über Alkohol reden kann

  • Hallo erstmal.
    Ich bin Mara, 20 Jahre alt, und Tochter trinkender Eltern.
    Und ich bin höllisch froh, dieses Forum gefunden zu haben, endlich einen Ort gefunden zu haben, wo ich über mich, meine Familie und den Alkohol reden kann.
    Meine Eltern trinken beide, haben sie mehr oder minder immer, so wie alle Polen. Als ich etwa 12 war, wurde es richtig schlimm, zumindest mit meiner Mutter, meinen Vater kriegte ich eh nicht so oft zu Gesicht.
    Heute sieht es so aus, dass er trinkt, wenn er frei hat, er kann seine Freizeit ohne Alkohol überhaupt nicht mehr gestalten, auch wenn er nie trinkt, wenn er am nächsten Tag zur Arbeit muss.
    Meine Mutter ist Hausfrau, oder wäre es, wenn sie nicht gut 80% ihrer Zeit betrunken wäre.
    Und ich habe das Gefühl, gar keine Eltern zu haben... Seit Jahren schon.
    Dieses Gefühl hat wohl mit dazu beigetragen, dass ich Borderlinerin geworden bin, inzwischen habe ich aber eine erfolgreich abgeschlossene Therapie hinter mir.
    Als einzige in der Familie.
    Ich habe noch zwei Geschwister, einen älteren Bruder und eine jüngere Schwester, wir leiden alle an der Situation.
    Alle Bemühungen von uns, etwas zu ändern, verpuffen an der Alkohol-Abhängigkeit beider Eltern, an ihrer gegenseitigen Co-Abhängigkeit und an ihrer Abhängigkeit von einander.
    Und heute haben zwei Polizisten uns zwischen Tür und Angel mitgeteilt, dass unsere Mutter mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus liegt.
    Soweit also dazu.
    Danke für´s lesen,
    Bye
    Nudel

  • Hallo,

    nein, wir leben hier in Deutschland, aber wir sind Polen. Das heißt, dass wir aus einem Land stammen, in dem etwa 30% der Erwachsenen regelmäßig bis zur Trunkenheit trinken. Und das macht es für uns nicht leichter, denn für unsere Eltern ist "besoffen sein" eben etwas "normales", zumal sie beide trinkende Väter hatten. Unsere Mutter hat zwar erkannt, dass sie abhängig ist, sie will aber ohne unseren Vater nichts unternehmen. Sie war bereits mal im Krankenhaus, hatte so schon einmal die Chance gehabt, doch sie wollte lieber nach Hause, lieber mit ihrem Ehemann trinken, als mit ihren Kindern reden.
    Und unser Vater behauptet seit Jahren steif und fest, dass er nicht abhängig ist.

    Meine Schwester ist erst 17, und mein Bruder(21) befindet sich noch in der Ausbildung, lebt die Woche über in einem Internat, am Wochenende ist er zu Hause.

  • Hallo,

    Gerade hat meine Mutter angerufen. Um uns mitzuteilen, dass sie morgen nach Hause kommt. Eine Entgiftung oder gar Therapie will sie nicht.
    Nur nach Hause.

    Bye

  • Hallo Mara

    Serdecznie witamy

    In eurer Familie hat ja jeder ein Problem. Das größte Problem jedoch hast du. Zum einen mit Borderline, zum anderen machst du die Probleme deiner Eltern zu den deinigen. Zuerst solltest du einmal für dich klären, ob du in der Lage bist, deinen Eltern zu helfen. Mehr als mit ihnen reden, kannst du nicht. Wenn du auch eine erfolgreiche Therapie hinter dir hast, so denke ich, ist dein Zustand doch immer ein bisschen labil. Was hast du davon, wenn du vergeblich versuchst, deinen Eltern zu helfen, dich dabei aber selbst überforderst. Ich bin der Meinung, du solltest auf dich selbst aufpassen. Es gibt eben auch Situationen, in denen du nichts tun kannst. Es ist zwar schwer, aber du musst versuchen, es zu akzeptieren.

    Bitte Mara, pass auf dich auf

    Gruß Henri

    PS und bitte, nicht alle Polen saufen

  • Hallo
    i Czesc!

    Natürlich trinken nicht alle Polen, aber laut Statistik tut es ein Drittel regelmäßig, und ich persönlich kenne, außer mir und meinen Geschwistern, keine Polen, die es nicht täten.

    Ehrlich gesagt habe ich auf gehört, meinen Eltern "auf Teufel komm raus" helfen zu wollen, eben weil ich gemerkt habe, wie sehr es mich fertig macht. Aber ich mache mir Sorgen, um die Gesundheit meiner Mutter zur Zeit, und um meine Geschwister.
    Eigentlich habe ich mich von meinen Eltern emotional distanziert, und meine Reaktion auf die Einlieferung meiner Mutter hat mich überrascht, ich hatte nicht erwartet, dass es mich so trifft. Ich war ziemlich durch den Wind, doch ich habe mich bereits beruhigt.
    Und ich habe eine Entscheidnug getroffen: Ich werde zu Al-Anon gehen, zu der hiesigen Gruppe der Angehörigen und Freunde Alkoholkranker.
    Der heutige Tag hat mir nämlich deutlich gemacht, dass ich inzwischen zwar ganz gut mit mir zurecht komme, aber eben nicht mit der Situation zu Hause.
    Aber allein, dass ich hier schreiben durfte, hat mir sehr geholfen. Mich zu beruhigen und die entsprechenden Entscheidungen zu treffen.
    Und dafür möchte ich euch, Henri und Karsten, danken.
    Vielen Dank! Dzeikuje!
    Bye
    Mara

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