Beziehung zu einem trockenen Alkoholiker?

  • Hallo Bernsteinfee,

    so wie sich dein Bericht anhört, kann ich das Verhalten deines "Vielleicht-Freundes" sehr gut verstehen. Das ist natürlich nicht irgendwie abwertend dir gegenüber gemeint, keineswegs! Aber dein Freund hat eine sehr schwere Krankheit, eine tödliche Krankheit - und er ist sich dessen offenbar sehr bewusst und gibt dementsprechend auf sich acht.

    Ich bin erst seit viel kürzerer Zeit trocken - gerade mal 9 Monate. Aber ich denke, das ich mich einigermaßen in die Lage deiner Bekanntschaft reinversetzen kann. So wie ich dich verstehe bist du ein sehr lebensfroher und vor allem unternehmungslustiger, aktiver Mensch, der gerne und viel unter Menschen ist. Ich kenne solche Leute - sind mit ihrer Spontanität, ihrer Lebensfreude und ihrem aktiven Wesen eine Bereicherung und ein "Strahlen" in jeder Gesellschaft.

    Aber auch wenn solche Menschen noch so sympathisch sind, könnte ich z.B. mit so jemanden keine Beziehung eingehen, denn: Ich bin in mancherlei Hinsicht das Gegenteil. Ich bin auch froh, genieße die Zweisamkeit mit meiner Frau, die an den gleichen Dingen ihr Vergnügen hat wie ich. Wir gehen ungefähr 5-10 pro Jahr auswärts essen, fahren gemeinsam in den Familienurlaub - und sitzen ansonsten jeden Abend eng umschlungen auf der Couch oder im Bett. Wir harmonieren prächtig, können im Winter jedes Wochenende stundenlang nebeneinander im Wohnzimmer liegen und jeder sein Buch lesen. Ansonsten gehen wir noch Sonntags immer ausgiebig spazieren und hier und da mal auf einen Trödelmarkt oder momentan halt mal auf einen Weihnachtsmarkt. Sport macht jeder für sich. Das wars. Ende. Keine Disko, keine Kneipen, keine Bars, keine Clubs, keine Parties. Der letzte Kinobesuch ist etwa 2 Jahre her. Wir lieben dieses Leben - und würden es nicht eintauschen. Wir sind nun mal nicht sonderlich aktiv.

    Stell dir mal vor, deine Bekanntschaft ist unter Umständen so ein Typ wie ich. Kämst du damit klar? Würdest du dein aktives Leben gegen ein solches - in deinen Augen vielleicht langweilig-trostloses Leben eintauschen? Wohl kaum. Und er würde (wenn er so sein sollte wie ich, wie gesagt) ganz sicherlich nicht sein Leben so radikal ändern, das er deine Ansprüche erfüllen würde. Und das hat bei ihm 2 Gründe: a) er ist halt von Natur aus ein ruhigerer Mensch und b) er meidet aus gutem Grund gewisse Aktivitäten und Lokalitäten, weil er alkoholkrank ist und mit seiner Gesundheit nicht spielen will.

    Das sind so meine Gedanken - vielleicht kannst du ja damit was anfangen. :wink:

    Herzlichst,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

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