Unverstanden?

  • Hallo,

    Ich möchte hier ein neues Thema aufmachen, da es mich sehr interessiet.

    In einem anderen Thread wurde hier über den Umgang nachgedacht über Menschen aus meiner unmittelbaren Umgebung die ich liebe - die aber
    wenig Rücksicht auf meine Erkrankung nehmen, indem sie weiter Alkohol in meiner Gegenwart trinken.

    Wie verhalte ich mich richtig. Und muß ich wirklich den Kontakt zu geliebten Menschen vollkommen abbrechen??

    Ich bin der Meinung NEIN und ich suche nach Möglichkeiten, sie nicht zu verlieren. Enge Angehörige kann man nicht aus seinem Leben verbannen, diese Gefühle und Gedanken an sie werden doch bleiben und ich möchte keinen Menschen ändern, wenn er selbst nicht dazu bereit ist.

    Hat man diesen Menschen nicht mehr, bereut man es vielleicht hinterher, nicht doch einen Weg gesucht zu haben.

    Es sind meine ehrlichen Gedanken dazu und bitte Euch, Eure Meinung dazu zu schreiben.

  • Karsten,

    das ist es ja gerade. die Einsicht, daß es eine Erkrankung ist und ich glaube, ich müßte meine "Lieben" daran führen, ihnen es zu zeigen, wie zum Beipsiel mit der angegebenen Literatur oben oder der vergleich mit dem Nichtlaufenkönnen.

    Doch in meinem Fall habe ich es immer wieder versucht ohne alkohol zu leben und es nicht geschafft und wurde dann wahrscheinlich nicht mehr für voll genommen. Darum lebe ich es jetzt mit aller Konsequenz vor und hoffe auf Einsicht.

    worauf ich hinaus will, das eigene Leben ist wichtig, doch das Gefühl für andere zu behalten ist genauso wichtig.

    Solle ein Mensch aber an einer Grenze angleangt sein, wo die Kraft nicht ausreicht - denke ich, daß er alles aber auch alles fernhalten sollte, was ihn schwächen oder gar zurückwerfen könnte. Wie Du geschrieben hast, es ist ein Lernprozeß - alles zu seiner Zeit!

    Ich danke Dir Karsten

    Sophia

  • Karsten,

    du schreibst

    Zitat

    Viele Dinge, die ich hier lese, kann ich nicht verstehen, wie man so leichtfertig mit seiner Nüchternheit umgehen kann.

    ich kann es nachvollziehen, da ihnen die Erfahrung fehlt oder sie wissen alles besser oder oder oder ...

    Du hast diese Erfahrung - darum wünschen sich ja alle Menschen hier, die diese Erfahrung haben machen müssen, andere davor zu bewahren, doch es gelingt nicht immer.

    Doch wenn ich hier die Entwicklung dieses Forum anschaue und auch meine, dann glaube ich viele Menschen wurden schon erreicht und viele haben es auch geschafft, ihren Weg zu gehen dank der unermüdlichen Weitergabe der Erfahrungen von Betroffenen.

    Sophia

  • hallo liebe sophia,

    ich habe mich auch jahrelang angagiert, es hat mir nicht geholfen, ich habe die menschen die weiter getrunken haben, nach und nach verloren oder aufgegeben. verloren meine schwiegereltern, sind an den folgen des alkohols gestorben. aufgegeben kumpels, die einfach nicht mehr meine sprache sprechen. sie waren mir lieb, aber der alkohol hat uns entfernt. zum schluss habe ich mich sogar von meiner frau getrennt, die logische folge und klarheit in meinem weg.
    sie haben mir nicht mehr gut getan.
    im nachhinein weiß ich, ich habe zu lange gewartet, ich hätte mich früher von ihnen trennen sollen. ich bin nicht rückfällig geworden, es hat mir aber kraft gekostet, mich mit ihnen auseinander zu setzen.
    es tut manchmal weh, ist aber für das eigene wohlbefinden erforderlich.
    ich würde sogar meine neue partnerin loslassen, wenn sie trinken würde, obwohl ich sie liebe, oder gerade deshalb.

    ungewöhnlich lang geworden für schorni, danke fürs zu hören.

    liebe grüße an dich sophia

    schorni

  • Liebe Sophia,

    das eigene Leben ist wertvoller als alles andere auf der Welt! Es ist so verdammt kurz und manche Chance kommt nie wieder. Wir haben nur das eine Leben.

    Ich mußte erst 43 Jahre alt werden, um das in seiner Konsequenz zu begreifen. Doch dann wurde alles ganz einfach, obwohl manche Situationen verdammt schwer waren und es noch immer solche Situationen gibt.

    Man selbst verändert sich ständig, wenn man bewußt lebt. Damit auch die Gefühle. Egal, ob zu Menschen, zu Dingen oder zu Orten.

    Wichtig ist das Leben und das Gefühl für sich selbst!

    Das möchte ich niemals mehr verlieren und deshalb habe ich die Kraft, auch enorme Veränderungen in meinem Leben anzugehen, die auch soweit gehen, geliebte Menschen loszulassen, sowie sie mir auf irgendeine Weise Schaden.

    Ein Satz von Schorni in seinem Post an Dich, hat mich natürlich sehr bewegt und macht mich sehr glücklich, weil ich genau weiß, wie ehrlich er gemeint ist. Ich würde ihn auch loslassen, wenn er wieder trinken würde. Weil er mir genauso viel Wert ist, wie ich mir selbst Wert bin und umgekehrt. Das ist Liebe!

    Am Anfang meiner Nüchternheit, habe ich das alles auch noch nicht verstehen können. Manchmal denke ich mir sogar, hätte mir das alles jemand vorher gesagt, was an Veränderungen alles auf mich zu kommt, hätte ich mich wahrscheinlich ängstlich in eine Ecke gesetzt und verzweifelt weiter getrunken. Hätte mir weiter eingeredet, mit meinem Mann ist es doch gar nicht so schlimm, meine Mutter ist eigentlich doch auch nicht so schlimm, meine Arbeit tut mir gut usw. Die einzige, die wirklich Schuld an ihrem Unglück ist, bin ich selbst.

    Lieben Gruss
    Simone

  • Liebe Simone,

    ich habe das Gefühl, ich werde zu egoistisch, ich denke zu viel an mich.. meine Gedanken verändern sich in eine Richtung, die mir unheimlich wird.
    Die Gefühle für andere verlagern sich auf die Verstandesebene und mein Migtgefühl läßt nach.
    Ich möchte diese Entwicklung nicht SO!

    Ich möchte verzeihen, da ich selbst unendlich viele Fehler habe, ich möchte akzeptieren und ich möchte mein Leben nicht über das Leben von anderen stellen.

    Ich habe das Gefühl mit dem Aufhören der Trinkerei ist auch etwas abgestorben. Noch weiß ich nicht genau, wo das hinführt.

    Sophia

  • liebe sophia,

    Zitat

    Die Gefühle für andere verlagern sich auf die Verstandesebene und mein Migtgefühl läßt nach.

    sophia, dafür bist du zu schlau, menschen die krank sind und den alkohol nicht lassen können, brauchen auf keinen fall dein mitgefühl. alles andere schon, aber kein mitgefühl.

    du kannst es wieder nicht ertragen, daß du etwas für dich tust.

    höre auf und lasse es zu, auch dir steht es zu, zufrieden zu leben. lass die anderen wenn es ihr leben ist und sie so glücklich sind, LASS SIE!!!

    liebe grüße

    schorni

  • Lieber Schorni,

    Zitat

    lass die anderen wenn es ihr leben ist und sie so glücklich sind, LASS SIE!!!

    sie sind ja eben nicht glücklich!

    ,

    Zitat

    menschen die krank sind und den alkohol nicht lassen können, brauchen auf keinen fall dein mitgefühl.

    Schorni, wenn ich von anderen Menschen kein Mitgefühl und sehr viel verständnis gehabt hätte - wäre ich heute nicht da, wo ich jetzt bin.

    Verzeih, doch ich sehe das eben anders. (Noch)

    Ganz liebe Grüße Sophia

  • liebe sophia,

    Zitat

    sie sind ja eben nicht glücklich!

    dann müssen sie etwas für sich tun und nicht du.

    Zitat

    Schorni, wenn ich von anderen Menschen kein Mitgefühl und sehr viel verständnis gehabt hätte

    sophia, du hattest immer mein verständnis, auch wenn es mir schwer gefallen ist. aber wie soll ich mitfühlen, wenn du deine gefühle nicht preis gibst, du verstehst sie doch manchmal selbst nicht und da soll ich mit fühlen.

    gefühl kann ich nicht übertragen, daß ist meins.

    liebe grüße an dich liebe sophia

    schorni

  • Schorni,

    auch wenn ich jetzt nerve, doch ich möche doch noch mal sagen, genau das ist es ja, die fähigkeit, sich in einen andern Menschen hineinversetzen zu können. eine wichtige eigenschaft oder besser fähigkeit des Menschen - nur leider selten anzutreffen.

    @isadora,

    was ist denn schwer?? kannst du es genauer erklären?

    sophia

  • sophia auch wenn ich nerve,
    gefühl ist im bauch und nicht im hirn.
    ich kann versuchen menschen zu verstehen, mich in ihre lage versetzen, aber gefühl hat jeder sein ureigenes im bauch, da kommt keiner ran, weil jeder anders fühlt, sogar zwillinge.

    liebe grüße

    schorni

  • Dann werde ich an erster Stelle weiter meine Nüchternheit setzen und die Diskussion ein anderes Mal weiter führen - wenn ich weiter bin!

    Danke

    Sophia

  • ...verstehe Isadora, brauchst du ja auch nicht. Das Bild von dir wird sich von allein verändern, mußt nicht extra diskutieren.

    Teile Dir Deine Kraft gut ein und konzentriere Dich auf Dein Ziel.

    Sophia

  • Hallo Sophia, und alle anderen,

    sophia, ich habe noch nicht so ganz verstanden, was Du in deinem Thread mit "Unverstanden" nun ansprechen möchtest ????
    Geht es um die Akzeptanz deiner Alkoholkrankheit generell u. insbesonderem in deiner Familie ? Oder,- und den Umgang derer mit Alkohol trinken in deiner Gegenwart ?

    Ich habe ja nun nur einen ganz kleinen Kreis von Mini-Familie, meine Tochter und meinen Schwiegersohn in spe. Meine Tochter weiß ja nun von meiner Alkoholkrankheit, mußte sie ja leider miterleben und durchleiden, und weiß, daß ich heute trocken bin und achtet mich wieder.
    Für beide ist es selbstverständlich, daß auch sie in meiner Gegenwart nur Wasser trinken. Ich erwarte es nicht, freue mich aber darüber. Könnte aber auch damit umgehen, wenn sie ihr Gläschen Wein trinken würden, weil es bei ihnen aber auch nur ein Gläschen wäre, und nicht mehr.
    Bei den Verwandten meines Schwiegersohnes, ist das ganz anders. Da geht es hoch die Tassen bis auch die letzte Flasche geleert ist. Solche "Feste" besuche ich nicht, nicht weil ich evtl. nicht widerstehen könnte, sondern weil mir das betrunkene Gequatsche zuwider ist.
    Einladungen von Nachbarn z. B., Sektempfang neulich, gehe ich hin, gehe aber auch, wenn meine persönl. Schmerzgrenze erreicht ist.
    Meine Bekannten kann ich an drei Fingern abzählen, eine ist sehr weitläufig u. sehr, sehr selten, die muß es nicht wissen und die anderen kennen meine Alkohol-Vergangenheit und würden im Traum nicht dran denken, mir etwas alkoholisches anzubieten, die wissen noch, bei mir gab es nur die Flasche und nicht das Glas.
    Bei mir zuhause, gäbe es auch für Gäste, ob nun Familie oder nicht, nur alkoholfreies. Wer sein Bier oder Wein sucht, ist bei mir verkehrt.
    Gastfreundschaft hin oder her, meine Trockenheit hat Vorrang, diesen Egoismus leiste ich mir.

    L.Gr. rose

  • Hallo Rose,

    ich danke Dir, daß Du nochmal auf das eigentliche Thema zurückgekommen bist, ich bin abgeschweift.

    Mir geht es in erster Linie darum, daß ich von meiner Familie und Freuden verstanden werde. Das sie verstehen, was es bedeutet nicht mit Alkohol umgehen zu können und ein Leben lang nichts mehr trinken zu wollen.
    In ihrer Vorstellung existiert dieser Gedanke nicht und darum ist es etwas vollkommen Neues für sie.

    Und auch wenn sie mich nicht verstehen können oder wollen, den Kontakt nicht abzubrechen da ich sie liebe und ich genau weiß, wie sie sind und was sie leisten können. Die Treffen werden nur sogfäliger von mir geplant.

    Anders bei "Kumpels" und Bekannten. Ich halte mich nicht mehr mit diesen Leuten auf. Es ist eine Lebensart, die nicht mehr meine ist und es ist mir auch vollkommen egal, ob sie mich verstehen oder nicht. Ich kläre sie auch nicht über meine Krankheit auf. Daher erwarte ich kein Verständnis. Sollte jemand jedoch interessiert sein und er kommt auf mich zu und fragt nach, dann werde ich offen darüber sprechen.

    Sophia

  • Chiara,

    mein Ziel ist es:

    nicht den Kontakt oder die Nüchternheit

    sondern den Kontakt und die Nüchternheit.

    Sophia

  • Hallo Sophia,

    Zitat von sophia

    Chiara,

    mein Ziel ist es:

    nicht den Kontakt oder die Nüchternheit

    sondern den Kontakt und die Nüchternheit.

    Sophia

    ich denke du hast hier gleichzeitig Ziel und auch den Weg gezeigt.

    Du hast dein Ziel noch nicht erreicht. Und wenn du es erreichen willst, mußt du das "oder" einhalten. Irgendwann (bald/später?) wirst du das "und" (vielleicht) leben können. Ich wünsche es dir ehrlich. Aber erstmal brauchst du deine Kraft für dich. Was bringt es für Punkte, seine Kraft anderswo einzusetzen und auf einmal (wie konnte es nur passieren?) steckt man selber wieder drin. Denk mal drüber nach.

    Ich kenne das aus eigenem Erleben. Ich musste viel lernen- auch begleitet von Rückfällen. Wo meine Grenzen sind und wie ich mit ihnen umzugehen habe. Ich kümmere mich heute auch wieder um so manchen. Aus den Gruppen oder aus meinem Umfeld. Gerade auch weil ich mich in sie hineinversetzen kann. Aber wenn es bei mir an die Substanz geht, muß ich die Bremse ziehen. Einmal war es sogar die Notbremse. Aber die eigene Nüchternheit geht vor. Denn wenn die den Bach runter geht, bin ich wieder ganz unten. Und andern tue ich auch noch weh. Geholfen ist keinem- bringt nur massiv Schaden.

    Und was die Erklärungen gegenüber Nicht-Betroffenen angeht hat mir mal jemand im Raucherraum bei der Entgiftung folgendes gesagt:

    "Einem der nicht betroffen ist, die Abhägigkeit zu erklären ist wie Männer und Kinder kriegen. Ein Mann weiß zwar wie und was da alles passiert aber er wird nie erfahren können, was es heißt, Mutter zu werden."

    Viele Grüße und pass gut auf dich auf
    Frank

    Ich wünsche allen viel Kraft und gute 24 Stunden!

  • Guten Morgen,

    @frank

    Du hast richtig geschrieben... Weg und Ziel - danke!

    Außerdem setzt jeder seine Prirotität woanders, doch in einem sind wir uns hier alle einig - Wir alle wollen weiter unser Leben ohne Alkohol leben und das lassen wir auch durch niemanden gefährden!

    Zitat

    bringt es für Punkte, seine Kraft anderswo einzusetzen und auf einmal (wie konnte es nur passieren?) steckt man selber wieder drin. Denk mal drüber nach.

    glaube mir, ich denke nach und wie!!!

    @ marco

    ...auch wenn es schmerzt. es schmerzt zwar -doch wenn man für sich den weg geht und seine Nüchternheit festigt, kann man irgendwann auch wieder auf die Menschen zugehen, die einem wichtig waren/sind.

    Und wie ich schon sagte, es gibt viele Wege den KOntakt zu halten, es muß kein persönliches Treffen sein. Ein Brief, eine Karte, eine Nachricht oder
    nur ein Lebenszeichen kann diesen Kontakt erhalten ohne in die Gefahr zu gehen. Damit bleibt man verbunden.

    Das Band zwischen Mutter und Kind wird niemals zerreißen. Und da braucht man, meiner Meinung auch nicht lange zu diskutieren. Manche Dinge sind einfach so und ich möchte es auch nicht zerreden.

    Sophia

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