• Hallo,

    ich bin 29j, komme aus Thüringen und bin seit dem 14 September 2018 trocken.

    Ich war 12 Jahre lang abhängig, also ab meinem 14ten Lebensjahr. Es ging von Anfang an nie um Spaß und ich hatte auch nur selten Interesse daran in Gesellschaft zu trinken, im Gegenteil, Gesellschaft beim trinken ist mir meistens auf den Sack gegangen, obwohl telefonieren, also TS, oder später Discord ok waren. Ich hab direkt mit Schnaps begonnen, zwei Jahre später war ich mit 16 bereits Kontrollverlusttrinker, mit 17 hatte ich einen täglichen Bedarf von 1,5 750ml-Flaschen Korn + Bier. Ich habe als Kind ein gewisses Maß an Gewalt und Problemen erlebt, davon ab hatte ich schon von Anfang an eine generalisierte Angststörung, der Alkohol hat mir geholfen mit beidem umzugehen. Ich hab die Schule mehr oder minder fertig bekommen, anschließend eine Elektroniker-Lehre erfolgreich abgeschlossen, dann aber keine Arbeit gefunden. Ich hatte 6 Entgiftungen und mit 26 (2018) hatte ich ein tägliches Pensum von bis zu zwei Flaschen Vodka und zusätzlich 6 bis 10 Bier am Tag. Ich war nie jemand der gelogen, oder irgendwelche Flaschen vor der Familie versteckt hat, mir war es eigentlich immer egal was mein Umfeld von mir dachte. Anschließend habe ich mich dann für eine Langzeit entschieden, hab die 5 Pflicht Termine bei der Suchthilfe absolviert und mir selbst eine Klinik organisiert. Denn die Drehtür-Bruchbude in Klosterlausnitz habe ich direkt abgelehnt genau so wie ich es abgelehnt habe mich Monate lang in einem Mehrbettzimmer unterbringen zu lassen. Zur Entgiftung musste ich leider auf ein Klinikum in Gera ausweichen das nicht nur einen bedenklichen Ruf hatte und hat sondern leider auch eine jener Stationen beherbergt die eine sog. "qualifizierte Entgiftung" anbietet.

    Das heißt Wochen lange Zwangs-Beschäftigung der Fragwürdigsten Art mit einem Stationspsychologen der in der Ost Thüringer Provinz gestrandet war und dachte das jedes seiner Worte pures Gold wäre. Seine Gruppensitzungen erinnerten stark an malen nach Zahlen, er erwartete immer irgendeine halbgare Erkenntnis von der Gruppe und versuchte die einzelnen Patienten dort mit biegen und brechen hinzuführen. Meistens endete es damit das die Gruppe das Spiel am ende mitspielte und die gewünschten "Erkenntnisse" in unausgesprochener Übereinkunft fingierte damit der Mann sein unerträgliches Geschwätz endlich einstellte. Ich habe aber auch das Talent mich unbeliebt zu machen, unten durch war ich glaube ich als ich ihm eröffnete das ich es nicht für eine besondere Leistung halte das er 5 Jahre lang in einem Hörsaal herum gelungert hat und ich ihn in erster Linie für einen Dienstleister halte so wie alle anderen auch, darüber hinaus möge er es sich doch bitte abgewöhnen den Leuten zu unterstellen sie müssten hier sein wollen, niemand möchte hier sein und niemand möchte sein Kinderprogramm absolvieren, die Leute sind hier um sich entgiften zu lassen, bez. im Anschluss eine Langzeit bei richtigen und Kompetenten Therapeuten zu machen... Danach hat er 4 Wochen lang nur noch versucht mich bei jeder Gelegenheit zu mobben :D

    Da ich zu diesem Zeitpunkt bereits ebenfalls stark Lorazepamabhängig war wurden für mich von Anfang an 6 Wochen veranschlagt. Ich hatte mit dem Oberarzt abgesprochen das wir die Verringerung meiner Dosierung (Ich wurde zuerst von Lora auf Dia umgestellt) beschleunigen damit ich es auch in den 6 Wochen schaffe. Als mir die Schwester im Anschluss davon abriet und meinte das ein Lorazepamentzug äquivalent zu einem Heroinentzug sei konnte ich mir darunter nichts vorstellen, ich habe aber in den folgenden Wochen ein sehr anschauliches und lebhaftes Bild davon gewonnen. Es war das schwerste was ich jemals im Leben durchgestanden habe. Ich stand sogar teilweise auf dem Flur und hab geschrien das man das Radio ausmachen soll obwohl keins lief, der Stationsarzt meinte dies seien auditive Halluzinationen. Ich habe oft geglaubt das ich den Verstand verliere, aber ich habs ganz gut verkraftet. Die auditiven Hallus hatte ich aber teilweise selbst Monate nach der Langzeit noch hin und wider, Z.b. saß ich auf den Fahrad und fuhr in den Garten meines Vaters und ganz Plötzlich war es wider da das Radio immer nur ein paar Sekunden aber es war da und es hat sich jedes mal beängstigend Echt angehört.

    Im Anschluss habe ich 12 Wochen im Fachklinikum Fürstenwald bei Calden verbracht einer wirklich hervorragenden Einrichtung, dort wurde ich wenig gegängelt und man ist auch auf meine Bedürfnisse nach Privatsphäre eingegangen. Der dortige Stationspsychologe und der Oberarzt waren wirklich sehr gut. Nach 12 Wochen wurde ich entlassen und machte dannach noch 10 Monate ambulante Betreuung in form von wöchentlichen Gruppen und Einzelsitzungen mit bis ich mich dann stabil fühlte.

    Jetzt bin ich bald seit 3 Jahren trocken, ich hatte nur einen Rückfall vor zwei Jahren und der dauerte nur einen Tag und konnte ohne Hilfe von außen überstanden werden.

    Das einzige was ich gelegentlich mache ist einen Joint zu rauchen. Es ist für mich völlig Belanglos ob ich von etwas abhängig bin solange es mich nicht umbringt, aber dazu ist es irgendwie nicht gekommen. Ich habe auch nach 3 Jahren kein suchtartiges verlangen nach Cannabis, diese bedingungslose Liebe, diese fundamentale Faszination und das Verlangen das ich zum Alkohol hatte war mit Gras nicht reproduzierbar. Seit dem lebe ich ein doch recht strukturiertes Leben, ich habe eine Arbeit und bin in Projekten und Vereinen tätig.

    Euer schönes Forum suche ich auf um mich gelegentlich austauschen zu können, eine Selbsthilfegruppe habe ich nie gefunden, sowas wie die AA haben mich immer abgeschreckt.

    Ich komme jetzt in eine Phase in der ich wider aufpassen muss, ich dachte das, dass Verlangen irgendwann aufhört, aber es hört nie auf, man ist irgendwie nie Fertig.

    MfG, Oroboros

  • Hallo Orboros

    willkommen hier in unserer (unabhängigen ) Online SHG . Und danke für die ausführliche Vorstellung.

    Jetzt bin ich bald seit 3 Jahren trocken, ich hatte nur einen Rückfall vor zwei Jahren und der dauerte nur einen Tag und konnte ohne Hilfe von außen überstanden werden.

    Also bist du 2 Jahren trocken, sonst bescheißt dich ja selbst ;)

    Schaue dich noch ein wenig hier um und wenn es dir zusagt, kannst du dich für den offenen Bereich bewerben .

    Hier der Link für den Zugang offener Bereich.

    Bewerbung - Alkoholiker Forum (alkoholiker-forum.de)


    (Da du schon alles soweit geschrieben hast, reicht es ein kurzes "möchte mich im offenen Bereich austauschen"

    Gruß Hartmut

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