Lange Vorstellung - Langeweilegefahr!

  • Hallo Borg,

    nein, hast mich überhaupt nicht gelangweilt, erkenne mich nämlich selbst ein Stück wieder, so wie ich noch vor etwa 10 Monaten war und meine ersten Schritte in mein jetziges schönes Leben ohne Alkohol gemacht habe.

    Allerdings ist da doch ein ganz wesentlicher Punkt, der uns voneinander unterscheidet. Keine WM, kein sechser im Lotto, nicht mein Traummann (den ich besoffen sowieso nicht gefunden hätte) hätten mich davon abhalten können sofort zur Entgiftung ins Krankenhaus zu gehen. Für mich ging es damals nämlich schon darum endlich ein zufriedenes schönes Leben führen zu dürfen oder weiter ganz langsam psychisch zu sterben.

    Dass Du Dir heute schon Gedanken um einen möglichen zukünftigen "normalen" Alkoholkonsum machst, ist noch völlig normal. Die Suchterkrankung hindert uns einfach daran, uns in dieser Phase in der Du Dich jetzt befindest, sich ein Leben ohne einen Tropfen Alkohol vorstellen zu können.

    Heute bin ich an einem Punkt angelangt, dass ich einfach keinen Alkohol mehr haben will. Es ist einfach viel zu schön, bewußt und ohne Nebel im Kopf leben zu dürfen.

    Alkoholkranke können keinen "normalen" Alkoholkonsum haben. Ein wesentliches Symptom der Erkrankung ist nämlich der früher oder später einsetzende Kontrollverlust über die Menge Alkohol, die man zu sich nimmt. Deine Therapeutin hat schon recht, die Entscheidung ob Du Dich der Gefahr eines Rückfalls nach einem Jahr Abstinenz aussetzen willst, mußt dann doch schon selbst treffen. Doch wenn Du alles richtig machst, bist Du Dir nach einem Jahr schon so wichtig geworden, dass Du jedem Risiko, dass Deine Abstinenz gefährden könnte, schon ganz von selbst aus dem Weg gehen wirst.

    Ich wünsche Dir viel Mut und Kraft auf Deinem weiteren Weg.

    lg
    Teufelchen

  • Hallo Borg,

    von mir gibt es tatsächlich schon 475 Beiträge in diesem Forum. Ein Indiz dafür, wie sehr ich mich mit meiner Erkrankung auseinandergesetzt habe und das in Zukunft auch noch tun werde.

    Mein Weg war Arzt, Entgiftung, 12wöchige Langzeittherapie, Selbsthilfegruppen besuchen, Suchtberatungsstellen aufsuchen, Einzeltherapie machen, aktiv in diesem Forum mitwirken.

    Das alles mit ganz viel Vertrauen zu den Menschen, die wissen wie man es lernt trocken zu leben. Denn ich hatte ja keine Ahnung davon. Habe einfach gemacht was mir gesagt wurde ohne alles in Frage zu stellen und rumzudiskutieren. Bin ganz offen und ehrlich zu mir und zu anderen Menschen geworden und mich und damit meine Abstinenz in den Mittelpunkt meines Lebens gestellt.

    Das war und ist auch noch heute ganz harte Arbeit an mich selbst. Doch ich bin bereit sie zu leisten, weil ich mir das Wert geworden bin.

    lg
    Teufelchen

  • Hallo Borg,

    ich weiss nicht warum du bis nach der WM warten willst mit der Abstinenz, warum fängst du nicht schon im Vorfeld an?

    Den Beiden muss ich Recht geben, ich kann mir auch nicht vorstellen ohne "mal ein Bier" zu leben. Aber nach (heute) 9 Tagen wird mir das immer mehr bewusst, WAS die denn alle damit meinen!
    Ich habe das selbe Verhaltensmuster gehabt wie du, wirklich das allerselbe! Ich weiss nicht wie ich es sagen soll, aber mit jeder Minute, jeder Stunde, jedem Tag den du Ohne geschafft hast erfüllt dich von einem wahnsinns Stolz! Mittlerweile ist mir völlig egal, was die Anderen zu meinem "Wasser und Gemüsesaft" sagen! Mir geht es gut so, wie es jetzt ist! Und nicht wie es vorher war!

    Das beschi**ene Gefühl dass du beschreibst, hat mir vorher auch keiner abgenommen, also kann ich auf Leute, die mich heute "belächeln" gut und gerne verzichten!

    Ich drücke dir alle Daumen!

  • Hallo Borg,

    Zitat

    Ich bin halt besser in Dingen, wenn ich ein konkretes End-Datum habe, weniger gut bin ich bei spontanen Entscheidungen

    Ich verrate Dir jetzt mal was, was ich schon weiss und Du noch nicht.

    Du hast nicht die geringste Ahnung wie Du tatsächlich bist, wenn Du nicht mehr von Deiner Sucht beherrscht wirst.

    Außerdem es geht hier nicht um eine Diät und ein paar Kilos zuviel auf der Waage! Es geht um Leben oder Sterben. Das ist eine andere Dimension. Vergiß mal alles was bisher war und denke in ganz neue Richtungen.

    Von Diäten hast Du wahrscheinlich eine Ahnung. Davon wie Du trocken werden kannst, noch keine!

    Hart aber herzlich. Einfach nur gut gemeint von

    Teufelchen

  • Hallo Borg,

    ich begrüsse Dich im Forum, sei herzlich Willkommen.

    Zitat

    Wäre interessiert, was eure Meinung dazu ist. Kann man als Alkoholiker noch einen kontrollierten Umgang mit Alkohol geben?

    Meine Meinung = NEIN !!!!

    Ich persönlich hatte diese Gedanken nicht, weil ich an einem Punkt war, wo ich mit aller Kraft vom Alkohol weg wollte.
    Heute geniesse ich jede Stunde eines freien selbstbestimmten Lebens ohne Alkohol.
    Ich hab auch mal geglaubt ohne ihn nicht abschalten zu können, auch da kann ich aus Erfahrung sagen, es gibt sehr viele andere und vor allem. auch gesündere Möglichkeiten.

    Ich hätte noch eine Anregung für ein konkretes Enddatum ! SOFORT !

    Erlaube mir bitte noch den Hinweis, dass Du konkrete Themen bitte in den entsprechenden Unterforen besprechen kannst.

    Wünsche Dir eine gute Entscheidung !

    Gruss Joachim

  • Hallo Borg, bist Du ne Drohne oder die Queen höchstpersönlich? Hahaha, ich bin nämlich auch leidenschaftlicher Trekkie ...!

    Du schriebst:"Aber ich gehe halt zu jedem Deutschland Spiel mit ca. 10 Freunden, wir gucken uns das alle zusammen an und trinken viel. Es gibt eine, die immer mitkommt, sie trinkt immer Wasser und wird von dem Rest von uns belächelt. Oh mann, ich muss mich wohl darauf einstellen, dass ich nach dem Entzug auch belächelt werde.

    Wenn Deine Freunde Dich belächeln, wenn Du nicht mehr trinkst, dann sind das keine Freunde ! Sie werden Dich nur runter ziehen, wie wäre es, sich aus diesem Bekanntenkreis zurückzuziehen und sich einen Neuen aufzubauen? Hast Du daran schon mal gedacht? Das hört sich jetzt schwer und unvorstellbar an, aber es ist durchaus möglich.

    Zu Deiner Frage, ob mal ein Glässchen Sekt auf einer Feier drin ist, muss ich Dir leider sagen, Nein, das ist nicht möglich für Alkoholiker, man würde immer weiter trinken bis zum Vollrausch. Du wirst das sicher schon einmal versucht haben, nur ein oder zwei Gläser zu trinken, oder? Was ist dann passiert, hast Du danach aufgehört und bist nach Hause? Ist Dir das gelungen?

    Diese Gedanken an ein kontrolliertes Trinken hatten hier sicher alle mal. Man kann sich sein Leben nicht ohne Alkohol vorstellen, er war unsere Stütze in allen Lebenslagen, unser bester Freund, er hatte uns so in seinen am Ende tödlichen Bann gezogen, das wir ohne ihn nicht mehr konnten.Er hat uns assimiliert,sozusagen, Du weißt schon.... Man denkt, wie soll man denn nun auf Partys wieder lustig sein? Alle anderen trinken doch auch, warum kann ich das nicht? Weil wir es halt nicht können, es ist keine Schwäche, es ist eine Krankheit, die wir nun mal haben. Na und, mit dieser Krankheit läßt sich leben, und zwar sehr gut TROCKEN. Ich habe das für mich einfach akzeptiert,
    der Alkohol ist nicht mehr mein Freund oder Feind, er ist mir einfach egal geworden. Ich bin auch auf Partys immer noch puppenlustig, ich würde sogar sagen, noch viel lustiger, ich amüsier mich prächtig, und wenn die anderen mir zu betrunken sind, geh ich halt.

    Mach Deinen Entzug, verwende all Deine Kraft darauf, Du mußt es selber wollen, dann schaffst Du das. Danach nie wieder Blutwein, nur noch Pflaumensaft, extra groß, so wie Worf...

    Deine Einstellung wird sich noch ändern nach Deinem Entzug und trockenen Tagen und Wochen. Dann wirst Du vielleicht nie mehr trinken WOLLEN.
    Weil du nicht wieder alles wegwerfen willst, was Du erreicht hast! Dein Leben ist dann wie ein lebenslanger Urlaub auf Risa, zwinker...

    So nun hab ich genug Startrek und andere Weisheiten abgeseiert, ich drück Dir die Daumen ganz fest !!

    Life Long and Prosper
    Gruß von der Lilly

  • Hallo Borg,

    klar kannst Du hier auf die Fragen antworten.

    Gruss Joachim

  • Zitat von borg


    Ich habe tatsächlich nicht die geringste Ahnung, wer ich ohne Alkohol bin / sein werde - gerade das macht mir Angst und gleichzeitig hoffe ich, dass ich ohne Alkohol ein besserer Mensch sein werde. Ich habe wegen der Sucht schon so viele Dinge getan, die zur Folge haben, dass ich mich für einen schlechten Menschen halte. :(

    Borg,

    du hast mich gefragt wie es mir dabei geht.... so nach 9 Tagen...
    Klare Antwort: BESSER! Die ersten Tage habe ich an nichts anderes gedacht, aber mittlerweile vergesse ich manchmal dran zu denken, und das ist ein Gefühl, das kann nur jemand begreifen, der Abhängig "war" und es geschafft hat davon los zu kommen. Natürlich bin ich noch nicht ganz davon weg, die Angst sitzt noch tief im Nacken!!!!! Und so weit wie die meisten anderen bin ich noch lange nicht. Aber ich verstehe jetzt alle ein Stück weit besser!

    Was Joachim schrieb ist die beste Antwort von Allen: Wenn du aufhören willst, dann tue es SOFORT! Alles andere ist eine Ausrede!
    Borg, wenn du es mit aller Kraft willst, bist du nach der WM schon über das Schlimmste hinweg!

    Du hast noch gefragt ob du ohne Alkohol ein besserer Mensch wirst....
    ich denke dir wird es besser gehen, der Mensch, der du jetzt bist bleibst du, nur der Stoff der dein Auftreten verändert, deine Handlungen steuert, fällt weg.

    Ich bin übrigens auch Trekkie-Fan und sage: ENERGIE! ---->>>>>>
    :wink:

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