Mir einfach mal alles von der Seele reden

  • Hallo. Ich weiss das ihr wahrscheinlich immer wieder die gleichen Sachen lesen müsst, wenn neue Mitglieder hier auftauchen, und viele verdrehen wahrscheinlich auch schon die Augen. Aber für mich ist es einfach mal wichtig, dies nieder zuschreiben um die Fülle an sorgen los zu werden. Genau diesen Monat vor 10 Jahren ist meine Oma verstorben aufgrund von Korsakow und vielen anderen Sachen die durch den täglichen Konsum von Alkohol hervor gerufen wurde. Da war sie gerade 60 Jahre . Mein Mutter hat diesen Zerfall von Tag zu Tag mitbekommen und trotzdem befindet sie sich nun fast schon genau da wo meine Oma sich vor 10 Jahren befand. Wir sind mit drei Geschwistern aufgewachsen unsere Kindheit war toll aber der Alkohol war sozusagen das 4. KIND. Vor etwa 2 Jahren habe ich nach eine reha es endlich geschafft meiner Mutter zusagen das ich mir Sorgen mache. Das ich das Gefühl habe sie schon längst verloren zu haben , denn obwohl wir im selben Haus wohnen , vermeide ich den Kontakt ab mittags weil ich es dann schon nicht mehr ertragen kann. Sie hat es damals zu Herzen genommen, glaubte ich zumindestens, nur nun habe ich das Gefühl das es Tag für Tag schlimmer wird . Mein Bruder vermeidet den Kontakt komplett meine Schwester und ich rufen uns teils an und fragen nach ob sie schon wieder getrunken hat und es sich überhaupt lohnt mit ihr zu sprechen. ........
    Sie versteckt teils nun ihr Bier vor uns.....also sie denkt es zumindestens das wir es nicht mitbekommen.
    Das Fass zum Überlaufen brachte dann am Samstag die Situation. Ich habe einen Schlüssel von der Wohnung meiner Eltern es war 11 Uhr. Ich wollte ein Päckchen abholen sie hörte mich nicht kommen, sie sass auf dem Balkon. Sie war weder geduscht noch zurecht gemacht was man von ihr überhaupt nicht kennt und hatte die Flasche Bier in der Hand. Als sie mich reinkommen sah versuchte sie natürlich schnell alles zu verstecken und man merkte ihr den Schock förmlich an. In diesem Moment musste ich sofort an meine Oma denken, die direkt nach dem aufstehen die Flasche am Hals hatte. Ich muss dazu sagen meine Mutter geht arbeiten und am Anfang hatte ich auch das Gefühl das würde durch den neuen Job besser werden weil sie viel arbeitet. Mittlerweile habe ich aber er das Gefühl durch die wenige Zeit fängt sie schon morgens an zu trinken um alles auf zu hohlen. Ich liebe meine Mama und mein Papa der selbst auch trinkt jedoch weit aus weniger und wenn dann Abends nichts desto trotz ist diese verhalten für mich so schockierend das ich merke das ich mich immer von den beiden entferne. Ich würde gerne mittags einfach mal runter gehen nen Kaffee trinken und mit meiner Mama quatschen. Nur mittlerweile ist es so schwierig geworden überhaupt noch den Zeitpunkt zu finden wo sie mal kein Bier auf hat. Das alles habe ich ihr gesagt , das sie mit ihrem Verhalten all die Menschen von sich wegstösst die sie eigentlich gerne um sich hätte. Und das sie mit diesen Konsequenzen leben muss. Auch ich trinke mal ab und an gerne ein Bier aber niemals in der Woche und schon gar nicht im 11 Uhr. Jetzt habe ich sogar schon das Gefühl ich müsste wenn ich meinen Garten sitze und ein Radler geniessen , dieses vor ihr verstecken ...so nach dem Motto meine Tochter erzählt mir was von alkohol Probleme und trinkt selber. Mir ist klar das das überhaupt nicht zu vergleichen ist, denn ich trinke dann ein Bier wenn ich es einfach mal geniesse n möchte und dann bleibt es auch bei ein oder zwei und dann ist für Wochen wieder gut. Damit kann ich ganz schlecht umgehen.

  • Hallo Pebbels,

    willkommen im Forum. Ich bin zwar kein Kind, aber Partnerin und ich kann Dir nur raten, den Kontakt so weit wie möglich einzustellen - allein schon aus Selbstschutz. Das ist enorm schwer, aber Du merkst ja selbst, wie sehr dich das immer runter zieht.

    sonnige Grüße
    lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo Lütte vielen Dank. Ja das tue ich auch weitgehnst. Ich glaube das größte Problem ist , das ich als Tochter immer denke ich müsste was tun um die Situation zu ändern. Im Grunde weiss ich auch selbst das ich nichts tun muss, sondern meine Eltern. Nur man will es eben nicht akzeptieren das vielleicht in ein paar Jahren genau die gleiche Situation passieren wird wie bei meiner Oma. Vielleicht ist es einfach auch genau das, was einem davon abhält den Kontakt weiter abzubrechen weil man Die Zeit die man noch hat nicht auch noch minimieren will. Es ist aber ein enormer Trost hier bei euch zu sein , zu sehen wie viele Menschen tagtäglich mit dieser enormen Belastung umgehen. Man fühlt sich nicht mehr alleine. Und schon das gibt einem zumindestens etwas mehr Kraft.

  • Hallo Pebbels,

    sich von den Eltern los zu sagen, ist enorm schwer und es bedarf sicherlich einschneidender Ereignisse. Diese Hilfe durch Nicht-Hilfe ist ja etwas, was gegen unsere Einstellung ist. Vielleicht wäre es ein Weg, dass Du nur mit Deiner Mutter redest, sie besuchst etc., wenn sie nicht getrunken hat. Das kannst Du ihr ja auch so im Vorfeld ankündigen, solltest aber dann auch die Kraft haben, es durch zu ziehen. Ich denke, wir sind so stark geprägt, dass wir jeden Schluck sehen, riechen und hören können. Und da kannst Du Dich getrost auf Deine Wahrnehmung verlassen. Wenn Du das Gefühl hast, sie ist angetrunken, umdrehen und gehen. Sie ist erwachsen, sie darf trinken (auch wenn wir das nicht wollen) und ihr Leben den Bach runter gehen lassen. In Deiner Verantwortung für Dich liegt es, sich davon zu distanzieren und für Dein zufriedenes Leben zu sorgen.

    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo Lütte ja das mache ich und es wird auch immer besser und vorallem ich habe es ihr auch gesagt . Da war ich verdammt stolz auf mich. Sobald ich sehe das das Bier auf ist dreh ich mich um und gehe. Ich muss halt nur lernen das Genau diese Einstellung für mich als normal wahrgenommen wird und nicht als Ärgerniss oder gar Wut oder Traurigkeit sondern einfach als eine Entscheidung die ich für mich getroffen habe. Ich denke immer sie muss es doch mal merken aber ich glaube das ich zu viel verlangt oder ? Merken Alkoholiker sowas eigentlich ? Das man geht weil schon wieder das Bier auf dem Tisch steht? Oder ist es denen egal ? Oder kriegen sie sowas rein Psychisch wirklich nicht mehr gedanklich gesteuert.? Ich danke dir mal wieder für deine Lieben Worte

  • Hallo Pebbels,

    Zitat

    Da war ich verdammt stolz auf mich.

    das kannst Du auch sein. Schön, dass Du das durchgezogen hast. Auch hier gilt: Übung macht den Meister. Das wird leichter mit der Zeit und irgendwann vielleicht selbstverständlich.

    Zitat

    Ich denke immer sie muss es doch mal merken aber ich glaube das ich zu viel verlangt oder ? Merken Alkoholiker sowas eigentlich ? Das man geht weil schon wieder das Bier auf dem Tisch steht? Oder ist es denen egal ? Oder kriegen sie sowas rein Psychisch wirklich nicht mehr gedanklich gesteuert.?

    Da können Dir unsere trockenen Alkoholiker sicher mehr zu schreiben, aber ich versuch es mal. Alkoholismus ist eine Krankheit. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, ist einigen sogar bewusst, dass sie ihren Angehörigen/Freunden weh tun, aber sie können nicht anders. Die Sucht zwingt sie zum Trinken. Am Ende ist es aber auch egal, ob Du Dir darüber den Kopf zerbrichst, Du kannst es einfach nicht ändern. Ich hab's ja auch vergeblich versucht. Irgendwann wurde es mir sehr intensiv bewusst, dass es völlig egal ist, was ich tue, wenn er/sie saufen will, schlechte Laune hat/haben will, fröhlich ist, dann ist er/sie das eben. Da kann ich ein Tütü anhaben, Kopfstand machen, es spielt keine Rolle. Daraus die Erkenntnis: sorge dafür, dass es Dir gut geht. Die anderen haben die gleiche Chance.

    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

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