Beiträge von gipfel

    Alkoholismus ist für mich nicht mehr und nicht weniger als eine Form meiner Suchterkrankung.


    Es ist mein Leben, und ich entscheide ob ich mich mit irgendwas zudröhnen will oder dem Leben so stelle, wie es ist.

    Ich habe mich dafür entschieden allen Herausforderungen des Lebens, gleich welcher Art, nüchtern und klar anzunehmen.
    Alles, was mein Bewußtsein verändert, hat keinen Raum mehr in meinem Leben.

    Das ist mein "Grundbaustein", und für mich genügt er.

    lg
    gipfel

    Hallo Speranza,

    aus meiner Sicht und meiner eigenen Erfahrung hat die "Co-Abhängigkeit" nur bedingt etwas mit stofflicher Sucht eines erkrankten Partner zu tun.

    Die Bezeichnung "Beziehungssucht" bringt es aus meiner Sicht eher auf den Punkt. Auch der Begriff "Harmoniesucht" ist passend dazu.
    In dem Moment, an dem ich meinen erkrankten Partner in den Mittelpunkt meines Lebens stelle (ihn retten will), geht es nicht mehr um Alk oder Drogen, sondern es geht um mich selbst.

    Ich war es, der den erkrankten aus seinem "Dornröschenschlaf" erwecken wollte, obwohl der das überhaupt nicht will, weil er mit seinem Leben ja eigentlich zufrieden ist.
    Es spielt überhaupt keine Rolle ob ich den nassen Alk "retten" will oder einen (aus meiner Sicht) psychisch gestörten Menschen.
    Die Symptome sind identisch.

    Ich wollte eine Harmonie vermitteln, die aus meiner Sicht gut und richtig ist, weil ich sie als gut und richtig gelebt habe.
    Eine Partnerin, die ein völlig anderes Leben gelebt hat, empfindet naturgemäß auch völlig anders (ebenso, wie der Alkholiker seinen Missbrauch völlig anders sieht als der "Helfende").

    In dem Moment, in dem ich versuche eine helfende Kompetenzrolle zu übernehmen, muß ich mir ein klares und deutliches STOP setzen.

    Für mich hat eine Suchtverlagerung stattgefunden, mit der ich nach etlichen Jahren der Trockenheit nie gerechnet hätte.

    Ich nenne es "trockener Rückfall", weil mir im Nachhinein bewußt wurde, daß es völlig egal ist, mit welchem "Mittel" ich ich "abschieße" - ob mit Alkohol oder mit einem Suchtmittel, das sich "Beziehung" nennt.

    Es nützt nicht viel lediglich zu wissen, daß ich einem nassen Alkoholiker nicht dazu bringen kann, nicht zu trinken.
    Ebenso muß ich mir eingestehen, daß jegliche Hilfe sobald sie das von mir gesetzte Maß, übersteigt ein eindeutiger Rückfall ist.

    lg
    gipfel

    Zitat

    Kenn ich diesen Menschen dann überhaupt noch??? Oder hab ich überhaupt jemals den wahren, klaren Menschen gekannt????

    Ein Mensch, der unter Alkoholeinfluss steht ein ein verändertes Bewußtsein.
    Er macht und sagt Dinge, die er nicht oder kaum steuern kann.

    Ich war nach dem Entzug sehr verändert, und nach der Langzeit-Therapie noch ein Stück weiter verändert.
    Wenn ich mir heute Videos ansehe, auf denen ich noch getrunken habe, erkenne ich mich elbst nicht - und ich will das auch überhaupt nicht sein.
    Unvorstellbar, wieviele Masken ich getragen habe, nur um meinen Alk zu rechtfertigen.

    lg
    gipfel

    Hallo BC,

    auch langzeittrockene Menschen haben ihre Macken und Fehler.
    Jeder auf seine Art und Weise.
    Langzeittrocken heißt ganz sicher nicht, daß hier ein Mensch psychisch völlig durchgestylt ist..

    Die Suche nach dem perfekten Menschen endet so, daß Du ihn vielleicht finden wirst - er aber selbst auf dieser Suche ist, und somit an Dir vorbeigehen wird.

    Dein gerader Weg wird gekreuzt von Menschen, die einen anderen Weg gehen, der für sie auch gerade ist.
    Dein gerader Weg ist für mich oftmals nur schwer nachvollziehbar, aber es ist Dein Weg, und darum sollst Du ihn gehen um Erfahrungen zu sammeln.
    Ich wünsche Dir, daß Du einen Weggefährten finden wirst, der exakt diesen Weg mitgehen will und wird.

    lg
    gipfel

    Hallo,

    nur mal ein Zitat aus Deinem Eingangspost:

    Zitat

    Es gibt bisher keine direkte Gewalt. Nur Drohungen finanzieller Art und Suizid,

    Denk bitte über diese Aussage einmal in Ruhe nach.

    Ich würde es so formulieren:

    Es gibt bisher direkte, massive, psychische Gewalt. Drohungen finanzieller Art und Suizid ....

    lg
    gipfel

    Ich bin voller Selbstzweifel und der Angst den Mann an dem ich so hänge zu verlieren.... [/quote]

    Was verlierst Du denn
    wirklich ?

    Zitat

    Vielleicht liebt er mich auch einfach nicht , vielleicht sagt er es nur so....

    Ich bin selbst Alkoholiker und hatte während meiner Trinkphase lediglich Interesse am Alk.
    Menschen habe ich für meine Sucht lediglich benutzt, sie waren mir genauso egal, wie ich selbst.
    "Liebe" war für mich lediglich ein Wort um Menschen zu manipulieren.

    Zitat

    in meiner Familie kann das niemand verstehen

    Verstehst Du es denn selbst ?

    Zitat

    Wieso nur sein Reaktion ???? wieso wird er gleich so bockig am Telefon ????


    Das sind die "Begleiterscheinungen", die eine Suchterkrankung mit sich bringt.

    lg
    gipfel

    Bummelux

    Dein Vater ist für sein Handeln und Tun selbst verantwortlich.
    Du hingegen bist in diesem Fall für Dein Gewissen verantwortlich.
    Kleiner verbindlicher Ratschlag:
    Alkoholiker sind Meister der Manipulation

    Hallo Martin,

    Zitat

    weil ich nicht weiß, was auf mich zukommt, wollte ich mir halt ein paar Infos von einem Ehemaligen holen.

    Was auf Dich zukommt entscheidest Du letztlich allein.
    Es werden Dir verschiedene Therapieangebote gemacht, die Du entweder ernsthaft annimmst oder einfach nur so mitmachst, weil's nicht anders geht.
    Du wirst in der LZT auf Leute treffen, die die LZT als willkommene Abwechslung sehen - also eine Trinkpause machen - und Du wirst auf Leute treffen, die ernsthaft vorhaben trocken zu werden und zu bleiben.

    Bedenke stets, daß jeder Mensch seinen eigenen Weg geht und bereits gegangen ist.
    Wie Dein Weg aussieht, bestimmst Du ganz alleine.

    Meine Erfahrung seinerzeit war die, daß diejenigen, die am lautesten angekündigt haben, daß sie niiieeee wieder trinken werden, die ersten waren, die wieder an der Pulle hangen.

    Der einzige Freund, der Dir bei einer LZT hilft, bist Du selbst.
    Tu Dir den Gefallen und vergleich Dich nicht mit anderen.
    Dein Weg ist einzigartig und die Vrantwortung für Dich trägst Du letztlich allein.

    Du schaffst das. Viel Erfolg !

    Hallo Hartmut,

    Zitat

    Und das kann einfach nur ein Arzt beurteilen und entscheiden wie die Entgiftung auszusehen hat.

    Das sehe ich etwas kritischer und differenzierter.
    Es gibt (leider) genügend Ärzte, die dem entzugswilligem Alkoholiker einige Pillen verschreiben und sie nach Hause schicken um dort zu entziehen.

    Für mich ist der einzig richtige Weg der, in die Notaufnahme einer psych. Abteilung eines KKH

    Gruß
    gipfel

    Immer wieder wird der kalte Entzug versucht - man kann nicht oft genug davor warnen.
    Allerdings sollte auch gelgentlich einmal darauf hingewiesen werden, daß der stationäre Entzug von Alkohol im allgemeinen völlig problemlos und relativ schnell verläuft.
    Einmal darauf hingewiesen wird die Angst vor dem Entzug sicherlich geringer.
    Für mich ist der Entzug Zuhause, kalt, ohne ärztliche Betreuung der Wahnsinn schlechthin.
    Die stationäre Entgiftung hingegen erschien mir dagegen "schon fast zu einfach und problemlos"
    Viele (mir Bekannten) Alkoholiker hatten eine Horrorvorstellung von einer Einweisung in die psychiatrische Abteilung des KKH.
    Völlig unbegründet - wie anschließend ALLE bestätigten (einschleßlich meiner Person).

    @blue_cloud

    Zitat

    für mich ist jegliches Verhalten, in dem ich nicht mehr selbstbestimmt handele, mich von anderen Sachen abhängig mache, eine Sucht.

    Wenn das für Dich so ist, dann ist es für Dich okay.
    Für mich ist das eine unüberlegte und pauschalisierte Meinung.

    Es gibt dutzende (oder gar hunderte) von Erkrankungen (physischer und psychischer Art), bei denen selbstbestimmtes Handeln nicht möglich ist; die mit "Sucht" aber nun auch garnichts zu tun haben.

    Zurück zum Thema "Sucht" oder besser Alkoholabhängigkeit.

    Die überwiegende Anzahl der Menschen auf diesem Planeten kann mit Suchtstoffen wie z.B. Alkohol umgehen ohne davon abhängig zu werden.
    Das hat einen Grund.

    ..... und genau um diesen Grund geht es bei der Trockenarbeit.

    Die Aussage allein "ich trink nicht mehr" dürfte wohl in den meisten Fällen temporärer Natur sein.
    Aus meiner Sicht ist die Rückfallquote so katastophal hoch, weil sich die wenigsten Suchtkranken mit den Ursachen befassen resp. die erkannten Ursachen therapeutisch aufarbeiten.
    Die Sucht ist eine Folge von vielen Faktoren - ebenso wie die co-Abhängigkeit.
    ABER
    der Süchtige ist und bleibt unheilbar krank
    und hier unterscheidet sich meines Erachtens die Co-Abhängigkeit von der Sucht.

    gipfel

    Hallo,

    ich möchte nicht durch langes zitieren nerven, daher mit meinen eigenen Worten.

    Die Co-Abhängigkeit ist keine Krankheit im sozialversicherungsrechtlichen Sinn, und ist im Grunde völlig autark. Also ohne stoffliche Abhängigkeiten anderer Menschen existent.

    Ebenso kenne ich keinen Alkoholiker der "nur alkoholkrank" ist.

    Betrachte ich die Sucht in ihrer Gesamtheit, sehe ich die Co-Abhängigkeit nicht darin enthalten, da hier rein psychische Defizite und Abläufe bekannt sind.

    Die "Biologie der Co-Abhängigkeit" ist zumindest mir nicht bekannt.

    Bei einer Suchterkrankung hingegen spielen wichtige biologische Abläufe eine starke Rolle.
    NMDA-Rezeptoren, GABBA-Rezeptoren, der Stoffwechsel im Gehirn allgemein.

    Die Tatsache, daß die meisten co-abhängigen Menschen im Alkoholikerumfeld zu finden sind, beruht doch letztlich allein auf der Tatsache, daß Alkoholismus die am meisten verbreitete Suchterkrankung darstellt.

    Zum Ursprung zurück.
    Vereinfacht und mit wenigen Worten ausgedrückt, und so wie ich es verstehe:
    Blue_Cloud stört sich an der Ungleichbehandlung zwischen Alkoholiker und Co-Abhängigen.
    In diesem Forum ist Trockenheit/Abstinenz Voraussetzung, was ich persönlich angehnehm empfinde.
    In erster Linie sehe ich dieses Forum jedoch als Suchtforum und somit als Alkoholikerforum.
    Ich weiß, daß es co-Abhängige Menschen gibt, ich wünsche mir, daß sie einen Raum zum Austausch haben, aber es ist nicht meine Abhängigkeit, die für mich primär im Vordergrund steht.

    Zu erwarten oder zu hoffen, daß co-Abhänginge zunächst "trocken" sein sollen, bevor sie hier schreiben, finde ich schlichtweg vermessen und wenig hilfreich für den Betroffenen.

    Als Alkoholiker kann ich hier schreiben sobald ich meinen Suchtstoff nicht mehr konsumiere. Gestern aufgehört - heute hier angemeldet und den ersten thread eröffnet.
    Wer kann sich da anmaßen zu entscheiden, oder der/diejenige nur eine kurze Trinkpause macht ?
    Das läßt sich bestenfalls erst nach einigen posts herauslesen, und das auch nur von erfahrenen Trockenen.

    Ich denke, dieses Forum ist sehr übersichtlich aufgebaut.
    Es gibt einen sog. "Co-Bereich", den ich nicht betreten muß, wenn ich befürchte, daß mich dort trigger erwarten.

    so meine Meinung

    gipfel

    Hallo Speranza,

    aus meiner Sicht hat die "Co-Abhängigkeit" nur bedingt etwas mit Alkohol zu tun - ebenso, wie die Sucht in ihrer Gesamtheit nur bedingt mit Alkohol zu tun hat.

    "Co-Abhängigkeit" beginnt für mich, wenn ich andere (oder einen anderen) Menschen zum Zentrum meines Lebens mache.
    Wenn ich mich selbst vernachlässige (äußerlich oder innerlich oder beides),
    wenn ich nicht ausreiched für mich Sorge trage.

    Das muß keinesfalls mit der Sucht eines Partners einhergehen; auch andere Erkrankungen oder Störungen eines Mitmenschen können "Co-Abhängig" machen.

    lg
    gipfel

    Zitat

    wenn ich was ins auge gefasst habe, wird dies auch konsequent immer mehr!

    Genau DAS ist das Suchtverhalten.
    Bei mir ist es so, daß ich mir alles sehr genau anschaue, was mir übermäßig Freude bereitet.
    Zumeist handelt es sich dann um eine Verlagerung der Sucht, mit der ich lediglich von meinem ursprünglichem Defizit ablenken will.
    Das Mittelmaß ist gut genug !

    gipfel

    Hallo,

    ich selbst bin beim "ungewollten, kalten Entzug" klinisch gesehen *gestorben*.
    Klinisch tot eingeliefert und dank topfitem KKH-Personal und Einsatz modernster Technik wieder zurückbefördert ins Leben.
    Wenige Minuten später wär's das dann entgültig gewesen oder ich hätte "bestenfalls" mit einem irreparablen geistigen Schaden überlebt.

    "ungewollt" deshalb, weil mein Alk-Vorrat ausgesoffen war und meine Angehörigen sich weigerten mir "Nachschub" zu besorgen und mich mit Tee und Zwieback "gesundpflegen" wollten.

    Ich kann nur jedem raten, Verwandte, Freunde, Bekannte genaustens zu informieren was kalter Entzug ist, und was man tun kann oder was man nicht tun sollte.
    Gleiches gilt natürlich auch für Medikamentenabhängige, die nicht selten an einer harmlosen OP sterben, weil die behandelnden Ärzte nichts vom Missbrauch wußten.

    Meine persönliche Empfehlung in so einem Fall:
    Finger weg von Selbstmedikation von sog. "Entzugstabletten" SOFORT 112 anrufen und keine Hemmungen bei Angabe der Trinkmenge haben.
    Lieber ein Flasche zuviel angeben als eine zuwenig.
    Falls schon Medikamente im "Spiel" waren auch diese unbedingt angeben.
    Auch der Nikotinmißbrauch kann in so einem Fall eine nicht unwichtige Rolle spielen.
    Jede Info, die der Notarzt bekommt kann Leben retten.

    gipfel

    Hallo liv

    Zitat

    Gefühle anderer zu übernehmen und für sie zu tragen, ist mir jedoch suspekt. Sowas habe ich noch nie erlebt ... zumindest nicht auf gesunder Ebene. Gefühle sosehr nachfühlen, mich sosehr einfühlen, dass ich die Gefühle übernehme das schon, aber dem anderen gänzlich abnehmen ... das übersteigt meinen Realtiätssinn.

    Das ist auch keine gesunde Ebene sondern das, was ich "Co-Verhalten" nenne.

    lg
    gipfel

    Hallo Zimbo,

    Zitat

    Dieser Thread sollte einfach den Aufruf zu mehr Mitgefühl darstellen und zwar nicht diese heuchlerischen nichts bringenden Beileidsbekundungen wenn der Rückfall schon passiert ist, sondern schon bevor es zu einem kommt, ich zumindest kann daran nichts falsches erkennen...

    Ein Rückfall "passiert" nicht einfach so und "es kommt auch nicht dazu".

    Wenn ich bemerke, daß ein Mensch in meinem Umfeld trinken will, dann kann ich das nicht verhindern.
    Es ist seine Entscheidung, die ich zu akzeptieren habe.

    Rein theoretisch könnte ich natürlich versuchen auf die Person solange einzureden, bis der erste Rückfallgedanke (vielleicht) vom Tisch ist.
    Große Meisterleistung !!
    .... und dann ?
    Dann spiele ich den Therapeuten ?

    Ich sehe es so:
    jeder trockene Alkoholiker weiß um die Gefahr des Rückfalls, hat einen Notfallkoffer, wird sich professionelle Hilfe holen - und zwar genau dann:

    Zitat

    schon bevor es zu einem kommt


    spätestens aber, wenn der Rückfall akut ist.

    Wer das nicht gelernt hat, dem kann ich es nicht beibringen.

    Hilfe geben (sofern erwünscht) kann ich nach einem Rückfall, aber auch nur bis zu einem bestimmten Punkt.

    Jeder ist für sein Handeln und Tun selbst verantwortlich.

    gipfel