Beiträge von Ms_Linda

    Liebe Engel.
    Es ist sehr schwierig, dir hier einen guten Rat zu geben. Grundsätzlich schliesse ich mich jedoch Renates Meinung an.
    Man kann sehr deutlich lesen, wie gerne du deine Mutter und deine Oma hast, ich kann deinen Zeilen gleichfalls entnehmen, dass du ein tiefgründiger Mensch bist, der vermutlich auch (viel zu) viel nachdenkt.
    Das sind schon mal tolle Eigenschaften, die du sehr gut für dich selbst verwenden kannst.
    Meine Fragen an dich sind folgende:
    - Warum schützt du deine Mutter eigentlich noch immer? Klar, du schreibst, du hast Angst, dass deine Tochter dann auch den Kontakt zu ihrer Uroma verliert. Nur, deine Tochter ist 7 Jahre alt und könnte inzwischen verstehen, warum sich der Kontakt mit der Uroma verringern würde.
    Geht es hier nicht eher darum, dass DU es bist, die Angst vor dem Kontaktverlust hat?
    - Offensichtlich herrscht in deiner Familie das 3-Affen-System vor; nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Du hast es das kranke System jedoch durchschaut. Wieso baust du nicht auf diese analytische Fähigkeit auf und grenzt dich ab?
    - Was bringt es dir, tagein tagaus den gleichen Trott mitzumachen, dich weiter demütigen zu lassen, dich runterziehen zu lassen, deine ganzen Ängste wieder und wieder an die Oberfläche kommen zu lassen? Hast du nicht genug von alledem?
    Ich meine nichts von dem was ich hier schreibe böse. Ich will dich lediglich zum Nachdenken animieren, was DU selbst möchtest.
    Lg

    Zitat von Schneeflöckli

    Habe auch immer das Gefühl, wenn ich mich um Kontakte, neue Freundschaften bemühe (von einer Partnerschaft rede ich gar nicht), dass irgendwie nur die wirklich "Supergestörten" (sorry, aber ist so), bei mir hängenbleiben. Die brauche ich aber wirklich nicht und ich distanziere mich da auch sofort. Wie geht es euch so, mit euren Wünschen nach einem funktionierenden und stabilen Freundeskreis? Wie umschifft ihr die inneren Blockaden? Ich möchte das nun wirklich angehen! Bitte schreibt, wie es euch so geht damit! Vielen Dank.

    Liebe Schneeflöckli.
    Ich kann auf den zitierten Text natürlich nur für mich selbst antworten; dir aber sagen, dass es mir ganz genauso geht. Ich bin grundsätzlich ein Magnet für -man möge mir diese Betitelung verzeihen- emotionale Krüppel. Die nichts zu geben haben, nur nehmen und sich dann, wenn bei mir die Hütte brennt sofort verdünnisieren.
    Wie du auch, habe ich die Sehnsucht nach einem funktionierenden und stabilen Freundeskreis. Die Antwort auf dieses Problem ist einfach erklärt und doch so schwierig einzusehen: Die Menschen, die man anzieht sind immer ein Spiegel. Sie zeigen dir auf, was du in dir selbst nicht sehen möchtest und nicht annehmen kannst. Erst dann, wenn du das erkennst, kannst du dich freimachen.
    Ich möchte dir ein Buch ans Herz legen und hoffe, es hilft dir ein wenig auf deinem Weg:
    Wege aus der Zwickmühle

    Lieber Gruss

    Hallo an euch.
    Ich habe mich 2009 schon hier angemeldet und ein paar Beiträge bezüglich meines Vaters verfasst, dann aber wieder aufgegeben. Ich kann nicht sagen, warum.
    Vielleicht weil ich es selbst nicht ertragen konnte, vielleicht aber auch weil man nur ein gewisses Kontigent an Kraft zur Verfügung hat und mein eigenes Leben zu diesem Zeitraum eine Katastrophe war...
    Mein Vater war alkoholkrank und hat getrunken seit dem ich ihn kannte. Ich weiss nicht, ob ich es als „Glück“ beschreiben kann, dass er weder handgreiflich noch aggressiv zu mir oder meiner Schwester war. Wenn ich euere Schicksale so lese, erfüllt mich eine gewisse Dankbarkeit eben dafür. Mein Vater war „nur“ dem Alkohol verfallen und lebte in seiner eigenen Welt. Wenn er aus dieser herauskam, war er ein wunderbarer Mensch, der mit mir als Kind Drachensteigen ging, mit mir als Jugendliche Musik hörte (auch wenn ihm mein Musikgeschmack nicht sonderlich gefiel), der mich auf ein Konzert meiner Lieblingsband fuhr und draussen in der Kälte auf mich wartete, weil es nur noch eine Karte auf dem Schwarzmarkt gegeben hatte und mit dem man gute Gespräche führen konnte.
    Nach und nach ging es bergab mit ihm. Er wurde krank. Zuerst die Gelenke, dann kam Gicht, schliesslich eine Herzinsuffizienz. Er lachte das oft weg. Betitelte seinen Hausarzt als Kinderarzt. Begab sich selten in ärztliche Behandlung. Die Folgen waren ein Desaster. 2007 der erste Herzinfarkt (noch nicht einmal dann hat er es ernst genommen), bekam immer schlechter Luft, sah zunehmends immer fertiger aus.
    Im letzten Jahr wurde ihm eine Herzkapazität von nur noch 23% diagnostiziert. Er schien zeitweilig einsichtig, vermutlich je nach Pegel. Liess sich einen Schrittmacher einsetzen und dachte, er bräuchte von nun ab keine Medikamente mehr zu nehmen. Die hatte er ohnehin nur eingenommen, wenn das Wasser in den Körper kam und es ihm schlechter ging. Am 23.10. wurde er beschwerdefrei aus dem Krankenhaus entlassen.
    Unser letztes Telefonat war am 28.01., wo er mir mitteilte das es ihm sehr schlecht ging. Er konnte kaum reden, wurde ständig von Hustenanfällen gebeutelt. Ich weinte. Das habe ich noch nie zuvor getan. Und ich hatte Angst. Entsetzliche Angst. Bot ihm an zu kommen, was er ablehnte.
    Am 01.02. rief mich die Assistenzärztin an und erzählte mir, er wollte aus dem Krankenhaus abhauen, wäre mit dem Auto in den Graben gefahren. Die Polizei musste ihn mit Hilfe eines Psychologen dazu zwingen ins Krankenhaus zurückzugehen. Er war inzwischen schon blau angelaufen, niemand wusste genau, wie lange er im Auto sass. Kaum Klamotten an. Ein Wunder sowieso, dass er es in seinem Zustand geschafft hatte, sich anzuziehen und sich zum Auto zu schleppen. Am selben Abend sackten seine Werte in den Keller und er musste ins künstliche Koma versetzt werden. Die Oberärztin rief mich am Samstagmorgen an und teilte mir mit, es stünde sehr schlecht um ihn und ich sollte mich auf den Weg machen.
    Ich wohne seit 3 Jahren im Ausland, war an diesem Wochenende mit meinem Freund in einer 900 km entfernten Stadt; da er ein Konzert spielen sollte und wir uns eine Auszeit nehmen wollten. Das ist aber eine andere Geschichte.
    Wir haben nach dem Anruf keinen vernünftigen Flug zurück bekommen, eine Bahnreise hätte 15 Std. gedauert. Letzte Rettung ein Mietwagen. Wir fuhren knapp 11 Std. über verschneite Bergpässe, schliefen gefühlte 5 Minuten und flogen am Sonntagmorgen endlich nach Deutschland. Der Flieger hatte ein technisches Problem und ich war dem Nervenzusammenbruch nahe. Glücklicherweise ging aber alles gut und ich stand knapp 6 Std. später endlich an seinem Bett.
    Was für ein Anblick! Im ersten Augenblick sah er richtig gut aus. Wieder kräftig, eine gesunde Gesichtsfarbe. Die letzten Male war er immer aschfahl im Gesicht, abgemagert und sah einfach... alt aus.
    Das Wasser im Körper gab ihm diesen „starken, kräftigen“ Anblick. Seine Füsse sahen aus wie die eines Elefanten. Die Hände waren ebenfalls angeschwollen.
    Und die Worte der Ärztin waren vernichtend. Es sah schlecht aus. Zwar war er stabil aber die Hoffnung, dass er durchkommt war gering.
    Dennoch, die Hoffnung stirbt zuletzt, oder?!
    Ich war fast jeden Tag bei ihm. Einmal war er wach und erkannte mich. Er wollte etwas sagen. Aber es ging nicht, wegen dem Beatmungsschlauch. Sie mussten ihn in einen tieferen Schlaf versetzen, weil sein Puls auf 155 hochschoss und das für sein Herz lebensgefährlich war.
    Wir hörten Musik mit ihm, ich sprach mit ihm. Hielt seine Hand. Weinte manchmal. Hoffte.
    Als wir ihn am 13.02. besuchten, wusste ich es. Ich konnte nicht sagen, warum. Wollte es auch nicht laut sagen. Alles, was man nicht sagt, ist auch nicht wahr.
    Es war immer schwer zu gehen, an diesem Tag besonders. Ich schlief noch schlechter als sonst, wachte oft auf, das Handy lag ja immer neben mir.
    Rief am nächsten morgen, wie jeden Tag, unverzüglich auf der Intensivstation an. Man wollte mir dort keine Auskunft geben, verwies mich an die Ärztin. Mir war schlecht vor Angst. Richtig schlecht.
    Die Ärztin sagte mir, er hätte über Nacht eine Lungenembolie bekommen. Man würde ihn mit Blutverdünner therapieren, es sah nicht gut aus . Ich sollte in 2 Stunden nochmal anrufen.
    Eine Stunde konnte ich warten. Dann plötzlich bekam ich den Impuls mich fertig zu machen. Sofort und ohne Umschweife. Dennoch hatte ich das Gefühl, mich in Zeitlupe anzuziehen. In Zeitlupe stiegen wir ins Auto. Das Krankenhaus war knapp 70 km entfernt. Keine Autobahn, nur Bundesstrasse. 20 km vor dem Ziel rief die Ärztin an. Sie war erleichtert dass wir schon unterwegs waren. Es sah sehr schlecht aus. Man reanimierte ihn inzwischen, er hatte Herzrhythmusstörungen.
    Ich konnte kaum aus dem Auto aussteigen. Musste mich zwingen zur Intensivstation zu gehen. Nach dem Gespräch mit der Ärztin gingen wir zu ihm. Er war wie durch ein Wunder wieder stabil. Dennoch war da Ende nahe. Wir waren gewarnt worden, dass das Bild schrecklich sei.
    Schrecklich ist kein Wort für dieses Bild. Mir fällt bis heute keines ein.
    Ich wollte seine Hand nehmen und schob das weisse Laken zurück, doch der Körper war ganz blau. Ich konnte nicht. Konnte mich nur verabschieden, irgendwie. Küsste ihn ein letztes Mal und rannte raus. Und schämte mich, dass ich ihn auch jetzt alleine lassen würde. Aber ich konnte einfach nicht bleiben.
    Eine gefühlte Ewigkeit später kam der Pfleger raus und teilte mir mit, dass mein Vater verstorben war.
    Nach wie vor kann ich es nicht glauben. Auch nicht, als ich noch einmal hineinging um mich nochmal zu verabschieden. Man bekommt das immer geraten, vor allen Dingen dann, wenn das vorherige Bild ein grausames war. Da lag er nun. Friedlich sah er vermutlich aus, weil mein Freund das sagte. Mir gab das Bild nichts. Ich hatte nur das vorherige im Kopf. Habe ich nach wie vor.
    Ich kann im Moment nicht sagen, wie es mir geht. Ich warte immer noch darauf, dass das alles nur ein Albtraum ist und ich darf aufwachen und will dann alles besser machen. Will ihn nicht mehr aus meinem Leben ausschneiden, ihn nicht mehr hassen und wütend auf ihn sein, weil er lieber säuft anstatt zum Arzt zu gehen. Weil er sooft dummes Zeug redet und nur Vorwürfe macht. Ich muss jetzt erstmal aufhören zu schreiben, werde von einem Heulkrampf nach dem anderen geschüttelt.
    Lg

    Hallo nx09 und willkommen hier im Forum.
    Ich finde es gut, daß du dich hier angemeldet hast und dein Schicksal mit Menschen teilst, die ähnliches ertragen mußten und müssen. Lies dich durch, komm wieder, schreibe... Das ist sehr hilfreich und man fühlt sich nicht mehr so alleine. Bei vielen, die hier geschrieben haben, konnte man die Entwicklung gut nachlesen. Viele waren anfangs am Boden zerstört und sind heute gefestigte Menschen, die mit ihren alkoholkranken Eltern-Teilen gut umgehen können.
    Liebe Grüße, Linda

    Ich kann deine Gefühle absolut verstehen, Mapi. Schon deswegen, weil es mir nicht anders geht.
    Mein Vater hat immer schon getrunken, allerdings war der Pegel immer konstant und er war weder aggressiv noch beleidigend. Er war ungefähr 3-4 Mal pro Woche ordentlich voll und hat dann seine Ruhe entweder im Keller gesucht oder sich Musik über Kopfhörer reingezogen. Nach der Scheidung meiner Eltern ging es Jahr für Jahr bergab mit ihm, er hat einfach immer mehr getrunken, wurde immer mehr in sich gekehrt, verliert sich im Selbstmittleid, ist einsam und trinkt. Ich kann mich auch nur sehr schwer damit abfinden, daß er so ganz alleine für sich verantwortlich ist und ich ihm dabei zusehen soll, wie er sich umbringt. (Es geht ihm sehr schlecht, hat Herzprobleme). Im Grunde hat die Gemeinde hier recht, daß man erstmal auf sich selbst schauen soll, sich selbst ein gutes Gefühl geben muß... Aber ein bitterer Geschmack bleibt. Wie soll man jemanden, den man liebt einfach so aufgeben und sich selbst überlassen? Alkoholsucht ist eine Krankheit, wie Depressionen, Bulemie, Borderline, ... Diese Leute überlässt man ja eigentlich auch nicht ihrem Schicksal, sondern versucht ihnen zu helfen.
    Vielleicht findet sich hier, in diesem Forum, die Antwort auf all deine und auch meine Fragen. Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute und einen profunden Erfahrungsaustausch, der dir helfen kann damit klarzukommen.

    Mein Vater war nun im Krankenhaus und hat einen Herzkatheter bekommen. Diagnose: Das Herz hat sich vergrößert, die Arterien sind ziemlich verkalkt. Wenn er seinen Lebensstil nicht ändert, hat er maximal noch 5 Jahre zu leben. Wenn überhaupt. Im Moment geht es ihm ziemlich schlecht. Er hat oft Atemnot und kann kaum etwas essen...:cry:
    Bin am Dienstag mit ihm ins Krankenhaus gefahren und habe ihm ein bisschen seelische Unterstützung geben können.
    Den Kontakt über zwei Jahre abzubrechen, war keine gute Idee. Aber ich bin sehr froh, daß ich das jetzt erkannt habe. Mache mir sehr große Sorgen und bin sehr, sehr traurig.
    Ich weiß, es ist alles seine Sache, seine Entscheidung, sein Leben. Es tut nur sehr weh. Verdammt sogar.
    Gruß, Linda

    Zitat von Linde66

    Ja klar, paar Sprüche, manchmal Geld oder was auch immer, aber eine echte Beziehung können sie nimmer leben. Ich habe Jahre damit zugebracht und gedacht: da muß doch noch was kommen.... Und es kam einfach nichts, oder nicht das, was ich mir als Tocher erhoffte. Da habe ich jetzt mit abgeschlossen. Sie haben alles gegeben, was sie konnten, mehr ging nicht. Warum das so ist, liegt in den Tiefen ihrer Biographie begründet.
    Ich drück dich mal, wenn ich darf.

    Vielen Dank, liebe Linde. du sprichst mir aus der Seele. Ich weiß, daß ich mich damit abfinden muß... ich weiß auch, daß mein Vater als Kind und Jugendlicher sehr unter seiner Familiensituation gelitten hat und schon früh damit anfing, sich regelmäßig zu besaufen. Damit beginnt der Teufelskreis. Aber er ist ja kein dummer Mensch! Deswegen verstehe ich nicht, warum er nicht einfach seine Familie als Rettungsanker nahm und einfach versuchte es besser zu machen als er es erlebt hat!? Er hätte doch alles haben können!! Stattdessen hat er jedwede Möglichkeit ein schönes Leben zu führen zerstört durch seine Sauferei. Und nun ist er ein abgemagertes, ausgezehrtes Häufchen Elend mit zig Krankheiten und ertrinkt nach wie vor im Selbstmittleid... Blind für meine Tränen oder die meiner Schwester. Mein Verstand scheint nicht über die Kapazitäten zu verfügen das nachvollziehen zu können... :(
    Ich drück' dich zurück!

    Liebe Anna,

    das kenne ich nur zu gut!! Ich kann dir auch versichern, dass diese Angst nur in deinem Kopf existiert! Hat einer deiner Kollegen Kritik geäußert? Bist du vom Chef gerügt worden oder darauf hingewiesen worden, daß du etwas nicht richtig machst? Nein? Siehst du!
    Diese Angst kommt aus deiner Kindheit, aus dem Bedürfnis nach Stabilität und Sicherheit, die du dir so sehr gewünscht aber nie erhalten hast.
    Atme tief durch und mach dir das bewusst. Gegen die Watte im Kopf kannst du so lange nichts ausrichten, bis du dir im Klaren darüber bist, daß es deine Angst ist, die dich lahmlegt.
    Laß dich nicht von ihr beherrschen, sonst wird es zu einer "sich-selbst-erfüllenden-Prophezeihung"... been there, done that. Habe einen richtig guten Job auch deswegen verloren. Mein damaliger Chef sagte mir, er hätte am Anfang gedacht, ich wäre super selbstsicher und gefestigt und nach kurzer Zeit stellte er fest, daß ich das eben nicht bin. Ein herber Schlag :(
    Laß es also nicht soweit kommen, sondern bleib bei dir und spüre hin, was du fühlst. Dann löst es sich von selbst auf, Stück für Stück.
    Liebe Grüße

    Zitat von Anna09

    Obwohl manchmal weiß ich nicht mal genau, was ich mir denn nun wünsche. Eine Partnerschaft? Ja, schon. Momentan einfach eine Schulter zum Anlehnen, eine Person, die mir Sicherheit gibt, wenn ich es selber nicht kann. Ganz schön viel verlangt, oder?

    Im Grunde wohl nicht. Die Frage stellt sich nur, was Du Dir darunter vorstellst? Jemanden, den du so idealisieren kannst, dass du dich darin verlierst und -wieder mal- nur für diese Person existierst oder eine aufrichtige, gleichwertige Partnerschaft?! Dass, so mußte ich feststellen, ist eine verd**** harte Frage...
    LG

    Zitat von karo-wirbelwind

    Hallo zusammen,

    ich bin Karo, 25 Jahre alt und bin u.a ein EAK. Kurz zu meiner Geschichte:

    Das mein Vater zu viel trinkt, hab ich bewusst erst vor 9 Jahren festgestellt. Damals war ich 15, hatte total Mist gebaut und gab ab da mir die Schuld dafür, dass er trinkt. Er sagte immer ich wäre sein Lieblingskind und wie enttäuscht er von mir ist! Es war furchtbar. Er trank zwar nicht während der Woche, aber am We war er meist schon mittags total betrunken. Ich hab mir das eine Weile angeschaut und mich immer schlechter gefühlt. Machte zu dem Zeitpunkt aber eine Therapie in der ich lernte, dass ich nicht der Grund für sein trinken bin. Denn auch wenn er enttäuscht ist, er trinkt und nicht ich! Und ich zwinge ihn ja nicht dazu!

    Mein Vater hatte kein leichte Kindheit und er redet fast nie über seine Gefühle. Doch dann wenn er betrunken war, da sagte er plötzlich, dass er mich und meine Geschwister lieb hat und nahm uns sogar in den Arm, was er im nüchternen Zusatnd schon seit Jahren nicht mehr getan hat.
    Ich stritt einige Male sehr heftig mit ihm und zu den stressigsten Zeiten hab ich ihn damit bombardiert, dass er in meinen Augen ein Alkoholiker ist und wie sehr es mich nervt, dass er uns nur sagen kann, dass er uns liebt wenn er besoffen ist - und dass er es sich in dem Zustand sparen kann, da es mich richtig wütend macht und anekelt. Das hat ihn sehr getroffen und wütend gemacht, denn sein Großvater war ein ganz schlimmer Säufer und laut seiner Aussage, hat er ja kein Alkoholproblem!!!
    Mittlerweile nimmt er mich auch nicht mehr in den Arm. Er wird immer motziger und ungerechter. Es läuft eh schon so viel schief in der Beziehung zu meinem Vater, aber der Alk macht alles nur noch schlimmer!!! Wenn das Umfeld weiter schweigt, dann wird sich doch nichts ändern! Wie soll ich denn zusehen, wie die Menschen die ich liebe sich zu Tode saufen?!Karo

    All das könnte auch von mir sein, liebe Karo.
    Es ist sehr, sehr schwer. Aber ich denke, der einzige Weg damit klarzukommen ist, sich zu lösen und versuchen zu akzeptieren, dass die Dinge so sind wie sie sind und DU es nicht ändern kannst...
    Stehe auch erst am Anfang, bin selbst am Boden zerstört. Aber hier zu lesen gibt mir das Gefühl, nicht alleine zu sein und ich begreife mich selbst viel besser.
    Liebe Grüße,
    Linda

    Guten Morgen Ihr Lieben.

    Vielen Dank für Euer Feedback!
    Ja, ich hab' gestern wirklich ganz viel und ganz wirr geschrieben. Ich war so aufgewühlt als ich dieses Forum hier gefunden habe und mir all Euere Geschichten durchgelesen habe.
    @Linde: Mein Vater hatte am Freitag Geburtstag, das war der Grund warum ich ihn besucht habe. Da er knapp 90 km von mir entfernt wohnt, konnte ich mir in den letzten Jahren eine räumliche Distanz schaffen. Eine emotionale gar nicht. Ich habe mich in den letzten Monaten meiner Psychotherapie eigentlich immer mit meiner Mutter, ihren Depressionen und ihrem z.T. schwer nachvollziehbaren Verhalten beschäftigt. Mein Vater ging eigentlich ziemlich unter. Offensichtlich hat da mein Verdrängungsmechanismus sehr gut funktioniert... Man hatte ihm vor 2 Jahren den Führerschein abgenommen und er war so am Boden zerstört, dass er mir versprochen hatte nichts mehr zu trinken. Da ich zu der Zeit im Ausland gelebt habe, habe ich ihn zu mir eingeladen. Seinen Flug bezahlt und mich tierisch auf ihn gefreut. Und als er kam, hatte er nur eine Sorge: Stoff! (Alkohol) Alles war schlecht, meine Wohnung, mein Freund, mein Job, das Land an sich... Ich erinnere mich, ich habe ihn nur angeschrien die ganze Zeit und war heidenfroh, als sich unsere Wege wieder trennten. Seit dem haben wir kaum mehr Kontakt. Sehen uns einmal im Jahr und telefonieren vielleicht 1-2x. Sonst nichts mehr. Als ich ihn am Freitag sah, ist mir erstmal bewußt geworden, wie sehr ich ihn vermisse. Wie sehr ich an ihm hing, als ich Kind war und wie schlimm diese ganze Situation ist.
    Sicherlich habt Ihr recht. Ich darf keine Hoffnung mehr haben, dass irgendwas besser wird... dass er aufhört zu Saufen... dass er der Vater wird, den ich mir so sehr wünsche... Gebt mir ein paar Tage, diese Gefühle waren verschüttet und ich muß erstmal damit klarkommen. Ich bin sehr froh, dass es dieses Forum gibt.

    Hi Kaline.
    Das tut mir sehr leid für Dich :( Ich wünschte, man könnte etwas tun. Gerade wütet der Schmerz total heftig in mir. Er ist doch mein Vater! Ich liebe ihn so sehr... Er ist ja nicht nur der versoffene, alternde Mann sondern auch ein guter Mensch... zumindest der Rest der Persönlichkeit, der noch übrig ist. Schlimm... ganz schlimm. Habe in meiner Tasche einen Brief an ihn, den ich heute geschrieben habe. In dem ich ihm sage, entweder er holt sich Hilfe oder wir sehen uns nicht mehr. Bin mir nicht sicher, ob ich ihn abschicken soll.
    Boah, das ist so hart. Ich bin so froh, das hier Menschen sind, die wissen wie sich das alles anfühlt.

    Ich danke Dir, Caro.
    Seitdem ich hier rumlese, geht es mir ziemlich bes****. Mir wird nun bewusst, was all die Jahre Fakt war. Was ich nicht sehen wollte und nun ein-sehen muß. Mein Vater säuft sich tot, weil er alkoholkrank ist. All die Bemühungen der letzten Jahre, ihm ein Leben jenseits von Sauferei und Elend/Selbstmittleid und Zerstörungswut zu zeigen, waren vergebens... Das tut sehr weh. Mehr noch als all seine Beleidigungen, die er mir die ganze Zeit an den Kopf knallte... Ich bin gerade sehr verwirrt, sorry, vmtl. schreibe ich auch etwas wirr.

    Hallo Ihr Lieben.

    Ich habe zwar schon ein paar Antworten verfasst... möchte mich aber trotzdem gerne bei Euch "Kindern" vorstellen.
    Ich bin bald 28 Jahre alt und mein Vater trinkt seitdem ich ihn kenne. Meine Kindheit war ein einziges Desaster, der Vater Säufer, die Mutter depressiv mit hysterischen Zügen. Beide berufstätig, d.h. meine ältere Schwester und ich waren viel und lange alleine zu Hause. Wenn mein Vater von der Arbeit kam, hat er -während er Abendessen gekocht hat- gesoffen, hat schon während der Arbeit seine 7-10 Bier getrunken, stören durfte man ihn nur sehr selten. Kam man in die Küche, gab's entweder anschnauze oder er war freundlich (schätzungsweise war das pegelabhänging).
    Nach dem Essen ist er im Keller verschwunden und hat dort weitergesoffen. Ich nehme an, Schnaps war auch mit dabei. Wenn er voll war, wir Kinder waren meistens schon im Bett, kam er wieder in die Wohnung und hat sich Kopfhörer aufgesetzt und mit seiner Musik mitgejault. Das klang dann oft so, als würde ein Tier gequält werden.
    Die Wochenenden waren die Hölle. Zwangsbesuche in irgendwelchen blöden Freizeitparks (wo wir Kinder uns ohnehin nicht austoben konnten, weil wir von unserer Mutter ständig in irgendwelche Puppenkleider gesteckt wurden- Gott war uns gnädig, wenn diese Flecken hatten). Mein Vater hatte nur Bier im Kopf und wurde stinkig, wenn es nichts zu trinken gab. Die Mutter hat immer nur rumgeschrien und ihn vor allen Leuten zur Sau gemacht.
    Wenn wir nicht in diesen Freizeitparks waren, mußten wir die Eltern meiner Mutter besuchen, die ebenfalls nur gesoffen haben. Es kam oft vor, dass meine Oma total besoffen die Tischdecke mit dem gesamten Essen vom Tisch riss und rumschrie.
    Als sich meine Eltern vor 16 Jahren trennten, ging es bergab mit meinem Vater. Er soff noch mehr und lässt sich nun erst richtig gehen, denn seine zwei Cousins sind nacheinander (ebenfalls am Suff) gestorben. Seine Wohnung sieht total assig aus (braune Wände, alles vergilbt und fertig) und er selbst hat sich halbiert, weil er nichts mehr essen kann und -wie sollte es auch anders sein- nicht zum Arzt geht.
    Es bricht mir das Herz. Ich hänge sehr an meinem Vater und überlege, ob ich ihm nicht einen Brief schreibe in dem ich ihm klarmache, dass er auf mich nicht zählen kann, so lange er weitersäuft.
    Bevor ich vor acht Jahren ziemlich schlimm an Panikattacken erkrankt bin, habe ich ihn jedes Wochenende besucht. Seitdem ich nicht mehr Autofahren kann, sehen wir uns kaum noch.
    Inzwischen geht es mir, was meine Angstzustände betrifft, eigentlich ganz gut. Nur, am vergangenen Freitag habe ich ihn zum ersten Mal seit knapp einem Jahr gesehen- und erstmal eine Panikattacke geschmissen. Er sah so furchtbar aus, kalkweißes Gesicht, kalter Schweiss, zittrig, eingefallen... Einfach zum heulen.
    Ich weiß, ich kann nichts tun. Aber es tut mir sehr weh. Vor allem, seitdem ich hier rumlese, stelle ich fest, wie sehr mich seine Sucht im Griff hat- das war mir nie so bewusst wie heute.

    Hallo!

    Das Gefühl "hibbelig" zu sein und mit Leerläufen nicht gut umgehen zu können, kenne ich auch nur zu gut.
    Anna, ich finde ebenfalls nicht, dass Du wirr schreibst/bist. Ganz im Gegenteil!

    Auch für mich ist es so, dass ich mich anderen kaum oder nur sehr schwer mitteilen kann. Oft ist es mir passiert, dass ich, wenn ich darüber gesprochen habe, keinerlei emotionale Reaktion zurückbekommen habe und darüber fast verzweifelt bin. Ich neige dazu, mir immer Leute auszusuchen, die emotional verschlossen sind und nicht im Stande sind, offen zu kommunizieren.
    Das Thema Partnerschaft ist für mich gleichermaßen ein Problem. Ich habe nur Fernbeziehungen. Sicherlich aus Angst vor Nähe. Aber da sein muß doch jemand. Seltsamerweise genügt mir diese Partnerschaft nicht. Ich hänge grundsätzlich emotional in einem Traum von DEM perfekten Partner, der alles gut macht, all meine Sehnsucht stillt und immer da ist- nichtsdestotrotz ist dieser immer unerreichbar, weil es grundsätzlich diese Sorte ist, die einen sowieso nicht wahrnimmt. Sexuell gesehen fühle ich mich als totales Neutrum und habe sogar einen gewissen Ekel davor.
    Uff, ich merke gerade, dass da ganz viel aus mir ausbrechen möchte. Deswegen lass ich es jetzt erstmal gut sein.

    Ich hätte niemals gedacht, dass ich einen (virtuellen) Ort finde, an dem ich mich so sehr wiederfinden kann, wie hier.
    All das, was Ihr hier schreibt, über Euch, Eure wirren Gefühle, die Affenliebe und doch panische Angst vor der Nähe, die Aggression wenn etwas nicht nach Plan läuft, kenne ich nur zu gut.
    Ich kann auch sehr schlecht an neuen Orten sein und mich von jemanden (egal ob bekannt oder unbekannt) herumführen lassen. Das macht mir Angst und schraubt die Aggression in mir hoch.
    Hatte acht Jahre lang sehr starke Angstzustände, die gerade am Abklingen sind, da ich seit zwei Jahren sehr intensiv an einer Verhaltenstherapie arbeite.
    Bei mir ist es im Übrigen der Vater, der trinkt. Meine Mutter hat schwere Depressionen und war eher soetwas wie eine latente Trinkerin. Hat sich jeden Abend eine Flasche Wein reingezogen, damit sie, wie sie sagt, besser schlafen kann. Z.Z. ist sie in einer Psychatrischen Klinik und kann daher nichts trinken.