Hi,
im Prinzip ist es doch so, dass die Frauenwelt einfach viel gefühlsbetonter handelt oder eben nicht handelt. Alles was wir in Angriff nehmen wollen wird auch von der Seite beleuchtet: "Wie würde ich mich fühlen wenn" ... und damit bremsen wir uns dann auch ganz schnell wieder aus.
Nein sagen lernen gehört mit dazu, wieder selbstbewusster durchs Leben zu gehen. Und die Badewanne, der neue Fummel , gute Bücher, Sport und viele Freizeitaktivitäten sind doch nur ein Aspekt, ein Anfang um sich aus einer Alk-Beziehung herauszulösen.
Zeter, niemand spricht von Monstern, aber wenn jemand über Wochen oder gar Monate dem Alkohol extrem zugetan ist, dann hast Du auch keinen liebenswerten Menschen mehr vor Dir. Im Gegenteil, man kämpft zusätzlich noch mit Ekel, Abscheu, Agressivität, Hilflosigkeit und irgendwann geht jeglicher Respekt verloren. Diese dunkle Seite eines Menschen kennzulernen welches sich in ein lallendes Wesen verwandelt macht einen oftmals fassungslos.
Es ist auch nicht immer unbedingt an der Kindheit festzumachen, dass man so ist, wie man ist. Ich hatte eine schöne Kindheit, Alkohol spielte bei meinen Eltern keine Rolle und Ehekrisen hatten die beiden auch nie. Trotzdem habe ich in der Partnerschaft diese co-abhängigen Züge entwickelt. Weder auf Arbeit noch im Freundeskreis hätte ich mich jemals so gebeugt.
Ich stelle ja auch nicht in Frage, dass man Zeit braucht ! Ich habe auch nicht von der entgültigen Trennung gesprochen.
Allerdings sieht man doch, dass das Forum gezielt gesucht und gefunden wurde. Man beschäftigt sich mit der Alk-Sucht. Dann fange ich an hier zu lesen, erkenne vieles was ich auf mich und meine Situation münzen kann. Hier stehen ganz viele Dinge überall. Als Co lerne ich sogar ganz viel aus dem Bereich der trockenen Alkoholiker. Dieser Bereich zeigt mir auch, wie hart Alkoholiker jeden Tag an sich arbeiten um die Sucht aus ihrem Leben zu drängen.
Hier stehen auch viele Berichte von leidenden Co's die schlussendlich ihr Leben geändert haben. Und dann kommen die Berichte derer, die einem aufzeigen, dass es ihnen durch die Veränderungen soviel besser geht, dass sie zufrieden und irgendwann glücklich durchs weitere Leben marschieren.
Hier wird klar und deutlich aufgezeigt, dass es in meiner Hand liegt weiterzukommen. Das ich selber aktiv werden muss, wenn ich diese unglückliche Situation verändern möchte. Das ich Veränderungen herbeifühen muss, welche auch emotional schmerzhaft sein können. Fakt ist, das Schmerzhafte wird weniger. Jeden Tag etwas mehr - aber man muss es auch zulassen. Ich darf nicht als Häufchen Elend in der Ecke sitzen bleiben und darauf warten, dass dieser Zustand sich in Luft auflöst. Ich kann auch nicht erwarten, dass andere Menschen dafür zuständig werden, dass es mir gut geht. Ich selber muss aus dem Jammertal rausfinden.
Und wohin mich diese Veränderungen schlussendlich bringen liegt ja auch an mir selber. Wenn ich mit offenen Augen durchs Leben gehe, dann sehe ich natürlich auch Manko und Mangel. Dann steht der trinkende Part nicht mehr auf dem selbstgezimmerten Podest. Ich habe ihn entthront und sehe ihn so, wie er jetzt ist. Das Früher gibt es nicht mehr. Wir klammern uns viel zu sehr an die alten Zeiten, an Zeiten, die waren und die nie wieder so werden. Das muss man auch mal verinnerlichen.
Wenn ich mich in einer Alk-Partnerschaft nicht mehr wohlfühle, dann ist der Zeitpunkt gekommen dies zu verändern. Und hier steht was man in Angriff nehmen kann. Alle ja-aber-Sätze bringen einen nicht weiter. Alle ich-liebe-Sätze bremsen uns aus. 10 Jahre rumeiern in der gleichen Konstellation sind 10 verlorene Jahre. Und egal, ob in einer neuen Partnerschaft oder allein lebend, 10 glückliche und zufriedene Jahre sind für mein Seelenheil und meine Gesundheit immens wichtig.
Es wäre schon ein riesen Fortschritt, wenn man in den Threads lesen könnte, das sich jeder Einzelne mit sich und seinen Veränderungen tagtäglich auseinandersetzt. Was der andere Part macht ist unrelevant. Das ist seine Baustelle und da haben wir gar nichts zu suchen. Soviel Energie wird benutzt um den Alk-Partner zu überzeugen, dass er was ändern muss. Nutzt lieber diese Energie um Euch selbst zu ändern. Sie ist bei Euch selber gewinnbringender angebracht !
Diandra