Zitat von Melinakhallo freigeist,
ich kann dir von meiner mutter erzählen. sie trinkt ja nicht dauernd. sie hat zwischendurch trinkpausen. es ist wie ein wunder, nach ein paar tagen hat ihr körper sich wohl wieder recht gut erholt. es dauert nicht lange, dann kann ich ganz normal mit ihr reden, über dies und das. sie ist ganz normal in diesen trinkpausen. doch wehe sie fängt wieder an, dann verändert sich ihr wesen, spricht sie wirres zeugs und hat manchmal einstellungen zu manchen themen, die sie in den trinkpausen so nie haben würde.
lieben gruß melanie
Hallo Melanie
Erst mal: Vielen Dank an alle, die mir hier zu diesem Thema schreiben und mir ein Stück weit in ihre Lebensgeschichte und vielleicht auch in ihre schlimmsten Erlebnisse und Gedanken Einblick gewähren.
Ich bin die letzten Tage dermassen voller Gedanken, widersprüchlicher Gefühle und Meinungen, dass es mir schwer fällt, mich zu sortieren und für mich den einen "richtigen" Blickwinkel zu finden. Euere Gedanken, Meinungen, Erlebnisse, Lebensgeschichten helfen mir weiter.
Bei meinem Partner habe ich es anders erlebt - als in Deiner Beischrubung. Er war zunächst der fürsorglichste, liebevollste Mensch mit einem klaren Verstand, Blick für das Wesentliche und jetzt im Nachhinein vielleicht mit ein wenig zu viel Euphorie. Einige Monate später erlebte ich eine Wesensänderung mit, die ich aber zunächst nicht wirklich auf den Punkt bringen konnte. Unsere Beziehung wurde oberflächlicher, er verhielt sich distanzierter. Kleinigkeiten konnten ihn völlig aus der Fassung bringen. Auf banale Geschehnisse hatte er (aus meiner Sicht) plötzlich Ableitungen auf unsere Beziehung, meine Person, das (Zusammen-)Leben für sich hergeleitet, die für einen rational denkenden Menschen völlig keinen Sinn machten. Beispiel: Man redet über Weihnachtsschmuck und Farben oder Vorstellungen. Plötzlich wird er ganz still, distanziert, schlecht gelaunt. Auf Nachfrage grübelt er über unsere Beziehung und/oder mich und meinen Charakter nach. Ob wir denn tatsächlich zusammen passen, da ich solche Farben oder diesen Weihnachtsschmuck bevorziehen würde (?!). Vor einigen Monaten konnte ich noch darüber schmunzeln und dachte mir...ok... Er hat länger alleine gelebt. So ein Zusammenziehen muss man manchmal auch erst mal verdauen. Die ersten Tage als er bei mir eingezogen ist, bin ich z.B. in mein Geschäft geflüchtet und meinte zur Kollegin, ich weiss nicht, ich spüre Panik. 24h zusammen! Am liebsten würde ich davonrennen. Der Gedanke macht Angst. Das hat sich bei mir dann gelegt und genauso dachte ich mir, muss er auch erst mal sich an den Gedanken gewöhnen, dass er nun nach längerer Singlezeit, eine Familie zu Hause hat.
Damals ist er immer wieder mal für einige Tage weggefahren. Wannimmer er zurück kam, war unsere Beziehung harmonisch. Er war ausgeglichen. Erst seit Anfang diesen Jahres wohnen wir "täglich" zusammen. In den letzten Monaten wurde er immer wie angespannter, distanzierter, lustloser, mürrischer, nervöser, ungeduldiger. Diese Situationen, in denen er aus dem nichts anfing irgendwelche Rückschlüsse auf meine Person und unsere Beziehung zu ziehen haben sich angehäuft. Die Situationen wurden immer wie wirrer. Das Gemüse, welches ich zusammen in einem Topf koche...er schliesst daraus ich habe keinen Farbsinn oder kein Feingefühl. Zweifelt an unserer Beziehung. Das Essen ist als er nach Hause kommt nicht auf dem Tisch, da bei mir unerwartetes meinen Tagesablauf durcheinanderbrachte. Ich wärme also Reste von Tag vorher auf: Er ist völlig aufgelöst. Aufgebracht. Läuft hin und her in der Küche und steht irgendwie neben sich. Kann nicht mehr grüssen, ist kalt und abweisend. Begründet es im Nachhinein mit: Stress, grossen Hunger und der Vorfreude auf das Essen, was wir besprochen hatten. Ich habe noch nie jemand so reagieren sehen, egal wie sehr dieser Mensch Hunger hatte. Er musste keine 5 Minuten aufs Essen warten. Dies und die Menuplanänderung hat ihn völlig "umgehauen". Er war schlecht gelaunt, kalt, missmutig....
Weiteres Beispiel: Er kann mit mir keine DVDs mehr schauen, denn ich achte nicht wie er auf die Kameraführung oder Lichtverhältnisse, etc.. Das zeige ihm, das wir uns auf unterschiedlichen emotionalen Ebenen befinden. Ich ihn nicht verstehen kann. Meine Intelligenz sozusagen "begrenzt" ist...
Lauter solche Geschichten. Die hatten sich angehäuft. Ich habe noch nie mit einem Menschen zu tun gehabt, der solche Rückschlüsse oder logischen Folgerungen zustande brachte. Ich wusste teilweise nicht, ob ich lachen, weinen oder ihm eine "scheuern" soll (gedanklich!!!). Es war verletzend und doch konnte ich es auf die andere Seite nicht ernst nehmen. Ich wollte ihn aber ernst nehmen und dachte, vielleicht reagiert er so, weil er irgendein anderes Grundlegendes Problem mit MIR hat. Je mehr ich gebohrt habe, desto abstrusere solch ähnliche Geschichten kamen zusammen. Dazu kommt seine Schlaflosigkeit. Schwere Schlafstörungen. Teilweise Schweissausbrüche. In letzter Zeit hatte er unglaublich gerötete Augen. Er war sehr überfordert mit jeder Situation, die nicht genau nach Plan ablief. Er ist wahnsinnig vergesslich, zerstreut.
Irgendwie wirr. Verliert sich in Träumen. Wechselt aber jeden Tag sein Ziel. usw.usf. So habe ich ihn in den letzten Wochen erlebt und so war er nicht von Anfang an. Ich konnte mir keinen Reim mehr auf dieses Verhalten machen und habe es auf mich bezogen, seine Gefühle zu mir. Zuletzt habe ich ihn wiederholt um eine Aussprache gebeten. Da hat er mir berichtet, er müsse immerzu an eine andere Frau denken, mit der er nie zusammen war. Er liebe sie und nicht mich. Er wolle alleine leben und an diese Frau denken... Am nächsten Tag tat er, als wäre nichts geschehen.
Seitdem kam wieder mal ein "Ich liebe Dich".Dann habe ich das erfahren über seine Alkoholkrankheit. Durch seine Mutter und konnte ihn nur tel. mit meinem Wissen konfrontieren. Er hat daraufhin gemeint, dass er seit einem Jahr trocken sei. Er hätte keine Probleme, sein Leben völlig im Griff (er hatte viele Schulden, die ich ihm abzahlen half) und alles liege nur an dem Druck, die ihm alle machen. Niemand würde ihn verstehen. Seine zuvor 10jährige "nasse" Zeit (mit 2 Trinkpausen über mehrere Monate) hätte nichts mit seinem Verhalten zu tun.
Du schreibst, Du erlebst Deine Mutter in der nassen Zeit als wirr. Bei mir scheint es entweder umgekehrt, oder ich bin zu verliebt und meine nur, dass seine Argumentation nicht wirklich Sinn macht oder aber, er lügt und ist nicht mehr trocken... Und das letztere kann ich irgendwie nicht glauben. Deswegen kam ich auf den Gedanken des "Trockenen Rausches".
Ich danke Dir für Deine Zeilen, Melanie...