Für den Rest meines Lebens...

  • Hallo zusammen,

    vorneweg: die Prüfung ist bestanden (@correns: Danke!) und ich bin immer noch trocken. Das ist schonmal erfreulich. Was nicht so erfreulich ist, ist die Tatsache, was alles so hochgekommen ist. Ich habe festgestellt, dass mein Problem weniger in der körperlichen Abstinenz als vielmehr in der psychischen liegt. Ich habe 2 ambulante Entzüge gemacht. Kein Zittern, keine schlechten Leberwerte etc. Aber ich habe seit meinem 13. Lebensjahr getrunken. Ich habe nie negative wie positive Gefühle nüchtern erlebt. Ich hab es schlichtweg nicht gelernt! Jetzt fühle ich mich wie ein Kleinkind, welches in kleinen Schritten laufen lernt. Nur bin ich eine erwachsene Frau. Ich breche in unangemessenen Situationen in Tränen aus, weil ich wie ein Kleinkind keinen Umgang mit meinen Emotionen habe. Mir fehlt eine Methode, ein Werkzeug, welches ich abrufen kann. Anstatt mich nach bestandener Prüfung über meine Leistung zu freuen, lege ich mich 3 Tage heulend ins Bett. Aber das ist ok. Wenn es mich weiterbringt. Vielleicht lerne ich dadurch, dass Trauer ok ist und auch wieder vorüber geht.

    Ich habe weiterhin viele Baustellen und zur Zeit verbinde ich mit Trockensein das Gefühl des Aushaltens. Ich muss mich und meine extremen Gefühle aushalten und in der Therapie lernen damit umzugehen. Und ganz ehrlich: ich hätte am Anfang niemals gedacht, dass der Weg so lang und so steinig wird. Ich hab es mega unterschätzt und hatte die Vorstellung, dass ich irgendwann einen "Zustand" erreiche, wo alles einfach gut ist. Heute (zumindest in der jetzigen Phase) weiß ich es besser :) Der Weg ist MEIN Ziel...

    Viele Grüße
    Panem

  • Hallo Panem,

    weil du in meinem Thread aufgetaucht bist, habe ich jetzt deinen gelesen... :) Herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung! Ich kann die Situation mit dem depressiven Gefühl nach der bestandenen Prüfung sehr gut nachvollziehen. Ich hatte jahrelang einen extrem stressigen Job mit wöchentlichen Deadlines. Und Woche für Woche das gleiche Gefühl, die freudige Erwartung, dass es alles "gut" wird, wenn die wöchentliche Deadline erreicht ist. Doch dann: nichts. Totale Leere. An der wöchentlichen Wiederholung ist mir dann irgendwann aufgefallen, dass es auch andere Situationen gab, bei denen das passiert ist. Immer waren die mit einer ganz bestimmten Vorstellung verknüpft, wie es sein würde, wenn ich diesen neuerlichen Berg hinter mich gebracht hätte. Leider kann das Gefühl, das sich einstellt, mit der Erwartung meist nicht mithalten. Ich versuche seither - jedenfalls wenn ich mich daran erinnere - mehr die kleinen Dinge wertzuschätzen. Nicht alles andere hintanzustellen und auf das Große zu warten, sondern drauf schauen, was jetzt gut ist (oder ich mir Gutes tun kann). Das passt ziemlich zur Erkenntnis, dass der Weg das Ziel ist...

    Heftig finde ich, dass es dich suchtmäßig nach dreieinhalb Jahren noch einmal so niederreißt. Stimmt das denn wirklich, dass du seit dem 13. Lebensjahr niemals positive wie negative Gefühle ohne Alkohol erlebt hast? Hast du seit 13 ununterbrochen getrunken? Und wie war das in den vergangenen dreieinhalb trockenen Jahren?

    Ich drück dir jedenfalls die Daumen!
    Horizont

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