Hallo Maggy und Herzlich Willkommen hier im Forum.
Sage mal, merkst Du eigentlich, wie Du das Alkoholproblem Deines Partners herunterspielst ?
Noch ist alles nicht so schlimm...
Nein, wirklich nicht?
Wenn alles so easy und voller Sonnenschein wäre, wärest Du hier nicht gelandet.
So sehe ich das zumindest
Und sollte Dein XY wirklich ein Alkoholproblem haben, also alkoholkrank sein,
dann führt diese Krankheit ungestoppt unaufhaltsam (mal langsam und mal schneller) bergab.
Zu Deinen Fragen:
Zitat
aber ich weiss nicht, wie ich ihm helfen kann. Geht das überhaupt?
Nö, Du kannst ihm nicht helfen.
Wenn er alkoholkrank ist, benötigt er dringend Hilfe von außen.
Sprich, einen Arztbesuch, eine professionelle Entguftung und vielleicht auch anschließend eine Therapie.
Ein Angehöriger ist zu involviert und Du bist für seine Sucht (falls er alkoholkrank ist) auch gar nicht zuständig.
Er ist ein erwachsener Mensch und müßte sich selbst Hilfe suchen, wenn der die Sauferei sein lassen wollte.
Also ein trockenes Leben will.
Sollte das der Fall sein, dann kann ein Angehöriger/ Partner allerdings eine große Unterstützung sein.
Solange er aber nichts in dieser Richtung in die Wege leitet, gehe mal davon aus, das er weiter säuft.
Und was Du gerade erlebst, ist nur die Spitze des Eisberges.
Bleibst Du an der Seite eines nassen Alkies, steht Dir ein langer Leidensweg bevor.
Auf dem Du selbst evtl. krank wirst.
Sowas geht nicht spurlos an einem vorbei.
Zitat
Oder muss er nicht nur einsehen, was er tut (das scheint er ja zu wissen), sondern es auch ernstnehmen und ändern wollen (davon bin ich nicht ganz überzeugt)?
Wenn Dein Partner ein trockenes Leben möchte, muss er das zur Prio1 in seinem Leben machen.
So sage ich das immer.
Ich habe das so gemacht, ALLES andere kam erst danach, auch die Beziehung.
Und mein jetziges Leben, was wieder richtig schön ist, baut auf meine Trockenheit auf.
Verliere ich sie, saufe ich wieder, verliere ich wieder alles.
Das ist mir ganz klar.
Die Trockenheit ist also im Grunde ein lebenslanger Weg.
Aber sicher kein qualvoller Weg ohne Freude, Glück und Zufriedenheit, sondern ganz im Gegenteil.
Und mal muss man etwas mehr an seiner Trockenheit arbeiten und mal weniger.
Und Du sprichst es selbst schon an, es stehen viele Veränderungen bevor, wenn man trocken werden will.
Aber auch das passiert ja nicht alles gleich Schlag auf Schlag und ist zu bewältigen.
Zitat
Und woher weiss ich, dass sich das Ganze nicht steigert und mein Freund bei "wirklichen" Belastungen (im Moment finde ichs eher überschaubar) sich hin zu regelmäßigerem übermäßigen Alkoholkunsum entwickelt?
Wenn Dein Partner alkoholkrank ist, WIRD sich das steigern !
Es gibt so einen ganz typischen Verlauf der Krankheit, ich habe mal ein ganz eindrückliches Schaubild dazu gesehen in einer realen SHG-Gruppe.
Und jeder Alkoholiker durchläuft auch sozusagen diesen Krankheitsverlauf.
Es trifft nicht immer jeder Punkt auf jeden zu 100% zu, aber trotzdem wird sich jeder Alkoholiker sicher darin wieder erkennen.
Zitat
Was kann man tun? Irgendwie bin ich unsicher, ob drüber reden und es so halb einsehen schon was verändern kann ... aber sieht man es denn ein, bevor es zu spät sein könnte?
Hm, drüber reden bringt im Grunde gar nix.
Das haben hier schon so viele Partner von nassen Alkoholikern feststellen müssen, die sich die Lippen fusselig geredet haben.
Drohen nützt auch nix.
Weinen hilft auch nix.
Anflehen, mit der Sauferei aufzuhören, auch nicht.
Verlassensdrohungen auch nicht.
(weil damit meist zu oft gedroht wird, aber nix passiert, da weiß also der nasse Alkie eh schon, das der Partner nicht gehen wird)
Diese Reihenfolge kannste Dir also schonmal merken, wenn Dein Partner n nasser Alkie is.
Denn so läuft es üblicherweise ab.
Zitat
Sieht man es, ehe es zu spät ist?
Hm, kann man so nicht pauschal beantworten.
Manch einer säuft sich einfach tot.
Ein anderer muss keinen so extremen Tiefpunkt erlangen, wie Job weg, Führerschein weg, Frau weg und Leber kaputt gesoffen.
Ein Tiefpunkt kann also für jeden anders aussehen.
Weil eben auch jeder anders leidet.
Sozusagen
Solange aber alles noch einigermaßen glatt läuft, hört ein Alkoholiker nicht auf zu saufen.
Die Sucht ist viel zu stark. Da kommt man ohne Hilfe nicht mehr gegen an.
Ich habe es jahrelang versucht, es war völlig aussichtslos.
Bei mir gab es einen extremen gesundheitlichen Tiefpunkt, ich kam bei meiner Einlieferung ins KH gleich auf die Intensiv und hätte die
Entgiftung um ein Haar nicht überlebt.
Wenn Du nun aber denkst "oh je, die war aber schon runter gekommen, lebte wohl schon unter der Brücke" oder ein anderes Säuferklischee,
dann muss ich Dich "enttäuschen".
Ich hatte noch alles: meine Familie, meinen Partner, meinen Beruf, Führerschein, Haus mit Garten, und pipapo...
Trotzdem war ich schwerst alkoholabhängig.
Mein Tiefpunkt war also gesundheitlicher Natur.
Zitat
Während der Vorstellung hab ich schon einige gute Ideen zum Nachdenken bekommen - zB, dass ich eher darauf achten soll was mir gut tut, nicht zu viel von einem Gespräch erwarten darf, und noctfalls meine Konsequenzen ziehen muss, auch wenns mir schwer fällt. Und, dass ich vor allem meine Ziel, nämlich einen nicht trinkenden Partner, nicht aus den Augen verlieren sollte. Nochmals vielen lieben Dank dafür!
Diesen Ratschlägen schliesse ich mich an
Oder ich sage es noch krasser:
Lauf, was das Zeug hält, wenn Dein Partner ein nasser Alkoholiker ist.
Damit Du gart nicht erst noch tiefer in den ganzen Schlamassel rein gerätst.
Und das rate ich Dir als Alkoholikerin.
LG Sunshine