Ein trockener Alkoholiker!

  • Zitat von Melinak

    hallo freigeist,

    ich kann dir von meiner mutter erzählen. sie trinkt ja nicht dauernd. sie hat zwischendurch trinkpausen. es ist wie ein wunder, nach ein paar tagen hat ihr körper sich wohl wieder recht gut erholt. es dauert nicht lange, dann kann ich ganz normal mit ihr reden, über dies und das. sie ist ganz normal in diesen trinkpausen. doch wehe sie fängt wieder an, dann verändert sich ihr wesen, spricht sie wirres zeugs und hat manchmal einstellungen zu manchen themen, die sie in den trinkpausen so nie haben würde.
    lieben gruß melanie

    Hallo Melanie

    Erst mal: Vielen Dank an alle, die mir hier zu diesem Thema schreiben und mir ein Stück weit in ihre Lebensgeschichte und vielleicht auch in ihre schlimmsten Erlebnisse und Gedanken Einblick gewähren.
    Ich bin die letzten Tage dermassen voller Gedanken, widersprüchlicher Gefühle und Meinungen, dass es mir schwer fällt, mich zu sortieren und für mich den einen "richtigen" Blickwinkel zu finden. Euere Gedanken, Meinungen, Erlebnisse, Lebensgeschichten helfen mir weiter.

    Bei meinem Partner habe ich es anders erlebt - als in Deiner Beischrubung. Er war zunächst der fürsorglichste, liebevollste Mensch mit einem klaren Verstand, Blick für das Wesentliche und jetzt im Nachhinein vielleicht mit ein wenig zu viel Euphorie. Einige Monate später erlebte ich eine Wesensänderung mit, die ich aber zunächst nicht wirklich auf den Punkt bringen konnte. Unsere Beziehung wurde oberflächlicher, er verhielt sich distanzierter. Kleinigkeiten konnten ihn völlig aus der Fassung bringen. Auf banale Geschehnisse hatte er (aus meiner Sicht) plötzlich Ableitungen auf unsere Beziehung, meine Person, das (Zusammen-)Leben für sich hergeleitet, die für einen rational denkenden Menschen völlig keinen Sinn machten. Beispiel: Man redet über Weihnachtsschmuck und Farben oder Vorstellungen. Plötzlich wird er ganz still, distanziert, schlecht gelaunt. Auf Nachfrage grübelt er über unsere Beziehung und/oder mich und meinen Charakter nach. Ob wir denn tatsächlich zusammen passen, da ich solche Farben oder diesen Weihnachtsschmuck bevorziehen würde (?!). Vor einigen Monaten konnte ich noch darüber schmunzeln und dachte mir...ok... Er hat länger alleine gelebt. So ein Zusammenziehen muss man manchmal auch erst mal verdauen. Die ersten Tage als er bei mir eingezogen ist, bin ich z.B. in mein Geschäft geflüchtet und meinte zur Kollegin, ich weiss nicht, ich spüre Panik. 24h zusammen! Am liebsten würde ich davonrennen. Der Gedanke macht Angst. Das hat sich bei mir dann gelegt und genauso dachte ich mir, muss er auch erst mal sich an den Gedanken gewöhnen, dass er nun nach längerer Singlezeit, eine Familie zu Hause hat.
    Damals ist er immer wieder mal für einige Tage weggefahren. Wannimmer er zurück kam, war unsere Beziehung harmonisch. Er war ausgeglichen. Erst seit Anfang diesen Jahres wohnen wir "täglich" zusammen. In den letzten Monaten wurde er immer wie angespannter, distanzierter, lustloser, mürrischer, nervöser, ungeduldiger. Diese Situationen, in denen er aus dem nichts anfing irgendwelche Rückschlüsse auf meine Person und unsere Beziehung zu ziehen haben sich angehäuft. Die Situationen wurden immer wie wirrer. Das Gemüse, welches ich zusammen in einem Topf koche...er schliesst daraus ich habe keinen Farbsinn oder kein Feingefühl. Zweifelt an unserer Beziehung. Das Essen ist als er nach Hause kommt nicht auf dem Tisch, da bei mir unerwartetes meinen Tagesablauf durcheinanderbrachte. Ich wärme also Reste von Tag vorher auf: Er ist völlig aufgelöst. Aufgebracht. Läuft hin und her in der Küche und steht irgendwie neben sich. Kann nicht mehr grüssen, ist kalt und abweisend. Begründet es im Nachhinein mit: Stress, grossen Hunger und der Vorfreude auf das Essen, was wir besprochen hatten. Ich habe noch nie jemand so reagieren sehen, egal wie sehr dieser Mensch Hunger hatte. Er musste keine 5 Minuten aufs Essen warten. Dies und die Menuplanänderung hat ihn völlig "umgehauen". Er war schlecht gelaunt, kalt, missmutig....
    Weiteres Beispiel: Er kann mit mir keine DVDs mehr schauen, denn ich achte nicht wie er auf die Kameraführung oder Lichtverhältnisse, etc.. Das zeige ihm, das wir uns auf unterschiedlichen emotionalen Ebenen befinden. Ich ihn nicht verstehen kann. Meine Intelligenz sozusagen "begrenzt" ist...
    Lauter solche Geschichten. Die hatten sich angehäuft. Ich habe noch nie mit einem Menschen zu tun gehabt, der solche Rückschlüsse oder logischen Folgerungen zustande brachte. Ich wusste teilweise nicht, ob ich lachen, weinen oder ihm eine "scheuern" soll (gedanklich!!!). Es war verletzend und doch konnte ich es auf die andere Seite nicht ernst nehmen. Ich wollte ihn aber ernst nehmen und dachte, vielleicht reagiert er so, weil er irgendein anderes Grundlegendes Problem mit MIR hat. Je mehr ich gebohrt habe, desto abstrusere solch ähnliche Geschichten kamen zusammen. Dazu kommt seine Schlaflosigkeit. Schwere Schlafstörungen. Teilweise Schweissausbrüche. In letzter Zeit hatte er unglaublich gerötete Augen. Er war sehr überfordert mit jeder Situation, die nicht genau nach Plan ablief. Er ist wahnsinnig vergesslich, zerstreut.
    Irgendwie wirr. Verliert sich in Träumen. Wechselt aber jeden Tag sein Ziel. usw.usf. So habe ich ihn in den letzten Wochen erlebt und so war er nicht von Anfang an. Ich konnte mir keinen Reim mehr auf dieses Verhalten machen und habe es auf mich bezogen, seine Gefühle zu mir. Zuletzt habe ich ihn wiederholt um eine Aussprache gebeten. Da hat er mir berichtet, er müsse immerzu an eine andere Frau denken, mit der er nie zusammen war. Er liebe sie und nicht mich. Er wolle alleine leben und an diese Frau denken... Am nächsten Tag tat er, als wäre nichts geschehen.
    Seitdem kam wieder mal ein "Ich liebe Dich".Dann habe ich das erfahren über seine Alkoholkrankheit. Durch seine Mutter und konnte ihn nur tel. mit meinem Wissen konfrontieren. Er hat daraufhin gemeint, dass er seit einem Jahr trocken sei. Er hätte keine Probleme, sein Leben völlig im Griff (er hatte viele Schulden, die ich ihm abzahlen half) und alles liege nur an dem Druck, die ihm alle machen. Niemand würde ihn verstehen. Seine zuvor 10jährige "nasse" Zeit (mit 2 Trinkpausen über mehrere Monate) hätte nichts mit seinem Verhalten zu tun.
    Du schreibst, Du erlebst Deine Mutter in der nassen Zeit als wirr. Bei mir scheint es entweder umgekehrt, oder ich bin zu verliebt und meine nur, dass seine Argumentation nicht wirklich Sinn macht oder aber, er lügt und ist nicht mehr trocken... Und das letztere kann ich irgendwie nicht glauben. Deswegen kam ich auf den Gedanken des "Trockenen Rausches".
    Ich danke Dir für Deine Zeilen, Melanie...

  • Zitat von HansHa

    Hallo,

    für mich gibt es zwei Sorten nicht trinkender Alkoholiker, das sind die wirklich trockenen, die sich mit ihrer Sucht beschäftigen und die Entwicklung, die sie während der nassen Zeit nicht gemacht haben oder die in die falsche Richtung gegangen ist, versuchen zu korrigieren. Dann gibt es wie von "Melinak" schon erwähnt, Leute mit Trinkpausen, die es aus irgend einem Grund aushalten, nicht zu trinken. Und je nach dem kann das schon mal längere Zeit, in einzelnen Fällen auch über Jahre, funktionieren. Im Prinzip wird das Suchtgedächtnis mit großem Aufwand (Muss nicht vom Betroffenen bewusst wahrgenommen werden.) "gedeckelt".
    Es gibt da auch keine klaren Unterscheidungsmerkmale für außen Stehende. Das kann nur der Süchtige selbst für sich entscheiden, wie er auch entscheiden muss, ob er süchtig ist.
    Ich kenne beide Seiten und habe früher auch längere Trinkpausen gemacht. Im Gegensatz zu jetzt ist der Trinkwunsch nie aus meinem Kopf verschwunden und ich habe mich immer quälen müssen, um nicht zu trinken. Ich habe mir und anderen gegenüber auch nicht zugegeben, dass ich süchtig bin, sondern habe das Nichttrinken anders begründet. Für mich fängt der Weg in die Trockenheit damit an, dass ich vor mir und anderen, wirklich und tief verankert, zugebe ein Alkoholiker zu sein.

    Schönen Tag

    H.

    Lieber HansHa

    Was Du hier schreibst, genau das sind zur Zeit meine schlimmsten Gedanken. Wenn ich alles verstandesmässig, was ich mir mehr oder weniger an Wissen zusammen"erobern" musste (was er mir auf mein Drängen erzählte, oder mir seine Eltern erzählen konnten. ich erwähne hier auch nur Dinge von denen ich bestimmt weiss, dass es sich so zugetragen hat), analysiere: Etwa rund 10 Jahre nasser Alkoholiker mit mind. 2 Trinkpausen von mehreren Monaten. Einmal hatte er einen Entzug in der Klinik gemacht. Die Selbsthilfegruppe hat er nach kurzer Zeit verlassen. Einzeltherapie hat er aufgegeben. Die Medikamente, die er bekommen hat, hat er eigenmächtig abgesetzt. Dann fing er wieder an zu trinken. Immer nur Wein, 2-4l, dies aber täglich und nur alleine. (Das sind seine Aussagen). Den zweiten Entzug hat er alleine gemacht. Er muss mitten im körperlichen Entzug gewesen sein, als wir zusammengezogen sind. Ich erinnere mich an mehrere Tage: Schweissausbrüche, Durchfall, Verdauungsstörungen, er konnte nichts essen, wie Fieberschübe, etc... Er erklärte mir, er sei krank...ich glaubte, es sei eine Erkältung. Er wollte nicht zum Arzt. Auch Medikamente wollte er nicht einnehmen. Ich war in einer Notfallapotheke. Er war mehrere Tage kaum ansprechbar. Ich machte mir richtige Sorgen. Am Anfang wohnten wir mehrere Wochen zusammen und dann kamen mehrere Wochen der Arbeit, in denen wir getrennt waren. Erst jetzt als wir seit Anfang Jahr täglich zusammen lebten, da fiel seine Wesensveränderung immer wie extremer auf.
    Kurz nach dem Zusammenziehen kam durch seine Eltern zum Vorschein, dass er einen grossen Berg von Schulden angehäuft hatte. Inzwischen habe ich ihn mehr oder weniger unterstützt und genötigt alles abzubezahlen und er hat seit Anfang Jahr eine feste Arbeit. Er zahlt heute noch nicht seine Rechnungen pünktlich. Ich stelle fest, dass ich ihm zu viel abgenommen habe (seine Schulden abzahlen, ihm Arbeit besorgen, ihn bei mir sofort einziehen lassen, ihm über ein Jahr lang keine finanzielle Verpflichtung zuzumuten wie Beteiligung am gem. Haushalt oder ähnliches. Ich dachte die ganze Zeit, er soll erst mal auf die Beine kommen. Er hatte paar Fehler in der Vergangenheit gemacht. Das kann vorkommen. Ich helfe ihm da raus). Bei seinen Eltern hat er auch noch Schulden, aber er ist schon wieder am Planen, sich selbständig zu machen und er müsste hierfür diverse Dinge besorgen. Wenn ich was kritisches hierzu sage, heisst es, ich würde ihn nicht verstehen. Er wäre nie in Not gewesen (er konnte zuletzt nicht mal seinen Mietzins zahlen) und ich würde blos nicht seine Leidenschaft teilen und sei nicht auf seiner "Ebene".
    Im Nachhinein habe ich wohl alles falsch gemacht, was ich konnte. Zusammen mit seinen Eltern. Wir haben ihm alles abgenommen, überall geholfen, Dinge übernommen. Wieso sollte er dann was an seinen Gewohnheiten ändern?!
    Zur Zeit kommt es mir vor, dass er wohl einen sehr starken Trinkwunsch hat und alles dafür tun würde, um wieder in seine alten Gewohnten zu verfallen, die er nie wirklich abgelegt hat. Wenn es sein muss, dann stösst er mich auch von sich weg. Ich weiss blos zur Zeit nicht, wie ich damit umgehen oder darauf reagieren soll. Muss ich ihn fallen lassen?! Darf man das?! Wie schaff ich das, ohne mir, wenn er dann offensichtlich rückfällig wird, Vorwürfe zu machen?! Sollte man nicht zu einem Menschen, der krank oder in Not ist, stehen; ihm helfen?!

  • Zitat von HansHa


    Genau das ist auch für mich das Problem bei vielen Neu-Nichttrinkern in ihrer Euphorie der ersten Tage. Darum hatte ich auch mal die Frage nach der Aussage "Kein Verlangen" ( https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…topic24814.html )
    Ich habe es nach vielen vergeblichen Versuchen anders als vorher gemacht und mich von jemand in dieser Beziehung belehren lassen. Zuerst wusste ich nicht wirklich was ich tat, aber ich bin davon ausgegangen, dass da was dran ist. Erst nach Jahren kann ich es nachvollziehen und formulieren (eigentlich doch noch nicht richtig). Für mich war das jedenfalls von heute aus betrachtet der richtige Weg.

    Was oder wer hat Dir konkret geholfen, zu verstehen?! Wie hast Du es anders gemacht als vorher?!
    Ich danke Dir sehr für Deine Zeilen.

  • Zitat von juergenbausf

    naja,

    die Ausgangsfrage war ja:


    Da bin ich nach wie vor der Meinung, das kann er ganz genau wie jeder andere Mensch auch.
    Das hängt davon ab, inwieweit er sich mit sich selbst beschäftigt hat.
    Was er sagt, das darf man auch ernst nehmen.
    Bis er das Gegenteil bewiesen hat.

    Jürgen

    Hallo Jürgen

    Und da fängt es wohl an. Wie soll jemand, das Gegenteil beweisen, wenn er wohl alles daran setzt, wie HansHa das beschrieben hat: "seine Sucht zu deckeln". So kommt es mir vor. Er hat keine Probleme. Er hat mir nicht selber gebeichtet, dass er 10 Jahre Alkoholiker war. Aus Angst, meint er. Weder zu Anfang der Beziehung, noch zu dem Zeitpunkt, als wir so viele Diskussionen hatten, die alle zum Ursprung hatten, dass er immer wieder ganz komische Handlungsweisen und Reaktionen an den Tag legte. Wie kann ich etwas ernst nehmen, wenn es mir völlig wirr und nicht nachvollziehbar erscheint. So sehr, dass ich bald tatsächlich an meiner eigener Interlligenz zweifle. Ich muss davon ausgehen, dass er unter "Saufdruck" steht, wie ihr das nennt. Oder sich im trockenem Rausch befindet. Er steht nicht offen zu seiner Krankheit und geht nicht offen damit um. Ist das ein Vorzeichen, dass es sich nur um eine "Trinkpause" handelt?!
    Auch Dir danke für Deine Meinungen und Ansichten.

  • Hallo Penta

    Ich muss nachfragen, da ich es nicht nachvollziehe: Du schreibst, Du verspürst keinen Suchtdruck. Wenige Zeilen später schreibst Du, für Dich sei wichtig, was Du tust, damit Du nicht in den Suchtdruck kommst.
    Widerspricht sich das nicht? Wieso gehst Du davon aus, dass Du was tun könntest, was Dich in Suchtdruck bringen könnte, wenn Du nie Suchtdruck verspürst oder gar nicht kennst?!

    Danke für Deine Zeilen und die Erklärung.

  • Zitat von HansHa


    Da habe ich eine andere Erfahrung. Ob und was ein Süchtiger kann oder nicht soll mal dahin gestellt bleiben. Aber nicht "wie jeder andere Mensch auch". Denn ich für meinen Teil bin Alkoholiker, d. h. ich bin psychisch krank, auch wenn ich damit umgehen kann und den Verlauf meiner Krankheit stoppen konnte. Als ich noch "nass" war, habe ich mich so was von selbst belogen und auch noch geglaubt, dass aus heutiger Sicht eine reale Selbsteinschätzung völlig unmöglich war.

    Davon gehe ich auch aus. Aber ein trockener Alkoholiker müsste doch eigentlich seine Selbsteinschätzung wiedergewonnen haben oder zumindest aufgehört haben, sich und die Umwelt zu belügen; sich in die Tasche zu lügen. Oder nicht?!
    Kann man denn eine trockene Phase über mehrere Monate und vielleicht Jahre haben, ohne wirklich ehrlich zu sich selber zu sein?!

  • Von welchem Druck sprichst Du, Penta, wenn Du sagst, den Druck habe ich erlebt?!
    Kann man nicht auch von einem Kontrollverlust oder Druck sprechen, wenn man sich am Tag anfängt, bewusst Nischen zu schaffen, damit man seiner Lust nach Alkohol fönen kann?!

  • Hallo Spedi

    Deine Nachfrage ist berechtigt. Ich habe es heute in mehreren Antworten an Melanie und andere beschrieben. Es sind teilweise körperliche Dinge, die mir auffallen, dann wiederum ein "wirres Verhalten/Denken", eine gewisse Art von plötzlicher total Unfähigkeit, den Alltag zu bewältigen und dann auch sein Verschleiern, nicht offen sein oder offen umgehen mit seinen Schwierigkeiten. Der Drang, seine Gewohnheiten überhaupt nicht zu ändern und sich das Leben nach seinem bekannten Schema zurecht zu biegen. Die Aussagen, die ich habe über sein ehemaliges Trinkverhalten sind zuverlässig. Ich habe nur Dinge erwähnt, von denen ich bestimmt weiss, dass es den Tatsachen entspricht. Seine Eltern decken ihn eher und versuchten stets weg zu sehen und alles zu rechtfertigen...sie würden kaum Dinge erwähnen, die sich irgendwie schöner beschreiben liessen. Mit den Jahren sind sie nach allem, was ich hier lese, zu Coabhängigen geworden. Ich frage mich, wie das mit mir steht. Kann man zu einer Coabhängigen werden, auch wenn man gar nicht weiss, dass der andere ein trockener Alkoholiker oder Alkoholiker mit einer trockener Phase ist?!

  • Zitat von HansHa

    Mein Suchtgedächtnis kennt mich ganz genau und es weiß auch wie ich auf bestimmte Reize reagiere. Um mich zu "überreden" "schickt" es mir also genau die Gedanken und Gefühle, die auf mich "zugeschnitten" sind, damit ich mir das Suchtmittel zuführe. Und dabei ist es egal, ob es wie oben beschrieben reagiert, wie bei mir, das Gefühl schickt, unbedingt meinen Durst mit einem kalten Bier löschen zu müssen oder ob ich mich in einen fixen Gedanken an das Suchtmittel hinein steigere, bis ich nicht mehr widerstehen kann. Genau das ist der Kreislauf, den es zu unterbrechen gilt - geht aber nur wenn er mir bewusst ist.

    Schönen Tag

    H.

    Beängstigend, wenn man die Beschreibung liest, aber logisch. Wie kann es einem IN DER PRAXIS gelingen, dieses Suchtgedächtnis auszutricksen, wenn man sich in der Theorie dessen bewusst wird?!

  • liebe freigeist,

    das was du hier geschrienben hast erinnert mich an die ganzen geschichten der co abhängigen frauen hier im forum. ich empfele dir dich damit mal ausseinander zu setzen. mir scheint es eher ein problem zu sein, was DICH betrifft.

    er ist alkoholiker, schreibst du. hast es über seine mutter erfahren. bei dem telefonat macht die mutter das, was viele angehörige machen: ihn schützen. damit macht sie dir unter umständen auch noch ein schlechtes gewissen auf der ebene, "der arme mann, dem darf man doch nicht so viel druck machen, dann fängt er wieder das saufen an". das ist für mich ein zeichen der angst die dahinter steht, das er es nicht packt trocken zu bleiben und der ganze scheiss von vorne losgeht. allso lieber in watte packen.

    hat er eine therapie gemacht? manche menschen brauchen das, um sich neu zu orientieren, sich zu sortieren um aus dem systhem welches gelebt wird ausbrechen zu können. er lebt , so macht mir das den eindruck weiter wie gewohnt, nur eben ohne das er alkohol trinkt. da sind wir auch wieder bei der aussage" ich trinke keinen alkohol also bin ich trocken".

    es ist nicht so, denn nur nicht trinken hilft vielleicht ein par jahre drüber weg, der körper kann sich vom gift erholen. leider sind verhalten, lebenseinstellung, leben weiter die des alkoholkranken. das ist wichtig auch zu ändern. scheinbar, ich kenn ihn nur aus deiner erzählung hier, ist es bei ihm eben so der fall und wer weiss was da noch kommt. ich kann die angst sehr gut verstehen, in so einem fall hätte ich persönlich angst vor dem rückfall.

    was dich betrifft mal ne frage: kannst du ihn so annehmen wie er ist. mit den ganzen macken die er hat, der vergesslichkeit, dem nicht schlafen können, dem murren und meckern?

    wenn ich das so lese, hab ich den eindruck ihr lebt in einer abhängigkeitsbeziehung zueinander, in dem einfach nur der alkohol fehlt, der rausch. alles andere ist und bleibt beim gleichen.

    willst du was daran ändern, ohne ihn dabei ändern zu wollen? ist es dir möglich mit ihm zu reden, das er sich da auch hilfe sucht? vielleicht eine paartherapie, wo ihr euch gegenseitig eure ängste erzählen könnt?

    zu guterletzt, was machst DU für DICH damit du weg kommst dir diese gedanken um ihn zu machen ?denn auch das ist nicht gesund.

    lieben gruß melanie

  • Du hast noch einige gute Fragen an mich gestellt. Da sich die Situation in den letzten Tagen für mich völlig gedreht hat, weiss ich so gar nicht mehr recht, wo ich stehe.
    Mein Partner ist von seiner Dienstreise über Ostern erst mal zurück gekommen. Wir hatten uns zu dem Zeitpunkt über eine Woche gar nicht mehr gesprochen gehabt. Auch nicht schriftlich ausgetauscht. Ich musste ja erst mal all die Informationen bis zu dem Zeitpunkt verdauen und wusste auch gar nicht, was ich von seiner Aussage halten soll, dass er mich eben nicht liebt und lieber alleine für sich wäre... etc... Einige Tage, Wochen vor dieser Aussage sah alles nochmals anders aus.
    Als er mit seinen Koffern nun vor mir stand und einfach mal anfing, mir nichts, Dir nichts mitten in der Nacht Smalltalk zu betreiben und von seiner Reise zu berichten (was mich unter anderen Umständen auch interessiert hätte), habe ich ihn unterbrochen und meinte, wir müssten jetzt reden. BEVOR meine Kinder ihn zu Gesicht bekämen und vor lauter Begeisterung am nächsten Tag, ihm um den Hals fallen. Ich muss wissen, wo wir stehen und was genau los ist. Er hat herumgestammelt. Er sei müde, wüsste nicht...etc... Daraufhin habe ich ihn inkl. Koffer zu seinen Eltern geschickt. Mitten in der Nacht. Er hat mir nochmals erklärt, er wüsste nicht wie es um seine Gefühle steht. Er stehe unter Druck.
    Nachdem er bei seinen Eltern angekommen ist und mit ihnen wohl lange Gespräche geführt hat, habe ich am nächsten Abend eine Nachricht per E-Mail von ihm bekommen, er würde nun gerne Heim kehren. Ich habe nichts darauf zurück geschrieben. Was sollte ich denn mit diesem 3 Zeiler anfangen?! Den Tag darauf habe ich mit meinen Kindern in der Natur verbracht und genossen. Am Abend bekam ich einen Anruf seines Vaters, mein Partner sei nun unterwegs, er wolle nochmals mit mir reden. Ich soll ihm unbedingt eine Chance geben. Ich war mir unschlüssig. Eigentlich war doch alles gesagt. Vor allem war ich, bin ich sehr verletzt.
    Als er dann vor der Türe stand, hat er einfach geschwiegen und ich habe ihn auch gelassen. Er meinte, er würde mich lieben. Er hätte sich ausschlafen können und aussprechen. Er möchte es mit mir besser machen. Ich habe ihn auf seine Alkoholsucht angesprochen, ihn gefragt, wie man von einem auf den anderen Tag nun doch lieben kann und ob was ich ihm überhaupt noch glauben soll... Als er merkte, dass er gegen meine Mauern nicht ankommt und reden muss, ist er wieder weggefahren. Ich habe seine Eltern angerufen, um ihnen mitzuteilen, dass er wieder auf dem Weg zurück ist, da hat seine Mutter - die ich bis anhin wie meine eigene Mutter empfand - mir in das Telefon reingebrüllt: es seien immer zwei schuld und sicher nicht ihr Sohn alleine und sie müsse eins noch sagen, sie fühlten sich von mir ausgenutzt! Da ist die Welt für mich zusammengebrochen und ich wollte wissen, was er ihnen erzählt hat und wie es zu so einer Meinung kam und habe meinen Partner angerufen, er soll das bitte mit mir klären.
    Ich habe ihm all alles mögliche an den Kopf geworfen und bin all meine schlechten Gefühle und Verletzungen losgeworden. Er hat mich in dem Moment aber gehalten und getröstet. Wir haben miteinander lange geredet. Dabei ist herausgekommen, dass er nie aufgehört hat mit dem Trinken. Er trinkt nach wie vor. Hat immer wieder neue Gründe. Mal war es die Trennung vor seiner Exfreundin (vor x Jahren), dann Arbeitslosigkeit, dann Schulden, dann Einsamkeit, dann Liebeskummer, nun der familiäre Druck und die Verpflichtungen...
    Wannimmer er dienstlich weg ist, trinkt er. Wenn die Trinkpausen - erzwungen durch die Nähe der Kinder und mir - zu lange dauern gerät er unter Druck. Schlechte Laune, Anspannung, innere Aggressionen, alles ist schlecht, innere Leere. Nichts macht Spass, keine Kraft für gar nichts.
    Er konnte die Tage bis zu seiner jetzigen wiederholten Abreise hier bleiben. Nun stehe ich da und weiss nicht weiter. Ich weiss nicht, wie ich mit all dem umgehen soll. Er sagte zwar, er will fachliche Hilfe, ich merke aber, dass er nicht soweit ist. Er ist nicht ehrlich genug. Als ich ihn gefragt habe, wann er das letzte Mal getrunken habe, kam zuerst, er wisse es nicht. Dann kam, letztes Jahr im Dezember. Zum Schluss kam raus, er hätte auch auf dieser Dienstreise getrunken. "Aber nur 3 Bier zum Einschlafen". Ich glaube, er merkt es nicht. Er will es nicht wahrhaben.
    Und ich?! Innerlich, mein Herz liebt ihn. Ich liebe den Menschen, den ich OHNE Alkoholeinfluss kennenlernen durfte. Dieser Mensch ist wundervoll. Ich kann mir ein Leben mit dem Menschen, zu dem er aus diesem Alkoholdruck mutiert, überhaupt nicht vorstellen. Ich bin total gespalten. Ich habe durch seine Eltern /Mutter ein furchtbar schlechtes Gewissen. Sie hat sich heute bei mir tel. entschuldigt. Sie meinte dies nicht so. Sie war nur verzweifelt und die Nerven lagen blank. Ich bin masslos enttäscht. Auch wenn ich sie irgendwie verstehen kann. Sie liebt ihren Sohn - um jeden Preis. Ich wette, sie haben keine Ahnung, dass er immer noch trinkt. Und ich glaube, es würde auch überhaupt keinen Sinn machen, es ihnen zu erklären. Sie wollen es nicht wahrhaben. Sie wollen nicht sehen, wie schlecht es um ihn steht. In mir kämpfen nun zwei Seiten: Soll ich seine Sachen zusammenpacken und alle bei seinen Eltern deponieren. Ihn sein Leben leben lassen. Dann hat er halt wieder einen Grund zum Trinken. Er wird ihn doch eh immer haben. Oder soll ich versuchen auf fachliche Hilfe zu drängen?! Wieviel Chancen soll denn das haben, wenn jemand nicht mal zu sich selber ehrlich ist?!
    Ich bin innerlich verzweifelt und ratlos. Mag sein, dass ich eine Co. Abhängige bin. Ich habe diesen Mann so nicht kennengelernt und ich habe nicht weggeschaut. Dadurch, dass ich hingeschaut und gedrängt habe, kenne ich nun die Wahrheit. Blos fällt es mir deswegen noch lange nicht leicht, ihn einfach von heute auf morgen fallen zu lassen und die Seite von ihm zu vergessen, die ich eben liebe und schätze. Auch wenn ich das wohl werde tun müssen. Ich weiss es nicht. Eins ist sicher, er nimmt unglaublich viel Energie. Ich kann mich nicht so abgrenzen, dass er mir egal ist. Ich selber bin mir nicht egal, aber er ist es mir genauso wenig. Es tut weh, zu sehen, wie schlimm es um ihn steht und das Gefühl zu haben, die einzige Sehende zu sein, während alle andere sich einfach lieber blind stellen wollen. Ich habe Angst, dass seine Sucht ihn zu stark in den Fängen hält und er ganz schlimm enden wird. Nein, das ist mir nicht egal. Zu einem nicht, weil ich ihn liebe. Zum anderen, weil meine Kinder ihn mind. genauso lieben. Es ist einfach nur eine Verschwenung. Verschwendung von wundervollen Eigenschaften und Lebenszeit. Zur Zeit macht es mich traurig und es fällt schwer, dies weg zu stecken. Ich bin froh, dass er dienstlich weg ist. Damit ich ihm nicht in die Augen sehen muss und mich fragen muss, warum er sich das antut. Und warum er den Menschen das antut, die ihn lieben. Warum die Liebe ihn überhaupt nicht mehr wirklich im Herzen erreichen kann und ihm Kraft geben kann, sich von seiner Sucht weg zu reissen.

  • liebe freigeist,

    es hat sich nichts geändert, meiner meinung nach. bis auf die tatsache, das nun diese flüssigkeit getrunken wird hat sich überhaupt nichts geändert.

    die mutter gibt dir schuldgefühle.

    er trinkt weiter, wie gehabt, vorher heimlich, jetzt offen.

    du liebst ihn, machst dich dadurch zur co abhängigen.

    willst du damit weitermachen? willst du so weitermachen? ich finde das tut alles sehr weh oder nicht ?

    lieben gruß melanie

  • und fühl mich unendlich einsam.

    Hallo Melanie

    Doch, für mich hat sich sehr viel geändert. Innert 3 Wochen ist mein ganzes Leben, alle meine Träume, Hoffnungen, meine Liebe zu Boden geschmettert worden. Der Mann, den ich kennengelernt und liebengelernt habe, gibt es anscheinend überhaupt nicht. Er wurde von meinem Partner in seinem Wunsch- oder seinen Suffträumen für mich und meine Kinder entworfen.
    Zuerst musste ich mich mit der Frage auseinandersetzen, dass er ein trockener Alkoholiker ist und wohl in Gefahr wieder zu trinken, und dass ich in meiner Unwissenheit seiner Krankheit, so ziemlich alles falsch gemacht habe und ihn nicht mit unterstützen konnte, trocken zu bleiben.
    Ich musste mich mit seinen Vorwürfen an mich auseinandersetzen und bin fast durchgedreht und hab mich und jede meiner Handlungen reflektiert. Mich klein, doof und hässlich sowie unfähig gefühlt, einen Menschen, den ich liebe, zu spüren etc.. Ich habe an ALLEM und zumeist an mir selber gezweifelt.
    Dann wiederum einige Tage später musste ich erkennen, dass nochmals alles Lug und Trug ist. Mein Bezug zu seiner Mutter für sie nur dann eine Wertigkeit hat, wenn ich für ihren Sohn entsprechend funktioniere und die grosse Retterin spiele. Dass all meine kleinen und grösseren Hilfestellungen weder zählen noch bemerkt werden und ich knallhart von jedem fallengelassen und manipuliert werde, wenn ich nicht so reagiere, wie sich die Menschen das vorstellen. Ich musste erfahren, dass mein Partner gar nicht trocken ist. Dass er seine Alkoholsucht überhaupt nicht ernst nimmt und weiterhin sich und der ganzen Welt ein Theater vorspielt. Ich musste erkennen, dass all meine Träume und all meine Liebe einer fiktiven Person gehören, die er gar nie sein kann und will. Und während ich hier mit Tränen kämpfe, mein Leben wieder versuche irgendwie in meine Hände zu nehmen, mich unendlich einsam, verarscht, belogen und betrogen fühle.... während ich kaum noch Energie habe, weiter zu machen und Gefahr laufe, alles zu verlieren, da wird nun mein Partner tausende Kilomenter weiter seinem Alkohol, seinen Lügen, seiner Traum- und Scheinwelt und seinen Trostpflastern frönen. Er wird nicht einen Gedanken an die Menschen verschwenden, die er verzweifelt auf dem Weg zurücklässt. Nicht einen Gedanken an seine Mutter, die heute Geburtstag feiert oder an die Kinder, die wieder einmal die Tage zählen, ihn wieder zu sehen. Nicht einen Gedanken an seine Sucht und was sie aus ihm, seinem Leben und dem Leben anderer Menschen macht, die er anscheinend liebt.
    Warum auch?! Ihm gehts ja jetzt gut. Er konnte sich noch einmal aus dem Supf in letzter Sekunde retten. Eine Idiotin hat seine Schulden bezahlt, ihn monatelang finanziert, ihm einen Job gefunden, trägt weiterhin alle Kosten und Verantwortung alleine und er, er ist wohl traurig, dass er seine geliebte Theaterwelt aufgeben musste. Er tröstet sich damit, dass er nun sein Geld zusammensparen kann und sich wieder alles für seine erneute Selbständigkeit kaufen kann. Es gibt ja keine Verpflichtungen. Die Schulden gegenüber seiner Eltern sind irrelevant. Mich zu fragen, wie es für mich war, mit meinen beiden Kindern alle seine Schulden abzuzahlen: irrelevant. Er kann Geld sparen, hat eine Arbeit, kann seinem Alkohol frönen und wird sich im Zweifelsfall eine neue dumme Bewunderin suchen, der er liebevoll und gefühlvoll von seinen Träumen und Plänen vorschwärmen kann...bis sie ungemütlich wird und ihm und seiner einzigen Liebe, dem Alkohol, im Weg stehen wird. Bis sie unbrauchbar wird und mit jemand anderem ersetzt.
    Ich bin so traurig und fühle mich so alleine und einsam und energielos heute, ich kann es gar nicht mehr in Worte fassen.

    Lieben Gruss, freigeist.

  • liebe freigeist,

    aus deiner erzählung herraus lese ich ganz viel entteuschung wut und frust. auch neid und eiversucht? du hast alles gemacht ,geleistet, dich aufgeopfert und jetzt bekommst du den tritt in den hintern. die welt ist ungerecht unfair. das schlimmste ist, er sitzt da, säuft hat vielleicht sogar spass und dir geht es dreckig!
    du leidest. und nun? wie geht es weiter? weite in dieser opferposition sitzen bleiben und zu denken, du hast alles verloren?

    was hast du verloren? im grunde die illussion, den wunschtraum mit einem trockenen alkoholiker eine wunderbare partnerschaft zu führen.mein bild dafür ist eine seifenblase, bunt schillernd innen hol und du kannst sicher sein irgendwann platzt sie.

    du hast es von grund auf gut gemeint, da bin ich mir sicher. bist da reingerutscht im glauben daran, das er trocken ist. ich versteh deine entteuschung, kann sie nachvollziehen. es fühlt sich schlimm an so missbraucht zu werden.

    im moment kann ich nicht viel zu schreiben, das ginge im moment sicherlich nicht in dich rein, prallt an dir ab. denn im moment brauchst du erst mal zeit darüber weg zu kommen, zu erkennen. es fällt wie schuppen von den augen, wenn man das erkannt hat. glaub mir, sei froh das jetzt alles raus ist, die karten auf dem tisch liegen, jetzt wenigstens weisst woran du bist. nimm das jetzt in die hand und handle danach, so das es dir gut tut.

    lieben gruß melanie
    dich dich mal gern in den arm nimmt, drückt und tröstet, du bist nicht allein. hier im forum gibt es so viele die dir helfen werden dich neu zu sortieren!

  • Hallo Melanie

    Wut: Ja. Enttäuschung: Ja. Frust?! Nein. Aber Trauer und auch das Gefühl einer unendlichen Einsamkeit. Ich habe letztes Jahr, Ende August meine einzige Schwester und eigentlich meine einzige Familie verloren. Sie ist an akuter Leukämie verstorben. Hat 3 Jahre lang einen sehr tragischen, sehr mutigen und unglaublich leidvollen Kampf gekämpft, in dem ich ihr eigentlich gar nicht beistehen konnte. Wir wohnten viele Kilometer auseinander und ich befand mich in einer Risikoschwangerschaft als die Ärzte bei ihr akute Leukämie feststellten. Ich durfte nicht reisen, war auch nach der Geburt meines Kindes gebunden und konnte nicht weg, denn mein Kind war viele Wochen im Krankenhaus und es dauerte mind. 3/4 Jahr bis mein Baby über dem Berg war. Gleich danach war ich mitten im Aufbau meiner Selbständigkeit und kurz darauf zerbrach an all diesen und einigen Problemen, die mein damaliger Partner aus seiner ehemaligen Beziehung noch mitschleppte, meine Partnerschaft. Ich blieb alleinerziehen mit einem 4jährigen und einer etwas über ein Jahr alter Tochter; mit einem Geschäft. Musste ein dach über dem Kopf organisieren, alles neu anschaffen, meine Kinder auffangen... meine Schwester blieb auf der Strecke, sie kämpfte viele km weiter ihren Kampf ums Überleben. Ich wollte nie wahrhaben, dass sie diesen Kampf verlieren könnte. Ich dachte, wir hätten noch viel Zeit. Meine kleine Tochter konnte sie nicht mehr kennenlernen.
    Als ich mich einigermassen neu zurechtfand in meinem Leben als alleinerziehende, kam völlig unerwartet dieser Mann in mein Leben. Wir haben monatelang uns ausgetauscht, Gespräche geführt, uns besucht. Ich wusste absolut gar nichts von seinen Alkoholproblemen oder Schulden. Er hat mit allem hinterm Berg gehalten. Ich habe mich in ihn verliebt. Er hat eine Person geschaffen, die all die gleichen Sehnsüchte, Träume, Werte, Ziele, Hoffnungen zu haben schien wie ich.
    Er hatte dann Stress an seinem damaligen Arbeitsplatz, der Gehalt wurde ihm nicht ausbezahlt und wir haben uns darauf geeinigt, dass er zu mir ziehen soll. Dass wir zusammen sein wollen. Ich wusste auch dort noch nichts davon, dass er seit Monaten seinen Mietzins nicht bezahlt hatte, dass er Schulden ohne Ende hatte, dass er seit einem Jahrzent trinkt, dass er sich sein Leben zurechtlügt. Er hat alles schön weggehalten. Ich konnte nicht dahinterkommen. Seine Eltern wissen wohl noch heute nicht, dass er nie aufgehört hat mit dem Trinken. Er hat jedem die Geschichten erzählt, die die Menschen hören wollten. Hat sich seine Welt so hinmanipuliert, dass er nie unterging. Ich war sein Rettungsanker. Den hat er ergriffen und ich konnte nichts merken. Er hat seine Rolle perfekt gespielt. Ich weiss nicht mal, ob da jemals Gefühle im Spiel waren, seinerseits. Er brauchte dringend Geld, ein Dach überm Kopf, bei mir hat er es bekommen. Und auch die Hoffnung, dass ihn jemand vom Alkohol heilen könnte. Ich habe auch seine Schulden bezahlt, als nach und nach herauskam, in welche Situation er sich hineinmanövriert hatte. Er hat es argumentiert mit seiner Selbständigkeit. Er ist eben ein Künstler. etc. etc. Ja, ich habe es geglaubt. Ich, seine Eltern, der Rest der Welt. Er ist mehr als überzeugend. Er glaubt sich ja selber. Ich glaube, er kann schon selber nicht mehr unterscheiden, was genau wahr und unwahr ist.
    Ich bin aus allen Wolken gefallen, als er anfing, sich zu verändern. Das wurde erst bemerkbar, als er nicht mehr pendelte zu seinem alten Arbeitsplatz für manche Vorstellungen, die er noch zu erfüllen hatte. Erst als er diese Tätigkeit beendet hatte und hier vor Ort einen neuen Job anfing und somit keine Möglichkeit mehr hatte, alle paar Wochen seine Abstürze klangheimlich zu zelebrieren. Er konnte nicht mehr Alkohol trinken, ohne dass es aufgefallen wäre. Er musste wohl gegen Ende ein riesen Versteckspiel betreiben und da erst merkte ich, dass er anders ist. Verändert. Aber ich kam nicht auf Alkohol. Wie auch??? Ich selber trinke nie was. Nicht mal Kaffee. Rauche auch nicht. Er trank in der ganzen Zeit auch nie was neben mir. Wie hätte ich drauf kommen sollen, dass ich mein Leben mit einem Alkoholiker führe??? Er hat mir eine Geschichte vorgegaukelt, um seinen Arsch zu retten. Als ich ihm hier den Job beschafft habe, er dazu auch plötzlich schuldenfrei war (bis auf Schulden seinen Eltern gegenüber), da fing er an, sich nach seinem Leben zurück zu sehnen. Nun wollte er wieder zu seiner einzigen Liebe, seinem Alkohol. Und hatte das Problem, dass er es geheim halten musste, da ich ja ahnungslos war. Seine Wesensveränderung machte mich misstrauisch. Ich grübelte, führte Gespräche, dachte sogar, er hätte ne andere. Hat er mir zuletzt auch mehr oder weniger vor seiner Dienstreise auch verkauft. Er hätte alles gesagt, um endlich in Ruhe seinem Alkohol frönen zu können. Ich habe ein Jahr lang NICHTS bemerkt. Erst seine Mutter liess mich dann vermuten, ich lebe mit einem trockenem Alkoholiker zusammen. Und er hat das bestätigt, als ich ihn per Tel. damit konfrontierte. Er hatte plötzlich eine neue Geschichte: Er sei trockener Alkoholiker und traute sich nicht, mir das zu erzählen und er hätte seine Strategien gegen Saufdruck entwickelt und ich habe diese behindert. Er konnte nicht einfach Rad fahren, raus gehen, alleine sein...da waren Kinder, Familie, unbefriedigende Arbeit, da er ja Künstler ist und nun seine Kunst Menschen in Anzügen verkaufen muss, die eh nichts begreifen. Etc. Etc... Ich habe ihm das abgenommen. Habe mir so viele Vorwürfe gemacht. Na klar, jemand der mitten im Entzug ist, dem waren einige Situation def. zuviel. Er hatte ja keinen, mit dem er darüber reden konnte, oder jemanden, der ihn fachlich begleitete.
    Erst seit 4 oder 5 Tagen weiss ich nun, dass er nie aufgehört hat, zu trinken. Er hat zugegeben, dass er auch jetzt einige Biere zum besser einschlafen trinkt... Er hat überhaupt keine Einsicht. Er ist nicht bereit, sich einzugestehen, dass er ein Alkoholiker ist. Dass es nicht seine erste Freundin, nicht seine Arbeitslosigkeit, nicht seine Beziehungsprobleme, nicht seine Selbständigkeit, nicht sein Liebeskummer, nicht seine Einsamkeit, nicht der jetzige Familienstress sondern immer nur alleine und einzig ER ist, der trinkt, weil er nicht anders kann. Weil er süchtig und schwerst krank ist.
    Nein, ich bin nicht neidisch und auch nicht eifersüchtig. Worauf denn? Aber ich fühle mich sehr, sehr belogen und betrogen. Auch wenn er krank ist, auch wenn ich unglaublich naiv sein sollte, ich hab mir einfach nie vorstellen können, dass Sucht Menschen dazu treiben kann, eine Alleinerziehnde emotional, finanziell und mental dermassen auszupressen. Dermassen hinters Licht zu führen. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass dieser Mann sowas drauf hat. Ich weiss, er ist krank. Es ist seine Sucht. Aber kann ein Süchtiger dermassen gewissenlos sein?! Kann er dermassen mit Menschenseelen und den Herzen kleiner Kinder spielen???
    Mit seinen eigenen Eltern????
    Ich bin einfach zu naiv für diese Welt. Zu blöd. Zu wenig aufgeklärt. Es gibt Dinge, die ich mir nie vorstellen kann. Auch für mich war ein Alkoholiker, ein Penner von der Parkbank, der ungepflegt ist und immer nach Alk stinkt. Nein, ich habe nichts gewusst und nichts bemerkt. Ich muss wohl unendlich bescheuert sein.
    Und ja, ich fühle mich allein. Weil ich immer wieder alleine mit meinem Weltbild da stehe. Du sprichst Melanie davon, dass es Dir gut geht alleine. Dass Du jemanden an Deiner Seite haben möchtest, der Dich sein lässt, wie Du bist, Dich nicht einschränkt. Das gibt es nie zu 100%. Ein Leben zu zweit fordert immer ein gewisses Aufeinander Abstimmen. Ich bin ein sehr toleranter Mensch. Mir ist das Innere eines Menschen wichtig. Ich lebe und liebe sehr gerne. Für mich ist es erfüllend, mein Leben mit einem Partner zu teilen, der die gleichen Ziele, Träume, Lebenswerte hat. Bin ich deswegen Co??? Weil ich ein Leben zu zweit einem Leben alleine den Vorzug gebe. Nein, kaum. Was kann man dagegen tun, wenn der gegenüber alles darauf legt, Dir was vorzuspielen, um seine Sucht ausleben zu können, sein Kartenhaus nicht zusammenfallen zu sehen?! Ich bin sicherlich jemand, der gerne hilft, der auch gerne umsorgt. Aber ich bin niemand, der völlig aufopfernd ist und sich selber vergisst. Blos jemand, der gerne mit sich und genauso gerne mit sich und der Familie ist. Und dazu gehört für mich eben auch ein männlicher Gegenpart. Wenn ich wirklich auf etwas eifersüchtig bin, dann auf die Menschen, die ihre Liebe über Jahre pflegen und bewahren konnten... Ja, sowas wünsche ich mir. Und ja, mich erfüllt ein Familienleben. Und ja, ich bin traurig, dass der Mensch, den ich liebe, eine Fiktion war. Erfunden von einem Süchtigen, der blos seine unsterbliche Liebe zu seiner Flasche in Kopf hatte.

  • Servus freigeist75,

    nun, es gehören -wie imme rim Leben- zwei dazu: einer, der belügt, und einer, der sich belügen lässt. Wie dem auch sei, das Thema ist rum, Du hast kapiert, dass er trinkt, und kannst nun Dein Leben entsprechend ausrichten.

    Wenn Du das möchtest, kannst Du aus diesem Dilemma auch noch etwas heilsames für Dich mitnehmen, und Dir darüber klar werden, warum Du "so jemand" überhaupt so viel "Freiraum" gegeben hast, dass er Dich so hintergehen konnte. Wenn Du ehrlich zu Dir bist, wirst Du auch herausfinden, warum das so ist. Und dieses Wissen kann Dich in Zukunft davor bewahren, erneut in die gleiche Kerbe zu schlagen, wie diesmal. Es ist nur ganz, ganz selten ein Zufall, wenn sich ein Mensch einen Alkoholiekr als Partner "anlacht". Sehr häufig steckt viel mehr dahinter. Das zu erkennen und für Dich zu bearbeiten kann Deine nächste Aufgabe sein.

    Wenn Du den Mut hast (und die Kraft hast), dann schau da mal genauer hin.

    LG
    Spedi

  • liebe freigeist,

    bist du nicht? nicht aufopfernd, über deine grenzen leistend? sicher nicht?

    Zitat

    Bin ich deswegen Co??? Weil ich ein Leben zu zweit einem Leben alleine den Vorzug gebe. Nein, kaum.


    sei ehrlich zu dir selbst. du hast dir den partner ausgesucht, der in dem moment zu dir passte.

    mir hat es sehr geholfen meine texte nochmal durchzulesen, so als habe das jemand anderer geschrieben. ich habe zwar schmerzhaft erkannt, ich bin co doch das half mir tatsächlich weiter. damals hatte ich einen anhaltspunkt für mich.

    ich denke, jetzt hast du klarheit, sei dir deiner mehr selbst bewusst und hinterfrage DICH warum du eine solche einstellung hast, was dich dazu bringt SO verdammt viel einem menschen zu geben. meiner meinung nach viel zu viel.du hast dich darauf eingelassen.

    ja, ich habe auch unglaublich viel angst gehabt mich selbst zu hinterfragen. nur warum denn? hab den mut dich zu hinterfragen, dann findes du die lösung auf all die vielen fragen die du gestellt hast.

    lieben gruß melanie

  • Liebe Freigeist,
    wie bei so vielen hier berührt mich auch Deine Geschichte - ich kann nachvollziehen, was Du Dir gewünscht und erhofft hast und wieviel Freude über Dein neues Glück Du hattest - nach den schweren Erlebnissen und dem Schicksal Deiner Schwester.
    Und dann der Schlag ins Gesicht: ein Alkoholproblem....Sucht.

    Du schreibst : (Sorry, ich habs noch nicht gerafft bzw. mich richtig damit auseinandergsetzt, wie man Zitate korrekt wieder gibt):
    """Es ist seine Sucht. Aber kann ein Süchtiger dermassen gewissenlos sein?! Kann er dermassen mit Menschenseelen und den Herzen kleiner Kinder spielen???
    Mit seinen eigenen Eltern???? """"

    O jaaaaaa, er kann und wie er kann -- Süchtige tun alles, um Ihre Sucht befriedigen zu können....sie können in diesem Moment nicht anders..so ein wenig kann ich es noch nachvollziehen aus den Zeiten (ist urlange her), als ich Raucherin war..zwar nicht stark, aber ich war ungemein süchtig nach dem Zeug...was habe ich mitten in der Nacht alles veranstaltet( und welche Entzugserscheinungen hatte ich) ,um an einer Zigarette ziehen zu können, wenn die Schachtel plötzlich leer war und ich Nachschub brauchte...was für ein Wohlgefühl, was für eine Erleichterung, als endlich der Rauch in meine Lungen zog....ich wär "über Leichen gegangen"..jawohl !!! Der Süchtige spielt im Grunde nicht - so denke ich - vorsätzlich und gewissenlos mit Menschenseelen und den Herzen kleiner Kinder - er sieht das nicht..nicht in dem Augenblick, wo die Sucht befriedigt werden muss... er möchte seine Sucht befriedigen, nichts weiter....vielleicht erkennt er es später....
    Ich glaube auch bei meinem XY nach wie vor daran, dass ich ihm viel bedeute und auch viele Gefühle da sind, aber die Liebe zum Alk ist einfach stärker- oftmals...der Alk ist die Number 1 !!! Und das reicht mir nicht (mehr).
    Liebe Grüße am Abend
    Hanna

  • Liebes Forum.
    Ich möchte Euch danke sagen. Danke für Euere Sichtweisen, Denkweisen für Euere Lebenskraft und -bejahung und Euere kompromisslose Ehrlichkeit.
    Zu euch und den Neulingen.
    Ich habe bereits einiges bei euch erkannt und für mich mitgenommen.
    Die nächsten Wochen und Monate werde ich euch hier erhalten bleiben, um weiter von euch zu lernen und mein Leben umzustrukturieren. Um an mir selber und meinen Mustern zu arbeiten.
    Manche Erfahrungen - egal wie schlecht sie auch sind, sind eben die besten, die man machen kann. Ich glaube, meine Berührung mit dem Alkohol - wenn auch als Co. und somit mit euerem Forum, war das beste und längst überfällige, was mir in meinem Leben widerfahren musste.
    Einige Minuten bis Mitternacht. Einige Minuten bis zu einem neuen Tag. Ein guter Moment um sich vorzunehmen, von jetzt ab, sein Leben Tag für Tag, neu anzugehen und alles Unnötige aus seinem Leben abzustossen und allem Wertvollen mehr Platz einzuräumen. Tag für Tag in sich hören und aktiv an sich selber arbeiten. Sich uns sein Leben neu anzupacken und Eigenverantwortung zu übernehmen. Das ist mein Ziel.
    Und nun erst Mal: Gute Nacht!

  • Was habe ich in den letzten Tagen umsetzen können? Wo habe ich versagt? Wo will ich noch hin?

    Zuerst war ich voller Energie und Umsetzungsideen. Ich habe mich erleichtert gefühlt, mir vieles Gutes getan. Mich mit lieben Menschen getroffen. Gute Gespräche geführt. Schöne Augenblicke erlebt. Mich und meine Kinder und unser Leben genossen und auch neue Projekte angerissen und mich auch dazu gezwungen sie ernsthaft anzupacken (z.B. Kind-Mama Singen mit meiner 2.5 jährigen...etwas, wovor ich im Normalfall schreiend davon laufe, grins.... Viele Mütter mit Kleinkindern in einem Raum. Ich arbeite mit Kleinkindern und Müttern und naja....so schön es auch ist, so mühsam können die Mütter sein ;))) inkl. mir natürlich! Wieso sich also sowas auch noch in der Freizeit antun?! Um sich selber und seine Schubladen zu überprüfen, um zu lernen, manche Wege zu gehen, die man ansonsten vielleicht nicht gehen würde, weil es sich wunderbar anbietet, weil meine Tochter Spass dran hat und nur was mit der Mama teilt, weil es was völlig anderes ist und Überwindung braucht....). Ich habe unser Heim verschönert. Einige Dinge umgestellt, dekoriert, die Terrasse neu gestaltet, Ausflüge gemacht, mir Gutes getan... Dann kam der Einbruch, den ich erwartet habe. Mein Partner kam für kurze Zeit zurück, ich habe die Zeit mit ihm verbracht. Natürlich vielen Gesprächen, Hoffnungen, neuen Träumen, Plänen, Liebesschwüren... Eine schöne Zeit, aber kaum war er weg: unwirkliche Zeit. Eine Seifenblase...wie melinak das so schön nennt. Denn indem wir so tun als ob, und ich mich in der Zeit, die er nicht da ist, lerne zu distanzieren, um mich zu kümmern, neue Energie zu schöpfen, aber dann sobald er auftaucht, erinnert werde, dass nichts angepackt, alles beim alten ist und wir keinen cm weiterkommen, wenn er nicht völlig neue Wege und konsequent ein Leben ohne Alkohol und dafür mit Familie anstrebt, belüge ich mich blos selbst. Er trinkt im Geheimen, auf Dienstreisen oder in einem angemieteten Arbeitszimmer und ich tue als ob alles bestens ist. Der Einbruch kam und der Schmerz der Erkenntnis. ER müsste konsequent aus seiner Sucht wollen. ICH müsste konsequent ehrlich zu mir, meinen Bedürfnissen, Träumen, Wünschen stehen. Und wenn diese nicht vereinbar sind, dann müssen wir eben getrennt.
    Heute/Gestern habe ich nun diese Trennung vollzogen. Mein Körper, mein Kopf hat sie vollzogen. Meine Gefühle wollten immer noch nicht. Sie hätten noch lange mitgemacht. Aber mein Kopf und mein Körper wollen und können nicht mehr. Nun ist die Seifenblase def. zerplatzt. Mein Leben gehört jetzt in meine Hände. Seines in seine. Ich habe mich heute Abend mind. tausend Mal gefragt, ob es ihm gut geht. Ob er ein Dach überm Kopf hat. Wie konnte ich blos so furchtbare Dinge sagen und tun?! Es war mein Herz, welches so verzweifelte und mitlitt...ihn so gerne gehalten hätte und gleichzeitig sooo verletzend mit der Keule einschlug, um "ihn" zu erläutern... So ein Blödsinn. Lektion nicht gelernt. Ich sage ihm in Gedanken liebevoll: Pass auf Dich auf und alles Liebe für Deinen Weg.
    Und mir muss ich eintrichtern: Alles Liebe auf DEINEM WEG mit Deinen Gedanken und Gefühlen und Träumen, die er nicht erfüllen muss und sich auch nicht dafür zu rechtfertigen hat. Lerne Dich selber zu lieben und achtsam mit Dir umzugehen, dann muss der Partner nicht für Dinge einstehen, die Du selber im Umgang mit Dir nie gelernt hast.
    Wie gehts weiter:
    Ich glaube nun wird wieder Energie frei. Ich habe mich zu meinem Weg durchgerungen. Die Lähmung verschwindet und fällt ab. Spürbar. Die Trauer ist da, aber auch die Liebe zu mir und die Einsicht, dass ich in meinem Leben die wichtigste Person bin und dafür Sorge tragen muss, dass er mir gut geht. Erst dann kann ich auch Gutes weitergeben, vorleben und annehmen. Diese Gedanken habe ich angenommen und verstehe sie. Nun suche ich mir meine (fachliche) Hilfe auf diesem Weg und werde lernen, diese Gedanken im Alltag in kleinen Schritten zu leben.
    Bald ist ja auch wieder Mama-Kind-Singen angesagt...seufz und schmunzeln. Meine Tochter hat mir allerdings einen kleinen Gefallen gemacht. Das erste Mal, als wir teilgenommen haben, feierte eine Mama ihren Geburtstag und am Schluss der Lektion gab es Kuchen. Nun meint meine kleine Tochter, dass das Kuchen Essen dazu gehört und freut sich natürlich nach dem nächsten Singen auf den Kuchen. Ein schlaues Mädchen mit guten Ideen. Von nun ab, werden wir nach jedem Mama-Kind Singen (einmal die Woche) auf ein Stück Kuchen nach dem Singen zurückgreifen und die Mama wird sich auf die Schulter klopfen und sich sagen, so schlimm sind neue Wege doch gar nicht... ;)....
    Ich halte euch auf dem Laufenden und wünsche eine gute Nacht.

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