Beiträge von Abafazi2010

    Hallo Kaiserstuhl,

    tja, die Frage ist natürlich berechtigt.
    Zum einen macht "man" meist erstmal das, was die Ärzte einem raten. Denn kurzfristig zu sterben ist definitiv nicht die Lösung, die einem 42-jährigen als erstes einfällt.
    Zum anderen stelle ich bei meinem Freund auch eine gewisse Leugnung fest. Er ist der Meinung, solange der Primärtumor nicht klar ist, hat er eigentlich gar keinen Krebs...
    Bei mir war von Anfang an eine gewisse "Wut", sprich Energie, da, die ich ihm aber nicht vermitteln konnte. Ich habe mich schon schlau gemacht in puncto alternative Therapien, Heilpraktiker, etc. Da stieß ich aber auf taube Ohren, nicht zuletzt auch aus finanziellen Gründen. Mein Freund ist seit 2 Jahren arbeitslos, die neue Stelle im September konnte er aus Krankheitsgründen nicht antreten. Er bezieht jetzt Geld von der Krankenkasse und muss demnächst dann Rente beantragen, zumindest hat man ihm das gesagt.
    Wie auch immer, er macht diese Sequenz der Chemo noch fertig (geht bis Mitte Dezember), dann sieht man weiter. Vielleicht ist er dann zugänglicher für andere Möglichkeiten.

    Dir wünsche ich jedenfalls, dass Dein Termin nächste Woche keine ähnliche Diagnose enthüllt! Drücke Dir die Daumen, dass alles gut ausgeht.

    Abafazi

    Hallo zusammen,

    vielen Dank für Eure schnellen Antworten!

    Doro : Tatsächlich stelle ich fest, dass man sich auch an den "Wahnsinn" gewöhnen kann. Wir sprechen zwar ab und zu über den Tod, meist aber über Alltägliches, und wir haben durchaus auch Zukunftspläne. Ich denke, mein Freund braucht dringend eine Perspektive, und so reden wir selten über das was hätte sein können...eher darüber, was wir (noch) realisieren können, und wir genießen den Alltag mit den kleinen und größeren Freuden, wenn wir uns am Wochenende sehen.

    Harry : wie schön! Das tut ja richtig gut, wenn man erwartet wird :-).
    Wie schon erwähnt bin ich wochenends selten im Net unterwegs aus Zeitmangel. Aber Montag bis Mittwoch geht schon was.

    HarryK : habe nun Deinen Thread gelesen und ahne was Du mitgemacht hast... Sicherlich könnten wir uns austauschen zum Thema, wenn Du noch Interesse hast (Deine Antwort auf meinen Beitrag ist ja nun schon einige Zeit her - mea culpa).

    dorothea : Danke auch für Deinen Beitrag. Ich hatte mir vor 6 Wochen aus der Bücherei schon etliche Wälzer zum Thema ausgeliehen...ein Blick hinein genügte für mich zu wissen, dass ich noch nicht so weit bin, mich mit dem Sterben wirklich auseinanderzusetzen. Nenn mich feige, realitätsfremd... ich konnte nicht. Jede Seite bewirkte Tränen-Sturzbäche (ich kannte Kübler-Ross interessanterweise aus dem Reli-Unterricht und hatte insofern direkt nach ihr gesucht). Wie schon erwähnt, fange ich nun wieder an, mich zu informieren. Adventszeit = Sofa = Bücher lesen = Tee tassenweise (zumindest bei mir).

    Hallo zusammen,

    jetzt habe ich mich schon sehr lange nicht gemeldet. Ich war unter der Woche - wenn im Net - hauptsächlich in Krebs-Foren unterwegs und habe Mails beantwortet. Am Wochenende gehört meine Zeit meinem Freund, nach wie vor.
    Außerdem haben wir beide, also er und ich, irgendwie das Sterben wieder ausgeblendet. Sicherlich dumm, aber für mich war es überlebensnotwendig. Ich hatte den ganzen September und den halben Oktober über meinen Alltag kaum auf die Reihe gebracht. Im Büro habe ich zwei üble Fehler gemacht, die sicherlich dem privaten "Chaos" geschuldet waren. Dazu noch habe ich in 5 Monaten 12 kg abgenommen - nicht dass ich darüber böse gewesen wäre ;) - bin schließlich eine Frau - aber wurde ständig drauf angesprochen und es ging mir auch körperlich nicht besonders gut.
    Erst seit der 2. Chemo meines Freundes habe ich mich wieder "berappelt", auch auf Anraten von Freunden. Man sagte mir, ich müsse mich dringend wieder um mich selbst kümmern. Das versuche ich jetzt. (Um nicht wieder dem Alk zu verfallen habe ich das Rauchen wieder angefangen... dafür verachte ich mich selbst, immerhin hat mein Freund auch Metastasen in der Lunge...
    Aber das alte Muster hat doch leider irgendwie wieder gegriffen, so rauche ich also fast wieder wie in alten Zeiten (vor 8,5 Jahren habe ich eigentlich aufgehört). Das belastet mich derzeit ziemlich, neben allen anderem.)
    Dabei will ich ja LEBEN - am liebsten mit meinem Freund, aber auch für mich selber, für meinen Sohn.
    Ich habe in dieser Zeit auch positive Erfahrungen gemacht, vor allem mit einem Psychologen der Suchtambulanz, die mich vor 8 Monaten in meine Alk-Kur vermittelt hat. Dies kann vielleicht auch manch einem Mut machen, Hilfe zu holen, BEVOR es zu spät ist!!! - Ich war dort vor ca. 1 Monat, erzählte von meinen Erlebnissen der letzten Monate - und das waren ja nicht gerade wenige. Berichtete auch von meiner Angst rückfällig zu werden in dieser Situation. Der Psychologe dort war super verständnisvoll, richtete meinen Blick auf die Zukunft, fragte nach Patientenverfügung, Diagnosen etc. - Er hat sofort erkannt, worum es aktuell geht und wie er mir spontan helfen kann. Das fand ich wirklich toll.

    Nun versuche ich gerade, der Realität wieder ins Auge zu sehen - nach der 3. Chemo und weiteren Untersuchungen wissen mein Freund und ich nun, dass eine Heilung sehr unwahrscheinlich ist und die Tumore in 2 Monaten kaum geschrumpft sind. Der Primär ist nach wie vor unbekannt. Uns steht nun nach Weihnachten eine "behandlungs- und therapiefreie Zeit" bevor bis ca. Mitte Januar, die wir für uns nutzen wollen. Eine kleine Reise ist geplant, die Feiertage nur im Familienkreis.

    Und: jetzt komme ich zum Wesentlichen: wie überstehe ich das? Es klingt wirklich paradox, ich habe aber die letzten Wochen und Monate einfach nur funktioniert, es hat alles geklappt, ich war arbeiten, habe meinen Sohn versorgt, Hausaufgaben, Chor, Selbsthilfegruppe, Klavier... Die freien Tage stehen vor mir wie ein Berg.

    Kennt das jemand? Wie kriege ich das hin? Vor allem: was könnte mir helfen trocken zu bleiben? Das hat für mich persönlich nach wie vor Vorrang, aber allein das ängstliche Gefühl, das mich beschleicht, zeigt mir doch, wie gefährdet ich noch bin.

    Für jeden Rat bin ich dankbar.

    Abafazi2010

    Hallo zusammen,
    gestern wurde mein Freund von seiner Schwester betreut; ich hatte somit "frei" und habe mir ein Verwöhnprogramm gegönnt, mit Badewanne und Duft etc....
    Ich merke, dass ich sehr erschöpft bin, körperlich und auch seelisch. Und habe erstmal beschlossen, mich auch um mich selbst zu kümmern, damit ich für meinen Freund mit vollen Kräften da sein kann.

    Die Idee mit dem Psychotherapeuten ist gut, jedoch ist hier in der Gegend die Warteliste immer sehr lang. Ich hatte das schon nach meiner Kur versucht, irgendwo unterzukommen - kurzfristig überhaupt nicht machbar. Aber ich denke, ich werde den Psychologen / Suchtberater der Klinik wieder aufsuchen. Der wollte mich ohnehin "gelegentlich sehen", allerdings hatte ich jetzt nach dem Urlaub alle eigenen Termine erstmal auf Eis gelegt. War vielleicht keine gute Idee.

    Bis bald, wünsche allen einen schönen Tag!
    Abafazi

    Hallo, vielen Dank für Eure Antworten!
    lilly : meine Güte, was für ein Schicksal. Du hast mir sehr wohl geholfen mit Deinen Worten; und sei es "nur", dass meine Emotionen, die ich jetzt seit Wochen unterdrücke, um funktionieren zu können, doch an die Oberfläche kommen. Ich werde jetzt gleich zu meinem Freund fahren - wir wohnen nicht zusammen, hatten das aber eigentlich geplant - und für ihn kochen. Ich komme dann erst abends zurück; mein Sohn ist bei seinem Vater. Wenn ich abends dann zur Ruhe gekommen bin, melde ich mich hier wieder an und werde vielleicht endlich alle Gefühle zulassen können. Ich bedaure jetzt schon, nicht früher hier geschrieben zu haben...
    @ kerstin: wenn ich Dich richtig verstehe, hast Du es geschafft, trotz allem trocken zu bleiben. Hut ab! Das möchte ich unbedingt auch. Mir hilft es sehr zu sehen, dass es möglich ist. Mein Freund, der ja weiß, dass ich Alkoholikerin bin, sagte erst kürzlich zu mir: lass die Flaschen zu!!! Er weiß ja, was in mir vorgeht, wir reden sehr offen, zum Glück. - Ich gebe zu, ich habe noch nicht hier recherchiert und die einzelnen Profile angeschaut. Dass Du selbst jetzt Krebs hast, ist ganz fürchterlich. Aber Näheres möchte ich später dann nachlesen, bestimmt hast Du dies entsprechend irgendwo geschrieben. Lesen und schreiben hilft sehr, das merke ich jetzt sehr deutlich.

    Danke nochmal!!!

    Bis später
    Abafazi

    Hallo an alle,
    ich habe hier schon lange nicht mehr geschrieben. Ich dachte, meine Probleme sind hier vielleicht fehl am Platz, und habe jeden Abend meine Freunde und Verwandten mit Mails bombardiert.
    Jetzt aber denke ich, dass es hier sicher doch den ein oder anderen gibt, der einen Rat für mich hat.
    Es geht um folgendes: mein Freund (wir sind seit 3 1/2 Monaten zusammen, kennen uns aber über 20 Jahre) ist seit dem Sommer sehr krank. Am 11.09. habe ich ihn in die Notaufnahme gefahren, er hatte immer Bauchschmerzen und seit Wochen einen komischen Husten. In der Klinik wurden Tumore entdeckt...seit 2 Wochen wissen wir, dass diese bösartig sind. Sie sind im ganzen Bauchraum sowie in Lunge und Schilddrüse verteilt. Genau genommen haben die Ärzte ihm keine große Hoffnung gemacht... Letzte Woche hat seine Chemo begonnen, die aber nur lindern soll, eine Chance auf Heilung gibt es kaum.
    Für mich als Alkoholikerin ist diese Situation eine arge Herausforderung. Einerseits muss ich natürlich nüchtern und zurechnungsfähig sein, denn er braucht jetzt jede Hilfe. Andererseits möchte ich mich manchmal einfach nur noch wegbeamen und an all das nicht mehr denken.
    Leider habe ich mit dem Rauchen wieder angefangen, sozusagen als Ersatz, aber das ist natürlich auch Mist. Hatte 8 Jahre nicht mehr geraucht! Ich stelle fest, dass die alten Muster wieder da sind; der Wunsch nach Selbstbestrafung und quasi dem Schicksal eine lange Nase drehen wollen.
    Hat jemand schon Ähnliches erlebt? Wie kann ich mal abschalten, ohne gleich meinem Körper irgendein Gift zuführen zu wollen? In meiner Kur habe ich mir natürlich Beschäftigungsmöglichkeiten und den berühmten Notfallkoffer erarbeitet, aber in solch einer Grenzsituation greift er nicht... Wie kann ich Unkraut jäten, während mein Freund bald stirbt?
    So, jetzt habe ich Euch ziemlich zugetextet. Ich wäre dankbar für ein paar Tipps, wie ich es schaffe, mit all dem umzugehen, ohne rückfällig zu werden. Mein Sohn, knapp 8 Jahre alt, braucht mich ja auch. Ich bin alleinerziehend und berufstätig...
    Vielen Dank schon mal
    Mit traurigen Grüßen
    Abafazi

    Hallo zusammen,

    heute wieder ein paar Zeilen von mir.

    Unser Gruppen-Patient ist wieder rückfällig. Vorhin hat er mich angerufen. Diesmal habe ich inneren Abstand halten können und ihm gesagt, ich würde ihm die Nummer der Suchtambulanz der Klinik sms-en, die ich seinerzeit selbst in Anspruch genommen habe.

    Ich hatte letzte Woche mit unserer SHG-Leiterin telefoniert und ihr meine Abwesenheit letzten Montag erklärt. Sie sagte gleich, sie habe es sich schon gedacht... Es war also offensichtlich, dass das etwas unglückliche Umstände sind. Ich finde das alles extrem schade, aber ich bin für niemanden verantwortlich außer für mich selbst!

    Dass es mir derzeit richtig gut geht, dafür muss ich mich nicht
    rechtfertigen. Nicht gegenüber Leuten aus der Gruppe, und auch nicht gegenüber meinem Ex, der jetzt massiv wieder versucht, an mich ranzukommen. All das kostet derzeit ziemlich Kraft, aber meine positive Energie und die daraus resultierende Gelassenheit (ENDLICH!) lassen mich darauf distanzierend und ruhig reagieren.

    Das macht mich wirklich froh und irgendwie auch stolz :oops:.

    Am Wochenende "muss" ich meinen runden Geburtstag feiern, wie üblich mit alkfreier Fruchtbowle, die jedes Mal weggeht wie warme Semmeln, auch bei sonst trinkfreudigen Zeitgenossen. Alle warten schon darauf. Mit dem Wetter habe ich auch meist Glück. Ihr könnt ja gelegentlich die Daumen drücken!

    Schönen Abend,

    Abafazi

    Hallo Linde,

    ehrlich gesagt hatte ich das so noch nicht betrachtet. Nein, also einen Vorwand gesucht habe ich nicht für heute Abend; ich würde dort auch dem anderen Verehrer begegnen, und das möchte ich heute nicht.

    Was das Ausgehen betrifft, so kann man das einerseits bestimmt als riskant bezeichnen. Andererseits - warum darf ein trockener Alki nicht mehr vor die Tür? Wir waren unentschlossen, was wir machen, fürs Kino war es aber zu spät. Mein Freund weiß von meiner Krankheit und "passt auf mich auf", sozusagen.

    Andererseits macht es mich schon nachdenklich, solche Bedenken zu hören. Es stimmt natürlich, in der Vergangenheit war ich nicht erfolgreich abstinent - aber ich war auch praktisch nie außer Haus! Ich habe immer zu Hause getrunken; in der Öffentlichkeit war ich unauffällig. Wenn ich mich also wirklich betrinken wollte, würde ich das sicher nicht bei solch einer Gelegenheit tun; im übrigen war ich guter Laune und hatte keinerlei Verlangen, mir die Birne vollzudröhnen. Vielmehr war ich erstaunt, wie viele junge Leute dort sitzen und trinken (viel trinken...), das macht mir aber nichts aus, triggert mich nicht, macht mich nicht an. Im Gegenteil! Ich kann das objektiv beobachten und die tun mir alle einfach nur leid.

    Danke auf jeden Fall für Deine Bedenken - ich werde drüber nachdenken und weiter achtsam sein (der Begriff gefällt mir übrigens, den kenne ich aus der Klinik: "achtsam"... ich werde also auf mich achten).

    Viele Grüße
    Abafazi

    Hallo zusammen,

    möchte mich mal wieder melden.
    Bei mir ist gerade ein Riesen-Durcheinander. Ich habe ja seit ein paar Wochen einen neuen Freund; dies musste ich meinem Ex nun mitteilen, weil unser Sohn letztes Wochenende bei ihm war und ich befürchtete, dass er ihm davon erzählen würde. Bzw. nicht befürchten - es ist ja normal, dass ein 7-jähriger seinem Vater aus seinem Alltag erzählt. Nur wollte ich nicht, dass mein Ex das SO erfährt. Nun ja, jetzt weiß er es also und ist seitdem total am Boden zerstört! Plötzlich will er um mich kämpfen und die Beziehung wieder aufnehmen.
    Das will ich aber nicht. Mal wieder eine Situation, das Nein-Sagen zu üben...

    Mein anderer "Patient" hat sich Freitagmorgen gemeldet, er sei entlassen worden. Seither habe ich, zum Glück, nichts mehr gehört. Ich war auch sehr abweisend, war gerade selbst auf dem Rückweg vom Hausarzt, wo ich Blutwerte abgegeben hatte. Die kann ich morgen abfragen, bin schon gespannt. In erster Linie geht es eigentlich um die Schilddrüsenwerte, aber sicherlich gibt es auch neue Leberwerte. Die müssten ja jetzt eigentlich vorbildlich sein??

    Naja, jedenfalls ist mein Leben derzeit aufregend wie schon lange nicht. Am Wochenende sind mein Freund und ich ausgegangen - keine Ahnung, wie lange das letzte Mal her ist, dass ich abends in der Innenstadt flaniert bin und in ein Lokal eingekehrt. Mit meinem Ex bestand da zuletzt kein Interesse mehr, vor allem von seiner Seite. Und wie schön das ist, dort nüchtern nach zwei alkfreien Cocktails wieder rauszugehen und ins Auto zu steigen und mit gutem Gewissen selbst heimzufahren! - Das habe ich wirklich sehr lange vermisst, und es hat SOOOO gut getan! :D

    Heute Abend ist reale SHG, aber ich gehe nicht hin. Die Situation dort ist mir derzeit nicht so angenehm, und außerdem müsste ich ja meinen Ex bitten, auf unseren Sohn aufzupassen...und derzeit möchte ich ihm möglichst selten begegnen, denn er weint jedes Mal. Mannomann.

    Soweit von mir, das musste ich einfach loswerden.

    Viele Grüße und einen schönen sonnigen Montag,
    Abafazi

    Danke Euch für die schnellen Antworten!
    Ja, im Prinzip sehe ich das ja auch so. Und nein, ich bin mir nicht sicher, dass er NUR Gespräche will. Zwar sagte er gestern, er wolle mich nicht weiter "belästigen", aber um ehrlich zu sein, mich belästigt das doch. Gute-Nacht-SMS gehören ja wohl nicht zur Trockenheitsarbeit??

    Jedenfalls machen mir Eure Antworten Mut, da bestimmter aufzutreten und auch mal klar "nein" zu sagen. Mit Telefonnummern kann ich aufwarten, als Soforthilfe.
    Und ansonsten bin ich als zuvor letzte Rückfällige wohl wirklich einfach nicht der richtige Ansprechpartner. Wird ihm schwerfallen, das einzusehen.
    Er will keine LZT mehr, er war wohl schon 2 mal, das letzte Mal hat es jetzt immerhin für 3 trockene Jahre gereicht. Und da ich ja auch keine gemacht habe, denkt er wohl, ich würde da in der Gruppe zu seinen (vermeintlichen) Gunsten aussagen. Tja.

    Abafazi

    Hallo zusammen,

    heute wende ich mich wieder an Euch wegen des Mannes aus der Gruppe, den ich neulich schon erwähnt habe.
    Da es bei uns üblich ist, sich auch außerhalb der Gruppe gegenseitig zu helfen, wenn Not am Mann ist, hatte ich mich ja bereiterklärt, für Gespräche zur Verfügung zu stehen. Nun ist es wie berichtet kürzlich bei ihm zum Rückfall gekommen, und ich hatte Mühe, ihn auf Abstand zu halten (auch innerlich; denn als stabil trocken kann man mich knapp 2 Monate nach der Kur ja auch noch nicht bezeichnen).

    Gestern rief er mich aus der Klinik an - er hat dort einen einwöchigen Entzug gemacht und kommt voraussichtlich morgen raus.
    Da seine frühere Lebenspartnerin und der SHG-Leiter sich wohl abgesprochen haben, ihn wieder in die Langzeit zu verfrachten, wo er auf keinen Fall hinwill, hat er nun die Hoffnung, dass ich für ihn als eine Art Anwältin fungiere. Er vertraut mir und erhofft sich zudem gute und sinnvolle Gespräche, daher will er mich am Wochenende treffen.

    Ich möchte das nicht, habe aber wieder mal ein schlechtes Gewissen, dass ihn diese Weigerung wieder runterziehen könnte. Was macht man denn in solch einem Fall, wenn man eigentlich schon helfen möchte, sich aber außerstande sieht?

    Danke schon mal...

    Viele Grüße
    Abafazi

    Hallo Karsten,

    ja, diese Bedenken verstehe ich, und natürlich habe ich sie auch selbst. Ich zweifle nicht an mir, aber ich bin wachsam. Ich kann nur sagen: ja, ich habe mich umfassend informiert. Schon vor Jahren, und ich habe durchaus schon all inclusive-Urlaube mit alkfreien Getränken verbracht, bei denen mir nichts gefehlt hat. Leider gab es danach auch Negativbeispiele, da hast Du völlig Recht.

    Ich bin mir des Risikos bewusst. Und informiere mich weiter, bin in Kontakt mit vielen Leuten zu diesem Thema. Für mich ist das Wichtigste, dass mein Freund Bescheid weiß und mich 100 % beschützt und unterstützt.

    Für mich gilt das - leider oft missbrauchte oder verkannte - Mantra: dieses Mal ist alles anders! Daran glaube ich, und wenn es nicht so wäre, dürfte ich gar nicht mitfahren.

    Gruß
    Abafazi

    Hallo an alle,
    es ist vielleicht mal an der Zeit, wieder etwas Positives zu berichten. Mein Bekannter und ich haben einen gemeinsamen Sommerurlaub gebucht... Nachdem mein Ex sich die letzten Jahre beim Thema Urlaub immer so gesträubt hat, ich sogar vor 2 Jahren mit meinem Sohn - trotz bestehender Beziehung - allein auf Mallorca war, bin ich völlig geplättet, dass jemand freiwillig mit mir 10 Tage non-stop zusammen verbringen will...
    Die Kinder nehmen wir mit. Mein Sohn kennt ihn bereits und scheint ihn zu mögen. Seine Tochter ist knapp 18, ihr Freund kommt auch mit. Spannende Konstellation. Nun haben wir noch einen guten Monat, um uns alle gegenseitig kennenzulernen, damit man sich vor Ort dann auch versteht.
    Ich bin so froh, dass ich beim Thema Alkohol gleich klar Schiff gemacht habe. Sonst wäre so etwas gar nicht möglich!
    Zum Glück hat mein Freund Ähnliches erlebt. Er ist kein Alkoholiker, hat aber früher mal gespielt. Als er merkte, dass ihm das gefährlich wird, hat er nie wieder einen Automaten angefasst. Zudem ist einer seiner Verwandten vor 2 Wochen auf die Intensivstation gekommen wegen Leberzirrhose... Wir können also über das Thema ganz offen sprechen, da hilft sicher auch die Tatsache, dass man sich im Prinzip schon über 20 Jahre kennt. Da fällt die Offenheit leichter. Erst vor ein paar Tagen haben wir nachdenklich sinniert, was wir in den damaligen Zeiten alles gemeinsam konsumiert haben... Gott sei Dank sind wir heute 20 Jahre älter, reifer und erfahrener, alle beide.
    Bin so froh, ihn (wieder)gefunden zu haben. :D

    Einen tollen Sommertag wünscht
    Abafazi

    Hallo Ena,
    ja ich hoffe auch sehr, dass er sich "berappelt". Er rief dann gestern noch dreimal an... und ich hab ihm versprochen, mich auch ab und zu zu melden, damit er sieht, dass er nicht alleingelassen wird.
    Viel mehr kann und will ich aber nicht tun.
    Beim Arzt ist er wohl schon gewesen.

    Schönen Sommerabend an alle!

    Abafazi

    Dank Euch allen, dass Ihr Euch für mich "einen Kopp" gemacht habt!
    Der Betroffene hat mich eben dann doch noch zurückgerufen. Hat das nächste Bier nicht aufgemacht und stattdessen Wasser getrunken. Er klang schon viel besser als vor ein paar Stunden, und ich glaube, es geht ihm jetzt gut genug, dass man ihn sich selbst überlassen kann. Vielleicht hat er nur jemanden gebraucht, mit dem er reden kann.
    So wie ich! Also danke nochmals für Eure Antworten!!!

    Erleichterte Grüße von
    Abafazi

    Danke auch Dir, Michael. Ihr habt beide Recht, es geht mir auch nicht so sehr um meinen "Korb". Klar, ich kann ja keine Gefühle heucheln. Er war sogar dankbar am Sonntag für meine Ehrlichkeit.
    Ich frage mich nur, was kann ich jetzt aktuell für ihn tun?
    Hätte ich mein Kind hier allein lassen und sofort zu ihm gehen sollen? Wie gesagt, die Adresse hab ich nicht, aber die hätte er mir dann ja gegeben...
    Au wei, sowas hab ich jetzt echt auch noch nie erlebt.

    Nachdenkliche Grüße
    Abafazi

    Danke, Ena! Im Prinzip sehe ich das ja genau so. Das Problem ist aber, er war kaum zu verstehen, hat völlig wirres Zeug geredet. Darunter aber auch, dass er sich am liebsten ganz von dieser Welt verabschieden würde und er glaubt, dass er trinkt, weil er sich selbst kaputt machen will. Am Ende des Gesprächs war er wieder klarer, sagte auch danke es geht mir schon besser.
    Nach ein paar Minuten habe ich dann aber gedacht - was wenn das jetzt ein Hilferuf war? Also ein ECHTER, der sofortiges Handeln erfordert? Per Handy erreiche ich ihn nicht mehr, Festnetznummer kenne ich nicht, seine Adresse auch nicht!
    Habe eine SMS gemacht, habe auch auf dieses Forum erwiesen - keine Antwort mehr.
    Nun denke ich, ich hätte einfach mehr tun sollen...

    Hallo an alle,

    mich hat gerade einer aus meiner realen SHG angerufen. Er hat mich wohl seit einiger Zeit verehrt, hat mir dies am Sonntag gestanden. Da ich ja aber gerade frisch anderweitig verliebt bin, habe ich gesagt, dass mich das ehrt und ich ihn auch mag - mehr aber eben nicht. Er schien zwar niedergeschlagen, aber ich hab mir noch nichts dabei gedacht.
    Jetzt eben am Handy schluchzte er, er habe seit Montag einen Rückfall... Hat jemand mit sowas Erfahrung? Da mein Sohn gerade an den Hausaufgaben sitzt, konnte ich weder zu ihm noch ihn in diesem Zustand hier herkommen lassen. Hab ein ganz schlechtes Gewissen - andererseits sind wir erwachsene Menschen und sicher hat dieser Rückfall noch ganz andere Gründe. Fühle mich trotzdem schrecklich...
    Er ruft nun noch weitere Leute an und sucht sich Hilfe.
    Uff...

    Abafazi

    Danke fürs schnelle, positive Feedback! Keine Ahnung, ob das jemand nachvollziehen kann, aber ich kam mir schon echt wieder wie "nicht ganz normal" vor... Diese Bandbreite an Gefühlen, vor allem nach oben :-), war mir in den letzten Jahren so fremd. Natürlich habe ich auch Angst, wieder hinzufallen, aber ich habe auch gelernt, den Augenblick zu genießen. Es ist nicht mehr alles schwarz oder weiß, nichts ist mehr davon abhängig, ob ich was trinken kann oder nicht... Ich bin einfach ich selbst, und es ist unbeschreiblich schön, das zu erleben!!!

    Fröhliche Grüße
    Abafazi