Lieber Hans.
Vielen Dank dass du dir die Zeit genommen hast, mir zu schreiben! Und ich freue mich immer über Zeilen von dir.
Leider verfalle ich oft in diese Opferrolle und lade alle Schuld auf mich. Dabei verurteile ich mich selbst und hoffe gleichzeitig, auf Absolution (+Aufmerksamkeit?) von andern (euch). Verstandesmäßig ist mir durchaus klar, dass das totaler Blödsinn ist und ich mal lieber den Hintern hochkriegen sollte.
Im Rahmen meiner Therapie arbeite ich bereits daran.
Es ist für mich wahnsinnig schwer, mir selbst zu vertrauen. Die Realität ist für mich seit Weihnachten im Prinzip in Ordnung. Unter der Woche keinen Alkohol und am WE in Maßen. Damit kann ich leben. Aber mein subjektives Gefühl flüstert eben immer wieder, dass ich dem Frieden nicht trauen darf. Ich beobachte mit Argusaugen alles was XY in Bezug auf sein Trinkverhalten tut. Schlicht gesagt, ich bin total Misstrauisch. Und ich weiß, das bin ich auch zu Recht.
Die gefühlte Normalität zur Zeit, bringt es aber eben auch automatisch mit sich, dass ich meine eigenen Wahrnehmungen immer wieder anzweifel und in Frage stelle.
Wenn ich mich reflektiere, kommen immer wieder solche Gedanken: Ich spinne mir was zusammen, ich bin zu empfindlich, ich stecke viel zu tief in diesem Alkoholikerthema fest, um noch klar zu sehen und zu werten können. Hier im Forum habe ich so viel über Alkoholismus gelernt, aber manchmal fühle ich mich, als ob ich förmlich nach Hinweisen auf eine Sucht suche. Und genau da beisst sich irgendwie die Katze in den Schwanz.
ZitatNun meine subjektiven Eindrücke: Es fühlt sich an, als ob er auf das Wochenende hinfiebert. Es fühlt sich an, als ob er sich nur bremst, weil er weiß, dass er zuviel trinkt / dass ich das nicht akzeptieren würde. Es fühlt sich an, als ob er mich bei diesen seltenen Partys über die Konsummenge belügt, seine Fahne passt nicht zu seinen Aussagen.
Was ist real, was bilde ich mir ein. Ich weiß es einfach zu oft nicht.
Ihr sagt immer, Schaue auf seine Taten. An denen kann ich momentan nichts meckern. Die Zweifel bleiben.
Heute bricht die Fastenzeit an. Mein XY sagte mir vor einigen Tagen, dass er Alkohol fasten möchte. Ich bin gespannt.