Hallo so anders,
bei mir war es so, daß ich mit etwa 25 mich anfing zu erinnern. Ich weiß noch, daß ich in der Zeit viel mit einer Freundin telefonierte und sie immer wieder fragte: Kann es sein, daß...? Ich war so fassungslos und durcheinander. Ich begann dann auch eine Therapie.
Letztes Jahr, also fast 20 Jahre später, stöberte ich durch eine Schachtel mit alten Briefen und Postkarten, die ich von meinen Brieffreundinnen als Kind bekommen habe. Und ich konnte es nicht glauben, aber schon mit 10, 12 Jahren habe ich wohl den Alkoholismus der Mutter bei Freundinnen thematisiert! Ich bekam einfühlsame Antworten, das berührt mich im Nachhinein sehr. Ich hatte diese Briefwechsel völlig vergessen...
Nach dem "Aufwachen", also dem Beginn der bewußten Erinnerungen mit etwa 25, kamen immer wieder neue Erinnerungsfetzen zum Vorschein. In der Therapie wurde da nichts herausgezerrt, sondern behutsam das begleitet, was sich zeigen wollte. Dieser Prozeß dauert noch immer an und ja, es gibt auch erschreckende Erinnerungen, die heute erst hochkommen. Vielleicht brauchte es Jahre des Abstandes und der Stabilisierung.
Ich forciere das Erinnern nicht. Lange Zeiten meiner Kindheit sind im Nebel verschwunden. Und das ist vielleicht gut so. Das ist ja auch ein Schutz.
Lieber Gruß, Linde