Ich weiß, Co-abhängigkeit ist eine Krankheit wie die Alkoholsucht. Aber manchmal vergißt man es, wie wahrscheinlich auch der Alkoholiker vergißt, oder es nicht wahr haben will.
Heute war wieder ein sehr aufschlußreicher Tag für mich. Mein Termin bei meiner Vortherapie - so drück ich das mal aus. Es hat mir wieder ins Bewußtsein geholt, dass auch bei mir was nicht stimmt. Mir geht es sonst total gut und ich bin seit fast drei Wochen mit einem wunderbaren Mann zusammen. Klar erwisch ich mich manchmal selber, wie ich versuche in die alte Rolle zu rutschen, aber zum Glück ist er ein Mann, der sich das gar nicht gefallen läßt. Er will gar nicht von vorn bis hinten bemuttert werden, will nicht, dass ich alles für ihn tue und ich beiß mir manchmal selbst auf die Zunge, um ihm nicht alles geben zu wollen, was er im Moment nicht hat. Meine Aufgabe ist es ja nicht, ihm zu helfen sondern ich möchte eine gleichwertige Partnerin sein.
Mir macht es selbst ein wenig Angst, wie schnell das wieder mit einer neuen Beziehung ging und ich suche ab und an den Haken, der doch irgendwo sein muss. Aber ich genieße auch jede Minute und es entspannt mich, mir nicht mehr den ganzen Tag nur Sorgen um den anderen machen zu müssen, sondern nur positiv an ihn zu denken.
Heute habe ich meinem Exfreund gesagt, dass ich in einer neuen Beziehung bin. Auch die Tatsache, dass ich das nun drei Wochen vor mich hingeschoben habe, hat mit meiner Co.abhängigkeit zu tun. Allerdings war ich ihm ja keine Rechenschaft schuldig, weil wir nicht mehr zusammen waren. Trotzdem habe ich an seine Verfassung gedacht, indem ich es nicht gleich in die Welt heraus geschrien habe. Nun habe ich Angst vor demm Terror, der womöglich beginnen wird. Gerade haben wir telefoniert und er hat mir gesagt, dass er schon einen Abschiedsbrief geschrieben hat, sich dann aber anders besonnen hat. Ich habe nichts geantwortet. Ich kann und will ihm nicht mehr helfen. Ich bin nicht wütend auf ihn oder hasse ihn, egal ist er mir auch noch nicht, aber er bestimmt nicht mehr mein Leben. Gut, ich gebe zu, das macht im Moment der andere, aber auch nur soweit ich das möchte. Ich bin glücklich, ist das falsch? Befinde ich mich wieder auf dem Weg der Co-abhängigkeit? Auf jeden Fall fällt es mir wahnsinnig schwer, wirklich hart zu meinem Ex zu sein und zum Beispiel das Geld einzutreiben, das er mir schuldet. Ich will ihm glauben, dass er es mir zurück zahlen will und mich neben den anderen Gläubigern nicht vergißt. Aber ich muss mich dazu zwingen, zur Not härtere Wege zu gehen.
Es ist also noch lange nicht vorbei und ich werde auch weiterhin auf eine feste Therapie warten. Ich denke, ich muss einfach zu viel auf arbeiten und will ja auch nicht immer die gleihcen Fehler machen.
Euer Blaubärchen