Kritisches Problem mit meinem Freund -- oder: Der gerade Weg

  • Hallo Forum,

    ich befinde mich sozusagen gerade in einer kleinen Krise. Es geht um meinen "besten Freund" Markus (Begriff in Klammern wg. meiner Definition von Freund und dem dazu kontraversen "besten", aber um klarzumachen dass es um einen platonischen Freund geht). Wir kennen uns nun schon seit ca. 10 Jahren und stehen uns wirklich sehr nahe. So denke ich jedenfalls. Er ist einer der sehr(!) wenigen Menschen, die ich habe.

    Im Moment habe ich nur leichte Zweifel an der ganzen Sache. Normalerweise bin ich der Meinung, dass unsere Freundschaft garnichts ernsthaft erschuettern kann, aber im Moment kommen Zweifel in mir hoch. Worum geht es also? Das Problem ist, dass er es einfach nicht lassen kann, in meiner Gegenwart Bier zu trinken. Wir haben gerade sehr ausfuehrlich darueber diskutiert. Der Konsens ist dass er entweder nicht begreifen kann, was fuer mich auf den Spiel steht oder einfach nur selber schon zu suechtig ist, von dem Mist abzulassen. Man wir reden hier doch nur von ein paar Stunden, vielleicht mal einen Tag. Er kam mir mit fadenscheinigen Vergleichen und dass es niemanden verbieten koennte, Bier zu trinken usw. und dass 6 Millarden Menschen auf dem Planeten auch ohne mich weitersaufen. Ich habe ihm dann erklaert was "vermeidbar" und "unvermeidbar" ist und dass sein Unwille oder sein Unvermoegen, davon abzulassen eben noch lange nicht die Sache unvermeidbar macht. Ich habe auch gemeint dass es mich schon ankotzt, sich mit seinen nassen Denkstrukturen auseinandersetzen zu muessen.

    Wisst Ihr das Problem ist dass er im Moment wieder in so nem Zustand ist wo er wahrscheinlich nicht so recht weiss was er eigentlich sagt... aber ich habe ihn trotzdem vor die Wahl gestellt, was ihm wichtiger ist: Ich oder die paar Flaschen Bier, auf die er nicht verzichten kann. Die Antwort steht noch aus. Ihr muesst auch verstehen dass das ganze fuer mich sehr schwer ist, da Markus eigentlich wie ein Bruder fuer mich ist. Ich habe ihm auch klargemacht, wie ich vorgehe: Naemlich dass ich mich nicht wissentlich mit Menschen umgeben werde, die trinken. Und sein Beispiel, dass ich ja nicht in eine Kneipe gehen und den Leuten dort das trinken verbieten kann habe ich auch gleich entkraeftet: Ich gehe nicht in die Kneipe und damit ist das Problem geloest. Naja offensichtlich hat er es noch nicht so ganz gerafft. Aber er ist halt auch bisschen "drauf" im Moment.

    Zu allem Unglueck ist heute auch noch unser geplanter Urlaub bei meiner Schwester mehr oder weniger wegen meinem Hund ins Wasser gefallen also die Lage ist ohnehin schon angespannt. Fuer mich ist das alles in allem ein mistiger Tag... so eine typische "Jetzt wuerde ich trinken"-Situation. Bin ziemlich traurig deswegen und auch etwas ratlos. Vielleicht koennt Ihr mir ja helfen? Er ist mir halt wirklich sehr wichtig und er hat es auch geschafft deutlich weniger zu trinken in meiner Anwesenheit und ein paar mal sogar garnichts bis fast garnichts -- aber eben nicht garnichts und nicht konsequent. Und das stoert mich einfach _extrem_ weil ich es als ein vermeidbares Rueckfallpotential sehe.

    Ich habe im topic auch etwas vom "geraden Weg" geschrieben, den ich gehen will. Ich habe erkannt, dass es notwendig ist. Ich will nicht erst x mal rueckfaellig werden bevor ich es einsehe. Ich denke ich kann von den Erfahrungen profitieren, die andere gemacht haben. Und ich will keine unnoetigen Risiken eingehen. Aber im Moment ist es leider sehr schwer... anderseits betrachte ich solche Situationen auch als "Uebung", um meine Trockenheit zu manifestieren. Wenn es um Markus geht geht es halt wirklich an die sprichwoertlichen Kronjuwehlen, ich bitte das zu beruecksichtigen. Ich habe kaum jemanden, bin so wie es ist schon ziemlich einsam.


    Gruesse an Euch,
    Michael

  • Kleines Update...

    Markus "argumentiert":

    "so lang ich dir kei paar mg alk spritz wennst pennst o.ä. mußt im allgemeinen damit fertigwerden daß die welt halt mal besoffen is. es kann ja net in bierophobie resultieren..."

    Ich bitte mir Kommentare zu sparen. Aber er denkt ich wuerde davonlaufen, indem ich ihm das Saufen verbiete, um mich nicht der Sache auszusetzen. Er meinte auch er koenne mich nur "passiv unterstuetzen" und ich habe ihm gesagt, dass ich da nicht als Unterstuetzung sondern als Sabbotage betrachte.

    Naja jetzt geht die Diskussion wieder fleissig weiter... und ich hab die Backen langsam voll. Wenn er es nich sein lassen kann zu saufen soll er es bleiben lassen und daheim bleiben. Ende. So habe ich ihm das jetzt gesagt.

  • Hallo Karsten,

    ich sehe das auch so. Und ich habe ihm klar gemacht, dass er, wenn er nicht auf Alk verzichten kann, nicht mehr zu mir kommen braucht. Die Forderung ist zwar sicher hart fuer ihn aber ich kann da keinen Kompromiss machen. Ich denke auch dass er letzten Endes einwilligen wird weil ich ihm dann wohl doch zu viel bedeute. Dass er offensichtlich selber ein Problem hat habe ich ihm auch offen gesagt, nur hat er es "gekonnt" verneint und heruntergespielt. Ich habe gesagt dass ich diese Ruecksicht von ihm verlange. Sein Unvermoegen, dem nachzukommen, liegt wohl an seinem eigenen Problem eher als daran, dass er mir nicht entgegenkommen moechte. Das ist mir aber vollkommen egal. Fuer mich zaehlt nur meine Nuechternheit.

    Wir haben oft auch Camping-Unternehmungen usw. unternommen. Darauf werde ich wohl fuer eine ganze Zeit ebenfalls verzichten muessen, leider... denn da wird auch von fast allen anwesenden gesoffen. Alles schade wenn man bedenkt dass ich schon normal so selten etwas unternehmen kann... aber das wird es mir wohl wert sein muessen.

    mfg,
    Michael

  • Hallo Michael,
    In deinem letzten Beitrag,schreibst Du sehr viel von müssen,und leider!Dieses sind Verzichtsgedanken,die Du wahrscheinlich im ersten Moment weniger auf dem Alkohol projezierst,alls wie auf die Unternehmungen selbst,diese haben aber immer in der Assoziation etwas mit Alkohol zu tun!Es gibt andere schönere Dinge,andere Unternehmungen mit der Du deine Freizeit füllen kannst,wenn Du es denn willst!Bei mir gibte es kein ich muss,auch kein leider,bei mir gibt es nur eins,ich WILL nicht an diesen und jenen teilnehmen,weil es meiner Trockenheitsarbeit,nicht dienlich ist,und meiner Nüchternheit im Wege steht,versuch es mal so für dich anzunehmen,und zu manifestieren,damit da ein Schuh draus wird!

    Liebe Grüße,Andi

  • Nachtrag:
    Das einzige,waß ich im Leben muss,ist zu irgendeinen Zeitpunkt sterben,da ich dieses aber noch nicht Will,gibt es bei mir kein muss,kein leider,sondern nur eines.ICH WILL LEBEN!!!!

    Gruß Andi

  • Hi Bouncer,

    In den Unternehmungen selber besteht schon ein Verzicht, sind es doch die wenigen Momente, die meinem Leben Freude verleihen. Ich meine damit nicht das Saufen sondern die Sache selber. Die Einsamkeit der Natur und das Zusammensein mit Freunden. Vielleicht schaffe ich es ja, so ein camp mit Alkverbot aufzustellen. Wenn nicht denn halt nicht. Ich werde jedenfalls nicht daran teilnehmen, wenn die Leute sich dort die Birne zuschuetten wollen, dieses Risiko will ich nicht eingehen. Ausserdem wuerde es mir verdammt stinken davon abgesehen. Ich habe vor, diesen Weg gerade zu gehen und Abweichungen moeglichst gaenzlich zu vermeiden, sonst wird es irgendwann schief gehen. Leicht ist es nicht aber es ist wohl auch eine Sache der inneren Einstellung wie Du schon sagst. Und bevor ich eine solche Unternehmung mache, wo fuer die Anwesenden nur der Suff im Vordergrund stehe, nehme ich nicht daran teil und empfinde das wohl sicher in diesem Moment auch nicht an Verlust. Das einzige was ich vermisse ist mein soziales Engagement, verstehst Du?

    Michael

  • hallo,

    es ist schade das du solche diskussionen führen musst. mit "freunden". ich möchte es mal so sagen: ein bester freund der nicht versteht, dass du ein problem hast und im prinzip nicht gewillt ist dir entgegenzukommen wird früher oder später ein freund gewesen sein. entweder wenn du dich totsäufst oder halt wenn du lernst auf solche "freunde" zu verzichten. brüderliches verhältniss hin oder her. klaro kannst es probieren aber was bringts dir? rückfall? weitersaufen? ende?

    hört sich vermutlich sehr hart an aber ein trockenes leben bedeutet halt klare neuorientierungen, veränderungen etc.

    viele grüße
    carnel

    7. Juni 2005

  • Hi Carnel,

    ich kenne ihn schon seit ca. 10 Jahren und er bedeutet mir halt viel. Aber ich habe schon klargemacht (und werde das in naher Zukunft noch klarer machen) dass er entweder meine Bedingungen akzeptiert oder Treffen in Zukunft eben nicht mehr stattfinden werden. Klingt hart, ist hart, aber ist notwendig... das habe ich zwischenzeitlich eingesehen. Ich habe immernoch gute Hoffnung dass er versteht worum es hier geht, nicht zuletzt wenn er den Ernst der Lage erkennt und was auf dem Spiel steht. Ich denke dann kann er doch fuer mich auf Bier verzichten, zumindest fuer den Zeitraum meiner Anwesenheit. Aber das wird sich zeigen muessen, faule Kompromisse gibt es nicht.

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!