Jetzt droht er auch mit Selbstmord!

  • Liebe Florena,

    du hast viele tolle Schritte gemacht. Nun sei bitte nicht so streng mit Dir!
    ....sagt die Richtige ;)
    Nimm es an, wie es war, nimm Dir vor, in ähnlichen Situationen anders zu reagieren. Sieh es als Lern-Aufgabe :)
    Rückschritte sind normal im Leben und gehören zu jedem Lernprozess dazu!
    Wichtig ist dabei, trotzdem weiterzugehen und sich nicht selbst die Freude am Erfolg insgesamt zu nehmen.

    LG
    Girasole

  • Hallo ihr Beiden,

    RenateO, ich denke, in einem hast du vielleicht Recht, nach ihm zu sehen und zu sehen, dass er noch lebt, hat mir wohl eine kurzfristige "Beruhigung" verschafft, mögicherweise hab ich mit dem Herzen nach einem Grund gesucht, zu schauen, wie es ihm geht. Allerdings hat der Verstand die ganze Zeit Alarm geschlagen, von daher würde ich es nicht als "geheimen Wunsch" bezeichnen, es ist immernoch ein Zwiespalt und die Angst, ihn tot zu sehen wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, rechtzeigig einzugreifen, ist nach wie vor da, allerdings ist es eine Art Angst vor Schuldgefühlen.

    Ich weiß gar nicht, ob ich das schon einmal hier angeschnitten hatte, ich erzähle es jetzt einfach noch mal:

    Als ich noch sehr jung war, gerade 20, hatte ich einen Kumpel, der sich permanent mit seiner Freundin in der Wolle hatte. Eines Abends rief er bei mir an, ob er nicht bei mir übernachten könne für ein paar Tage, er hielt es zu Hause nicht aus. Da sich die Beiden ständig stritten und wieder vertrugen und am Ende ich die Dumme in der Geschichte war, der unterstellt wurde, einen Keil zwischen die Beiden zu treiben, verneinte ich mit der Aussage: "Bleib du mal zu Hause, morgen vertragt ihr euch sowieso wieder." Das Gespräch dauerte bestimmt eine Stunde und ich argumentierte solange dagegen, bis er aufgab. Eine Woche später las ich seine Todesanzeige in der Zeitung, er hatte sich noch in der gleichen Nacht das Leben genommen.

    Das hat sehr, sehr lange an mir genagt. Ja, es war seine freie Entscheidung, aber unbestritten wäre er in dieser Nacht nicht gestorben wenn ich ihn ernster genommen hätte und ihn bei mir hätte schlafen lassen. Das ist nun mal Fakt, freie Entscheidung hin oder her. Noch heute gehe ich 1, 2 Mal im Jahr an sein Grab und entschuldige mich für mein Handeln. Und ich denke, dass diese Geschichte noch immer meine Entscheidungen beeinflusst, auch wenn es mich ärgert was den xy betrifft. Es fällt mir aber schon wesentlich leichter, als noch vor ein paar Monaten, aber ganz abschütteln kann ich die selbstauferlegte Verantwortung einfach nicht. Wenn dann noch jemand kommt, der mir zuredet, dass ich nach ihm schauen MÜSSE, dann bin ich scheinbar einfach noch nicht distanziert genug.

    girasole, vielen Dank für deine Worte. Es war das erste Mal seit Monaten, dass mir sowas passiert ist. Ich hoffe sehr, dass dies das letzte Mal war, dass ich mich habe hinreißen lassen.

    Nur frage ich mich manchmal, wo die Grenze ist, zwischen persönlicher Abschottung und "ein schlechter Mensch zu sein". Meine ehem. Schwiegermutter brachte nämlich auch das Argument, dass wenn man weiß, dass sich jemand in einer lebensbedrohlichen Situation befinden könnte, man zu handeln hat, da sonst der Tatbestand der unterlassenen Hilfeleistung erfüllt sein könnte. Balsam für die Co-Seele, Gift auf dem Weg, ein gesunder, eigenverantwortlicher Mensch zu werden. Da hilft bei mir manchmal nicht mal der Gedanke an dass, was er mir angetan hat. Der Gedanke der Schuld ist für mich immernoch kaum zu ertragen.

    Obwohl das Wort Schuld eigentlich falsch gewählt ist, es ist mir wohl bewusst, dass es nicht meine Schuld wäre, wenn er sich totsäuft, soweit bin ich durchaus. Ich weiß aber nicht, wie ich es sonst beschreiben soll. Diese Ohnmacht, quasi zusehen zu müssen, wie er sein Leben langsam beendet, ein Tod auf raten, und nicht handeln wollen zu müssen (blödes Deutsch, aber ich hoffe, man versteht, was ich meine. Ich darf nicht handeln um mich selbst zu heilen).

    Zusammenfassend kann ich aber immerhin sagen, ich würde ihn nie wieder bei mir aufnehmen. Diese Prüfung hab ich vor einigen Wochen bestanden, als er bei mir vor der Tür stand, zitterte, Blut erbrach und um Einlass bat, seine Hände wären taub, er bräuchte dringend jemanden, der nach ihm sieht. Er war nüchtern, roch aber nach dem Alkohol der letzten Tage, ihr kennt das sicher, dieser alte, muffige Alkgeruch der aus jeder Pore ströhmt. Er rief sich dann selbst einen Krankenwagen.

    Ich würde ihn auch, falls er wieder zu einer Therapie geht, nicht mehr begleiten. Der Zug ist einfach abgefahren. Er muss sich aus der Scheiße ziehen, ich will mit dem ganzen Thema einfach nichts mehr zu tun haben. Es wird auch nie wieder ein Zurück in eine wie auch immer geartete Beziehung geben, nichtmal freundschaftlich, dazu ist einfach zu viel passiert. Die einzige Kommunikation, die ich bereit bin, mit ihm zu führen, ist wegen des Kindes, wobei ich erhebliche Zweifel daran habe, dass er jemals in der Lage sein wird, sich um den Kleinen selbstständig zu kümmern, und wenn er noch 5 Therapien macht, ich habe den Glauben verloren und kein Jugendamt der Welt kann mich dazu zwingen, ihm das Kind ohne Aufsicht zu überlassen.

    Ich finde, girasole hat ganz recht, wenn ich noch das kleine Mäuschen sehe, dass ich vor einem Jahr war, eingeschüchtert, voller Selbstzweifel, kaum in der Lage eine Entscheidung selbst zu treffen ohne sofort wieder daran zu zweifeln, hab ich schon mächtig was geschafft :o Die Schritte sind klein und der Weg lang, aber der Focus ist an der richtigen Stelle gesetzt und auch der ein oder andere Schritt zur Seite oder zurück wird mich nicht von diesem Weg abbringen.

    Ich danke euch herzlich für´s lesen, antworten und mitfühlen!

  • Zitat

    Das hat sehr, sehr lange an mir genagt. Ja, es war seine freie Entscheidung, aber unbestritten wäre er in dieser Nacht nicht gestorben wenn ich ihn ernster genommen hätte und ihn bei mir hätte schlafen lassen.

    Ja und? Dann hätte er sich eben eine Woche später umgebracht.

    Du kannst Menschen die nicht leben wollen nicht retten.

    Es geht nicht.

    Denn sie wollen nicht leben!

    Es gibt nichts wofür Du Dich bei ihm zu entschuldigen hättest. Nicht der Selbstmord war die freie Entscheidung, sondern das nicht Leben wollen. Das war seine freie Wahl.

    Du hättest es maximal verzögert aber nie geändert.

  • DU lädst Dir Schuld auf, die Du nicht hast. Wenn ich ehrlich bin möchte ich Dir dringend raten, das mit dem Grabbesuch und der Entschuldigung zu lassen. Denn jedes Mal wenn Du das tust, wiederholst Du das und lädst Dir wieder die Schuld auf die Du nicht hast. Gleiches gilt dann natürlich für xy denn auch hier scheint Dein Drang Dir Schuld aufzuladen doch enorm.

    Warum?

    Warum bist Du verantwortlich für das Leben von Menschen die es nicht wollen?

  • Hallo Florena!

    Zitat

    Meine ehem. Schwiegermutter brachte nämlich auch das Argument, dass wenn man weiß, dass sich jemand in einer lebensbedrohlichen Situation befinden könnte, man zu handeln hat, da sonst der Tatbestand der unterlassenen Hilfeleistung erfüllt sein könnte.

    Das stimmt bis zu einem gewissen Punkt aber ich muss mich dabei nicht unnötig in Gefahr begeben, ich kann den Notruf wählen wenn XY vor der Tür steht und randaliert, ich muss aber nicht aufmachen.

    Wenn jemand meint er müsse sich in der eigenen Wohnung zu Tode trinken ist das zwar traurig aber helfen kann ich dann nicht, wie denn auch?

    Zitat

    Eine Woche später las ich seine Todesanzeige in der Zeitung, er hatte sich noch in der gleichen Nacht das Leben genommen.

    Du kannst doch keinem hinter die Stirn gucken und auch nicht jeden bei dir übernachten lassen weil er Zoff mit der Freundin hat. Für sein Leben und sein Wohlbefinden ist er selber verantwortlich, wenn es ihm so schlecht ging konnte er sich doch Hilfe holen.

    Natürlich ginge so ein Erlebnis auch nicht spurlos an mir vorbei aber Schuldgefühle würden mich nicht quälen.

    Der Focus muss auf dich und dein Kind gerichtet sein damit es euch beiden gut geht das hat oberste Priorität.

    LG
    Speranza

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Ich habe ähnliche Erfahrungen auch vor 4 Jahren gemacht und kann daher nachvollziehen, dass es eine lebenslange Belastung ist. Erfahren habe ich das damals auch durch die Todesanzeige.

    Mir half der Gedanke (wie bei Kaleu), dass mein Ex eben ein eher instabiler Mensch war, der dann wohl wann anders sich umgebracht hätte.
    Zudem gibt es immer Mittel und Wege, wenn man leben möchte. Er hätte auch noch bei anderen anrufen können. Er war selbst im Rettungsdienst tätig und wusste, was zu tun ist.

    Umso perfider, dass dein XY in die selbe Kerbe haut.

    Viele Grüße,
    Zimttee

  • Hallo Florena
    Vor ca, 25 Jahren wollte sich meine Schwester umbringen................
    Sie hatte bei mir übernachtet und als es morgen wurde kam dann diese Drohung ,falls ich sie zur Arbeit schicken würde,dann............
    Riesenwelle denn in meiner Wohnung waren noch meine beiden Kinder und ihrs.
    Unweit meiner Wohnung war eine Autobahnbrücke ,von dieser gedachte sie zu springen wenn........
    Ich verteilte alle Kinder in Schule und Kindergarten und fuhr sie zu ihrem behandelnden Psychater.
    Dieser war dermaßen schroff zu mir ,,was ich dabei verloren hätte,, (meine Schwester wollte das ich mit ins Behandlungszimmer gehe).
    Es wurde mir von diesem Fachmann klar gesagt ,das kein Mensch der Welt einen anderen von solchem Tun abhalten kann, wenn derjenige fest entschlossen ist wird er es spätestens dann tun wenn sein Aufpasser vor Erschöpfung irgenwann einschläft.
    Übrgens lebt meine Schwester immernoch.

    LG R..

  • Hallo Florenza,
    ich glaube nicht das du Schuld hast an dem Tod deines früheren Freundes.
    Nicht jeder der ein Problem hat ,bringt sich deshalb gleich um.
    Man sieht Menschen auch nicht unbedingt an das sie sich umbringen wollen.Die Verzweiflung ist oft so groß das sie sich nicht mehr mitteilen können.
    Wie soll das Umfeld es dann bemerken?
    Das ist ein trauriger Kreislauf.

    Ich kann verstehen das du da bei deinem Ex Partner schauen wolltest,was los ist.
    Kein Mensch will das ,das sich jemand umbringt.
    Ich glaube aber du mußt auch sehr aufpassen auf dich um dich aus Schuldgefühlen sich nicht wieder in seinen Bann reißen zu lassen.

    Wenn solche Situationen nochmal auftreten würde ich anders handeln.
    Es hätte auch seine Mutter nach ihm schauen können oder sein jetziges Umfeld.
    Und wenn du mal irgendwann wieder in die Situation kommst,das er mit Selbstmord droht..........ist es zu ignorieren auch sicherlich nicht der richtige Weg.........Ich denke auch für dich nicht.
    Die Sorge um ihn das er sich das Leben nimmt würde dich wohl quälend begleiten.
    Da solltest du professionelle Hilfe in Anspruch nehmen(Einweisung in die Psychiatrie) .Jeder der sowas äußert wird eingewiesen.

    Jeder sollte handeln bei solchen Äußerungen ,denn die Gedankengänge die ein psychisch kranker Mensch hat können sehr wechselhaft sein.
    Und ein mal eben ein dahingesagter Satz:Ich bring mich um wenn du nicht.............kann schnell zu einem Satz werden der im Geheimen ernst wird.

    Dennoch finde ich sollte auch keiner ( in dem Fall du) durch so eine Äußerung gezwungen werden Dinge zu tun die einem so gar nicht tun.


    Also denk ich .......man soll die Augen nicht verschließen vor der Verzweiflung anderer aber trotzdem auf sich achten und sich ernst nehmen. Ich wünsch dir viel Kraft.

    LG Mäuki

  • Hallo Kaleu...........du schreibst :

    Ja und? Dann hätte er sich eben eine Woche später umgebracht.

    Du kannst Menschen die nicht leben wollen nicht retten.

    Es geht nicht.

    1Denn sie wollen nicht leben

    Ich könnte erbrechen wenn ich das lese.
    Das hört sich ja so an als ob du jemand bist dem die Verzweiflung anderer scheißegal sind.
    1.) Ja und? Dann hätte er sich eben eine Woche später umgebracht.

    Das weißt du nicht! Oder ? Und rechtfertigt das dein Nichthandeln im Moment ?

    2.)Du kannst Menschen die nicht leben wollen nicht retten.

    Es geht nicht.

    Doch oft geht das ,das würdest du wissen,wenn du dich jemals damit beschäftigt hättest.
    Aber da es dir ja egal wäre...wozu? :roll:

    1.)Denn sie wollen nicht leben

    Das ist defenitiv nicht so :!:
    Das sind Menschen die stark verzweifelt sind und sich nicht in der Lage fühlen momentan mit ihrer jetzigen Situation zurechtzukommen.
    Das heißt nicht das sie es nicht wollen.
    Sie können nicht,weil sie krank sind.
    Kannst du das nachempfinden? Warst du schon mal so weit das du dich umbringen wolltest?Ich meine so richtig?Das glaub ich nicht,denn würdest du nicht so schreiben.


    Und obwohl ich es weiß das es sowas gibt.....also solche Aussagen von anderen Menschen.
    Ich bin immer wieder aufs Neue erschüttert so etwas zu lesen :!:

    Mäuki

  • Hallo Mäuki
    Wenn ich mich mit einer Selbstmordandrohung erpressen lasse dann kann ich den Rest meines Lebens Kirmes haben und das findest du angemessen?

    Natürlich soll/kann man (ich) einen Notarzt rufen wenn ich den Fall als ernst ansehe.
    Aber kann ich das immer?

    Bei Alkoholkranken und auch bei Psychischkranken sind solche Ankündigungen nicht selten,wie oft mag da ein Notarzt kommen(müssen die immer kommen?)auch wenn das oft angekündigt wird und man dementsprechend oft dort anruft?

    Ich distanziere mich inzwischen von Menschen die ,wenn sie nicht weiter wissen /ihren Willen oder nicht genug Aufmerksamkeit bekommen etc mit Selbstmord drohen,das ist nämlich Erpressung,würde ich so einem Verhalten nachgeben..........na danke auch.
    LG R..

  • Hallo ihr Lieben und vielen Dank für eure Meinungen,

    zuerst möchte ich nochmal die derzeitige Situation schildern: Er hat aktuell nicht mit Suizid gedroht. Er säuft sich ins Koma, steht wieder auf, säuft weiter, bis er wieder umfällt.

    Das entkräftet das Argument: du kannst niemanden vor Suizid bewahren, der nicht leben will.

    Sein Wille zu leben ist einfach nicht stark genug, er nimmt die eindeutigen Signale, die sein Körper ihm schon mehrfach gesendet hat, einfach nicht für voll bzw. ist nicht stark genug, dem Alkohol abzuschwören.

    Natürlich könnte man nun den genannten Satz ummünzen in: Du kannst niemanden retten der nicht aufhören will zu trinken. Aber das ist nicht das Selbe, denn er ist ja nicht lebensmüde, sondern Suchtkrank.

    Zum Zweiten würde ich gerne nochmal was zu meinem Kumpel ergänzen. Ob er sich tatsächlich willens das Leben genommen hat, ist nicht nachzuvollziehen. Er starb in einer Situation, die mehrere Interpretationen zulässt. Mit halluzinogenen Drogen im Blut und einer Tüte über dem Kopf, die mit Panzertape um seinen Hals zugeschnürt war. Im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte war er also definitiv nicht, und DASS hätte ich auf jeden Fall verhindert, da er wusste, dass ich bei mir keine Drogen haben will und er das auch immer respektiert hat. Vermutlich hat er sich aus Frust die Birne zugeballert und es dann, aus durch die Drogen übersteigerter Verzweiflung oder aufgrund irgendwelcher Halluzinationen, getan. Klar kann man nun sagen, es hätte beim nächsten Mal genau so enden können. Aber es wäre dann nicht durch mich zu verhindern gewesen. Er hätte mich nicht vorher angerufen und mich um Hilfe gebeten, es wäre dann einfach nicht meine Baustelle gewesen.

    In allem, was ihr schreibt, steckt ein Stückchen Wahrheit.

    Jemand, der wirklich sterben will, den kann man als Freund, Verwanter, Bekannter davon nicht abbringen. Aber in den meisten Fällen können Ärzte helfen. Denn jemand der wirklich sterben will ist auf jeden Fall auch krank, denn der Selbsterhaltungstrieb ist nun mal der stärkste, und wenn das nicht mehr funktioniert dann ist auf jeden Fall was kaputt. Der Sohn einer Nachbarin hat mal aus Verzweiflung sämtliche Medikamente, die im Haus waren, geschluckt, darunter starke Herztabletten seines Vaters, und hat dann ne Flasche Whiskey dazu getrunken. Als er fertig war, schrieb er allen seinen nahestehenden Verwanten eine Dank-SMS. Möglicherweise "nur" ein Hilferuf, man konnte ihn retten, aber es hätte auch schief gehen können, zu Hause war niemand. Man kann also manchen durchaus helfen.

    Ich werde das wahrscheinlich nie ganz los werden, dieses Verantwortungsgefühl, es ist ja auch eigenlich nichts Negatives, solange ich es im Zaum halten kann und es sich nicht negativ auf mich auswirkt. Das Schlimme in meinem Zusammenhang ist halt einfach die Vergangenheit mit dem xy. Es macht das Abschotten einfach sehr schwer, wobei ich der Meinung bin, dass ich, wie gesagt, schon viel geschafft habe und relativ weit weg bin von ihm, gefühlsmäßig. Ich will ihn einfach nur nicht sterben sehen. Wenn ich so darüber nachdenke, kommt mir in den Sinn, dass es vielleicht gar nicht so Co ist, sondern einfach ein kleiner Schaden der aus meinem damaligen Erlebnis stammt.

    Hätte er hier noch irgendjemanden, dann wäre mir auch wohler, aber er kennt hier wirklich niemand "normalen" außer mir, er ist damals wegen mir hierher gezogen und alle seine "Freunde" sind nichts als Saufkumpane.

    Seine Mutter hat vorhin schon wieder angerufen und gefragt, ob er sich mittlerweile gemeldet hat. Nein-hat er nicht. Ich müsse dann spätestens in 2 Wochen wieder mal nach ihm schauen, war ihre Antwort. Diesmal werde ich es diefinitiv nicht tun, habe ich ihr auch gesagt. Sollte sie noch mal nachbohren und versuchen, mich zu überreden, werde ich ihr sagen, sie solle bitte selbst die 120km hierher fahren und nach ihm sehen, wenn es sie so brennend interessiert.

    Ich will einfach raus aus der Materie, sein Elend nicht mehr sehen, das tut mir nicht gut. Warum auch - das Trinken lässt er sich von mir nicht ausreden, habe ich ja jahrelang versucht. Zu einer erneuten Therapie kann ich ihn auch nicht zwingen, ist sowieso sinnlos wenn es in seinem Kopf nicht klickt. Und der Hauptgrund: Gemäß dem Fall, es passiert wirklich und er liegt tot in der Wohnung, warum sollte ICH ihn finden? Hab ich nicht schon genug mitgemacht mit ihrem Sohn? Ich steigere mich da schon wieder rein, diese Frechheit, ich müsse nach ihm sehen. Er ist ein erwachsener Mann. Niemand muss nach ihm sehen, er muss selbst auf sich achten, er ist "nur" Alkoholiker und kein Schwerstkranker im Endstadium, der ohne Hilfe nicht zurecht kommt.

    Wütende Grüße

  • Huch mäuki
    wieso fühlst du dich denn berufen ( ausgerechnet in einem forum für coabhängige) dich so offensiv für suizidgefährdete menschen einzusetzen?
    und woher willst du wissen, dass man sie retten kann, wenn doch schon Fachärzte sagen, das geht nicht?
    Woher nimmst du das recht, ihnen ihre eigenberechtigung abzusprechen?
    Dass sie selbst entscheiden dürfen? Weil sie krank sind sind sie nicht unmündig.
    auch ein kranker hat das recht, über sein leben zu entscheiden.

    Dominanz und allmachtsgefühle unter dem Mäntelchen des gutmenschen, nenn ich das.

    Lg
    girasole

  • Hallo Renate,
    wenn du vorher meine Nachricht an Florena gelesen hättest,dann hättest du wohl auch gelesen,das ich der Meinung bin,kein Mensch sollte sich damit erpressen lassen.
    Ob man immer den Notarzt anrufen kann?
    Ich glaube diese Entscheidung ist oft schwierig.
    Schließlich entscheidet man ob derjenige wirklich selbstmordgefährdet ist oder nicht.
    Aber das kann nur jeder für sich einschätzen oder einschätzen wollen.
    Wenn man selber aber nicht helfen kann oder will ,
    sich aber nicht sicher ist das doch was passiert und deswegen sich auch noch mit Schuldgefühlen quält, kann er sich und damit auch dem anderen Hilfe holen.
    Ja auf jeden Fall muß der RTW kommen,sonst ist es unterlassene Hilfeleistung.

    Ja stimmt die beiden Gruppen die du benennst,äußern dies bestimmt häufig.
    Und irgendwann mag man auch denken......schon wieder das sinnlose Gelabber.
    Hinter jeder Selbstmorddrohung und sei sie auch erst mal leicht dahergesagt,kann große Verzweiflung dahinterstecken.
    Das ist immer schwer einzuschätzen,aber ein kleiner Blick darauf kann ja auch manchmal nicht schlecht sein. Man muß ja nicht immer die Augen ganz zu machen.

    Ich finde es auch sehr schwer da die richtige Entscheidung zu treffen.

    LG Mäuki

  • Nun liebe Mäuki,

    Du magst mir mein Mitgefühl absprechen, das ist Dein gutes Recht. Vielleicht bringe ich aber auch nur anderen Menschen den Respekt entgegen den sie verdient haben indem ich sie gehen lasse wenn sie gehen wollen und ihr Leben ihnen aussichtslos erscheint. Jeder Mensch hat dieses Recht und kein mensch hat das Recht irgendwem dieses Recht sein leben zu beenden zu verwehren nur weil er selbst den Schmerz des Abschieds nicht ertragen möchte.

    Ich pflichte Dir bei, dass Menschen Hilfe verdienen selbst wenn sie diese für unmöglich halten. Aber Menschen verdienen auch einen Ausweg wenn sie keinen mehr sehen und sollten nicht bleiben müssen, nur weil Menschen um sie herum zu feige sind sich mit den Gefühlen des Verlusts auseinanderzusetzen und Abschied zu nehmen.

    Alles was ich in diesem speziellen Fall erwähnt habe ist, dass es die Schuldfrage schlicht und einfach nicht gibt und es Niemandem hilft, sich selbst Schuld aufzuladen die nie existent war oder ist.

    Ganz speziell in diesem Fall ist es ausschliesslich desktruktiv sich nachträglich mit etwas zu belasten was man nie hätte ändern können und was auch nie die Aufgabe war.

    Aufgabe der Lebenden ist es zu leben - nicht endlos Leichen zu fleddern bis man selber geht.

  • Hallo Girasole,
    warum sollte ich nicht in einem Forum für Co-Abhängige schreiben.Ich bin aufgewachsen in einem Umfeld von Alkoholikern.Mein Vater,Onkel,Cousin........alles Alkoholiker.
    Meine ganzen Verwandten haben immer übermäßig getrunken.
    Mein Schwiegervater mit dem wir als ich verheiratet war auch zusammenwohnten bis er starb,war Alkoholiker.
    Meine Tochter in Jugendzeiten und auch als ihr Kind schon da war hat täglich getrunken.
    Mein Ex-Schwiegersohn war Heroinabhängig.
    Das war alles als ich noch nicht abhängig war.
    Das wäre doch schon Grund genug sich auch als Co zu fühlen.
    Als ich selber trank habe ich einen Freund gehabt ,auch er war Alkoholiker.

    Wir sind hier im einem Forum Girasole.Hier darf jeder schreiben wo er will.Außer im geschlossenen Bereich,dort muß man sich anmelden.
    Für wen ich mich einsetze das ist meine Sache.Ich setze mich für Dinge ein die mir wichtig sind.Oder soll ich dich immer erst fragen?

    Mit der Eigenberechtigung sprichst du ein besonderes Thema an was schon mit in die Sterbehilfe geht.

    Ich bin grundsätzlich gegen den vorzeitigen auch selbst erwünschten Tod.
    Ich finde die Gesellschaft sollte sich eher mal Gedanken machen wie man z.B. auch sterbenden Menschen den letzten und auch wichtigen Weg lebenswerter macht.
    Und das gleiche denke ich im Prinzip auch über Selbstmordgefährdete.
    Auch dieser sucht wohl was lebenswertes.
    Aber ich sag es auch deutlich........das ist meine Meinung!!!!!
    Auch du mußt sie nicht annehmen.Solche Ansprüche habe ich nicht.

    LG Mäuki die sich nicht als Gutmensch sieht,aber auch nicht als dominierend die einfach nur ihre Meinung gesagt hat..........weil is doch ein Forum oder? :wink:

  • Übrigens, den Ball, dass ich Verzweiflung nicht nachvollziehen könnte, mag ich gerne zurückspielen. Ich glaube nicht, daß Du weißt, was wirkliche Verzweiflung die in den Suizid treibt tatsächlich ist und wie es sich für einen Menschen anfühlen muss täglich aufzuwachen und sich über den Tag zu quälen immer im Bewusstsein, das ändert sich nicht und man findet keinen Ausweg mehr.

    Davon abgesehen habe ich hier von diesem einen Fall gesprochen der längst geschehen ist. Es ist schlicht und ergreifend nutzlos, bestenfalls problematisch sich daran die Schuld zu geben. Dieser mensch, wer immer das nun war, hat seinen Frieden mit der Welt gemacht.

    Florena hätte das nicht ändern können. Da ja nichtmal eine Suizidandrohung erfolgte. Wer sich ohne Suizidandrohung das Leben nimmt hat genau das vor!

  • [quote]Auch dieser sucht wohl was lebenswertes. /quote]

    Daran sieht man, dass Du eben keine Ahnung hast und Dir das Einfühlungsvermögen fehlt. Wer noch was lebenswertes sucht, sucht noch Hilfe.

  • Hallo Kaleu,
    hab ja schon geschrieben das ich anderer Meinung bin.
    Macht ja nix.
    Weil ich hätte auch immer die Angst die falsche Entscheidung zu treffen.Ich meine das einer geht obwohl man ihm hätte helfen können.
    Und eigentlich glaube ich wirklich das man es bei jedem schaffen kann auch den letzten Weg lebenswerter zu gehen.
    Jetzt magst du denken......mein Gott is die vielleicht naiv. :roll:

    Ja das bin ich auch oft und das ist auch gut so.
    Das bewahrt auch ganz oft die Hoffnung.

  • Zitat

    Jetzt magst du denken......mein Gott is die vielleicht naiv.

    Gar nicht, ich hab mal wie Du gedacht. Bis ich irgendwann verstanden habe, durch eigene Erfahrung und auch durch sehr vertrauten und engen Kontakt zu ernsthaft suizidalen Menschen.

    Das worunter die am meissten leiden ist die Ablehnung ihres Suizidwunsches durch Andere. Sie fühlen sich dadurch unheimlich allein gelassen.

    Ich stimm Dir zu, es ist eine Gratwanderung und es ist nahezu unmöglich eine Art richtigen Weg zu finden. Aber eins kann ich Dir versichern - wer gehen will - geht.

    Und ich persönlich hinterfage schon meine Motivation wenn ich das nicht erlauben will. Das hat selten was mit Liebe zu tun.

  • Hallo Kaleu,
    ich sehe es genau so das Florena nichts hätte ändern können.Das habe ich ihr auch geschrieben.Ich sehe das auch so.

    Doch Kaleu ich kenne Suizidgedanken seit ich ungefähr acht Jahre alt bin und auch noch heute.Ich bin bestimmt weit über die vierzig Jahre mit dem Gefühl aufgewacht mit dem Bewußtsein es ändert sich nichts und man findet keinen Ausweg mehr.Und dann hab ich mich über den Tag gequält.
    Ja und es stimmt.Als ich mir das Leben nehmen wollte hab ich auch nichts gesagt.
    Jedenfalls nicht direkt.
    Aber ich lebe noch.
    Und ich bin sogar sehr oft auch glücklich seit zwei Jahren.
    Und das obwohl ich mein ganzes Leben gesagt hatte :Ich kann diese scheiß Leere nicht mehr aushalten

    Ist das nicht schön? :oops:

    Mäuki

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