Mein Papa-geliebt und gehasst!

  • Hallo,
    ich selbst bin Alkoholikerin und trocken seit dem 24.09.2006!
    Solange ich denken kann,spielt der Alkohol in meinem Leben eine der größten Rolle.
    Mein Papa war Alkoholiker,bis sein Leben im August 2003 endlich eine Ende hatte und er nicht mehr trinken brauchte.
    Er hat sich einfach zu Tode gesoffen,hatte im Leben keinen Sinn mehr gesehen.
    ich denke,er hatte ab dem Moment,wo sich meine Mutti endgültig von ihm trennte,den Sinn des Lebens verloren.
    Mein Papa hat in seinem Leben alles durchlebt,bis hin zur Obdachlosigkeit,(dafür schäm ich mich mehr,als zu sagen,daß ich selbst Alkoholikerin bin),obwohl ich weiß,daß nur er es hätte ändern können.

    Mein Papa hat sich immer ein kleines Mädchen gewünscht und komischerweise nannte er mich immer nur "Fred",bis zu seinem Tod.
    Ich war also sein kleiner Liebling,mein Bruder spürte das.
    Ich bekam alles,er nichts.
    Da ich aber Papa`s Liebling war,begann mein Albtraum,da ich immer diejenige war,die in zur Vernunft bringen musste,wenn er im totalen Alkoholrausch meiner Mutti weh tun wollte,dabei war ich doch erst 10 Jahre.
    Er war einfach anders nicht zu bändigen.Erst wenn er mich sah,wurde er ruckartig fromm wie ein Lamm.
    Ich mußte teilweise nachts raus,weil meine Mutti mich um Hilfe rief.
    Als ich 14 war,kam ich Sonntags nachmittags von meiner Oma und meine Mutti erwartete mich schon auf halber Treppe.Ich wußte,daß es nichts gutes verhieß.
    Mein Papa lag im betrunken im Bett und hatte ein Messer in der Hand und ich mußte im zureden,es mir zu geben.
    Ich starb in dem Moment vor Angst,er gab es mir ohne zu zögern.
    Und so zogen sich die doch dramatischen Ereignisse durch meine ganze Kindheit.
    Ich beneidete alle meine Freunde,sie konnten nachts in Ruhe schlafen und ich wußte nie,was mich erwartet.
    Da mein Papa ein "Quartalssäufer war,trank er 4-5 Tage am Stück und dann war 2 Monate Ruhe,es war Erholung pur.
    Wenn er seine "Saufphase hatte,kam er schon von der Nachtschicht früh angetrunken,ich sah es sofort an seinen Augen und da wußte ich,wenn ich von der Schule mittags komm,find ich ihn "eingepi***auf dem Teppich liegen und ich hätte viel gegeben,mittags nicht nach Hause zu müssen.
    Meine Mutti trennte sich zig male von ihm.Wir zogen aus und nach Versprechungen von meinem Papa,wieder ein.
    Bis sie sich 1977 endgültig trennten.
    Meine Mutti lernte einen neuen Mann kennen,den sie 1982 heiratete.
    Mein Papa blieb bis zu seinem Tod allein,er sagte mir immer,er hätte keine andere Frau haben wollen,er hat meine Mutti abgöttisch geliebt und ihr doch sooo weh getan.
    Ich konnte es nie verstehen,jetzt weiß ich wie tückisch diese Krankheit ist.
    Als junges Mädchen hatte ich Zeiten,wo ich ihn gehasst hab,da ich nachts Albträume hatte,er hat mir ein Stück meiner Kindheit zerstört,
    aber als ich erwachsen war,suchte ich das Gespräch und wir redeten bestimmt 4 Stunden,wie ich es empfunden habe als Kind,wie es mir ging und das war der Punkt,wo ich anfing ihm zu verzeihen.
    Vergessen,nein,das werd ich wohl nie,auch heute,nach 30 Jahren träum ich manchmal noch davon.
    Aber jetzt,wo er in Frieden ruhen kann,merke ich,daß ich immer besser damit umgehen kann,daß einiges schief lief in meinem Leben.
    Wie oft ich ihm in Gedanken Schuld an meinem selbst schon von Alkohol geprägtem Leben gab.
    Auch wenn ich mit 14 Jahren noch ganz fest daran glaubte,daß mir das in meinem Leben nicht passieren würde,in den Sumpf des Alkoholismus zu gelangen,wurde ich eines besseren belehrt.
    Denn genau da war ich gelandet.
    Ich hab die Kurve gerade noch gekriegt und das hätte ich mir für mein Paps auch so gewünscht.

    Nach seinem Tod hab ich ihn zu mir,auf den Friedhof in meinem Ort geholt und nun ist er nicht mehr allein,da ich ihn täglich besuchen kann und ich erzähl ihm aus meinem Leben,daß ich aufgehört hab zu trinken und es mir gut geht.
    Ich glaub,er würde sagen;"Fred,du bist mein Baby".
    Und ich sag; Papa,ich hab dich lieb!

    Das schreiben jetzt hier bringt soviel Emotionen in mir hoch,daß mir die Tränen nur so laufen und es ist gut und tut gut!

    Kiki

    mein Rückfall zeigte mir,wie kostbar ein Leben ohne Alkohol ist!

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