Alkoholsucht von Vater nicht bemerkt und trotzdem geschädigt

  • Hallo Adivinha...

    ...und herzlich Willkommen hier bei uns im Forum!!
    ...Ich musste einen Moment über Dein Geschriebenes Nachdenken...
    Ich bin von klein auf an mit Alkoholikern groß geworden (sozuagen mit der sprichwötlichen Flasche". Eine sehr lange Zeit (eigentlich bis zur konkreten Therapie meines Vaters) habe ich die Sucht meiner Eltern verdrängt. Ich kann nicht sagen, es nicht bemerkt zu haben. Aber mein Leben wurde sehr davon geprägt, ohne das ich es wollte oder Einfluss darauf hatte. Es ist denke ich auch, wie sehr man sowas "sehen will". Ich wollte es nie sehen dass mein Vater sich totsäuft, weil ich ihn sehr, sehr geliebt habe. Ich wollte es einfach nicht wahr haben.

    Anders meine ältere Schwester... Sie hat immer gesagt dass meine Eltern Alkoholiker sind, aber ich denke (da sie neun Jahre älter ist wie ich), dass sie meine Eltern wohl auch noch in trockenen Zeiten erlebt hat und das anders beurteilen kann. Ich bin da wohl irgendwie abgestumpft, da ich in einem regelrechten Alkoholikerkreis (Eltern, verwandte, Freunde, Nachbarn) aufgewachsen bin und es wohl als Kind dadurch als "Normalzustand" aufgefasst habe. Einfach halt deswegen, weil ich es nie anders kennengelrnt hatte...

    Auch ich hatte in der Jugendzeit schwere Stimmungstiefs von denen ich heute auch überzeugt bin, dass es schon Depressionen waren. Die Stimmung war bei uns (besonders in nassen Zeiten) auch immer sehr gedrückt. Ich war immer der "fröhliche Typ", war gerne albern und habe versucht durch Ironie und Witzchen die Stimmung "aufzulockern". Dieses Muster ist bis heute erhalten geblieben. Ich ertrage schlechte Stimmung (auf der Arbeit zum Beispiel) nur sehr schwer, bzw. gar nicht und versuche durch Charme und Witz die Situation zu entschärfen. Wir Alkikinder sind meist "Harmoniesüchtig" und versuchen Konflikte vorzeitig zu entschärfen oder ihnen ganz aus dem Weg zu gehen. Ich persönlich bin sehr nah am Wasser gebaut und gerade wenn es um Diskusionen mit meinem Partner geht, fange ich tierisch schnell an zu heulen weil ich mich hilflos fühle und ausgeliefert. Wie in die Ecke gedrängt...

    Ich und meine Schwester leben auch mehr oder weniger Isoliert voneinander. Sie hat ihre Probleme (Psychotherapie) und ich meine (Psychotherapie geplant), aber wir REDEN NIE DARÜBER. Irgendwie ist es ein Tabuthema. Zwar kommt hin und wieder mal das Gespräch über meine Alkoholabhängige Mutter zur Sprache, aber immer eher oberflächlich. Seelisch lassen meine Schwester und ich uns gegenseitig so gut wie nie ran. Obwohl wir wohl ähnliche Traumata zu bewältigen haben und voneinander lernen könnten.

    Zu Nassen Zeiten meines Vaters (er wurde 2-3 Jahre vor seinem Tod 1997 wieder rückfällig) hat meine Schwester sich rührend um mich gekümmert. Hatte dafür gesorgt, dass ich die Wochenenden nicht zu Hause verbringen musste, sondern bei ihr und ihrerm heutigen Mann verbringen durfte und ich kann sagen, dass es eine schöne Zeit bei ihr war. Aber seit mein vater Tod ist hatten wir nie wieder so ein gutes Verhältnis zueinander. Damit will ich sagen, dass meine Schwester wohl im großen Stil Co-Abhängige ist und das auf uns Verwandschaft übertragen hat...

    Ich denke, so wie Du es beschreibst sind Deine Eindrücke und Gefühle, die Du aus der Kindheit "mitgebracht" hast noch Überbleibsel aus der Nassen Zeit Deines Vaters sind. An vieles erinnert man sich als Erwachsener auch nicht mehr, hat es aber "verinnerlicht", im Unterbewusstsein.

    ...Warum interessierst Du Dich eigentlich dafür? Hast Du auch so viele Probleme durch diese Vergangenheit wie viele hier? Mir hat das Forum sehr geholfen mal innerlich aufzuräumen, und der Staub hat sich noch lange nicht gelichtet :) ... Ich würde es schön finden, wenn Du hier Deine Probleme besser verstehen lernst.

    Ganz lieben Gruß von KM

    Der richtige Weg ist nicht unbedingt auch der einfachste...

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