Beiträge von Manfred

    Liebe Viola,
    danke für Deine Nachfrage.

    Der Gesamtbefund hat sich leider verschlechtert.
    Einzelheiten darüber möchte ich hier nicht schreiben.
    Es gibt gute und weniger gute Tage.

    Stille. Ruhe. Frieden. Innerer Frieden.
    Danach habe ich mich ja immer gesehnt.
    Besonders gut habe ich das eher selten hinbekommen.
    Mir war die (Um)Welt immer ein bisschen zu laut, zu schnell, zu grell.
    Ich habe es lieber etwas leiser, langsamer und schattiger.
    Klingt ein wenig nach Friedhof, aber der kann ruhig noch ein bisschen warten.

    Mal sehen, vielleicht finde ich auch noch zu Lebzeiten ein wenig mehr inneren Frieden.

    Herzliche Grüße
    Manfred

    Liebe Viola,
    danke für Deine Nachfrage. :D

    Der aktuellste Befund (von heute): alles nicht eindeutig.
    Ich werde mir mal ne zweite Meinung einholen, von einer spezialisierten Klinik.

    Ansonsten befinde ich mich in einer Art "Abschiedsmodus":
    Ich stelle mir bei Allem was ich tue vor, dass ich es nicht mehr allzu oft tun werde.

    Herzliche Grüße!
    Manfred

    Hallo Matthias,
    ich reagiere auf Aussagen, die sich für mich nach Botschaften/ Forderungen im Sinne von „mach (sei) etwas, damit es mir gut geht“ anhören, sehr sensibel.
    Das ist sozusagen ein Grundthema meines Lebens, dass seine Entstehung im Verhältnis zu meinen Eltern hat, als ich noch Kind war.
    Es war damals so, dass ihre Bedürfnisse absolute Priorität hatten. Meine Bedürfnisse
    konnten sie nicht wahrnehmen.

    Ich habe bis heute damit zu tun, herauszufinden, was denn eigentlich meine Bedürfnisse sind.
    Das gilt auch für die jetzige Situation.

    Menschen leben und erleben spezifische Lebenssituationen auf sehr unterschiedliche Art und Weise.
    Ich bin mitten drin in diesem Erlebnisprozess.

    Dir und Deiner Familie wünsche ich von Herzen alles Gute!
    Manfred

    Liebe Sonnenblume,
    vielen Dank für Deinen Besuch und Deinen Hinweis auf Annelie Keil.
    Das zähle ich für mich zu den „warmen“ Momenten :)

    Hallo Matthias,
    ich soll also noch ein bisschen hier bleiben, damit es Dir gutgeht?
    Hm, darüber muss ich nochmal ein wenig nachdenken …

    LG Manfred

    Hallo Seidenraupe, Susanne, Viola und Slowly,
    vielen Dank für Eure Rückmeldungen.

    „vom Ende her denken lernen“

    Ja, was bedeutet das?
    Sich seiner Endlichkeit bewusst werden?
    Darum geht es wohl.

    Und dann, wenn der Zeitraum kleiner wird, greifbarer wird, spürbarer wird, dann
    werden die Tage kostbarer?
    Wie fühlt sich diese Kostbarkeit an? Worin drückt sie sich aus?
    Verändern sich die Kostbarkeiten?

    Bei mir ist es z Zt. so:
    Ich freue mich über meine Autonomie: Ich kann selbständig essen und trinken. Ich kann selbständig von A nach B gehen. Ich kann Spaziergänge machen. (Meine Mutter kann beispielsweise die beiden letztgenannten Dinge nicht mehr).
    Ich freue mich, wenn es mir gelungen ist etwas zu kochen, dass ich halbwegs mit Genuss essen kann (Griessuppe z.B.)
    Ich freue mich (nach wie vor) über Begegnungen und Momente, die sich „warm“ und „sanft“ anfühlen.
    Ich werde diesen Prozess, so gut es geht, weiter gestalten.

    Daneben habe ich auch auch immer wieder viele Fragen.
    Wenn es denn so etwas wie eine Konstante in meinem Leben gab und gibt, dann sind es Fragen.
    Ich habe unter dem Strich in meinem Leben sicher mehr Fragen als Antworten gehabt.
    Und am Ende bleiben wohl viele Fragen einfach offen …

    Ich wünsche Euch allen einen schönen Sonntag!
    Manfred

    Hallo zusammen,
    in den letzten Wochen war ich sehr damit beschäftigt die Betreuung/Pflege meiner Mutter neu zu gestalten.
    Mit Unterstützung meiner Geschwister habe ich jetzt einen Rahmen und eine Struktur gefunden, die es meiner Mutter ermöglichen sich so wohl wie möglich in ihren eigenen vier Wänden zu fühlen.

    Mich haben die Wochen psychisch wie physisch sehr angestrengt, einerseits.
    Andererseits bin ich dadurch in einen gewissen Aktivitätsmodus gekommen, der mir auch gut getan hat.
    Zentral ist für ich immer noch das Thema „Essen“.
    Mein Geschmackssinn hat sich etwas zum Positiven verändert und auch der Appetit ist größer geworden. Ich kann also insgesamt wieder mehr Nahrung zu mir nehmen und gelegentlich empfinde ich sogar ein wenig Genuss dabei :)

    Leider gibt es auch weniger gute Nachrichten:
    Nach einer Kontrolluntersuchung hat sich meine Genesungsprognose deutlich verschlechtert.
    Sollten sich die Ergebnisse bestätigen, dann bewegt sich meine Lebenserwartung zwischen einigen Monaten (wenn ich mich nicht weiter behandeln lasse) und einigen Jahren.
    So ganz genau kann das natürlich niemand vorhersagen …

    Ob und welcher Form ich mich weiter behandeln lasse, dass habe ich noch nicht entschieden.

    Entschieden habe ich, dass ich mich jetzt psychoonkologisch begleiten lasse. Ein erstes Orientierungsgespräch hat mir schon mal sehr gut getan.

    Wie gehe ich aktuell mit der Situation um?
    Mir war noch nie so bewusst, dass mein Leben endlich ist.
    Was mache ich jetzt mit der mir noch verbleibenden Zeit?
    Neben vielen formalen Fragen (Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung, Testament, Beerdigung, etc.) kristallisiert sich z.Zt. eine Frage heraus:

    In welchem Maße gelingt es mir mich mit allen Lebensbereichen in denen ich mich gescheitert fühle (u.a Beruf, Partnerschaft, Freundschaften) zu versöhnen?
    Im Kern geht es wohl darum, dass ich es (in der Tiefe) annehmen kann, dass auch mein unvollkommenes Leben, mein Leben mit den vielen Brüchen und Scherben, in seiner Gesamtheit Sinn hatte, dass es nicht vergebens war.

    Wenn ich das so schreibe, dann klingt es wie aus einer gewissen Distanz geschrieben. Und so ist es auch häufig: Ich halte eine gewisse Distanz zu den tieferen Gefühlen, die mit all dem verbunden sind. Ich kann diese Gefühle spüren, aber ich brauche diese Distanz auch um handlungsfähig zu bleiben.

    Euch allen eine schöne Zeit!
    Manfred

    Liebe/r schatzmeister, slowly, kaltblut und viola,
    vielen Dank für Euren Besuch und Eure freundlichen Worte.
    Ich habe mich sehr darüber gefreut.

    Ich bin z.Zt. sehr mit der Betreuung meiner Mutter beschäftigt.
    Sie ist vor einigen Jahren an einer seltenen Krankheit erkrankt, die einen schleichenden,
    fortschreitenden Prozess nimmt.
    Die Frage, ob meine Mutter noch zu Hause alleine leben kann, drängt sich immer mehr in den Vordergrund.
    Nach Abwägung und Prüfung aller Möglichkeiten steht zumindest so viel fest:
    Eine für alle Beteiligten „perfekte“ Lösung gibt es nicht.

    Ich habe auch festgestellt, dass ich nach meiner Erkrankung nicht mehr so belastbar wie vorher bin.
    Glücklicherweise bin ich da in einem guten Austausch mit meinem Bruder und meiner Schwester, die mich nach ihren Möglichkeiten unterstützen.
    Wie suchen gemeinsam (unter Einbeziehung der Wünsche meiner Mutter) eine Lösung, die meiner Mutter eine würdevolle restliche Lebenszeit bietet.

    Soviel für den Moment.

    LG Manfred

    Die Sucht beenden …

    Hallo zusammen,
    ich schreibe über dieses Thema, weil es hier ja in unterschiedlicher Form nahezu täglich präsent ist,
    und ich mich damit quasi auch nochmal ein wenig neu vorstelle.

    Ein/e Rezept/Anleitung habe ich selbstverständlich nicht.

    Ich schreibe über meine Erfahrungen und den daraus resultierenden Schlussfolgerungen, die sicher nie ganz abgeschlossen sein werden.

    Zu allererst unterscheide ich zwischen Alkoholismus und Sucht.
    Alkoholismus ist für mich eine von vielen Formen der Sucht.
    Mit dem beenden meiner Alkoholabhängigkeit habe ich nicht meine Sucht bzw. mein süchtiges Verhalten beendet.

    Der schwierigste und wichtigste Schritt zum Beenden meiner Alkoholabhängigkeit war, dass ich bedingungslos vor dem Alkohol kapituliert habe.
    Es hat 10 Jahre ( von Anfang 20 bis Anfang 30) gedauert von den ersten Gedanken über meinen Alkoholkonsum bis zur Kapitulation, bis ich sagen konnte:

    Ich kann Alkohol nicht kontrolliert trinken. Ich bin Alkoholiker.

    Bedingungslose Kapitulation bedeutet für mich, dass ich akzeptiert habe, dass ich unter keinen Umständen Alkohol kontrolliert trinken kann.
    Weder meine Lebensgeschichte noch meine aktuellen Lebensumstände spielen dabei eine Rolle.
    Ich brauche nicht mehr darüber nachzudenken und mich mit der Frage quälen, ob ich nun Alkoholiker bin oder nicht.

    Es ist eine unumstößliche und unumkehrbare Tatsache, dass ich Alkohol nicht kontrolliert trinken kann.


    Ich weiß nicht genau warum, aber es war genau dieser Satz, der sich damals zu Beginn meiner Abstinenz sehr klar in meinem Kopf formulierte
    und sich bis heute darin befindet :)

    Ich hatte mir damals vorgenommen allen Lebensereignissen zukünftig ohne Alkohol zu begegnen. Das galt und gilt auch für die Begegnung mit meiner Lebensgeschichte.
    Bis heute habe ich mich daran gehalten.

    Manchmal glaube ich gar nicht, dass es schon so lange her ist.
    Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass ich mir in der letzten Phase meines Trinkens (rund um die Uhr) überhaupt nicht vorstellen konnte auch nur einen einzigen Tag ohne Alkohol überleben zu können.
    Ich habe deshalb damals auch mein Leben auf den bekannten 24-Stunden-Rhythmus umgestellt. Das ist ein Zeitraum, den ich halbwegs überschauen kann.
    Heute weiß ich, dass es an jedem Tag „Gutes“ und „Schlechtes“ gibt. Mal mehr von dem Einen mal mehr von dem Anderen.

    Soviel in aller Kürze zu meinem Alkoholismus.


    Jetzt zu meiner Sucht bzw. zu meinem süchtigen Verhalten.

    Wie ich oben schon geschrieben habe, war mit der Beendigung meiner Alkoholabhängigkeit ja nicht meine Sucht beendet.

    Ich habe jetzt nach einem Thema/ einer Sache gesucht, die nun mein Leben ausfüllen sollte. Das sollte nach meiner Vorstellung eine möglichst „gute“ Sache sein, also etwas, das möglichst „edel, hilfreich und gut“ aussieht. Etwas, dass im deutlichen Gegensatz zu meinem bisherigen Leben stand. Etwas, dass möglichst alle meine Bedürfnisse erfüllt.
    Also im Prinzip ein Mittel, mit dem ich alles bekomme, was ich mir so sehnlichst wünschte und was ich so dringend brauchte:
    gesellschaftliche Anerkennung, Wertschätzung, Zugehörigkeit, usw., usw.
    (ich schreibe das aus meiner heutigen Sicht. Damals war mir das Alles nicht bewusst).

    Ich stürzte mich also mit all meiner (nun vorhandenen) Energie in die Verwirklichung von „guten, edlen und hilfreichen“ Projekten, zusätzlich noch angetrieben von meinem Idealismus und Perfektionismus.

    Tja, Ihr ahnt es schon ;) Das konnte nicht gut gehen …

    Ging es auch nicht. Obwohl ich mit einigen Projekten durchaus erfolgreich war, habe ich unter dem Strich nicht das bekommen, was ich mir in meinem Inneren so sehnlichst wünschte:
    innere Ruhe,
    mich wertzuschätzen unabhängig von äußeren Rückmeldungen,
    mich anzunehmen mit all meinen Widersprüchen und Brüchen,
    meinen inneren „Scherbenhaufen“ als „Schatz“ zu betrachten,
    die Vielfalt in mir annehmen,
    meine Unvollkommenheit mit Wohlwollen zu betrachten.

    Nach einigen therapeutischen Begleitungen und insbesondere durch die Bereitschaft etwas tiefer in mich hineinzuhorchen befinde ich mich heute in einem Prozess, in dem ich mir die o.g. Punkte immer wieder bewusst mache.
    Abgeschlossen wird dieser Prozess wohl nie sein.

    Mein bisheriges Fazit (vielleicht komme ich im weiteren Verlauf meines Lebens noch zu ganz anderen „Erkenntnissen“):

    Sucht ist für mich eine Art „Schutzmantel“, der sich in einem schleichenden, unbewusstem Prozess in eine Zwangsjacke verwandelt.

    Schutzmantel deshalb, weil er die Betroffenen davor schützt, mit den oftmals schmerzhaft erlebten Erfahrungen des Nicht-Gesehenwerdens, des Nicht-Wertgeschätztwerdens, des Nichtgenügens, der Mangelerfahrungen insgesamt, in Berührung zu kommen.
    Das heißt nicht, dass alle, die Mangelerfahrungen erlebt haben süchtig werden. Manche entwickeln andere Krankheiten, wie beispielsweise Depressionen. Manche verfügen auch über Ressourcen, die sie nicht krank werden lassen.
    Bei mir war es so, dass ich die Zwangsjacke erst dann ablegen konnte, als sie so eng und schmerzhaft wurde, dass sie mir buchstäblich den Verstand raubte.

    Zu Beginn erlebte ich es als große Befreiung und Entlastung (viele kennen ja diese Anfangseuphorie). Im weiteren Verlauf kam ich dann mehr und mehr in Berührung mit den tiefsitzenden Gefühlen von den o.g. Mangelerfahrungen. Mir war das, wie schon gesagt, damals nicht bewusst. Deshalb habe ich mir dann ja auch einen neuen „Schutzmantel“ gesucht.

    Meine heutige Antwort auf Sucht lautet daher auch:
    da, wo es möglich ist: Vielfalt zulassen.

    Anders ausgedrückt: Bewusstwerden von vielfältigen Bedürfnissen, die auf vielfältige Art und Weise erfüllt werden können, ohne mir oder anderen Menschen damit zu schaden.

    Dazu gehört natürlich auch, dass ich akzeptiere, dass ich nicht alle meine Bedürfnisse jederzeit und in vollem Umfang erfüllen kann.
    Manche erfüllen sich möglicherweise gar nicht oder nur zum Teil oder es dauert ein wenig länger …
    Am Ende bleiben wir halt unvollkommene Wesen :)

    Ist also im Prinzip alles ganz einfach ;)

    LG Manfred

    PS: Aktuell beschäftige ich mich gerade mit einem (ehrenamtlichen) Projekt (da isses wieder ;-)), in dem ich all das, was hier geschrieben habe, in eine Veranstaltungsform „giessen“ möchte, die das Thema „Sucht“ heiter-melancholisch-nachdenklich veranschaulicht. :)

    Hallo zusammen,
    nach längerer Zeit habe ich mich entschieden, mal wieder ein Lebenszeichen von mir zu senden.

    Im Frühjahr dieses Jahres habe ich eine Krebsdiagnose ( HNO-Bereich) bekommen.
    Nach mehreren OP`s (Gewebeproben) inkl. mehrwöchigen Krankenhausaufenthalten, Bestrahlung und Reha befinde ich mich jetzt im Prozess der Auseinandersetzung mit den Nach- und Nebenwirkungen.

    Am schwersten ist für mich z. Zt., dass mein Geschmackssinn nicht mehr richtig funktioniert.
    Essen hat für mich leider im Moment nicht viel mit Genuss zu tun, sondern es ist mehr ein „disziplinarischer Vorgang“.
    Die Prognosen, dass der Geschmackssinn sich wieder normalisiert reichen von 1-2 Jahren.
    Ich werde in dieser Zeit halt so gut wie möglich weiteressen ;)
    Da ich ohnehin schon immer sehr hager war, bleibt mir auch gar nicht anderes übrig, wenn ich weiterleben will.

    Mit der Erkrankung habe ich auch meine beruflichen Wiedereingliederungspläne nochmal komplett auf den Prüfstand gestellt (die von mir begonnene Vollzeitausbildung musste ich abbrechen).
    Ob und wie es jetzt beruflich weitergeht, das ist derzeit vollkommen offen.

    Insgesamt ist es so, dass ich mich nach einer längeren Phase der Niedergeschlagenheit wieder langsam aufrichte.

    Was mir dabei hilft, ist folgender Satz:
    Ich bin in meiner Unvollkommenheit vollkommen und willkommen.

    Herzliche Grüße an alle, die mich noch kennen und alle, die mich noch kennenlernen werden ;-).
    Manfred

    Liebe Sonnenblume, Nys und Viola,
    vielen Dank für Eure Rückmeldungen. :D

    Zu den Fragen:

    Ziel meines Klinikaufenthaltes:
    (Weiter)-Entwicklung meiner inneren „Willkommens-Kultur“.

    Berufliche Pläne:
    Mitwirkung an der Implementierung betrieblicher Gesundheitsmanagementsysteme.
    An welcher Stelle ich dort (möglicherweise) wirken darf, das wird sich zeigen.

    Soviel dazu für heute in aller kürze. Ich habe noch sehr viel vorzubereiten …

    Im Übrigen lese ich hier nach wie vor täglich.
    Da ich ja das Forum als „Spiegel“ betrachte, bekomme ich hier auch täglich neue Impulse und Anregungen über mich und mein Handeln zu reflektieren.

    Liebe Grüße
    Manfred

    Zitat

    Wie geht es dir?

    Liebe Viola,
    ich antworte Dir erst jetzt, weil ich etwas Zeit brauchte um Deine Frage so kurz und so umfassend wie möglich zu beantworten.

    Ich wähle dafür mal folgendes Bild:
    Ich bewege mich auf einer Wiese der Traurigkeit und freue mich über jede Blume, die dort wächst.


    Es fällt mir nach wie vor schwer, mich mit all meinen Anteilen willkommen zu heißen.
    Es kommt immer noch vor, dass wenn ich ein „Nicht willkommen“ im Außen erfahre, dass ich dann zu selbstablehnendem Verhalten neige.

    Seit Anfang Juni befinde ich mich in einer beruflichen Fortbildung (Dauer 1 Jahr), die ich (wenn alle Beteiligten zustimmen) höchstwahrscheinlich für ca. 4-6 Wochen (ab Anfang August) unterbrechen werde.
    In dieser Zeit werde ich in einer psychosomatischen Klinik sein.

    Ich wünsche Dir und allen Lesern eine gute Zeit.

    Herzliche Grüße
    Manfred

    Hallo Frank,
    willkommen zurück.

    Ich kenne mich mit dem „quartalsweise trinken“ nicht aus.
    Ich habe anders getrunken (immer häufiger, immer mehr).

    Für mich war der entscheidende Moment die Akzeptanz, dass ich Alkohol nicht kontrolliert trinken kann.
    Dass ich Alkoholiker bin. Dass ich alkoholkrank bin.

    Für mich war und ist das eine existentielle Frage, die nur ich mir selber beantworten kann.
    Keine SHG, kein Arzt, kein Therapeut, etc. kann mir die Beantwortung dieser Frage abnehmen.
    Und das soll auch keiner. Ich hätte dann das Gefühl, dass ich meine Existenz von anderen Menschen abhängig machen würde. Das ist für mich eine schreckliche Vorstellung.

    Dieser innere „Entscheidungs- und Akzeptanzprozess“ ist m.E. auch nicht von außen zu vermitteln.

    Für mich ist es so, dass alles weitere darauf aufbaut, dass ich „in vollem Umfang“ annehme, dass ich Alkoholiker bin.

    Noch eine Verständnisfrage zur aktuellen Situation:
    Wann hast Du denn zuletzt getrunken?

    Ich wünsche Dir alles Gute bei Deinem Akzeptanzprozess.

    LG Manfred

    Hallo zusammen,
    das mit dem „Aufhören“, dem Tiefpunkt, der Kapitulation, etc. ist m.E. die zentrale Frage bei jedem Alkoholiker.

    Bei mir war es so, dass vom Zeitpunkt der ersten Zweifel ob ich Alkohol kontrolliert trinken kann bis zum Tiefpunkt 10 Jahre vergingen.
    Letztlich war es eine existenzielle „Entscheidung“.
    Ich setze „Entscheidung“ in Anführungszeichen, weil es keine reine Entscheidung des Verstandes war.
    Es war mehr ein „ganzheitliches Verstehen“, dass ich so nicht weitermachen bzw. weiterleben kann.

    Während ich noch trank, habe ich über Begriffe wie „Verantwortung“ nicht nachgedacht.
    Solange Alkohol trinken für mich mehr Ent-lastung statt Be-lastung war, solange habe ich weitergetrunken.

    Nach meiner Einschätzung ist es bei allen Süchten ähnlich:
    Solange der Betroffene beim Verharren in seiner Sucht mehr Ent-lastung (wovon auch immer) empfindet solange wird er sie nicht aufgeben.
    Mit Wissen, Verstand oder Dummheit hat das, meiner Ansicht nach, nicht viel zu tun.

    Wenn ich noch trinkende Alkoholiker als dumme, verantwortungslose Säufer beschreibe, dann festige ich damit das vorherrschende Bild in der Gesellschaft.
    Und ich unterstütze damit ein Klima, in dem es Menschen schwer fällt sich ihre Alkoholabhängigkeit einzugestehen.

    Eine moralisierende Haltung gegenüber süchtigen Menschen halte ich daher für wenig hilfreich.

    LG Manfred

    Hallo Susanne,
    danke für Deine Erläuterung.

    „Verantwortung übernehmen; ehrlich sein; einsichtig (sein); nicht in der Opferrolle verharren“.

    O.k., einverstanden.
    Ich bin dafür, für ein Klima zu sorgen, in dem das leichter fällt:

    Bei mir war es so:
    Als ich noch trank (und anfing über meinen Alkoholkonsum nachzudenken), da habe ich mich als Versager gefühlt.
    Ich wollte/konnte nicht akzeptieren, dass ich Alkohol nicht kontrolliert trinken kann.
    Ich wollte kein Alkoholiker sein, mit allen für mich damals dazugehörenden Kategorisierungen.

    Heute plädiere ich dafür, das „Alkoholiker sein“ darauf zu fokussieren, dass es Menschen gibt (wie ich), die Alkohol nicht kontrolliert trinken können.
    Ansonsten haben Alkoholiker ebenso viele (oder so wenige) seelische Verwicklungen wie andere Menschen auch.
    Abwehr-, Verdrängungs- und Schutzverhalten findet man überall (wie ich schon in einem vorherigen Beitrag schrieb).
    Und mit einem ausgewogenen Verhältnis zwischen An- und Entspannung haben auch viele Menschen zu tun.

    Alle Menschen, die begonnen haben über ihren Alkoholkonsum kritisch nachzudenken, die stehen also letztlich vor der Frage: Kann ich Alkohol kontrolliert trinken?
    Ich habe mich 10 Jahre mit dieser Frage gequält (wie schon beschrieben) bis ich am Ende ein klares „Nein“ aussprechen konnte.

    LG Manfred

    Hallo Nys, hallo Varescu,
    ich habe dieses Thema aufgemacht um meine Erfahrungen und die sich daraus ergebene, heutige (meine) Sichtweise mitzuteilen.

    Jede/r darf sich daraus „mitnehmen“, was er/sie möchte.

    Mir hilft es bei meinem Genesungsprozess, wenn ich über bestimmte Themen immer wieder mal reflektierend schreibe.
    Ich überprüfe und sortiere dabei Fragen und Themen, die für mich wichtig sind.

    Bei diesem Überprüfungs- und Sortierungsprozess ist mir noch ein wichtiger Aspekt zum Thema „Sucht/Alkoholismus“ ein- und aufgefallen:

    Wenn jemand (wie ich) jahrelang bzw. jahrzehntelang Alkohol als Mittel zur Ent-lastung eingesetzt hat (wovon auch immer), dann hat sich dieses Entlastungsmuster ja tief eingeprägt.
    Jegliche Formen von Spannung habe ich durch Alkohol „gelöst“.

    Wobei es nicht so war, dass ich (zu mir) gesagt habe: Du hast jetzt diese oder jene An-Spannung, aus diesen oder jenen Gründen, also trinkst Du jetzt Alkohol und damit ist die Spannung dann gelöst.
    Ich habe mir darüber überhaupt keine Gedanken gemacht.
    Ich fühlte mich schlicht besser (in der Anfangszeit), wenn ich Alkohol getrunken hatte.

    In der letzten Phase war es dann so, dass selbst große Mengen Alkohol nicht mehr zu einem halbwegs entspannten Zustand führten. Es war eine Art „Betäubungstrinken“ um die größten Entzugssymptome zu lindern, wobei ich die ersten Schlucke auch häufig erbrochen habe. Der Alkohol blieb gar nicht mehr auf Anhieb drin. Er musste aber (aus meinem damaligen Empfinden) irgendwie rein, weil sonst die Entzugssymptome zu stark wurde.
    Ich war an einem Punkt angekommen, an dem ich weder mit noch ohne Alkohol leben konnte. So habe ich es empfunden. Es war eine schreckliche Phase.

    Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass ich mal 24 Jahre ohne Alkohol leben würde, den hätte ich für völlig verrückt erklärt, obwohl ich ja damals der fast Verrückte war.

    Heute lebe ich mit meinen unterschiedlichen Spannungszuständen (lebensgeschichtlich und lebenssituationsbedingt) und versuche im 24-Stunden-Rythmus das Beste daraus zu machen.

    LG Manfred

    Hallo Varescu,

    Zitat

    bin schon wieder nach Beendigung meines Beitrags rausgeflogen...deshalb nun etwas kürzer.

    schreib doch einfach Deinen Text in einem Textverarbeitungsprogramm und kopiere ihn dann in das Antwortfenster.
    Oder: zwischendurch mal auf den Vorschau-Button klicken.

    Zitat

    hattest du nie das Bedürfnis,deinen "Rausch" durch ...beispielsweise Wasser einzudämmen. Du wolltest es so haben?

    Das ist ja das Wesen des Kontrollverlustes.
    Wenn ich Alkohol getrunken hatte, dann konnte ich nicht mehr aufhören.
    Mit „aufhören wollen“ war da nichts mehr zu machen.
    Das ist sicher für Außenstehende schwer bis gar nicht zu verstehen.

    LG Manfred

    Hallo Varescu,
    bei mir war es so:

    Ich habe mit ca. 14,15 Jahren angefangen Alkohol zu trinken.
    Schon zu Beginn habe nie nur 1-2 Bier getrunken, sondern immer mehrere.
    Ich habe auch nie nach 1-2 Bieren danach Wasser oder andere alkoholfreie Getränke getrunken.
    Wenn ich angefangen habe Alkohol zu trinken, dann wurde es stetig mehr.
    Mit Anfang 20 habe ich zum ersten Mal über meinen Alkoholkonsum nachgedacht.
    Aufhören wollte ich nicht. Ich wollte „normal“ trinken können, also z.B. nach 2 Bieren aufhören.
    Das hat nie geklappt.

    Über irgendwelche „Gründe“ oder Ursachen habe ich nicht nachgedacht.
    Ich bin im Laufe der Jahre immer abhängiger und dann süchtig geworden.
    Süchtig nach diesem Gefühl von berauscht sein, nach diesem Gefühl von Entlastung und Schwerelosigkeit.
    Am Ende hatte ich diese Gefühle nicht mehr. Ich konnte selbst mit großen Mengen Alkohol diesen Zustand nicht mehr herbeiführen.

    Wovon ich mich entlasten wollte, das ist mir erst im Laufe der trockenen Jahre so nach und nach bewusst geworden.

    Mit meinem Hinweis auf den therapeutischen Kontext wollte ich zum Ausdruck bringen, dass es selten möglich ist, alle suchtbedingenden Faktoren in 4 Monaten zu bearbeiten. In der Regel braucht es dazu wesentlich mehr Zeit.
    Das heißt aber nicht, dass ich deshalb rückfällig werden muss.
    Ich kann auch mit allen lebensgeschichtlichen Ereignissen und aktuellen Lebenskrisen trocken leben.
    Ich muss auch nicht jeden Tag zufrieden, gelassen und fröhlich durch die Welt laufen.
    Ich habe für mich gelernt und erlebt, dass ich auch unterschiedlichste Lebenssituationen ohne Alkohol gestalten kann.

    Da Du so genau nachfragst, vermute ich, dass Du Alkoholismus bzw. das Verhalten Deines Partners besser verstehen möchtest.
    Ich halte das für ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen.
    Ich kann für mich sagen, dass ich Vieles von dem, was ich im alkoholisierten Zustand gesagt und getan habe selbst kaum erklären kann. An Vieles kann ich mich auch schlicht nicht mehr erinnern.
    Wenn ich getrunken hatte, dann war ich in einer Welt, in der Vernunft geschweige denn Reflektion schlicht nicht existierten.

    Ich weiß nicht, inwieweit Du auf Deinen Partner oder auf Partnerschaft grundsätzlich fokussiert bist, bzw. davon abhängig bist.
    Vielleicht besteht Dein Lernprozess darin, unterschiedliche Lebenssituationen auch ohne Partner bzw. unabhängig von Partnerschaft gestalten zu können.

    LG Manfred

    Hallo Nys,
    danke für Deinen Beitrag und Deine Ergänzungen.

    Besonders diese kann ich voll unterstreichen :wink: :

    Zitat

    Es geht ja nicht nur um das leben der Anteile: Ich muß sie ja erst mal aushalten lernen, sie integrieren. Wenn es wie in meinem Fall ein Wunsch nach Erfüllung ist, der mich ein Leben lang begleiten wird, - dann muß ich da ganz schön tief durch mein Innerstes und ganz schön weit hinaus mit meinem geistigen, damit ich das nicht verdränge sondern umforme - in etwas Bereicherndes, Buntes. Der Hang, diese Mutter-Kind-Symbiose nachzuholen mit einem alles erfüllenden Rausch wird mich begleiten wie Dich die Unfähigkeit mit Alkohol kontrolliert umzugehen. Eine Gefahr, die nie schläft. Die aber abnimmt, wenn wir unseren "bunten" Anteilen einen
    Lebensraum einräumen und diesen Lebensraum aus Selbstliebe verteidigen. Gegen Menschen die meinen wir müßten der Norm entsprechen, - gegen Selbstvorwürfe und gegen Verurteilungen
    .

    Ich kann und will ja auch nicht alles selber schreiben ... :wink:

    LG Manfred