Alkoholsucht des Vaters beherrscht die gesamte Familie

  • Hallo Ihr Lieben,

    ich habe mich soeben hier angemeldet, weil ich langsam nicht mehr weiter weiss.

    Kurz zu mir: Ich bin 27 Jahre alt und habe eine kleine Tochter. Vom Erzeuger lebe ich seit ihrer Geburt an getrennt, weil ich merkte, dass dieser Mensch ein absoluter Unmensch ist (ist aber ein anderes Thema).

    Meine Eltern sind seit 35 Jahren mehr oder weniger glücklich verheiratet und haben in einem Zeitraum von 5 Jahren 3 Kinder bekommen. Während meine Mutter seitdem "nur" noch Hausfrau und Mutter war, arbeitete mein Vater 6 Tage die Woche von morgens bis abends. An den Abenden stellten wir Kinder (sobald wir es konnten) ihm schon bereitwillig sein Bier hin. Jedenfalls kenne ich meinen Vater gar nicht anders als biertrinkend. Dazu kommen noch die Zigaretten. Während es abfangs nur eine geringen Menge Bier war (lt meiner Mutter hatte er in seiner Jugendzeit nie Bier getrunken), steigerte sich das Maß enorm. Mittlerweile ist er bei ca. 80 Flaschen Bier in der Woche angelangt, zzgl. dem, was er auf dem sonntäglichen Frühschoppen trinkt, und was er auch heimlich trinkt (oder versucht vor uns zu verstecken). Dazu kommen seit einigen Jahren auch diese Magenbitter...anfangs war er bei 4 Fläschchen pro Woche dabei, mittlerweile sind es 28 Fläschchen pro Woche.
    Heimlich daher angemerkt, weil er (wenn er mal in meiner Wohnung etwas reparieren musste) die Magenbitter im Werkzeugkasten versteckt hatte.... .
    De facto ist, dass er uns über die Jahre hinweg terrorisiert. Warum er zum Alkoholiker wurde, weiss ich nicht. In seiner Familie sind aber scheinbar alle Männer dem Alkohol nicht ganz abgeneigt. Ein Onkel von mir hatte schon seinen Entzug und ist seitdem (ich glaube, seit 15 Jahren) trocken. Inzwischen ist der Terror so groß, dass wir ihm das schlimmste an den Hals wünschen. Mitleid? Nicht vorhanden...nicht mehr. Meine Mutter hatte früher versucht immer auf ihn einzureden (positiv gemeint). Arztbesuche hat er konsequent abgelehnt. Mir gegenüber ist er mittlerweile so weit, dass er sich in meine Beziehungen einmischt, und dahingehend Terror schiebt, mein Handy pausenlos klingeln lässt. Daher lasse ich mich derzeit auf keine Beziehung mehr ein, weil ich weiss, wo es hinführen wird.
    Auch muss ich sagen, dass mein Vater meiner Mutter mehrmals angedroht hatte "Wenn Du gehst, überlebt das keiner..." und er hatte viele Jahre eine Pistole in seinem Nachtschrank bis meine Mutter den Mut aufgebracht hatte und hat das Ding weggeworfen.
    Ich weiss ehrlich gesagt nicht mehr weiter. Ich dachte, wenn ich meine eigene Familie habe (bzw mein eigenes Kind), dann kann ich endlich mein Leben führen, wie ich es möchte. Aber genau das Gegenteil ist der Fall....er will über alles bescheid wissen, über jeden Schritt den ich gehe Wenn ihm irgendwas nicht passt, wird er aggressiv (mit Worten). Selbst wenn ich mit meinen Freunden einen Tagesausflug mache, dreht er völlig durch.
    Wenn wir uns vorstellen, dass das alles noch Jahre/Jahrzehnte so weiter gehen soll, wünschen wir uns Tag X.
    Denn er wird immer unerträglicher und Hilfe nimmt er nicht an, weil er sein Problem in unseren Augen verdrängt. Er muss doch selbst merken, dass seine Gesundheit immer weiter ruiniert wird. Vor 3 Jahren hatte er auf der Arbeit einen Zusammenbruch, kam ins Krankenhaus und wurde untersucht. Den Ärzten hatte mein Vater verboten, meiner Mutter etwas zu sagen. Der Assistenzarzt meinte lediglich, dass es nicht 5 vor 12 sei, sondern Punkt 12 und sie solle doch positiv auf ihn einwirken.
    Es fällt JEDEM auf, selbst aufm Frühschoppen, aber das sind alles Spinner, etc.
    Sein Blutdruck liegt meistens bei über 150 zu über 90. Manchmal spuckt er Blut, was wir uns allerdings nicht erklären können, woher es stammt.
    Vermehrt hat er auch hier und da Lähmungserscheinungen. Kürzlich ist er ohne jede Vorwarnung zusammengebrochen. Er hat auch sehr oft krampfhafte Hustenanfälle, wo wir uns nur denken "jetzt erstickt er".

    Wir wissen das alles nicht zu deuten. Haben wir evtl bald einen Pflegefall daliegen?

    Warum lässt er sich denn auch überhaupt nicht helfen ? Warum sieht er nicht ein, dass er sich selbst kaputt macht und dass es auch uns an die Substanz geht.

  • Hallo,
    danke für Deine Antwort.
    Sicher gehört auch mein Expartner zu der Geschichte dazu. Ich wollte nur nicht weiter auf ihn eingehen...denn das eigentliche Problem ist ja die Sucht meines Vaters.
    Was allerdings meinen Expartner angeht, so war er das absolute Abbild meines Vaters. Das fing bei Kleinigkeiten wie Brillenträger an, ging über den gleichen erlernten Beruf, und auch der Alkohol und die Zigaretten spielten in seinem Leben eine große Rolle. Auch sein Charakter war dem meines Vaters sehr ähnlich.
    Als mein Ex mal bei mir war (ansonsten bin ich -selbst hochschwanger - zu ihm gefahren), hatte mich der Schlag getroffen. Ich hatte in einer kleinen Kammer 4 Flaschen Sekt und 2 Flaschen Wein gelagert (alles Geschenke von Kunden, die sich über Jahre angesammelt hatten). Er wusste nicht, dass ich das Zeug dort drinnen hatte. Jedenfalls eines Abends ging ich früh ins Bett und er wollte noch in der Küche aufräumen. Am nächsten Morgen fand ich dann 5 leere Flaschen neben meinem Kühlschrank vorgefunden und die 6. stand bis auf ein Viertel geleert im Kühlschrank. Auf meine Frage, was das denn sollte (ich war schockiert, denn bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass sich das Schicksal - Vater trinkt - wieder holen sollte) antwortete er: "Dein Wasser schmeckt mir nicht...." Am nächsten Morgen dann fast das gleiche Drama...er wollte kurz einkaufen gehen (dabei hatte ich einen enormen Vorrat an Lebensmitteln im Hause)....der Weg hin und zurück waren zusammen 5 Minuten.....er war 3 Stunden weg.
    Als ich ihn mehrmals drauf angesprochen hatte, dass das so nicht weitergehen kann und er jedesmal antwortete "es sind doch nur ein paar Bierchen".....wusste ich, dass ich meiner Tochter dieses Schicksal ersparen möchte.
    Daher macht es mich umso wahnsinniger, dass ich nicht drum herum komme, meine Tochter dann und wann zu meinen Eltern zu geben.

  • Hallo Kerstin,

    bitter sowas zu lesen, man sollte es nicht für möglich halten.
    Dein Vater hat sich über die Jahre zu einem waschechten Alkoholiker entwickelt, diese Persönlichkeitsveränderung spricht da Bände.

    Das wichtigste zuerst: Ihr habt da keine Schuld dran. Macht Euch, sofern möglich, von dem Gedanken frei, er wäre es nicht geworden, wenn ihr etwas anders gemacht hättet....was auch immer.

    Viele Fragen hast Du ja nicht gestellt,- Dir ist wohl klar, das ohne Grundeinsicht nicht viel machbar ist.

    Das mit dem Pflegefall sei mal dahingestellt, aber im Krankenhaus wird er wohl auf jeden Fall landen.

    Dann müsst Ihr Euch mit den Ärzten kurzschliessen, und darauf hoffen , an den richtigen zu geraten.
    Alkohol sollte auf keinen Fall mehr ein Tabuthema darstellen, die Zeiten der Peinlichkeiteiten vor Ärzten ist vorbei.

    Die Aussage ''ertrinkt ab und zu ein Bierchen'' muss durch ''er säuft sich tot ''ersetzt werden, damit kann ein Arzt was anfangen.

    Hoffentlich wird es nicht zu schlimm, er gehört eigentlich schon längst in ärztliche Hände.

    Viele Grüsse

    White

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

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