Hallo zusammen,
jetzt habe ich mich schon sehr lange nicht gemeldet. Ich war unter der Woche - wenn im Net - hauptsächlich in Krebs-Foren unterwegs und habe Mails beantwortet. Am Wochenende gehört meine Zeit meinem Freund, nach wie vor.
Außerdem haben wir beide, also er und ich, irgendwie das Sterben wieder ausgeblendet. Sicherlich dumm, aber für mich war es überlebensnotwendig. Ich hatte den ganzen September und den halben Oktober über meinen Alltag kaum auf die Reihe gebracht. Im Büro habe ich zwei üble Fehler gemacht, die sicherlich dem privaten "Chaos" geschuldet waren. Dazu noch habe ich in 5 Monaten 12 kg abgenommen - nicht dass ich darüber böse gewesen wäre - bin schließlich eine Frau - aber wurde ständig drauf angesprochen und es ging mir auch körperlich nicht besonders gut.
Erst seit der 2. Chemo meines Freundes habe ich mich wieder "berappelt", auch auf Anraten von Freunden. Man sagte mir, ich müsse mich dringend wieder um mich selbst kümmern. Das versuche ich jetzt. (Um nicht wieder dem Alk zu verfallen habe ich das Rauchen wieder angefangen... dafür verachte ich mich selbst, immerhin hat mein Freund auch Metastasen in der Lunge...
Aber das alte Muster hat doch leider irgendwie wieder gegriffen, so rauche ich also fast wieder wie in alten Zeiten (vor 8,5 Jahren habe ich eigentlich aufgehört). Das belastet mich derzeit ziemlich, neben allen anderem.)
Dabei will ich ja LEBEN - am liebsten mit meinem Freund, aber auch für mich selber, für meinen Sohn.
Ich habe in dieser Zeit auch positive Erfahrungen gemacht, vor allem mit einem Psychologen der Suchtambulanz, die mich vor 8 Monaten in meine Alk-Kur vermittelt hat. Dies kann vielleicht auch manch einem Mut machen, Hilfe zu holen, BEVOR es zu spät ist!!! - Ich war dort vor ca. 1 Monat, erzählte von meinen Erlebnissen der letzten Monate - und das waren ja nicht gerade wenige. Berichtete auch von meiner Angst rückfällig zu werden in dieser Situation. Der Psychologe dort war super verständnisvoll, richtete meinen Blick auf die Zukunft, fragte nach Patientenverfügung, Diagnosen etc. - Er hat sofort erkannt, worum es aktuell geht und wie er mir spontan helfen kann. Das fand ich wirklich toll.
Nun versuche ich gerade, der Realität wieder ins Auge zu sehen - nach der 3. Chemo und weiteren Untersuchungen wissen mein Freund und ich nun, dass eine Heilung sehr unwahrscheinlich ist und die Tumore in 2 Monaten kaum geschrumpft sind. Der Primär ist nach wie vor unbekannt. Uns steht nun nach Weihnachten eine "behandlungs- und therapiefreie Zeit" bevor bis ca. Mitte Januar, die wir für uns nutzen wollen. Eine kleine Reise ist geplant, die Feiertage nur im Familienkreis.
Und: jetzt komme ich zum Wesentlichen: wie überstehe ich das? Es klingt wirklich paradox, ich habe aber die letzten Wochen und Monate einfach nur funktioniert, es hat alles geklappt, ich war arbeiten, habe meinen Sohn versorgt, Hausaufgaben, Chor, Selbsthilfegruppe, Klavier... Die freien Tage stehen vor mir wie ein Berg.
Kennt das jemand? Wie kriege ich das hin? Vor allem: was könnte mir helfen trocken zu bleiben? Das hat für mich persönlich nach wie vor Vorrang, aber allein das ängstliche Gefühl, das mich beschleicht, zeigt mir doch, wie gefährdet ich noch bin.
Für jeden Rat bin ich dankbar.
Abafazi2010