du willst dieses Leben nicht mehr und du willst Dich nicht trennen. Dein Mann macht keinerlei Anstalten, trocken werden zu wollen. Wie soll das gehen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mensch, der so tickt wie Du (und viele andere Cos) sich eine Elefantenhaut antrainieren kann, durch die nichts mehr durchdringt. Letztlich willst Du Dir mit unserer Hilfe und der Deines Therapeuten eine Gehirnwäsche verpassen und ein anderer Mensch werden, um das Zusammenleben ertragen zu können und nach außen weiterhin ein "heiles" Leben zu demonstrieren, das es nicht gibt.

    Rosita, wach werden! Ehrlich werden!

    Schreib doch mal auf, wie Du Dir eine harmonische Beziehung und ein zufriedenes Leben vorstellst (nicht im Hinblick auf Deinen Mann, sondern im Hinblick auf DEINE Wünsche). Und dann gleich mal ab, wie es jetzt aussieht.

    lavendel

    Hallo Rosita,

    habe jetzt mal aus Neugier Deine ersten Posts gelesen, die sind jetzt ein Jahr alt. Und dann die neuen, die sind ein paar Tage alt. Mein erster Eindruck: Da hat sich nichts getan. Du hast dieselben Ängste, suchst dieselben Ausflüchte, hast 1.000 mal "ja, aber..." parat und einen Haufen Ausreden, warum eine Trennung nicht geht.

    Wenn es Dir wichtiger ist, was die Leute denken, ob Du ein Schuldendesaster haben wirst (hast Du ja jetzt eh schon), und dass Du lieber weiter so tun willst (vor Dir und anderen), dass Du bei der Wahl dieses Mannes keine Fehler aus der Vergangenheit wiederholt hast - ja, dann werden sich Deine Posts auch in einem Jahr noch so lesen wie heute und vor einem Jahr.

    Und bedenke: Es ist Deine Lebenszeit, die Du vergeudest, es ist Dein Unglück, das Du erträgst, es sind Deine Nerven und Deine Gesundheit, die dabei draufgehen. Du musst weder hier noch Deinem Therapeuten etwas beweisen, es geht allein darum, dass es Dir besser geht - irgendwann. Ich wage mal die Prognose, dass es Dir an der Seite dieses Mannes auf absehbare Zeit immer schlechter gehen wird, und Du immer weniger Kraft haben wirst, etwas zu ändern.

    Das hört sich brutal an, tut mir Leid. Ab so sehe ich Deine Situation. Und auch mir hat erst die erschreckende Erkenntnis, dass ich liebr tot wäre als das Leben an der Seite meines trinkenden Partners weiterzuleben, und dann deftige Tritte in den Allerwertesten geholfen, endlich Konsequenzen zu ziehen.

    Viele Grüße

    lavendel

    Liebe Julie,

    Zitat von Juliemaus

    es ist halt nur so schwer, weil er eben GAR keinen hat und wenn er sich mal 2 tage nicht meldet, muss ich mich zwangsläufig melden, um mich zu vergewissern, dass eh nix passiert ist!! man weiß es ja wirklich nicht! und man kann seinen papa doch nicht 1 woche in der wohnung verwesen lassen, wenns wär!!! also wird das wohl nie aufhören...

    doch, kannst Du. Es ist SEINE Verantwortung! Ich weiß, dass sich das brutal anhört, und ich hab auch lange gebraucht, dahin zu kommen.

    Du hast gefragt, wie es mit meinem Vater weitergegangen ist: er ist gestorben an Leberkrebs. Das ist aber schon 11 Jahre her. Jetzt habe ich noch meine Mutter, die auch trinkt. Die alleine wohnt, sich aber phasenweise völlig abkapselt, nicht ans Telefon geht. Wir hatten mal eine Verabredung - jeder ruft am Wochenende abwechselnd an. Wenn sie das nicht tut weiß ich immer, was gebacken ist. Früher habe dann trotzdem ich angerufen, manchmal bin ich vor lauter Angst sogar hingefahren. Das mache ich schon lange nicht mehr. Mir reicht zu wissen, was da los ist, ich muss das nicht auch noch hören oder sehen. Natürlich ist da eine unterschwellige Unruhe, aber die ist sowieso da, und die kann ich auch nicht ganz abschalten. Aber mit meiner harten Haltung gehts mir deutlich besser als zu den Zeiten, wo ich dann immer rotiert hab, wenn ich nichts von ihr gehört habe. Manchmal gabs noch Vorwürfe, dass ich mich nicht melde, da habe ich dann auf die Verabredung des Abwechselns verwiesen.

    Und ich gehe auch davon aus, dass ich irgendwann einen Anruf bekomme, dass man meine Mutter tot in der Wohnung gefunden hat. Das kann ich aber nicht ändern!!! Egal, ob ich anrufe oder nicht! Julie, du kannst es NICHT ändern, dass sich Dein Vater zu Tode säuft! Du kannst nur zusehen, dass Dein eigenes Leben halbwegs erträglich verläuft. Und dazu gehört Abstand! Seit ich mich sehr distanziert habe, geht es mir besser. Wünsche Dir viel Kraft.

    lavendel

    Hallo Julie,

    wahrscheinlich bekommst Du keine Antworten, weil Du nichts tun kannst. Das Einzige, was Du tun kanst ist Dein Leben zu leben. Dein Vater wird sich totsaufen, wenn er das will, das wirst und das kannst Du nicht verhindern. Schwer zu akzeptieren, ich weiß.

    Meiner hat das ganz ähnlich gemacht, über Jahre hinweg. War auch alleine, hat sich nicht um Freundschaften gekümmert, und immer behauptet, er habe kein Problem. Er hat auch gejammert, dass er keine Aufgabe mehr habe, und alles sinnlos sei. Ich denke, das Trinken war seine Art des Selbstmords. Ich konnte da nichts machen. Natürlich habe ich auch dauernd ein schlechtes Gewissen gehabt, ich müsse doch und solle doch und Du sollst Deine Eltern lieben und achten... Aber als Kind kann man nichts verhindern. Wenn Dein Vater trinken will, wird er es tun.

    Du musst an Dich denken. Du musst dir klarmachen, dass Dein Vater ein erwachsener Mensch ist, der tun kann, was er will. Du musst erkennen, dass auch Du nur ein Leben hast und ein Recht auf Glück. Und wenn es Dich zu sehr belastet solltest Du Dir auch überlegen, den Kontakt abzubrechen, oder zumindest auf Eis zu legen. Du gehst sonst daran kaputt.

    Liebe Grüße

    lavendel

    Hallo,

    habe gerade mal wieder ein bisschen hier gelesen und bei Einigen festgestellt, dass nach der Trennung nicht nur die große Leere kommt, sondern auch das Gedankenkarussel "Hab ich mir das nicht alles nur eingebildet? War das wirklich so schlimm?".

    Mir ging das damals nach der Trennung ganz genauso. Was mir da sehr geholfen hat ist, dass ich schon ewig Tagebuch schreibe. Einfach unzensiert die Gedanken, Gefühle und Begebenheiten des Tages. Darin zu lesen, hat mich in der Trennungszeit und danach immer wieder bestärkt, dass die Trennung nicht falsch war, dass es keine Hirngespinste sind, wie schlimm es war. Das hilft denjenigen, die sich getrennt haben, jetzt natürlich nicht mehr, aber vielleicht denen, die noch mitten in der Beziehung mit einem trinkenden Partner stecken? Nur mal so als Tip.

    lavendel

    Zitat von Dante

    Als ich dich kennen lernte, hatte ich den Eindruck, dass du überall zu Hause sein würdest & mit jedermann umgehen könntest. so kann man sich täuschen! :lol:

    Cos können wunderbar Theater spielen, das kann man doch hier allenthalben nachlesen :wink:.

    Wir fliegen am Montag nach Venedig. Das habe ich - glaube ich - zum ersten Mal alleine gemacht, irgendwann nachdem ich hier ins Forum gekommen bin. Da hab ich noch mitten in der Trauer und dem Kampf um meinen Ex gesteckt. Ich musste mich furchtbar überwinden, und dann war es soooo schön, dass ich mich gleich in die Stadt verliebt habe :D. Und jetzt fahre ich zum fünften Mal - meine Güte, wie die Zeit vergeht - und zum zweiten Mal zu zweit. Wir haben Karten für die Fenice - die venezianische Oper, in der ich immer schon mal ein Konzert hören wollte - und wo ich mir immer die falsche Reisewoche ausgesucht habe. Aber diesmal! Leider "nur" ein Klavierkonzert :lol:. Und dann ein weiteres Klavierkonzert im Palazetto Bru Zane, das wir im letzten Jahr entdeckt haben. Da passen nur 99 Leute rein, es ist ein alter Palast. Ich freu mich riesig :D.

    lavendel

    Liebe Karin,

    wenn es jetzt noch nicht zu spät ist....

    Ich würde Dir raten, nochmal hinzufahren. Nicht, weil Du musst, Du musst garnichts. Auch nicht für Deinen Vater oder Deine Mutter. Sondern für Dich.

    Mein Vater ist genaus so elend gestorben wie Deiner. Leberzirrhose, Wasser in Beinen und Bauch, das auch durch entwässernde Medikamente nicht mehr wegging. Das ging dann ganz schnell. Nachts um halb elf war ich noch bei ihm im Krankenhaus, da haben sie mir gesagt, er sei stabil, neun Stunden später ist er gestorben.

    Ich hatte ein genauso zwiespältiges Verhältnis zu meinem Vater, er hat auch getrunken, seit ich denken kann, mit all dem Terror, der dazugehört. Ich hatte dann jahrelang keinen Kontakt zu ihm, erst als meine Großmutter - seine Mutter - im Sterben lang, gabs den wieder - notgedrungen. Wir haben uns dann auf eine ziemlich distanzierte Weise Weise wieder angenähert, aber als er gestorben ist, hatten wir Frieden miteinander. Keine Liebe, jedenfalls nicht von meinr Seite, aber Frieden, und darüber bin ich unglaublich froh. Als er tot war, wärs nämlich zu spät gewesen, und ich kenne Erwachsene, die hadern immer noch mit ihren Eltern, obwohl die schon lange tot sind, und da kann man dann nichts mehr befrieden.

    Es ist nicht so, dass ich meinen Vater jetzt rosarot sehen würde, aber ich hasse ihn auch nicht mehr. Und das ist mir ganz wichtig, denn solch ein Hass würde MICH beeinträchtigen, und das will ich nicht.

    Tja, und die Umgebung? Ich denke, keiner, der sowas nicht erlebt hat, kann unsere Gedanken verstehen. Ich habs auch aufgegeben, mit anderen, die nicht das Gleiche erlebt haben, darüber zu sprechen. Es hat keinen Sinn, und das Nichtverstanden werden gerade von Personen, die einem nahestehen, tut einfach unglaublich weh. Dabei können sie wahrscheinlich garnicht anders, weil sie diese Hölle nicht erlebt haben.

    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft.

    lavendel

    Zitat von frustriertetochter2010

    Ich hab keine Wut mehr. Ich will von ihr einfach nichts mehr wissen.
    Sie hat mir im Leben soviel angetan... und wenn sie mich und die Kids lieben würde dann würde sie zumindest versuchen sich zusammen zu reißen.
    Nein sie säuft alle 2-4 Tage wie ne Irre.

    ...

    In diesem Sinne entweder sie wird elend vor sich hin ...... oder sie rafft es endlich und kriegt ihren Arsch hoch. :roll:

    Hallo frustrierte Tochter,

    soso, Du hast keine Wut mehr :wink:. Na, da lese ich aus Deinen Posts in verschiedenen Threats aber ganz was anderes.... Angeblich ist sie Dir egal? Dafür investierst Du aber eine ganze Menge Zeit, sie hier zu beschimpfen und über sie zu schreiben :wink:.

    Jetzt kannst Du mich wie ein Rohrspatz beschimpfen - nur zu 8).

    Ich erzähle Dir mal von mir. Bin ja nun schon ein bisschen älter als Du. Aber meine Mutter trinkt auch. Seit ich denken kann, also seit knapp 40 Jahren mindestens. Mit allem, was dazu gehört, Entzügen, Delirien, Arbeitslosigkeit, desolaten Männergeschichten, bis hin zur temporären Verwahrlosung.

    Ich habe sie lange gehasst für all das, was sie mir angetan hat, die furchtbare Kindheit, das ständige Bangen um sie, noch als ich so alt war wie Du jetzt und schon längst aus dem Haus. Ich habe sie (und meinen Vater) für mein reichlich verqueres Seelenleben verantwortlich gemacht, für das Gieren nach Anerkennung, die Schwierigkeiten, mit anderen Menschen adäquat umzugehen und vor allem für mein mangelndes Selbstbewusstsein.

    Aber weißt Du was? Irgendwann bist Du GROSS, nicht mehr das kleine Mädchen. Irgendwann bist Du SELBST dafür verantwortlich, wie es Dir jetzt geht und in Zukunft. Irgendwann musst Du es selbst in die Hand nehmen, wenn Du das Gefühl hast, völlig verquer zu sein. Es ist sehr einfach, jahrelang die Schuld auf andere zu schieben, statt selbst die Verantwortung für sich und sein Leben zu übernehmen.

    Ich habe in Psychotherapien und in Seelsorgegesprächen gelernt mich zu hinterfragen, mein Denken, mein Tun. Herausgefunden, warum ich wie handele und wie ich es besser machen kann. Dazu gehörte, Wut und Hass auf meine Mutter zuzulassen, aber dazu gehörte irgendwann AUCH, meinen Frieden mit ihr zu machen. Und zwar nicht IHRETWEGEN, sondern MEINETWEGEN.

    Heute hasse ich sie nicht mehr. Sie tut mir Leid, es tut mir Leid, wie sie ihr Leben ruiniert hat. Aber ich lebe mein Leben, und das finde ich schön :D. Da kann sie machen, was sie will. Wenn sie mal wieder rumtillt, lege ich auf. Wenn ich wochenlang nichts von ihr höre, weiss ich, was gebacken ist und melde mich auch nicht. Wenn sie mir blöd kommt (auch wenn sie nüchtern ist) lege ich auf. Wenn sie etwas wissen will, was ich ihr nicht erzählen will, tue ich das nicht. Ich bin erwachsen wie sie, ich bin nicht mehr das liebe Kind, das sich Dinge gefallen lässt. Und damit geht es mir gut :D . Da muss ich sie nicht mehr hassen, ich hab mich abgenabelt. Ich glaube, man kann nur jemanden hassen, den man liebt. Denn sonst wäre Dir der andere egal.

    Und nochwas. Auch mein Vater war Alki. Den habe ich als Kind wirklich gehasst. Irgendwann war er dann sehr krank, Leberkrebs. Ich hab meiner Freundin davon erzählt. Deren Vater war auch Alki und gerade gestorben. Sie sagte mir "und du wirst traurig sein, wenn er stirbt, denn Du hast nur einen Vater." Ich habs ihr nicht geglaub t, aber es war so. Daran musste ich im Nachhinein oft denken. Es ist nichtso, dass ich irgendein liebevolles Gefühl ihm gegenüber hege, aber es ist trotzdem komisch, dass er nicht mehr da ist. Und es wird ebenso komisch sein, wenn meine Mutter eines Tages nicht mehr da ist, auch wenn ich sie höchstens einmal im Jahr sehe und auch nur höchst sporadisch mit ihr telefoniere.

    Also: kultivier Deine Wut und Deinen Hass, das ist wichtig für die emotionale Abnabelung. Aber vergiss nicht dass Du auch Dir damit auf Dauer schadest, und dass es sich mit einer gewissen Portion Gleichgültigkeit wesentlich besser leben lässt.

    Viele Grüße

    lavendel

    Zitat von dorothea

    ich würde mich freuen etwas öfter von dir hier zu lesen, du bist ein prima beispiel dafür das man sein leben befreien kann.

    Wie ich ja schon bei Nici geschrieben habe wundere ich mich (immer wieder ;-)), dass meine paar dürren Zeilen Mut machen. Dann steuere ich noch mal zwei Erlebnisse bei, die absolut wegweisend für mich waren, für mein Selbstbewusstsein und mein jetziges Leben.

    1. Venedig

    Ich wollte da schon ganz lange mal hin - seit ich den ersten Commissario Brunetti-Krimi gelesen hatte. Dann waren mein Ex und ich ganz in der Nähe in einem Ferienhaus und ich hab gebettelt und gebettelt, ob wir da nicht mal für einen Tag hinfahren könnten. Kategorische Antwort: Nein, zu laut, zu teuer, zu voll. Stattdessen haben wir mitten im Friaul fünf Tage bei Wein, Schnaps, Zigaretten, Brot und Schinken in einem einsamen Haus in den Bergen gesessen, von wo ich nicht alleine wegkam. Das war mein erstes Mal Italien.

    Nachdem ich mich dann getrennt hatte hab ich mir x-mal überlegt, ob ich mich das traue. Eine fremde Stadt, ich kann kein Italienisch, mein Orientierungssinn ist gleich null (Zitat: "Du verläufst Dich ja noch im Supermarkt um die Ecke." - stimmt :oops:), und überhaupt. Habe dann einen Flug gebucht, mir ein billiges Hotel gesucht und bin todesmutig losgeflogen. Alleine. Im Februar. Venedig war grau, kalt und nass. Ich bin nach drei Tagen todkrank wiedergekommen, aber verliebt in diese morbide Stadt und überglücklich, dass ich mich getraut habe. Seitdem fahre ich jedes Jahr im Februar oder März ein paar Tage dorthin, im letzten Jahr haben wir das zu zweit gemacht, und dieses Jahr ist es am 14. Februar wieder so weit - zu zweit. Was ich damit sagen will: es lohnt sich, Dinge auszuprobieren, die man sich "eigentlich" nicht zutraut, und es ist erstaunlich, was man dabei über sich selber lernt.


    2. Andere Menschen

    Seit gut zwei Jahren bin ich in einem anderen Forum unterwegs, wo es um mein Lieblingshobby geht. Da gab es dann mal ein Treffen in einer Stadt bei mir um die Ecke, ein Nachmittag und Abend. Ich hatte mich angemeldet (Ich kann mich nicht immer verkriechen!!!), und bin da dann auch aus Pflichtbewusstsein hingegangen, obwohl mir um diese Zeit eigentlich nach der Trennung vom Ex nur zum Heulen war. Ich wollte mir beweisen, dass ich nicht vollends zum Eremiten werde. Habe diesen Nachmittag auch mit zusammengebissenen Zähnen und viel gutem Willen hinter mich gebracht. Nicht aus Spaß, sondern aus Dickkopf. Hat keiner gemerkt, daraus haben sich dann tatsächlich Freundschaften ergeben.

    Ein halbes Jahr später gab es ein Folgetreffen in Wien. Drei Tage. Ganz weit weg, Flug, teuer, eine Gruppe von gut 30 Leuten. Eigene Anreise, eigenes Hotel, aber irgendwie dann doch Gruppe, organisiert, mit Besichtigung, Museum, Essen, geselliger Abend. EIGENTLICH ein tolles Programm, wenn da nicht die vielen anderen Menschen wären... Bis zum letzten Tag hab ich mir überlegt, Hotel und Flug zu stornieren, hätte mir einen Verlust von 50 Euro beschert, mehr nicht. Aber auch da bin ich dann aus Dickkopf hingeflogen, Reiseführer im Gepäck ("wenn mir das zu doof wird, ziehe ich alleine los"), mit dem Gedanken "Du darfst Dich nicht immer verkriechen, Du wirst ja langsam wunderlich". Als ich nach den drei Tagen nach Hause geflogen bin, hab ich mich selbst nicht mehr erkannt: Das hatte ja tatsächlich SPASS gemacht, das war SCHÖN, hier und da zu schwätzen, zumal alle dieselbe Leidenschaft pflegen, wo es dann egal ist, ob der Gesprächspartner männlich oder weiblich, 16 oder 60 ist. Und das Beste an diesen zwei Überwindungen war, dass ich dort meinen jetzigen Lebensgefährten kennen gelernt habe ;-). Er war Gastgeber des ersten Treffens, beim zweiten auch dabei. Dort haben wir uns unterhalten, sind danach ein paar Mal ins Konzert und in die Oper gegangen, haben zusammen gekocht, irgendwann hats dann gefunkt und jetzt gibt’s das gemeinsame Projekt "Haus". Ohne dass ich jemanden gesucht hätte, ohne etwas zu forcieren, einfach nur, weil ich mich trotz Angst, Unlust, Sorge, uninteressant zu sein, mich nicht unterhalten zu können, mir inmitten einer Gruppe einsam vorzukommen, unter Menschen getraut habe.

    Also, nur Mut! In kleinen Schritten, vielleicht erstmal alleine ins Kino oder ins Café, in ein Konzert. Vielleicht mal einen Tagesausflug in die nähere Umgebung. Und dann die Kreise immer weiter ziehen um irgendwann festzustellen "ich werd ja garnicht gefressen" 8).

    lavendel

    Zitat von n i c i

    Wie habt ihr es geschafft, eure Unsicherheit, eure Angst so zu überwinden um relativ unbelastet ( klar, die Belastung "CO"wird wohl immer so bleiben ) auf Menschen zu zugehen.

    Hallo Nici,

    erstmal "danke" für Deinen lieben Kommentar in meinem Threat :-). Ich bin immer ganz erstaunt, wenn ich so was lese, wo ich doch nur ein ziemlich knappes Resumée gezogen habe ;-).

    Tja, neue Leute kennen lernen...: "Normalos". Garnicht so leicht in "unserem" Alter ;-)... Ich bin übrigens genauso alt wie Du.

    Die Frage bei der Angst vor neuen Kontakten ist ja, ob man überall "co" ist, und wenn ja, in welchem Maße. Ich war es ganz eindeutig heftig bei meinem Ex, weniger heftig bei den meisten Freunden und bin es überhaupt nicht im Job ;-). Nach der Trennung von meinem Ex hatte ich noch zwei "Rückfälle" bei Freundinnen, die noch viel mehr als ich mit ihrem Leben haderten und die mich fast täglich mit stundenlangen Telefonaten bombardiert haben. Da habe ich dann irgendwann auch gemerkt, so nicht.

    Ich hab dann mal nachgedacht und festgestellt, dass ich scheinbar Menschen mit Problemen anziehe (angezogen habe), vielleicht auch, weil es da dann Gesprächsstoff gab. Vielleicht waren mir auch die "Normalos" unheimlich? Oder zu "langweilig"? Weiss ich nicht. Irgendwann hab ich aber gemerkt, dass ich keine Lust mehr habe, nur noch Probleme zu wälzen, sondern dass es viel mehr Spaß macht, zu albern, ins Kino zu gehen, über die Kollegen zu lästern, die Männer oder sonst was. Reden über "normale" Dinge eben. Damit hat sich dann der Freundeskreis reduziert, aber wirklich traurig bin ich darüber nicht. Ich stelle fest, wie schön es ist, mit meinen Freundinnen eben über Alltagskram zu reden (wozu natürlich auch mal Probleme gehören, aber eben nicht nur). Gut, es sind jetzt weniger Kontakte als früher, und neu hinzugekommen ist auch nicht viel, aber das macht mir nichts. Was mich auch zu Deiner Frage bezüglich einer SHG führt: Ich bin damals zusätzlich zum Forum zum Kreuzbund gegangen und hab mir da Bestärkung geholt, mich von meinem Ex abzugrenzen. Die Leute da waren auch alle lieb und nett, aber als ich für mich mit meinem Ex abgeschlossen hatte, war für mich auch die SHG obsolet. Ich wollte keinen "Ersatzfreundeskreis", nur um nicht alleine zu sein, und der mich doch immer weiter intensiv im Alk-Dunstkreis leben lässt, aus dem ich doch unbedingt rauswollte.

    Mit Menschen, die viel trinken, könnte ich auch keinen Umgang haben, aber wenn mal jemand ein Glas Wein trinkt, habe ich damit kein Problem, das ist für mich kein KO-Kriterium für eine Freundschaft.

    Ich glaube übrigens nicht, dass man wirklich mit Vorsatz Freunde finden kann. Ich hatte es seinerzeit mal mit einer Kontaktanzeige versucht, Frauen kennen zu lernen, für Kino, essen gehen, kochen, Spaziergänge... Gemeldet haben sich vier, alle in dicken Lebenskrisen. Das ist/war nun wirklich nicht das, was ich wollte. Therapiert hab ich schon genug ;-).

    Und Therapie? Mir gings damals wie Dir: Meine Hausärztin hatte mich zu einer Therapeutin vermittelt. Der habe ich meine damalige Geschichte erzählt, worauf sie meinte: "Sie stehen doch mit beiden Beinen im Leben, was wollen Sie denn?". Irgendwie war ich ein bisschen enttäuscht, denn eine Therapie kann ja durchaus auch was "anheimelndes" haben: "Man" kümmert sich um mich, wo ich mich sonst immer um andere kümmere. Im Nachhinein denke ich, dass sie Recht hatte: Ich wusste ja, was ich wollte, aber den Weg dahin musste und konnte ich alleine gehen.

    Ich glaube, ganz viel Co-Verhalten erledigt sich von selbst, wenn man festgestellt hat wie schön es ist, eben nicht immer und überall verantwortlich zu sein, sondern seinen Spaß, seine Lebensfreude und seinen Lebenssinn aus anderen Dingen als aus Problemen zu ziehen, eben aus Pralinen, Baden, joggen, basteln, Musik machen, was auch immer einem Spaß macht.

    Liebe Grüße

    lavendel

    So, jetzt hat schon wieder ein neues Jahr angefangen, heute war mein letzter Urlaubstag, und ab morgen beginnt der Ernst des Lebens wieder.

    Im Urlaub habe ich hier im Forum ab und zu mal gelesen, viel bei den Cos und ein bisschen bei den Alki-Kindern, und mal wieder festgestellt, wie gut es mir geht :D und wie sehr sich der Weg der Emanzipation von Exfreund und trinkender Mutter gelohnt hat. Auch wenn er zeitweise furchtbar schwer war, und ich auch gerade bei meiner Mutter doch ab und zu immer noch kurzzeitig Schwierigkeiten habe zu denken "das ist Dein Leben und Deine Verantwortung".

    Den Urlaub habe ich mit meinem Lebensgefährten verbracht. Unser großes Thema ist die Sanierung des Hauses, das wir im Sommer gekauft haben - ein Riesenprojekt, wo uns doch manchmal mulmig wird mit all den Entscheidungen, Festlegungen und Verantwortlichkeiten, und wo es auch mal kracht, wenn wir verschiedene Ansichten haben. Auf der anderen Seite ist es für mich immer noch ein Wunder festzustellen, dass man sich mit seinem Partner auch hart auseinandersetzen kann, ohne niedergemacht, angeschrieenen oder gedemütigt zu werden. Festzustellen, wie anders ein Streit ohne Alkohol verläuft. Festzustellen, dass man sich auf den anderen verlassen kann. Festzustellen, wie schön ein Leben in Verlässlichkeit ist, ohne Telefon-, SMS- oder sonstigem Terror, wie ihn manche Cos gerade erleben.

    Wenn ich bei desperate oder dobby lese, kann ich mich noch gut an meine eigenen Gefühle erinnern, das Schwanken, die Angst um den Anderen, die Angst, dass man nicht stark bleibt, wenn der Andere wieder ankommt, das schlechte Gewissen. Und doch ist das alles mittlerweile sooooo weit weg, und ich bin soooo froh, dasss ich meine Kräfte und Gedanken jetzt für schöne Dinge aufwenden kann. Dass das Leben halbwegs kalkulierbar bleibt (wenn man nicht gerade morsche Deckenbalken im Haus entdeckt 8)), dass ich weiß, wie ich mein Gegenüber morgen antreffe, dass ich einfach zufrieden bin in meinem Leben. Dass ich mich über die Schachtel Pralinen freuen kann, die vor mir auf dem Tisch steht, den Weihnachtsstern, der im Fenster leuchtet, die Ruhe, den inneren Frieden und einen Abend alleine zuhause. All sowas wird man an der Seite eines nassen Alkoholikers nie finden.

    Deshalb wünsche ich allen Cos, sich darauf zu besinnen, was sie sich für IHR Leben wünschen, und dafür zu kämpfen. Es lohnt sich :D.

    lavendel