und dass diese alleine eben nicht alle Hindernisse überwinden kann.
Ich habe schon 2 Themen hier drin. Ich habe dieses Forum gefunden, als ich nach einem Jahr des Zusammenseins mit dem Mann, den ich liebe, herausgefunden habe, dass er bis zu dem Zeitpunkt unseres Zusammenzugs/seines Umzugs zu mir und meinen beiden kleinen Kindern, regelmässig über fast 10 Jahre so gut wie täglich grosse Mengen Alkohols missbraucht hat.
Leider hat er es mir nicht selber mitgeteilt. Er hat sich in der Zeit unseres Zusammenlebens sehr verändert, wurde immer wie depressiver, zurückgezogener, wort- und emotionskarger, rauchte und konsumierte Kaffee im Übermass. War innerlich immer wie unzufriedener und leerer und von allem und jedem genervt und unberührt. Manchmal schimmerte der liebenswerte, fürsorgliche Mann mit vielen Interessen und Begabungen hindurch, aber die meiste Zeit liess er sich immer wie mehr hängen. War augelaugt, leer. Immer müde. Immer angespannt. Immer nervös. Immer körperlich am Anschlag.
Und ich?! Da ich all diese Gefühle, Reaktionen und Veränderungen lediglich auf mich und unser Zusammenleben bezog, habe ich sinnlose und verzweifelte Diskussionen über uns und ihn und mich und Familie und Familienleben gestartet und seinen inneren Druck wohl immer wie mehr erhöht. Zuletzt musste er beruflich ins Ausland und teilte mir mit, dass er mich nicht mehr liebt. Seine Gründe waren sehr schwer nach zu vollziehen. Ergaben keinen Sinn. Ich war verzweifelt und sehr verunsichert. Während seines Aufenthalts im Ausland habe ich dann durch seine Eltern und als ich mit der Wahrheit konfrontierte, auch durch ihn, erfahren, dass er eben alkoholkrank ist. Dass er zum ersten Mal nach mehreren Rückschlägen über Monate trocken ist. Nun habe ich viele seine Handlungen besser verstanden. Einiges durch dieses Forum Durchgelesene und viele andere Quellen hat mir die Augen geöffnet. Vieles verstehe ich und sehe ich, was ich bei uns völlig falsch eingeordnet habe.
Gestern Abend kam er für einige Tage aus dem Ausland "nach hause". Wir hatten über Tage gar keinen Kontakt. Da ich zwei kleine Kinder habe, die ihn sehr lieben, habe ich auf eine Entscheidung gedrängt: entweder Familie und wir helfen ihm zusammen mit fachlicher Hilfe (ihm und uns), aus diesem Kreislauf raus zu kommen. Unterstützen ihn und geben ihm den Halt, den er braucht. Oder eben, er geht den weiteren Weg für sich alleine.
Er ist überzeugt, dass er den Weg nur ganz alleine gehen kann. Dass die Familie ihm keinen Halt geben kann. Dass er bei uns seine Strategien nicht anwenden kann, dem Druck entgegen zu halten. Er dann eben nicht einfach Sport oder Musik machen, resp. alleine für sich sein, schlafen oder rausgehen kann. Dass ich auf einer anderen Ebene fühle und verstehe und ihn zu wenig erfühlen kann.
Er meinte, der Alkohol hätte ihm eigentlich geholfen weniger depressiv zu sein. So viele aus dem Land, aus dem er kommt, hätten ein Alkoholproblem. Er hat sich so bemüht, Schuld an der ganzen Situation ist, dass er keine wirklichen Chancen gehabt hat. Er will alleine sein und seinen Weg hier machen, hier habe er beruflichen Chancen und ohne uns keinen Druck und kann trocken bleiben.
Ich habe ihn nach dieser Aussprache gebeten zu seinen Eltern, die auf seine Initiative auch umgezogen und in unsere Nähe gekommen sind, zu fahren und dort zu bleiben.
Wie es mir geht?!
Ich habe erkannt, dass man Halt, Hilfe und Liebe nur Menschen geben kann und soll, die erstens ehrlich zu sich selber und somit zu seinem Gegenüber sowie fähig sind, dies auch zu schätzen. Menschen, die eine gewisse Dankbarkeit und Demut gegenüber dem Leben empfinden.
Ich habe erkannt, dass ich nur und ausschliesslich für mein Wohl und das meiner Kinder verantwortlich bin und nicht die "Erretterin der Welt" spielen kann.
Mir zerreisst es das Herz, dass meine Kinder und ich auf den Kern diesen Mannes verzichten müssen, der einen wertvollen und guten Kern hat, diesen aber betäubt, missbraucht und oft auch belügt, um für sich selber einen Weg zu finden, welcher ihm einfacher erscheint und zugleich Gründe für den nächsten Absturz liefern kann.
Liebe alleine kann nichts bewirken, wenn nicht beide Menschen diese hochhalten und pflegen sowie wie ein zartes Pflänzchen beschützen und umhegen.
Ja, ich bin innerlich sehr traurig. Sehr bestürzt. Bin mit voller Wucht aus all meinen Träumen und Hoffnungen und all meinen Liebeswolken mit voller Wucht und entsprechendem Schmerz gegen eine Mauer geknallt, zu Boden gestürzt.
Und doch habe ich vieles einmal mehr über mich gelernt. Wesentliche Dinge. Werte, von denen ich dachte, ich würde sie leben und hochhalten, sowie verstehen. Ich habe es nicht wirklich getan.
Ich kenne nun genau meinen Wert und den Wert meiner Kinder und unserer Familie. Ich erkenne den Halt und die Liebe umso mehr. Sehe und anerkenne mehr als je, wie wichtig es ist, den richtigen Weg und die richtigen Prioritäten im Leben zu treffen und ihnen zeitlebens, egal wie schwer es werden soll, treu zu bleiben.
Ich werde die nächsten Tage bestimmt durch die Hölle gehen und einen Wechselbad an Gefühlen mitmachen. Aber ich werde ihn auf mich nehmen und mich jedem dieser Gefühle stellen und versuchen, daraus zu lernen. Über mich und über meinen Anteil und meine Verantwortlichkeiten. Ich werde euere Unterstützung brauchen.