Beiträge von gatita

    Hallo, wieder mal, nach langer Zeit!

    Tja, hatte einen saftigen Supergau am Ende des Jahres. Der Besuch vom Ex war superangenehm, wir haben viel unternommen, sind durch die Gegend gejettet und haben ein bisserl Touriprogramm unternommen, viel gequatscht und er hat mir sehr geholfen, meine Dinge zu sortieren. Ist einfach der beste Freund, den ich habe. Leider reiste er von Sehnsucht getrieben ein paar Tage früher ab, so rutschte ich ohne ihn ins neue Jahr.

    Mit einem Haufen Freundinnen an der Pazifikküste. Hier ist es Brauch, dass große Lagerfeuer gemacht werden, in denen man das alte Jahr in Form einer Puppe verbrennt. Alles, was du nicht ins nächste Jahr mitnehmen willst, wird verbrannt, alle Sorgen, alles Schlechte, das dir widerfahren ist. Ich habe eine ganze Menge verbrannt, das könnt ihr mir glauben.

    Und jetzt bin ich wieder da, es geht mir gut. In den letzten zwei Monaten des alten Jahres hab ich so viele Muster präsentiert bekommen, dass ich mich schon gar nicht mehr ausgekannt habe. Der Jahreswechsel war wie eine Reinigung. Und seitdem ich begonnen habe, positiv zu denken und Gedankenhygiene zu betreiben, gehts mir gut. Alles, was passiert ist, auch der ganze Herzschmerz, der da mitkam ... ich kann nicht ewig drauf rumreiten, dass das alles daher kommt, weil mein Dad Alkoholiker ist. Irgendwann ist Schluss, irgendwann sind die Muster im Weg, und ich bekam sehr zu spüren, wie sehr sie im Weg sind. Waren. Ab jetzt gilt was anderes. Ich. Das Aufgezwungene hat ausgedient. So schauts aus.

    Ein gutes neues, starkes Jahr an alle (und Linde im speziellen! Hab auch sehr an dich gedacht, als ich am Feuer saß) !!!

    Eine voll motivierte und das Leben genießende
    gatita

    Liebe Linde,

    danke für die Weihnachtsgrüsse! Gleichfalls natürlich. Hatte null Zeit mich in den letzten Tagen, die Wogen gingen rauf und runter, aber gscheit. Und ich dachte mir, ich treffe eine Entscheidung und damit ist der Fall erledigt - nein, das Universum wollte belustigt werden.

    Und schickte mir meinen lieben Exmann. Der wiederum selbst gebeutelt es vorzog seinen zentralamerikanischen Standpunkt über die Weihnachts- und Neujahrsfeierlichkeiten an den Äquator zu verlegen. Da sind wir jetzt nun.

    Gut war es trotzdem, ich freue mich sehr über seine Anwesenheit, die mir dabei hilft, meine Dinge zu sortieren. Er kennt mich halt. Weihnachten selbst haben wir in einer Mörderkonstellation verbracht, mein Freund samt Nochehefrau, ich samt Exehemann und es war zwar etwas gespannt, aber dennoch sehr nett. Nur Tags drauf habe ich mich, da es mir in der Konstellation mit der Nochehefrau nicht gut ging, aus diesem Verhältnis vertschüsst. Und ich wundere mich, ich wundere mich, das artikulieren und loslassen beginnt zu funktionieren. Was anstand wurde ausgesprochen und es kam gut und verständlich an, ohne Schnörkel und ohne Drama.

    Heute hatte ich einen kurzen Flash bei Mutterns Anruf - die klang wieder einmal, als wollte sie was sagen und brachte nichts raus - aber schlechte Energie rüber. Es hat mich kurz runtergezogen, aber nur kurz. Ich fühle momentan überhaupt recht wenig, hatte vor vier Tagen einen Totalverlust meiner Stimme (eine Grippe, die ich seit fast einen Monat dahinschleppte), fand sie jedoch wieder, um die richtigen Worte auszusprechen. Ob's mir gutgeht jetzt? Keine Ahnung, ich bin schon ein wenig traurig und trotzdem überrascht, dass ich so wenig empfinde. Könnte eine Blockade sein.

    Das alte Dreamteam wird jetzt ganz brüderlich und schwesterlich auf Reisen gehen. Ein paar Tage wandern und dann ans Meer. Ich dachte nie im Leben, dass ich dieses Jahr mit meiner Vergangenheit beenden werde. Aber es fühlt sich vertraut und gut an. Und da gibts keine Geheimnisse sondern gute Gespräche und Lacher über alte Geschichten. Bedingungslos - erwartungslos. Eine richtige Erholung.

    Hört sich das alles verrückt an? Ja, wahrscheinlich. Auch das dürfte ein Muster sein - es kann nicht normal ablaufen, es muss immer turbulent sein. Denn das Chaos ist man gewöhnt. Eine Freundin meint, ich wäre wie ein Fähnchen im Wind und manchmal fühle ich mich tatsächlich so, verweht, unfähig, mich dagegenzustemmen. Wo ist denn nun meine Richtung, was erwarten sich die anderen immer von mir und was erwarte ich mir? Frieden will ich. Noch immer nicht in Sicht. Aber es lichtet sich.

    Alles, alles Liebe für dich im kommenden Jahr, rutsch gut und hau dir nix an dabei. Ich drück dich auch!

    gatita

    Hallo, da bin ich wieder.

    Und das erste mal allein in meinem Haus - seit Wochen. Bei mir haben sich die Ereignisse überschlagen. Wo fange ich an? Es ist schwierig ...

    Ich habe meine Flamme abserviert. Nicht, weil er ein böser Mensch ist, ganz und gar nicht, sondern weil er in mir mit seinem Verhalten einige Muster ausgelöst hat. Zur selben Zeit hat sich ein anderer in mein Leben geschlichen, bei dem ich das Gefühl habe, ganz ich selbst sein zu können, alles sagen zu können, nicht gefallen zu müssen, alles von mir erzählen zu können, ohne dass ich dafür verurteilt werde. Ein schönes Gefühl.

    Er hat sich nicht sonderlich bemühen müssen, dass er mir gefällt, er hat nur gesagt - sei wie du bist, denn genau dafür mag ich dich. Und ehe ich mich versehen konnte, bin ich reingekippt. Wir haben enorm viel Zeit miteinander verbracht - wenn wir alleine miteinander waren, sehr schön und ich weiss, wir passen gut zusammen und ich finde in ihm sehr viel von dem, was ich mir immer von einem Partner gewünscht habe. Und er ist ein Landsmann, was die Kommunikation wesentlich vereinfacht.

    Leider zieht er einen Schweif von Problemen hinter sich her, die jetzt nicht unmittelbar die seinen sind, aber auf uns übergreifen. Es gibt eine Noch-Ehefrau, für die er sich mehr väterlich verantwortlich fühlt, die ich kenne, mit der ich auch schon einige Dinge unternommen habe und die prinzipiell mit unserer Beziehung kein Problem hat, weil sie ihren Mann als guten Freund sieht (sie hat die Beziehung beendet). Aber es passieren schräge Dinge. Ich fühle, der Mann ist richtig, ich finde es seltsam, dass er mir gerade dann passierte, als ich in einer sehr verzweifelten Lage war und wieder mal ordentlich meinen schrecklichsten Ängsten ausgesetzt war. Er hat mich sehr unterstützt, wieder in mir zu landen.

    Mittlerweile jedoch ist sie wieder bei ihm eingezogen, weil sie es nicht schafft auf ihren eigenen Beinen zu stehen. Ich glaube nicht, dass sie wieder zum Paar mutieren, aber mir geht es mit dieser Situation einfach nicht gut, weil ich das Gefühl habe, wenn ich den Mann will, muss ich sie mitadoptieren. Rundherum liegen komische Energien in der Luft und ich weiss nicht, was ich von allem halten soll. Mir geht es momentan überhaupt nicht gut. Ich habe das Gefühl, dass es wie immer ist - bei mir glauben alle, ich kann so viel aushalten, und deshalb werde ich von allen Seiten belastet. Oder ich strahle aus, dass ich alles aushalten kann und die Leute belasten mich deshalb.

    Ich weiss, dass das zu meinen Mustern gehört. Ich möchte nicht auffallen, ich lasse mich nicht fallen, ich gebe nicht zu verstehen, dass ich auch Unterstützung brauche und ich bin geneigt, mich wieder zurückzuziehen, das Feld zu räumen, obwohl ich diesen Menschen mittlerweile sehr liebe. Ich nehme halt wieder Rücksicht, weil jeder andere grössere Probleme hat als ich und weil die Bedürfnisse der anderen wichtiger sind als meine.

    Wunderbar, was? Mein Bedürfnis ist eine friedliche Beziehung mit einem Menschen, der mich liebt, schätzt und mit dem ich mich gut verstehe. Ich sehne mich danach. Ich hab es schmecken dürfen. Es fühlte sich wunderbar an. Ich verdiene es. Aber es will scheinbar nicht klappen.

    Keine Ahnung, ob es schlüssig klingt, was ich schreibe. Vielleicht sieht es morgen wieder ganz anders aus. Es ändert sich hier ja alles beinahe minütlich.

    Eine vom Leben und der Liebe ganz schön gebeutelte und geläuterte gatita

    und noch immer keine ruhe ...

    meine leutchen sind einen tag früher angekommen, als ich angenommen habe und jetzt ist das haus voll mit leuten, ich weiss schon nicht mehr, wo mir der kopf steht.

    habe in den letzten zwei wochen einiges über den haufen geworfen, bin wieder voll in muster abgerutscht, hatte arge körperliche zustände und war am rande meiner energie. ich habe mich gefangen, es ist die letzten tage viel auch darüber geredet worden, was sehr schön ist, da ich menschen um mich habe, mit denen ich darüber reden kann und die verständnis für meine sache haben.

    ich erzähls ausführlicher, wenn sich das haus geleert hat. da ich derzeit nicht mal ein eigenes zimmer habe (ist von einer entzückenden jungfamilie bevölkert, das kind ist zwei jahre alt - ich bin ja sowas überhaupt nicht gewöhnt, aber es erzeugt unheimlichen gusto auf ein eigenes) und mit zwei anderen leuten im wohnzimmer schlafen darf.

    freu mich schon auf lesen und erzählen ...

    bis bald,
    gatita

    :lol: Hallo Linde,

    Ehrenrunde, der war gut, danke! Jetzt kann ich ja schon wieder drüber lachen. Nix mit ausrasten, leider. Aber die Krämpfe haben schon nachgelassen, ich hab eine lange, ausgiebige heisse Dusche genommen, fühl mich wesentlich wohler und gehe jetzt quasi auf einen Walkürenkongress - sprich ich und ein paar Landsfrauen um mal wieder kräftig auf deutsch zu palavern und mir das Maul zu zerreißen. Das ist mein Sch....-aufs-Warten-Programm für heute. Freu mich schon.

    Jaja, das böse Wort "brauchen" ... es zu sehen, zu begreifen, ist eine Sache, es zu leben eine andere. Es hilft mir sehr, von dir immer wieder auf diesen Punkt hingewiesen zu werden, dass mein Verhalten ein Co-Verhalten ist. Den Weg zu finden, es zu umgehen, noch besser: A U S Z U M E R Z E N, da bin ich noch am Suchen und ausprobieren, geht halt nicht von einem Tag auf den anderen. Hab mir jetzt das Buch bestellt: Um die Kindheit betrogen, ich hoffe es kommt rechtzeitig an, um von Freunden hierher mitgenommen zu werden.

    Bin also wieder drauf und dran, die Katze in mir zum Schnurren zu bringen. Vielen Dank für deine Unterstützung! Seit ich hier bin, falle ich nicht mehr in die Löcher, in denen ich mich sonst so gerne - und lange - aufgehalten habe, ich schau nur manchmal zu tief hinein. Aber dann richte ich mich wieder auf, und verharre nicht. Das ist neu.

    Also, fühl dich gedrückt und danke nochmal für den Anstroß, ich ziehe meine Krallen ein und lasse den Samtpfoten freien Lauf zu angenehmen Dingen. Und alles was kommt, kann kommen.

    Alles Liebe,
    gatita

    Hallo Linde, hallo Simmie,

    draussen ist es trübe und drinnen auch. Hab Krämpfe und will gar nicht aus dem Bett, geschweige denn arbeiten gehen.

    Zitat

    ob er vielleicht einen Trigger hatte?

    Halte ich für sehr wahrscheinlich. Erschreckend. Obwohl er sagt, er hätte sowas noch nie erlebt, aber das kauf ich ihm nicht ganz so ab. Vielleicht kann er sich einfach nicht erinnern.

    simmi sagt: "diese planbarkeit das kenne ich auch, um mich einstellen zu können."

    Dabei bin ich sonst unglaublich flexibel, stell mich auf alles ein, was kommt, reagiere, bin anpassungsfähig. Ob man das vielleicht als Kind gelernt hat? Drängt sich grad so auf. Aber wenn es um Beziehungen geht, brrrr, da wirds gleich anders, wehe wenn etwas geschieht, womit man nicht gerechnet hat ...

    Ich habe scheinbar die Wochenendaktion mit meiner Flamme nicht ganz verdaut. Gerade gestern hatte ich ein langes Gespräch mit meinem Exmann über seine Freundin, die ihm kein Vertrauen schenkt und ihn ständig kontrollieren möchte. Nach ein wenig Fragerei kam dann auch raus, dass ihr Vater Alkoholiker ist und die Familie verließ als sie 13 war.

    Tja und ich ... muss sehr an dieser Vertrauensgeschichte arbeiten, wenn ich auch noch nicht weiß wie. Immer diese Unsicherheit. Er ist jetzt auf einer Dienstreise, hat sich seit drei Tagen nicht gemeldet und ich geh im Kreis, möcht am liebsten schon wieder alles hinschmeissen, weil ich mich so unsicher fühle. Er meldet sich nicht - er mag mich nicht. Er hat mich mitten in der Nacht verlassen. Deshalb stimmt etwas mit mir nicht. Herrgottnochmal. Ich weiß ja, dass es nicht wahr ist. Ich weiß, dass mit mir soweit alles in Ordnung ist, aber ich find grad nicht zur Mitte. Es kommt mir echt das Kotzen, wenn ich daran denke, mich wieder schlecht zu fühlen, nur weil ein Mann in der Nähe ist, der mich interessiert und sich nicht genau so verhält, wie ich es gerne hätte.

    Vertrauen ... worauf? Wahrscheinlich in erster Linie auf mich selbst. Ich kenne mich. Das erste, was ich mache, ist, ihn wieder aus meinem Herzen zu schieben, damit er mir nicht weh tun kann. Abwehrhaltung. Katzbuckeln. Fauchen. Wer bleibt aber dann schon gern freiwillig.

    Linde, ich nehme glaube ich wieder deinen Rat in Anspruch, die Zeit, die ich normalerweise warte, mit sinnvoller Beschäftigung zu füllen, etwas tun, was mir guttut und schaun was kommt. Ich bin auch derzeit ein wenig ausgebrannt. Es tut sich so viel um mich herum, ich komme kaum zur Ruhe.

    Alles Liebe,
    gatita

    So schnell vergeht ein Wochenende ...

    Hallo Linde,

    danke für deinen aufmunternden Beitrag und deine immer wieder genaue Beobachtung! Das GEWESEN nehme ich mir natürlich sehr zu Herzen.

    Hier war die Hölle los in den letzten Tagen, also von ausruhen keine Spur. Am Donnerstag hatte der Freund meiner Wohnungskollegin einen Anfall - sowas hab ich noch nie gesehen und will ich auch nicht mehr sehen. Er klagte den ganzen Tag über Gliederschmerzen wie bei einer Grippe. Dann plötzlich, es war schon finster, drehte er die Augen über und starrte nur noch zur Decke, keine Reaktion mehr, kein Wort mehr. Ich machte eine Akupressur an den Fingerkuppen, da rannen plötzlich Tränen aus seinen erstarrten Augen. Kurz darauf haben wir ihn hinausgetragen und ins Krankenhaus gebracht.

    Dort wurde festgestellt: hysterischer Schock. Oder so ähnlich. Körperlich alles in Ordnung, Reflexe, Puls. Der Mann konnte sich einfach nicht mehr bewegen. 37 Jahre alt, geschlagenes, psychisch und physisch mißhandeltes Alkoholikerkind ohne jegliches Ventil. Er sagte später, er war wie gelähmt, er konnte nicht mehr sprechen, wie in diesen Träumen, wo man aufwachen möchte, man aber den Körper nicht mehr bewegen kann. So weit kann es also kommen, wenn man sich mit den Dämonen der Vergangenheit nicht beschäftigt. Wobei ich hier eher den Eindruck habe, dass er die Dämonen nicht gehen lassen wollte.

    Und er sieht sich immer und ständig in der Opferrolle. Da kommt man natürlich kein Stück weiter. Und bei ihm hab ich auch das Gefühl, dass er einfach nicht vom Fleck kommt, vor lauter Angst, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Kannst nix machen ausser warten. Muss von selber draufkommen. Aber diese heftige körperliche Reaktion, das hat mich schon erschreckt.

    Dann hat mein "Freund" aus der Entzugsklinik angerufen. Ich dachte mir - so eine Grenzüberschreitung, das gibt's ja nicht, wo ich ihm ja geschrieben hatte, dass ich mich melde, wenn überhaupt. Innerhalb von Sekunden hatte ich ein Gewicht auf der Brust, das mich zu Boden drückte. Ich hab ihm zugehört, nicht viel gesagt. Dann fragte er, ob ich ihn besuchen komme. Und dann hab ich ihn gefragt, ob er denn das e-mail nicht gelesen hätte. Er sagte nein. Also habe ich ihm gesagt, warum ich ihn nicht besuchen komme und warum ich keinen Kontakt derzeit haben will. Ich schwör dir, ich hab gezittert am ganzen Leib als ich auflegte. Aber es ging mir gut.

    Ansonsten ... hatte ich die erste Auseinandersetzung mit meiner Flamme absolviert. Ich hab mir da scheinbar einen Workoholic geangelt. Er hatte viel zu arbeiten, hat sich dann doch am Samstag freigeschaufelt um mich zu besuchen und nach ein paar sehr harmonischen Stunden um drei in der Früh sagt er plötzlich, er fährt jetzt nach Hause. War ich sauer. Nicht, weil er wegmusste - nein - er hat es die ganze Zeit gewußt und es nicht gesagt, um mir den Abend nicht zu verderben.

    Bei mir wieder sämtliche Sicherungen durchgebrannt, ein Gefühl des Verstoßenwerdens, der Unsicherheit, nicht zu wissen, was als nächstes kommt. Aus einer guten Phase rauskatapultiert werden, wie seinerzeit halt auch, weil man ja nie wußte, wann die Flasche wieder dran war. Selbst damit konnte man ja nie rechnen. Ich habe beleidigt reagiert, eine kratzende und fauchende Katze eben. Er ist dann gefahren. Und dann hab ich nachgedacht. Er hat wirklich verdammt viel zu tun, hat den ganzen Freitag und den ganzen Samstag gearbeitet, nur um mich für ein paar Stunden zu sehen. Als ich es von dieser Seite betrachtete, begann es plötzlich gutzutun. Und ich sah plötzlich meinen Wert dabei, obwohl ich mich eine halbe Stunde vorher wertlos fühlte.

    Am nächsten Tag habe ich ihm alles auseinandergesetzt, ganz ruhig und klar, was mich so gestört hat, dass ich mit der Wahrheit besser umgehen kann und ich solche Dinge gerne im Voraus wissen möchte. War ein schönes Gespräch, er hat sich tausendmal entschuldig und gemeint, er wollte mir um keinen Preis wehtun, aber er hat auch nicht gewußt, wie er es mir beibringen sollte. Wir haben es schön aufgelöst.

    Ist jetzt lang geworden, ist auch viel passiert. Ich bin recht zufrieden damit, endlich Worte zu finden, wenn es mir nicht gut geht. Es holpert zwar noch, aber ich übe das Grenzenziehen. Und ja - das fühlt sich tatsächlich wie Geburt an! :)

    Ich drück dich, danke fürs zu - äh - lesen!

    eine etwas erschöpfte gaitia

    Hallo Linde!

    Gute Nacht in dem Fall! Ich bin mit der Zeitumstellung jetzt sechs Stunden zurück. Bei mir beginnt also gerade der Abend, obwohl es natürlich schon zappenduster ist (am Äquator ist ja Licht-Aus das ganze Jahr um sechs).

    Oja, wie recht du hast.

    Zitat

    Von klein an wurden wir darauf programmiert, anderen zu helfen, deren Verantwortung zu übernehmen usw. Später haben wir uns für unsere Partnerschaften "Patienten" gesucht - um an denen unsere verinnerlichten Kindheitsmuster weiter ausleben zu können.

    Weisst du, wenn ich jemand "normalen" hatte, war ich bald mal gelangweilt und sobald ich einen "Patienten" fand, hab ich mir darauf gestürzt. Und bis aufs Blut verteidigt, so wie ich meinen Vater ein Leben lang wie eine Löwin verteidigt habe. Ich habe ihn immer als den großartigsten Menschen der Welt hingestellt und seine Sucht hintangestellt, obwohl es das war, was mich am meisten verletzt hat. Er war der Partner meiner Kindheit, er hat mit mir Zeit verbracht mit mir gespielt, mir die Kunst nahe gebracht, den Wald, die Tiere. Er hat seinen Job als Vater perfekt gemacht. Aber er ist süchtig und hat mich damit beschädigt. Das wollte ich nie sehen, das wird mir erst jetzt bewusst.

    Meinen Ex-Mann habe ich auf ein Podest gestellt. Auch er hatte schwerste Alkoholprobleme, die ich ausgeblendet hatte. Ausgerechnet er hat mir vorgeworfen, dass ich meinen Vater so verteidige. Komischerweise verteidigt ihn auch meine Schwester, weil er ja der beste Opa der Welt ist. Sie hat ihren Kinder jedoch das Thema Sucht des Großvaters auseinandergesetzt - mittlerweile. Aber lange Zeit hat er sich um ihre Kinder gekümmert, als sie noch nicht schulreif waren und auch da war er betrunken!!!

    Meine Mutter, die Co, habe ich für alles verantwortlich gemacht. Ihr Verhalten hätte meinen Vater in die Sucht getrieben, sie sei die Unnahbare, die kein Verständnis hat, weder für mich, meine Schwester noch für ihren süchtigen Mann. Himmel!!! Dabei hat sie ihm als gute Co alles gegeben, was er braucht. Ihn von sämtlichen Verpflichtungen entbunden (sie nimmt alles auf sich und organisiert, managt und vertuscht seine Sucht nach außen, so gut sie kann). Und wenn man so eine Beziehung vorgelebt bekommt, ist es nicht einfach.

    Meine Eltern pflegen keine zärtliche Nähe, das wurde wahrscheinlich durch den Suchtalltag hinfällig. Ich glaube ja, dass sich meine Mutter insgeheim vor ihm ekelt. Jedenfalls hat sie mir einmal erzählt, dass sie seit gut zwanzig Jahren keinen Sex mehr haben. Alles was eine Tochter wissen muss. :? Ich konnte mit dieser Aussage nur sehr schwer leben. Ich wünschte, sie hätte es nie erwähnt. Ich habe es auch meiner Schwester nie erzählt.

    Ihr Beziehungsalltag: sie kommandiert auf ihm rum, dass er beim Essen nicht schmatzen soll, dass er sich doch eine saubere Hose anziehen soll, dass er doch einmal mit ihr ins Theater gehen soll (würde er gerne, aber sie lädt dann auch immer zig Freundinnen ein, auf die er eifersüchtig ist und dann weigert er sich wieder) und dann wird er stur und beginnt zu fluchen. Und wenn er zu fluchen beginnt, weiss ich, dass die Flasche das nächste ist. Dieses Muster ist wie eingraviert. Immer wenn ich dann zuhause bin, möchte ich schon wieder flüchten und es kostet mich immer mehr Kraft, mir das anzuhören. Sie jammern mich nämlich beide an. Ich bin ihr perfekter Mistkübel. Deshalb bin ich so weit weg, da können sie mich nicht erreichen und am Telefon machen sie es nicht.

    Das also bekam ich vorgelebt. Einen defensiven Vater, eine agressive, bestimmende Mutter. Und ich mit Scham und Wut und zerspaltener Liebe, die allen alles recht machen will - dem Vater mit Aufmerksamkeit, der Mutter mit Leistung.

    Ich merk grad, ich kotz mal wieder. Danke fürs Brechmittel, liebe Linde.

    Ich sehe die Gefahr, meinem Partner alles, aber auch alles geben zu wollen. Mittlerweile bin ich aber bewußt geworden und ich habe meinen Preis erkannt, nämlich nicht um jeden. Ich habe in meine Beziehungen Energie bis zur Selbstaufgabe gebuttert und das will ich nicht mehr. Punkt. Mein Kontingent ist nicht erschöpft, aber ich möchte damit haushalten und ich passe jetzt genau auf, was ich zurückbekomme. Und wenn nichts zurückkommt, höre ich auf zu geben, besinne mich darauf, dass ich mich habe und mir deshalb nichts passieren kann. Ich lebe alleine auch nicht schlecht. Und NEIN, ICH BIN KEIN SELBSTBEDIENUNGSLADEN, herrgottnochmal!!! Das ist vorbei. Danke für den Stupser, hab ich gebraucht.

    Und dir wünsche ich deinen robusten Naturburschen mit Sinn für die schönen Künste (ja, die gibts!!! Davon bin ich überzeugt, schließlich gibt es dich ja auch. Und darüber bin ich sehr, sehr froh)

    Sei umarmt, liebe Linde!
    Bis morgen - bei dir schon heute!
    gatita

    Jawoll, hier ist sie wieder.

    Es war wundervoll. Ich habe gar keine Worte, wie schön es war. Und ich muss jetzt gestehen - ich war nicht alleine. Meine Flamme hat sich kurzerhand entschlossen mitzufahren und das hat mich im ersten Moment so umgehauen, dass ich gar nicht wusste, was darauf zu sagen. Also hab ich mich nicht beschwert und mir gedacht - na, schaun wir mal, wie das so ist mit dir. Ich war ja auf alles mögliche gerfasst, hab mich total gefreut einerseits und hatte den grossen Bammel, andererseits war ich natürlich positiv aufgeregt. Ich wusste schon, dass er sich für mich interessiert, aber dass er innerhalb von einigen Stunden ein Flugticket organisiert, um mit mir das Wochenende zu verbringen, auf das war ich ja gar nicht vorbereitet.

    Es waren Tage ohne Ecken und Kanten, pure Harmonie, nix kompliziert, viel Lachen, gute Gespräche und vor allem jede Menge Zuneigung. Er hat mir das Gefühl gegeben, dass er mich wirklich mag, wie ich bin und ich war zwar anfangs sehr zögerlich, aber von Tag zu Tag konnte ich mich mehr öffnen und sowas wie Vertrauen entwickeln.

    Damit tu ich mir ja noch immer furchtbar schwer. Ich will es ja gar nicht wahrhaben, dass mich jemand so annimmt. Ich kann das Glück nicht fassen, also werde ich misstrauisch und beobachte mich, ihn, beobachte jede Bewegung, versuche jede Gefühlsregung zu zerspalten und zu analysieren. Ich suche ständig den Haken an der Sache, warte nur darauf, verletzt zu werden. Es kam nicht. Es kam einfach nicht. Da gab es kein bisschen Sarkasmus, höchstens Neckereien, aber ganz lieb und einfühlsam und darauf bedacht, keine Grenzen zu überschreiten. Er hat mir einfach das Gefühl gegeben, dass er glücklich ist, mit mir zusammenzusein und die Zeit mit mir zu teilen. Auf allen Ebenen.

    Er ist niemand, den man retten muß. Das ist für mich total ungewohnt, bisher haben sich sehr viele Probelmfälle an mich geheftet und ich habe Helfersyndrom mit Liebe verwechselt. Jetzt ist es irgendwie anders. Na klar, die Angst ist noch immer da, ich verbiete mir nach wie vor, zu geniessen, damit ich - falls sich die Situation ändern sollte - nicht zu tief falle. Ich weiss leider nicht, wie man das abstellt.

    Er interessiert sich einfach für MICH, da kommen keine Leidensgeschichten, da wird kein Dreck abgeladen. Für alles, was er sagt, übernimmt er die Verantwortung, ich spüre keine Erwartungshaltung. Es ist so ungewohnt und so schön, jemandem zu begegnen, der gesund zu sein scheint, der im Leben steht und dem man nicht helfen muß. Kein Egozentriker.

    Ich hab mich ganz schön verknallt, merke ich gerade. Ich hoffe, ich kann meine angelernten Zweifel irgendwann auflösen.

    Soviel zu meinem Strandausflug. 8)

    Alles weitere lasse ich auf mich zukommen und deale damit, wenn es so weit ist, glaube ich. Aber das schöne ist, ich fühle mich gut. Und ganz. Und - wer weiß - geliebt.

    Eine glückliche, wenn auch immer skeptische
    gatita

    Hallo liebe Linde!

    Hier überschlagen sich gerade die Ereignisse und ich weiss schon gar nicht mehr, wo anfangen.

    Momentan scheinen sich viele Dinge zu lösen, es kracht wie Packeis. Ja - ein großer Klumpen, der ein einziger war, löst sich in seine Bestandteile auf. Es ist seltsam, plötzlich die Übersicht zu bekommen, aus wievielen Teilen der Eisberg besteht und auch zuzuschauen, wie die Dinge auseinanderdriften. Und das, weil ich scheinbar das richtige Werkzeug gefunden habe, um auf die Spitze einzuhämmern. In dem Zusammenhang, großes Danke ans Forum und an EUCH, speziell an DICH, liebe Linde.

    Erstens: der junge Mann interessiert sich tatsächlich für mich. Er geht auf mich ein, auf das, was ich zu sagen habe. Ich beobachte ja sehr kritisch, fast überkritisch und bin ständig auf der Hut, nicht zuviel von mir herzugeben. Mit seiner Einfühlsamkeit findet er jedoch recht gesunde Wege, mir Vertrauen zu vermitteln. Ich beginne, es zu genießen. Kennst du die Geschichte vom Kleinen Prinzen und dem Fuchs? Ich fühle mich ein wenig wie der Fuchs, der sagt, er kann nicht einfach so zu ihm, dem Prinzen, hingehen, er muß ihn erst zähmen. Das Wort "zähmen" hat ja eine negative Konnotation, als ob man seine Wildheit aufgeben müßte. Bei dieser Art von Zähmen geht es aber um Vertrauen.

    Zweitens: Mein Ex beginnt sich wieder öfter zu melden und ist voll am reflektieren. Früher wäre ich total darauf aufgesprungen, hätte ihm alles verziehen, nur um endlich Verständnis zu bekommen. Es läßt mich - kalt. Ich denke mir nur - schön, daß du endlich zu verstehen beginnst. Aber es ist nicht mehr meins, ich wünsche dir, daß du daraus deine Schlüsse für dein weiteres Leben ziehst. Für mich macht es keinen Unterschied mehr.

    Die Distanz zu dem "Freund" tut mir wahrhaft gut und auch das war eine wichtige Entscheidung für MICH. Auch dieser Eisbrocken driftet davon.

    Und alles in allem fühle ich mich großartig in meiner Haut und mache mir keine Sorgen. Ich habe keine unmittelbaren und suche auch nicht die der anderen. ERSTMALIG. Die Sorgen fehlen mir nicht. Wenn ich meine Mutter am anderen Ende der Leitung seufzen höre, weil es ihr nicht gutgeht (ich hör das, so gut kenne ich sie), dann habe ich kein Mitleid. Sie hat auch die Möglichkeit, an ihrer Geschichte zu arbeiten. Ich weiß es jetzt. Und deshalb weiß ich auch, daß ich für ihre Misere keine Verantwortung übernehme und auch nicht ent-laste, weil ich mich damit be-laste. Irgendwo muß das Gewicht ja zu- oder abnehmen, es kann sich ja nicht in Luft auflösen. Deswegen lieber dortlassen, wo es hingehört. Und das ist nicht bei mir.

    Ich empfinde die Aufarbeitung mittlerweile nicht als Belastung, ich beobachte sie mit Spannung und Neugier und sehe von Tag zu Tag klarer.

    Autark - ein sehr schönes Wort. Ein kräftiges Wort.

    Ja, ich habe Adler fliegen gesehen, gerne würde ich jetzt einmal den Kondor fliegen sehen. Es heißt, wenn er über dir ist, wird der Himmel plötzlich dunkler. Bisher konnte ich diese mächtigen Vögel nur in Gefangenschaft erleben, aber man hört sehr viel über sie und ihre Kraft. Der Kondor ist hier das Totemtier.

    Alles Liebe aus den Anden,
    gatita, auf dem Weg zur Mitte

    Liebe Linde,

    du hast ja keine Ahnung, wie gut mir deine Worte tun. Ich kenne das auch so genau, dieses stand-by-vegetieren, es zu wissen und absolut nichts dagegen zu unternehmen, außer sich schlecht zu fühlen, zu nichts nütze, unattraktiv und in einer riesigen Pfütze aus Selbstmitleid. Auf etwas zu Warten, daß nie daherkommt, wie auf Godot.

    Seit ich mit dem aufgehört habe, geht es mir auch wesentlich besser, ich beginne mich wahrzunehmen, meine Bedürfnisse wahrzunehmen und genieße das Gefühl, dass mir dabei nichts fehlt, keine Defizite mehr. Die Defizite machen so eine Beziehung unerträglich, das Bewußtsein, etwas nicht zu bekommen, was man sich so ersehnt.

    Deine Wanderungen klingen super, ich hab das auch mal gemacht, um über mich und meine Situation nachzudenken. Es hat darin resultiert, daß ich tagelang alleine dahinwanderte und NICHTS dachte, außer "der Berg ist schön, so ein wunderbares Licht, da pfeift ein Murmeltier, da fliegt ein Adler." Das hat mich am meisten fasziniert und ich bin total erholt heimgekehrt.

    In den letzten Tagen bist du mir so oft eingefallen mit dem Nicht-Warten-auf-Irgendwas, sondern die Zeit zu nützen, für mich was zu tun. Ich hab das echt gemacht, war total schön. Klar, immer wieder kamen Zweifel auf, ruft er an, was bedeute ich ihm, blabla, aber dann hab ich mir gedacht: egal, das Hadern bringt ja nix, mach dich deswegen nicht deppert. Und auf deinen Rat gehört.

    Ich hab mich also relaxt und er hat sich gemeldet und wir haben wieder eine wunderschöne Zeit miteinander verbracht. Ich fühle mich jetzt viel sicherer, weil ich auf meinen eigenen Kern vertraue und dadurch viel authentischer sein kann. Nicht mehr alles von außen abhängig mache, meine Entscheidungen, meine Meinung. Ich fange an, es in MIR drin zu finden und es beruhigt mich unendlich.

    Deinen Satz

    "Wenn ich autark bin, dann BRAUCHE ich den Partner in der Beziehung nicht, dann ist es einfach eine Bereicherung, wenn er DA ist."

    den hänge ich mir übers Bett. Das trifft einfach ins Schwarze.
    Ich danke dir sehr dafür.

    So, jetzt aber die Federn.
    Alles Liebe von einer vom Leben positiv müde gemachten und keineswegs lebensmüden
    gatita

    Vielen Dank!!!

    Ich bin total froh über deine Antwort, das habe ich mir auch fest vorgenommen, für das "nächste Mal", dass ich nicht leicht zu haben bin und dass ich mal wirklich umworben sein will.

    Ich habe deinen Rat befolgt und aufgehört zu warten, hab Dinge für mich getan, weil ich sie tun will und dazu keinen zweiten brauche. war also gestern allein im Kino - das erste mal seit vierzehn Jahren. hab mich amüsiert und mich nicht alleine gefühlt, oder seltsam, weil niemand danebensitzt. Mich selbst als meinen wichtigsten Partner zu sehen, daran arbeite ich noch.

    Aber ich merke, wie langsam der Fokus verrutscht, vom partnerfixierten Weltbild zum egozentristischen. Es hat was von Religionstausch. Ich hätte nie geglaubt, dass ich mal sowas leben könnte, mal nicht Rücksicht auf alle anderen zu nehmen, ohne schlechtem Gewissen. Hier gibt es eine Quelle der Kraft, das kannte ich vorher nicht.

    Übrigens habe ich meinem "Freund" geschrieben, dass ich von ihm Abstand nehme und mich erst wieder melde, wenn ich dazu bereit bereit bin. Auch ohne schlechtem Gewissen. Das war sehr befreiend. Auch wenn es einige Co's rund um ihn etwas entsetzt hat. Schließlich sitzt er ja in der Klinik und man sollte ihm von außen das Gefühl geben, er wird gemocht, blabla. Selbst seine Tochter will ihn nicht besuchen. Das wird ihn hart treffen, aber hoffentlich zu denken geben.

    Das Kompliment hat echt gutgetan, danke! Gleichfalls, ich finde dich auch toll und du machst mir echt Mut mit deinen Worten! :D

    Ganz liebe Grüße in den Herbst (den ich sehr vermisse)
    gatita, selbstbewußter als noch vor einigen Tagen ...

    Hallo Manfred,

    wer eine langjährige Beziehung beendet, um für sich Konsequenzen zu ziehen, ist auf einem enorm guten Weg. Gratuliere. Es ist hart. Aber daß du nicht sonderlich drunter leidest bestätigt nur, daß es die richtige Entscheidung war. Geht mir auch so. Bei mir sind es auch genau zwei Monate her und ich spüre auch, daß es richtig war.

    Mach dir bitte keine Schuldgefühle, es ist ja nichts gegen deine Eltern sondern etwas für dich, damit es dir besser geht. Daran ist ja nichts verboten. Sei doch mal stolz auf dich, was du alles schaffst, es ist eine Menge!

    Ich muss aus der Nummer raus, ich muss um ein selbstbestimmtes Leben kämpfen, sagst du.

    Und ich finde, du hast den Ausgang bereits gefunden. Du brauchst nur noch durchgehen. Ich gratuliere zu deinem Tempo!!! Und ich wünsch dir alles Gute beim Rausgehen.

    gatita

    Zitat von Manfredsch

    Das mit der Beziehung hatte ich fast vergessen, darum auch nicht erwähnt.

    Spannend. Was mich dabei aber interessiert - wenn ich so nahe treten darf - ging die Trennung von dir aus? Es scheint bei dir an allen Ecken und Enden zu brodeln, merkst du das? Du entschließt dich, ins Forum zu kommen. Du willst Veränderung.

    Mit einem Lappen würde ich mich nicht identifiziern. Der saugt Dreck auf, dann wird er ausgwrungen, aber es bleibt immer immer ein wenig Dreck drin und er stinkt von mal zu mal mehr. Und jammern, würd ich nicht sagen.

    Du teilst dich mit, du läßt an dir teilhaben, das ist schön, das reinigt, das hilft dir zu reflektieren. Bleib am Ball. Wir sind doch alle schon in der Situation gewesen und sind es immer wieder mal, wo wir anstehen, nicht weiterwissen. Ich schließe mich ganz Nordstern an: tu dir was Gutes, pfleg dich. Und hör nicht auf, dich mitzuteilen. Wenn du es bei deiner Familie aufgegeben hast, das ist eine Sache, vielleicht hast du ja wieder die Kraft, wenn du dich aufgepäppelt hast.

    Vielleicht findest du dann ja andere Wege, zu verändern. Ich wünsche es dir aus ganzem Herzen.

    Alles Liebe,
    gatita

    Hallo Linde,

    da haben wir uns ja knapp verpasst! Bei mir war knapp fünf. Deine Beule hat ja einiges ausgelöst, wie ich bei dir lesen konnte!

    Tja, ich habe es an diesem Samstag gewagt, und bin mit einem sehr netten jungen Mann - sogar ein wenig jünger als ich - ausgegangen. Ich hab einen sehr, sehr tollen Abend verbracht und hab mich großartig amüsiert.

    Am nächsten Tag haben wieder die Zweifel genagt: was will der mit mir, ich bin doch sicher zu alt, wird er sich wieder melden (wir haben nichts fixes vereinbart), zahlt es sich überhaupt aus zu fiebern, was, wenn doch nichts draus wird, die ganze labile Sch....... und kein Funke Selbstvertrauen. Ich habe eine derartige Unsicherheit entwickelt in den letzten Jahren.

    Nachdem ich jetzt weiß, was ich nicht will, neige ich aber auch zu voreiligen Schlüssen. Ich dachte mir, siehste, da ist einer, der dich interessiert und schon macht er aus dir ein Bündel aus Zweifeln. Das kann ja nix. Und wollte ihn schon innerlich abschreiben.

    Meine Wohnungsgenossin aber meinte: hey, der hat dich heimgebracht (immerhin eine halbe Stunde Fahrt) also scheint ihm was an dir zu liegen. Schreib doch eine SMS, bedank dich nochmal und frag ihn, ob er gut angekommen ist. So einfach. Hm. Hab also meinen Mut zusammengenommen unter dem Motto, zum Verlieren hast eh nix und siehe da, die Antwort kam promt: er hätte eine super Zeit mit mir gehabt und er möchte mich sobald als möglich wiedersehen. Strike.

    Scheinbar muß auch ich zu mir netter sein und mich davon überzeugen, dass ich liebenswert bin. Ich möchte das fühlen, ich möchte nicht so von außen gesteuert sein. Aber leider passiert das halt. Fast nix geht schneller, als mich selbst runterzumachen, wenn ich mich nicht sofort bestätigt fühle.

    Naja, noch viel zu lernen, wie's aussieht. Alles Liebe übern Teich,

    gatita

    Hallo Majo,

    Angst vor der Angst also. Ich weiß nicht, ob es dir was hilft - vor einigen Jahren, als ich mich von meinem Mann trennte, begann ich mich mit Ängsten auseinanderzusetzen, weil ich auch fühlte, dass ich wieder in so ein Stadium der Panik rutschen könnte.

    Ich habe mir vorgestellt, dass ich in mein Innerstes gehe und da war alles dunkel und unheimlich. Ich konnte die Ängste fühlen, stellte sie mir als Monster vor, die nach mir greifen wollten.

    Irgendwie aber brachte ich es fertig, sie anzusehen. Diese Monster bestanden aus Angst, sie WAREN Angst. Und genauso ängstlich verhielten sie sich, als ich mich quasi nicht abwandte. Die Monster lösten sich in Luft auf oder rannten davon. Ich weiß nicht, ob das schlüssig klingt, aber indem ich mich mit ihnen konfontierte, verschwanden sie.

    Und so habe ich eine Strategie entwickelt. Nicht davonrennen, stehenbleiben, umdrehen, anschaun. Ich muß mich oft selbst daran erinnern, mutig zu sein und hinzuschauen, aber meistens funktionierts. Und noch eine Affirmation gibt es, die mir hilft:

    Es kann mir nichts passieren, was ich nicht will.

    Und da meine ich nicht höhere Gewalt, sondern Zwischenmenschliches. Und wenn mich jemand verletzen will, ob physisch oder psychisch, dann stelle ich mir vor, dass er/sie mein Innerstes nicht berühren kann.

    Insofern hast du die Erfahrung gemacht und ähnliche Situationen kündigen sich ja an, vielleicht kannst du dich jetzt besser davor schützen.

    Ganz liebe Grüße,
    gatita

    Vielen Dank für die Rückmeldungen,

    die haben mich richtig aufgebaut und gestärkt. Ihr habt es in vielerlei Hinsicht auf den Punkt gebracht - einerseit sich nie wieder mit den Problemen anderer zugrunde richten - ganz wichtige Erkenntnis.

    Oft ist es ja so, dass die Probleme der anderen ja um so viel größer klingen als die eigenen (die kennt man ja zur Genüge, mit denen ist man schon so vertraut, dass sie ja gar nicht mehr arg sind) und schon gehts los.

    Nein, nein. Ich habe mit diesem Menschen vor etlichen Monaten eine Beziehung aus ebendiesen Gründen abgelehnt, weil ich endlich aus der Co-Rolle rauswollte. Oft hatte ich das Bild - meine Mutter hat mich so erzogen, eine aufopfernde, aufrechte Christin. Aber jetzt muss ich immer mehr feststellen, dass sie mir ihr Helfersyndrom drübergestülpt hat.

    Es geht nicht um Vorwürfe. Ich zieh das Kostüm jetzt aus und werfe es in den Kamin.

    Das mit der Ausstrahlung, das hat was absolut Wahres. Und es ist sicher kein Zufall, dass bis jetzt fast durch die Bank suchtgefährdete oder süchtige Männer mich zielsicher ansteuerten und andockten.

    Seit einiger Zeit arbeite ich mehr mit dem Bild eines Partners, der für mich passen würde. Und die Vorstellungen gehen immer weiter weg von hochinteressanten aber psychisch labilen Typen, die sich selbst ständig in den Mittelpunkt stellen und sämtliche Aufmerksamkeit vereinnahmen.

    Ich freue mich sehr für dich, Majo, dass du eine gesunde Partnerin gefunden hast!!! Ich finde schön, dass du geschrieben hast, dass es möglich ist. Es macht Mut.
    Und Linde - na klar, sie sind da draußen und sie werden auf uns zukommen. Daran glaube ich ganz fest. :wink:

    Und den "Freund" lass ich mal in seiner eigenen Suppe kochen...

    Alles Liebe an euch, ich hab in meinem ganzen Leben noch nie so viel aufbauende Worte bekommen, wie in den letzten zehn Tagen!

    gatita, nach vorne blickend

    Hallo Majo,

    da hat bei mir auch was geklingelt, diese Angstzustände kenn ich. Meine erste Erfahrung diesbezüglich ist schon lange her - da hab ich noch zuhause gelebt. Nach meiner ersten Trennung bin ich drei Wochen wie paralysiert in meinem Zimmer gesessen und hab mich nicht mehr vor die Tür getraut.

    Dasselbe ist mir passiert, als mein Hund, damals drei Monate alt, abgehauen ist. Ich konnte nichts tun, nicht aktiv werden, ich war nur ein Bündel Angst und konnte mich nicht bewegen.

    Ist mir schon lang nicht mehr passiert (der Hund ist jetzt auch schon 13 Jahre alt), aber ich konnte mir mein Verhalten damals nicht erklären. Ich schämte mich im Nachhinein dafür, dass ich nicht aufgesprungen bin, um zu suchen.

    Aber interessant, lohnt sich drüber nachzudenken, hab es noch nie getan ...

    Wie geht's dir jetzt? Sind dir die Ängste kürzlich wieder begegnet? In einem anderen Zusammenhang?

    Liebe Grüsse,
    gatita

    So,

    jetzt muss ich was unangenehmes loswerden. Ich habe hier einen "Freund", bei dem ich mir noch nicht sicher bin, ob er einer ist. Er hält mich absolut für eine Freundin. Na klar, hab ich ihn auch monatelang bei mir aufgenommen, weil er von Alk und Tabletten loskommen wollte.

    Das hat eine zeitlang gut funktioniert, da er keinen Job hatte, hab ich auch finanziell geholfen, in der Meinung, wenn er soweit ist, kann er mir ja alles zurückzahlen, Stück für Stück. Dann hat er tatsächlich Arbeit gefunden, ist ausgezogen und es hat eine zeitlang nicht schlecht ausgesehen. Kurz darauf bin ich nach Europa über den Sommer. Und dann, Mitte Ferien, kam ein mail, es gehe ihm schlecht, er hätte eine Augenoperation und zuwenig Geld, ob ich ihm nicht helfen könnte. Hab ich auch umgehend getan.

    Als ich zurückkam, war er äußerst seltsam und langsam. Und ich hatte bereits einen Verdacht, der sich dann bestätigte - zurück auf Tabletten. Ich war echt - wütend. Er entschuldigte sich tausendmal und ging mir ein wenig aus dem Weg. Dann hörte ich über eine andere Seite, dass er sich in eine Entzugsklinik einweisen ließ. Ich war ihn einmal dort besuchen und entsetzt, was Drogen aus Menschen machen können.

    Nun, da ich mein Co-Verhalten erkannt habe, bin ich sehr distanziert. Noch vor Monaten hätte ich mich voll in die Helferrolle gestürzt, jetzt merke ich, ich mag nicht. Es kostet mich so viel Überwindung, ihn anzurufen, dass ich es nicht tue. Nur hab ich ein schlechtes Gewissen und das Gefühl, ihn hängenzulassen und andererseits hab ich so eine Wut, weil ich mich derartig ausgenützt fühle. Ich komm damit nicht ganz klar.

    Ist man als EKA denn ein Magnet??? Wie kann man die Anziehung neutralisieren?

    Heut gehts mir nicht so toll ... :(

    Guten Morgen!

    Ich hatte gestern abend noch so einen Gedanken, weil ich nochmal drübergegrübelt habe, wie du das meinen könntest. Da fiel mir folgendes ein:

    Ich bin im August des vorigen Jahres hergekommen, weil ich daheim nichts mehr auf die Reihe gebracht habe. Ich hatte einen gutdotierten Managerposten und war todunglücklich damit, da fehlte mir die Menschlichkeit und ich war nicht damit einverstanden, wie Leute verheizt wurden, um den Zahlenwichsern (entschuldigung) der oberen Etage Genüge zu tun.

    Meine Beziehung war nicht mehr als eine Freizeitgemeinschaft, in der Sexualität und Zuneigung keine Rolle mehr spielten. Alle Bemühungen, dies zu verändern, sind gescheitert. Ich hätte aus diesem Verhältnis schon lange vorher flüchten sollen, habe es aber nicht geschafft. Ich habe mein Leiden aufrechterhalten, aus guter, alter Gewohnheit. Ihn immer mit aller aufzubringenden Empathie in Schutz genommen (er ist halt so, er kann ja nicht anders) und wenn ich dann wirklich nicht mehr konnte, und Schlußstrich zog, wahrscheinlich viermal in fünf Jahren, dann wußte er genau, was er tun musste, um mich umzustimmen - einfach ein bisschen netter zu mir sein. Und ich Idiot sah das immer als Riesenerfolg und machte mir Hoffnungen, dass nochmal was draus wird.

    Aber das gemeinsame Pläneschmieden ist ausgeblieben, mir ist es immer dreckiger gegangen, sowohl im Job als auch im Privatleben und dann endlich der Befreiungsschlag. Weg. Weit weg. Neue Berufung, endlich was für mich tun, für mich, nicht für ihn, für die Chefs, für die Eltern, nur für mich. Es hat mir aus heutiger Sich das Leben zurückgegeben.

    Als mich im April für oder gegen eine Verlängerung entscheiden musste, hab ich nicht lange gezögert. Hier fühle ich mich wohl, sicher, geschätzt und zufrieden und entscheide für mich. Obwohl es schön ist, haue ich nicht mehr ab, um alten Mustern zu folgen. Ist auch für mich ein Zeichen der Befreiung, dass ich mich erst jetzt mit dem Thema meiner Kindheit und meiner Eltern auseinandersetzen kann. Ich fühle mich angekommen - nicht örtlich - sondern IN MIR. Keine Ahnung, wie lange ich hier bleibe, ob ich nochmal verlängere oder nicht, es ist nicht der Ort, wo ich mich seßhaft machen will. Aber ich habe jetzt das Gefühl, mich auf mich selber verlassen zu können.

    So, jetzt hab ich ganz schön weit ausgeholt, wollt ich eigentlich nicht. Schönen Tag! Bei mir strahlt die Sonne!

    Alles Liebe,
    gatita