Am Wochenende ist auf der Entgiftungsstation, auf der ich mich befinde ein 42 jähriger Mann plötzlich verstorben. Vermutlich an einer Ösöphagusvarizenblutung, also an einer Alkoholfolgeerkrankung.
Das macht Angst.
Wir hatten dann heute eine Sondergruppe und haben über das traurige Ereignis diskutiert und eine Mehrzahl meiner Mitpatienten, mich eingeschlossen, kam zu dem erschütternden Ergebnis, dass es zwar angst macht, aber nicht dazu führt, dass wir endgültig die Finger vom Alkohol lassen.
Ich frage mich derzeit, warum ich die Entgiftung mache. Ich bin ziemlich frustriert und es macht mich nicht glücklich was ich tue.
Nicht, dass ich mit Alk glücklicher wäre.
Meine Grundstimmung ist depressiv. Mir mag nichts Spaß machen und ich bin entsetzlich blockiert. Es fällt mir sehr schwer mehr als drei Worte zu sprechen, ich ziehe mich total zurück und hoffe jeden Morgen darauf, dass es besser ist. Aber es ist natürlich nicht einfach von alleine besser.
Ich sollte also etwas tun, etwas verändern Doch da fängt ja schon das nächste Problem an. Ich weiß weder was noch wie.
Ich bin innerlich leer und lustlos.
Ich muss einen Weg finden die innere Blockade zu lösen, habe aber keinerlei Ansätze. Ich bin einfach nur froh, wenn ich wieder einen Tag hinter mich gebracht habe.
Nur Freude kommt dabei nicht auf.
Nun hat man mir heute nahegelegt ich möge noch bis zur nächsten Woche stationär bleiben. Begeistert bin ich nicht, denn ich profitiere augenblicklich nicht von der Therapie. Ich sitze die Zeit ab und kann mich nicht motivieren mein Suchtproblem anzugehen.
Ich stehe mir selbst im Wege. Ich bin ratlos. Ich bin traurig, dass ich es nicht verstehe die Zeit besser zu nutzen.
Und ich habe angst, denn sollte mein Zustand anhalten ist es nur eine Frage der Zeit bis ich nachgebe und mich benebel.
Ich sollte also wohl aktiv werden, aber ich bin durch und durch passiv. Selbst während ich das hier schreibe bin ich irgendwie nicht bei mir. Ich stehe neben mir und beobachte eine Hülle. Meine Gedanken, meine Gefühle sind abgespalten. Es ist als habe ich keinen Funken Leben in mir.
Ein kaum auszuhaltender Zustand.
Es wäre wohl ein einfacher Weg diesen Zustand mit Alkohol für wenige Minuten zu verlassen, aber ein Teil von mir denkt, dass es eben zumindest ein Weg ist und besser als so hilflos dazusitzen.
Therapie nutzt mir da im Augenblick gar nichts, denn ich kann mit niemandem sprechen. Meine Kehle ist zugeschnürt und ich habe kein Vertrauen.
Ich will meine Ruhe, alle sollen auf Distanz bleiben… aber all das, was ich derzeit lebe ist verkehrt und lässt mich in der Sucht verharren.
Und während ich das hier so schreibe werde ich echt wütend und möchte mich selbst ohrfeigen.
Aber Selbstverletzungen, zu denen ich ja nun auch neige, ändern auch nichts.
Ich sehe gerade alles schwarz und dunkel, dabei ist herrlichster Sonnenschein.
Ich weiß einfach nicht weiter im Moment.
Und/ aber ich will nicht mehr trinken.
Körperlich geht es mir mittlerweile wieder gut, aber ich will nicht vergessen wie schlimm gerade auch die körperliche Abhängigkeit ist und wie furchtbar sich alles anfühlt, wenn du pausenlos trinkst. Die Übelkeit, dass Zittern, die Schwäche. Nur jetzt ist das alles so weit weg und ich scheine es doch schon fast vergessen zu haben.
Ich will nicht trinken, aber ich habe das Bedürfnis zu trinken. Und leider, leider leider kann ich mich niemandem aus meinem direkten Umfeld öffnen. Ich bin nicht in der Lage mir unmittelbare Hilfe zu holen. Dass einzige, wozu ich mich gerade fähig empfinde, aber auch das nur mit Mühen, ist hier zu schreiben.
Und jetzt habe ich genug gelabert und genervt.
daniela