Vorstellung von Uli

  • Hallo zusammen,

    ich bin die Uli, 36 Jahre und mit einem Alkoholiker verheiratet.
    Seit Anfang April haben wir beide uns für ein trockenes Leben entschieden. Wir gehen gemeinsam in eine Selbsthilfegruppe, und ich bin zur Zeit einfach nur dankbar und glücklich. Anfang des Jahres hatte ich noch Angst vor der WM (obwohl ich großer Fussball-Fan bin), und den damit verbundenen Alkohol-Exzessen und Ausrastern. Nun, wir durften die schönste WM der Welt mit allen Höhen und Tiefen (Halbfinale) erleben, ohne einen Tropfen Alkohol trinken zu müssen. Wir sind beide sehr stolz auf uns.
    Ich lese hier schon ewig mit, v.a. als mein Mann noch getrunken hat, und habe viel von Euch gelernt. Dieses Forum ist das Beste, was ich im Internet zum Thema gefunden habe. Warum schreibe ich Euch gerade jetzt, wo es mir doch gut geht? Ich weiß es nicht genau, bei manchen Beiträgen möchte ich auch einfach nur manchmal meinen "Senf" (= meine Erfahrungen) dazu schreiben, oder etwas los werden. 3 Monate Trockenheit sind nicht lang, aber es wäre trotzdem schön, wenn ich von den positiven Erlebnissen etwas weiter geben könnte, und damit anderen Mut machen. Ich sehe dies hier auch als Ergänzung zur SHG an, wo wir ja gemeinsam hin gehen, als einen Bereich für mich. Es ist das Bedürfnis, mich auch über die SHG hinaus mit dem Theman Anhängigkeit auseinander zu setzen, nicht locker zu lassen - eben am Ball bleiben.
    Ich werde sicher nicht zu den häufigsten Schreibern hier gehören, da ich meine Freizeit selten am PC verbringe, aber es tut sehr gut zu wissen, wo man hin kann, wenn man Hilfe braucht.
    Jaja, die Angst, dass es trotz positiver drei Monate wieder einen Rückfall geben kann, ist schon noch da, das Vertrauen baut sich aber immer mehr auf...
    Ich könnte hier so viel über mich schreiben, aber es würde einen Roman geben, also hoffe ich auf einen guten Austausch, und dass ich oft die Zeit finde hier zu lesen und zu schreiben, damit wir uns mit der Zeit besser kennen lernen.


    Grüße,

    Uli

  • Hallo Uli und herzlich willkommen

    Glückwunsch zu den ersten drei Monaten. Vieles, was mir im laufe der Jahre zur Gewohnheit geworden ist, wird mir wieder bewusst, wenn ich lese, wie jemand sich fühlt, der seit kurzem trocken geworden ist. Aus diesen Erfahrungen versuche ich heute noch immer für mich zu lernen, um dann zu versuchen, dieses Wissen wieder an andere weiterzugeben. Es ist also immer ein Geben und ein Nehmen, egal wie lange jemand trocken ist und lernen können wir auch von denen, die es nicht auf Anhieb schaffen.

    Diese Ungewissheit, von der du schreibst, wird sicher noch lange bleiben. Du kannst auch nicht erwarten, dass nach drei Monaten wieder alles so ist, wie es vor Jahren einmal war. Aber mit der Zeit wird das Vertrauen immer großer werden.

    Wünsche euch weiterhin soviel Zufriedenheit und ich hoffe, dass wir noch oft von dir lesen werden.

    Lieben Gruß
    Henri

  • Hallo Uli,

    und auch von mir noch ein herzliches Willkommen.

    3 Monate ist doch schon eine super Leistung, und daher schliesse ich mcih den Glückwünsche auch sehr gerne an.

    Erzähle ruhig einen Roman, wenn Dir danach ist, und wenn der länger wird, ist das in den entsprechenden Themenbereichen auch gar kein Problem. :wink:

    Also, bis dahin. Dir / Euch alles Gute.

    Gruss Joachim

  • Hallo Joachim, hallo Henri,

    vielen, vielen Dank für Euer warmheziges Willkommen! Es tut gut, so herzlich aufgenommen zu werden.
    Ich schicke noch ein paar Erklärungen hinterher, und werde mich dann wohl hauptsächlich im Bereich für die Co-abhängigen aufhalten.

    Ich habe über Eure Glückwünsche nachgedacht. Habt Ihr es missverstanden? Ich bin ja "nur" co-abhängig, muss man mir da auch gratulieren? Ich will es gerne annehmen, denn dieser Schritt ist wohl eine Leistung, die wir beide erbracht haben. Auch ich musste einsehen, dass ich nicht aus Liebe, Verlustangst, falsch verstandenem Respekt vor der persönlichen Freiheit, immer wieder Zugeständniss machen muss, was Anlässe und Trinkmenge betrifft, sondern dass es nur ein klares Ja oder Nein, Schwarz oder weiß gibt.

    Lieber Henri, leider muss ich sagen, dass es nie wieder so werden soll, wie es vor Jahren schon einmal war. Ich habe meinen Mann vor knapp 5 Jahren als Trinker kennen gelernt, zu einer Zeit, in der ich selber ständig Party gemacht habe. Dass er Alkoholiker ist, musste ich bald einsehen, und bekam es am eigenen Leib zu spüren. Ich habe dann versucht, die Notbremse zu ziehen. Das ist mir für mich auch gelungen, denn ich habe zwar gefeiert, war aber nie abhängig, und seine Exzesse waren für mich abschreckend genug. Die letzten Jahre waren geprägt vom "Herumeiern", wie Ihr es im Forum so schön nennt. Es gab immer wieder gute Zeiten - bei einem Quartalsäufer wie meinem Mann kann es ja auch mal eine Weile gut gehen - aber auch immer wieder heftigste Szenen (Schlägereien, Polizei, Gewalt, Jobverlust, die ganze Palette eben). In einer dieser guten Zeiten haben wir geheiratet. Es gab Gespräche, es gab Drohungen, er hat eine Motivationsgruppe besucht, es gab gebrochene Verspechungen, es gab auch Wochen ohne Alkohol, aber es gab bis vor drei Monaten nie eine klare Entscheidung.

    Hier im Vorstellungsbereich möchte ich allen Co-Abhängigen nur einen kleinen Denkanstoß geben: Bitte, bitte trefft eine Entscheidung, bevor Ihr Eure Selbstachtung verliert. Mir ging es teilweise schon so, dass ich mich wie von außen betrachtet habe. Ich habe mich gesehen wie in einem Film, oder wie wenn ich meine beste Freundin wäre, und habe mir gesagt: "Warum lässt die sich das alles gefallen, warum haut sie nicht einfach ab? Wie kann eine Frau - die doch sonst nen ganz patenten Eindruck macht - nur so schwach sein?" Ich konnte manchmal kaum mehr in den Spiegel schauen, weil ich nicht einfach gegangen bin. Als es Ende März mal wieder eskaliert ist, hatte ich mir schon die Nummer vom Frauenhaus rausgeschrieben...
    Zum Glück sieht es so aus, als zeichnet sich ein Happy End ab. Aber NUR, weil mein Mann für sich auch eine Entscheidung getroffen hat. Nämlich die, unsere Liebe, das was wir uns aufgebaut haben, nicht länger aufs Spiel zu setzen. Nun sehen wir beide, wie sich diese Liebe entwickelt und unsere Beziehung anfängt, auf wirklichen Füssen zu stehen. Mein Mann verändert sich immer mehr, ich sehe in ihm den Mann, in den ich mich verliebt habe, und merke, dass ich diesen Menschen bisher gar nicht kannte, sondern nur ahnte, denn er versteckte sich hinter dem Alkohol-Nebel.

    Aber ich glaube, nicht nur er hat sich verändert, auch mich hat die Erfahrung und die Auseinandersetzung in der SHG schon ein bisschen verändert. Vorgestern habe ich mit meinen Eltern telefoniert - sie wussten immer alles, haben mich nie fallen lassen. Mein Vater meinte, ich würde irgendwie "Ganz" wirken, zuversichlich und gelassen, aber nicht gleichgültig. Da kam mir ein Gedanke: Ich wusste immer, dass die Sch**** durch die ich gegangen bin, mich irgendwie stark machen würde, wenn ich wieder raus komme - egal wie ich raus komme, ob gemeinsam oder mit meinem Mann. Ich wusste, ich würde irgendwann zu meinem Lben zurück finden und mich befreien. Dass ich es mit meinem Mann gemeinsam schaffe, ist ein Geschenk, aber es hätte zur Not auch anders gehen MÜSSEN. Ich hätte gehen MÜSSEN. Wann ich dazu die Kraft gefunden hätte, weiß ich nicht. Ich war irgendwie immer in Lauerstellung, habe auf das berühmte Klick gewartet. Zum Glück kam das Klick bei meinem Mann eher als bei mir, so dass wir jetzt eine gemeinsame Zukunft haben.

    Ich glaube, dieses Klick ist etwas Entscheidendes, wenn es um die Befreiung aus einer Abhägigkit geht, ob beim Co oder beim Alkoholiker. Ohne geht gar nichts, und man macht auch nichts, weil es von außen jemand will, oder weil es vernünftig ist. Nur, wenn das, was der Verstand sagt, auch im Herzen oder im Wollen Klick macht, kann es Veränderung geben.

    henri : Ja, das mit der Ungewissheit und der Angst, das weiß ich wohl. Ich weiß auch, dass ich sie erst dann ganz ablegen kann, wenn die längste Zeit, in der es bei uns je "gut" ging überschritten ist. Das letzte Mal ging es mit dem sogenannten kontollierten Trinken zu sogenannten Anlässen ca. ein halbes Jahr lang, bevor es - schleichend - wieder mehr wurde. Mein Mann hat mir meine Ängste zuerst übel genommen und sich unter Druck gesetzt gefühlt. Durch die SHG lernen wir, dass das ganz normal ist :)

    So, jetzt war's schon mal ein Roman. Ich wünsche allen, dass Ihr Euren Weg findet, und denen, die ihn schon gefunden haben, dass sie ihn weiter gehen können.

    Danke, dass es dieses Forum gibt, es tut gut, manche Gedanken schriftlich in Worte zu fassen.

    Grüße,

    Uli

  • Hallo Uli

    Was mich anbetrifft, hatte ich angenommen, dass ihr beide abhängig wärt. Das kam wahrscheinlich dadurch, weil du von „gemeinsam seit drei Monaten“ geschrieben hattest. Aber trotzdem gilt auch dir die Gratulation, denn ohne dein Zutun hätte es dein Mann vielleicht erst gar nicht probiert. Da du deinen Mann kennen gelernt hast, als er schon getrunken hat, ist deine Leistung noch viel höher zu bewerten. Ich wünsche euch von Herzen, dass er trocken bleibt. Alleine wegen deiner jahrelangen Mühe hättet ihr dieses Happyend verdient.

    Lieben Gruß
    Henri

  • Hallo Henri,

    danke, es freut mich, dass Du meinen Teil anerkennst. Mir (uns) ist das GEMEINSAME sehr wichtig, deshalb habe ich auch geschrieben "wir" haben uns für ein trockenes Leben entschieden. Natürlich muss der Alkoholiker für sich selber trocken werden - das habe ich von diesem Forum mehr als deutlich gelernt. Aber ich als Partnerin muss mich eben auch entscheiden, ob ich den Weg mit ihm gehen will. Dazu gehört für mich der Besuch der SHG, dazu gehört für mich, dass ich ihm kein alkfreies Bier mehr kaufe, dazu gehört für mich dass ich auf die Lebensmittel achte, dass ich es respektiere, wenn er bestimmte Orte und Anlässe meidet, und dass ich selbstverständlich selber keinen Alkohol mehr anrühre. So hatte ich das gemeint.

    Liebe Grüße,

    Uli

  • Hallo Uli,

    bin beeindruckt, von Deiner Art zu Denken und zu Handeln.

    Deshalb möchte ich Euch beiden ganz viel Glück, Mut und Kraft für Euren weiteren gemeinsamen Weg wünschen.

    LG Teufelchen

  • Moin Uli,

    auch ein herzliches Willkommen von mir und Glückwunsch euch beiden.

    Ich hatte den gleichen Fall wie ihr, nur dass ich der Alkoholiker war.

    Auch meine Partnerin war so resolut, mir die Pistole auf die Brust zu setzen und meine Entscheidung abzufordern: Alkohol oder Sie ! -
    Die Liebe hat gesiegt ! -

    Das wird allerdings von den Co`s hier oft ungern angenommen.

    Ohne meine Partnerin und ohne meine Liebe, die meinen Willen bestärkt hat, würde ich heute noch leiden (wenn überhaupt ?!).

    Ich lebe trocken seit nunmehr über 5 Jahren und es gibt nichts Schöneres.

    Gruß, Freund.

  • Hallo Teufelchen, hallo Freund,

    vom Lesen ken ich Euch beide ja schon lange, nun lache ich, wenn ich Eure beiden Namen nebeneinander schreibe. Beim einen ist der Name Programm, beim anderen das Gegenteil. Ich empfinde Euch - und das gesamte Forum hier - nämclich als sehr freundliche Menschen, um nicht zu sagen Freunde. Jedenfalls nicht als Teufel *gg*
    Ja, dem Forum habe ich wirklich so viel zu verdanken, denn durch Euch wusste ich, dass es irgendwann einmal keine Zugeständnisse und Kompromisse mehr geben kann. Dass man sich für die Trockenheit entscheiden muss, weil es nicht anders geht. Ich denke, das hat mein Mann gespürt, dass ich keine weiteres Rumgeeier akzeptieren würde, denn die Pistole habe ich ihm nicht direkt auf die Brust gesetzt.
    @Freund: Ich freue mich, dass es auch andere Paare gibt, die es gemeinsam geschafft haben, denke manchmal schon ich bin mit meinem Glück und meinem Glauben an die Liebe allein auf weiter Flur.

    Nochmals ganz liebe Grüße und tausend Dank. Ich bin sehr bewegt von Eurer Anteilnahme und Euren guten Wünschen.

    Uli

  • Hallo Uli,

    meine Glückwünsche galten schon bewusst Euch beiden, :wink: und deswegen wünsch ich Euch Beiden auch weiterhin alles Gute auf diesem Weg.

    Gruss Joachim

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