Hallo ihr Lieben,
nach langer Zeit möchte ich ein wenig erzählen, wie es weitergegangen ist mir mir.
Das Theater, welches mein Ex regelmäßig vor meiner Tür veranstaltete, ging noch eine ganze Weile weiter. Eines Tages ließ er sich erneut zur x-ten Entgiftung einweisen, wohl in dem Glauben, ich würde wieder Hoffnung in ihn setzen, wenn er seinen "guten Willen" zeigt.
Zu dieser Zeit hatte ich allerdings schon einen Mann kennengelernt, mit dem sich eine Beziehung anbahnte. Den Aufenthalt in der Einrichtung sah ich als gute Gelegenheit, ihm davon zu erzählen, schließlich ist er dort unter Aufsicht und kann notfalls psychologische Hilfe direkt in Anspruch nehmen, falls er den Drang verspürt, den Frust runterspülen zu wollen. Außerdem hoffte ich, dass ihm dadurch klar werden würde, dass jetzt jeglicher Stress, den er veranstaltet, sinnlos ist. Er legte auf, suchte sich aber noch in der Entgiftungszeit ein Trostpflaster, eine andere Patientin die wegen harter Drogen und Borderlinestörung dort ist, wie ich später erfuhr. Ein klasse Team, dass sich jetzt gegenseitig das Leben zur Hölle macht.
Wider Erwarten trat er nach der Entgiftung trotzdem eine LZT an, die er aber abbrach. Seine neue Partnerin (deren Geschichte ich zu dem Zeitpunkt NICHT kannte) versicherte mir, er tränke trotzdem nicht, hätte Arbeit und das neue Umfeld akzeptiere ihn, sodass er Kraft und Willen genug hätte, trocken zu bleiben. Sie schickte mir Bilder ihrer 2 Kinder, von denen eines so alt war wie unser Sohn. Sie redete auf mich ein, dass sie aus eigener Erfahrung wisse, wie schlecht es Kindern damit gehe, wenn sie keinen Kontakt zum Vater hätten, und nach einigen Besuchen und Ausflügen in unserer Stadt ließ ich mich dazu breitschlagen, dass ich ihnen unseren Sohn für eine Nacht mitgebe. Sie machte soweit einen vernünftigen Eindruck, war selbst Mutter und mein Sohn wollte auch mit zu Papa fahren und dort schlafen.
Samstag 18 Uhr sollte das Kind wieder bei mir sein. Niemand kam. Ich rief an, sie hätten noch Abendbrot gegessen, würden jetzt losfahren. Nach 2 Stunden (Fahrzeit ca. 1h) war immernoch niemand da. Ich wurde sehr nervös. Rief an, sie hätten eine Panne und stünden auf der Autobahn. Mein Sohn freute sich am Telefon "Polizei ist daaaa". Es ratterte in meinem Kopf, bei einer Panne kommt keine Polizei. Den genauen Standort erfragt und losgefahren. Dabei kam so einiges heraus. Sie wurden angehalten. Sie fuhr unter Drogeneinfluss, ich stellte ihn zur rede und erfuhr noch mehr: Ihre Kinder leben nicht bei ihr sondern eine im Heim und die andere beim Vater, sind nur alle paar Wochen mal übers WE da. Ich war fix und fertig, was hätte alles passieren können... Er stank nach Alkohol und hatte glasige Augen. Ich wusste nicht ob ich heulen oder ausrasten sollte.
Aber es kam noch schlimmer, ich hatte ja zur Vorsicht noch meine große Tochter mitgeschickt, die erzählte blanke Horrorgeschichten. Die Kinder hätten nur einmal in den fast anderthalb Tagen was zu essen bekommen (Dosenravioli), sie mussten auf dünnen Matratzen auf dem Boden schlafen (mein Sohn kam mit 39,9 Fieber wieder), er wurde, nachdem er ins Bett gemacht hatte, angeschrien und über eine Stunde ins Bad gesperrt, allein. Er trank, haute im Streit mit seiner Ollen ab und ließ die Kinder bei ihr zurück, er nahm meiner Tochter das Handy ab damit sie mich nicht anrufen konnte, drohte ihr, sie solle mir ja nichts sagen, sonst "klatsche er ihr eine".
Das alles traute sie sich aber erst, zu Hause zu erzählen, wo er außer Reichweite war. Mein Sohn sagte gar nichts, nur: Mama, ich hab dich sooo lieb. Das hatte er vorher noch nie von sich aus gesagt. Ich war unglaublich wütend. Wütend auf ihn, der so wenig Verantwortung zeigte, obwohl ich wusste, er kann längere Zeit abstinent bleiben. Wütend auf sie, die mich so schamlos belog, was deren derzeitige Situation und ihre eigenen Kinder betraf, und die meine Kinder unter Drogen rumkutschierte. Aber am meisten wütend war ich auf mich selbst, wiedermal vertraut, wiedermal die falsche Entscheidung getroffen und meine Kinder mussten drunter leiden, wie dumm kann man eigentlich sein?
Anzeige bei der Polizei erstattet, dort wurden wir behandelt, als würde ich aus Rache oder verletzter Eitelkeit meiner Tochter das "einimpfen, ihr die Worte in den Mund legen". Letztendlich wurde das Verfahren eingestellt, da die Aussage zweier Erwachsener gegen die einer 13jährigen stand.
Den Kontakt zwischen Vater und Sohn unterbinde ich trotz allem nicht, aber er findet natürlich verschärft statt. Selbstverständlich nüchtern, auch ohne Restalkoholgeruch, nur noch bei uns zu Hause und nur, wenn sowohl ich als auch mein Partner anwesend sind. Er kommt so ca. 2, 3 mal im Jahr für maximal eine Stunde, das scheint ihm zu reichen. Aktuell befindet er sich nach einer erneuten dreimonatigen LZT in der Adaption.
Das war der letzte große Schlag, den ich zu verkraften hatte, und er wird auch keine Gelegenheit mehr bekommen, mich dazu zu bringen, mich über ihn zu ärgern. Mittlerweile ist er mir völlig egal, ob er säuft oder nicht juckt mich nicht die Bohne, es hat eben nur Auswirkungen auf den Umgang mit dem Kind.
Genug von ihm.
Kurz nach geschildertem Vorfall (um genau zu sein 5 Monate später) erfuhren mein Partner und ich, dass uns erneutes Elternglück ins Haus steht. Die Schwangerschaft war nicht einfach, aber ich hatte den besten Mann, den man sich vorstellen kann, an meiner Seite. Er schmiss den Haushalt, war bei jeder Untersuchung dabei, er streichelte und küsste den Babybauch sooft, dass es mir manchmal schon zu viel war =) Wohnungstechnisch haben wir uns vergrößert, und vor 5 Wochen wurde unser kleiner Schatz geboren.
Wir sind sehr glücklich. Ich hab nicht gewusst, wie schön es sich anfühlen kann, Mutter zu werden, wenn man sich sonst keinerlei Sorgen machen muss. Mein Freund nahm sich 3 Wochen Urlaub, blieb sogar mit im Krankenhaus über Nacht damit ich schlafen und mich von der Geburt erholen kann, während er sich um den Kleinen kümmert. Auch heute noch, wo er wieder früh raus muss, steht er nachts auf und füttert und wickelt das Baby, obwohl er es nicht muss, ich hätte vollstes Verständnis wenn er seinen Schlaf einfordern würde, schließlich muss er morgens zur Arbeit. Aber er will es. Es ist wirklich wunderschön, wenn man merkt, dass man einem Menschen wirklich was bedeutet, und es auch glauben kann. Ich befinde mich in einer absolut tollen Beziehung auf Augenhöhe.
Ich würde gerne zum Abschluss schreiben, was ich mir für die Zukunft wünsche, aber da gibt es nichts zu wünschen. Es ist alles so, wie es sein soll. Sicher wäre ein intensiverer Kontakt zwischen meinem Ex und dem "großen" Sohn wünschenswert, aber das ist nach diesem Vorfall nicht mehr möglich. Ich werde kein Risiko mehr eingehen. Auch wenn es für das Kind nicht das Optimum ist, so ist es doch das Beste.
Ich wünsche allen Forumsmitgliedern, dass sich früher oder später alles zum Guten wendet. Wenn man die Kraft findet, sich zu lösen, kann man wieder glücklich werden, egal, was man durchlebt hat.