Hallo Karaoke,
ich hab ein bisschen überlegt, was ich dir antworte. Zunächst mal, dass du das Gefühl hast, in dein eigenes Leben zu müssen, finde ich sehr gesund von dir. Du kennst ja deine Mutter sicherlich sehr gut und wirst vermutlich mit deinen Einschätzungen, was wann passiert, recht "richtig" liegen, wenn du z.B. vermutest, dass sie mehr trinkt, wenn du nicht zu Hause bist oder wenn du vermutest, dass sie es nicht hinkriegen wird, selbst Verantwortung für ihre Finanzen zu übernehmen. Die Krux an der Sache ist, so lange man einem Alkoholiker seine Verantwortung abnimmt, hat dieser keinen Grund etwas zu ändern. Und soll er seine Verantwortung allein übernehmen, geht das zu großer Wahrscheinlichkeit erst mal schief, weil da ja Kompetenzen etwas eingeschlafen sind bzw. der Alkoholkonsum eben in die Tiefe zieht und nicht zum Wachstum anregt. Dass sie trinkt, wirst du vermutlich nicht ändern können (hast du ja auch schon oft genug probiert), das kann nur sie ändern. Ob sie sie mit dem Trinken aufhört, wenn du weg bist, vermutlich nicht. Aber so hart das klingen mag, das liegt in ihrer und nicht in deiner Verantwortung. Mein Ex hat sich, als ich dann weg war, andere Menschen gesucht, die ihn in seiner Sucht und Unselbstständigkeit unterstützt haben. Auch das ist eine Möglichkeit. Eine Möglichkeit ist auch, dass alles gut wird. Aber das liegt alles nicht in deiner Verantwortung. Auch jetzt nicht, wo du noch bei ihr wohnst. In deiner Verantwortung liegt heute, dass du ein gesundes und gutes Leben führst. Das ist bitter, ich weiß. Einen Menschen der Alkoholkrank ist, kann man nur helfen, wenn er sich wirklich helfen lassen will. Und auch dann geht es immer um Hilfe zur Selbsthilfe. Ich als Kind hätte jetzt den Impuls zu sagen, ich muss das doch wenigstens mit den Finanzen regeln, bevor ich weg bin, damit meine Mutti nicht untergeht. Aber ich finde, das sollte von einem Kind nicht verlangt werden, es sei denn die Mutti hat z.B. eine geistige Behinderung und bräuchte einen Betreuer, um das zu regeln. Und in dieser Richtung könntest du vielleicht sogar Hilfe bekommen, aber da kenn ich mich tatsächlich nicht so aus..
Schau mal hier hat Thalia einen Link zu einem Artikel gepostet. Da geht es zwar um Partner, aber der Artikel zeigt noch mal ganz gut auf, dass es sich bei Alkoholkrankheit eben um eine Familienkrankheit handelt. https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…topic35046.html Und echt, lies mal etwas bei den anderen EKAs. Ich kann dir ja nur von der Partner-Seite erzählen. Das ist vielleicht einfach noch mal eine andere Hausnummer.
Viele Grüße, B.Nyborg