Hallo und guten Tag,
ich habe mich hier angemeldet, weil ich denke, die Selbsthilfe hat noch einen Aspekt, der hier noch nicht besprochen wurde.
Ich bin trockener Alkoholiker und habe eine Stelle im gehobenen Dienst.
Meine damaligen Trinkepisoden konnte ich lange Jahre vor allem geheim halten. Eines Tages aber merkte es mein direkter Vorgesetzter, das ich sehr oft nach Alkohol roch.
Er und natürlich ich wollte die Sache nicht an die große Glocke hängen und überlegten, was wir machen können. Mein Wunsch war es schon lange, vom Alkohol wegzukommen. Ich konnte mich aber nicht krank schreiben lassen und eine Therapie machen. Dann hätten es alle gewußt und meine berufliche Existenz wäre dahin.
Ich habe dann Urlaub genommen und in einer anderen Stadt mit privater Hilfe entgiftet. Es war für mich sehr schwer, weil ich selbst nicht glaubte, wie abhängig ich schon war.
Seit dieser Zeit fahre ich zweimal die Woche in eine 100 km entfernte Stadt zu einer Selbsthilfegruppe. Keiner außer meiner Frau und meinem Chef haben jemals davon erfahren.
Ich habe auch in der Gruppe davon erzählt. Die Meinung war gespalten. Einige sprachen von Ehrlichkeit, andere machten mir Mut, die Sache weiter so zu handhaben.
Ich lebe nun seit Jahren so. Wenn ich mich damals geöffnet hätte, würde ich heute vielleicht nicht mehr dort arbeiten oder hätte dadurch andere Schwierigkeiten.
Den anfänglichen Aspekt meines Beitrages hier, möchte ich damit beschreiben, das die Anonymität der Selbsthilfegruppen sehr viele Vorteile hat.
Durch die Bürokratie unseres Staates wäre das nie möglich gewesen, trotz der Schweigepflicht der Ärzte.
Ulf