Tja, da wär ich mal wieder. Vor 1 Woche hätte ich jedem, der mir gesagt hätte, das ich morgens schon ab 4:30 im Internet Romane schreibe, gesagt, dass er sich einen guten Therapeuten suchen sollte. Und? Jetzt bin ich auf der Suche nach einem Therapeuten - Ironie des Schicksals? Manchmal hab ich Angst, das ich auch süchtig werde und zwar nach diesem Forum. Aber ich denke, wenn mein Herz- und Kopfchaos entwirrt sind, ist dieser Drang auch nicht mehr so stark.
Aber ich weiß, dass ich was ändern muss und ich bin innerlich so unsicher, nur am zweifeln, dass ich viel Bestätigung von außen brauche, dass der Weg der richtige ist. Ich zweifel ja manchmal daran, dass ich mit den Schlussfolgerungen aus meinen Beobachtungen - nämlich dass mein Mann alkoholkrank ist - völlig daneben liege. Es gibt bei uns keine Gewalt, er kümmert sich um Haus und Hof, macht und tut, sagt, dass er mich liebt, würde mir so weit möglich, jeden materiellen Wunsch erfüllen. Wir haben keine finanziellen Sorgen und was mach ich???????????????????? Ich renn los und lass alles einstürzen, während er sich außerhalb den Buckel krumm schuftet - hab noch nicht mal die Kraft/Mut mit ihm darüber zu reden. Wir hatten erst 2-3 Gespräche in den letzten 2 Wochen und ich mach so ein Drama daraus? Wann ist man (Frau natürlich auch) alkoholkrank? Reichen dafür 2 Kästen Bier und 4 Flaschen Kräuterlikör in der Woche über einen langen Zeitraum aus?
Dann das Gefühl ihn zu verraten, ihn hinter seinem Rücken schlecht zu machen, was bin ich für eine Frau? Ich habe ja nur mit meiner Tochter und meinem Vater darüber gesprochen, aber er war nicht dabei. Für meinen Vater war das neu, aber er steht hinter mir und ich kann jederzeit zu ihm gehen. Meine Tochter - wieder so eine Baustelle des schlechten Gewissens. Sie hat das ja schon als Kind und Jugendliche mitbekommen - sie steht hinter mir, unterstützt mich und ich kann mit ihr über alles reden. Sie ist froh, dass ich eingesehen habe, dass ihr Vater diese Krankheit hat. Also kann ich nicht so falsch liegen oder? In meinen Schädel reinzubekommen, dass er im Kopf krank ist, ist so schwer. Er liegt ja nicht da und ihm tut was weh und das Schlimme ist, er weiß es selbst nicht und will es nicht sehen. Ich muss es mal wieder für uns sehen und versuchen uns zu retten. Für mich ist das klar - ich hoffe er lässt sich auch retten - hab ich ansonsten versagt?????? Kopf sagt nein - Herz sagt ja.
Darum muss ich räumlichen Abstand haben - ich kann mich nicht rausziehen und nur daneben stehen, wenn ich mittendrin lebe - dazu habe ich keine Kraft.
Ich bin ein Konfusius - ich geh heute zur Suchtberatung und hoffe auf ganz viel. Ich weiß zwar nicht direkt auf was oder vielleicht doch - ich brauch Bestätigung für meine Vorhaben. Die große, starke Frau, die alles im Griff hatte, ist nur noch ein Haufen Zweifel.
Ich brauch heute 'ne neue Großpackung Taschentücher - ich bin nur am heulen, wenn ich schreibe, wenn ich lese, wenn ich grübel, wenn ich zweifel - man Therapeuten waren doch nur was für gelangweilte Reiche oder total Verkorkste, aber ich brauch die jetzt auch - bin auch verkorkst und die Erkenntnis macht es nicht leichter.
Was dieser Tag wohl bringt?
Lütte