Warum leugnen Alkoholiker so standhaft?

  • Ach, geht doch

    Selbstlügen, so kann man das erste nennen, aber es gibt scheinbar normale Personen , die schlimmer sind, ich meine richtige Lügner.
    Leute die sich heimlich zusaufen und dann auch noch die ganze Umwelt bewusst belügen.

  • Hallo Joker,

    das Leugnen ist ein Teil der Krankheit. Der Betroffene ist selbst nicht in der Lage abzuschätzen, wie tief er schon in der Abhängigkeit, in der Sucht drin steckt.

    Es ist sehr schwer zu zugeben, dass etwas nicht stimmt.
    Es spielt dabei wohl immer noch eine Rolle, dass man in der Regel erzogen wird keine "Schwächen" zu zugeben, und kämpft dagegen, dass da etwas ist, was stärker ist, nämlich der Alkohol. Man muss sich eine "Niederlage" eingestehen, und das wiederstrebt zunächst einmal. Man glaubt immer noch man könne es kontrollieren. Die Vorstellung von einem Leben ohne Alkohol ist dann noch sehr schlimm.

    Das Eingeständniss: Ich bin Alkoholiker, heisst ja in der Konsequenz, dass ich mein Leben komplett umstellen muss, und es heisst, ich kann nie wieder Alkohol trinken. Ich höre auf zu kämpfen, ich kapituliere.

    Gruss Joachim

  • Hallo Joker,

    ich als "Frischling" kann dir zum Thema verleugnen oder lügen sagen, dass es für mich so eine Art Selbstschutz war unangenehmenen Fragen oder Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Weiterhin wollte ich die Angelegenheit verharmlosen um nicht als Alkoholiker dazustehen.
    Persönlich habe ich es mir bis jetzt eingestanden, doch weiter daran zu arbeiten fällt mir sehr schwer.

    Bis bald Andreas

    "Und mein Weg ist immer noch nicht zu Ende, und wird es auch nie sein, denn die Alkohol-Krankheit tragen wir in uns, zwar schlafend solange wir abstinent leben, und abgespeichert in unserem Suchtgedächtnis." (Rose)

  • Hallo Joker,

    einige deiner Fragen sind zu persönlich, die möchte ich hier nicht öffentlich beantworten. Schreibe dir eine Antwort per PM.

    Bis bald Andreas

    "Und mein Weg ist immer noch nicht zu Ende, und wird es auch nie sein, denn die Alkohol-Krankheit tragen wir in uns, zwar schlafend solange wir abstinent leben, und abgespeichert in unserem Suchtgedächtnis." (Rose)

  • Nun, ich weiss nicht ob ich dir mit meiner Erfahrung weiter helfen kann.... Aber das Verleugnen/Verstecken kenne ich sehr gut! Und ein Alkoholiker hört nicht auf, wenn er unter Druck gesetzt wird, sondern NUR, wenn er selbst nicht mehr will! Das kann irgendein Auslöser im Kopf sein.... es kann "dein Druck" sein, aber darauf würde ich mich nicht verlassen!

    Mein Freund hat klar zu mir gesagt, dass ich es verstanden habe, es sehr gut zu verstecken! Ich habe offen mein Bier getrunken, klar! Riecht man ja auch! Aber von der Menge an Flaschen hatte er keine Ahnung.

  • Zitat von Joker

    öh... pm?
    Bahnhof?
    ich bin da nicht so firm, wo find ich deine Antwort denn dann??????

    :? Joker

    Hallo Joker,

    neben dem Login ist ein Button PN (hatte PM geschrieben, immer dieses englisch) und dann auf Posteingang.

    Bis bald Andreas

    "Und mein Weg ist immer noch nicht zu Ende, und wird es auch nie sein, denn die Alkohol-Krankheit tragen wir in uns, zwar schlafend solange wir abstinent leben, und abgespeichert in unserem Suchtgedächtnis." (Rose)

  • Moin Joker,

    die große Liebe beim Alkoholiker gilt uneingeschränkt nur dem Alkohol, dem man aber leider verfallen ist. Eine Trennung ist nicht so einfach.
    Alkoholiker stehen hinter und verteidigen den Alkohol, wie ein anderer das Leben seiner Mutter. Es ist existentiell "notwendig".
    Jeder Alkoholkranke verteidigt bei einem Angriff gegen dieses Übel sich und verharmlost die Situation, greift hierbei in seine Trickkiste auch unter Verwendung von (Selbst-)Lügen. Diese ganzen Lügen resultieren eigentlich aus einer erbärmlichen Hilflosigkeit, die Sucht ist einfach zu stark und man beugt sich ihr.
    Ich selbst habe auch oft genug behauptet: "wenn ich wollte dann könnte ich". Eine Phrase, mit der ich meine besorgte Umwelt in Ruhe stimmen wollte. Manchmal habe ich dann auch gewisse Auszeiten geschafft, aber irgendwann war alles wieder wie es war. Ich hatte mich dann nicht genug mit dem Erlernen des Lebens ohne Alkohol beschäftigt. Es ist meist ein Auslöser, ein Klick im Kopf, der dich erwachen lässt und dir sagt: Jetzt oder nie ! Bei dem einen ist es ein gesundheitlicher, körperlicher Zusammenbruch (mir ging es nach zuletzt exessivem Saufen auch immer schlechter, ich spreche also von dem Kater, dem Entzugsdruck und seinen Leiden) oder bei dem anderen eben auch Druck von dem Partner.
    Meine Partnerin hatte mich seinerzeit vor die Entscheidung gestellt, Alkohol oder sie (wird hier oft von Co`s kritisiert). Sie war aber so hart. Ich habe es geschafft, dem Alkohol meine große Liebe zu versagen und mich für meine Partnerin zu entscheiden. Und dafür bin ich heute auch sehr dankbar zum einen, stolz zum anderen.
    Hätte ich mich anders entschieden, würde ich heute noch tagein tagaus von diesem Teufelszeug beherrscht werden und nicht das Leben so frei und schön genießen können, wie ich es jetzt praktiziere.
    Vielleicht wäre ich auch schon im Säuferhimmel und würde da irgendwo am Tresen sitzen.
    Aber meiner Partnerin hätte ich ganz ehrlich gesagt, die andere Vorstellungen von Partnerschaft und Leben hat, dieses Co-Verhältnis auf Lebenszeit nicht zumuten können. Und für den weiteren Verlauf meines Säuferlebens ohne sie hätte ich sie auch nicht verantwortlich machen können. Alles andere wäre purer Egoismus zugunsten dieser Teufelsdroge.

    Gruß, Freund.

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