Wohin führt neue Weg!!

  • Hallo Ihr lieben,

    heute ist ein ruhiger Abend, den ich gerne nutzen möchte hier mal wieder zu lesen und zu schreiben, weil ich das Gefühl haben, dass mir das gut tut. Hey, ich habe ein Gefühl - für mich?!

    Ja, dass ist im Moment meine große Erfahrung, wieder zu fühlen. Gefühle zu erkennen und sie zu ordnen, in die richtige Schublade zu stecken. Wut, Trauer, Glück... Ich glaube, die letzten Jahre habe ich gar nichts gefühlt. Weil ich es weggeschoben habe. Eigene Gefühle? Nein, es ging ja nie um mich! Eine eigenen Meinung? Nein - die hat nicht gezählt. Langsam aber sicher erkenne ich, was für eine Puppe ich war. Eine Frau, die man hervorragend vorzeigen konnte: "Schaut mal hier - eine tolle Frau, loyal, macht alles , widerspricht nicht, fühlt und denkt, wie das Gegenüber es gerne hätte. Eine Traumfrau - solange sie keine eigene Meinung hat, nicht sie selbst ist!"

    Ja, eine traurige Wahrheit, die ich langsam aber sicher immer mehr wahrnehme. Und mit diesem Wissen versuche ich in kleinen Schritten von meinem Sumpf,d er mich immer noch in die Tiefe zieht, langsam wieder auf sicheren Boden zu kommen, um meinen Weg zu gehen.

    Das Schlimme ist. Er ist immer noch da - der Einfluss, den xy auf mich ausübt. Zur Zeit gibt es Tage, da ist Kuschelkurs angesagt mit Versprechungen, Nettigkeiten, Einsicht und Nüchternheit (die tatsächlich schon fünf Wochen anhält - gabs noch nie) Neuanfang war das große Wort. Schon kam ich wieder ins Grübeln: Er trinkt nicht mehr, er will sich ändern...

    Aber dann wieder der krasse Gegensatz. Kritiken über die Kindererziehung, da ist grad eh nichts mehr recht. Und ich habe das alles ja nur aus meinem eigenen Egoismus heraus gemacht, weil ich eine heile Welt mit einem Traumprinzen will. Und Neuanfang - ja, aber nur in der Form, dass ich bitte nie mehr das A-Problem anspreche. Dann ist alles prima, dann können wir wunderbar neu anfangen!

    Nun, ich bin wohl ein paar mal zu oft barfuß durch das nasse Gras gelaufen, und konnte mich die letzten Tage doch sehr gut alleine an der wunderschönen Natur im Frühlicht erfreuen. Denn ich sehe alles, also seine Äußerungen, seine Verhalten und meine Reaktionen darauf und mittlerweile auch meine Gefühle sehr viel kritischer. Ich bin achtsam geworden und klarer, verdränge nicht nur meine Gefühle, sondern lasse sie zu um sie kennen zu lernen und sie zu verstehen.

    Der Hausarzt hat uns eine Paartherapie vorgeschlagen, bei einem sehr suchterfahrenen Therapeuten. Nun bin ich mir aber eigentlich gar nicht mehr sicher, ob ich das überhaupt will? Ich lass das mal auf mich zu kommen, da ich nicht glaube, dass xy dort einen Termin macht.

    Jetzt kommt noch ein ganz komicher Gedanke, für den ich mich fast schon schäme: Ich wünsche mir sogar irgendiwe, dass er wieder trinkt! Dass ich eine Rechtfertigung habe, den letzten entscheidenden Schritt endlich zu machen. Eine Entschuldigung sozusagen.
    Ich weiß nicht, was ich davon halten soll?!

    Mir wird jedenfalls immer klarer - der Alkohol war nur eine Begleiterscheinung, ein Aufhänger. Haben mir hier auch viele schon gesagt. Und ich habe auch einen netten Vergleich hier im Forum gelesen, ich glaube von Girasole: Von zwei Wollknäueln, die sich entwirren müssen, um zwei gerade Fäden neben einander zu sein. Und dass es Wurscht ist, ob das Wollkuddelmuttel in Alkohol getränkt ist, oder nicht.
    Nun, da ich wohl gerade der Faden bin, der versucht aus dem Wirrwarr auszubrechen, hoffe ich, dass mein Ende nicht gänzlich verknotet ist und ich bald einen schönen geraden Faden, auch alleine, abgebe.

    Das wars erstmal für heute. Ich möchte heute noch ein bisschen im Eka Bereich schreiben.

    Liebe Grüße

    Neuweg

  • Zitat von Neuweg


    Das Schlimme ist. Er ist immer noch da - der Einfluss, den xy auf mich ausübt.

    Hallo Neuweg,

    jemand anderes kann nur den Einfluss auf dich haben, den Du ihm zugestehst.

    Toll, dass Du achtsam sein und Deine Gefühle spüren kannst! Das war für mich ein entscheidender Punkt!

    Was Deinen Sohn betrifft: Es ist zwar im ersten Moment viell. schön, dass er sowas nettes zu Dir sagt. Es zeigt aber auch, wie stark er emotional verwickelt ist, dass er sich Sorgen um Dich macht und die Elternrolle einnimmt oder versucht, einzunehmen. Das nennt man Parentizierung und das schadet ihm sehr!

    Ach ja: Das mit dem Woll-dings war ich nicht :wink:

    LG
    Girasole

  • Hallo Neuweg,

    das war bei mir damals ganz ähnlich! Mein Exmann hat ja nichts mehr getrunken und war zuckersüß... Aber es konnte plötzlich passieren, dass er wieder den alten Macho, mal salopp gesagt, raushängen ließ.

    Da war ich dann Schuld an allem. Da verdächtigte er mich, mich mit anderen Männern zu treffen. Da verlangte er, dass ich über das A-Thema nicht mehr reden sollte. Da forderte er, dass ich meine "ehelichen Pflichten" zu erfüllen hätte. Damit es ihm gut ginge... :shock::twisted:

    Einen Neuanfang, das stellte er sich vor, mit mir, so wie gehabt. Also als sprachloses Püppchen... funktionsfähig, wie gehabt.

    Das konnte ich nicht mehr sein! Aber es ist mir doch äußerst schwer gefallen, mich da zu lösen. Die Schuldgefühle waren riesig. Und ich habe mir manches Mal auch gewünscht, wenn er wieder saufen würde, hätte ich es einfacher zu gehen. Ich habe ihm damals einfach noch zu viel Einfluss auf mein Leben zugestanden, so wie Girasole das beschreibt. Ich habe es ihm zugestanden.

    Es war einfach zu schwer für mich, erst mal, diese Schuldgefühle auszuhalten. Und Grenzen zu setzen. Das tat regelrecht körperlich weh. Aber die psychischen Dinge, die er mit mir machte, taten noch viel mehr weh. Also nahm ich dann endlich mal die Schmerzen des Grenzen Setzens in Kauf und hielt sie aus. Und siehe da, ich merkte einen Erfolg. Nämlich, dass es mir besser ging. Dass es ein gutes Gefühl war, für meine Bedürfnisse und Gefühle einzustehen.

    Du bist da gut unterwegs! Ich habe da länger zu gebraucht. Egal, wichtig ist der Erfolg daraus.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Neuweg!

    Zitat

    Jetzt kommt noch ein ganz komicher Gedanke, für den ich mich fast schon schäme: Ich wünsche mir sogar irgendiwe, dass er wieder trinkt! Dass ich eine Rechtfertigung habe, den letzten entscheidenden Schritt endlich zu machen. Eine Entschuldigung sozusagen.
    Ich weiß nicht, was ich davon halten soll?!

    Sei unbesorgt diesen Gedanken hegen viele Co-Abhängige, ich bin nun schon länger getrennt und mich überkommt auch manchmal der Gedanke wie recht ich doch hatte mich zu trennen da er noch immer trinkt, ich brauche sozusagen eine Selbstbestätigung.

    Ich reduziere in dem Moment meine Beziehung auf den Alkohol obwohl auch sonst viele Dinge im argen lagen.

    Ich habe noch Kontakt zu meinem Ex, das geht aus gewissen Dingen nicht anders. Er benimmt sich so wie ich es mir immer gewünscht hätte, nämlich auf Augenhöhe mit mir. Aber ich glaube ganz fest das liegt daran dass ich mich geändert habe und mich innerlich total distanziert von ihm habe.

    Liebe Grüsse
    Speranza

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Hallo Ihr,

    danke für die netten Beiträge.
    Girsole, ich habe gegoogelt, über das, was du wegen der Äußerung meines Sohnes gesagt hast. Wieder mal sind mir ein paar Lichter mehr aufgegangen. Und es passt alles ins Bild, wie verquer es hier in dieser Familie zugegangen ist. Und - was für mich derzeit auch wichtig ist - bei mir als Kind zu Hause auch.
    Darüber schreibe ich in nächster Zeit im Eka Bereich.

    Ansonsten war ich froh zu lesen, dass es bei euch auch so war. Manchmal zweifelt man echt an seinem Verstand und an seinen Entscheidungen. So ein "vielleicht spinnst du wirklich" Gedanke.
    Und dieses immer wiederkehrende Verantwortlich, schuldig fühlen, wegen einer dummen Äußerung.

    Aber ich habe meine Denk und Verhaltensweise doch schon sehr geändert. Wenn ich drüber nachdenke, wie es noch vor einigen Monaten war, wqs ich alles gerechtfertigt und entschuldigt habe. Dinge die vorgeworfen wurden und absolut absurd waren. Da bin ich wirklich viel weiter und kann auch viel sachlicher damit umgehen.
    Übrigens, so schnell bin ich nicht. Ich habe mich nur sehr spät hier angemeldet. Ich mache schon lange Zeit herum und habe auch noch einen Berg vor mir.

    Viele liebe Grüße

    Neuweg

  • Hallo Ihr,

    möchte mich gerne mal wieder melden.

    Fünf Wochen ist es jetzt her, dass ich in die Wohnung zur Schwiegermutter bin. Fünf Wochen der räumlichen Trennung, fünf Wochen Ruhe genießen, Fünf Wochen auf und Abs, Fünf Wochen lernen und verstehen, auch mich selbst.
    In kleinen Schritten geh ich voran, merke aber doch wie ich noch weit entfernt bin, mich ernsthaft endgültig zu distanzieren.

    In erster Linie ist natürlich die Nähe zum zu Hause und zu xy da. Die täglichen Berührungspunkte, die Kinder u.a., sind eben da.
    Jeden Tag gibt es doch Kontakt und das ist nicht immer einfach.

    Heute Morgen habe ich gemerkt, dass ich noch meilenweit von einer ehrlichen Distanz entfernt bin:

    Nachdem xy nun fünf Wochen "ohne" war, kam heute morgen die Eröffnung, dass er am Wochenende bei einer Gelegenheit, Familienfeier, etwas trinken werde. Für mich absolut unerwartet, ich hatte es voraus gesehen und meine mir zurecht gelegte Antwort gegeben, u.a. dass es eben ganz allein seine Entscheidung sei.
    Natürlich wurde erklärt und gerechtfertigt, er habe doch bewiesen - fünf Wochen ohne - war ja kein Problem - nur dass ich verstehe, alles ist gut.

    Ich hatte es genauso erwartet, sogar den Wortlaut!
    Ich will mich distanzieren von ihm, mich trennen, träume von einem Leben ohne ihn, habe in der letzten Zeit viel geschafft auch im Hinblick auf eben diese Distanz und eigentlich könnte es mir ja Wurscht sein, ob er nun trinkt oder nicht.

    Aber - mich hat es den ganzen Tag beschäftig, auf eine ganz eigenartige Weise. Zum einen hatte ich so ein Gefühl der Bestätigung, "so siehst du - hatte ich nicht recht! Nicht ich habe alles kaputt gemacht - nein, du warst es" Dann wieder so ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit - Trauer, nein, er schafft es wieder nicht...
    Enttäuscht bestätigt - eben weil es so klar war, dass es so kommt.
    Dann seine Entschuldigungen - sein sich Winden und Rechtfertigen, hat mich irgendwie auch wieder wütend gemacht.

    Fakt ist, ich stecke immer noch mittendrin, immer noch das gleiche Muster. Trotz aller Einsicht, trotz der vielen Wünsche und Träume in die richtige Richtung. Nein, das Wissen um das Alles macht es einfach noch nicht aus. Es gehört mehr dazu, man kann es nicht einfach abstellen. Man muss einfach immer an sich arbeiten. Jeden Tag mehr. Schritt für Schritt.

    Ich weiß jetzt auch nicht, wie ich weitermache. Das Familienfest wäre mir auch wichtig gewesen, ich wäre gerne hin. Geh ich hin, ist es nichts. Bleib ich daheim, muss ich wieder verzichten.. ? Er kann nicht zu hause bleiben, es ist seine Familie.
    Also hängt es wieder von ihm ab. Ich kann aber nicht hin und mir denken, mir egal, was er macht, sein Ding.
    Soweit bin ich nicht. Da brauche ich noch...

    Es wird bestimmt noch viele solcher Situationen geben. Es wäre viel einfacher, wenn man nicht so verstrickt wäre - eben auch durch die Kinder. Dann wäre es mit Sicherheit das allerbeste, den Kontakt komplett abzubrechen. Das wäre das einfachste und effektivste.
    Geht hier aber nicht.
    Also feste weiter!v Wie im Sport, sozusagen alles als Training.

    Vielleicht kann mich einer von euch mal wieder ein bisschen anschubsen:))?

    Viele Grüße
    Neuweg

  • Liebe Neuweg,

    das, was du jahrelang gedacht und gefühlt hast, das, was dein LEBENSMITTELPUNKT war, das verschwindet nicht so schnell aus deinem Kopf, deinem Herzen.

    Wenn du dran bleibst an deiner Entwicklung, am Aufbau deines Lebens, dann wird die Waage sich verändern , irgendwann zuckst du nur noch kurz und lebst dein Leben weiter.
    Das geht aber nicht von heute auf morgen .

    Ich habe sehr lange Bilder von meinem xy im Kopf gehabt, seine Stimme, Situationen. Oft wurde ich nachts wach davon.
    Ich habe mich nicht gewehrt, sondern versucht, mich zu beruhigen und das Bewusstsein dafür zu bekommen, dass diese Erinnerungen verschwinden werden.
    So ist es langsam gekommen.

    Durch die gemeinsamen Kinder wirst du lernen, dich damit zu arrangieren.
    Und wenn du dein Leben immer bunter gestaltet hast und die Freiheit nach und nach spürst, wird xy an Bedeutung verlieren, das verspreche ich dir.

    P.S. noch heute bin ich JEDEN Tag froh um meinen Frieden, wenn ich abends die Türe zumache, weiß ich, dass jetzt keine Katastrofen mehr passieren und mich zermürben.

    Allein dieses Gefühl ist es wert!

    LG
    Susanne

  • Hallo Neuweg,

    doch, ich finde, Du bist auf einem neuen Weg :D
    Du erkennst gerade viel, das merke ich an Deinen Beiträgen.
    Auch Deine Reaktion auf seine Trink-Ankündigung finde ich anders, als bei manchem, der noch ganz tief drin steckt.
    Da herrscht dann pure, nackte Verzweiflung. Da merke ich, das trifft ganz persönlich.
    Bei Dir hört sich das irgendwie nicht so an. Eher nüchtern, analysierend.
    Du beobachtest und zwar ganz neutral.
    Das habe ich längere Zeit auch gemacht, bevor ich dann meine Schlüsse gezogen habe.
    Natürlich ist man als Partner irgendwo betroffen, wenn man merkt, der andere steuert auf ein ziemliches Tief zu.
    Aber ich höre bei Dir keine Ausreden, keine Ausflüchte. Auch Deine Reaktion finde ich reflektiert und Du hast Dich gut abgegrenzt.
    Das war ihm wohl etwas unheimlich, daher dieses Rechtfertigen.

    Und Du hast Recht, dass es viel Arbeit ist. Aber die Erkenntnis ist soo wichtig.
    Und die hast Du!
    Du wirst Deinen Weg machen, und irgendwann ist er nicht mehr neu, sondern Alltag :D (auch wenn man dann immer noch arbeiten muss, so wird es doch leichter)

    LG
    Girasole

  • Erwrte nicht, dass Du ausziehst und jahrelange eingeschliffene Gewohnheiten sich über Nacht verändern würden. Du setzt Dich damit völlig unnötig unter Druck. Hab ich auch gern gemacht. Sehr gern. Und auch darein fall ich immer wieder gern zurück.

    Lass Dir Zeit, Du darfst ruhig etwas geduldiger mit Dir sein.

    Unabhängig davon, ob da überhaupt noch Liebe eine Rolle spielt, spielen unheimlich viele Emotionen eine Rolle. Viele davon völlig unverarbeitet. Vieles davon braucht einfach nur Zeit.

    Sicher sind viele Verstrickungen da und werden sich erst nach un anch auflösen, doch Du beginnst sie zu esehen. Und das bedeutet, daß Du bereits einen Abstand davon hast.

    Manches braucht Aktivität, in der Du längst bist. Aber vieles einfach nur Zeit. Wie Girasole schon schrieb, auch die Zeit der Beobachtungen, von aussen, selbst wenn die Verstrickungen noch wirken und aktiv sind, man aber genug Abstand hat um sich selbst beobachten zu können, auch diese Zeit ist wichtig.

    Du hast das selbst schon bemerkt ohne es vielleicht so gemeint zu haben:

    Zitat

    Nein, das Wissen um das Alles macht es einfach noch nicht aus.

    Weil es nicht Deines ist. Alle Menschen um Dich rum, Berater, Menschen hier im Forum, Menschen mit gleichem Schicksalsweg, alle können Dir unheimlich viel mitgeben. Du kannst aus ihren geschichten unheimlich viel lernen.

    Aber Du kannst damit nicht das Gefühl - wie ist es eigentlich bei MIR? - ersetzen.

    Am Anfang hast Du die örtliche Trennung gebraucht um zur Ruhe zu kommen und auch um das Gefühl entwickeln zu können, dass Du selbst etwas bewegen und erreichen kannst und es ein Leben ausserhalb einer zerütteten Ehe und Alkohol gibt. Das hat genügt, damit Du etwas gefunden hast, von dem Du nicht mal wusstest, dass es da ist. Du!

    Und jetzt wo dieses Ich plötzlich da ist, fängt das Ich eben auch an zu schauen, was tue ich eigentlich hier? Wie funktioniert das eigentlich bei Mir? Was passiert mit mir?

    Der Unterschied zu vorher ist aber - dass Du jetzt Dich selbst beobachtest. Was vorher nicht so war.

    Prügel Dich nicht so. Lass Dir die Zeit die Du brauchst!

    ---------------------

    -Meister? Wie lange brauche ich um Erleuchtung zu erlangen?
    -Mmmh, das ist verschieden, vielleicht so 20 Jahre?
    -Meister und wenn ich mich richtig anstrenge, wie lange brauche ich dann um Erleuchtung zu erlangen?
    -Dann 30 Jahre.
    -Meister, ihr habt mich nicht verstanden, wie lange brauche ich, wenn ich mich wirklich roichtig, richtig, richtig anstrenge?
    -Achso, jetzt versteh ich. Na wenn Du Dich richtig, richtig, richtig anstrengst - dann - 50 Jahre!

  • Ich hab eben Deinen Faden bei den EKAs gefunden.

    Achte einfach ein bisschen drauf, Deinen Perfektionismus den Du da erwähnst nicht zu sehr auf die Trennung auszurichten.

    Diese ganzen Muster, insgesamt haben eine bittere Eigenschaft. Die wollen gerne bleiben. Allesamt.

    Ich hab bestimmt 2-3 Jahre damit zugebracht um mich "mit Gewalt zu retten". Das nahm teilweise erschreckende Formen an:

    Saufen aufgehört - Haken dahinter, fertig.
    Beziehung lässt sich nicht retten? - Okay, verstanden.
    Selbst retten! SELBST RETTEN! JETZT ABER!!!

    Ich hab mir in 2-3 Jahren unheimlich viel angetan. Statt die Welt zu retten, rette ich dann halt mich. Und warum verdammt nochmal werde ich nicht glücklich? Ich mach doch alles richtig? Ich muss doch also jetzt endlich verdammt nochmal glücklich werden. Ich hab so hart dran gearbeitet. Ich hab das JETZT verdient. Schei**** Universum, zahl meinen Lohn, das war der Deal!!!

    Die Folge war der Absturz in die Depression. Die Scherben dessen kehr ich immer noch zusammen. Oder vielleicht lass ich sie liegen. Und lass ein paar Blumen drauf wachsen. Oder ich vergess sie einfach. Oder vielleicht vergess ich einfach, dass ich mir mal vorgestellt habe, da wären Scherben.

    Du bist auf einem guten, einem sehr guten Weg. Lass auch die Zeit ein wenig ihren Job tun. Die fühlt sich sonst so überflüssig ;)

  • Zitat von Kaleu


    Selbst retten! SELBST RETTEN! JETZT ABER!!!

    Ich hab mir in 2-3 Jahren unheimlich viel angetan. Statt die Welt zu retten, rette ich dann halt mich. Und warum verdammt nochmal werde ich nicht glücklich? Ich mach doch alles richtig? Ich muss doch also jetzt endlich verdammt nochmal glücklich werden. Ich hab so hart dran gearbeitet.

    Hallo Neuweg (und Kaleu),

    genau wie Kaleu war es bei mir auch. Scheinbar ist das eben auch eine Art, mit dem allen umzugehen. Wenn man zu Perfektionismus neigt.
    Und das ist gar nix gutes. Viele sagen das mit einem stolzen Unterton "ach, ich bin halt perfektionistisch..."
    Damit kann man sich selbst viel antun. Und nichts Gutes.
    Daher achte ich darauf, mir regelmäßig Gutes zu tun.
    Und diese inneren Antreiber in Blick zu behalten.
    Mit Zwang und Druck wird man die aber nicht los ("Jetzt aber weg, ihr blöden Antreiber!")
    Alles, was man bekämpft, wird dadurch noch stärker. So etwa hieß ein Satz aus meiner Kur, den der Oberarzt gebetsmühlenartig gepredigt hat.
    Anders formuliert wurde es dort im Feldenkrais: Dort bekam man den für mich erschreckenden Auftrag "nicht eifrig sein!" :shock:
    Nicht??
    Wie soll das gehen. Ich hab mich doch mein Leben lang immer angestrengt. War immer eifrig.
    Sogar beim Meditieren und den Entspannungsübungen.........
    ........ziemlich kontraproduktiv, wie man sich vorstellen kann. Frau Girasole zu sich selbst: "Entspann dich jetz! Los!" :wink:

    Bsp. aus Feldenkrais: Bei einer der Körperübungen bewegte man die Halsmuskulatur. Eindeutige Anweisung war immer "Nichts mit Schmerzen tun, man kann die Bewegung auch einfach nur "denken". Man darf es sich jederzeit bequem machen."
    Frau Girasole hatte schon einen leicht steifen Hals. Machte natürlich trotzdem die Halsübung eifrig mit.
    Ergebnis danach: Schmerzen!!!!
    Rückblick in der nächsten Stunde: Eine Teilnehmerin berichtete über Schmerzen bei der letzten Übung. Der Kursleiter fragte "warum haben sie denn dann mitgemacht?"
    HUCH! Dachte da die Frau Girasole. Da war es wieder! Ich war eifrig.
    Ab da habe ich mich in den Feldenkrais-Kursen immer mal wieder mitten während der Übungen bequem auf die Seite gelegt und eingerollt, ganz gemütlich. Wenn ich etwas müde war, zb. ODer wenn mir die Übung nicht gefiel. Oder, wenn ich einfach mal Lust drauf hatte.
    Das habe ich mitgenommen in den Alltag.
    Ich darf es mir leicht machen!


    EIn Zauberwort (für insgesamt ein gesundes Leben) heißt "integrieren".
    Gute und schlechte Gefühle (zb für meine Mutter) GUte und schlechte EIgenschaften (zb bei mir) -
    das darf beides sein!! Ambivalenz ist ok. Viel Leid bringen Menschen über sich, die eine dieser zwei Seiten der Ambivalenz nicht akzeptieren können/wollen.
    Daraus können sich sehr gut Suchttendenzen entwickeln, psychische Erkrankungen u.a.

    WIchtig ist, dass ich den Überblick behalte, zb über meine Antreiber.
    Dass sie nicht mich kontrollieren und über mich bestimmen.
    Das reflektiere ich regelmäßig.
    Immer wieder bemerke ich sie dann, dass sie wieder mal "aktiv" waren, dass mein Perfektionismus aktiv war- dann sage im RÜckblick. Aha, ihr wart ja mordsaktiv heute" oder, wenn ich es währenddessen bemerke "oh hallo, ihr schon wieder. Ihr seid aber nur ein Teil von mir".

    Uff, das war jetzt lang....

    LG
    Girasole

  • Hallo girasole
    ich habe da mal eine Frage an dich.warum nennst du dich manchmal ,,frau girasole,,(soll dies oder das...) oder sprichst von ,,inneren Antreibern,,?

    Das klingt für mich merkwürdig so als ob du dich dann von außen betrachtest oder abspaltest.
    Oder ist das eher humorig gemeint?
    Kommt komisch bei mir an.
    Ich bin in jeder Lebensituation,,ich,, also egal ob es mir gut ,schlecht oder sonstwie geht, ich spalte mich nie ab und spreche mich auch nicht mit ,,frau xy,, an.
    Einzig als ich in der Therapie war und das ,,Mutterthema dran war und ich mich als Kind sehen sollte ,da sprang das mal kurz über ,,allerdings saß ich da als Kind(gedacht/gespielt) und ich wurde plötzlich gefühlt meine (reale) Mutter.
    Deshalb jetzt meine Nachfrage.
    LG R..

  • HAllo Renate,

    nein, ich spalte nicht ab :lol: hihi, sorry, aber da würfelst Du verschiedenes durcheinander.
    Frau Girasole ist eine Erzählform.
    "Innere Antreiber" sind ein eigener Begriff, kannst ja mal gogglen 8)

    Du kommst ja echt auf lustige Ideen :D

    LG
    Girasole

  • Hallo,

    Wow, wieder viel zu lesen und zum denken. Vielen dank, dass ihr euch so viel Mühe macht. Ich fühle mich hier echt verstanden, ich kenne das gar nicht. Ich muss auch sagen, dass ich selten so aus mir heraus gehe, wie hier. Das anonyme und das schreiben hilft mir, viel offener zu sein. Auch mir selbst ggü.

    Also, ich denke, ihr habt absolut recht Es ist wirklich so, dass ich gerade am Gras ziehe, dass es wächst. Ich habe nach allen erdenklichen Hilfen gegrabscht, was geändert und denke, so aber jetzt kommt das große Glück.

    Wahrscheinlich waren sogar meine verzweifelten versuche, mir gutes zu tun, barfuß durchs Gras zu laufen, auch nur gezwungen. So, ein paar schöne Blumen gesehen, jetzt her mit dem Glück!
    ich habemich auch in letzter zeit öfters gefragt, wenn ich die schöne Natur extra so bewusst wieder wahr genommen habe, wieso dieses Glücksgefühl nicht kommt, dass ich vor vielen Jahren in solchen Situationen hatte.

    Ich war schon immer so ruhelos, schnell schnell alles erreichen. Hektisch. Mich zieht es immer weiter. Ich tue mich schwer mir mal Ruhe zu gönnen, den Tag einfach vorbei ziehen zu lassen. Langeweile kenne ich nicht, Sonntag auf der Couch liegen - nee! Ich nicht. Ich konnte auch nie mit den Kindern einfach nur im Garten sitzen und es gut sein lassen. Nein, schnell noch Unkraut raus, Beet umgraben, Rasenmähern.

    So ist es auch hier, ich bin auch jetzt immer noch rastlos und perfektionistisch sowieso.

    Kaleu und girasole, genau so ist es. Xy Krieg ich nicht gerettet, also ist der Traum von der perfekten Familie mit mir als perfekte Ehefrau und Mutter geplatzt. Also weiter, jetzt die perfekte trennung im schnelldurxhgang, um als perfekte Alleinerziehende weiter zu machen?

    Ich bin sehr dankbar, dass ich hier immer wieder so denkanstösse von euch bekomme!

    Es wäre bestimmt besser, das ganze ruhiger an zugehen. Nicht zu viel zu erwarten - auch von mir. Mich an den kleinen vorwärtsdhritten auch zu freuen. Nur diese alte Muster ab zu legen ist wirklich schwer.

    Girasole, einen Teil meiner Antreiber habe ich glaube ich schon entdeckt. Wie ich mit denen weiter umgehe, weiß ich noch nicht.

    Aber wie ihr ja sagt, das erkennen ist ja schon mal der Anfang.

    Ich wünsche euch ganz schöne Ostern
    Neuweg

  • Hallo liebe neuweg
    Du hast schon so viel für dich erreicht ,auch mit dem Kopf geregelt,lass deinen Gefühlen doch die Zeit ,,nachzuwachsen,,
    alles braucht seine Zeit und wenn es reif ist ,wirds auf einmal ganz leicht,dann sind die Wege klar und das Ziel auch.
    Lass mal die Seele baumeln,dann kommt nach und nach raus was Dir gut tut ,was dir Glückgsgefühle macht.
    Das ist ja für jeden Menschen was anderes,der eine freut sich wenn eine Handarbeit gelingt,der nächste läuft sich den Kopf klar, wieder anderen lieben den Duft von frisch gemähtem Rasen,ein gutes Buch etc.
    Du wirst erleben was dich berührt ,dich zufrieden macht.
    Ich wünsche dir schöne Ostern.
    LG R..

  • Zitat von Neuweg


    Es wäre bestimmt besser, das ganze ruhiger an zugehen. Nicht zu viel zu erwarten - auch von mir. Mich an den kleinen vorwärtsdhritten auch zu freuen. Nur diese alte Muster ab zu legen ist wirklich schwer.

    Girasole, einen Teil meiner Antreiber habe ich glaube ich schon entdeckt. Wie ich mit denen weiter umgehe, weiß ich noch nicht.

    Hallo Neuweg,
    es gibt recht "einfache, kurzfristige" Strategien dafür, zb schlicht wahrnehmen. Alleine Bewusstwerdung kann schon reichen, um Veränderung herbeizuführen.
    Was auch geht: Passende "Antworten" bereit legen. Dafür ist es ganz hilfreich, genauer hinzuhören, was die Antreiber "Wollen".
    EIne Antwort könnte zb "Ich darf es mir leicht machen" oder "ich darf Fehler machen" oder "ein langsames Leben ist schön" usw.

    Darüber hinaus sind die inneren Antreiber ein Teil der Persönlichkeit (übrigens bei jedem Menschen, wobei "gesunde" die KOntrolle haben über die Antreiber)
    Sie repräsentieren zu einem Teil die Eltern/ elterlichen Stimmen bzw die Kindheit und somit wird schon klar, dass es dafür auch prof. Hilfe beraucht. Sowas kann man nicht mal eben kurz selbst therapieren.
    Für Interessierte: Dies alles entstammt der "Schema-Therapie" und ich habe mein Wissen darüber aus der Reha und Büchern.

    Für ein insgeamt ruhigeres in-sich-ruhen helfen mir übrigens auch Entspannungsverfahren (täglich- aber nicht eifrig ;) und vor allem: Meditation bzw. Achtsamkeit.
    Dies habe ich in einem Kurs erlernt (Zen-Meditation) bzw in der Reha (Achtsamkeit).

    LG
    Girasole

  • Hallo liebes Forum,

    ich war schon eine ganze Weile nicht mehr hier, obwohl viel passiert ist, oder vielleicht auch weil viel passiert ist.

    Die Osterfeiertage habe ich eigentlich gut überstanden, auch das Familienfest, zu dem ich bin. Am selben Tag überrumpelte mich xy, mit den Worten: " Du brauchst aber nicht meinen, dass ich heute nichts trinke" dem ich mit den Worten entgegnete, dass es seine Entscheidung sei.
    Leider hat mich das doch den ganzen Tag beschäftigt.
    Das Fest war nett, ich war dort als unabhängige Frau, die sich sehr gut unterhalten hat und bin deswegen auch sehr zufrieden in meine Unterkunft. XY trank, aber nicht zuviel?... War mir eigentlich auch weitgehend egal, da ich einen schönen Abend hatte. Alles prima bis dahin.

    Ja, da kommt dann der Knackpunkt. Zwei Tage später suchte er das Gespräch, lullte mich ein, dass er seinen Konsum doch durchaus im Griff habe und ich ihm wichtig bin und und und.

    Und ich bin wieder zurück ins Haus?!?!? WARUM?!?! Ich habe keine Ahnung! Ich war bei dem Gespräch wie fremdgesteuert, ohne mich jetzt rechtfertigen zu wollen. Das komische ist, ich war irgendwie erleichtert, aber auch total enttäuscht! Enttäuscht auch von mir. Hatte das Gefühl irgendwie aufgegeben zu haben. Dabei hatte ich doch so viel erreicht!? War auf so einem guten Weg und ich bin jetzt auch überhaupt nicht zufrieden oder gar glücklich damit. Das ist alles so absurd?!?!

    Nun, ein glückliches verliebtes Zusammenleben ist das hier auch nicht, ich habe das Gefühl, wir schleichen umeinander wie Raubtiere im Käfig. XY ist sehr bemüht, aber mich regt irgendwie alles auf. Ich denke immer wieder, dass ist doch alles nicht richtig so. Und ich habe auch überhaupt keine Ahnung, wie das hier vernünftig weitergehen soll.

    Jedenfalls bin ich doch sehr distanziert, nehme weiter meine Hilfe in Anspruch und gehe zu meiner Therapeutin und schreibe hier. Wenigstens hat sich auch der Umgang mit xy sehr geändert.

    Ja, mehr kann ich dazu auch gar nicht mehr sagen
    Ich bin gespannt auf eure Beiträge und Reaktionen... :shock:

    Liebe Grüße
    Neuweg

  • Liebe Neuweg,

    ich habe mir das mal für mich vorgestellt- wieder zurückzugehen:
    Ich würde mich selbst verleugnen. Das kann nicht gesund sein und nicht glücklich machen.

    LG
    Girasole

  • Hallo Neuweg,

    du kannst auch wieder weggehen :wink:

    Nein, im Ernst, wahrscheinlich hat dich dein altes Pflichtgefühl und der ganze Kram eingeholt.

    Du hast angefangen, dir dein Leben aufzubauen.
    Bitte bleib dran!
    Dein Mann hat dir doch gar nicht gefehlt; wegen ihm bist du doch nicht wirklich zurück gegangen, oder?

    Resignieren und seine Träume begraben, das wollen deine Kinder auch nicht.
    Wenn sie erwachsen sind, werden sie dir das sagen.

    LG
    Susanne

  • Hallo Neuweg,

    was für Dich richtig ist, kannst nur Du Dir beantworten. Ich bin nach 4 Monaten auch zurück gegangen ohne dass mein Mann eine Therapie oder sowas gemacht hat. Aber er hat nicht mehr getrunken. Ich wollte uns noch eine Chance geben. Es war zu Anfang (fast 9 Monate) eine schwierige Zeit, so wie Du sie beschreibst. Ich war kurz davor wieder - dann für immer - zu gehen. Ich hatte immer das Gefühl, er ist nicht glücklich und verbiegt sich meinetwegen. Es war eine anstrengende Zeit. In dem Moment wo mir das dann alles egal war und ich ihm das auch gesagt und gezeigt habe, wurde es Schritt für Schritt besser. Ich fühle mich wieder wohl zu Hause mit ihm mit allem was dazu gehört. Wir arbeiten gemeinsam an unserer guten Beziehung.

    Schau ganz genau wie Du Dich wobei fühlst und vertrau Dir.


    LG Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

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