Hallo,
Zitat von KarstenEs gibt aber einen Schutz. Dieser Schutz ist nicht nur für kurzteitig ohne Alkohol lebende, sondern auch für schön länger trocken lebende Alkoholiker.
Das ist das Reden oder hier eben schreiben. Wenn man sich in einer Gemeinschaft wohlfühlt, schreibt man über sich, seine Gedanken, seine Gefühle und eben alles, was einen in den Sinn kommt.
Wenn man sich bekant macht, können andere hier lesende dieser Schutz sein.
Verhaltensveränderungen werden viel schneller und deutlicher von "fremden" Menschen erkannt, als man es selbst bemerkt.
....Wenn man es dann noch zu läßt, dass auch mal gefragt wird, ob alles in Ordnung ist, ist es es der beste Schutz vor einem Rückfall.
Ja, dieser Schutz ist sinnvoll und notwendig. Für jeden der trocken werden und bleiben will. Ich habe mir diesen Schutz aufgebaut. Anfangs eher unbewußt. Ich habe nach jedem Strohhalm gegriffen, der erreichbar war. Irgendwann sagte meine Ärztin, dass ich mir doch ein dichtes soziales Netz geschaffen hätte. Da wurde mir klar, dass es nicht nur einzelne Halme waren, sondern alles irgendwie zusammenhing.
Und dieses Netz ist nicht nur passiv. Es ist nicht nur zum auffangen da. Ich bekomme Rückmeldungen, werde auch direkt angesprochen wenn jemandem was auffällt. Und ich gebe genauso Rückmeldungen zurück oder frage nach. Dazu muss man mich aber ich aber kennen. Und ich die anderen "im Netz". Und es gehört ein respekt- und vertrauensvoller Umgang miteinander dazu.
Und ich denke, man muss diesen Umgang/ die Nutzung dieses Netzes auch erlernen. Der eine mehr, der andere weniger.
[quote="Karsten"
Jemanden in einer SHG direkt anzusprechen, dass er über sich reden soll, setzt den Jenigen unter Druck und er oder sie wird dann vielleicht gar nicht mehr kommen. [/quote]
Ich bin da für die Einzelfallentscheidung. Gerade bei neuen Gruppenmitgliedern oder Betroffenen , die mich einzeln ansprechen ist es manchmal eine Gratwanderung zwischen klaren Worten und der Rücksichtnahme auf den Betroffenen bzw. seine aktuelle Situation (ich meine damit nicht "in Watte packen" oder unangebrachte Streicheleinheiten!). Aber auch 4-Augengespräche haben sich bewährt. Oder auch mal "Brücken" bauen (müssen ja nicht "goldene" sein). Die Hand ausstrecken. Einschlagen muss der andere selbst. Aber ihm die Möglichkeit bieten, seine (derzeitigen) Grenzen rauszuschieben, über seinen Schatten zu springen. Hilfe zur Selbsthilfe.
@ Annika
[quote='Annika']
Damit meine ich durchaus auch, sich selbst etwas zu verschweigen, zu sich selbst unehrlich zu sein, nicht genug auf Signale achten, oberflächlich werden, sich nicht genug mit dem Thema auseinandersetzen.
Keine Veränderungen im Leben, sein Umfeld nicht ändern. [/quote]
Richtig. Aber auch Unehrlichkeit der Gruppe/dem Forum gegenüber , das Verschweigen und auch Achtlosigkeit und Leichtsinn schaden doch im Endeffekt nur dem Betroffenen selbst. Manch einer ( in meinen Augen zu viele) kann (noch?) nicht die ausgestreckte Hand annehmen, kennt sich in seiner aktuellen Situation mit sich selbst nicht mehr aus oder überschätzt sich (auch kleine Schritte machen will gelernt sein). Aus welchen Gründen auch immer. Die Gruppe wird das überstehen und der Einzelne muss seine Erfahrungen machen. So hart und grausam es manchmal ist.
Ich habe (musste) mit den Jahren gelernt, auf solche Sachen gefasst zu sein. Nicht, das es so sein muss. Ich rechne damit, unterstelle es aber nicht. Ich unterstelle auch keine Böswilligkeit. Es ist nunmal so. Ich fühle mich da in den meisten Fällen auch nicht betrogen- obwohl es auch vorkommt, dass einem die Taschen vollgehauen werden. Aber das macht derjenige doch eigentlich mit sich selbst. Er hat den Schaden. Nun, und wenn ich wirklich mitkriege, das kein Wille da ist oder ich jemanden nicht erreichen kann, muss ich meine Konsequenzen ziehen.
Auch um mich nicht aufzureiben.
Auch wenn es vielleicht hart ist und wehtut.
Auch zum Selbstschutz.
Und jetzt habe ich schon wieder Knoten in den Fingern. Muss wirklich mal schreiben üben. Auch zum Selbstschutz.
Viele Grüße an alle und seit ehrlich zu Euch selbst, dann klappt's auch mit den andern. Funktioniert!
Frank