Beiträge von Apfelsine1963

    Huhu Grazia,

    danke!

    Ja, das ist witzig hier. Wir haben Strafzettel wegen Falschparken bekommen, aber kapieren nicht wo die Zahl steht, die wir zahlen sollen... hier gibt s noch eine alte währung... und 1000 irgendwas sind ungefähr 1 Euro :)
    und warm ist es - wir haben 29,5 Grad und Soooooooooonnnnenschein :-)))
    Es ist wirklich schön hier und wir hatten einen wundervollen Tag ( als Paar - OHNE die 'liebe Familie) und hatten Zeit einmal wieder entspannt miteinander zu reden und *taaaaaaaraaaaaaa* es wurde nicht genippelt und *doppeltara*:
    Ich habe ihn gefragt ob er bereit wäre mit mir eine Paartherapie bei einem guten Therapeuten zu starten um die ganzen Probs zu sortieren und aufzuarbeiten... und er ist bereit dazu.

    Ich hoffe euch geht s allen auch gut!!!

    Liebe Grüße,

    Simone

    Guten Morgen Poster,

    klar, gehört das zum Staatsanwalt!

    War aber leider so, wie es meistens läuft.... bis ich soweit war, dass ich überhaupt darüber gesprochen habe, war der Täter verstorben.

    War dann bei der Kripo, weil ich wollte dass die ehemaligen und noch existierenden Räume des Täters durchsucht werden, zwecks Aufdeckung dessen was wirklich los war und weil ich auch davon ausgehe, dass es weitere Opfer gibt.

    Ende vom Lied:
    Beamtin hat sich bei mir dafür entschuldigt, weil sie gegen einen Toten nicht ermitteln können.
    Eine Anzeige gegen meine Stiefmutter war wegen unterlassener Hilfeleistung auch nicht mehr möglich, da die Verjährungsfrist abgelaufen war.

    Durch die Flashbacks der letzten Monate gibt es nun aber doch die eine oder andere zusätzliche Information - auch eine veränderte Situation in Bezug auf Fristen ( wegen dem Baby)
    und somit ist die Sache, rechtlich gesehen, doch nicht endgültig vom Tisch.

    Zum 'öffentlichen Bereich':
    Ich denke ich habe hier schon in der richtigen Sparte geschrieben. Überschrift heisst: Lebensgeschichten - Erfahrungsberichte - Das leben nach dem Alkohol
    Und meine Lebensgeschichte ist nun einmal diese... eine andere kann ich nicht vorweisen :)

    Meine Lebensgeschichte entspricht zwar nicht so ganz der Norm, aber ich weiss, dass ich kein Einzelfall bin.

    Menschen, die diese Dinge erlebt haben, haben in der Regel gemeinsam, dass sie nicht darüber sprechen, weil sie sich schuldig fühlen und weil sie sich schämen.
    ( Ich fühle mich nun endlich nicht mehr schuldig, aber ich schäme mich manchmal noch)

    Ich bin mir sicher, dass ich hier unter den Co-Abhängigen nicht die einzige Person bin, die Missbr. erlebt hat.

    Ich kann immer nur von meinen Lebenserfahrungen ausgehen... erlebt habe ich, dass die Frauen, die in destruktiven Beziehungen gelebt haben
    sogar meistens diesen Hintergrund hatten...

    Euch allen einen schönen Tag und liebe Grüße,

    Apfelsine

    Hallo Ihrs,

    ich lese und lese und lese und irgendwie sind wir uns alle doch sehr ähnlich...

    ich denke viel nach die letzten Monate... denken, denken, denken...

    Ich glaube die wirkliche Wende in meinem Leben begann, als ich mal wieder in der Thera durchgekaut habe, dass ich mich als Opfer ( s** Missbr.) NICHT schuldig fühlen darf... ja ja ja, hundertmal gehört... hundertmal erklärt... aber ich habe zu ihr gesagt, dass ich mir das im Kopf noch hundertmal sagen kann... ich fühle mich immer noch schuldig - auch wenn ich weiss, dass ich s nicht bin.
    okay, nächste Runde:
    Trennung von Opfer und Täter... und vor allem: genau angeschaut was der Täter denn gemacht hat und wie er von seiner Persönlichkeit her war.
    Dann: Es gibt bestimmte Verhaltensweisen die einen Täter auszeichnen.. in der Regel sind sie Egoisten, leben nach dem Motto: Mir gehört die Welt und einiges dazu, sie sind Grenzüberschreiter und sie haben in der Regel nur ein ganz klitzekleines Schuldbewusstsein... ( trifft auf 90 Prozent der Täter zu)
    Okay, das war mal etwas womit ich etwas anfangen konnte.
    Automatisch kam durch die Trennung ( immer wieder alles noch einmal durchdenken und abspielen lassen... was hat er gemacht?... was habe ich gemacht?... wer ist Täter, was ist Tat? wer war Opfer? wer war schuld?) einiges in die Gänge.
    Vieles konnte ich viel klarer sehen ( ein 5 jähriges Kind hat keine Schuld am Misb. auch wenn es gierig auf die Schoki war... etc etc etc)
    Gleichzeitig - und das fand ich spitzenmäßig - kam dann, dass ich in meinem Umfeld plötzlich Grenzüberschreitungen sehen konnte... mal besser mal schlechter... aber es ging los...
    und seither rumpelts hier auch ordentlich im Karton...

    nimmt dir jemand was weg und du hast es dir ewig lang gefallen lassen, gibt der natürlich auch nicht so einfach auf, wenn du einmal "Nö, ist meins!" gebrüllt hast...

    klar reden 'unsere' Männer alle lieb und nett und klar denken wir es war halt nur der blöde Alk weshalb er so ausfallend war, oder er kommt gerade mit seinen Probs nicht klar und wir schreien ja manchmal auch rum und so weiter blablabla... Chaos im Kopf... aber wenn wir mal das ganze blablabla von ihnen ausblenden und nicht die Worte beachten, sondern einfach gucken was sie tun... da sieht dann doch einiges ganz anders und klarer aus...
    (Interessant wäre auch mal eine Umfrage zu 'anderen Paaren'... sagen da die Männer auch so oft "ich liebe dich!"... ;)

    also jetzt noch ein ganz 'blödes' Beispiel aus meinem Leben, aber da hats vor einigen wochen echt noch einmal bei mir geklickt, als ich daran dachte. Auf mich wurde einmal geschossen um mich zum schweigen zu bringen. natürlich hat die kugel nicht getroffen, aber ich habe daraufhin lange geschwiegen. leben wollte ich halt doch...
    so, gruselige erinnerung und so etwas drängen wir ja dann ganz schnell wieder weg oder erstarren nachträglich erneut und schieben erst mal panikattacken und müssen wieder runterkommen etc etc etc... aber wenn man s mal auseinandernimmt, ganz nüchtern betrachtet:
    Täter schießt auf Opfer um es zum schweigen zu bringen... schießt natürlich daneben, denn wie soll er denn die Leiche erklären?...
    Da gezielt daneben geschossen war, kann man auch die Schuldgefühle klar entsorgen ( wenn ich nicht so geschrieen hätte, hätte er nicht die Beherrschung verloren etc etc etc).
    Dieser Mann war 'beherrscht', denn sonst hätte er nicht absichtlich daneben geschossen und dieser mann hat bewusst eingeschüchtert.
    Und dann: Seine Schuld... eindeutig riesig, denn sonst hätte er nicht so drastisch einschüchtern und zum schweigen bringen müssen.
    Und als Zugabe: Tat betrachten, euer damaliges Verhalten betrachten. In meinem fall finde ich es klasse und herrlich gesund so laut und schrill zu schreien..
    dann betrachten was nach der tat des Täters und seinen einschüchterungen euer verhalten war... angst, geschwiegen...

    Das ist jetzt ein krasses Beispiel und vielleicht nicht das beste, aber mir hilfts die ganzen Greueltaten noch einmal durchzusortieren... denn da liegt der Schlüssel... Täter und Opfer... klar anschauen... trennen, trennen, trennen... euch klar anschauen... vorher, nachher... ihn klar anschauen... Motiv, Tat, Ziele, weiteres Verhalten...

    weiss zwar nicht ob das nur für mich die erkenntnis war und ob es euch hilft, aber ich wollt s mal mitteilen, weil es hier, seitdem 'trennen von Täter und Opfer' mein Hobbie ist ( mach ich beim putzen... an damals denken und trennen trennen trennen) bin ich hier in der 'lieben' familie zur poesen poesen Apfelsine gewachsen :-))))

    davor war ich beliebt ( bitte nicht mit geliebt verwechseln :)

    So, das war mein Wort zum Sonntag :)

    Liebe Grüße und viel Power euch allen!

    Apfelsine

    Hallo,

    ich zitiere deinen Satz:
    Ist seine Gleichgültigkeit mir gegenüber dem Alkohol zuzuschreiben oder ist da mehr dahinter? Ich höre oft von ihm, ich sei so fantastisch und würde ihm so viel Liebe geben, und wie dankbar er mir dafür sei; andererseits will er mich bei der kleinsten Meinungsverschiedenheit am liebsten in den Flieger setzen. Ich will das nicht persönlich nehmen, weil ich glaube, dass er einfach sein persönliches Problem auf mich projizieren will: aber ist es das wert, dass ich das mit mir machen lasse?

    Der lautet auf meine Beziehung bezogen so:
    Ist seine Gleichgültigkeit mir gegenüber dem Alkohol zuzuschreiben oder ist da mehr dahinter? Ich höre oft von ihm, ich sei so fantastisch und würde ihm so viel Liebe geben, und wie dankbar er mir dafür sei; andererseits bin ich bei der kleinsten Meinungsverscheidenheit die Schuldige, bzw. die Sündenböckin. Ich will das nicht persönlich nehmen, weil ich glaube, dass er sich einfach seinen eigenen Problemen nicht stellen mag: aber ist es das wert, das sich das mit mir machen lasse?

    Nö, ist es nicht.

    Wir sind nicht nur co-abhängig, sondern meistens, wenn ich die Berichte hier lese auch finaziell oder Wohnraummäßig abhängig...

    Abhängig auf der ganzen Linie... das macht es oft so schwer, aber es hindert uns niemand daran und umzudrehen und in die andere Richtung zu gehen...
    von Abhängig nach Unabhängig :)

    Fällt mir gerade ein ganz doofer Spruch ein, in etwa geht der so:
    Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine erfolögreiche Frau, die ihm den Rücken freihält. Und:
    Hinter jeder erfolgreichen Frau stehen mehrer Männer, die versuchen sie von ihrem Weg abzuhalten...

    lasst uns weitergehen,

    Apfelsine

    Hallo Marinchen,

    meine Mum sagt immer:
    "Für JEDES Problem gibt es eine Lösung!"

    Wir haben uns hier auch gerade gezofft... das Thema Alk ist jetzt halt auf den Tisch gekommen und ich habe ihm klar gesagt, dass ich nun zuerst an mir und meiner Co-Abhängigkeit arbeite. Das ist mein Problem. Wie er mit seinem umgeht ist sein Problem... ob ich, wenn ich mich von meiner Co-Abhängigkeit befreit habe die nächsten 10 Jahre an 6 Tagen in der Woche neben einer Alkoholfahne schlafen möchte weiss ich allerdings noch nicht... ( denn ich glaube in der SHG für Cos gibt es keine Hilfestellung für: "Wie überwinde ich meine Abhängigkeit von alkoholfreier Atemluft! *blöder Scherz*)

    Naja, Ende vom Lied... nach noch paar Diskussionen über so manch ein anderes Problemchen hier, denn ich sage jetzt alles unverblümt was mir stinkert...

    und dann schaut e r mich an udn sagt er wüsste jetzt gar nicht was er heute abend machen soll. Sein bruder hat ihm sms geschrieben udn gefragt ob sie was zusammen machen wollen... blablabla ... und wenn er jetzt mit xy weg geht würde er mich ja alleine lassen... und wenn er etwas trinkt würde es mich ja belasten, wenn er dann mit alkduft nach hause kommt... und große verzweiflung darüber, dass er jetzt schon gar nicht mehr weiss wie er sich entscheiden soll...

    so, jetzt bin ich mal ausgetitscht! ich habe ihm gesagt, dass es mich ankot*t, dass ich hier ständig wegen jedem Mist in die Rolle der Sündenböckin gedrängt werde. Ich hätte ihm schon x mal gesagt, dass es mich nicht stört, wenn er weg geht, sondern, dass es mich stört, dass er angetrunken nach hause kommt.
    es kot*t mich an, dass ich hier anscheinend für ihn die Zombiefrau bin, di e ihm die Treffen mit anderen Leuten vermiest - er traut sich ja schon gar nicht mehr - und dass ich hier die zombiefrau bin, die ihm das gläschen wein nicht gönnt und weil ich seine mutter schon wieder an der türe hören konnte ( muss ja immer in ihrer küche wursteln, sobald wir reden, damit sie alles mitbekommt) habe ich noch dazugesetzt, dass es mich ankot'zt dass die *böses Wort* Alte ständig mithört...


    daraufhin ist er aufgestanden und hat gesagt "Ich gehe!"

    Habe ihm daraufhin gesagt, dass ich mir einen Job suche und dann auch gehe. Amen!

    Mr. Konfliktscheu ist daraufhin aus dem Haus gegangen. Nö... dieses Mal bin ich ihm nicht hinterher mit "Schatzi es tut mir Leid" und "Lass uns noch einmal vernünftig reden!"

    Warum auch? ich habe die ganze Zeit vernünftig mit ihm geredet ...

    Wir hatten die selben 'Diskussionen' schon in der Vergangenheit... er traut sich jetzt nicht mehr sich mit jemandem zu treffen udn etwas zu trinken... und ich habe jedesmal gesagt, dass es mich nicht stört, dass er sich mit seinen freunden trifft, sondern dass er angetrunken nach hause kommt. DAS stört mich. x mal geklärt und erklärt.

    was soll denn der Quatsch!?

    Aber es funktioniert!

    erstes Gefühl von mir: Ich bin ein Zombie und vermiese ihm alles.
    zweites Gefühl von mir: Oh, jetzt liebt er mich nicht mehr und wird mich verlassen und blablabla
    und das Gefühl, das ich gar nicht gut aushalten kann: Er ist nun weg, nobody knows wann er kommt...aber everybody knows, dass er mit Fahne kommt... und bestimmt trifft er sich jetzt mit jemand und wird erzählen wie unglücklich er mit mir ist und wie ich ihn fertig mache und so weiter und so furz...

    aber gleichzeitig fühle ich mich auch richtig wohl jetzt... endlich bin ich ihn los!!! Boah, aber da habe ich mal wieder solche Schuldgefühle, weil er wollte ja immer nur das beste für mich und so weiter und so furz... aber es ist wirklich so.. ist er weg, fühle ich mich wohler.

    So schreibe ich denn mit schlechtem Gewissen und spitzen Fingern vorsichtig hin, was ich wirklich denke:
    Der hat Muffensausen seitdem ich gestern angefangen habe zu zeigen, dass ich nun meinen eigenen Weg einschlage und seitdem ich mich wegen dem Alk nicht mehr plätten lasse... er spürt, dass sich da etwas in mir verändert hat, er spürt, dass ich das nicht weiter mitmache, sondern dass ich gehen werde und deshalb versucht er nun die Daumenschrauben anzulegen... wortlos und wütend aus dem haus gehen... klar weiss er, dass ich das gar nicht ab kann...

    aber ich weiss, dass ich keine 5 Jahre mehr alt bin und dass ich es überleben werde :)
    und ich weiss, dass es, selbst wenn ich 5 Jahre alt wäre für mich besser wäre OHNE Vater zu leben als mit Saufkopfvater :)

    In der Zeitung war ein tolles Stellenangebot... ich bastle jetzt zuerst einmal eine schöne Bewerbung und versuche diesen Job zu ergattern :)

    Soviel aus meinem Leben als Co...

    logisch gedacht kann es gar nicht so schwer sein ohne diese Männer zu leben. Wir denken falsch, wenn wir in so einer Bez. sind, denn wir denken:"Wenn es schon gemeinsam so schwer ist, schaffe ich es alleine erst recht nicht!"
    Alles falsch gedacht - ich habe jahrelang alleine gelebt. Klar, war es manchmal schwer, aber das hier ist schwerer!!! Das ist richtig Kacke!

    Macht euch frei! und liebe Grüße,

    Apfelsine

    Hallo Karsten,

    na, dann würde mich doch noch brennend interessieren ob die Firma, di e mit dem Alkoholismus nicht in Verbindung gebracht werden wollte zufällig eine war, die mit Alkohol Geld verdient :)

    Ich hoffe ich darf so neugierig sein :)

    Liebe Grüße,

    Simone

    Hallo Martin,

    danke für die Antwort. Ja, das beantwortet meine Frage exactement :)

    Gibt aber gleich eine neue :
    Du schreibst Alkohol geht auch durch die Haut... ich benutze ein alkoholhaltiges Desinfektionsmittel für meine Hände...

    also auch weg damit? Zunge 'sauber' und Hände 'dreckig' lassen? :)

    liebe Grüße,

    Simone

    huhu Linde,

    ich hatte es nicht kopiert, sondern im Schweiße meiner Fingerkuppen abgetippt *flennt*

    Wäre es denn okay ( von den Forenregeln her) wenn ich für Grazia ( wenn es sie denn interessiert :) das was in dem Abschnitt in diesem Buch stand mit meinen eigenen Worten wiedergebe?

    Liebe Grüße,

    Simone

    Hallo Linde,

    naja, der Geschmack und der Geruch sind nicht so der Hit, aber ich habe es schon gemacht...

    aber nachdem ich hier ein wenig herumgelesen habe, habe ich angefangen ein wenig umzudenken...

    im Laufe der Jahre bin ich 'großzügiger' geworden... ich habe angefangen Essiggurken zu essen, die in Brandweinessig eingelegt sind ( und war stolz darauf, dass ich mich das traue!!!) und Balsamico mag ich auch :)

    Jetzt sehe ich, dass das nicht gut war. Die Essigflaschen und die Gürkchen fliegen raus und den Balsamico werd eich wohl ein wenig vermissen. Aber so etwas soll schon überlebt worden sein ;)

    naja und dann kam mir eben der Gedanke wie das mit dem Küssen ist...
    vielleicht weiss das jemand? Ich küsse ihn je nachdem halt schon sehr gerne :oops:

    liebe Grüße,

    Simone

    Huhu Grazia,

    na dann willkommen im Club :)

    ich habe hier das Buch 'Verbündete' von Laura Davis.

    Es ist ein Handbuch für Partnerinnen und Partner sexuell missbrauchter Frauen und Männer.
    Ich tippe mal ab was unter 'Krisenstadium' auf Seite 36 steht ( und hoffe das ist nun keine Reklame für ein Buch und es ist für die Moderatoren okay...), da ich denke die Ursache eines Traumas spielt eher weniger eine Rolle beim Heilungsablauf...

    - edit, bitte hier keine Texte einkopieren, Urheberrecht. Danke, Linde -

    Ich denke wer da gerade drin ist braucht sich wegen 'Vergesslich-' und Verschusseltheit nicht sooo große Sorgen zu machen :)

    Böse Zungen behaupten ich sei autistisch... Asperger :)

    Abgeklärt habe ich es nicht, da meine Thera meinte es sei letztendlich nicht feststellbar. ( Symptome wie Asperger wegen Trauma oder: Eine Aspergerin mit Trauma)

    Liebe Grüße,

    Apfelsine

    Hallo Grazia,

    es freut mich, dass es Dir so gut geht und es freut mich für Deine Kinder.

    Panikattacken sind in der Tat etwas kreusliches!

    Körper und Seele... ich liege im Moment ja mehr oder weniger flach, weil ich mal wieder entzündete Nebenhöhlen habe... wundert mich nicht... habe eben die Nase voll!!! :D
    Oftmals sind die 'Erkrankungen' dann ja auch ein Hinweis was mir fehlt... und oft ist es so, dass gleichzetig mit der körperlichen Genesung eine Heilung in der Seele stattfindet.
    Bis zur nächsten Runde :wink:

    Ich bin ganz stolz auf mich, weil ich heute mit meinem Freund geredet habe... er wollte wissen was mit mir los sei, weil ich so abwesend und nachdenklich wirke... :)

    Daraufhin habe ich ihm gesagt, dass ich in der Tat nachdenke, weil es mir im Moment nicht gut in meinem Lebensumfeld geht und dass die Dinge eigentlich alle bereits diskutiert seien.
    Ich wäre lediglich dabei für mich zu sortieren und zu klären was ich an Defiziten selbst mitbringe und da gilt es an mir etwas zu ändern und mit den Situationen anders umzugehen und zu klären was nicht änderbar sei. Da gilt es herauszufinden, ob ich so leben möchte.
    Die aktuellen Brennpunkte seien einmal der Alkohol und dann diese Familienkonstellation, in der ich mich im Moment befinde.

    Schon erstaunlich. Dieses Mal, als ich nämlich die 'Fakten' klar im Hinterkopf hatte, hat er es nicht geleugnet Alkoholiker zu sein.

    Habe ihm klar gesagt, dass ich nun keine Veränderungen von ihm erwarte. Ich habe nicht vor Druck auf ihn auszuüben, oder stundenlang zu diskutieren.
    Wenn er darüber reden wolle, wäre ich natürlich schon da, aber es geht mir jetzt zuerst einmal um mich, da ich festgestellt habe, dass ich eindeutig Co-abhängig bin - aus welchen Gründen auch immer, keine Schuldzuweisung oder ähnliches - und dass ich nun zuerst einmal an mir arbeiten möchte um aus dieser Co-Abhängigkeit auch wieder ganz sauber auszusteigen.

    Habe ihm auch gesagt, dass es für mich als trockene Alkoholikerin auch stressig ist, wenn mir hier ständig jemand vor der Nase rumtanzt, der mir Tag für Tag zeigt wie einfach es ist seine Probleme im Alk aufzulösen... mit langem Gesicht geht er weg... dann zwei Gläser Rose... und als Strahlemann kommt er wieder nach Hause und die Welt scheint bunt...
    das ist halt auch Stress ( abe rmeine Verantwortung ob ich mich davon beeinflussen lasse), trotzdem aber eher nicht das was ich auf dauer möchte...

    Diskussion gab es keine...

    und vielleicht denkt er darüber nach... vielleicht auch nicht... aber das ist auch egal, weil ich mich zuerst um meine eigene Sucht ( die Co.) kümmern muss :)

    Liebe Grüße,

    Apfelsine

    Hallo Grazia,

    was für ein 'Zufall', dass ausgerechnet Du antwortest... ich habe gestern Deinen thread hier gelesen und heute morgen beim Duschen an Dich gedacht... daran... dass Du sogar als Zugabe noch eine neue Beziehung gefunden hast... nach dem ganzen 'Drama' mit deinem Ex...

    wie geht es dir, deinen Kindern und deiner neuen Beziehung jetzt?

    Seitdem ich hier gestern so viel gelesen habe ist es nun bei mir so, dass es mir schon gereicht hat, als er heute Nacht mit Fahne nach Hause kam... ich kann so neben ihm nicht schlafen... war zum kotzen!
    Und heute Morgen reicht es wenn ich ihn sehe und wenn ich mich hier außerhalb meines Raumes ( habe ganz oben unterm Dach meine Fluchtburg) im Haus befinde... Psychosomatik grüßt... mir ist schwindlig und es würgt mich...
    hattest du nicht ähnliches damals beschrieben mit dem Zittern wenn du ihn schon nur siehst??? Soweit ich mich erinnere hattest du auch über eine plötzlich eingetretene 'Überempfindlichkeit' berichtet...

    am Flohmarkt war es spitzenmäßig :)

    ich muss nun einkaufen...

    liebe Grüße,

    Guten Morgen,

    vorgestern nach einem langen Telefonat mit lieber Freundin, in dem wir mal wieder alles durchgekaut haben was wir noch nicht können und wo wir wieder in die alten Muster gefallen sind und wo wir und wieder einwickeln haben lassen und nichts geblickt haben und vielem blablabla... meinte diese:
    "Ganz wichtig ist für mich: Wir dürfen jammern, aber nicht leiden!"

    Ich habe hier inzwischen viel gelesen und ich bin das auch: Co-Abhängig vom Feinsten!!!!

    Und diese Familienkonstellation hier in der ich das Sündenböckchen spielen soll. Zum Kotzen!!!!

    Einiges klar sehen und gleichzeitig den Matsch im Kopf... und bei der Vorstellung ihn zu verlassen: Oh mein Gott! Schuldgefühle hoch 10 und gleichzeitig das Wissen, dass da ja wohl noch einiges oberverkehrt läuft, wenn ich solche Schuldgefühle alleine schon bei der Vorstellung ihn zu verlassen produziere... und pfffffffffffffft... und dann ist doch alles ganz okay eigentlich... vielleicht liegt es ja nur an mir und meiner Vergangenheit... und so weiter und so furz :)

    Ich fühle mich hier überhaupt nicht gut!!!! Muss ich jetzt mal laut rausschreien!!!
    Ich weiss noch nicht wie, aber ich habe den Anfang gemacht und ich bin dran und ich werde diesen ganzen Mist hier für mich klären und die Situation für mich lösen.
    Ich weiss, dass das nicht von heute auf morgen geht.

    So, jetzt habe ich gejammert, aber LEIDEN werde ich heute nicht... deshalb springe ich jetzt unter die Dusche und flitze zum Flohmarkt... es ist Wochenende... und die Sonne scheint :)

    Ich wünsche euch allen einen schönen Tag!!!

    Guten Morgen Mora,

    die 'Vergesslichkeit' kenne ich auch.

    Meine Therapeutin findet sie auch 'normal'. Die Ursachen dafür sind bei mir Trauma und PTBS.

    Ich trainiere mein Gedächtnis nicht zusätzlich, sondern versuche es zu entlasten, denn diese Bearbeitungs- und Verarbeitungsprozesse kosten enorm viel Kraft.
    Das hört sich jetzt blöd an... Gedächtnis zu entlasten... in Anbetracht der Tatsache, dass ich hier losgehe, 5 Minuten später bei Aldi stehe und weiss, dass ich 4 Sachen kaufen wollte... aber was war s denn?
    Hab s tatsächlich vergessen... meistens gelingt es mir es mühsam zu rekonstruieren indem ich mich darauf konzentriere was ich kochen wollte und darauf was im Kühlschrank war... manchmal auch nicht...

    Es ist hier deshalb noch niemand verhungert :)

    Ist halt wie leben in zwei Welten. Die Beschäftigung mit dem Trauma und das Hier und Jetzt... manchmal kann ich mich auch nicht richtig konzentrieren... gibt sogar Tage an welchen ich das Auto bewusst stehen lasse, weil ich es einfach nicht richtig peile was so im Strassenverkehr um mich herum passiert... merke es dann immer daran, dass ich höchstens 15 Minuten unterwegs war und schon einer gehupt hat... und der Hammer ist, dass ich gar nicht nachvollziehen kann warum :)

    Ist s ganz schlimm kann ich nicht mal die einfachsten Dinge verstehen... neulich meinte mein Freund ich solle bitte vom Baumarkt 10 10 Watt Glühbirnen mitbringen. Also mit dieser Ansage war ich komplett überfordert... wieso zweimal die 10? Hä?
    Diese Tage nenne ich: Leben mit Behinderten :-)))

    Es ist einfach so wie es ist... so gehe ich damit um, denn ändern wird sich das erst, wenn die Traumen besser aufgearbeitet sind... so schreibe ich mir an den speziellen Tagen morgens eine Liste mit all den Dingen, die ich erledigen möchte und zwar genau in der Reihenfolge, in der ich sie abarbeiten möchte... das funktioniert dann :)

    Kann das aber alles nur so beschreiben wie es bei mir ist und habe keine Ahnung ob meine Aussagen und Empfindungen Allgemeingültigkeit besitzen... vielleicht hilft s dir ja wenigstens zu wissen, dass es noch mehr 'vergessliche' Menschen gibt.

    Liebe Grüße,

    Apfelsine

    wenn mir jemand ein Glas Wein anbietet, sage ich "Nein Danke!" Meistens kommt dann die Nachfrage ob ich lieber einen anderen Wein oder blablabla haben möchte ( können die sich nämlich nicht vorstellen... dass mein Freund eine Freundin hat, die nichts trinkt :)
    Ich sage dann noch einmal: "Nein danke. Ich trinke keinen Alkohol!"
    Meistens kommt dann - total verwirrt- . "Warum?"
    daraufhin sage ich - lachend: "Weil ich in meiner Jugend bereits so viel Alkohol getrunken habe, dass ich das Soll erfüllt habe!"
    dann gucken sie blöd und sagen nichts mehr :)

    Hallo,

    ich bin neu hier und dann schreib ich auch mal meine Alkoholkarriere nieder... ist alles schon lange her und trotzdem meine Premiere, denn so richtig bewusst auseinandergesetzt habe ich mich damit nie bis heute. Dass ich es heute mache hängt damit zusammen, dass ich mich nun in einer Beziehung mit einem Alkoholerkrankten befinde.

    Ich war 11 Jahre alt, als mein Vater anfing mir Alkohol zu geben. "Probier mal den" und " der schmeckt auch gut"... eine Schnapsflasche nach der anderen reichte er mir aus dem Küchenschrank. Zuerst nahm er einen kräftigen Schluck, dann nahm ich einen.
    besonders toll fand ich den Geschmack nicht, aber das Brennen im Hals und das heiße Gefühl im Magen war interessant und mir wurde überhaupt schnell richtig heiss und komisch im Kopf.

    Ich trank jedesmal so viel bis ich 'weg' war. Was und wie es schmeckte war mir egal. Ich wollte 'weg' sein. Brennen im Hals, heiss im Bauch, Drehen im Kopf... mein Vater brachte mich dann zu Bett und dann lief das ab, weshalb er mir den Alk gegeben hatte... das was man in unserer Gesellschaft mit 'sexuellem Missbrauch' umschreibt. Ich nenne es Vergewaltigung oder Sexualverbrechen.

    Schnaps war für mich die Lösung. Sexualverbrechen musste ich nicht mehr bei vollem Bewusstsein ertragen. Schnell reinkippen, dann weg... leider ließ er mich nicht immer saufen... denn er liebte es auch zu quälen.

    Heute bin ich 47 Jahre alt. Damals war ich 11.
    Ich bin in Therapie und war die letzten 10 Jahre in Therapie wegen Posttraumatischen Belastungsstörungen ( ich liebe das Wort - es hört sich so harmlos an :)
    Erst seit 6 Monaten weiß ich was noch so in den Jahren von 11 bis 14 alles geschah. Ausgeblendet... Filmriss... aber nicht wegen dem Alk. Ich glaune man nennt es psychogene Amnesie oder so ähnlich.

    Als ich 14 Jahre alt war bin ich weg gelaufen und habe als Straßenkind gelebt. War nicht einfach. Schläfst du irgendwo, schläfts du dafür meistens mit dem 'Gastgeber'. Belästigungen beim Trampen. Hunger. kein Geld. Angst. Manchmal auch einige Wochen in einer netten WG. Polizei. Wieder zurück nach Hause. Wieder weg. Getrunken habe ich damals immer dann, wenn irgendwo etwas stand... war manchmal schon empörend für die anderen. Wenn sie in der WG schön gemeinsam gekocht haben. Jemand eine Flache wein mitgebracht da, die unschuldig auf dem Tisch stand. Sie sich mal kurz umgedreht haben und ich die Flasche Wein genommen und Ex getrunken habe... Streit gab es aber auch nicht. Wie denn auch? Ich habe sie einfach nur angeschaut und die Schultern gezuckt. Mich aufs Sofa geworfen, Aschenbecher nach Jointstummeln durchsucht... reden war damals nicht meine Sache. Antworten auf Fragen gab es nicht.

    Nachdem ich ca. 1 Jahr auf der Straße war, bin ich mal wieder beim Falschen mitgefahren. Es war Winter. Scheisskalt. Gerade wieder abgehauen. Es war der Erste der anhielt und nahm mich knapp 500 km weit mit. Volltreffer. Zeit und Geduld mir die Männer auszusuchen bei denen ich einstieg hatte und nahm ich mir schon lange nicht mehr, denn bereits das nächste Auto das hielt konnte die Polizei sein... nachdem ich bereits auch aus zwei Heimen geflohen war hatten sie mir angedroht, dass ich das nächste Mal, wenn sie mich erwischen endgültig im Erziehungsheim lande.
    Abends um 11 kamen wir an. Üblicher Ablauf. Du kannst bei mir schlafen und dafür schläfst du mit mir... zuerst dachte ich, ich hätte es noch ganz gut erwischt, denn er hatte eine gut ausgestattete Bar in seinem Wohnzimmer.
    Er war ziemlich pervers und er hatte diese Ausstrahlung. War nichts mit beissen, schlagen, schreien, wehren... nur das Wissen, dass er am Montagmorgen wieder zur Arbeit musste... das ganze Wochenende lief das volle Programm... ich soff so viel, dass ich noch mitbekam was lief, aber ansonsten das Maximum an 'ausgeblendet' war. Ich spielte die Willige und machte ihm einen vor, weil ich spürte, dass ich da sonst nicht ungeschoren raus kam... am Montagmorgen gab es noch eine Photosession und dann musste das Arschloch zur Arbeit und ließ mich tatsächlich laufen... ich hatte ihn schön gewickelt... hatte seine Telenummer in der Tasche mitsamt Einladung zur Sexparty, an die er mit mir gehen wollte...

    Ich wunderte mich darüber wie ich reagiert hatte. Willig, die richtigen Worte, das richtige Benehmen, ich wunderte mich darüber dass ich gewusst hatte, dass dieser Mann gefährlich und gewalttätig war, ich wunderte mich darüber, dass ich wusste was mit diesen Photos geschah und darüber, dass ich ein Magazin, in welchem diese Photos abgebildet werden ( Kinderpornographie) vor mir gesehen hatte, obwohl ich doch so etwas noch nie gesehen hatte. ( Und zu der damaligen Zeit in meinem Alter auch gar nicht gekannt haben sollte).

    Ich war froh, dass ich lebend und draußen war, mir war schlecht und ich hatte dieses Bild von dem Magazin im Kopf... schwarz-weiss Photos... Kinder... ein blonder, vielleicht 8 jähriger Junge... Angst, Schwindel im Kopf...

    heute weiß ich, dass das ein typischer flashback war. Damals dachte ich, dass ich durchdrehe. Hatte eben nur Gefühle, aber keine klaren Erinnerungen und so startete ich richtig durch.

    jetzt wurde nicht mehr nur dann getrunken wenn etwas da war - nun musste getrunken werden, damit ich schlafen konnte. Zwei Bier und ein Joint waren die Mindestdosis. War das nicht erreichbar tyrannisierte ich die Mitbewohner in der WG in der ich in den folgenden Tagen unterkriechen konnte so lange bis sie es mir besorgten ( weil sie endlich schlafen und ins Bett wollten).
    Einmal war nichts beschaffbar und ich hielt meine Freundin bis 2 Uhr morgens wach. Ich sagte ihr immer, dass sie auf keinen Fall einschlafen darf, weil ich ohne Alk oder Joint nicht schlafen kann und dass sie mich auf keinen Fall alleine lassen soll... irgendwann fing ich an total panisch die Fussleisten zu kontrollieren, ob jemand vielleicht mal ein paar trips da deponiert hatte... sie war voll abgenervt und fing an im Chaos der Küche zu wühlen, ob sie vielleicht noch Geld für Bier fände und *tara* sie fand etwas wirklich geniales, nämlich eine volle Flasche Bier und brachte mir diese ganz stolz. "Ach - edit, bitte keine real life Namen, danke, Linde - !" sagte ich" das ist echt scheisse. Mit einem Bier kann ich nicht einschlafen - ich brauch zwei!" Sie war voll abgenervt und meinte normalerweise würde sie das nicht tun, aber sie hätte ihre Tabletten gegen xy - edit, Linde - dabei. Die würden die Wirkung von Alkohol verstärken und sie würde mir eine davon geben, aber dann würde sie schlafen wollen. "Ach - edit - !" sagte ich "das ist echt scheisse. So ne kleine Tablette reicht nicht. Gib mir wenigstens zwei!" Sie war so abgenervt, dass sie mir zwei gab. Ich schmiss sie ein, spülte sie mit dem Bier und zack war ich weg...

    als ich wieder aufwachte schien die Sonne aufs Bett... es war Nachmittag... ich räkelte mich und schon standen alle um mein Bett und riefen "Bist du wieder wach!!!???" Eine seltsame Begrüßung... nun ja, es stellte sich heraus, dass es nicht der nächste Nachmittag, sondern zwei Tage später war. Ich sei umgekippt und wäre weg gewesen und sie hätten sich nicht getraut einen Arzt zu holen... wegen der Polizei...

    nochmal gut gegangen, aber war mir eine Lehre. Seither habe ich keine einzige Pille mehr eingeschmissen... Leben war dann doch wichtiger.

    Aber wie? Ich befand mich damals in der Kölner Gegend. Da gab es wahnsinnig viele Kneipen, die zum Teil von der Straße einsehbar waren. Man konnte da durchgehen und einen Blick in die Kneipe und auf den Tresen werfen... mein Sport war es nun geworden durch die Stadt zu laufen und in die Kneipen zu gaffen. Stand da ein herrenloses Bier, oder ein Bierrest lief ich rein, soff das Glas leer, stellte es wieder ab und lief wieder hinaus. Komischerweise hat mich nie jemand gestoppt oder angesprochen. Naja, war vielleicht der Überraschungsmoment... erwartet man ja auch nicht unbedingt von einem 15 jährigen Mädchen...obwohl ich im Nachhinein eher denke, dass es mein Gesichtsausdruck war. Das, was ich ausstrahlte, denn ich habe auch nie richtigen Ärger bekommen, wenn ich in den WGs meinen Freunden ihren Wein oder ihr Bier weg gesoffen habe. Ich strahlte es einfach aus: Dies ist kein Diebstahl und keine Boshaftigkeit, sondern Notwehr. Gebt mir meine Medizin!

    Durch Zufall (ich hatte in meinem Leben sehr viel Glück) hat sich mein Leben nach einem halben Jahr Extremsaufen gewendet. Ich hatte ein eigenes Zimmer, einen Job - natürlich schlecht bezahlt und Überstunden musste ich mit meinen 15 Jahren auch machen... aber für mich war das das Paradies auf Erden... eine Zimmertüre mit Schlüssel, etwas Geld, keine Straße, kein Heim und keine Familie. Ich war zufrieden.

    Ich trank nur wenig... es schmeckte mir gar nicht... ab und zu ein Joint. mehr nicht. In meinem eigenen Zimmer, mit Türe, mit Schlüssel fühlte ich mich sicher und genoß es endlich 'normal' einschlafen und schlafen zu können.

    Okay, dann eben die typische Karriere... Mädchen ohne Familie baut sich selbst eine. Mit 16 Jahren war ich dann schon verheiratet und kurz vor meinem 17 Geburtstag bekam ich mein zweites Kind. (Das erste Kind habe ich sehr früh bekommen. Es wurde zu früh geboren und ist gestorben - aber das ist eine andere Geschichte)

    Naja, toll war es mit meinem Ehemann nicht... eben auch die typische Prägung... meinem Vater war der nicht unähnlich... wenn er mich mal wieder so richtig fertig gemacht hatte und ich absolut nicht weiter wusste habe ich, wenn er wutentbrannt die Wohnung verlassen hatte, gesoffen. Ex und weg und Filmriss... das passierte nicht oft, aber doch alle 2 bis 3 Monate...

    Als meine Tochter 3 Jahre alt war - wow, das ist ja dann sogar schon 27 Jahre her) habe ich dann beschlossen, dass es so nicht weitergehen kann, denn jedesmal wenn ich bis zum Filmriss gesoffen hatte, hatte ich am nächsten Morgen Angst, dass etwas mit der Kleinen gewesen sein könnte. Er war ja nicht da und ich hätte mich nicht um sie kümmern können.

    Es war zwar nur alle 2 bis 3 Monate einmal, dass ich so gesoffen habe, aber in drei Jahren kamen da einige Nächte zusammen und auch hier dem Himmel Dank dafür, dass meine Kleine mich in diesen Nächten nicht gebraucht hatte...

    Ich hatte mich nie mit Alkoholismus beschäftigt, aber ich wusste, dass es nur funktionieren wird, wenn ich überhaupt nichts mehr zu mir nehme was Alkohol enthält.
    Und so habe ich es einfach gelassen... am schwersten ist es mir wegen der Schwarzwälder Kirschtorte gefallen... danach war ich echt süchtig. Den Alk selbst habe ich nie wirklich vom Geschmack her gemocht.

    In den ersten jahren ohne Alk hatte ich am meisten im Bekanntenkreis zu kämpfen. Viele blöde Sprüche, wie "Was du trinkst gar nichts? Nicht einmal an Sylvester!?" und dann eben auch, dass es mit mir ja dann keinen Spass machen würde zu feiern und wie man denn überhaupt ohne Alk fröhlich drauf sein könnte... usw. blablabla...

    Irgendwann hatte ich die Nase voll davon mich immer runter machen zu lassen. Dass das gar keine Runtermache war, sondern nur Ablenkungsmanöver von deren Alkoholabhängigkeit habe ich damals gar nicht geblickt, aber ich fing an mich zu wehren und dementsprechende Antworten zu geben, wie eben, dass ich auf eine durch Alkohol produzierte und únechte Fröhlichkeit auch gar keine Wert lege... blablabla :)

    Die blöden Sprüche hörten auf.

    Es ging gut ohne Alk... was mir wirklich fehlte - so behämmert sich das anhört - war die Schwarzwälder Kirschtorte. Aber ich zog es durch. Ich wusste, dass ich absaufen würde, wenn ich wieder mit dem Alk, egal in welcher Form, anfangen würde und das wollte ich nicht.

    Meine Ehe war natürlich auch nicht besser geworden, aber ich zog es trotzdem durch...

    Interessant ist, dass mein Exmann das selbe Saufverhalten hatte wie ich. Wochenlang nüchtern, dann Zoff, dann das Haus verlassen und sich ordentlich die Kante geben... er kam dann irgendwann gegen Morgen total besoffen heim... Riesendrama mit Gekotze... große Versöhnung... ich flennend weil ich gegalubt hatte, dass er mich tatsächlich verlassen hatte und weil ich froh war, dass er zu mir zurückgekehrt war ( haha, wäre der nur mal gleich weg geblieben! Scheisspiel war das!!!)
    Liebevoll habe ich ihn am nächsten Tag dann auch noch gepflegt und blablabla und die große Hoffnung, dass nun in unserer Ehe alles besser wird mit blablabla...

    Natürlich blieb alles beim alten...

    das ging so ungefähr zwei Jahre weiter... wir hatten mal wieder Krach und mein Ex verliess wutentbrannt die Wohnung mit der Ankündigung, dass er sich nun eine andere sucht und die Schnauze von mir voll hat blablabla... ich hatte in den Tagen zuvor ein Buch geschenkt bekommen über Portraitmalerei und hatte angefangen ein Portrait zu malen und es wurde... mein ganzen Streben war an diesem Abend endlich alleine zu sein, damit ich malen kann... und die Kleine war schon im Bett...
    als er dann auch noch weg war, war ich richtig glücklich. Endlich Zeit für mich und das auch noch ohne sein Gemecker oder die Geräusche der Glotze aus dem Wohnzimmer. Herrlich!
    An diesem Abend habe ich beschlossen, dass ich ihn dieses Mal nicht pflegen werde, wenn er besoffen antanzt...
    irgendwann war ich müde und bin ganz zufrieden ( über mein Bild) und ganz entspannt ins Bett... war eh viel besser im Bett ohne ihn... und irgendwann ging die Wohnungstüre und er kam herein getorkelt "Schatz! Mir ist so schlecht!"

    Ich stand auf, nahm den Schlafsack unten aus unserem Kleiderschrank, lief hinter ihm her ins Bad... er fing schon an über der Kloschüssel zu hängen. Ich warf ihm den Schlafsack vor die Füße und sagte: "Kannst gleich hier im Bad pennen, wenn du dich ausgekotzt hast. Wehe du kommst so besoffen und stinkend ins Bett!"

    Und ob ihrs glaubt oder nicht: der penetrante Dauermotzer hat nur groß geschaut und hat ausnahmsweise mal sein Maul gehalten.

    Morgens lag er pennend am Boden im Bad... und wir haben diese Nacht nie diskutiert. Es gab auch keine Versöhnung. Ich sagte lediglich, dass das in Zukunft nun immer so läuft.

    Natürlich hat er nicht aufgehört zu saufen, aber die nächtlichen Kotzdramen waren damit zu Ende... hat sich eben nicht mehr rentiert. Das Kackspielchen.

    Dann war er ja auch mein Ex. Gott sei Dank!
    Die Sauferei war wirklich eines der kleinsten Probleme mit diesem Mann.

    Im Laufe der Jahre gab es immer wieder Momente in meinem Leben, die nicht einfach waren... aber nur wenige Momente in welchen ich an Alkohol gedacht habe. Ich bin dann jedesmal erschrocken, habe nachgerechnet wieviel Jahre ich nichts mehr trinke und inzwischen weiss ich: Wenn es mir so schlecht geht, dass ich als Lösungsansatz an Alkohol denke muss ich die Situation intensiv in Angriff nehmen. Dann ist Alarm!

    Seit Anfang dieses Jahres lebe ich nun mit meinem Freund zusammen... der trinkt ja auch... in der Regel zwei, manchmal drei, selten vier Glas Wein am Tag... ist sonst ein lieber Kerl... aber Probleme haben wir hier ordentlich ( seine Mutter und sein Bruder leben mit im Haus und mit seinem Sohn gab es auch Seltsamigkeiten der außergewöhnlichsten Art...). Seitdem ich hier lebe habe ich flashbacks vom Feinsten... auf der einen Seite gut. Ich erinnere mich nun an viele Erlebnisse von diesem 'vergessenen' Zeitraum. An das was ich in den Jahren zwischen 11 und 14 erlebt habe.
    Das war eine schwere Zeit, denn umsonst hatte mein Gehirn diese Erlebnisse nicht ausgeblendet. Ich wusste eine zeitlang nicht, wie ich mit diesen Erinnerungen weiter leben kann. Mit diesen Bildern im Kopf. Blut. Schreie. Angst... davor hatte ich irgendwelche psychischen Störungen (Panikattacken und so). Damit konnte ich inzwischen gut umgehen, aber diese Erinnerungen und das Blut. Furchtbar.

    In den Momenten in welchen ich so nicht weiter leben wollte habe ich jedesmal daran gedacht, dass ich doch einfach eine oder zwei Flaschen Wein... und Ex und hopp...hier steht ja genug herum und mein Freund macht es mir laufend vor... aber es erschien mir gleichzeitig nicht mehr als brauchbare Lösung. Ich dachte, dass das eigentlich auch nur ein Scheisspiel ist. Das Spiel mit dem Alk. Eine weitere Quälerei. Sich zu Tode saufen und dass ich da keinen Bock drauf habe. Wozu sich weiter quälen? Dass es um die Entscheidung geht: Möchte ich mit den Erinnerungen an diese Zeit leben? Erkenne ich diese als Realität an? Stelle ich mich meiner vollständigen Geschichte? Suche ich für mich einen Weg mit diesen Erinnerungen an das Blut, die Schreie, die Angst, die Gewalt, die 'Abtreibung' und Tötung meines Kindes in der 25. Schwangerschaftswoche zu leben? Möchte ich damit leben, oder möchte ich es nicht? Ich habe mir die freie Wahl gelassen.
    Für mich war klar, dass ich, mit diesem Bild von meinem toten Baby und all den anderen furchtbaren Dingen nicht leben muss. Für mich war klar, dass ich diese Erlebnisse nie mehr vergessen werde. Ich hatte sie 34 Jahre lang ausgeblendet. Aber nun waren sie da...
    dass es darum geht zu entscheiden, ob ich so noch weiterleben möchte oder eben nicht und nicht darum, wie ich die Schmerzen und die Bilder in meinem Kopf für eine Nacht betäuben kann.

    Ich habe mich für das Leben entschieden. Für mein Leben. Mit Erinnerungen und Bildern voll mit Blut und Schreien und dem toten Baby und all den Sexualverbrechen im Kopf. Mit diesen Filmsequenzen im Kopf... diesen Horrofilmen, in welchen ich die Hauptdarstellerin bin...

    Nicht, weil ich das Gefühl hatte oder hätte, dass ich leben müsste. Niemand muss so leben. Sondern weil ich leben möchte.

    Bis ich zu dieser Entscheidung kam vergingen aber einige Wochen und einfach waren die nicht... ich habe auch manchmal Scheisse gebaut... mein Freund hat ein schnelles Auto... bin nachts los und auf der Autobahn herumgerast... setze ich ihn in die Leitplanke oder nicht?... auf s Gas... runter vom Gas... das Spielchen mit dem Tod. Gott sei dank ist nichts passiert... und nachdem ich das ein paarmal durchgezogen habe, habe ich mir selbst verboten Auto zu fahren... war nicht einfach diese Zeit, aber es hat sich rentiert...

    früher hatte ich posttraumatische Belastunsstörungen wegen sexuellem Missbrauch und Gewalt in der Ursprungsfamilie... heute bin ich eine Frau mit einer vollständigen Biografie. Eine Frau mit einer Geschichte.

    Ich habe 10 Jahre Therapie gemacht um 'normal' zu werden... und ich habe hart an mir gearbeitet.
    Der Weg war richtig und wichtig, aber das Ziel war falsch.
    Es geht nicht darum 'normal' zu sein. Es geht darum sich selbst zu sein.

    Früher wurde mir, wenn ich bei - edit, bitte keine Firmennamen, danke, Linde - an der Kasse stand und da ein Küchenmesser im Sonderangebot lag einfach nur komisch im Kopf... Panikattacke... okay, Technik anwenden... hat alles funktioniert, abe r heute ist es anders.
    heute bekomme ich keine Panikattacke von irgendwoher aus dem Nirwana. Heute erinnere ich mich... an das Messer... an das Blut... und so schrecklich die Erinnerungen sind: ich bin froh, das sie da sind. Denn heute schäme ich mich nicht mehr für meine posttraumatischen Belastungsstörungen. Sie haben ihre Berechtigung und wenn ich ein Messer sehe, welches mich erinnert, erinnert es mich eben. Und dann bin ich für einen Moment oder länger sehr traurig, aber dann geht das Leben weiter. Ein Leben das ich bestimme, mein Leben und ein Leben das auch schön sein kann.

    Ich gestehe mir nun zu, dass ich nicht 'normal' sein muss. Das ist eine neue und noch unbekannte Reise... ich habe nicht mehr das Ziel so 'normal' zu werden, dass ich mit schwarzen Messern in meiner Küche leben kann. Weshalb auch? Ich mag sie nicht - also: Adios! Die Mülltonne steht im Hof :)
    Solange andere nicht darunter leiden müssen, gestalte ich nun mein Leben so, wie ich es leben möchte.

    Ich bin nun auf der Reise zu mir selbst und es fühlt sich gut an... natürlich bringt das im Umfeld einigen Ärger mit sich... als ich noch versuchte 'normal' zu sein, hatten es die Mitmenschen doch relativ einfach mit mir :)

    Wie es hier im Haus weitergeht? keine Ahnung... es wird sich zeigen... ich sortiere Stück für Stück mein Leben. Was tut mir gut? Was nicht?

    das heisst nun nicht, dass ich mich auf dem Egotrip befinde. Ich bin nur langsam dabei mich als das zu empfinden was ich bin. Eine Frau mit Rechten, ein Mensch mit Würde. Auch wenn ich 'anders' bin.

    Ich wollte gar nicht soviel schreiben, aber es ist jetzt doch lang geworden... mir hat es gut getan mir einmal alles von der Seele zu schreiben ...

    am liebsten würde ich jetzt: "Hört auf zu trinken und stellt euch lieber den Problemen!" schreiben, aber ich weiss, dass das viel einfacher gesagt als getan ist. Es gab Momente da ich den Tag, als ich in der Therapie diese Kiste geöffnet habe verflucht habe. Ich hätte alles dafür gegeben, wenn ich sie wieder zu machen hätte können... deshalb denke ich, dass das jeder für sich selbst entscheiden muss... wie möchte ich leben? Mit geschlossener oder geöffneter Kiste... mit oder ohne Alk und Drogen...?

    so, jetzt reichts aber :)

    euch allen einen schönen Tag!!!

    Apfelsine