Beiträge von Petter

    Hallo Claudia,

    das muss schlimm für dich sein. Ich sage es mal etwas drastischer: das war ein brutaler Schlag ins Gesicht. Deine Hilfe und deine Bereitschaft werden nicht gewürdigt. Er spielt mit dir, Claudia. Die Sucht bestimmt ihn nachwievor. Ich vermute, daß hat dir ein bisschen weiter die Augen geöffnet. Gib´ihm nie wieder das Auto. Soll er sehen, wie er zurecht kommt. Und wenn er mal nach etwas verlangt oder bittet, sag´auch mal "Nerv´nicht!" und lass ihn stehen - so schwer das fällt. Ich möchte hier nicht eine räumliche Trennung vorschlagen ... aber darüber nachzudenken, halte ich durchaus für überlegenswert. Du hast nicht verdient, dich täglich x-Mal mit der überlegten, rohen Art deines abhängigen Sohnes auseinandersetzen zu müssen.
    Er muss es selber begreifen. Ohne deine (verständlichen) Angebote.

    Lieben Gruß
    Peter

    Guten Morgen,

    es ist geschafft und ich bin geschafft ... Mit ein wenig Hürde hier und Stau dort bin ich gut im Norden angekommen.

    Morgens auf der Bank vor der Tür zu sitzen, kommt mir wie ein Wunder vor: kein Baulärm, kein Staub, keine Bagger, keine Schwerlast-Hubschrauber... keine zerstörte Landschaft. Windrauschen, Waldduft und viele Vögel. Meiner Lunge geht es schon besser, abseits und ohne den giftigen Staub aus dem Ahrtal.

    Jetzt lasse ich mich ein wenig fallen und räume in Ruhe ein und um. Die Menschen im Ahrtal werde ich nie vergessen, aber hier habe ich nun die Möglichkeit, in einen gesunden Abstand zur Flutkatastrophe zu kommen. Meine Schwester meinte am Tag meiner Ankunft: "Wie schön, der Bruder kehrt heim und am selben Tag tritt die untätige und urlaubsfreudige Umweltministerin endlich zurück." Ja, da hat sie recht :)

    Danke für eure lieben Worte & Wünsche! Wie schön, daß ich das hier alles im Forum und bei euch lassen kann!

    Peter

    Guten Morgen Martha,

    das liest sich traurig und es tut mir leid, daß du das erleben und durchmachen musst.

    Du hast getan, was du konntest, mehr kannst du erstmal nicht tun.

    Es ist sehr gut, daß du nun mehr auf dich blicken willst - achte auf dich, du hast es verdienst, daß es dir gut geht!

    Alles Gute und lieben Gruß


    Peter

    Liebe Freunde,

    nach neun Jahren ist heute ist mein letzter Tag im Ahrtal. Gerade habe ich mir die Bilder der Zerstörung vom 14. Juli 2021 noch einmal angesehen und dabei geweint. Bis zum Tag der Flut habe ich nicht daran gedacht, hier wieder weggehen zu müssen. Es war "mein" Tal: die Arbeit bei der Bahn war Jim Knopf im Lummerland gleich, meine freundlichen Nachbarn und Kollegen, mein kleines Holzhaus auf dem alten Weinberg mit der wunderbaren Aussicht. Die zehn Nisthäuser, meine Vögelchen und auch der schöne braune Mufflon, der manchmal über der Terrasse wilde Brombeeren fraß.

    Ich habe so lange gesucht, um meinen Ort zu finden - hier wollte ich bleiben.

    Das ist nun Geschichte. Die über zehn Meter hohe, riesige Schlammwalze hat alles in wenigen Stunden zerstört und aus der Natur ein Geröll-Tal gemacht. Das Dorf ist teilweise ausradiert. Noch immer riecht es bei bestimmten Wetterlagen nach Öl, noch immer werden Häuser abgerissen und noch immer lebe ich unter zutiefst traumatisierten Nachbarn. Einige Menschen haben die Nacht nicht überlebt; viel mehr aber sind fortgegangen, das Tal ist leer. Nun gehe ich ebenfalls, weil ich es nicht mehr aushalte: das Niederschmetternde, die gezeichneten Freunde, der Gestank, der Staub. Besonders mitgenommen hat mich die Aussicht auf einen jahrelangen Aufbau und das man hier vor Ort über nichts anderes mehr redet und an nichts anderes mehr denken kann. Ich lebe hier wie in einer übel riechenden Blase ohne Ausgang. Das hat mich beinahe krank gemacht.

    Im Dezember habe ich den Mut aufgebracht, einen Neuanfang zu wagen. Ein halbes Jahr habe ich dazu gebraucht. Eigentlich keine Zeit angesichts der Katastrophe, doch mir kommt es wie eine Ewigkeit vor. Heute also ist es soweit. Um halb neun kommt der Möbelwagen und gegen Mittag fahre ich zurück in meine norddeutsche Heimat. Ich vermute, daß ich nicht mehr weinen muss, wenn ich mein Dorf hinter mir lasse, denn ich habe in den letzten Monaten genug geweint. Dieses Kapitel muss ich abschließen, es soll mich nicht weiter erschüttern. Heute ist dieser Tag, an dem ich mit dem schlimmsten Ereignis meines Lebens abschließen will. Ich danke Euch allen sehr, die ihr mich in den Monaten nach der Flut so lieb und aufbauend begleitet habt.

    Nun kommt ein neuer Abschnitt. Immer noch: ohne Alk, ohne Kippen, ohne Drogen. Wie wunderbar das ist!

    Nächster Halt: Teufelsmoor

    Danke fürs Lesen!

    Peter


    Mein Dorf in der Woche nach der Flut seht ihr auf diesen zwei Bildern, die ich heute mal hier einstelle.

    Hallo Bernd!

    Schön, daß du hier bist. Fünf Jahre trocken und dann einen Rückfall ... das ist traurig. Du bist sicher darüber am meisten enttäuscht.

    Ein Rückfall ist kein Weltuntergang - du weisst ja, wie es geht und worauf es ankommt, nehme ich an.

    Aus deiner Schilderung schließe ich, daß du noch nicht wieder trocken bist?

    LG Peter

    Hallo Claudi,

    was du gerade erlebst, geht mir nahe.

    Ich war mal "der betrunkene Sohn" und habe durch den Schleier des Alkohols nur sehr vage mitbekommen, wie meine Mutter gelitten hat. Meine Situation war insofern anders, als ich nicht bei ihr wohnte.

    Meine Mutter war, was Alkoholismus anging, einfach gestrikt. Für sie war es eine reine Willens"angelegenheit", das Saufen zu beenden. "Andere schaffen das auch." - "Damit geht man doch nicht zu Arzt!" usw ... Sie verstand einfach nicht, warum ihr Sohn ständig betrunken war und Geld brauchte.

    Ganz sicher aber hätte sie mich aufgenommen, wenn ich darum gebeten hätte, ja sie wäre wohl sogar froh gewesen darüber - ohne zu wissen, was dann auf sie zugekommen wäre. Ich habe sie jahrelang belogen, um den Finger gewickelt und betrogen. Ein schlechtes Gewissen hatte ich nicht, denn mein Bier und meine Zigaretten waren wichtiger. Ich weiss auch, daß ich jedem Gespräch über Alkohol ausgewichen wäre und ihr übertriebene Sorge vorgeworfen hätte. Natürlich in drastischeren Worten.

    Warum schreibe ich dir das alles? Weil ich dich bitten möchte, daß du dich mit der Situation nicht zufrieden gibst, wie sie jetzt ist. Momentan ist das Ziel, daß dein Sohn seine Prüfung irgendwie hinter sich bekommt. Das verstehe ich. Und danach? Wirst du ihn bemitleiden, wenn er durchgefallen ist und plötzlich wieder trinkt? Wirst du ihn weiter beherbegen? Vorher kommt noch dieses Fussballspiel. Du hast ja schon jetzt Angst, wie das für ihn ausgeht.

    Ich glaube es ist das Schlimmste für eine Mutter, nicht helfen zu können. Deine Hilfe kann darin bestehen, ihn seinen Weg finden zu lassen. Das kannst du beeinflussen, wenn du Grenzen setzt. Es wäre ein Wunder, wenn er von sich aus Einsicht zeigt. Er wird auch die nächsten Chancen für seinen Neuanfang liegen lassen, vermute ich.

    Es ist an dir Claudi: mach´dir vorher und jetzt Gedanken über deine Grenze, deine Strategie und deine Entscheidungen. Lass´ihn freundlich spüren, wie ernst es dir ist. Dann ist der emotionale Fall nicht so tief und du hast Plan B.

    Viele Grüße

    Peter

    Bei wem der Fahrlehrer das wohl noch angemacht hat?

    Eine Bekannte macht gerade ihren Führerschein. "Gerade" muss ich etwas eingrenzen. Sie macht ihn seit drei Jahren.
    Der Fahrlehrer hat neulich während einer Fahrstunde zu ihr beim Einparken üben gesagt: "Weck´mich bitte, wenn du fertig bist."

    Nun hat sie die Fahrschule gewechselt - zum dritten Mal.

    Hallo Lust for Life,

    du nun auch neun Monate - da gratuliere ich doch schnell noch nachträgich.

    Aus meinen Anfängen weiss ich, wie wichtig solche Abschnitte sind.

    Das sind nicht einfach nur Daten - es sind Meilensteine in ein neues Leben.

    Mehr Leben .... mit Freude daran und Plänen, das lese ich bei dir raus. Einfach nur schöm :)

    LG
    Peter

    Liebe Freunde!

    Heute bin ich wach geworden mit dem wunderbaren Gefühl, daß alles gut wird. Das Leben geht weiter. Trotz Flut, trotz Krieg, trotz Nochwas.

    Nach knapp neun sehr guten Jahren im Ahrtal, von denen nur die letzten neun Monate schrecklich waren, gehe ich ich in wenigen Tagen fort von hier und werde nicht wiederkommen. Es sind ganz besondere Tage für mich. Das durch Hochwasser und die Folgen verursachte Tief der letzten Monate ist wie weggeblasen. *pust* ... Schon gestern dachte ich "Mensch Peter, es geht dir ja richtig gut!" und heute früh hatte ich dieses Gefühl wieder. Wunderbar. Endlich! Das Packen ist kaum noch Last, die Angst vor dem Umzug ist der Spannung und Freude auf das Neue gewichen, ich kann es kaum glauben. Auch wenn mich Trümmer, Dreck und Lärm immer noch mitnehmen, lasse ich doch diesen ganzen runterziehenden Kram hinter mir. Vielleicht denke ich auch schon in einigen Wochen kaum noch daran, das wäre noch besser. Für die neue Wohnung hab ich schon Vogelhäuser bestellt. Bei meiner Schwester in der Behindertenhilfe machen sie ganz entzückende und hochwertige Häuschen. Auf "meine" Vögelchen will ich nicht verzichten.

    Neben den Umzugsvorbereitungen mache ich Pläne, das kenne ich schon gar nicht mehr von mir. Drei Dinge hab ich auf dem Schirm: 1. eine neue SHG vor Ort besuchen, 2. in den Sportverein gehen, 3. mich in die Arbeit stürzen mit dem Ziel, es wirklich gut zu machen. Das soll erstmal genügen, zuviel geht schnell schief - das kenne ich... ;)

    Die Sehnsucht nach einem normalen Leben ohne Katastrophen ist groß. Mein Einfluß darauf ist leider begrenzt.
    Aber ich kann für mein Leben sorgen und hoffen, daß nichts dazwischen kommt. Irgendwann muss man ja auch mal wieder sagen können "Das Leben ist schön!" ... Think positive!

    Danke fürs Lesen

    Peter

    Hallo Borussia,

    es ist gut, daß du diese Feier überstanden hast.

    Nicht gut ist, häufiger an Gesellschaften mit Alkohol teilzunehmen.

    Es bleibt nämlich etwas hängen, Borussia, und dem kann man sich kaum entziehen.

    Das hast du mit deinen Worten "Der Gedanke an ein Gläschen reizt mich gerade." beschrieben.

    Diesmal ist es gut gegangen, das freut mich für dich.

    Sei und bleibe vorsichtig,

    rät dir

    Peter

    Moin Hanseat,

    Ich bin ja auch immer nur so selbstlackierte Schrabbelautos gefahren, billig gekauft mit 2 Jahren TÜV

    Hach... wie bekannt mir das vorkommt :) Und bei jedem "neuen" Auto denke ich dann: "Den fahre ich bis zum Ende!". Meine Kollegen sind immer wieder irritiert, wenn sie mich mit meinem alten Fahrzeug sehen und wie gut ich damit von A nach B komme. Immerhin piept mein Auto, wenn ich vergesse, daß Licht auszuschalten. Das ist gut, denn ich vergesse es eigentlich immer. Und das Getriebe schaltet automatisch, das finde ich super bequem.

    Freunde und Kollegen verstehen auch nicht, warum ich immer noch meine uralte Miele für die Wäsche habe und keine "piep-piep-piep-tüüüüt"-Waschmaschine. Ich habe mal aus Interesse nach dem Wasserverbrauch der Maschine geschaut. Die fast 30 Jahre alte Waschmaschine braucht auf den Liter genausoviel Wasser, wie das neue Vergleichsmodell. Die Leute gucken gar nicht nach solchen Zahlen. Sie wollen einfach nur "NEU!" und glauben jedem Versprechen, wenn ein Kauf von irgendwas auch gleich noch Glück verspricht.

    Bis auf meinen Computer habe ich fast immer alte Sachen gekauft. Mein Klavier wird bald 120 und ist in einem jugendlichen Zustand, weil es immer gut repariert und gewartet wurde. Warum nicht alte Dinge nutzen? Ich finde das ist ein einfacher und wunderbarer Beitrag zur allseits wabernden Forderung nach Nachhaltigkeit.

    Neulich war ich in einem Klamottengeschäft, um Hosen zu laufen. Jeder Aufkleber, jeder Aufsteller, jeder Anhänger und die düdelnde Kundenmusikberieselungsanlage wiesen mich auf "Nachhaltigkeit" hin. Ich sehe die vielen Frauen und Kinder in Bangladesh geradezu vor mir, wie sie bewusst und nachhaltig die Stoffe zusammennähen (müssen), die dann bei KIK und Primark für fast NICHTS verkauft werden. Sehr nachhaltig ist das.

    Irgendwann stehe ich aber auch vor der Notwendigkeit, mal was ganz Neues zu kaufen. Das stellt mich immer vor große Herausforderungen. Am Ende habe ich dann kein wirklich gutes Gefühl. Es piept und blinkt und warnt mich vor werweisswas. Komische Konsumwelt...

    Ich bin ja neugierig, Hanseat: wie fühlt es sich an, nach so langer Zeit wieder am Straßenverkehr teilzunehmen? Der Verkehr nimmt ja immer mehr zu und die Menschen empfinde ich nicht gerade als rücksichtsvoll.

    Peter

    Doch Api,

    das gibt es leider. Viele Mißstände müssen wir ertragen. Und ja: oft gibt es keine gute Lösung. Auch im eigenen Leben.

    Wir können aber einige Mißstände in unserem Leben und Umfeld sehr wohl angehen mit dem Ziel, daß es uns besser geht.

    Der Versuch, einen Alkoholiker vom Trinken abzuhalten, ist verständlich. Aber ein Alkoholiker hat nur ein Ziel: die nächste Flasche und den nächsten Schluck. Dem ordnet er alles unter. Alles. Auch dich und seinen Sohn, was er natürlich nie zugeben würde. Es ist aber so. Der Alkohol steht für ihn an erster Stelle.

    Du suchst nach Antworten, du suchst nach (Aus)Wegen, du möchtest das alles verstehen und begreifen.
    ER wird sich diese Gedanken um eure Beziehung ganz sicher nicht ernsthaft machen.
    Mach´dir sein Problem nicht weiter zu deinem Problem. Du hast ein glückliches Leben verdient.

    Wie Lütte schon schrieb: "Schau danach, was du tun kannst, damit es dir besser geht."

    LG Peter

    Guten Morgen Api,

    ich verstehe dich so gut, daß du nach Erklärungen suchst. Insbesondere dann, wenn du ihn im Grunde als willensstarke Persönlichkeit wahrnimmst und kennst. Aber es ist genau so, wie Morgenrot schrieb: Alkoholismus ist eine Krankheit und hat mit Willensstärke nichts zu tun. Seine Willensstärke ist erstmal weg - die kommt aber sicher wieder, wenn er endlich begreift, daß Alkohol sein Problem und er dies Problem angegangen ist.

    Alkoholismus und Depression gehen einen sehr schwierigen, gemeinsamen Pfad. Den Anfang und den Verlauf zu bestimmen, ist fast unmöglich. Das Ende von Alkoholismus und Depression hingegen ist ziemlich klar. Es geht immer weiter abwärts. Andere haben es auch schon geschrieben: in so einem Fall: aufhören zu trinken! Der Rest zeigt sich dann.

    Du bist am Beginn deines Weges, Api. Du willst klarer sehen und darum bist du ja auch hier. So vielen anderen Angehörigen ist es genauso gegangen, wie dir. Lies dich bitte mal hier ein in deren Geschichten und du wird erstaunliche Parallelen feststellen.

    Deine Fragen sollten weniger auf sein Problem zielen. Das kann nur er selber in Angriff nehmen. Deine Fragen sind doch eher "Wie gehe ich damit um? Wo stehe ich bei der ganzen Sache? Wie achte ich auf mich und meinen Sohn? Warum tu´ ich mich das an?".

    LG,

    Peter

    Hallo Malea,

    das will ich gerne schreiben - aber die Antwort ist ernüchternd: ich habe erst Einsicht bekommen aufzuhören, mir und anderen etwas vorzumachen, als ich gesundheitlich auf einer steilen Rutschbahn war. Ein Jahr, nachdem ich mit Herzrasen, Panikattacken und Schweißausbruch in der Notaufnahme gelandet bin. Ein ganzes Jahr habe ich noch verstreichen lassen, obwohl ich körperlich in einem elenden Zustand war. So einen Irrsinn schafft nur Sucht.
    Meine Einsicht kam erst, als ich große Angst vor dem Tod bekam, den meine Sucht mir sehr großzügig in Aussicht stellte. Da bekam ich Angst - und dann erst Einsicht. Du siehst: es kann ein langer Weg werden.

    Ich habe es schon mal an anderer Stelle geschrieben: dieser Stoff kriegt einen Alkoholiker sogar dann, wenn man abgerissen und todkrank in der Gosse liegt. Er suggeriert, daß es einem nach dem nächsten Schluck besser geht. Ungeheuerlich ist das.

    Du hast schon bemerkt, daß er teilweise in einer anderen Welt unterwegs ist. In dieser Zeit redest du mit der Sucht, mit dem Alkohol, aber nicht mit ihm. Du hast auch geschrieben, daß seine Angst vor dem Verlust der Partnerin groß ist, aber vielleicht nicht ausreicht, um ihn zur Einsicht zu bewegen. So schrecklich das klingt: es ist alles richtig, was du da vermutest. Wobei jede Sucht natürlich sehr individuell ist, es kann also auch anders kommen.

    Wenn er sagt, daß er das Leben mit dem Alkohol nicht mehr will, dann muss er dem auch Taten folgen lassen. Man kann ihm Tipps geben, wohin und warum und wieso ... - aber machen muss er selber. Aus eigenem Antrieb, aus Einsicht.

    LG Peter

    Hallo Malea,

    willkommen hier im Forum auch von mir. Wenn du in den Geschichten der Freunde liest, wirst du eine ganze Menge wiedererkennen.

    Das hilft beim sich einordnen und beim der Verstehen der Lage in der du steckst. Aber auch, wo dein Mann ungefähr steht.

    Ich bin Alkoholiker und seit vielen Jahren trocken. Die Symptome, die dein Mann gestern deiner Beschreibung nach gehabt hatte, kenne ich :D und auch die ganze Prozedur mit der Notaufnahme und dann ein beeindruckendes Blutalkohol-Ergebnis. Kommt mir vor wie wie gestern... Er zweifelt Ergebnisse an, er belügt sich, er belügt dich. Das alles ist typisch für einen Alkoholiker. Er ist tatsächlich in seiner eigenen Welt unterwegs, du hast das schon richtig erkannt.

    Wenn er nicht von selber zur Einsicht kommt, wird er alles verlieren. Ich glaube, du bist bereits an einem Punkt, Kira, wo du vor allem an dich selber denken solltest.

    Liebe Gruß
    Peter

    Hallo Freunde,

    manchmal, in den letzten Monaten immer öfter, wache ich morgens auf und wünsche mir eine Welt zurück, die ich im April 2017 angehalten hätte.

    Ich würde dann zuerst mit dem Mann sprechen, daß er sich doch bitte nicht vor meinen Zug legen soll und sein Leben schön und wertvoll ist. Ich hätte auch meinem lieben Kollegen gesagt, daß er sich mal keine Sorgen machen soll und das seine Rückenschmerzen wirklich nur Rückenschmerzen sind und kein Krebs. Danach wäre ich sofort nach Berlin gefahren, um meinen Freund C zu besuchen, damit er nicht nach einem schweren Schlaganfall in seiner Wohnung im vierten Stock liegen bleibt und verreckt. Bei meiner Mama wäre ich auch vorbei und würde ihr mehr beim Älterwerden helfen. Und im Angesicht des Todes würde ich so gerne länger mit ihr sprechen, wenn sie das zulässt und verkraftet. Meiner Zahnärztin würde ich den Zahn ziehen, daß sie mir mit einem Laser im Gaumen herumfummelt und mich eventuell schwer verletzt. Und am 14. Juli 2021 wäre ich Superman gleich durch das Ahrtal geflogen und hätte Umleitungsgräben gebuddelt, damit eine wunderschöne Landschaft nicht zerstört und tausende Menschen verschont bleiben. Und am Abend des 24.02.2022 schließlich wäre ich - ebenfalls als Superman - nach Moskau und hätte im Kreml für Anstand gesorgt.

    Einmal in diesem Winter dachte ich nach dem Aufstehen "Och... schau mal. Alles wie früher!" ... Das war nach einer Nacht mit viel Schnee, als ich aus dem Fenster alles in weiss sah, was die Schäden und Trümmer mit einer wunderschönen Decke abdeckte.

    Es ist aber, wie es ist. Das ist oft schwer auszuhalten. Besonders, wenn auf ein schlimmes Ereignis gleich das nächste Elend folgt. Ich rechne erstmal nicht mit Ruhe in der Weltpolitik. Aber ich versuche, ruhig zu bleiben und mein eigenes Leben in der Balance zu halten. Wie schön, daß ich das ohne Alkohol schaffe.

    Peter