Das Leben nach dem Alkohol

  • Wenn ich die Zeit nach der Entgiftung und Entwöhnung reflektiere,
    dann sehe ich ein klein Kind vor mir. Wer bin ich? Eine wichtige Frage,
    habe mit Hilfe vom Alkohol versucht andere zu kopieren, geht aber nicht.
    Ich war sehr unbeholfen am Anfang, zum glück habe ich mich mit dem Gruppenleiter
    von einer SHG. die ich besucht habe, angefreundet.
    Er hat mich unterstützt, war für mich da. Mit seiner Hilfe bin ich langsam Erwachsen geworden.
    Meine psychische Erkrankung hat mich voll erwischt, war deswegen oft in der Psychiatrie.
    Aber lieber im geschützten Raum einer Klinik, als wieder zu saufen.
    Ich wurde auch schon mit 50 Jahren berentet, ein Niederschlag aber ich hatte Hilfe.
    Mit Hilfe meiner Familie und meinen Freund bin ich das was ich Heute bin, ich mag mich wieder.
    Vorteile von einem Leben ohne Alkohol gibt es viele, Autofahren und keine Angst vor der Polizei.
    Mit anderen Menschen kann ich jetzt reden und Augenkontakt halten, habe keine Fahne mehr.
    Anerkennung von der Familie, den Menschen aus meinen Dorf/ Gemeinde. ich bin sehr bekannt
    da ich 20 Jahre Gemeinde Arbeiter war.
    Seit dem 9.11.2007 bin ich trocken, mein Glück das immer Menschen um mich wahren,
    die mich unterstützt haben. Mit den Jahren habe ich mir viel aufgebaut, bei Rückfall ist alles kaputt.
    Ich bin Gruppenleiter beim Blauen Kreuz, arbeite Ehrenamtlich bei der Caritas Fachambulanz Sucht, einmal die Woche.
    2016 habe ich EX-IN erfolgreich abgeschlossen,
    arbeite 3 mal die Woche in einer Tagesstätte der Caritas als Genesungsbegleiter.
    Mein Leben läuft ganz gut, Krisen kommen immer wieder, hatte eine Zeit lang
    den Gedanken ich könnte doch mal wieder trinken,
    aber bei einen Rückfall verliere ich alles was ich mir geschaffen habe.
    Gruppenleiter, Caritas Sucht, diverse Gremien vom Landkreis, Arbeit beim SPDI und mein Gesicht
    vor den vielen Menschen aus meiner Umgebung.
    Die Lust mal wieder Alkohol zu trinken, wird immer wieder einmal kommen, aber ich Gegenmaßnahmen.
    Ich habe gelernt offen mit den Personen zu sein die mir wichtig sind, nicht nur meine Frau und Kinder,
    sondern auch mein Hausarzt, Psychologin und die Klinik in meiner nähe. Lieber trocken in die Klinik gehen als nass.

    Ich wünsche euch allen eine gute Zeit,
    kossi

  • Sehr gute Einstellung! Ich finde, deine Klienten können sehr viel von dir lernen! Du lebst es ihnen vor und neben ihnen mit.
    Schönes WE! LG Gotti

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Kossi,

    ich ziehe meinen Hut vor deinem Trockenweg....wenn auch ich als*nur* ehemalige Co-Alkoholikerin natürlich nicht nachvollziehen kann, wie schwer es wirklich ist.
    Ich würde dich gerne mal was fragen...denn es ist für mich schwer...so einen Monat nach der Trennung von meinem Mann...zu verstehen was geschehen ist und im Zuge dazu meinen Frieden zu machen.
    Er ist seit fast 40 Jahren Alkoholiker und hat vor zwei Monaten seine Langzeitterapie beendet. In diesen Terapien ist ja immer von Neuanfang die Rede und wie wichtig die Familie ist....ja und wie wenige Alkoholiker das Privileg* Familie * überhaupt noch haben. Einen Monat nach der Terapie hat er uns....seine alkoholfreie Familie...zum Teufel gejagt und sich wieder seiner Familie ( Schwester, Brüder...deren Partner usw) zugewandt, obwohl ihn jeder davor gewarnt hat. Seine Alkoholsucht wurde in dieser Familie geboren. Er hat vor der Terapie unser Unternehmen ruiniert, mein Firmenfahrzeug zerstört, mehrere Unfälle gebaut...und ich habe in seiner Abwesenheit alles was möglich war geregelt, die Familie am Laufen gehalten, auf ihn gewartet und ihn trotz Allem geliebt. Meine Frage nun: Wo ist das Unrechtsbewusstsein von Alkoholikern??? Wieso können solche Menschen ihren Familien so etwas antun, ohne sich schuldig zu fühlen?????? Warum kommt nie ein Danke...oder ein Entschuligung ? Und: Wieso wird diesen Menschen in den Selbshilfegruppen NIEMALS vor Augen geführt, was sie mit ihrem Verhalten bei den Partnern und Kindern anrichten? Wieso geht es immer nur um die Animositäten des Süchtigen? Wo bleiben die wirklichen Opfer?

    Ich weiß, dass es Gruppen für Angehörige gibt...aber das meine ich nicht. Wo ist die strenge Instanz, die dem Alkoholiker sein Gewissen wieder gibt??

    Entschuldige meine Schreibweise...aber es erschüttert mich immer noch...Tag für Tag.

    LG Yvonne

  • Hallo Yvonne,

    Entschuldige bitte, dass ich erst jetzt antworte. Die Frage ist, will dein Mann überhaupt ein Leben ohne Alkohol führen?
    ich leite selbst 2 Gruppen vom Blauen Kreuz, hier wird sehr wohl über Angehörige, die mann in der Sauf zeit, vernachlässigt,
    verletzt und hinunter gezogen hat, gesprochen. Bei mir ist sehr wohl ein Unrechtsbewusstsein vorhanden.
    Es ist nicht richtig, dass was du mit deinem Mann erlebst, auf andere Betroffene zu beziehen.
    Wenn dein Mann, wieder dahin geht, wo er immer gesoffen hat, dann will er nicht trocken bleiben.
    Ich kann dir keine Ratschläge geben wie du mit der Situation umgehen sollst, aber ein Satz, keine Hilfe ist oft die beste Hilfe.
    Übrigens, Selbsthilfegruppen vom Blauen Kreuz, nehmen auch Angehörige in ihren Gruppen auf, sofern der betroffenen Partner nicht in der selben Gruppe ist. Es ist ein guter Weg wenn Betroffene und Angehörige sich austauschen können, man kann voneinander lernen.

    Ich wünsche dir viel Kraft und eine gute Zeit,
    kossi

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