Beiträge von freigeist75

    Was habe ich in den letzten Tagen umsetzen können? Wo habe ich versagt? Wo will ich noch hin?

    Zuerst war ich voller Energie und Umsetzungsideen. Ich habe mich erleichtert gefühlt, mir vieles Gutes getan. Mich mit lieben Menschen getroffen. Gute Gespräche geführt. Schöne Augenblicke erlebt. Mich und meine Kinder und unser Leben genossen und auch neue Projekte angerissen und mich auch dazu gezwungen sie ernsthaft anzupacken (z.B. Kind-Mama Singen mit meiner 2.5 jährigen...etwas, wovor ich im Normalfall schreiend davon laufe, grins.... Viele Mütter mit Kleinkindern in einem Raum. Ich arbeite mit Kleinkindern und Müttern und naja....so schön es auch ist, so mühsam können die Mütter sein ;))) inkl. mir natürlich! Wieso sich also sowas auch noch in der Freizeit antun?! Um sich selber und seine Schubladen zu überprüfen, um zu lernen, manche Wege zu gehen, die man ansonsten vielleicht nicht gehen würde, weil es sich wunderbar anbietet, weil meine Tochter Spass dran hat und nur was mit der Mama teilt, weil es was völlig anderes ist und Überwindung braucht....). Ich habe unser Heim verschönert. Einige Dinge umgestellt, dekoriert, die Terrasse neu gestaltet, Ausflüge gemacht, mir Gutes getan... Dann kam der Einbruch, den ich erwartet habe. Mein Partner kam für kurze Zeit zurück, ich habe die Zeit mit ihm verbracht. Natürlich vielen Gesprächen, Hoffnungen, neuen Träumen, Plänen, Liebesschwüren... Eine schöne Zeit, aber kaum war er weg: unwirkliche Zeit. Eine Seifenblase...wie melinak das so schön nennt. Denn indem wir so tun als ob, und ich mich in der Zeit, die er nicht da ist, lerne zu distanzieren, um mich zu kümmern, neue Energie zu schöpfen, aber dann sobald er auftaucht, erinnert werde, dass nichts angepackt, alles beim alten ist und wir keinen cm weiterkommen, wenn er nicht völlig neue Wege und konsequent ein Leben ohne Alkohol und dafür mit Familie anstrebt, belüge ich mich blos selbst. Er trinkt im Geheimen, auf Dienstreisen oder in einem angemieteten Arbeitszimmer und ich tue als ob alles bestens ist. Der Einbruch kam und der Schmerz der Erkenntnis. ER müsste konsequent aus seiner Sucht wollen. ICH müsste konsequent ehrlich zu mir, meinen Bedürfnissen, Träumen, Wünschen stehen. Und wenn diese nicht vereinbar sind, dann müssen wir eben getrennt.
    Heute/Gestern habe ich nun diese Trennung vollzogen. Mein Körper, mein Kopf hat sie vollzogen. Meine Gefühle wollten immer noch nicht. Sie hätten noch lange mitgemacht. Aber mein Kopf und mein Körper wollen und können nicht mehr. Nun ist die Seifenblase def. zerplatzt. Mein Leben gehört jetzt in meine Hände. Seines in seine. Ich habe mich heute Abend mind. tausend Mal gefragt, ob es ihm gut geht. Ob er ein Dach überm Kopf hat. Wie konnte ich blos so furchtbare Dinge sagen und tun?! Es war mein Herz, welches so verzweifelte und mitlitt...ihn so gerne gehalten hätte und gleichzeitig sooo verletzend mit der Keule einschlug, um "ihn" zu erläutern... So ein Blödsinn. Lektion nicht gelernt. Ich sage ihm in Gedanken liebevoll: Pass auf Dich auf und alles Liebe für Deinen Weg.
    Und mir muss ich eintrichtern: Alles Liebe auf DEINEM WEG mit Deinen Gedanken und Gefühlen und Träumen, die er nicht erfüllen muss und sich auch nicht dafür zu rechtfertigen hat. Lerne Dich selber zu lieben und achtsam mit Dir umzugehen, dann muss der Partner nicht für Dinge einstehen, die Du selber im Umgang mit Dir nie gelernt hast.
    Wie gehts weiter:
    Ich glaube nun wird wieder Energie frei. Ich habe mich zu meinem Weg durchgerungen. Die Lähmung verschwindet und fällt ab. Spürbar. Die Trauer ist da, aber auch die Liebe zu mir und die Einsicht, dass ich in meinem Leben die wichtigste Person bin und dafür Sorge tragen muss, dass er mir gut geht. Erst dann kann ich auch Gutes weitergeben, vorleben und annehmen. Diese Gedanken habe ich angenommen und verstehe sie. Nun suche ich mir meine (fachliche) Hilfe auf diesem Weg und werde lernen, diese Gedanken im Alltag in kleinen Schritten zu leben.
    Bald ist ja auch wieder Mama-Kind-Singen angesagt...seufz und schmunzeln. Meine Tochter hat mir allerdings einen kleinen Gefallen gemacht. Das erste Mal, als wir teilgenommen haben, feierte eine Mama ihren Geburtstag und am Schluss der Lektion gab es Kuchen. Nun meint meine kleine Tochter, dass das Kuchen Essen dazu gehört und freut sich natürlich nach dem nächsten Singen auf den Kuchen. Ein schlaues Mädchen mit guten Ideen. Von nun ab, werden wir nach jedem Mama-Kind Singen (einmal die Woche) auf ein Stück Kuchen nach dem Singen zurückgreifen und die Mama wird sich auf die Schulter klopfen und sich sagen, so schlimm sind neue Wege doch gar nicht... ;)....
    Ich halte euch auf dem Laufenden und wünsche eine gute Nacht.

    Danke auch Dir übrigens für Deine bisherige Begleitung hier, die ich zunächst völlig unpassend, dann empörend, dann sehr nützlich und ernüchternd empfand. :)
    Zu Deiner Frage:
    Ich mag es im Leben nicht von Rückfällen zu sprechen. Ich empfinde dieses Wort als etwas viel zu Negatives. Vor allem, wenn man doch auf dem (richtigen) Weg ist.
    Ich rede von einem Lernprozess. Zu jedem Lernen gehört ein Wiederholen, ein in sich inne halten, ein sich hinterfragen und nochmals hinter die Bücher gehen. Es gehört auch ein Fehlinterpretieren, Missverstehen, ein falscher Rückschluss, ein falscher Lösungsansatz/-weg....
    Ein Rückfall in diesem Sinne ist ein (Stolper-)Stein auf dem Weg zum Ziel. Oft ein kleiner (oder sehr grosser) Hinweis, wo es noch happert. Was man IMMER noch nicht begriffen und kapiert hat. Wo man NOCHMALS hinter die Bücher muss. Wo man WIEDER in sich inne halten und voller Demut sich eingestehen muss: Nicht bestanden! Hinsetzen, üben, lernen, besser machen!
    In einer Beziehung zu einem suchtkranken Menschen?! Was ist da eine "Co - Rückfall"?!
    Heute bei mir z.B.: Ihm eindeutig die Türe zu weisen und ihm aus meiner Sicht, meine Verletzungen, Grenzen, Gefühle mitzugeben und unmissverständlich klar zu machen, dass man dieses nie wieder will und zulässt und gleichzeitig ihn in Gedanken in Arm nehmend, anflehend....in seine Augen sehend und die Hoffnung schürrend, er würde begreifen, tatsächlich begreifen, was er sich und anderen Menschen an Leib, Seele und Geist antut. Was er, wir verpassen....verlieren... Welche Träume wir beide und er für sein Leben hinschmeisst, verkauft, eintauscht für eine Flüssigkeit, die stärker ist als jede zwischenmenschliche Emotion, Bindung, jede Berührung, Umarmung, jedes Wort. Das tut so weh. Furchtbar weh. Und das ist ein Rückfall: zu meinen, er müsse begreifen, wie weh dies tut und was es mit irgendjemanden oder auch nur ihm selber tut. Er müsse doch voller Reue und Demut und in absoluter Einsicht DEN WEG erkennen (von mir für uns gezeichneten, erträumten...). Denn auch wenn es unsere Träume und Gefühle waren, so ist er nicht verpflichtet diese leben zu wollen, können oder vor irgendetwas zu stellen. Auch nicht vor Alkohol. Es ist alleine seine Entscheidung. Er muss gar nichts. Nichts verstehen. Nichts annehmen und schon gar nicht meinen Schmerz ertragen oder mitnehmen.
    Und ich muss auch nicht. Nicht hinsehen. Nicht damit leben. Bei aller tiefstempfundener Liebe im Herzen, muss ich keine Hand ausstrecken, seinen Kopf nicht halten, seinen Körper nicht umarmen, kein Halt sein, keine Zuflucht.... Ich kann ihn lieben und mich trotzdem genauso lieben und vor Schmerz und ungesundem Miteinander schützen. Und wenn ich zwischen ihm und mir entscheiden muss, dann muss ich in diesem Fall seine Hand loslassen und ihn gehen lassen. Wohin es ihn auch führt. Dann muss er alleine seinen Weg und ich meinen. Wie sehr es auch weh tut.
    Lernprozess: Ich bin mir wichtig und nehme meine Enttäuschung und meine Hilflosigkeit, meine Schlaflosigkeit, meine Antriebslosigkeit und Überforderung ernst. Suche die Ursache, suche mir Hilfe und sorge dafür, dass ich wieder auf die Beine komme. Denn mein Leben ist wertvoll und schön. Dieses Kapitel habe ich verstanden und bin dran ihn zu gehen, so weh es auch manchmal tut und viele Konsequenzen dieser Weg auch bedeuten mag. Lernprozess: Ich bin verantwortlich für mein Glück, meine Gedanken, meine Gefühle und übernehme Verantwortung für mein Handeln. Ich zeige meinen Weg und meine Grenzen und akzeptieren den anderen seine Gedanken, Gefühle, Grenzen und seinen Weg - egal, wohin er führt und was ich davon halte. Kapitel immer noch nicht begriffen: Hinsetzen, über die Bücher gehen, Repetieren und lernen bis zum Umfallen und beim nächsten Mal: besser machen!

    Liebe Grüsse
    freigeist

    Hallo Susi

    Deine Geschichte berührt mich. Hat auch einige Parallelen zu meiner. Bis auf die Tatsache, dass mein ehemaliger Partner nicht den Mumm hatte, mir mitzuteilen, dass er seit ca. 10 Jahren Alkoholiker ist und nach längerer Kennenlernphase (auch Internet), auch mit Besuchen, mit ganz viel und täglichem Austausch zu mir gezogen ist. Viele km von seiner Heimat weg. Er ist ab und an die erste Zeit zu beruflichen Engagements in seine alte Heimat. Erst als dies wegfiel ist mir eine Veränderung aufgefallen und es kam eben heraus, dass er Alkoholiker ist. Er selber hat es mir nicht gebeichtet. Zuerst liess er mich und seine Eltern im Glauben, er habe zu trinken aufgehört (seit er mich kennt - so war die Geschichte seinen Eltern gegenüber) und leide unter dem Druck trocken zu bleiben. Ich würde zu viel Druck auf ihn ausüben, zu viel Verantwortung, zu viel Alltag, etc...und so gerate er in Gefahr zu trinken. Was hab ich mir für Vorwürfe gemacht und Sorgen. Er erzählte, er habe alleine den Entzug gemacht. Er braucht keine Hilfe. Er schafft es ganz alleine. Ich habe alles geglaubt. Mich parallel hier reingelesen und je länger wie mehr ist die ganze Geschichte zusammen gefallen. Er hat gar nie aufgehört gehabt mit dem Trinken. Er hatte das Problem, dass die Auszeiten von Familie wegfielen und er nicht mehr versteckt trinken konnte. Da geriet er in enormen Druck und so kam es zu einer enormen Veränderung in seinem Wesen, seinem Auftreten, aber auch bei seinen Gefühlen. Ich stand und stehe praktisch zwischen ihm und der wundervollen Geschichte von einem Mann, der er sein möchte, sowie im Weg, weil ich ein weitertrinken nach alter Gewohnheit und versteckt niemals mitmache. Somit sind seine Gefühle mir gegenüber nicht mehr vorhanden. In diesem Kampf gewinnt immer der Alkohol.

    Ich schreibe Dir diese meine Geschichte, um Dich vorsichtig werden zu lassen. Im Nachhinein würde ich NIEMALS einem Alkoholiker glauben, dass er ernsthaft trocken ist oder werden will, wenn er behauptet, er macht das alleine auf seine Art und Weise. Ohne fachliche Hilfe, ohne Selbsthilfegruppe, ohne med. Begleitung, ohne ernsthafte Arbeit an sich selber und ganz klare konsequente Schritte und Einsichten. Ich war, was Alkohol betrifft geradezu verblödet naiv. Ich habe in der Tat überhaupt nichts bemerkt.
    Und wie das Forum hier mich auch lernte: Ein Alkoholiker wählt sich nicht von ungefähr seinen Partner. Menschen wie ich und ev. auch Du bringen die idealen Voraussetzungen einer Co. Gemeinschaft. Pass also gut auf Dich, Dein Leben, Deine Grenzen auf.
    Mich hat die Liebe zu diesem nach wie vor wundervollen Mann (wenn er sich selber ist; wenn der Kern dieses Menschen eine Chance hat und die Euphorie der Verliebtheit eben noch da ist...) fast zu Grunde gerichtet. Ich habe mich praktisch mit meinen Bedürfnissen und Grenzen aufgelöst aus Liebe zu ihm. Eine Suchtkrankheit frisst die Seele und alle Energie sowie die ganze Liebe und Zweisamkeit auf; teilweise auch den Geist. Nicht nur des Suchtkranken, leider auch der Menschen, die einen Suchtkranken lieben und sich emotional nicht abgrenzen können (ein liebender Partner ist schon alleine durch diese Emotionalität, Nähe und die Liebe nicht fähig, seinem suchtkranken lieben Menschen zu helfen....so traurig dies auch ist). Die Gefahr in diese Lawine mitgerissen zu werden und sich zu verlieren ist gewaltig. Alleine kommt ein Mensch aus so einer Sucht nicht raus. Davon bin ich absolut überzeugt. Und die Wahrscheinlichkeit, dass Du da reingerissen wirst in einem ungesunden, tief verletzenden und sehr gefährlichen Mass ist auf diese Art und Weise zu hoch. Wenn er wirklich von seiner Sucht weg will, dann alleine. Dann mit fachlicher Hilfe. Dann in jeder Konsequenz. Ihr könnt in Kontakt bleiben. Dies ist die einzig gesunde Stütze in dieser Zeit, die Du ihm geben kannst. Wenn er will, kannst Du ihn auch zu gewissen Terminen mit der Zeit begleiten. Aber ER ALLEINE ist in der Handlungsnot. Für SEIN LEBEN. Und erst wenn er dieses wiedergewinnt. Dann kann er es auch mit einer Partnerin/Dir teilen, geniessen, verplanen.
    Alles andere ist, wie Meilnak hier so schön und desillusionierend ausdrückt: eine Seifenblase! Eine verdammte schmerzhafte; eine die Dich schnell zu einem Menschen formt, von dem Du gar nicht wusstest, dass Du zu solchen (Verzweiflungs-) Taten, Worten, Handlungen fähig bist.

    Alles Gute Dir!
    freigeist

    Liebes Forum.
    Ich möchte Euch danke sagen. Danke für Euere Sichtweisen, Denkweisen für Euere Lebenskraft und -bejahung und Euere kompromisslose Ehrlichkeit.
    Zu euch und den Neulingen.
    Ich habe bereits einiges bei euch erkannt und für mich mitgenommen.
    Die nächsten Wochen und Monate werde ich euch hier erhalten bleiben, um weiter von euch zu lernen und mein Leben umzustrukturieren. Um an mir selber und meinen Mustern zu arbeiten.
    Manche Erfahrungen - egal wie schlecht sie auch sind, sind eben die besten, die man machen kann. Ich glaube, meine Berührung mit dem Alkohol - wenn auch als Co. und somit mit euerem Forum, war das beste und längst überfällige, was mir in meinem Leben widerfahren musste.
    Einige Minuten bis Mitternacht. Einige Minuten bis zu einem neuen Tag. Ein guter Moment um sich vorzunehmen, von jetzt ab, sein Leben Tag für Tag, neu anzugehen und alles Unnötige aus seinem Leben abzustossen und allem Wertvollen mehr Platz einzuräumen. Tag für Tag in sich hören und aktiv an sich selber arbeiten. Sich uns sein Leben neu anzupacken und Eigenverantwortung zu übernehmen. Das ist mein Ziel.
    Und nun erst Mal: Gute Nacht!

    Zitat von Lori


    Ich weiß noch genau wie es war die trinkerei,aber da war ich wenigstens für kurze Momente mal fröhlich.Heute weiß ich nicht mehr was lachen heißt.
    Es war auch die Hölle,sowas bleibt in Erinnerung.

    -> Lori, Du warst auch schon nüchtern glücklich. Der Alkohol mag Dir eine künstliche Fröhlichkeit für einen kurzen realitätsfremden Moment geben. Die Realität danach wird aber blos dafür sorgen, dass Dein Glück sich anscheinend noch besser versteckt. Du wirst noch mehr Energie aufs Leid und unglücklich sein, aufwenden müssen. Noch tiefer wegrutschen ins Tal des Unglücks. Du kannst gar nicht mehr lachen? Glaub ich Dir nicht. Du machst das Lachen abhängig von einem Mann an Deiner Seite, der Dich anscheinend liebt?! Sehr wenig durchdacht, Lori. Ich könnte Dir von tausenden von Frauen berichten, die sehr wohl täglich einen Mann an ihrer Seite haben und dieser sie wahrscheinlich auf irgendeine kranke Art und Weise auch liebt. Jedoch haben diese Frauen absolut nichs zu lachen. Erlaube Dir zu lachen, Lori. Es ist nicht schwer. Eine DVD vom Mr. Bean?! Kennst DU Shaun, das Schaf (siehe Youtube), ein Spaziergang barfuss durch den Regen oder ein Gewitter... Hast Du ein Haustier? Zieh ihm was lustiges an... Schmeiss Dich in völlig bescheuerte Klamotten und mach Fotos... Mann...Lori... hör Dir die Geschichten Deiner Tochter an...ich bin sicher, dass Du über einiges innerlich lachen musst...
    LORI, ERLAUBE ES DIR, SCHÖNES ZU SEHEN UND ZU LACHEN. GLÜCKLICH ZU SEIN! Suche nicht weiter Gründe für den Alkohol. Das bist gerade nicht DU! Es ist Dein Suchtgedächntnis. Räume dem ganzen nicht diese Energie und Kraft ein.

    -> Manche Momente können nur wenige Minuten dauern und trotzdem das ganze Leben mit Liebe, Wärme ausfüllen und ein ganzes Leben verändern. Es geht nicht um die Dauer, Lori. Die ist unwesentlich. Es geht um die Qualität. Wenn Du es nicht zu probieren wagst, kannst Du es nicht erfahren.
    Alles Liebe, freigeist.

    Hallo Melanie

    Wut: Ja. Enttäuschung: Ja. Frust?! Nein. Aber Trauer und auch das Gefühl einer unendlichen Einsamkeit. Ich habe letztes Jahr, Ende August meine einzige Schwester und eigentlich meine einzige Familie verloren. Sie ist an akuter Leukämie verstorben. Hat 3 Jahre lang einen sehr tragischen, sehr mutigen und unglaublich leidvollen Kampf gekämpft, in dem ich ihr eigentlich gar nicht beistehen konnte. Wir wohnten viele Kilometer auseinander und ich befand mich in einer Risikoschwangerschaft als die Ärzte bei ihr akute Leukämie feststellten. Ich durfte nicht reisen, war auch nach der Geburt meines Kindes gebunden und konnte nicht weg, denn mein Kind war viele Wochen im Krankenhaus und es dauerte mind. 3/4 Jahr bis mein Baby über dem Berg war. Gleich danach war ich mitten im Aufbau meiner Selbständigkeit und kurz darauf zerbrach an all diesen und einigen Problemen, die mein damaliger Partner aus seiner ehemaligen Beziehung noch mitschleppte, meine Partnerschaft. Ich blieb alleinerziehen mit einem 4jährigen und einer etwas über ein Jahr alter Tochter; mit einem Geschäft. Musste ein dach über dem Kopf organisieren, alles neu anschaffen, meine Kinder auffangen... meine Schwester blieb auf der Strecke, sie kämpfte viele km weiter ihren Kampf ums Überleben. Ich wollte nie wahrhaben, dass sie diesen Kampf verlieren könnte. Ich dachte, wir hätten noch viel Zeit. Meine kleine Tochter konnte sie nicht mehr kennenlernen.
    Als ich mich einigermassen neu zurechtfand in meinem Leben als alleinerziehende, kam völlig unerwartet dieser Mann in mein Leben. Wir haben monatelang uns ausgetauscht, Gespräche geführt, uns besucht. Ich wusste absolut gar nichts von seinen Alkoholproblemen oder Schulden. Er hat mit allem hinterm Berg gehalten. Ich habe mich in ihn verliebt. Er hat eine Person geschaffen, die all die gleichen Sehnsüchte, Träume, Werte, Ziele, Hoffnungen zu haben schien wie ich.
    Er hatte dann Stress an seinem damaligen Arbeitsplatz, der Gehalt wurde ihm nicht ausbezahlt und wir haben uns darauf geeinigt, dass er zu mir ziehen soll. Dass wir zusammen sein wollen. Ich wusste auch dort noch nichts davon, dass er seit Monaten seinen Mietzins nicht bezahlt hatte, dass er Schulden ohne Ende hatte, dass er seit einem Jahrzent trinkt, dass er sich sein Leben zurechtlügt. Er hat alles schön weggehalten. Ich konnte nicht dahinterkommen. Seine Eltern wissen wohl noch heute nicht, dass er nie aufgehört hat mit dem Trinken. Er hat jedem die Geschichten erzählt, die die Menschen hören wollten. Hat sich seine Welt so hinmanipuliert, dass er nie unterging. Ich war sein Rettungsanker. Den hat er ergriffen und ich konnte nichts merken. Er hat seine Rolle perfekt gespielt. Ich weiss nicht mal, ob da jemals Gefühle im Spiel waren, seinerseits. Er brauchte dringend Geld, ein Dach überm Kopf, bei mir hat er es bekommen. Und auch die Hoffnung, dass ihn jemand vom Alkohol heilen könnte. Ich habe auch seine Schulden bezahlt, als nach und nach herauskam, in welche Situation er sich hineinmanövriert hatte. Er hat es argumentiert mit seiner Selbständigkeit. Er ist eben ein Künstler. etc. etc. Ja, ich habe es geglaubt. Ich, seine Eltern, der Rest der Welt. Er ist mehr als überzeugend. Er glaubt sich ja selber. Ich glaube, er kann schon selber nicht mehr unterscheiden, was genau wahr und unwahr ist.
    Ich bin aus allen Wolken gefallen, als er anfing, sich zu verändern. Das wurde erst bemerkbar, als er nicht mehr pendelte zu seinem alten Arbeitsplatz für manche Vorstellungen, die er noch zu erfüllen hatte. Erst als er diese Tätigkeit beendet hatte und hier vor Ort einen neuen Job anfing und somit keine Möglichkeit mehr hatte, alle paar Wochen seine Abstürze klangheimlich zu zelebrieren. Er konnte nicht mehr Alkohol trinken, ohne dass es aufgefallen wäre. Er musste wohl gegen Ende ein riesen Versteckspiel betreiben und da erst merkte ich, dass er anders ist. Verändert. Aber ich kam nicht auf Alkohol. Wie auch??? Ich selber trinke nie was. Nicht mal Kaffee. Rauche auch nicht. Er trank in der ganzen Zeit auch nie was neben mir. Wie hätte ich drauf kommen sollen, dass ich mein Leben mit einem Alkoholiker führe??? Er hat mir eine Geschichte vorgegaukelt, um seinen Arsch zu retten. Als ich ihm hier den Job beschafft habe, er dazu auch plötzlich schuldenfrei war (bis auf Schulden seinen Eltern gegenüber), da fing er an, sich nach seinem Leben zurück zu sehnen. Nun wollte er wieder zu seiner einzigen Liebe, seinem Alkohol. Und hatte das Problem, dass er es geheim halten musste, da ich ja ahnungslos war. Seine Wesensveränderung machte mich misstrauisch. Ich grübelte, führte Gespräche, dachte sogar, er hätte ne andere. Hat er mir zuletzt auch mehr oder weniger vor seiner Dienstreise auch verkauft. Er hätte alles gesagt, um endlich in Ruhe seinem Alkohol frönen zu können. Ich habe ein Jahr lang NICHTS bemerkt. Erst seine Mutter liess mich dann vermuten, ich lebe mit einem trockenem Alkoholiker zusammen. Und er hat das bestätigt, als ich ihn per Tel. damit konfrontierte. Er hatte plötzlich eine neue Geschichte: Er sei trockener Alkoholiker und traute sich nicht, mir das zu erzählen und er hätte seine Strategien gegen Saufdruck entwickelt und ich habe diese behindert. Er konnte nicht einfach Rad fahren, raus gehen, alleine sein...da waren Kinder, Familie, unbefriedigende Arbeit, da er ja Künstler ist und nun seine Kunst Menschen in Anzügen verkaufen muss, die eh nichts begreifen. Etc. Etc... Ich habe ihm das abgenommen. Habe mir so viele Vorwürfe gemacht. Na klar, jemand der mitten im Entzug ist, dem waren einige Situation def. zuviel. Er hatte ja keinen, mit dem er darüber reden konnte, oder jemanden, der ihn fachlich begleitete.
    Erst seit 4 oder 5 Tagen weiss ich nun, dass er nie aufgehört hat, zu trinken. Er hat zugegeben, dass er auch jetzt einige Biere zum besser einschlafen trinkt... Er hat überhaupt keine Einsicht. Er ist nicht bereit, sich einzugestehen, dass er ein Alkoholiker ist. Dass es nicht seine erste Freundin, nicht seine Arbeitslosigkeit, nicht seine Beziehungsprobleme, nicht seine Selbständigkeit, nicht sein Liebeskummer, nicht seine Einsamkeit, nicht der jetzige Familienstress sondern immer nur alleine und einzig ER ist, der trinkt, weil er nicht anders kann. Weil er süchtig und schwerst krank ist.
    Nein, ich bin nicht neidisch und auch nicht eifersüchtig. Worauf denn? Aber ich fühle mich sehr, sehr belogen und betrogen. Auch wenn er krank ist, auch wenn ich unglaublich naiv sein sollte, ich hab mir einfach nie vorstellen können, dass Sucht Menschen dazu treiben kann, eine Alleinerziehnde emotional, finanziell und mental dermassen auszupressen. Dermassen hinters Licht zu führen. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass dieser Mann sowas drauf hat. Ich weiss, er ist krank. Es ist seine Sucht. Aber kann ein Süchtiger dermassen gewissenlos sein?! Kann er dermassen mit Menschenseelen und den Herzen kleiner Kinder spielen???
    Mit seinen eigenen Eltern????
    Ich bin einfach zu naiv für diese Welt. Zu blöd. Zu wenig aufgeklärt. Es gibt Dinge, die ich mir nie vorstellen kann. Auch für mich war ein Alkoholiker, ein Penner von der Parkbank, der ungepflegt ist und immer nach Alk stinkt. Nein, ich habe nichts gewusst und nichts bemerkt. Ich muss wohl unendlich bescheuert sein.
    Und ja, ich fühle mich allein. Weil ich immer wieder alleine mit meinem Weltbild da stehe. Du sprichst Melanie davon, dass es Dir gut geht alleine. Dass Du jemanden an Deiner Seite haben möchtest, der Dich sein lässt, wie Du bist, Dich nicht einschränkt. Das gibt es nie zu 100%. Ein Leben zu zweit fordert immer ein gewisses Aufeinander Abstimmen. Ich bin ein sehr toleranter Mensch. Mir ist das Innere eines Menschen wichtig. Ich lebe und liebe sehr gerne. Für mich ist es erfüllend, mein Leben mit einem Partner zu teilen, der die gleichen Ziele, Träume, Lebenswerte hat. Bin ich deswegen Co??? Weil ich ein Leben zu zweit einem Leben alleine den Vorzug gebe. Nein, kaum. Was kann man dagegen tun, wenn der gegenüber alles darauf legt, Dir was vorzuspielen, um seine Sucht ausleben zu können, sein Kartenhaus nicht zusammenfallen zu sehen?! Ich bin sicherlich jemand, der gerne hilft, der auch gerne umsorgt. Aber ich bin niemand, der völlig aufopfernd ist und sich selber vergisst. Blos jemand, der gerne mit sich und genauso gerne mit sich und der Familie ist. Und dazu gehört für mich eben auch ein männlicher Gegenpart. Wenn ich wirklich auf etwas eifersüchtig bin, dann auf die Menschen, die ihre Liebe über Jahre pflegen und bewahren konnten... Ja, sowas wünsche ich mir. Und ja, mich erfüllt ein Familienleben. Und ja, ich bin traurig, dass der Mensch, den ich liebe, eine Fiktion war. Erfunden von einem Süchtigen, der blos seine unsterbliche Liebe zu seiner Flasche in Kopf hatte.

    und fühl mich unendlich einsam.

    Hallo Melanie

    Doch, für mich hat sich sehr viel geändert. Innert 3 Wochen ist mein ganzes Leben, alle meine Träume, Hoffnungen, meine Liebe zu Boden geschmettert worden. Der Mann, den ich kennengelernt und liebengelernt habe, gibt es anscheinend überhaupt nicht. Er wurde von meinem Partner in seinem Wunsch- oder seinen Suffträumen für mich und meine Kinder entworfen.
    Zuerst musste ich mich mit der Frage auseinandersetzen, dass er ein trockener Alkoholiker ist und wohl in Gefahr wieder zu trinken, und dass ich in meiner Unwissenheit seiner Krankheit, so ziemlich alles falsch gemacht habe und ihn nicht mit unterstützen konnte, trocken zu bleiben.
    Ich musste mich mit seinen Vorwürfen an mich auseinandersetzen und bin fast durchgedreht und hab mich und jede meiner Handlungen reflektiert. Mich klein, doof und hässlich sowie unfähig gefühlt, einen Menschen, den ich liebe, zu spüren etc.. Ich habe an ALLEM und zumeist an mir selber gezweifelt.
    Dann wiederum einige Tage später musste ich erkennen, dass nochmals alles Lug und Trug ist. Mein Bezug zu seiner Mutter für sie nur dann eine Wertigkeit hat, wenn ich für ihren Sohn entsprechend funktioniere und die grosse Retterin spiele. Dass all meine kleinen und grösseren Hilfestellungen weder zählen noch bemerkt werden und ich knallhart von jedem fallengelassen und manipuliert werde, wenn ich nicht so reagiere, wie sich die Menschen das vorstellen. Ich musste erfahren, dass mein Partner gar nicht trocken ist. Dass er seine Alkoholsucht überhaupt nicht ernst nimmt und weiterhin sich und der ganzen Welt ein Theater vorspielt. Ich musste erkennen, dass all meine Träume und all meine Liebe einer fiktiven Person gehören, die er gar nie sein kann und will. Und während ich hier mit Tränen kämpfe, mein Leben wieder versuche irgendwie in meine Hände zu nehmen, mich unendlich einsam, verarscht, belogen und betrogen fühle.... während ich kaum noch Energie habe, weiter zu machen und Gefahr laufe, alles zu verlieren, da wird nun mein Partner tausende Kilomenter weiter seinem Alkohol, seinen Lügen, seiner Traum- und Scheinwelt und seinen Trostpflastern frönen. Er wird nicht einen Gedanken an die Menschen verschwenden, die er verzweifelt auf dem Weg zurücklässt. Nicht einen Gedanken an seine Mutter, die heute Geburtstag feiert oder an die Kinder, die wieder einmal die Tage zählen, ihn wieder zu sehen. Nicht einen Gedanken an seine Sucht und was sie aus ihm, seinem Leben und dem Leben anderer Menschen macht, die er anscheinend liebt.
    Warum auch?! Ihm gehts ja jetzt gut. Er konnte sich noch einmal aus dem Supf in letzter Sekunde retten. Eine Idiotin hat seine Schulden bezahlt, ihn monatelang finanziert, ihm einen Job gefunden, trägt weiterhin alle Kosten und Verantwortung alleine und er, er ist wohl traurig, dass er seine geliebte Theaterwelt aufgeben musste. Er tröstet sich damit, dass er nun sein Geld zusammensparen kann und sich wieder alles für seine erneute Selbständigkeit kaufen kann. Es gibt ja keine Verpflichtungen. Die Schulden gegenüber seiner Eltern sind irrelevant. Mich zu fragen, wie es für mich war, mit meinen beiden Kindern alle seine Schulden abzuzahlen: irrelevant. Er kann Geld sparen, hat eine Arbeit, kann seinem Alkohol frönen und wird sich im Zweifelsfall eine neue dumme Bewunderin suchen, der er liebevoll und gefühlvoll von seinen Träumen und Plänen vorschwärmen kann...bis sie ungemütlich wird und ihm und seiner einzigen Liebe, dem Alkohol, im Weg stehen wird. Bis sie unbrauchbar wird und mit jemand anderem ersetzt.
    Ich bin so traurig und fühle mich so alleine und einsam und energielos heute, ich kann es gar nicht mehr in Worte fassen.

    Lieben Gruss, freigeist.

    Zitat von lottemotte

    Hallo Freigeist,

    das Wichtigste ist, dass Du jetzt für Dich Verantwortung übernimmst. Du wirst niemanden helfen, wenn Du keine Kraft mehr hast. Du bist die Oberste Priorität. Überlege Dir wo sind Deine Kraftquellen. Sage ihm Du brauchst Zeit für Dich. Die Gefahr ist groß, dass auch Du krank wirst. Das ist wie eine Spirale, die Dich nach unten zieht. Ich kenne das gut, ich habe nicht mehr geschlafen und mich nur noch unzulänglich gefühlt. Auf der Arbeit habe ich auch meine Leistung nicht gebracht. Glaub mir es ist ein Teufelskreislauf. Er wird Dich aussaugen. Du bist die Einzige, die es stoppen kann. Entweder Du machst weiter und brichst zusammen oder Du ziehst für Dich die Notbremse und sorgst für Dich und stärkst Dich und grenzt Dich von seiner Sucht ab. Es ist seine Baustelle.

    LG LotteMotte

    Genau vor dem habe ich Angst. Und genau diese Spirale spüre ich zur Zeit.
    Danke für Deine Zeilen LotteMotte

    Liebe Nici

    Danke für Deine Zeilen. Ich erwarte nicht Dankbarkeit MIR gegenüber. Ich hatte gehofft, dass ich einen Menschen getroffen habe, der so klug ist, um zu erkennen, dass er dem Leben gegenüber dankbar und demütig sein sollte. Ich habe erkannt, dass er vieles innerlich sieht und weiss, aber nicht fähig ist zu leben. Da seine Sucht sein Leben fest in der Hand hält und ihn entsprechend steuert, inkl. seiner Gedanken und Empfinden, seiner Lust, seiner Geschmacksinne...sein ganzes ICH. Es ist erschreckend. Und nachvollziehbar,dass er sich der Wahrheit nicht stellen mag...sie muss furchtbar Angst einflössen.
    Ich brauche keine weiteren Entschuldigungen und keine Anerkennung für meine Leistung, was ich getan habe, habe ich freiwillig, aus Überzeugung, Glauben und Liebe getan.
    Respekt und Liebe?! Ja, das wünsche ich mir. Das sind nun mal die Grundsteine einer jeden Beziehung. Wie soll man dies aber mit einem Menschen leben, der durch seine Sucht gar nicht mehr fähig ist wirklich zu empfinden?!
    Seit ca. 3 Tagen weiss ich nun, dass er gar nie aufgehört hat zu trinken. Das beantwortet nun alle meine Fragen und das Bild fügt sich nun. Ich habe nämlich schon an meinem Verstand gezweifelt. Nun kenne ich den Grund für all diese völlig irrationalen Handlungen, Äusserungen, Wesenszüge, die mir so fremd waren. Ich weiss blos nicht, ob ich all das in mein Leben reinlassen möchte. Zur Zeit weiss ich nicht, ob och ihn einfach alleine lassen soll. Der Selbsterhaltungstrieb, den Du beschreibst.
    Ich weiss nicht, ob er übehaupt noch stark genug ist, den zu aktivieren. Die Sucht beherrscht ihn schon so lange und er ist schon so sehr geübt in Erfinden der eigenen Wahrheiten, die ihm auch noch zu viele abnehmen.
    Ich weiss zur Zeit nicht, was ich noch mehr schreiben soll. Es tut einfach weh, erkennen zu müssen, wie schlecht es um ihn steht. Und dann noch alleine mit diesem Wissen zu stehen. Würde ich das Gefühl haben, dass er unbedingt trocken werden will, nur ein klein wenig von dieser Härte, dieser schonungsloser Ehrlichkeit entdecken, die ich bei so vielen Schreibern hier bemerke, die täglich hart um ihre Gesundheit und ihr Leben kämpfen, dann würde ich innerlich mehr Mut und Hoffnung haben.

    Du hast noch einige gute Fragen an mich gestellt. Da sich die Situation in den letzten Tagen für mich völlig gedreht hat, weiss ich so gar nicht mehr recht, wo ich stehe.
    Mein Partner ist von seiner Dienstreise über Ostern erst mal zurück gekommen. Wir hatten uns zu dem Zeitpunkt über eine Woche gar nicht mehr gesprochen gehabt. Auch nicht schriftlich ausgetauscht. Ich musste ja erst mal all die Informationen bis zu dem Zeitpunkt verdauen und wusste auch gar nicht, was ich von seiner Aussage halten soll, dass er mich eben nicht liebt und lieber alleine für sich wäre... etc... Einige Tage, Wochen vor dieser Aussage sah alles nochmals anders aus.
    Als er mit seinen Koffern nun vor mir stand und einfach mal anfing, mir nichts, Dir nichts mitten in der Nacht Smalltalk zu betreiben und von seiner Reise zu berichten (was mich unter anderen Umständen auch interessiert hätte), habe ich ihn unterbrochen und meinte, wir müssten jetzt reden. BEVOR meine Kinder ihn zu Gesicht bekämen und vor lauter Begeisterung am nächsten Tag, ihm um den Hals fallen. Ich muss wissen, wo wir stehen und was genau los ist. Er hat herumgestammelt. Er sei müde, wüsste nicht...etc... Daraufhin habe ich ihn inkl. Koffer zu seinen Eltern geschickt. Mitten in der Nacht. Er hat mir nochmals erklärt, er wüsste nicht wie es um seine Gefühle steht. Er stehe unter Druck.
    Nachdem er bei seinen Eltern angekommen ist und mit ihnen wohl lange Gespräche geführt hat, habe ich am nächsten Abend eine Nachricht per E-Mail von ihm bekommen, er würde nun gerne Heim kehren. Ich habe nichts darauf zurück geschrieben. Was sollte ich denn mit diesem 3 Zeiler anfangen?! Den Tag darauf habe ich mit meinen Kindern in der Natur verbracht und genossen. Am Abend bekam ich einen Anruf seines Vaters, mein Partner sei nun unterwegs, er wolle nochmals mit mir reden. Ich soll ihm unbedingt eine Chance geben. Ich war mir unschlüssig. Eigentlich war doch alles gesagt. Vor allem war ich, bin ich sehr verletzt.
    Als er dann vor der Türe stand, hat er einfach geschwiegen und ich habe ihn auch gelassen. Er meinte, er würde mich lieben. Er hätte sich ausschlafen können und aussprechen. Er möchte es mit mir besser machen. Ich habe ihn auf seine Alkoholsucht angesprochen, ihn gefragt, wie man von einem auf den anderen Tag nun doch lieben kann und ob was ich ihm überhaupt noch glauben soll... Als er merkte, dass er gegen meine Mauern nicht ankommt und reden muss, ist er wieder weggefahren. Ich habe seine Eltern angerufen, um ihnen mitzuteilen, dass er wieder auf dem Weg zurück ist, da hat seine Mutter - die ich bis anhin wie meine eigene Mutter empfand - mir in das Telefon reingebrüllt: es seien immer zwei schuld und sicher nicht ihr Sohn alleine und sie müsse eins noch sagen, sie fühlten sich von mir ausgenutzt! Da ist die Welt für mich zusammengebrochen und ich wollte wissen, was er ihnen erzählt hat und wie es zu so einer Meinung kam und habe meinen Partner angerufen, er soll das bitte mit mir klären.
    Ich habe ihm all alles mögliche an den Kopf geworfen und bin all meine schlechten Gefühle und Verletzungen losgeworden. Er hat mich in dem Moment aber gehalten und getröstet. Wir haben miteinander lange geredet. Dabei ist herausgekommen, dass er nie aufgehört hat mit dem Trinken. Er trinkt nach wie vor. Hat immer wieder neue Gründe. Mal war es die Trennung vor seiner Exfreundin (vor x Jahren), dann Arbeitslosigkeit, dann Schulden, dann Einsamkeit, dann Liebeskummer, nun der familiäre Druck und die Verpflichtungen...
    Wannimmer er dienstlich weg ist, trinkt er. Wenn die Trinkpausen - erzwungen durch die Nähe der Kinder und mir - zu lange dauern gerät er unter Druck. Schlechte Laune, Anspannung, innere Aggressionen, alles ist schlecht, innere Leere. Nichts macht Spass, keine Kraft für gar nichts.
    Er konnte die Tage bis zu seiner jetzigen wiederholten Abreise hier bleiben. Nun stehe ich da und weiss nicht weiter. Ich weiss nicht, wie ich mit all dem umgehen soll. Er sagte zwar, er will fachliche Hilfe, ich merke aber, dass er nicht soweit ist. Er ist nicht ehrlich genug. Als ich ihn gefragt habe, wann er das letzte Mal getrunken habe, kam zuerst, er wisse es nicht. Dann kam, letztes Jahr im Dezember. Zum Schluss kam raus, er hätte auch auf dieser Dienstreise getrunken. "Aber nur 3 Bier zum Einschlafen". Ich glaube, er merkt es nicht. Er will es nicht wahrhaben.
    Und ich?! Innerlich, mein Herz liebt ihn. Ich liebe den Menschen, den ich OHNE Alkoholeinfluss kennenlernen durfte. Dieser Mensch ist wundervoll. Ich kann mir ein Leben mit dem Menschen, zu dem er aus diesem Alkoholdruck mutiert, überhaupt nicht vorstellen. Ich bin total gespalten. Ich habe durch seine Eltern /Mutter ein furchtbar schlechtes Gewissen. Sie hat sich heute bei mir tel. entschuldigt. Sie meinte dies nicht so. Sie war nur verzweifelt und die Nerven lagen blank. Ich bin masslos enttäscht. Auch wenn ich sie irgendwie verstehen kann. Sie liebt ihren Sohn - um jeden Preis. Ich wette, sie haben keine Ahnung, dass er immer noch trinkt. Und ich glaube, es würde auch überhaupt keinen Sinn machen, es ihnen zu erklären. Sie wollen es nicht wahrhaben. Sie wollen nicht sehen, wie schlecht es um ihn steht. In mir kämpfen nun zwei Seiten: Soll ich seine Sachen zusammenpacken und alle bei seinen Eltern deponieren. Ihn sein Leben leben lassen. Dann hat er halt wieder einen Grund zum Trinken. Er wird ihn doch eh immer haben. Oder soll ich versuchen auf fachliche Hilfe zu drängen?! Wieviel Chancen soll denn das haben, wenn jemand nicht mal zu sich selber ehrlich ist?!
    Ich bin innerlich verzweifelt und ratlos. Mag sein, dass ich eine Co. Abhängige bin. Ich habe diesen Mann so nicht kennengelernt und ich habe nicht weggeschaut. Dadurch, dass ich hingeschaut und gedrängt habe, kenne ich nun die Wahrheit. Blos fällt es mir deswegen noch lange nicht leicht, ihn einfach von heute auf morgen fallen zu lassen und die Seite von ihm zu vergessen, die ich eben liebe und schätze. Auch wenn ich das wohl werde tun müssen. Ich weiss es nicht. Eins ist sicher, er nimmt unglaublich viel Energie. Ich kann mich nicht so abgrenzen, dass er mir egal ist. Ich selber bin mir nicht egal, aber er ist es mir genauso wenig. Es tut weh, zu sehen, wie schlimm es um ihn steht und das Gefühl zu haben, die einzige Sehende zu sein, während alle andere sich einfach lieber blind stellen wollen. Ich habe Angst, dass seine Sucht ihn zu stark in den Fängen hält und er ganz schlimm enden wird. Nein, das ist mir nicht egal. Zu einem nicht, weil ich ihn liebe. Zum anderen, weil meine Kinder ihn mind. genauso lieben. Es ist einfach nur eine Verschwenung. Verschwendung von wundervollen Eigenschaften und Lebenszeit. Zur Zeit macht es mich traurig und es fällt schwer, dies weg zu stecken. Ich bin froh, dass er dienstlich weg ist. Damit ich ihm nicht in die Augen sehen muss und mich fragen muss, warum er sich das antut. Und warum er den Menschen das antut, die ihn lieben. Warum die Liebe ihn überhaupt nicht mehr wirklich im Herzen erreichen kann und ihm Kraft geben kann, sich von seiner Sucht weg zu reissen.

    Zitat von sonne5

    Liebe freigeist,

    dass hört sich wirklich an wie ein Schlag ins Gesicht!
    Es tut mir sehr leid für dich und die Kinder, zugleich bewundere ich dich jedoch für deine überzeugte Einstellung.
    Die Einstellung es auch allein mit deinen Kindern zu schaffen, ihn gehen zu lassen und vor allem die Erkenntnis dass Liebe allein nicht ausreicht.

    So geht es auch mir, dass einzige was mich und XY verbindet ist, dass wir uns sehr lieb haben... aber obwohl man es nicht glauben will - die Liebe und die Zuneigung einander ist für eine Partnerschaft zu wenig. Und genau diese Einsicht tut sehr weh und will man oft nicht glauben.
    Auch ich versuche jetzt auf mich und mein Kind zu schauen, zu planen usw. um ihn langsam in den Hintergrund rücken zu können. Das fällt mir sehr schwer, aber auch ich muss akzeptieren dass er trinken will, die Geselligkeit mit Alkohol haben will. Es geht oft gar nicht darum dass er wegen der Sucht nicht anders kann - nein er will es auch so!

    Ich bewundere Dich für deine tapfere Einstellungen und nehme mir ein Beispiel an Dir!

    LG und viel Kraft schickt dir die
    sonne :)

    Liebe Sonne (so ein schöner Nick ;))

    Du brauchst mich nicht zu bewundern. Ich glaube nicht, dass es besonders viel was mit Tapferheit zu tun hat - meine Einstellung. Ich merke blos, was er bei meinen Kindern auslöst (5.5 und 2.5) und habe Angst. Angst, dass sie Narben auf ihrer Seele davontragen und ich sie nicht richtig auffangen kann.
    Meine Tochter (2.5) liebt ihn abgöttisch. Es vegeht kein Tag, dass sie morgens nicht zuerst seinen Namen erwähnt, dass sie tagsüber, wenn wir was unternehmen, nicht an ihn denkt, dass sie ihm nicht etwas zeigen möchte, was sie gerade toll findet oder etwas vermisst, was sie mit ihm geteilt hat. Abends wenn es zu Bett geht, ist ebenso die letzte Frage, wann er denn wieder da ist. Manchmal, wenn sie im Bettchen noch halbwach liegt und die Eingangstüre vom Haus zuschlagen hört, dann kommt aus ihrem Zimmer, der hoffnungsvolle Ruf seines Namens.
    Es macht mich so traurig.
    Mein Sohn zählte die Tage bis Ostern, weil es ja hiess, dann wäre er wieder da....ich habe ihm erzählt, dass er krank sei und nicht mehr kommen könnte. Er fing an zu weinen. Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass er so krank ist, dass ihm nur Ärzte helfen könnten und wir nicht und dass er jetzt Ruhe für sich braucht. Da meinte mein Sohn: was ist denn, wenn ich auch krank werde, dann wären er und seine Schwester ganz alleine...
    Stark sein für meine Kinder, sie abzulenken, aufzufangen, Tränen zu trocknen - das ist so schwer, wenn man selber noch so traurig und aufgewühlt ist. Es tut mir weh und macht mich wütend, dass er zugelassen hat, dass die Kinder ihn dermassen ins Herz schliessen, ohne dass er wirklich echte Gefühle und ein echtes Interesse ihnen oder mir gegenüber hatte.
    In diesen Tagen kam nicht einmal die Frage, wie es ihnen geht, oder auch nur der Gedanke, ihnen eine kleine Freude zu machen, ihnen zu zeigen, dass er auch an sie denkt und es ihn gibt.
    Sein ganzes Leben dreht sich nur um ihn und seine Bedürfnisse. Und ich habe dabei mitgemacht.
    vor einem Monat, einige Tage mehr, schreibt er einem, wir seien das beste, was ihm geschehen konnte, er liebe uns/mich. Einen Monat später versteht ihn niemand, wir sind eine Last. Ich erdrücke ihn und bin auf einer anderen Ebene als er.
    Es tut weh, so behandelt zu werden. Er hat mir mehrmals in die Augen gesehen und mir Dinge an den Kopf geworfen, die richtig weh taten. Neben der Bemerkung, er liebe mich nicht. Er hat überhaupt keinen Blick für mich, meine Bedürfnisse, die meiner Kinder. Für die Verletzungen und Respektlosigkeiten.
    Wie soll denn das Liebe sein?!
    Wenn Liebe eine Basis ist, dann nur eine gegenseitige Liebe. Eine Liebe, die den anderen respektiert, gibt und nimmt, die wärmt, die nicht so verletzt, dass man sich klein, erniedrigt und wertlos vorkommt. Die die guten Dinge in einem Menschen hochhält und einen so liebt, wie man ist - mit allen guten und schlechten Seiten. Ich bin bestimmt nicht perfekt, aber ehrlich, loyal, liebevoll. Nie könnte ich jemanden so behandeln, wie er zuletzt mich. Und mich dann noch im Recht fühlen.

    Liebe Sonne, Du schreibst, ihr habt euch lieb. Wenn es wirklich gegenseitig so ist und Du ihm wirklich wichtig bist, dann sollte es möglich sein, dass der Mensch auch erkennt, dass er seine Familie nicht weiter leiden sehen will. Er sollte euch über den Alkohol stellen können und sich helfen lassen. Wenn er das nicht tut, dann ist die Liebe zum Rausch und der Flasche grösser und mächtiger als jedes andere Gefühl....

    Lieben Gruss
    freigeist

    und dass diese alleine eben nicht alle Hindernisse überwinden kann.

    Ich habe schon 2 Themen hier drin. Ich habe dieses Forum gefunden, als ich nach einem Jahr des Zusammenseins mit dem Mann, den ich liebe, herausgefunden habe, dass er bis zu dem Zeitpunkt unseres Zusammenzugs/seines Umzugs zu mir und meinen beiden kleinen Kindern, regelmässig über fast 10 Jahre so gut wie täglich grosse Mengen Alkohols missbraucht hat.
    Leider hat er es mir nicht selber mitgeteilt. Er hat sich in der Zeit unseres Zusammenlebens sehr verändert, wurde immer wie depressiver, zurückgezogener, wort- und emotionskarger, rauchte und konsumierte Kaffee im Übermass. War innerlich immer wie unzufriedener und leerer und von allem und jedem genervt und unberührt. Manchmal schimmerte der liebenswerte, fürsorgliche Mann mit vielen Interessen und Begabungen hindurch, aber die meiste Zeit liess er sich immer wie mehr hängen. War augelaugt, leer. Immer müde. Immer angespannt. Immer nervös. Immer körperlich am Anschlag.
    Und ich?! Da ich all diese Gefühle, Reaktionen und Veränderungen lediglich auf mich und unser Zusammenleben bezog, habe ich sinnlose und verzweifelte Diskussionen über uns und ihn und mich und Familie und Familienleben gestartet und seinen inneren Druck wohl immer wie mehr erhöht. Zuletzt musste er beruflich ins Ausland und teilte mir mit, dass er mich nicht mehr liebt. Seine Gründe waren sehr schwer nach zu vollziehen. Ergaben keinen Sinn. Ich war verzweifelt und sehr verunsichert. Während seines Aufenthalts im Ausland habe ich dann durch seine Eltern und als ich mit der Wahrheit konfrontierte, auch durch ihn, erfahren, dass er eben alkoholkrank ist. Dass er zum ersten Mal nach mehreren Rückschlägen über Monate trocken ist. Nun habe ich viele seine Handlungen besser verstanden. Einiges durch dieses Forum Durchgelesene und viele andere Quellen hat mir die Augen geöffnet. Vieles verstehe ich und sehe ich, was ich bei uns völlig falsch eingeordnet habe.
    Gestern Abend kam er für einige Tage aus dem Ausland "nach hause". Wir hatten über Tage gar keinen Kontakt. Da ich zwei kleine Kinder habe, die ihn sehr lieben, habe ich auf eine Entscheidung gedrängt: entweder Familie und wir helfen ihm zusammen mit fachlicher Hilfe (ihm und uns), aus diesem Kreislauf raus zu kommen. Unterstützen ihn und geben ihm den Halt, den er braucht. Oder eben, er geht den weiteren Weg für sich alleine.
    Er ist überzeugt, dass er den Weg nur ganz alleine gehen kann. Dass die Familie ihm keinen Halt geben kann. Dass er bei uns seine Strategien nicht anwenden kann, dem Druck entgegen zu halten. Er dann eben nicht einfach Sport oder Musik machen, resp. alleine für sich sein, schlafen oder rausgehen kann. Dass ich auf einer anderen Ebene fühle und verstehe und ihn zu wenig erfühlen kann.
    Er meinte, der Alkohol hätte ihm eigentlich geholfen weniger depressiv zu sein. So viele aus dem Land, aus dem er kommt, hätten ein Alkoholproblem. Er hat sich so bemüht, Schuld an der ganzen Situation ist, dass er keine wirklichen Chancen gehabt hat. Er will alleine sein und seinen Weg hier machen, hier habe er beruflichen Chancen und ohne uns keinen Druck und kann trocken bleiben.
    Ich habe ihn nach dieser Aussprache gebeten zu seinen Eltern, die auf seine Initiative auch umgezogen und in unsere Nähe gekommen sind, zu fahren und dort zu bleiben.
    Wie es mir geht?!
    Ich habe erkannt, dass man Halt, Hilfe und Liebe nur Menschen geben kann und soll, die erstens ehrlich zu sich selber und somit zu seinem Gegenüber sowie fähig sind, dies auch zu schätzen. Menschen, die eine gewisse Dankbarkeit und Demut gegenüber dem Leben empfinden.
    Ich habe erkannt, dass ich nur und ausschliesslich für mein Wohl und das meiner Kinder verantwortlich bin und nicht die "Erretterin der Welt" spielen kann.
    Mir zerreisst es das Herz, dass meine Kinder und ich auf den Kern diesen Mannes verzichten müssen, der einen wertvollen und guten Kern hat, diesen aber betäubt, missbraucht und oft auch belügt, um für sich selber einen Weg zu finden, welcher ihm einfacher erscheint und zugleich Gründe für den nächsten Absturz liefern kann.
    Liebe alleine kann nichts bewirken, wenn nicht beide Menschen diese hochhalten und pflegen sowie wie ein zartes Pflänzchen beschützen und umhegen.
    Ja, ich bin innerlich sehr traurig. Sehr bestürzt. Bin mit voller Wucht aus all meinen Träumen und Hoffnungen und all meinen Liebeswolken mit voller Wucht und entsprechendem Schmerz gegen eine Mauer geknallt, zu Boden gestürzt.
    Und doch habe ich vieles einmal mehr über mich gelernt. Wesentliche Dinge. Werte, von denen ich dachte, ich würde sie leben und hochhalten, sowie verstehen. Ich habe es nicht wirklich getan.
    Ich kenne nun genau meinen Wert und den Wert meiner Kinder und unserer Familie. Ich erkenne den Halt und die Liebe umso mehr. Sehe und anerkenne mehr als je, wie wichtig es ist, den richtigen Weg und die richtigen Prioritäten im Leben zu treffen und ihnen zeitlebens, egal wie schwer es werden soll, treu zu bleiben.
    Ich werde die nächsten Tage bestimmt durch die Hölle gehen und einen Wechselbad an Gefühlen mitmachen. Aber ich werde ihn auf mich nehmen und mich jedem dieser Gefühle stellen und versuchen, daraus zu lernen. Über mich und über meinen Anteil und meine Verantwortlichkeiten. Ich werde euere Unterstützung brauchen.

    Zitat von HansHa

    Mein Suchtgedächtnis kennt mich ganz genau und es weiß auch wie ich auf bestimmte Reize reagiere. Um mich zu "überreden" "schickt" es mir also genau die Gedanken und Gefühle, die auf mich "zugeschnitten" sind, damit ich mir das Suchtmittel zuführe. Und dabei ist es egal, ob es wie oben beschrieben reagiert, wie bei mir, das Gefühl schickt, unbedingt meinen Durst mit einem kalten Bier löschen zu müssen oder ob ich mich in einen fixen Gedanken an das Suchtmittel hinein steigere, bis ich nicht mehr widerstehen kann. Genau das ist der Kreislauf, den es zu unterbrechen gilt - geht aber nur wenn er mir bewusst ist.

    Schönen Tag

    H.

    Beängstigend, wenn man die Beschreibung liest, aber logisch. Wie kann es einem IN DER PRAXIS gelingen, dieses Suchtgedächtnis auszutricksen, wenn man sich in der Theorie dessen bewusst wird?!

    Hallo Spedi

    Deine Nachfrage ist berechtigt. Ich habe es heute in mehreren Antworten an Melanie und andere beschrieben. Es sind teilweise körperliche Dinge, die mir auffallen, dann wiederum ein "wirres Verhalten/Denken", eine gewisse Art von plötzlicher total Unfähigkeit, den Alltag zu bewältigen und dann auch sein Verschleiern, nicht offen sein oder offen umgehen mit seinen Schwierigkeiten. Der Drang, seine Gewohnheiten überhaupt nicht zu ändern und sich das Leben nach seinem bekannten Schema zurecht zu biegen. Die Aussagen, die ich habe über sein ehemaliges Trinkverhalten sind zuverlässig. Ich habe nur Dinge erwähnt, von denen ich bestimmt weiss, dass es den Tatsachen entspricht. Seine Eltern decken ihn eher und versuchten stets weg zu sehen und alles zu rechtfertigen...sie würden kaum Dinge erwähnen, die sich irgendwie schöner beschreiben liessen. Mit den Jahren sind sie nach allem, was ich hier lese, zu Coabhängigen geworden. Ich frage mich, wie das mit mir steht. Kann man zu einer Coabhängigen werden, auch wenn man gar nicht weiss, dass der andere ein trockener Alkoholiker oder Alkoholiker mit einer trockener Phase ist?!

    Von welchem Druck sprichst Du, Penta, wenn Du sagst, den Druck habe ich erlebt?!
    Kann man nicht auch von einem Kontrollverlust oder Druck sprechen, wenn man sich am Tag anfängt, bewusst Nischen zu schaffen, damit man seiner Lust nach Alkohol fönen kann?!

    Zitat von HansHa


    Da habe ich eine andere Erfahrung. Ob und was ein Süchtiger kann oder nicht soll mal dahin gestellt bleiben. Aber nicht "wie jeder andere Mensch auch". Denn ich für meinen Teil bin Alkoholiker, d. h. ich bin psychisch krank, auch wenn ich damit umgehen kann und den Verlauf meiner Krankheit stoppen konnte. Als ich noch "nass" war, habe ich mich so was von selbst belogen und auch noch geglaubt, dass aus heutiger Sicht eine reale Selbsteinschätzung völlig unmöglich war.

    Davon gehe ich auch aus. Aber ein trockener Alkoholiker müsste doch eigentlich seine Selbsteinschätzung wiedergewonnen haben oder zumindest aufgehört haben, sich und die Umwelt zu belügen; sich in die Tasche zu lügen. Oder nicht?!
    Kann man denn eine trockene Phase über mehrere Monate und vielleicht Jahre haben, ohne wirklich ehrlich zu sich selber zu sein?!

    Hallo Penta

    Ich muss nachfragen, da ich es nicht nachvollziehe: Du schreibst, Du verspürst keinen Suchtdruck. Wenige Zeilen später schreibst Du, für Dich sei wichtig, was Du tust, damit Du nicht in den Suchtdruck kommst.
    Widerspricht sich das nicht? Wieso gehst Du davon aus, dass Du was tun könntest, was Dich in Suchtdruck bringen könnte, wenn Du nie Suchtdruck verspürst oder gar nicht kennst?!

    Danke für Deine Zeilen und die Erklärung.

    Zitat von juergenbausf

    naja,

    die Ausgangsfrage war ja:


    Da bin ich nach wie vor der Meinung, das kann er ganz genau wie jeder andere Mensch auch.
    Das hängt davon ab, inwieweit er sich mit sich selbst beschäftigt hat.
    Was er sagt, das darf man auch ernst nehmen.
    Bis er das Gegenteil bewiesen hat.

    Jürgen

    Hallo Jürgen

    Und da fängt es wohl an. Wie soll jemand, das Gegenteil beweisen, wenn er wohl alles daran setzt, wie HansHa das beschrieben hat: "seine Sucht zu deckeln". So kommt es mir vor. Er hat keine Probleme. Er hat mir nicht selber gebeichtet, dass er 10 Jahre Alkoholiker war. Aus Angst, meint er. Weder zu Anfang der Beziehung, noch zu dem Zeitpunkt, als wir so viele Diskussionen hatten, die alle zum Ursprung hatten, dass er immer wieder ganz komische Handlungsweisen und Reaktionen an den Tag legte. Wie kann ich etwas ernst nehmen, wenn es mir völlig wirr und nicht nachvollziehbar erscheint. So sehr, dass ich bald tatsächlich an meiner eigener Interlligenz zweifle. Ich muss davon ausgehen, dass er unter "Saufdruck" steht, wie ihr das nennt. Oder sich im trockenem Rausch befindet. Er steht nicht offen zu seiner Krankheit und geht nicht offen damit um. Ist das ein Vorzeichen, dass es sich nur um eine "Trinkpause" handelt?!
    Auch Dir danke für Deine Meinungen und Ansichten.

    Zitat von HansHa


    Genau das ist auch für mich das Problem bei vielen Neu-Nichttrinkern in ihrer Euphorie der ersten Tage. Darum hatte ich auch mal die Frage nach der Aussage "Kein Verlangen" ( https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…topic24814.html )
    Ich habe es nach vielen vergeblichen Versuchen anders als vorher gemacht und mich von jemand in dieser Beziehung belehren lassen. Zuerst wusste ich nicht wirklich was ich tat, aber ich bin davon ausgegangen, dass da was dran ist. Erst nach Jahren kann ich es nachvollziehen und formulieren (eigentlich doch noch nicht richtig). Für mich war das jedenfalls von heute aus betrachtet der richtige Weg.

    Was oder wer hat Dir konkret geholfen, zu verstehen?! Wie hast Du es anders gemacht als vorher?!
    Ich danke Dir sehr für Deine Zeilen.