Neuanfang - oder Anfang vom Ende?

  • liebe elfriede,

    oh weh. ja, dazu kann ich kaum etwas sagen um dich zu trösten. ich kann dir nur ganz viel kraft wünschen und hoffen, dass du damit fertig werden kannst.

    was sagt denn der arzt? hast du mit einem sprechen können? hast du jemanden, der bei dir ist, mit dem du reden kannst, eine freundin vielleicht, oder familie?

    ich drücke dich mal ganz feste aus der ferne.

    lieben gruß

    lavendel

  • Hallo Lavendel!
    Ja, da kann man auch nicht rösten.
    Mit dem Chefarzt dort konnte ich heute reden.
    Fortgeschrittene Leberzirrhose, aufgrund dessen eben der Nierenschaden.
    Wenn ihr Mann das überlebt, muß er das Saufen sein lassen, das war so ungefähr das, was ich mir merken konnte, dann kam er auf diese Station runter.
    Heute nachmittag war ich halt nochmal dort, mein Mann ist manchmal kurz wach, spricht sehr leise, aber vom Inhalt her ziemlich klar.
    Es ist nachweislich der erste Entzug im KH nach ich weiß nicht wie viel Jahren Alkohol und mit wie vielen Unterbrechungen, ich hoffe, das traurige Beispiel hilft nur EINEM, trocken zu werden,es ist eben nicht immer so, das man ins KH geht und alles noch im grünen Bereich ist nach dem Entzug, es geht auch anders, unglaublich, aber wahr :( .
    Ich habe heute schon viel geredet, mit meinen Eltern, meinem Schwiegervater, der Schwägerin, einer Freundin, meiner Chefin, die übrigens voll hinter mir steht (bin seit heute krankgeschrieben) und mit dem Ehepaar der SHG.
    Wie gesagt, der Weinabsturz kommt wieder irgendwann und dann hörts auch wieder auf.
    Ich muß hier noch einiges erledigen, habe endlich die Hunde gefüttert, kümmer mich um die 2 Meerschweinchen und räume auf, so lange, bis ich müde bin und das bin ich schon ziemlich.
    Wenn ich heute nacht aufwache, kann ich auch auf der KH Station anrufen :) , DAS beruhigt mich sehr. Klar, sagt die Nachtwache, wir sind ja sowieso hier...rufen Sie ruhig an.
    Meine Eltern haben mir angeboten, dazubleiben, wollte ich aber nicht, unser wasserbettchen ist so irrsinnig gemütlich und kuschelig, das brauche ich jetzt auch.
    Und wenn ich immer noch nicht schlafen kann, gucke ich mal hier rein.

    Liebe Grüße von
    Elfriede
    _______________________________________

    Wir können die Uhr nicht zurückdrehen, aber wir können sie neu aufziehen!

  • Der Zustand ist unverändert, neue Informationen bekomme ich nach 10 Uhr, da ist dann die Visite durch.

    Liebe Grüße von
    Elfriede
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    Wir können die Uhr nicht zurückdrehen, aber wir können sie neu aufziehen!

  • liebe elfriede,

    falls du hier noch mal reinschaust: ich denke sehr an dich. was das nun alles medizinisch heißt weiß ich nicht. aber wenn dein mann es schafft hat er wohl hoffentlich verstanden, dass mit dem alkohol endgültig schluss sein muss.

    gut, dass du wenigstens mit deiner familie reden kannst, und vielleicht auch gut, dass du sich hast krankschreiben lassen, wenn du das jetzt brauchst. und noch was: wenn dein mann klar ist überleg dir, ob es nicht dinge gibt, die du ihm schon immer mal sagen wolltest. oft hört man ja, dass angehörige dann, wenn es zu spät ist sagen "ich wollte noch so vieles sagen". ich will nicht schwarz malen, nur so als anstoß. mir ging es so, dass ich sehr froh, war, dass als mein vater gestorben ist, wir vorher manche dinge einfach mal ausgesprochen hatten und ich nicht nachher sagen musste "ach hätte ich doch....". verstehst du was ich meine?

    ich finde es auch gut, dass du es so drastisch aufschreibst, vielleicht macht das dem einen oder anderen auch noch mal deutlich, was alkoholmissbrauch wirklich heißt und was passieren kann. gerade in letzter zeit finde ich hier viele verharmlosungen, über die ich nur mit dem kopf schütteln kann.

    liebe grüße

    lavendel

  • Hallo Lavendel!
    Wieder zu Hause!
    Das war heute der schlimmste Tag meines Lebens (erstmal...)
    Bin endlich um Mitternacht eingeschlafen, wurde zwei Stunden später wach, weil es immer wieder "Plitsch" machte, das war so nervend, das ich der Sache auf den Grund ging - Wasserrohrbruch im Schlaf-, Badezimmer.
    Dann habe ich auf der Intensiv gefragt, alles unverändert.
    Wieder bis 6 Uhr gedöst, um halb elf angerufen, weils dann neue Blutwerte geibt und die Visite durch ist.
    "Bitte kommen sie sofort, der Arzt möchte mit Ihnen reden!" :shock:
    Ich los, in der Stadt mit mindestens 85 geblitzt :oops: , ich hoffe, man kann da Ausnahmesituationen geltend machen, sonst ist der Führerschein bald weg.
    Die Nieren arbeiten einigermaßen wieder, nur die Leber streikt und da mein Mann noch "jung" ist, wird er morgen, wenn alles stabil bleibt, was man so nennen mag :? , in eine Uniklinik verlegt, wo es eine spezielle Wäsche für die Leber gibt, so wie die Dialyse für Nieren halt.
    Er war heute morgen bis nachmittags im Allgemeinzustand so abgesackt...seit 18 Uhr gehts wieder besser, abwarten, was die Nacht bringt.

    Liebe Grüße von
    Elfriede
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    Wir können die Uhr nicht zurückdrehen, aber wir können sie neu aufziehen!

  • Ja, wenn er klar ist, habe ich ihn z.B. fragen müssen, ob er die Verlegung will, ihm alles in Kurzform erklärt.
    Auch andere Kleinigkeiten kommen auf den Tisch, logo, aber ansonsten, gibts nichts, was ich meinem Mann noch sagen müßte dringend, das ist es ja, bis zum Schluß getrunken, ohne großartig ausfallend zu werden oder so.
    Der Arzt fragte mich auch dann, was überhaupt so an Maßnahmen gemacht werden soll, wenn es hart auf hart kommt, ich wußte nicht mehr, was ich sagen sollte :cry: , habe nur gesagt, nicht mit allen Mitteln, wenn null Chance da ist, es muß realistisch bleiben...Leute, klar hat man darüber gesprochen, keiner will an 10 Schläuchen oder so liegen, so wie mein Mann jetzt, aber wenn das die Chance zu (über)leben ist...?!
    Junge, junge, weiterhin läßt mich das gute Adrenalin wohl nicht im Stich, ich halte die Ohren steif.
    Wenn alles so bleibt, dann übernachte ich ab morgen dort zwei Tage, also nicht erschrecken, wenn hier morgen nix steht!

    Liebe Grüße von
    Elfriede
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    Wir können die Uhr nicht zurückdrehen, aber wir können sie neu aufziehen!

  • hallo elfriede,

    danke dass du geschrieben hast, hab immer mal wieder geguckt. na super, jetzt auch noch nen wasserrohrbruch :( .

    ja, und bei allem anderen kann ich dir/euch nur die daumen drücken. gut, dass dich dein adrenalinspiegel noch am laufen hält. ich denke, in solch einer situation kann man alle kräfte mobilisieren. es ist auch gut, dass du dir gedanken machst über "hart auf hart". und mit den schläuchen? klar ist das nicht schön, aber wenn es eine chance gibt: natürlich. aber eben auch, wenn es keine mehr gibt zu sagen "nicht mit allen mitteln".

    dir einen ganz lieben gruß

    lavendel

  • Es sieht so aus, als wenn dieser Platz wieder nicht frei wäre heute :cry: .
    So habe ich selbst herumtelefoniert und einen freien Platz gefunden in einer anderen Uniklinik :o , der Arzt hier am Krankenhaus war sehr überrascht und muß erst mit seinem Oberarzt sprechen, gleich fahre ich dorthin und werde mehr Druck machen, die Zeit läuft...Zustand meines Mannes ist stabil im Moment.

    Liebe Grüße von
    Elfriede
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    Wir können die Uhr nicht zurückdrehen, aber wir können sie neu aufziehen!

  • Liebe Elfriede,

    ich habe Dich hier mitgelesen, aber mir bisher nicht zugetraut, Dir zu antworten. Das möchte ich nun aber doch endlich tun.

    Du weißt ja, wie es um Deinen Mann bestellt ist, nicht gut, wäre wohl untertrieben. Fortgeschrittene Leberzirrhose, Nierenschädigungen etc.
    Das sind ganz schwere körperliche Schädigungen durch den hohen Alkoholkonsum. Die Ärzte haben ja schon mit Dir gesprochen, wie es mit Deinem Mann aussieht.

    Ich hoffe nun sehr für Dich, das Du ein Bett in der Uniklinik für Deinen Mann bekommst. Mach da soviel Druck, wie möglich, es ist lebenswichtig für Deinen Mann, das er schnell an die "Leberwäsche" kommt, um es mal so unprofessionell auszudrücken.
    Und hoffentlich bessert sich das mit den Nieren schnell.

    Ich will Dir aber auch ein wenig Hoffnung machen.
    Ich bin selber durch meine Alkoholsucht auf der Intensivstation gelandet, war kurz vorm Leberversagen, auch die Nieren arbeiteten nicht so, wie sie sollten. Ich hatte außerdem durch ein blutendes Magengeschwür viel Blut verloren, über Monate.

    Ich hing auch am 2 Tröpfen, Blasenkatheter, an Überwachungsgeräten etc., es muss ein schrecklicher Anblick gewesen sein. Am Abend wurden noch meine Angehörigen gerufen, weil die Ärzte nicht wußten, ob ich die Nacht überlebe. Da war ich aber schon unter so starken Medikamenten-Einfluss, das ich davon selber nichts mehr weiß. Die Ärzte haben mit mir zusammen um mein bisschen Leben gekämpft.

    Und ich hab es doch überlebt. Es war ein sehr harter Entzug, zumal noch so viele andere Sachen dazukamen. Es dauerte sehr lange, bis ich überhaupt wieder aufstehen konnte, ich lag 3,5 Wochen im KH. Ich konnte nicht mal mehr richtig allein laufen. Zuhause war ich lange noch sehr schwach, es ging nur sehr langsam wieder bergauf. Und ich wußte nicht, wie ich es schaffen soll, trocken zu bleiben, aber ich habe es doch geschafft. Ich hab bis auf den heutigen Tag nie wieder einen Schluck Alkohol getrunken. Denn ich wußte, das es für mich beim nächsten Mal tödlich ausgehen wird.
    Erst hatte ich nur Angst, dann begann ich zu lernen, das ich ohne Alkohol leben kann und irgendwann wurde es auch total zu meiner inneren Einstellung, nie wieder trinken zu wollen.

    So war mein Weg in die Trockenheit, hart und beschwerlich, aber er hat sich gelohnt. Körperlich bin ich wieder in relativ guter Verfassung, ich begann vor 3 Jahren mit Sport, den ich immer fleissig mache, weil er mir Spaß macht und auch, weil ich mich dann fit fühle. Meine Leber hat sich ganz erstaunlich erholt, viel besser, als es meine Ärztin für möglich hielt.

    Ich habe wieder ein glückliches und zufriedenes Leben, auch wenn nicht immer alles gut ist. Aber ich bin wieder frei und habe alles dafür getan, um wieder fit zu werden und es hat geklappt.

    Ich möchte Dir damit sagen, es gibt immer noch Hoffnung, auch wenn es ganz schlecht aussieht. Die Ärzte sollen erstmal alles machen, was möglich ist. Sicher ist es ein ganz schrecklicher Anblick, an vielen Schläuchen zu liegen, aber es sieht nur schlimm aus. Es tut auch nicht weh, es kann unser Leben retten.

    Ich wünsche Dir und Deinem Mann von Herzen alles Gute und das er es schafft, wieder soweit stabil zu werden, das er mit seiner Krankheit gut leben kann. Aber eins darf er nie wieder : Alkohol trinken !
    Aber das wißt Ihr beide schon selber, setzt beide alles daran, das er trocken bleiben kann, holt Euch alle Hilfe, die dafür notwendig ist, es geht um sein Leben.

    Lieben Gruß an Dich
    Lilly

  • Hallo Lilly!
    Danke für Deinen Bericht.
    Komme gerade aus der Uniklinik, ich habe es doch geschafft, für meinen Mann diesen Platz zu organisieren, der Arzt brauchte ja nur noch zu managen.
    Dann ist er nachmittags dorthin gefahren worden.
    Das Dumme an der Sache ist, das dort zwar das Gerät steht, es aber keiner aufbauen kann, weil der Oberarzt, der das damals herbeigeschafft hat, nicht mehr da ist.
    Da mußte extra eine arme Frau aus Hamburg!!! kommen, bei diesem grausamen Wetter, sie kam endlich um halb sieben an abends, da mußte ich dann gehen, es dauert 2 Stunden, diese Ding aufzubauen.
    Der Arzt hat mir auch geagt, das es ab morgen natürlich meinem Mann besser geht, vom Bewußtsein, das ist mir auch klar.
    Trotzdem hatten die da eigentlich noch nie den Fall da, das jemand diese Wäsche bekommt, der seine Leber durch Alkohol geschädigt hat.

    Liebe Grüße von
    Elfriede
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    Wir können die Uhr nicht zurückdrehen, aber wir können sie neu aufziehen!

  • Er soll, wenn alles komplikationslos läuft, auch am Sonntag direkt wieder hierher ins KH zurück und das macht mir Angst, er bekommt diese Wäsche nun 60 Stunden - und dann?
    Dann habe ich ihn wahrscheinlich noch einmal wach, klar erlebt und kann dann zusehen, wie er wieder abbaut :cry::cry::cry:
    Ich spreche morgen nochmal hier mit dem Arzt, denn er hat mir geagt, das diese Wäsche nur lebenserhaltend ist, das über eine Transplantation dringend nachgedacht werden müsse, wäre ja alles kein Problem, ich konnte mit meinem Mann heute darüber sprechen kurz :) , er wußte nicht, das er so schlecht gesundheitlich dran wäre, da kullerten ihm die Tränen übers Gesicht, die er sich noch nicht einmal wegwischen konnte, weil er festgebunden ist :twisted: , unter meiner Aufsicht durfte der rechte Arm frei gemacht werden, er hat sich da aber nicht versucht, die Schläuche abzureißen, wie vorher wohl, nein, er hat nur die Hand gehoben, wenn er husten mußte oder er sich unter der Nase an der Sauerstoffbrille kratzen mußte.
    Jetzt muß ich nochmal googeln, einer sagt, eine Leberlebendspende gäbe es nicht, der nächste sagt wieder, doch, das geht - was denn nun?

    Liebe Grüße von
    Elfriede
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    Wir können die Uhr nicht zurückdrehen, aber wir können sie neu aufziehen!

  • Ich muß das hier noch loswerden, .
    Da kam eine Gruppe Leute, die von einem Lehrer, Proffessor? angelernt wurden, habe ich auch Verständnis für.
    Leider wurde mein Mann gerade wach und hat es mitbekommen :cry: .
    Der erklärte dann doch mir, er wolle das seinen Leutchen nur mal eben zeigen, weil man so selten jemand zu Gesicht bekomme, der am ganzen Körper so gelb wäre :shock::shock::shock:
    Den Schülern war das direkt peinlich, das sah ich an den Gesichtern, zwei haben sich auch noch bedankt, gucken zu dürfen, das war ja auch nur 1 Minute oder so, die Erklärung hätte er auch draußen loswerden können.
    Null Menschlichkeit dort, leider ist die Betreuung menschlich dort alles andere wie hier bei uns, da träume ich heute nacht davon, da gehe ich hier auch nicht ins Deteil, das werde und muß ich eines Tages woanders aufarbeiten müssen.
    Das ist aber nun egal, da muß mein Mann durch, es gab keine andere Möglichkeit.
    Hätte mir Weihnachten jemand gesagt, das ich ab heute die Betreuung von Gericht her über meinen Mann habe, den hätte ich wahrscheinlich einliefern lassen...
    Morgen lasse ich mir etwas für die Nerven verschreiben, nichts superstarkes, aber ich merke, das ich an meine Grenzen stoße, ich habe nämlich im Auto beinahe hyperventiliert nach einem Telefongespräch, das war heute einfach sehr leichtsinnig, morgen und übermorgen werde ich zur Klinik gefahren.
    So, nun versuche ich noch, endlich was zu essen und irgendwie in die Falle zu kommen.
    Das Schreiben hier macht einen klaren Kopf :) .
    Gute nacht Euch allen!

    Liebe Grüße von
    Elfriede
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    Wir können die Uhr nicht zurückdrehen, aber wir können sie neu aufziehen!

  • Bin immer noch wach.
    Hallo Lilly!
    Habe mal eben Deine Geschichte gelesen, klingt meinem Mann ähnlich, auch von den Jahren her, nur weiß ich nicht wirklich seinen Konsum zum Vergleich, was auch eh nicht viel Sinn macht, echt keine Ahnung.
    Da ist ja dann doch noch vielleicht ein wenig Hoffnung.

    Liebe Grüße von
    Elfriede
    _______________________________________

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  • Liebe Elfriede,

    mal kurz zu der etwas herzlosen Situation mit dem Professor. Im KH erlebt man manchmal solche Situationen, ich hatte auch eine ziemlich schlimme. Meine Mum und meine Tochter waren da, ich war wieder einigermaßen klar (mir fehlen ja 3 Tage in meinem Leben, wo ich derart unter Medis war und nix mehr mitbekam) aber noch nicht so ganz aufnahmefähig. Da kam eine Ärztin ins Zimmer und sagte zu meiner Mutter und meiner Tochter, es sähe ganz schlecht mit mir aus, ich bräuchte eine Lebertransplatation, was aber sehr schwer wäre, weil es kaum welche gibt.
    Für mich war es dann so, das sie mir damit allen Mut nahm, weiterleben zu wollen. Wie denn, wenn ich doch eh so keine Chance habe ?

    Ich war völlig mutlos, so eine OP ist ja auch recht schwer und ich hatte ja eh so wie ich dalag, keine Chance mir der alten Leber...

    Nun gut, es ging dann ganz langsam bergauf, aber diese Worte waren mir ja immer noch im Ohr. Ich trug mich wohl damit 3 Monate allein rum, mußte anfangs alle 3 Tage zu meiner Ärztin nach dem KH-Aufenthalt, dann jede Woche, dann alle 2 Wochen etc. Meine Werte besserten sich von mal zu mal und irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und fragte, wie denn das so wäre mit einer Transplatation. Meine Ärztin fiel aus allen Wolken und sagte, wie ich denn darauf käme ? Da hab ich alles erzählt und auch das erste Mal bei meiner Ärztin geweint. Sie war völlig entsetzt und sagte, sowas stünde doch überhaupt gar nicht zur Debatte, wenn sowas anläge, hätte sie es mir doch längst gesagt und mich auch schon lange auf die Transplantationsliste gesetzt. Sie fragte dann: Und damit haben sie sich die ganzen Wochen mit herumgetragen ?
    Und sie sagte, so ein Verhalten der Ärztin wäre unmöglich gewesen, das würde mir ja jeden Lebensmut nehmen, so war es ja auch.
    Tja, solche Storys erlebt man im KH, der Witz war auch noch, die Ärztin gehörte gar nicht zu der Station, wo ich lag, der Stationsarzt war immer sehr freundlich zu mir und hat oft mit mir geredet und mir Mut gemacht. Ich weiß bis heute nicht, wo die herkam, ich nehme an, von der Intensivstation, wo ich vorher lag.

    Es ist nicht schlimm, das Dein Mann nun weiß, wie es um ihn steht, das wußte ich ja auch, das kann man ertragen, für mich war das sogar sehr wichtig. Das hat meine Chancen, trocken zu bleiben, sehr erhöht, das mir das deutlich vor Augen geführt wurde. Aber man darf ihm auf keinen Fall noch die letzten Hoffnungen nehmen. Dann gibt man sich selber auf.

    Du schreibst, das Dein Mann sich die Schläuche wohl mehrmals rausgerissen hatte, das war bei mir auch so, das geschieht aber nicht mit Absicht. Ich war ja auch die ersten 3-4 Tage festgeschnallt, trotzdem hab ich das irgendwie hinbekommen. Ich nehme an, Dein Mann hat ähnliche Medikamente wie ich bekommen, die machen irgendwie aggressiv, ich habe sogar nach Schwestern getreten, weiß das aber selber nur kaum, da ich ja meist weg war. Meine Tochter war wohl dabei und war entsetzt darüber, aber die Schwestern sagten ihr, das wäre normal unter diesen Medikamenten, erlebten sie nicht das erste Mal. Danach wurden mir auch noch die Beine festgeschnallt, davor war ich nur am Oberkörper festgeschnallt. Auch hab ich mehrmals die Kabel der Überwachungsgeräte rausgerissen, dann war das Gepiepe immer groß und innerhalb von Sekunden war jemand da und hat mich mit stoischer Ruhe wieder angeklemmt. Ich hab mich wohl echt wie die Axt im Walde da aufgeführt, auch rumgeschrien, aber nicht absichtlich und das gesamte Pflegepersonal war immer gleichbleibend freundlich zu mir und sie haben mich immer weiter gut versorgt, ohne überhaupt die Miene zu verziehen. Das rechne ich ihnen aber hoch an, ich hab mich auch später bei denen natürlich entschuldigt. Die haben sich auf jeden Fall einfühlsamer als jeder Arzt verhalten, da könnte sich so mancher Arzt ein Beispiel dran nehmen.

    Lass Dir auch nicht Deine Hoffnungen nehmen und auch Deinem Mann dürfen sie nicht genommen werden. Das mit der Leberwäsche kann ich schlecht beurteilen, das gab es in meinem KH nicht, aber ich denke, es soll helfen, die Leber zu unterstützen und noch besser zu entgiften und sie wieder zu ihrer Tätigkeit anregen, ich denke, das wird viel bringen. Und Ärzte wissen auch nicht alles, siehe oben. Wir werden sehen, wie viel das bringt.

    Und liebe Elfriede, hol Dir auch wirklich was für Deine Nerven, Du brauchst das jetzt, um alles kommende gut zu überstehen. Nimm es einfach als Krücke, die Deine Seele jetzt braucht, später kannst Du wieder ohne. Ich wundere mich überhaupt, das Du das alles noch so relativ gut durchhältst, alle Achtung. Aber es wird noch lange in Deinem Gedächtnis bleiben, das ist mal klar. Das wirst Du alles erst später richtig verarbeiten können, ich weiß, das meine Tochter, damals 23, viel geweint hat, aber nie vor mir im KH. Sie hat sich damals schon nach Therapien erkundigt, als ich noch im KH lag, hat mit den Ärzten gesprochen, hat mir SHG rausgesucht etc.
    Aber vergessen hat sie es sicher bis heute nicht, wie ich so an den Schläuchen dalag, aber es verblasst mit der Zeit, sagt sie. Sie sieht ja, wie es mir heute geht und ist auch sehr stolz auf mich und ich natürlich auch auf sie.

    Ich hoffe jetzt das beste für Euch beide, lass Dir Deine Hoffnungen nicht nehmen, Du hast jetzt alles getan, was Du konntest, jetzt zeigen es die nächsten Tage. Auch mit Leberzirrhose kann man gut leben, man kann das Fortschreiten stoppen. Gesunde Ernährung ist dann auch sehr wichtig, viel Obst und Gemüse und Säfte, das hilft alles sehr. Andere Mittelchen, die die Leber regenerieren sollen, halten nicht, was sie versprechen, meine Ärztin hat mir gesagt, ich solle mir das Geld für sowas sparen und in viel Bio-Obst und Gemüse investieren, weil das weniger Schadstoffe enthält, die die Leber nur unnötig belasten, und das scheint wirklich viel gebracht zu haben.
    Dein Mann darf nur NIE WIEDER einen Tropfen Alk anrühren.

    Berichte auch bitte, wie es weitergeht, friss nix in Dich rein, schreib es lieber hier auf.
    Ich drücke Euch beiden ganz fest die Daumen, das ihr diese schwere Zeit übersteht, danach sieht man weiter.

    Lieben Gruß an Dich und fühle Dich mal ganz fest gedrückt von mir.

    Lilly

  • Hallo Lilly!
    So :) , nun muß ich erst einmal meinen Bericht von gestern etwas revidieren.
    Ich weiß nicht, was da gestern auf der Station los war, héute war es mit normaler Lautstärke, es wurde ganz normal dort gearbeitet, auch gelacht (die sind da ja auch nicht auf dem Friedhof), aber eben alles normler Stationsablauf.
    Der Pfleger meines Mannes ist total nett heute gewesen, ich war drei Stunden dort, zur Vorsicht hatte ich meinen Bruder mitgenommen, aber ich konnte hin und zurück selbst fahren.
    Habe den Pfleger heute bei seiner Arbeit beobachtet und gemerkt, er arbeitet sehr besonnen, rationell und ist auch nett zu meinem Mann.
    Einfach normal, fertig.
    Er hat mir soviel zu den Blutwerten erklärt, das ein Arztgespräch überflüssig war...
    Der schlimme Bilirubin wert, der für die Gelbfärbung zuständig ist, ist in den 12 Stunden Wäsche um ein drittel gesunken!!
    Die Dame aus Hamburg macht nun jeden morgen die Maschine fertig und war von dem Wert superbegeistert :D , na, wenn die das ist, dann bin ich es auch!

    Liebe Grüße von
    Elfriede
    _______________________________________

    Wir können die Uhr nicht zurückdrehen, aber wir können sie neu aufziehen!

  • Die Nieren arbeiten weiter so gut, das auf Entwässerung und noch ein Mittel völlig verzichtet worden ist.
    Das einzigste ist, das mein Mann heute noch weniger wach war, eigentlich kaum.
    Es kann aber sein, das diese Wäsche sehr schlaucht, eine normale Nierendialyse dauert im Schnitt 3-4 Stunden, dann sind diese Leute danach auch sehr erschöpft, das weiß ich.
    Und mein Mann lag dort schon20 Stunden.
    Er hat eine große Wärmelampe über sich, da sich das Blut ja durch den Weg durch die Maschine abkühlt und die Temperatur ist schon wieder auf ein Grad mehr (36) angestiegen. Wenn ich da an gestern morgen denke (34,1) :roll: .
    Er macht aber das, was man verlangt, wenn man ihn energisch anspricht, z.B. habe ich ihn aufgefordert, mal meine Hand zu drücken, um zu wissen, wie viel Kraft er hat, hat er auch getan.
    Zu den Schläuchen und dem Fixieren:
    Er ist ja fertig längst mit Entgiften, das ist ja gegessen.
    Aber er wurde heute auch sofort von den Handfesseln befreit, weil ich da war und ja, er kratzt sich mal am Kinn, oder hält die hand vor den Mund, wenn er hustet.
    Tja, aber dann kratzt er sich auch schon mal da, wo das EKG ist und wenn er dann nur etwas höher greift, dann verwurschtelt er sich in den Schläuchen, das ist es.
    Er reißt die nicht willentlich ab oder so.
    Ist überhaupt in allem, wie er immer war, unauffällig und ein lieber Patient eben, so unauffällig, das er meiner Meinung nach schon am Sopnntag auf die Intensiv gemußt hätte, da fing das eintrüben nämlich schon an, aber wie so oft, hat er das Personal etwas hinters Licht geführt, indem er 2-3 mal sich aus dem Bett gequält hat und eine rauchen war, unglaublich . Rauchen durfte er.

    Mir geht es endlich nach dieser einen Schreckenswoche gut, ich habe gerade die erste warme Mahlzeit hinter mir und ich freu mich schon aufs Bett und morgen gehts mit neuen Kräften weiter!

    Das er aufhört zu trinken, bezweifel ich irgendwie nicht, denke schon, das wenn man dem Tod so von der Schippe springt (hoffentlich :? ), aber das ist alles noch Theorie, erstmal gehts immer noch "nur" ums nackte Überleben.

    So, das waren heute mal die guten Nachrichten.
    Und Lilly, Deine Geschichte ist ja auch der helle Wahnsinn und gibt mir weiter Mut.

    Liebe Grüße von
    Elfriede
    _______________________________________

    Wir können die Uhr nicht zurückdrehen, aber wir können sie neu aufziehen!

  • Hallo Elfriede,

    Na, wenn das keine guten Nachrichten sind, dann weiß ich auch nicht !!

    Ich freue mich sehr für Dich und erst recht für Deinen Mann.

    Die Nieren arbeiten wieder, die Entgiftung abgeschlossen, die "Wäsche" hat super-Ergebnisse gebracht, TOLL !
    Mehr kannst Du momentan nicht erwarten, aber das ist sehr viel, was schon geschafft ist.

    Es ist ja so, schon eine "normale" Entgiftung kostet viel Kraft, und unter so erschwerten Bedingungen noch erheblich mehr. Ich hätte in den ersten Tagen sicher niemanden die Hand drücken können. Das alles schwächt den Körper sehr und ich denke, die Wäsche erschöpft ihn auch sehr, aber Schlaf ist das beste Gegenmittel, wie auch im normalen Leben. Er braucht jetzt die nächsten Tage viel Schlaf. Und er ist auch ansprechbar, ist doch prima.

    Es kann aber sein, das er nicht mehr allein laufen kann oder recht schwer, wenn er aus dem KH kommt, man muss das dann fast neu lernen, so war es jedenfalls bei mir. Er wird aber vorher sicher etwas Krankengymnasik bekommen, die beginnt im Bett und dann irgendwann geht man wieder die ersten Schritte etc. Das kommt aber vom langen Liegen und den anstrengenden Behandlungen, iss ganz normal, keine Angst, wird wieder.
    Die Fortschritte danach werden wohl auch recht langsam sein, aber es geht doch immer weiter, wenn man selbst auch meint, nur millimeterweise.

    Ich war körperlich sehr schwach, als ich aus dem KH kam, und heute schwimm ich 40 Bahnen, geh viel walken und Radfahren. Anfangs hätte ich mir nicht zu träumen gewagt, das wieder zu können, aber wenn man den Lebenswillen hat, bekommt man alles andere auch wieder in den Griff, nur ne Frage der Zeit.

    Ich seh da jetzt wirklich viel Hoffnung für Euch, vor ein paar Tagen sah es ja noch ganz anders aus.

    Aber auch Dein Mann wird den gleichen Weg vor sich haben, die Gedanken an Alk verschwinden nie wieder ganz, es erfordert viel Arbeit an sich selber, der Besuch von SHG (wir sind ja auch eine eigenständige, vielleicht mag er auch zu uns kommen, kann er ja direkt dann von zuhause aus, braucht nur annen PC zu gehen) evtl. auch eine anschliessende Thera etc.

    Kannst ihm mal später, wenn er wieder einigermaßen fit ist, von uns berichten, ich unterstüze ihn gern auf seinem Weg in die Trockenheit und die anderen mit Sicherheit auch. Er wird immer an sich arbeiten müssen, am Anfang ist das sehr schwer, aber es wird mit der Zeit immer leichter bis es anfängt, Spaß zumachen. Vielleicht wird er Saufdruck bekommen, Angst vor der ungewissen Zukunft haben, das haben wir alle wohl durch. Aber es ist zu schaffen, und er hat im Endeffekt ja auch keine andere Chance.

    Lieben Gruß von mir, berichte bitte weiterhin, wie es weitergeht.

    Lilly

  • liebe elfriede,

    ich freue mich sehr, dass es so gut läuft mit deinem mann im krankenhaus. was du berichtest, hört sich ja wirklich ermutigend an, auch und gerade wenn lilly ihre geschichte danebenstellt, die ja ähnlich dramatisch war. ich finde es schön, dass es jetzt wieder hoffnung git und ich drücke euch beiden ganz feste die daumen.

    lieben gruß

    lavendel

  • Hallo Elfriede,
    ich hatte Dir ja bei Eröffnung deines Thread's ja mal gepostet,und habe den Werdegang bis hierhin auch weiter verfolgt.Ich bin sehr froh darüber,daß Du hier soviel Unterstützung bekommen hast,auf deinen derzeitlich schweren Weg.Ich möchte Dir hiermit meine ganz besondere Bewunderrung aussprechen,es ist nicht immer selbstverständlich,daß ein Partner es schafft,so stark zu bleiben,auch wenn es Dir jetzt nervlich vlt nicht so gut geht,waß ja auch völlig verständlich ist,finde ich das Du es nicht hättest besser machen können,und dafür meine große Anerkennung!Ich wünsche Dir,und deinen Mann alles erdenklich Gute,und weiterhin die Kraft,die Ihr braucht,um dieses alles durchstehen zu können!

    Liebe Grüße,Andi

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