Beiträge von Writer

    Hallo Paddy,
    Danke dafür, daß du mir die Sichtweise "der anderen Seite" aufzeigst.
    Vieles von dem habe ich inzwischen verstanden und akzeptiert, oder versuche es zumindest.
    Aber eine Sache geht mir halt immer wieder durch den Kopf und will sich nicht verdrängen lassen:
    Meine Frau hat nie meinen Alkoholkonsum kritisiert, ihr war überhaupt nicht bewusst, daß ich ein Alkoholproblem habe.
    Sie ist aus allen Wolken gefallen, als ich ihr nach meiner Entgiftung über das Ausmass meiner Sucht erzählt habe.
    Warum hat sie das nicht gesehen oder wollte sie es nicht sehen?

    Das mein Verhalten in den letzten Jahren sämtliche Liebe in Ihr ausgelöscht hat, kann ich jetzt, rückblickend betrachtet, sehr gut nachvollziehen.
    Diese Vernachlässigung durch meine Sucht war das Problem für sie, aber sie hat es nicht geschafft, in der Zeit in der sie immer unglücklicher wurde, mir das in aller Deutlichkeit mitzuteilen. Sie hat auch mit sonst niemandem darüber gesprochen, auch nicht mit ihrer besten Freundin.
    Wenn sie schon früher deutlich gesagt hätte, wie es ihr wirklich geht, hätte ich (wir) vielleicht mein (unser)Problem früher erkannt und unsere Ehe wäre noch zu retten gewesen.
    Aber erst als dieser "Neue" auftauchte, hat sie das Denken angefangen.

    Das ist die "Ungerechtigkeit", die ich verspüre...

    Naja, das sind natürlich viele "wenns" und "hätte" und "wäre".
    Vielleicht war es unausweichlich und ich konnte es nur so kapieren.
    Da dreh ich mich gedanklich wieder im Kreis.

    Es ist dieser unausgesprochene Vorwurf an meine Frau, dass sie meine Krankheit erkennen hätte müssen und mit mir zusammen dagegen kämpfen hätte müssen/ können. Um unsere Familie zu retten.
    In Guten, wie in schlechten Zeiten...
    Sie hat es durchgehalten, bis eine Alternative kam und dann das Handtuch geworfen, ohne das ich die Chance gekriegt habe es überhaupt zu erkennen, was mit mir los ist.

    Mag sein, dass diese Gedanken von mir wieder egoistisch und einseitig rüberkommen, aber ich empfinde nun mal immer noch so.

    Zum Thema Kinder: Ja sie haben mich jetzt zwar zu 100%, wenn ich sie sehe. Aber das ist nun mal nur noch an 10 Tagen im Monat...
    Sie könnten mich jetzt auch 30 Tage zu 100% haben, wenn... siehe oben...

    Zumindest haben wir es bis jetzt geschafft, die Trennung ohne Streit durchzuziehen, wir haben ein "gutes" Verhältnis und wir machen alles um die Kinder nicht mit reinzuziehen.
    Immerhin...

    Liebe Grüße
    Sven

    Hallo Doro, hallo Julia,
    Danke für Eure Glückwünsche! :D

    Zitat

    Oder auch anders: Womit schickst Du das Teufelchen zum Teufel, wenn sich dieses miese Gedankengeschöpf mal wieder bei Dir meldet?

    Allein der Gedanke daran, was der Alkohol alles in meinem Leben kaputtgemacht hat und wie gut es meinem Körper ohne ihn geht, reicht meist um das Teufelchen zu vertreiben. Und ein süßes, koffeinhaltiges Zuckergetränk + Schokoriegel tun ihr übriges.
    Das ist allerdings keine Dauerlösung... schlägt mehr auf die Figur als früher das Bier...

    Sonst gibt es nicht allzu viel zu berichten. Meine Kinder kommen gleich zum Besuch, vielleicht schreib ich heute Abend noch ein paar Zeilen.
    Liebe Grüße
    Sven

    Hallo Ihr,
    Es sind einige Tage vergangen, seit ich das letzte mal geschrieben habe.
    Ich hatte ja am Wochenende die Kinder wieder bei mir und es ist prima gelaufen. Am Samstag waren wir im botanischen Garten und die Kinder fanden es toll. Meine Kleine wollte gar nicht mehr raus aus dem Gewächshaus mit den Schildkröten.
    Es muss nicht der super tolle Vergnügungspark sein, habe ich gemerkt. Mir scheint, für die Kinder ist es am wichtigsten mit Papa etwas zu unternehmen.
    Ich war wieder erstaunt, wie leicht es mir gefallen ist 48 Stunden am Stück die Kinder zu haben. Früher hätte ich das nicht ertragen... Natürlich gab es jetzt auch mal Stresssituationen und ich muss mich in diese Rolle erst einleben, aber es war kein Problem. TROCKEN!!
    @ Katha

    Zitat

    Mein bester Freund liebt seinen Sohn auch über alles und unternimmt vieles mit dem Lütten. Leider ist er rückfällig geworden und so kosten ihn diese gemeinsamen Unternehmungen so viel mehr Kraft anstatt einfach nur Freude zu machen und neue Energien daraus zu schöpfen.


    Ja genau das wollte ich oben beschreiben. Nass war es mir fast unmöglich mit und an meinen Kindern Freude zu haben...


    Schwierig waren diese Woche die Situationen, in denen ich meiner Frau (muss ich schon Ex schreiben?) begegnet bin. Sofort kommen wieder Trauer und Selbstmitleid hoch... und Wut auf mich, dass ich diese tolle Frau durch meine alkoholbedingte Vernachlässigung verloren habe.
    Andererseits gibt es da auch die Stimme in mir, die sagt: Jetzt erst recht! Was auch immer kommt, zeig ihr was für ein Mensch du sein kannst. TROCKEN!
    (Ja ich tu es für mich, ich weiss... dennoch...)

    Am Montag hatte ich Geburtstag. Der erste Geburtstag ohne Alkohol seit 25 oder 26 Jahren.
    Frau und Kinder waren zum Abendessen da... aber es war eher deprimierend für mich.
    Für Samstag habe ich einige, wenige, handverlesene Freunde eingeladen. Meine üblichen Verdächtigen aus meiner nassen Zeit brauch ich nicht um mich! Die haben übrigens auch nicht angerufen und gratuliert...
    Naja haben sie wahrscheinlich die letzten Jahre auch nicht, da kamen sie einfach zum Saufen vorbei...

    Also es geht auf und ab. aber tendenziell leicht auf :)
    Der kleine Alkoholteufel lässt mich im Moment auch ziemlich in Ruhe, nur zu den Zeiten, an denen früher das 1. Feierabendbier fällig war, will er manchmal sich melden, aber ich schick ihn zum Teufel!

    Liebe Grüße
    Sven

    Hallo Julia, nochmal ich..
    Ich hoffe und glaube auch, Sunshine hat Recht:
    Dein Mann will die Realität noch nicht sehen. Du hast oben geschrieben, dein Mann hätte dich nie als Alkoholikerin gesehen, meine Frau erstaunlicherweise auch nicht.
    Getrennt hat sie sich, weil aufgrund meiner jahrelangen alkoholbedingten Vernachlässigung und Wesensänderung ihre Liebe zu mir erloschen ist. (und eine neue ins Spiel kam... tut hier aber nix zur Sache).
    Als ich ihr dann eröffnet habe, dass ich für mich erkannt habe Alkoholiker zu sein und in die Klinik zur Entgiftung gehe, ist sie aus allen Wolken gefallen.
    Auch nach meiner Entgiftung hat sie die Komplexität des Themas nicht kapiert. Sie dachte wohl auch, wie so viele, es ist damit getan einfach nichts zu trinken...
    Ich hatte sie auch gebeten zu einem offenen Meeting in die SHG mitzugehen, aber sie hat das verweigert.
    Erst jetzt nach 5 Monaten erkennt sie so langsam, wie ich mich verändere und was für ein langer Weg das ist. Zu spät für die Ehe, aber immerhin.

    Vielleicht braucht dein Mann tatsächlich diese Zeit, aber wie Sunshine auch sagt:

    Zitat

    Er darf Dich aber trotzdem nicht in dieser Zeit in Deiner Trockenheit gefährden.

    Bitte bitte denk daran, du bist der wichtigste Mensch, es geht hier erstmal nur um Dich!

    Nochmal alles Liebe
    Sven

    Hallo Red Phönix,

    Zitat

    Gestern hat mich eine Äußerung / Formulierung innerlich verstimmt oder verunsichert. Ich habe ich einen Beitrag eines trockenen Alkoholikers der ein Buch „Saufdruck...“ auf den Markt gebracht hat gesehen.
    Er sagte, dass jeder Trinker wenn er 3 Wochen, 7 Wochen oder 3 Monate nichts getrunken hat, stolz auf sich ist. Das dies aber im Grunde nichts bedeutet, wie in seinem Fall / Leben z.b.

    Gemeint ist m.M., daß viele nassen Alkoholiker sich mit diesen Trinkpausen beweisen wollen, daß sie keine Alkoholiker sind. Sie schaffen es tatsächlich, unter größtem Zwang, wochenlang nichts zu trinken und wenn sie es sich vermeintlich bewiesen haben, belohnen sie sich mit Alkohol... und sind innerhalb kürzester Zeit wieder da, wo sie waren.
    Erst mit der Kapitulation vor dem Alkohol (siehe drybabe )und der Selbsterkenntniss, daß man Alkoholiker ist, kann man dauerhaft und zufrieden trocken werden.
    Lg
    Sven

    Hallo Julia,
    Tut mir wirklich leid das zu lesen...
    Durch meine ganz frische Trennung bin ich vielleicht im Moment emotional nicht ganz der richtige, um dir zu helfen.
    Ich geb trotzdem meine Meinung ab:

    Zitat

    Erst vor zwei Tagen meinte mein Mann zu mir: „Nicht schon wieder dieses Thema! Langsam müsstest Du doch mal da drüberstehen!“

    Deinem Mann muss klarwerden, daß Alkoholismus eine lebenslange Krankheit ist! Du kannst nicht "mal da drüberstehen". Schon garnicht, nach so kurzer Zeit.

    Zitat

    „Soll ich mich jetzt etwa damit auch noch beschäftigen!?!“

    Ja, Soll er!!!! Wenn er dich liebt, wird er sich damit beschäftigen müssen.

    Zitat

    Hätte er mir doch besser ins Gesicht schlagen sollen, das hätte weniger geschmerzt! Weinen

    Ich hoffe, daß war bildlich gesprochen... oder hat er das schonmal?

    Zitat

    Ich bin sehr enttäuscht und traurig über seine Reaktionen. Es tut weh, so allein zu sein. Und ausgerechnet morgen geht’s für 7 Tage in den Urlaub. Aber was soll´s: Näs-chen hoch, Blick nach vorn und einfach weitergehen …

    Ich kann deine Entäuschung und Traurigkeit sehr gut nachvollziehen. Ich selber wurde nicht nur emotional, sondern auch körperlich allein gelassen.
    Ich kann Dir nicht raten, was du tun sollst, aber ich würde mit diesem Gefühl und Hintergrund keinen gemeinsamen Urlaub antreten. Das Thema muss angesprochen werden. Dein Mann muss erkennen, was Alkoholismus bedeutet und welcher Gefahr er dich mit seinem Verhalten aussetzt.
    Wenn er das nicht kann musst du vielleicht Konsequenzen daraus ziehen. Klingt hart, aber wie du schon sagst, Du tust es für Dich!
    Es geht um deine Gesundheit und dein Leben.
    Ich drück dir die Daumen, daß alles gut wird! Aber bleib standhaft, du bist auf dem richtigen Weg!
    Alles Gute
    Sven

    Hallo Ihr Mitlesenden,
    Heute war ein schöner Tag.
    Die Kinder waren das erste mal seit dem Auszug über Nacht bei mir. Heute morgen haben sie mich mehr oder weniger zärtlich geweckt und obwohl es für einen Feiertag viel zu früh war, konnte ich aufstehen und ihnen Frühstück machen. Das wäre mir in meiner Saufzeit nie, bzw. sehr schwer gelungen.
    Später haben wir einen schönen Ausflug zum Waldlehrpfad gemacht. Spazierengehen im Wald, den Kindern Sachen zeigen und erklären, Bögen und Stöcke schnitzen usw.
    Früher hätte ich keine Geduld dafür gehabt. Spazierengehen... viel zu anstrengend...lieber die Kinder vor den Fernseher setzen und noch ne Runde schlafen (mit schlechtem Gewissen) und wenn doch, dann schnell durch den Wald, dahinter wartet der Biergarten.
    Heute habe ich jeden Meter genossen und mich an und mit meinen tollen Kindern gefreut!

    Später musste ich sie dann wieder zur Mama in die neue Wohnung bringen, das hat meine Stimmung wieder gedämpft... aber die SHG heute abend hat mich wieder aufgebaut.
    Und morgen kommen die Kinder ja wieder bis Sonntag.
    Also: Es war ein schöner Tag!

    In diesem Sinne, Euch allen einen schönen morgigen Tag! :)
    Sven

    Hallo Ihr,
    Vielen Dank für die Glückwünsche! Für manche hier sind es vielleicht nur 5 Monate. Ich bin für jeden Monat dankbar und auf jeden stolz.
    Die letzten 2 Tage waren relativ unspektakulär, meine Stimmung schwankt hin und her.
    Aber der kleine Alkoholteufel schläft gerade. Und das ist gut.

    @Stine

    Zitat

    Und ja - man kann wirklich auch ohne Alkohol Spaß haben! Und weiß es am nächsten Tag sogar noch! Winken

    :lol:
    Erstmal musste ich über diesen Satz sehr lachen. Aber er ist so war!
    Ich hatte zwar so gut wie nie völlige Blackouts während meiner Saufzeit, aber an die Details der Abende konnte ich mich auch nicht erinnern. Feste gingen wie ein Film an mir vorüber und am nächsten Morgen blieb nur Schmerz und die Hoffnung, sich nicht allzusehr daneben benommen zu haben. Diesen Sonntag bin ich frisch und ausgeruht aufgewacht und habe mich an den schönen Abend erinnern können. Schön! :)

    In diesem Sinne
    Schönen Mittwoch
    Sven

    Hallo Ihr,
    Gestern hat sich die meine alte Jugendclique das erstemal nach über 20 Jahren wiedergetroffen. Wir waren an einem Baggersee, haben gegrillt und gequatscht.
    Ich habe ganz offen über meine Alkoholsucht und die Trennung von meiner Frau gesprochen und nur gutes Feedback erhalten.
    Alkohol wurde so gut wie keiner getrunken. Irgendjemand hatte ein Radler zum Essen und die Mädels eine Runde Hugo, das wars. Es ist mir (fast) nicht aufgefallen und hat mich auch nicht gestört.
    Was mir aufgefallen ist und das hat mich sehr gefreut und bewegt:

    Ich hatte einen wunderschönen Abend, hab viel geredet und gelacht, kurz:
    Ich hatte Spass! Und das ohne Alkohol!
    Ich hätte das die letzten 15 Jahre nicht geglaubt, daß das möglich ist. Und die letzten 5 Monate eigentlich auch nicht... Aber es geht und das gibt mir sehr viel neue Kraft! :D

    claro :

    Zitat

    Ganz sicher wuerdest du jetzt, noch im Suff´, vor Selbstmitleid ertrinken und nicht den Hauch einer Chance haben, was für dich zu aendern.
    Also, so hart das jetzt auch fuer dich ist, du hast eine echte Chance, oder?

    Ja damit hast du völlig Recht. Ich würde mir halt wünschen, ich hätte die Chance gekriegt, bevor es für meine Frau zu spät war. Aber das ist hypothetisches Wunschdenken und bringt mich auch nicht weiter.
    Es ist, wie es ist.
    Vielleicht war die Ansage meiner Frau, sich zu trennen auch der nötige Tiefpunkt, ohne den ich es nie kapiert hätte!
    Und vielleicht hat mir meine Frau damit das Leben gerettet...

    Schöne Woche Euch allen!
    Sven
    P.S. fast hätt ich es übersehen, heute ist der 11. D.h. heute vor 5 Monaten habe ich mein letztes Glas getrunken. :)

    Guten Morgen liebes Forum,
    Der Regen ist vorbei, die Sonne scheint durchs Fenster und dennoch ist in mir diese Leere.
    Keine spielenden und streitenden Kinder, keine Frau die im Haus rumkruscht. Diese Stille ist nicht schön.
    Wie haben die Fanta 4 gesungen: Davor wars schöner allein zu sein.
    Aber heute nachmittag werde ich wegfahren, meine ganz ganz alte Clique trifft sich nach über 20 Jahren zum grillen am Baggersee.
    Nachdem das vor meiner Saufzeit war kanns nur gut sein.
    Die Zeit bis dahin werde ich mit Hausarbeit überbrücken.
    Wäsche waschen, wischen usw. sind alles Tätigkeiten, die ich in meiner nassen Zeit so gut wie nie gemacht habe, ist also Veränderung und das ist gut. :)

    @ Hartmut:

    Zitat

    Und da es mehr Nichtalkoholiker als Alkoholiker gibt, stehen die Chance weitaus höher , neue Bekannte zu finde .


    Bist du dir sicher, mit den Nichtalkoholikern? Wenn ich mich so umschaue, habe ich doch berechtigte Zweifel. Zumindest Mißbräuchler gibt es mehr als alle anderen.

    Samsara :

    Zitat

    Ich bin mir sicher, wenn Du Dir neue Hobbies suchst, entstehen darüber auch neue Kontakte - das dauert allerdings seine Zeit. Aber die hast Du ja sicher Smilie


    Ich spiele mit dem Gedanken in einen Verein zu gehen, Bogenschiessen würde mir Spass machen. Allerdings habe ich den Eindruck bzw. das Vorurteil, daß Vereinsleben auch ne ganz schön nasse Angelegenheit sein kann.
    Und ich bin hier im tiefsten Oberbayern. Da ist Bier ein Grundnahrungsmittel...

    Zotti :

    Zitat

    Irgendwann werde "neue" Leute da stehen und ihr werdet über eure Hobbys plaudern, oder die nächsten Unternehmungen planen.

    Ja ich hoffe es und glaube auch daran. Aber wann? Ich weiss ich muss Geduld haben aber das fällt soo schwer im Moment.

    Am liebsten wäre mir, mir würde irgendwo eine tolle Frau über den Weg laufen, wir würden uns unsterblich verlieben und alles wäre schön...
    Aber das passiert nur in Hollywood und wäre vielleicht sogar kontraproduktiv.
    Ich muss erstmal zu mir selbst finden, mich selbst wieder lieben...

    Schönen Samstag Euch Lieben!
    Sven

    Hallo Daniel,
    "Schön das du da bist" :)
    Ich bin auch neu hier im Forum und seit knapp 5 Monaten trocken, also kein "Trockener Held", wie du schreibst.
    Aber ich bin schon stolz auf meine 5 Monate und finde das darf ich sein, genauso wie du auf deine 2 Monate stolz sein darfst.
    Mir ist aber in den letzten Monaten eines sehr bewusst geworden:
    Ich lerne jeden Tag von diesen jahrelang-trockenen Alkoholikern, sowohl hier, als auch in der "realen SHG" und was ich vor 3 Monaten noch als die große Erkenntnis betrachtet habe, relativiert sich und neue Erkenntnisse erschliessen sich mir.
    Wie werden meine Erkenntnisse in weiteren 3 Monaten aussehen?
    Ich weiß es nicht. Alles was ich im Moment weiß, ist das es tatsächlich nicht reicht, einfach nichts mehr zu trinken. Mein Leben, meine Einstellung muss sich von Grund auf ändern.
    Schöne Erlebnisse mit Alkohol hatte ich auch, ja. Die Frage ist, hätte ich sie ohne Alk auch haben können?
    Ausserdem hat mich der Alk meine Ehe und fast meine Leber gekostet, soviel schönes kann es garnicht gegeben haben, das aufzuwiegen...

    Aus einem anderen Post von Dir entnehme ich, daß wir zur gleichen SHG gehen und du siehst, ich versuche nur von mir zu schreiben.
    Ich gebe dir auch keine Ratschläge (Ratschläge sind auch Schläge ;) , was du von den Ratschlägen der anderen Freunde hier mitnimmst oder nicht liegt in deiner Entscheidung.
    Aber vielleicht noch ein Spruch, den ich aus der SHG kenne und der auch hier passt:

    "Die Gruppe gibt dir nicht das, was du willst, sondern das, was du brauchst."

    Gute 24 Stunden
    Sven

    Hallo Red Phönix und Willkommen im Forum,

    Zitat von Red Phönix


    Vor einer Langzeittherapie hätte ich wegen der Zeit danach Angst. So behütet und immer abgelenkt und dann? Red Phönix

    Ich stand auch vor der Wahl, entweder eine stationäre oder eine ambulante Langzeittherapie zu machen.
    Aus verschiedenen Gründen habe ich mich für die ambulante entschieden. D.h. du bist nicht behütet und abgelenkt, sondern lebst dein Leben in deiner vertrauten Umgebung.
    Ob das für dich in Frage kommt, musst du entscheiden.
    Ich würde dir empfehlen das mit deinem Arzt abzusprechen.
    Habe ich das richtig verstanden? Du warst seit du das Trinken aufgehört hast nicht mehr beim Arzt?

    Zitat von Red Phönix

    Allerdings stehe ich heute an meinem 19ten trockenen Tag noch vor einer Frage:

    Ich wurde gefragt, ob ich mit auf ein Hafenfest gehe am Wochenende. Mit den Leuten gibt es kein Problem. Kein Interesse an Alkohol – teils aus gesundheitlichen Gründen und auch einfach so. Nur diese Feierlaune und Stimmung...Red Phönix

    Ich war eine Woche nach meiner Entgiftung auf einer privaten Feier. Die Gastgeber wussten, daß ich nicht mehr trinke und haben auch auf mich aufgepasst. Dennoch war es ein sehr anstrengender Abend für mich.
    Ich würde das heute anders machen. Ein Hafenfest in der Öffentlichkeit halte ich für sehr gefährlich.

    Grüße
    Sven

    Hallo Julia,

    Zitat

    Ich wollte nächste Woche mit meinem Suchtberater besprechen, ob eine ambulante Suchtspezifische Therapie für mich in Frage kommen kann. Nun habe ich innerlich große Panik, dass , falls ich eine Therapie machen werde, da diese Geschichte bearbeitet wird und dass mich das überrollt und rückfällig werden lässt. Bewusst hatte ich definitiv nicht vor, die Geschichte aufzurollen und schon gar nicht, mich der Trauer zu stellen! Was macht das jetzt alles mit mir!?! Ich habe panische Angst davor! Soll ich nun viermal „NEIN“ schreien!?! - Bringt aber nix!

    Ich mache eine ambulante Therapie, wie du vielleicht in meinem Thread gelesen hast. Bis jetzt hatte ich nur Einzelgespräche, Gruppengespräche usw. kommen wohl erst, wenn der Antrag bei der Kasse durch ist.
    Mir tut es auf jeden Fall sehr gut wöchentlich mit meiner Therapeutin zu sprechen. Die Gespräche nehmen immer Bezug auf meine aktuelle Stimmung und da die Trennung von meiner Frau im Moment das akute Thema ist, geht's meist darum. Natürlich immer mit dem "Alkohol-Hintergrund"
    Die Vergangenheit wird im Rahmen dieser Therapie schon durchleuchtet, aber wenn du über ein Thema nicht sprechen willst, musst du das auch nicht. Ziel ist es ja das es Dir besser geht, nicht Dich runterzuziehen!

    Also keine Angst davor!

    Was mir persönlich auch sehr hilft ist die reale Selbsthilfegruppe. So wie hier im Forum auch sind das halt alles "Leidensgenossen/Innen". die dich verstehen und wissen wie du fühlst. Nur der Kontakt ist naturgemäss intensiver, da real. (Dafür ist das Forum 24Std. offen )
    Ich bin froh über alle diese Hilfen und nutze sie.
    Vielleicht ist das auch was für Dich?

    Weiterhin Alles Gute
    Sven

    Hallo Ihr!
    Danke für Euren Zuspruch!
    Ich fange an zu akzeptieren, daß ich mir neue Freunde suchen muss (darf?).
    Ich dachte lange, ich brauche das nicht. Als ich noch in der Klinik das erste mal hörte, man soll/ muss/ wird sich einen neuen Freundeskreis suchen, dachte ich, meine Freunde sind doch keine Säufer vom Bahnhofskiosk, die mich zum Saufen animieren.
    Ich hatte selber noch dieses Bild von Alkoholikern im Kopf... ich war anders. Ein besserer Alkoholiker. :oops:
    Aber wie war es denn wirklich? Nach Feierabend stand ich in der Garage/ Keller und immer kam jemand vorbei und ich hatte immer eine Ausrede für meine Frau: Tut mir leid, der XY ist noch schnell vorbei gekommen, wir müssen noch dies und das besprechen...
    Jeden Abend standen 2-5 Mann bei mir rum.
    Seit ich trocken bin, kommt kein Mensch mehr vorbei. Seltsam oder? ;)

    Soviel für den Moment...
    Grüße Sven.

    Hallo Forum,
    Drei Tage voller Arbeit im Haus liegen hinter mir. Das Wohnzimmer ist von Grund auf restauriert, Boden abgeschliffen und gewachst. Wände neu gestrichen. Weiß, mit einem schicken apfelgrünen Streifen auf 2 Wänden.
    Morgen wird wieder eingeräumt und zwar ganz anders, als vorher.

    Ganz anders als vorher.... das ist der Punkt. Zum einen hilft mir die neue Optik die Trennung zu ertragen, zum anderen ist es auch ein Zeichen für mein neues trockenes Leben.
    Im alten Wohnzimmer wurde Alkohol getrunken, im neuen nicht!

    Meine Tage sind also im Moment ausgefüllt und ich habe keinen Gedanken an Alkohol verschwendet.
    Mit Gedanken an meine Frau (für mich ist sie immer noch meine ) sieht es ganz anders aus, aber dafür ist das hier wohl das falsche Forum...

    Also die Tage sind kein Problem, aber die Abende.
    Heute dachte ich mir, ruf doch einen Freund an, und mach irgendwas schönes, Kino, Biergarten ( dieser Ort bedarf eines neuen Namens!!!- Speisen und Getränke- Outdoorarea, z.B.) oder so.
    Das Problem ist, ich habe keine Freunde hier... zumindest keine mehr...
    Meine wirklichen Freunde leben alle mind. 50 km weit weg und alle, die ich hier als Freunde betrachtet habe/ oder noch betrachte sind dem Bier sehr zugetan...
    Ich möchte nicht sagen, daß sie alle ein Alkoholproblem haben, aber um 19.00 haben sie mit ziemlicher Sicherheit schon ein Bier intus und sind von der Vorstellung mit einem trockenen Alkoholiker weg zu gehen, sicher nicht begeistert.
    Und Ich bin von der Vorstellung auch nicht begeistert, mit jemandem wegzugehen, der eine Fahne hat und wahrscheinlich neben mir Bier konsumiert.
    Auch Gestern in der SHG sagte XY, sie wäre nach der Trennung oft mit Freundinnen weggegangen um sich abzulenken... und spätestens heute wurde mir so Recht bewusst, ich habe niemanden...
    Mit diesem Bewusstsein, fühle ich mich noch einsamer.

    Wie war das bei Euch mit alten, bzw. neuen Freunden in Eurer trockenen Anfangsphase?
    Ich mein, mit 40+ geht man schliesslich nicht mehr einfach so raus und sucht und findet.

    Nachdenklich...
    Sven
    P.S. Ja ich unterschreibe jetzt mit meinem echten Namen, Pseudonym ist mir zu doof... und wenn die NSA wissen will das ich Alkoholiker bin, Bitte, jetzt wisst Ihrs!

    Hallo Julia,
    Die Entscheidung nicht zu fahren, finde ich gut!

    Zitat von Gefangene

    Die nehmen mich eh nicht für voll, haben keine Achtung vor mir und keine Ahnung von mir und meinem Leben.

    Ich habe die höchste Achtung vor Dir! Du hast Dich entschieden Trocken zu leben und das ist ein mutiger und schwieriger Schritt, auf den du stolz sein darfst!

    Und irgendwann, wenn du stabil und voller neuem Selbstbewusstsein bist, fährt du vielleicht dahin und erzählst Ihnen von Dir und deinem (neuen) Leben.
    Sie werden dich für voll nehmen!

    Liebe Grüße
    Sven