Ist man immer Co-Abhängig wenn man beim Alkoholiker bleibt?

  • Hallo ihr,

    kurz meine Vorgeschichte: Ich kenne meinen Mann jetzt knapp 4 Jahre, vor einem Jahr haben wir geheiratet. Wir haben ein Haus gekauft und leben seit 3 Jahren zusammen. Und vor gut einem Jahr habe ich bemerkt, dass er kontinuierlich und viel Bier trinkt. Laut seinen Angaben schon seit vielen vielen Jahren.

    Ich habe ihn mehrfach angesprochen und er hat sich sehr gebessert. Er trank vorher sehr viel (keine Ahnung wieviel) und trinkt jetzt nicht mehr so viel, was ich daran festmache, dass er nur noch (denkt er) heimlich trinkt. Früher ist er ab dem Zeitpunkt wo er zu Hause war, immer mit einer Bierflasche in der Hand rumgelaufen. Jetzt könnte er rein zeitlich nicht mehr so viel trinken, da ja heimlich (haha) vorm Haus trinkt. Aber er trinkt jeden Tag, jeden Abend!

    Am Anfang habe ich mich sehr aufgeregt und habe alles mögliche versucht, die Situation in den Griff zu bekommen. Ich habe viel geweint, mich viel informiert etc. Ihr kennt das alles.

    Aber vor ca 2 Wochen hat irgendwas bei mir KLICK gemacht. Ich habe mich von seiner Alkoholsucht distanziert. Es ist natürlich nicht so, dass es mich völlig kalt lässt. Gerade gestern zB kam er schon mit einer Fahne von der Arbeit. Immerhin betrifft es ja auch mein Leben ganz stark (zb. wenn er einen Unfall baut, oder seinen Job verliert). Aber ich lasse ihn einfach. Ich spreche ihn nicht an. Ich schaue nicht, ob er trinkt oder nicht. Irgendetwas hat klick gemacht und ich sage mir, ich lasse mir doch durch sein Alkproblem nicht mein Leben versauen. Warum sollte ich mich von ihm trennen, wo ich mein Leben so mag? Genau so, wie es jetzt ist, wenn man von der Dauerfahne mal absieht.

    Eine Trennung würde für mich auch eine Trennung von meinem zu Hause bedeutet, was ich über alles liebe. Alleine könnte ich es nicht finanzieren. Es würde eine Trennung von meinen Tieren bedeuten! Eine Trennung von so vielem. Vielleicht sogar eine Trennung von meiner Selbstständigkeit. Und eine Trennung würde eine Trennung von meinem allerbesten Freund bedeuten - ihm. Jemand der sich immer um mich kümmert und immer für mich da ist, wenn ich ihn brauche. Jemand der mir viel Liebe und Freundschaft schenkt. Mein Mann ist ja kein schlechter Mensch weil er nicht vom Alkohol lassen kann.

    Aber irgendwie habe ich mich aber doch von ihm getrennt. Ich merke, wie ich immer mehr distanziere. Es ist schön, wenn er da ist, aber es ist nicht mehr notwendig, damit ich glücklich bin.

    Ob dies das Leben ist, was ich langfristig führen möchte, kann ich nicht sagen. Aber im Moment ist es okay und ich konzentriere mich auf mich und nicht mehr auf ihn.

    Kann das funktionieren oder ist das nur ein typischer Schritt einer notwendigen Trennung?

    Viele Grüße
    Charlotta

  • Hallo Charlotta,

    und Herzlich Willkommen hier im Forum

    Lunatic hat ja schon alles wichtige geschrieben. CO-Abhängigkeit ist übrigens auch eine Art Sucht... aber das mal nur am Rande.

    Das alles bleibt ja so noch nicht, die Spirale im Leben eines nassen Alkies wird immer enger und geht nur nach unten. Du wirst noch einiges an Leid vor Dir haben, wenn Dein Mann nicht seine Krankheit stoppen kann, das ginge aber nur durch Einsicht und Hilfe von außen, aber das weißt Du sicher schon alles.

    Sicher ist es schwer, sich von all diesen Dingen zu trennen, ABER es gibt immer Mittel und Wege, wenn man aus unerträglichen Situationen heraus will.
    Du ziehst momentan noch die Bequemlichkeit vor, aber ich bin immer der Meinung, das die eigene Gesundheit, in diesem Falle die psychische Gesundheit sehr viel wichtiger ist.

    Ich hoffe, das Du Deine Konsequenzen ziehen wirst, wenn der Leidensdruck zu hoch wird, sonst hast Du noch sehr viele Jahre Leiden vor Dir.

    Zitat

    Mein Mann ist ja kein schlechter Mensch weil er nicht vom Alkohol lassen kann


    Nein, natürlich nicht, Dein Mann hat eine Krankheit, die ungestoppt tödlich verläuft, die er aber stoppen kann, es liegt in seiner Hand.

    Wenn das so wäre, wären wir ja alle schlechte Menschen :shock: das ist ganz sicher nicht so. Denn alle trockenen Alkies hier waren ja selber mal nasse. Die Alkoholkrankheit kann im Grunde jeden treffen, auch hochintelligente und liebenswerte Menschen, Sucht macht vor nichts Halt.

    Ich wünsche Dir alles Gute auf Deinem weiteren Weg und viel Austausch hier im CO-Bereich, der Dir evtl. helfen wird. Du bist nicht allein mit Deinem Problem.

    LG an Dich
    Lilly

  • Hallo Charlotta,

    ich sehe das so:
    Die Co-Abhängigkeit ist der Alkoholkrankheit sehr ähnlich.
    Das heißt wie auch schon Lilly erwänte der Leidensdruck muß schon sehr hoch sein um was zu ändern. Auch der Co-Abhängige muß seinen Tiefpunkt haben. Ansonsten cersucht er sich immer weiter zu winden und nicht konsequnt sein mit sich.

    Du entscheidest wie es dir geht mit der Situation und wenn du nicht loslassen kannst bist du noch nicht an dem Punkt angekommen.
    Denn wenn du an dem Punkt bist ist dir alles egal Hauptsache dir geht es gut und das Haus, die Tiere und sonstiges ist nicht mehr wichtig.

    Du solltest dir am wichtigsten sein!

    LG
    Elocin

  • Hallo ihr Lieben,

    vielen Dank für eure Antworten. @ ilcicaso - nein, wir haben keine Kinder.

    Irgendwie habe ich aber das Gefühl, bei mir scheint die Situation anders zu sein als bei den anderen hier. Ich bin nicht auf dem Absprung und ich habe keinen Leidensdruck. Mir geht es gut in der Beziehung. Mein Mann ist toll und wenn ich nicht bemerkt hätte, dass er unnatürlich viel trinkt, wäre er für mich der tollste Mann der Welt. Er ist auch nicht verändert, wenn er getrunken hat. Er ist wie immer und kümmert sich auch um seine Aufgaben.

    Ich habe also keine unerträgliche Situation, aus der ich raus will und es nicht schaffe.

    Und trotzdem ist es natürlich schwer für mich, meinem Mann dabei zu sehen, wie er dem Alkohol verfallen ist. Und ich mache mir natürlich wesentlich mehr Gedanken über die Zukunft, als wenn er gesund wäre.

    Soll ich wirklich verlassen, obwohl ich gar nicht will, damit er die Chance hat, etwas gegen seine Sucht zu tun? Und wo bleibe ich dabei?

    Viele Grüße
    Charlotta

  • Hallo Charlotta,

    wenn Du mit dem Leben, welches Ihr führt, zufrieden bist, ist es doch okay.

    Du bist ja nun schon eine Weile hier bei uns und hast in den diversen Threads, die Du eröffnet hattest, auch viele Ratschläge und Anregungen bekommen.

    Was hat sich seit dem bei Dir/Euch geändert?

    Er trinkt weiter!

    Du schreibst, vor ca. 2 Wochen hätte es "klick" gemacht bei Dir und Du kannst Dich seitdem von ihm und dem Alkohol distanzieren.

    Gut - aber was können wir für Dich tun?

    Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, was ich Dir noch raten könnte, was nicht schon geschrieben wurde.

    Du fühlst Dich wohl in der Beziehung und Du hast keinen Leidensdruck (wirklich?) Du möchtest Dich nicht trennen - gut!

    Dann bleibt Dir nur, zuzusehen wie Dein Mann sich (vielleicht) irgendwann zu Tode trinkt!

    Sorry, ist hart, aber die Realität!

    Ich wünsche Dir alles Gute für Deinen/Euren Weg!

    Lieben Gruß
    Speedy

  • Hallo Speedy,

    sorry, dann habe ich dieses Forum falsch verstanden.

    Ich suche hier hauptsächlich Austausch, wie es bei anderen so abläuft und wie andere deren (und auch meine) Situation sehen. Um meinen Blickwinkel zu erweitern und meine Situation besser einschätzen zu können.

    Ratschläge? Gerne. Ich lerne gerne dazu.

    Aber wenn du meinst, dass ich schon genügend Ratschläge erhalten habe und mein Mann trotzdem noch trinkt und ich nicht bereit bin, deswegen mein Leben aufzugeben, dann sorry, bin ich hier wohl falsch.

    Ich suche hier Gleichgesinntenaustausch.

    Vielen Dank trotzdem an alle
    Charlotta

  • Hallo Charlotta,

    ich glaube, Du hast mich falsch verstanden!

    Vielleicht habe ich mich auch falsch ausgedrückt!

    Natürlich kannst und sollst Du Dich hier austauschen!

    Ich hatte auch bewusst etwas provokant geschrieben, denn eigentlich verlängerst Du mit Deinem Verhalten seine Krankheit!

    Es ist leider so, dass der Betroffene nichts ändert, solange er immer jemanden an seiner Seite hat, der ihm den Rücken stärkt!

    Und wenn Du mit der Situation gut klar kommst, ohne Dich dabei zu vergessen, ist es doch okay!

    Leider sagt mir die Erfahrung etwas anderes, denn irgendwann wirst Du nicht mehr zuschauen wollen!

    Aber wie gesagt; ich wollte Dich keinesfalls von hier vertreiben!

    Lieben Gruß
    Speedy

  • Zitat von Charlotta1


    Irgendwie habe ich aber das Gefühl, bei mir scheint die Situation anders zu sein als bei den anderen hier. Ich bin nicht auf dem Absprung und ich habe keinen Leidensdruck. Mir geht es gut in der Beziehung. Mein Mann ist toll und wenn ich nicht bemerkt hätte, dass er unnatürlich viel trinkt, wäre er für mich der tollste Mann der Welt. Er ist auch nicht verändert, wenn er getrunken hat. Er ist wie immer und kümmert sich auch um seine Aufgaben.

    Ich habe also keine unerträgliche Situation, aus der ich raus will und es nicht schaffe.

    Viele Grüße
    Charlotta

    Hallo Charlotta, wenn bei alles so klasse ist, dann weiß ich auch nicht, wobei wir Dir helfen können ?
    Du bist aber trotzdem seit längerer Zeit hier im Forum, man ist doch nicht in einem Alkie-Forum aus Jux und Dollerei... :wink:

    Charlotta, ich denke, Du betreibst da Augenwischerei, sorry, nicht bös sein. Manchmal redet man sich auch etwas schön, weil man Angst hat, die Wahrheit zu sehen. Is doch noch alles im grünen Bereich, gelle ? Denn wenn man die Wahrheit betrachtet, müßte man ja Konsequenzen ziehen und seinen Elfenbeinturm verlassen, das macht ANGST und das ist auch normal so. Ebenso normal ist es auch, sich es dann halt schönzureden, ist eine Art Selbstschutzreflex, normales menschliches Verhalten.
    Das dumme an der ganzen Sache ist nur, das sie krank macht.
    CO-Vehalten macht krank ! Und es ist auch krank, sorry, möchte hier niemanden beleidigen.
    Und Alkoholismus ist ungestoppt tödlich.
    Darum is das alles kein lustiges Game hier oder n Kaffeeplausch.

    Zitat

    Und trotzdem ist es natürlich schwer für mich, meinem Mann dabei zu sehen, wie er dem Alkohol verfallen ist. Und ich mache mir natürlich wesentlich mehr Gedanken über die Zukunft, als wenn er gesund wäre.

    Soll ich wirklich verlassen, obwohl ich gar nicht will, damit er die Chance hat, etwas gegen seine Sucht zu tun? Und wo bleibe ich dabei?

    Natürlich ist das schwer, mit anzusehen, aber es zwingt Dich ja niemand, Du bist freiwillig dort. Jammern gilt also nicht, aber machst Du ja auch nicht :wink: Gedanken MUSST Du Dir einfach für die Zukunft machen, denn bei Alkies geht es immer nur bergab, solange sie nass sind, wir haben das doch alles selber durch... :(

    Solange Du Deinen Mann bei seinem Trinken deckst, verlängerst Du seine Leidenszeit. Nicht-Hilfe ist leider für Angehörige die einzige Möglichkeit, dem Alkoholkranken zu helfen, das ist sehr schwer zu glauben und zu akzeptieren, aber es ist nun mal einfach so. ER KANN ES JA ÄNDERN !
    Man möchte dem Menschen, den man liebt, helfen, das ist verständlich, aber die Hilfe muß von außen kommen und gewollt sein.

    Ja, wo bleibst DU bei dem allen ? Es geht Dir meiner Meinung nach hier hauptsächlich um materielle Dinge, ist das richtig so ? Um Deine Bequemlichkeit. Wenn Du mal ganz ehrlich bist ? :wink:

    Es ist schon so, wie Elocin auch schrieb, auch CO`s brauchen eine Art Tiefpunkt, wo garnix mehr geht, den hast Du noch nicht erreicht. Kann auch noch viele Jahre dauern. Aber ob Du bis dahin pychisch gesund bleibst, ist ne andere Frage, wohl eher nicht.

    Mein Ziel ist ein freies, zufriedenes und glückliches Leben ohne Alkohol.
    Wenn Dein Ziel so ähnlich ist, dann sind die Voraussetzungen dafür schlecht.
    So, mehr fällt mir dazu nicht mehr ein, ist ja auch schon wieder so viel geworden, sorry.

    LG an Dich
    Lilly

  • Hallo Charlotta,

    ich nochmal :roll:

    Was ich gerade bei Fankie_w in ihrem Thread "Bis das der Tod Euch scheidet" gelesen habe:

    Zitat

    Mein Leidensweg ging vor 3 1/2 Jahren zu Ende, als mein Mann an einer alkoholbedingten Herzerkrankung starb.
    Er ging erst zum Arzt, nachdem ich mich von ihm getrennt habe. Da war es schon zu spät und ich nicht mehr bereit mit ihm weiterzugehen.

    Nur ein Beispiel, das Alkoholkranke oft erst nach solchen Konsequenzen handeln. Leider war es hier schon zu spät :(

    Und nochwas wollte ich anmerken.
    Du sagst, bei Euch scheint alles anders zu sein.

    Ja, solange man nicht sein Problem erkennt oder auch nur sehen will, ist es immer alles ganz anders :wink:

    Ich war auch keine Alkie, als ich noch gesoffen habe, das waren immer die anderen und ich war ja auch soooo anders :wink:
    Dabei hatte ich alle typischen Verhaltensweisen drauf, die Alkies so praktizieren: Heimlich saufen, möglichst nicht in Gesellschaft, um unauffällig zu bleiben, ach wer-weiß-was-alles, will ich gar nicht erst von anfangen. Hier im Forum erkenne ich mich bei fast allen Alkies wieder, ich war KEIN BISSCHEN ANDERS !

    Mir der CO-Abhängigkeit ist es genauso, Fachleute betrachten sie übrigens auch als Suchterkrankung.... Beziehungssucht nennt man das auch manchmal.
    Man mag nicht gern in den Spiegel schauen, weil das weh tut.
    Wenn Du Dich so gar nicht in den hier geschilderten Threads wiedererkennst, dann bist Du auch keine CO, ich will das ja niemanden einreden. Aber sei dabei ganz ehrlich zu Dir selbst. Das ist schwierig, weil CO`s zur Verleugnung neigen, auch sich selbst gegenüber.
    Wenn Du CO-anhängig bist, dann steht an erster Stelle die Einsicht, erst dann kannst Du gezielt dran arbeiten.
    Ist halt genauso wie bei anderen Suchterkrankungen bzw. Verhaltensstörungen.

    LG an Dich
    Lilly

  • Hallo elle,

    mh, ich weiß nicht, inwiefern das praktisch möglich ist, sich von der Suchterkrankung des Partners zu distanzieren, wenn man in einem Haus wohnt ?

    Sorry, aber wenn der besoffen nach Hause kommt, nach Alk stinkend, schliesst man sich dann in seinem Zimmerchen ein ? Spricht nicht mehr mit ihm ?
    Ich könnte in so einer Disharmonie nicht leben, dann kann ich ja lieber allein leben und somit dem allem aus dem Weg gehen.

    Zu Deiner Meinung, man würde das Leiden eines Alkies nicht verlängern, indem man dableibt, kann ich nur folgendes sagen: Die DHS (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen) hat eine Broschüre herausgegeben, die hier auch im Forum verlinkt ist, ich hab den link hier mal reingesetzt, falls Du interessiert bist, kann ich den nochmal raussuchen. Ich persönlich finde diese Broschüre sehr informativ, es geht darin um Beziehungssucht und CO-Abhängigkeit.
    Und die DHS schriebt genau das, das Nicht-Hilfe die einzige Hilfe für den Alkoholkranken ist.

    Deine Meinung sei Dir unbenommen, Fachleute sehen das aber anders :wink:

    LG an Dich
    Lilly

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