Suchtverlagerung

  • Moin,

    bei mir war´s die Arbeit.
    So ab dem zweiten Jahr ging´s los.
    Ich hatte Erfolg (viel Geld, Geschäftswagen, Anerkennung, Lob)
    Und das nach 15 Jahren finanziellen Siechtums an der Armutsgrenze und darunter.
    Das hat mir gefallen, ist ja klar.
    Nur, hab ich mich dermaßen reingesteigert...................
    Wollte alles perfekt und selber machen.
    Nach drei Jahren hat mein Körper die Notbremse gezogen.
    Ich bekam Astma..........aber richtig (bin fast erstickt in der Zeit)
    Nachdem ich dann noch den Cheff wegen einer Nachlässigkeit angebrüllt hab,
    hatte sich das eh erledigt mit dem Job.
    Ich bin in der Folgezeit wieder öfter zur Beratungsstelle gegangen.
    Das Astma hab ich heute noch. Es macht mir aber keine Angst mehr.
    Und ich komm prima ohne Medikamente aus.

    Das war knapp!

    Heute betrachte ich die Geschichte wie einen Rückfall, nur mit anderem Mittel.(damals konnte ich das natürlich nicht sehen! Erst später, aus Abstand betrachtet und mit Hilfe der Beratungsstelle. Forum gabs leider noch keines)

    Was habt Ihr in Sachen Suchtverlagerung erlebt ?

    Gruß Baumann

  • DIESES thema würde ich gerne noch einmal aufgreifen...

    als ich damals aufhörte zu trinken, war ich 4 monate in einer therapie klinik in güthersloh. dort hatte ich als gestaltungstherapie brandmalen. da es ja nun an den valentinstag ging, wollte ich unbedingt einen rosenstrauss für meine damalige freundin brennen und sass nun fast jeden abend an diesem bild, um es rechtzeitig fertig zu bekommen. meine therapeutin meinte damals, ich solle doch aufpassen, dass es NICHT zur SUCHTVERLAGERUNG kommt. da hörte ich zum ersten mal diesen ausdruck.
    aber ich glaube es ist so, dass sich jeder etwas sucht, um den alkohol zu "überlagern" ?! ich trinke seit dem emmenz viel kaffee, der ja nun auch abhängig macht, durch sein coffeein. ich merke es daran, wenn mein coffeeinspiegel sinkt, werde ich leicht nervös, und muss dann irgendwie eine cola oder einen kaffee trinken, dann ists wieder gut. aber ich kann damit leben, jedenfalls für mich besser als alk. andere essen mehr süssigkeiten, arbeiten mehr und viel oder machen andere dinge MEHR als sonst?
    wie denkt ihr darüber??
    lg soul

    "Hurra, wir leben noch" **Milva**
    Wer Fehler findet, kann sie behalten ;)

  • Hallo
    Alles was ich übermäßig betreibe, störend wirkt, ist suchtverlagerung.

    Themen der Suchtverlagerung:

    Rauchen , welches sehr verbreitet ist, Medikamentensucht, welche sehr oft bei Frauen auftreten, die vom Alkohol wegwollen oder auch Soziale Phobie , wo sich viele Menschen isolieren und dann sogar Depressionen aufkommen können.

  • Hallo zusammen

    mir ist aufgefallen, dass ich mich die letzten 3 Monate mit Arbeit und Aktivitäten vollpackte, um für ein eigentliches Problem keine Zeit zu haben.

    Suchtverlagerung ? Ich denke auch es war Schutz, weil ich mich noch nicht stark, gefestigt genug fühlte eine "Altlast" anzugehen.

    In dieser Zeit meines Trinkens entwickelte ich generell die Tendenz unangenehmes vor mir herzuschieben.

    Jetzt ist es an der Zeit, dass ich sortiere, Priroritäten setzte und mir Zeit nehme die Altlasten abzubauen

    sonst geht es nicht weiter.

    LG sonnenfrau,

  • Ich habe meine Suchtverlagerung einige Jahre in meiner Arbeit ausgelebt, das waren sehr bewegte Jahre und ich lernte meine Grenzen in jeder Hinsicht kennen.
    Heute ist mir alles was sich wie "too much" anfühlt, suspekt und wird von mir mistrauisch beäugt.

    Ich bin nunmal ein durch und durch süchtiger Mensch und muß gut auf mich aufpassen, daß ich mir nicht zuviel draufpacke.


    Uns allen gute 24h

    Gerd, Alkoholiker, trocken

  • hallo,
    als ich mit dem trinken aufgehört habe stürzte ich mich auch erst einmal in arbeit. das hat sich aber irgendwann wieder auf ein normales maß eingepegelt. in dieser zeit war es mir aber auch wichtig eine ablenkung zu haben. in den shg habe ich das auch angesprochen und da hat jemand gesagt im moment ist alles besser als saufen. ich hätte auch in dieser ersten zeit garnicht gewußt was ich jetzt mit meiner ganzen freien zeit anfangen soll. ich achte aber auch darauf, ich glaube gestern habe ich in mein tagebuch
    geschrieben das ich schon langsam durch dieses forum hier internetsüchtig werde. es macht mir aber spass und es gibt mir ein gutes gefühl, also was solls. die frei gewordene zeit muß doch auch ausgefüllt werden, wichtig ist doch dabei nur das ich und mein umfeld nicht zu kurz kommen und das ich den blick für alles andere schöne im leben nicht verliere. ich esse auch gerne süsses, damit habe ich angefangen, nachdem ich aufhörte zu rauchen.

    aber deshalb mach ich mir nicht gleich gedanken das ich in eine sucht falle.

    sschorni67

  • Ich habe einige Erfahrungen mit der Suchtverlagerung gemacht, und ich weiß inzwischen, das ich sie zu Anfang einfach unterschätzt habe. Ich habe mir gedacht, ich bin ja nun schon süchtig, dann merke ich das ja sofort, wenn ich in eine derartige Situation komme; aber leider ist dem nicht so. Und daran arbeite ich zur Zeit.

    Die erste SV, die mir begegnete, war der Chat. Das Chatten hat mir großen Spaß gemacht, ich habe viele Menschen kennengelernt, und ich habe viel Zeit im Netz verbracht. Damals war ich noch mit dem Modem im Internet, und mußte mich an bestimmte Zeiten halten, damit es bezahlbar blieb.

    Dem Chat dichtauf folgte das Studium, bzw. das Lernen. Ich kam mir vor wie ein Schwamm; alles war so neu, und ich mußte alles lernen, was mir in die Finger kam. Ich war den anderen Studenten um Wochen voraus.

    Anschließend ging es in die Arbeit. Neues Umfeld, gleiches Spiel.


    Meinen (recht hohen) Kaffeekonsum, sowie das rauchen zähle ich nicht zu den SVs, denn sie unterscheiden sich grundlegend von den o.g.: Beim Chatten, dem Lernen und der Arbeit (also sozusagen während des 'Konsums') sind die (mehr oder weniger) typischen Suchterscheinungen aufgetreten. Vernachlässigung der Körperhygiene, Abmagerung, Nervosität, Übermüdung, keine Kosten scheuen (spez. auf das Chatten bezogen; die Telefonrechnung ging über 2000 DM hinaus), etc. Beim Kaffeetrinken, bzw. Rauchen habe ich das (bis auf die Kosten) nicht.


    Wie ich im Thread weiter oben gelesen habe, gibt es Menschen, die solche Suchterscheinungen schon im Vorfeld erkennen. Ich gehöre leider nicht dazu; ich habe es immer erst sehr spät gemerkt. Ich - der 'geschulte' Süchtige - müßte es doch als erster Erkennen. Oder will ich das womöglich garnicht? Eine Sucht ist ja oft auch eine Flucht. Wenn ich vor etwas fliehe, dann will ich weg. Und es interessiert mich dabei nicht, ob die Richtung die 'Richtige' ist.

    Und darin sehe ich die Gefahr bei einer SV. Späte Erkennung, mangelnde Ursachenforschung. Und damit die nächste - eigentlich schon vorprogrammierte - Suchtverlagerung.

    Ich glaube, die beste Möglichkeit, einer SV vorzubeugen, ist es (in meinem Fall) mögliche Background-Geschehnisse gleich aufzuarbeiten, sie nicht aufzuschieben, und immer gleich 'reinen Tisch' zu machen - keine Probleme => keine Flucht ;)

  • Hallo,

    ich denke mit Suchtverlagerung haben wir alle zu tun. Ziemlich schnell nach Beginn meiner Abstinenz ist mir das bei mir schon aufgefallen.
    Viel mehr geraucht und mehr Kaffee. Essen und Süßigkeiten kamen hinzu, habe ich aber schnell bemerkt und stoppen können.

    Prinzipiell ist alles besser als saufen, doch Vorsicht wenn man plötzlich an Cannabis oder Tabletten denkt. Von den harten Drogen ganz zu schweigen.

    Wichtig ist für mich, ich mache alles was mir gut tut. Das erfordert aber unbedingt, ganz tief in sich hineinhören und ganz ehrlich zu sich zu sein.
    Und das jeden Tag aufs Neue.

    Tschüs und noch einen schönen trockenen Tag.

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