... FREI - jedoch auf Bewährung ...

  • Hallo Julia,

    ich wünsche Dir einen guten Start in einen schönen und entspannten Urlaub :)

    Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich das Suchtgedächtnis auf diese Weise meldet - schließlich war das *Urlaubsgefühl* bisher bei Dir mit Alkohol gekoppelt.

    Diese jahrelange Konditionierung lässt sich auch nicht so schnell von unserer *Festplatte* im Hirn wegbrennen - gut dass Du diese Zusammenhänge registriert hat! Wenn sich bei mir *Druck* aufbaute, half es, kannenweise Tee zu trinken, bis der Bauch *gluckerte*.

    Als ich hier aufschlug, habe ich mich auch an die *Alten* und an die Grundbausteine gehalten. Mir hat das sehr geholfen, meinen Weg zu finden und darauf zu bleiben.

    Liebe Grüße,
    Samsara

    Das Beste geschieht JETZT!

  • Liebe Sunshine, liebe Samsara und alle anderen Mitleser und Mitstreiter …

    da wird es wohl noch viele derartige Erlebnisse geben … ich finde das, was Sunshine berichtet (auch nach einigen trockenen Jahren, plötzlich und ohne Vorankündigung Druck zu kriegen …) ziemlich beängstigend. Das bedeutet also, dass das nie aufhört. Es schlummert in uns – gestern habe ich irgendwo hier gelesen „wie ein ständig arbeitendes Hintergrundprogramm,…“ – das trifft es ziemlich genau. Das wird echt lebenslange, tägliche (Trockenheits-)Arbeit die mir da bevorsteht, halt die Freiheit auf Bewährung… Und das ist okay - ich will nicht mehr zurück! Es sind nun gerade mal 20 Tage. Ich bin so stolz auf mich, dabei ist das mehr als lächerlich … was sind schon 20 Tage!!!!!

    Heute an meinem 20. Tag hätte meine Mum Geburtstag gehabt … Die Nachricht, dass bei Ihr eine sehr aggressive Form der Leukämie diagnostiziert worden ist, wurde mir überbracht, da lag sie schon im Koma. Ich befand mich zu dieser Zeit (2004) gerade wegen schwerer Depression und einer starken Angststörung in einer Psychosomatischen Klinik. Sie war damals meine einzige „echte“ Bezugsperson draußen in der kalten Welt. Ich dachte, die wollen mich veralbern!!! Aber mit so etwas wird wohl nicht gescherzt! 14 Tage später war sie tot. Zwischendurch aufgewacht ist sie nicht mehr. Während unseres letzten Telefonates, einige Tage bevor sie es mir gesagt haben, habe ich Sie ziemlich zur Schnecke gemacht, weil wieder mal etwas nicht nach meinem Kopf lief. Sie war so oft mein „Prellbock“, dabei habe ich Sie aus tiefstem Herzen geliebt! Irgendwo habe ich mal gelesen, dass wir die, die wir am meisten lieben auch oft am meisten verletzen … Ich hätte mich dafür noch sehr gerne bei ihr entschuldigt. Sie wurde dann einfach verbrannt. Ich habe mich nicht mehr von ihr verabschieden können. An die Beerdigung kann ich mich kaum erinnern. Ich wurde in der Klinik eine lange Zeit mit kleinen blauen Pillen (Benzodiazepine) betäubt. Jetzt fällt mir gerade ein, ich hatte sogar einen Freund zu dieser Zeit. Er hat mich verlassen, kurz nachdem Sie gestorben ist. Das wurde ihm wahrscheinlich alles zu anstrengend … Das alles war vor 9 Jahren – ich habe nur selten darüber gesprochen und heulen ging auch nur, wenn ich mich fast besinnungslos gesoffen hatte. Ich habe vom ersten Tag an mit aller Macht verdrängt, jedes Mal wenn der Gedanke daran kam / kommt schreie ich innerlich dreimal ganz laut „NEIN!“ Und dann ist´s erstmal wieder weg … Nun weiß ich nicht, wie es kam … aber seit Juli diesen Jahres, hat das dreimalige „NEIN!“ nicht mehr so gut gewirkt. Um den Todestag rum (5.7.) heulte ich fast täglich - von ganz allein ist das passiert – auch tagsüber, auch nüchtern, selbst auf Arbeit und ich konnte mich nicht, wie sonst, wehren. Das waren sicherlich die ersten Anzeichen dafür, dass sich in diesem Jahr etwas verändert hat, dass ich mich verändert habe. Ich bin heute zum Grab gefahren, habe ihr Blumen und eine Kerze gebracht, aber ich konnte nicht weinen!!!! Trauer auf „Knopfdruck“ hat nicht funktioniert … wär irgendwie auch komisch! Jetzt laufen mir erst die Tränen und auch in den letzten Tagen ist mir das, auch aus anderen Gründen, immer mal wieder passiert.

    Ich wollte nächste Woche mit meinem Suchtberater besprechen, ob eine ambulante Suchtspezifische Therapie für mich in Frage kommen kann. Nun habe ich innerlich große Panik, dass , falls ich eine Therapie machen werde, da diese Geschichte bearbeitet wird und dass mich das überrollt und rückfällig werden lässt. Bewusst hatte ich definitiv nicht vor, die Geschichte aufzurollen und schon gar nicht, mich der Trauer zu stellen! Was macht das jetzt alles mit mir!?! Ich habe panische Angst davor! Soll ich nun viermal „NEIN“ schreien!?! - Bringt aber nix!

    Morgen steht der Kindergeburtstag meiner Tochter bei uns auf dem Plan, ich werde also versuchen, mich da jetzt nicht weiter reinzusteigern... Es bedeutet aber sehr viel für mich, dass ich das hier heute loswerden durfte...auch wenn es mir jetzt (noch) nicht besser dadurch geht :cry:
    Danke dass es dieses Forum gibt!

    Viele Grüße
    von Julia

  • Hallo Julia,

    Zitat


    ich finde das, was Sunshine berichtet (auch nach einigen trockenen Jahren, plötzlich und ohne Vorankündigung Druck zu kriegen …) ziemlich beängstigend. Das bedeutet also, dass das nie aufhört. Es schlummert in uns – gestern habe ich irgendwo hier gelesen „wie ein ständig arbeitendes Hintergrundprogramm,…“ – das trifft es ziemlich genau. Das wird echt lebenslange, tägliche (Trockenheits-)Arbeit die mir da bevorsteht, halt die Freiheit auf Bewährung… Und das ist okay - ich will nicht mehr zurück! Es sind nun gerade mal 20 Tage. Ich bin so stolz auf mich, dabei ist das mehr als lächerlich … was sind schon 20 Tage!!!!!

    Verstehe das bitte nicht falsch, Julia. Es ist nicht so, das ich die ersten Jahre ständig Suchtdruck geschoben habe, im Gegenteil, ich hatte fast nie welchen. Aber es gab halt diese Blitzlichter, wo ich ganz kurz an Saufzeiten erinnert wurde. Und es war auch fast genau so schnell wieder vorbei. Und ich wußte auch, wie ich gegensteuern kann. Raus aus der Situation, ganz was anderes machen, und abwarten, das es vorbei ist. Ja, ich denke, man wird immer an seiner Trockenheit arbeiten müssen. Aber das wird mit der Zeit auch was Schönes! Das ist nicht nur belastend und anstrengend.

    Julia, wir alle haben mal bei Null angefangen beim trocken werden. Ich war auch auf die ersten Tage stolz, dann auf die ersten Wochen, Monate und dann wurden Jahre daraus. Und ich bin und darf da auch heute noch stolz drauf sein.
    Für andere mag es normal sein, keinen Alkohol zu trinken, für uns ist es das aber nicht! Für uns ist es eine große Leistung, nicht zu trinken und darauf darf JEDER trockene Alkoholiker stolz sein!
    20 Tage ist doch ein Super-Anfang, sei bitte auch stolz drauf.

    Ich kann übrigens gut Deinen Schmerz bezüglich den Tod Deiner Mutter verstehen, meine ist vor 2 Jahren gestorben, auch an Leukämie. Und ich vermisse sie sehr und es schmerzt auch sehr, das sie nicht mehr da ist. Auch wir waren uns nicht immer grün, trotzdem habe ich sie auch aus ganzen Herzen geliebt, genau so wie Du Deine Mum. Aber gegen so eine schreckliche Krankheit sind wir einfach machtlos und dann müssen wir auch Menschen gehen lassen. Das ist der Lauf der Dinge, auch wenn mir das ebenso schwer fällt zu verstehen, wie Du. Ich hoffe allerdings darauf, das der Schmerz mit der Zeit nachlässt. Man sagt doch, die Zeit heile alle Wunden... darauf vertraue ich.

    Eine Therapie habe ich nie gemacht, darum kann ich dazu wenig sagen. Einer der Gründe war übrigens, das ich nicht vor hatte, mein Innerstes nach Außen zu kehren, weil das irgend ein Therapeut grad für richtig hält :lol: . Sowas entscheide ich immer noch selbst und nicht jemand, der mich im Grunde gar nicht kennt. Ich habe mich auch so ausgiebig mit meiner Krankheit und wie es dazu kommen konnte beschäftigt. Aber immer dann, wenn ich die Kraft dazu hatte und das von mir aus so wollte.
    Wenn Du eine Therapie machen möchtest, kann man dann nicht vorher sagen, das man manche Dinge dabei außen vor lassen will? Weil man noch gar nicht bereit ist, daran zu rühren? Ich halte es jedenfalls für wichtiger, erstmal stabil trocken zu werden, dabei sollte Dir die Therapie vor allem helfen.
    Ich kann mir auch nicht vorstellen, das es einer noch nicht stabilen Trockenheit dienlich sein kann, den Betroffenen in ein Gefühlschaos zu schmeissen. Allein von daher würde ich mir sowas verbitten.

    LG Sunshine

  • Hallo Julia,

    Zitat

    Ich wollte nächste Woche mit meinem Suchtberater besprechen, ob eine ambulante Suchtspezifische Therapie für mich in Frage kommen kann. Nun habe ich innerlich große Panik, dass , falls ich eine Therapie machen werde, da diese Geschichte bearbeitet wird und dass mich das überrollt und rückfällig werden lässt. Bewusst hatte ich definitiv nicht vor, die Geschichte aufzurollen und schon gar nicht, mich der Trauer zu stellen! Was macht das jetzt alles mit mir!?! Ich habe panische Angst davor! Soll ich nun viermal „NEIN“ schreien!?! - Bringt aber nix!

    Ich mache eine ambulante Therapie, wie du vielleicht in meinem Thread gelesen hast. Bis jetzt hatte ich nur Einzelgespräche, Gruppengespräche usw. kommen wohl erst, wenn der Antrag bei der Kasse durch ist.
    Mir tut es auf jeden Fall sehr gut wöchentlich mit meiner Therapeutin zu sprechen. Die Gespräche nehmen immer Bezug auf meine aktuelle Stimmung und da die Trennung von meiner Frau im Moment das akute Thema ist, geht's meist darum. Natürlich immer mit dem "Alkohol-Hintergrund"
    Die Vergangenheit wird im Rahmen dieser Therapie schon durchleuchtet, aber wenn du über ein Thema nicht sprechen willst, musst du das auch nicht. Ziel ist es ja das es Dir besser geht, nicht Dich runterzuziehen!

    Also keine Angst davor!

    Was mir persönlich auch sehr hilft ist die reale Selbsthilfegruppe. So wie hier im Forum auch sind das halt alles "Leidensgenossen/Innen". die dich verstehen und wissen wie du fühlst. Nur der Kontakt ist naturgemäss intensiver, da real. (Dafür ist das Forum 24Std. offen )
    Ich bin froh über alle diese Hilfen und nutze sie.
    Vielleicht ist das auch was für Dich?

    Weiterhin Alles Gute
    Sven

    Don't waste your time, always searching for those wasted years!

  • Liebes Forum ,

    die Geburtstagsfeier habe ich sehr gut hinter mich gebracht. Ich erinnere mich an die letzten Jahre, da habe ich bereits am Vormittag angefangen zu trinken, weil mir das immer alles „zu viel“ war. Zu viel Trubel, zu viele Erwartungen, zu viel zu tun, … Mit diesem Druck konnte und kann ich nur schwer umgehen. Nun habe ich einiges anders gemacht. Es gab zwar nach wie vor jede Menge zu tun, aber vordergründlich habe ich diesmal meine eigenen Erwartungen an mich selbst “ heruntergeschraubt“ … ich muss kein 5-Sterne-Buffet herrichten, ich muss auch nicht vier verschiedene (selbst gebackene) Kuchen anbieten, außerdem muss ich nicht alles allein machen! Und siehe da – es funktioniert dennoch – auch wenn es nicht allen gepasst hat, habe ich es geschafft, diesen Tag (für mich) so gut wie nie zuvor zu gestalten und das auch noch „stocknüchtern“!
    Meine Tochter ist gestern Abend selig kuschelnd an meiner Seite eingeschlafen, sie meinte noch: „Mama das war eine so schöne Geburtstagsfeier“ (Ich BIN stolz auf sie und mich) :D

    @ Sunshine33
    Es tut mir sehr leid für dich, dass Du Deine Mutter ebenfalls an diese „Allmacht“ verloren hast. Ja … „die Zeit …“ ! Das habe ich auch immer gehofft. Bei den meisten ist es wohl so … ich wünsch es Dir von Herzen!

    Die Sache mit dem ständigen Suchtdruck habe ich wohl etwas überzogen dargestellt. Sorry dafür … ! Ich erlebe es derzeit so, wie Du es auch beschrieben hast, ab und zu in Form von „Blitzlichtern“. Denen wende ich mich dann direkt ab, öffne mein Notfallköfferchen und nutze eines oder mehrere der wertvollen Dinge, die sich bisher darin angesammelt haben (vor allem hilft mir euer Tipp der da heißt: Trink Unmengen Wasser oder Tee … das klappt super). Mir hilft außerdem mein MP3-Player auf den ich „neue Musik“ geladen habe, wenn es die Situation erlaubt, gehe ich auch direkt hier ins Forum und lese einfach drauf los…

    Dass Du nie eine Therapie gemacht hast und wie Du das begründest, find ich so stark! Ich hatte selten so eine klare, eigene Meinung, hinter der ich auch noch stand. Ich hab mich immer anderen angepasst, hab mich selbst und meine Bedürfnisse nie so recht kennengelernt. Und nun, so Stück für Stück kämpfe ich mich hoch ans Licht und merke, wie sich alles wandelt, ich mich wandle. Ich kämpfe den Kampf gegen mich schon seit einigen Jahren und es ging immer voran, zwar sehr gemächlich, aber voran … und nun: in der kurzen Zeit meiner Abstinenz bin ich einige bedeutende und besonders große Schritte weitergekommen. Das macht mich stark und sollte ich Therapie machen, werde ich sicher in der Lage sein, mich klar zu äußern und ggf. auch Grenzen zu setzen. :!:

    @ Sven
    Schön, dass Dir Deine Therapie so gut bekommt. Wie Du Deine Situation (ich meine damit: mehr oder weniger allein zu sein) meisterst, finde ich nach wie vor mehr als bewundernswert. Da sind diese Gespräche sicher eine echte Stütze und Du hast halt die Möglichkeit, Dir Anregungen „von außen“ einzuholen Dass Du außerdem die reale Selbsthilfegruppe zum Austausch nutzt ist toll. Ich sehe das als etwas sehr Bedeutendes an. Leider kann ich aus beruflichen Gründen nicht zu einer realen SHG gehen. Das könnte mich meinen Job kosten. Daher waren auch die Suchtberatungsstelle und der Hausarzt für mich „am Anfang“ so eine überdimensionale Hürde. Ich habe mich dann aber mit deren Schweigepflicht beruhigt. Mein Suchtberater weiß, was für mich auf dem Spiel steht und rät mir ebenfalls von einem Treffen mit einer realen SHG ab.
    Deshalb bin ich mehr als dankbar, hier zu sein. Ohne dieses Forum, wäre ich jetzt nicht da, wo ich bin! Aber Quatsch! Klar wäre ich hier, hier in meinen vier Wänden. Allerdings in einem deutlich miserableren Zustand :oops:

    Ihr Lieben, ich wünsche nun allen eine Gute Nacht
    Viele liebe Grüße von der Julia

  • Hallo Julia,
    nicht das es falsch rüber kommt, ich lehne nicht grundsätzlich Therapien oder Therapeuten ab. Viele Menschen brauchen einfach diese Art Unterstützung. Es haben ja nicht alles so viel Glück, noch einen Partner, Kinder und Familie zu haben, die noch hinter einem stehen, denn so war das bei mir. Zusätzlich hatte ich die große Unterstützung meiner Ärztin, die sich hervorragend mit unserer Erkrankung auskennt, die Vertrauen in mich hatte, und mir immer ein guter Ansprechpartner war. Ich hatte also in dieser Hinsicht einfach großes Glück :)
    So bin ich also auch nicht ohne psychische Unterstützung trocken geworden, es war halt nur keine Therapie.

    Und ich muss sagen, ich hatte auch nicht soo viel aufzuarbeiten, denn mein Leben war keine Katastrophe, die mich in den Alkoholismus trieb. Ich habe keine alkoholkranken Elternteile gehabt, ich hatte eine "heile" Kindheit im Gegensatz zu Kindheiten, von denen ich hier schon gelesen habe :cry:
    Ich hatte später eine gute Ausbildung und einen kompetenten Beruf, den ich gern ausübte. Ich hatte einen lieben Parter und eine tolle Tochter.
    Und TROTZDEM bin ich Alkoholikerin geworden!
    Mein Problem war eher, das ich mich maßlos überschätzte, beinah größenwahnsinnig dachte, ICH könne nicht alkoholkrank werden. Tja, sowas gibts auch :?

    Und dann bin ich es DOCH geworden.
    Und habe viele viele Jahre nix dagegen getan. :oops:
    Im nassen Zustand der Krankheit verlor ich allerdings immer mehr mein Selbstbewußtsein, fühle mich immer mehr als Versagerin, weil ich es ja nicht allein stoppen konnte. Und viele Dinge immer mehr vernachlässigte, entgangen ist mir das nicht...
    Da brauchte ich einfach Hilfe, ich hätte es ohne vernünftige Entgiftung niemals geschafft, trocken zu werden. Und einen kalten Entzug hätte ich niemals überlebt, das weiss ich heute.
    Ich bin also auch den Menschen, die mir halfen, unendlich dankbar.

    LG Sunshine

  • Liebe Sunshine 33,

    ganz und gar nicht habe ich es so verstanden, dass du Dich generell gegen Psychotherapie aussprichst… Ich hätte das anders formulieren sollen … das ist der Nachteil an der virtuellen Welt – geschrieben ist geschrieben … Aber ich denke, wir verstehen uns im Grunde doch ganz gut und richtig :wink:

    Dass Du Dir selbst so viele Jahre im Weg standest, ist schade, aber wohl Teil der Krankheit. Auch von Symptomen wie „Größenwahn“, „Maßlosigkeit“ und „Selbstüberschätzung“ hörte ich in diesem Zusammenhang des Öfteren ;) Umso wertvoller ist doch aber, dass Du vor so vielen Jahren die Kurve gekriegt hast. Du hast reagiert, bevor Du diese existentiell so bedeutungsvollen Dinge wie „Partner, Kind(er), Familie“ und auch „eine berufliche Aufgabe“ verloren hast… Das ist ziemlich cool und zu Recht kannst Du soo stolz auf Dich sein.

    Liebste Grüße von mir für Dich …

    Und sei es drum, dass ich nun noch gaaaaanz am Anfang stehe ... ich habe all das auch noch nicht verloren und bin sehr dankbar dafür und stolz darauf, nun auf Bewährung frei zu sein. Ich hab es selbst in der Hand :lol:

    Am Freitag habe ich den nächsten Termin bei meinem Suchtberater, ich freue mich darauf von Angesicht zu Angesicht darüber sprechen zu können, was mich derzeit beschäftigt & was mir auffällt – er ist derzeit der Einzige, mit dem das (echte) Reden „darüber“ möglich ist. Einzig mein Mann weiß noch Bescheid, aber ich traue mich schon gar nicht mehr, das Thema anzusprechen. Er hat vor einigen Tagen zu mir gesagt, dass er mich nie als Alkoholikerin gesehen hat und es ihm nicht möglich ist, diese Wahrheit anzunehmen. Zwar unterstützt er mich, aber einfach nicht so oft darüber reden… , das wäre ihm lieber.
    Auch deshalb denke ich, dass eine Therapie sehr sinnvoll ist. Und sollte dieses Thema, an das ich (noch) nicht ran möchte, zur Sprache kommen, werde ich stark genug sein, meinen Standpunkt vertreten zu können :!:

    LG von der Julia

  • Liebe Mitstreiter und Mitleser …

    der Termin bei der Suchtberatungsstelle war heute wieder sehr wertvoll für mich. Allerding kam der nächste Dämpfer bereits, direkt als ich nach Hause kam und meinen Mann über den „Stand der Dinge“ informierte. Konkret hat mein Suchtberater angeboten, sich nochmal mit ihm zusammen zu setzen, um die Situation von offizieller Seite her aufzuzeigen, da er sich mehr als schwer tut, die Realität anzunehmen. Erst vor zwei Tagen meinte mein Mann zu mir: „Nicht schon wieder dieses Thema! Langsam müsstest Du doch mal da drüberstehen!“ Heute musste ich mir dann, auf das Angebot des Suchtberaters hin von ihm anhören: „Soll ich mich jetzt etwa damit auch noch beschäftigen!?!“ Das hat gesessen. Es hat so wehgetan, dass mir sofort die Tränen gekommen sind. Hätte er mir doch besser ins Gesicht schlagen sollen, das hätte weniger geschmerzt! :cry:

    Ich bin sehr enttäuscht und traurig über seine Reaktionen. Es tut weh, so allein zu sein. Und ausgerechnet morgen geht’s für 7 Tage in den Urlaub. Aber was soll´s: Näs-chen hoch, Blick nach vorn und einfach weitergehen … ich tue es immerhin für mich und niemanden sonst!

    es grüßt euch lieb
    Die Julia

  • Hallo Julia,
    Tut mir wirklich leid das zu lesen...
    Durch meine ganz frische Trennung bin ich vielleicht im Moment emotional nicht ganz der richtige, um dir zu helfen.
    Ich geb trotzdem meine Meinung ab:

    Zitat

    Erst vor zwei Tagen meinte mein Mann zu mir: „Nicht schon wieder dieses Thema! Langsam müsstest Du doch mal da drüberstehen!“

    Deinem Mann muss klarwerden, daß Alkoholismus eine lebenslange Krankheit ist! Du kannst nicht "mal da drüberstehen". Schon garnicht, nach so kurzer Zeit.

    Zitat

    „Soll ich mich jetzt etwa damit auch noch beschäftigen!?!“

    Ja, Soll er!!!! Wenn er dich liebt, wird er sich damit beschäftigen müssen.

    Zitat

    Hätte er mir doch besser ins Gesicht schlagen sollen, das hätte weniger geschmerzt! Weinen

    Ich hoffe, daß war bildlich gesprochen... oder hat er das schonmal?

    Zitat

    Ich bin sehr enttäuscht und traurig über seine Reaktionen. Es tut weh, so allein zu sein. Und ausgerechnet morgen geht’s für 7 Tage in den Urlaub. Aber was soll´s: Näs-chen hoch, Blick nach vorn und einfach weitergehen …

    Ich kann deine Entäuschung und Traurigkeit sehr gut nachvollziehen. Ich selber wurde nicht nur emotional, sondern auch körperlich allein gelassen.
    Ich kann Dir nicht raten, was du tun sollst, aber ich würde mit diesem Gefühl und Hintergrund keinen gemeinsamen Urlaub antreten. Das Thema muss angesprochen werden. Dein Mann muss erkennen, was Alkoholismus bedeutet und welcher Gefahr er dich mit seinem Verhalten aussetzt.
    Wenn er das nicht kann musst du vielleicht Konsequenzen daraus ziehen. Klingt hart, aber wie du schon sagst, Du tust es für Dich!
    Es geht um deine Gesundheit und dein Leben.
    Ich drück dir die Daumen, daß alles gut wird! Aber bleib standhaft, du bist auf dem richtigen Weg!
    Alles Gute
    Sven

    Don't waste your time, always searching for those wasted years!

  • Liebe Julia,
    Sven hat im Grunde ja schon alles geschrieben.
    Dein Mann wird akzeptieren müssen, das Du für immer alkoholkrank ist. Das ist ja kein momentaner Spleen, sondern eine ernsthafte und auch lebensgefährliche Krankheit, wenn sie wieder akut wird.
    Vielleicht braucht er aber auch noch ein bisschen Zeit, er muss ja auch erstmal damit klar kommen.
    Er darf Dich aber trotzdem nicht in dieser Zeit in Deiner Trockenheit gefährden.

    Ich schätze mal, er wollte nicht mit zum Suchberater, weil er die Realität noch nicht sehen will. Ab dann wäre es "offizieller", wenn der ihm das nochmal verklickern würde. Hm.
    Sicher ist das verletzend, und man fühlt sich ja auch abgelehnt von so einer Reaktion... aber ich würde Deinem Mann doch noch etwas Zeit geben, mit der Situation klar zu kommen.
    Bei meinem Mann war es ähnlich, er brauchte auch so seine Zeit. Er fragte mich mal am Anfang meiner Trockenheit, ob ich es denn nicht geheim halten könne, das ich trockene Alkoholikerin bin?
    Keine Ahnung, was er sich dabei gedacht hat (er hat sich wohl damals noch dafür geschämt), aber ich habe gesagt, das ich sowas nicht vorhabe, das ich genug gelogen hab wegen dem Alkohol und das sowas nicht in Frage kommt.
    Später kamen solche Diskussionen nie mehr auf... er gewöhnte sich dran. :wink:

    Wie sieht es denn aus, könnte Dein Mann Dich während des Urlaubs gefährden?
    Trinkt er in Deiner Gegenwart Alkohol?
    Dann würde ich den Urlaub gar nicht erst antreten, Du bist erst so frisch trocken, das wäre viel zu gefährlich.

    LG Sunshine

  • Hallo Julia, nochmal ich..
    Ich hoffe und glaube auch, Sunshine hat Recht:
    Dein Mann will die Realität noch nicht sehen. Du hast oben geschrieben, dein Mann hätte dich nie als Alkoholikerin gesehen, meine Frau erstaunlicherweise auch nicht.
    Getrennt hat sie sich, weil aufgrund meiner jahrelangen alkoholbedingten Vernachlässigung und Wesensänderung ihre Liebe zu mir erloschen ist. (und eine neue ins Spiel kam... tut hier aber nix zur Sache).
    Als ich ihr dann eröffnet habe, dass ich für mich erkannt habe Alkoholiker zu sein und in die Klinik zur Entgiftung gehe, ist sie aus allen Wolken gefallen.
    Auch nach meiner Entgiftung hat sie die Komplexität des Themas nicht kapiert. Sie dachte wohl auch, wie so viele, es ist damit getan einfach nichts zu trinken...
    Ich hatte sie auch gebeten zu einem offenen Meeting in die SHG mitzugehen, aber sie hat das verweigert.
    Erst jetzt nach 5 Monaten erkennt sie so langsam, wie ich mich verändere und was für ein langer Weg das ist. Zu spät für die Ehe, aber immerhin.

    Vielleicht braucht dein Mann tatsächlich diese Zeit, aber wie Sunshine auch sagt:

    Zitat

    Er darf Dich aber trotzdem nicht in dieser Zeit in Deiner Trockenheit gefährden.

    Bitte bitte denk daran, du bist der wichtigste Mensch, es geht hier erstmal nur um Dich!

    Nochmal alles Liebe
    Sven

    Don't waste your time, always searching for those wasted years!

  • Lieber Sven,

    danke, dass Du mich trotz Deiner eigenen, wie ich finde sehr traurigen Situation, mit Deinen Worten unterstützt.

    Ich hoffe, dass er im Nachhinein das Angebot der Suchtberatungsstelle annimmt und dort doch noch einmal ein Gespräch wahrnimmt. Wenn ich es ihm nicht wert bin, sich „damit auch noch zu beschäftigen“ wird es über kurz oder lang wohl keine gemeinsame Zukunft geben können. Meine Trockenheit ist mir wichtiger als alles andere! Und wie Du schon sagst: Er gefährdet mich mit diesem Verhalten. Ich hoffe, dass er einfach nur einen schlechten Tag hatte…

    Das war nur sinnbildlich gemeint ... Gewalterfahrung musste ich zwar leider schon mehrfach in meinem Leben machen, aber zum Glück nicht mit meinem jetzigen Mann. Das wäre dann auch ein sofortiger Trennungsgrund ohne Wenn und Aber. Obwohl Worte manchmal schlimmere Schmerzen verursachen, als so manch andere körperlichen "Delikte" ...

    Des Urlaubes wegen, wird es nun kein Zurück mehr geben. Ich halte mich auch für stabil genug und werde aber dennoch auf der Hut sein.

    Ich find es übrigens toll, dass Du mit den Kindern auf Entdeckungstour gegangen bist, der Beginn des neuen, tollen „Vaterseins“…. Glückwunsch
    :)

    Liebe Sunshine,

    vielen Dank auch für Deine Rückmeldung …

    Ihm Zeit geben und geduldig sein, genau das nehme ich mir vor. Deine Erfahrung, gerade auch die Sache mit dem „Geheimhalten“, zeigt ja ein ähnliches Verhalten. Und wenn ich mich in ihn hineinversetze, dann kann ich das auch „irgendwie“ nachvollziehen.
    Das Thema wird nicht ruhen (können) und ich hoffe dass nach und nach Veränderung in seiner Meinung und seinem Verhalten eintritt. Immerhin wird er auch an mir Veränderung bemerken und sehen, dass es diesmal „anders“ ist… dass ich es ernst meine! Ich hoffe, dass sich das Blatt zum Guten wendet.

    Im (Urlaubs-)Alltag wird er mich nicht mit Alk konfrontieren. Wenn er zweimal im Jahr ein Mix-Bier trinkt, ist das jede Menge und schon zu viel. Da brauche ich mir zum Glück keine Gedanken machen.

    Nochmals lieben Dank für eure Meinung.
    Ich wünsche Euch beiden und natürlich auch allen anderen hier ein schönes Wochenende …
    Viele Grüße von der Julia

  • Hallo Julia und liebes Forum

    bin erst heute über Deine Einträge gestolpert. hab mir sie gerade alle durchgelesen, habe sehr oft mit dem Kopf genickt und gesagt "genau so ist es".
    Bei mir sind es jetzt 10 Monate und es sollen noch viele dazukommen.

    Habe mich in der Zeit öfters großen Risiken ausgesetzt, ging Gott sei Dank immer gut (bei mir in epischer Breite nachzulesen) Aber auch ich kann dir nur empfehlen, alles zu meiden was nur irgendwie geht. Wo und wie man sich als "Trockener Alkoholiker" outet, muss jeder selbst entscheiden, ich geh damit vorsichtig um.
    Mein schwerstes Outing war übrigens vor ein paar Tagen, als ich meiner neuen Freundin "gestand" dass ich trockener Alkoholiker bin, hatte richtig Schiss. Ergebnis: Sie möchte den Weg gemeinsam mit mir gehen.
    Denke schon, dass der Partner mitziehen muss, ansonsten wird es schwierig.
    Als ich das mit Deinen Eltern und der Kneipe las, dachte ich auch nur, hoffentlich fährt sie da nicht hin - und siehe da - klasse, alles richtig gemacht. Ich wär wahrscheinlich nach 20 Tagen hingefahren und es nicht richtig gemacht.
    Urlaub traue ich mir übrigens noch nicht zu, drück dir die Daumen, dass es gut geht.

    Ansonsten noch viele schöne Tage hier im Forum und natürlich auch schönen Urlaub.

    Volkmar

  • @ Volkmar

    „Glückwunsch“ und „Respekt“ zu Deinen 10 Monaten.
    Eines schönenTages werde ich auch dort hinkommen… aber bis dahin ist noch (m)ein langer Weg zu gehen … Ich bin gespannt, durch welche Schluchten und vor allem welche himmlischen Gefilde er mich führen wird.
    :D

    Ich finde es ehrenwert, dass Du so mutig ehrlich deiner neuen Freundin gegenüber warst. Anders würde es aber auch nicht funktionieren. Wie Du schon sagst, der Partner muss „mitziehen“, sonst gefährden wir uns permanent selbst und das ist Nichts und Niemand wert! Ich muss leider gerade erfahren, dass das mit dem „mitziehen“ bei uns (noch) nicht so gut funktioniert. Mir wurde geraten, meinem Mann noch etwas Zeit zu geben, das möchte ich nun auch tun … und dabei hoffe ich von ganzem Herzen, dass sich seine Einstellung noch ändert. Ansonsten weiß ich nicht, wie und ob es mit uns weitergeht … :(

    Dass Du Dir noch keinen Urlaub zutraust, konnt´ ich, nachdem ich Deinen Thread gelesen habe, gar nicht so recht fassen … :wink:

    ... aber das ist eine definitiv kluge Entscheidung von Dir… ich kann nur sagen: mein Urlaub war ein einziges Desaster…

    Ich werde die Tage noch näher darauf eingehen, heute nur noch einige wenige Gedanken dazu:

    Wie naiv kann „man“ eigentlich sein!?!
    Meine Worte: „… ich halte mich für stabil genug“ – dass ich nicht lache! Ich hatte doch nicht die leiseste Ahnung, was auf mich zukommen wird und wie kann ich von Stabilität reden, nach noch nicht einmal zwei trockenen Monaten!?! Lächerlich Julia, einfach lächerlich!
    Nicht zu glauben, was in meinem Kopf vor sich ging und wie die Realität mir innerhalb kürzester Zeit ihre Fratze gezeigt hat!

    Dennoch bin ich konsequent meinen einsamen trockenen Weg entlang gegangen – Schritt für Schritt , ständig langsam, ständig wachsam, ständig nach links und rechts schauend (zu viel Schreckliches spielt sich da ab, überall sind sie und rufen nach mir, strecken mir ihre nass tropfenden, schlaff hängenden Arme entgegen, wollten mich packen, verführen, rufen mich, es stinkt, wollen mich von meinem Weg abbringen … ! )
    "MIT MIR NICHT MEHR!!!"

    Eine Gute Nacht an Euch Alle

  • Zitat

    Wie naiv kann „man“ eigentlich sein!?!
    Meine Worte: „… ich halte mich für stabil genug“ – dass ich nicht lache! Ich hatte doch nicht die leiseste Ahnung, was auf mich zukommen wird und wie kann ich von Stabilität reden, nach noch nicht einmal zwei trockenen Monaten!?! Lächerlich Julia, einfach lächerlich!
    Nicht zu glauben, was in meinem Kopf vor sich ging und wie die Realität mir innerhalb kürzester Zeit ihre Fratze gezeigt hat!

    Tja Julia, viele überschätzen halt maßlos die eigene angebliche Stabilität.
    Ich will mal von mir erzählen...
    Als ich "trocken" wurde, habe ich das lange gar nicht so genannt...weil ich mir anmaßend dabei vor kam.
    "Trocken sein" ist NICHT, ein paar Wochen oder Monate nicht zu saufen, sondern wirklich trocken und stabil zu sein ist noch ne ganz andere Nummer :wink:
    Von daher lebte ich erstmal "abstinent", mehr aber auch nicht.
    Ich hatte damals keine SHG und auch keine Thera.
    Aber ich hatte ein Bauchgefühl und ich wußte auch, das ich mich totsaufe, wenn ich es nicht schaffe, abstinent zu leben.
    Ich vermied instinktiv und auch mit Menschenverstand Dinge, die mir gefährlich werden konnten. Ich habe länger als 1 Jahr keine Feier besucht, wo ich auch nur ahnte, das es da Alk geben könnte. In den Urlaub fahren, diese Idee wäre mir erst gar nicht gekommen, weil mir klar war, das ein Urlaub sehr belastend werden könnte nach so kurzer Abstinenz. In den Urlaub fuhr ich erst nach 2 oder 3 abstinenten Jahren, ich weiss es nicht mehr ganz genau. Im nachhinein gesehen habe ich alle Grundbausteine eingehalten, denke ich, auch wenn ich sie damals gar nicht kannte.
    Und ich halte sie auch heute noch ein.

    Das Dein Mann nicht so wirklich mitzieht, tut mir sehr leid. Wie äußerte sich denn das im Urlaub? Leider ist es keine Seltenheit, das sich Wege trennen, wenn ein Partner trocken wird. Denn das ist meisst eine gravierende Veränderung innerhalb einer Beziehung. Evtl. erkennt der Partner den Alkoholkranken gar nicht mehr wieder, wenn der trocken wird. Und der Alkoholkranke kann mit dem Partner evtl. gar nix mehr anfangen... kann alles passieren. Manchmal (oder wohl eher meisst) lernt man sich komplett neu kennen und dann passt es noch oder auch nicht. Ich wünsche Dir von Herzen, das es bei Euch irgendwie gut geht und ihr gemeinsam weiter Euren Weg gehen könnt.

    Dann berichte mal bitte die Tage, wie der Urlaub war und was ihn zum Desaster machte.

    LG Sunshine

  • Hallo Julia,
    Das klingt ja nicht gut, was du in Bezug auf den Urlaub schreibst.
    Zwischen den Zeilen lese ich aber, dass du es geschafft hast, ohne dem Alkoholteufel nachzugeben?
    Liebe Grüße, bleib standhaft!!!
    Sven

    Don't waste your time, always searching for those wasted years!

  • Hallo Julia,

    danke für deine ausführliche Antwort.

    Da bin ich ja auch mal gespannt auf deine Urlaubserlebnisse.

    Wollte aber auf das Thema Beziehung in puncto Alkohol antworten, weil dieses Thema mich aktuell sehr umtreibt. Meine Freundin ist da nicht so das Problem, sie trank eh wenig. Aber ich mute ihr aus meiner Sicht doch das eine oder andere zu. es sind vor allem 2 Dinge:

    1.) Was passiert, wenn ich wirklich einen massiven Rückfall hätte, ich möchte auf keinen Fall eine Co-Abhängigkeit, das will ich keinem zumuten (keine Sorge, hab ich nicht vor, aber davor gefeit sind wir halt alle nicht).

    2.) eingeschränktes Freizeitverhalten, z.B. Veranstaltungen, Feste, größere Familienfeiern und natürlich Urlaub

    wie gesagt, auch das ist zwischen uns ok und abgesprochen, aber irgendwie hab ich ein schlechtes Gewissen, ihr doch einiges zuzumuten. Da wird doch einiges abverlangt.

    Das sind meines Erachtens schon Punkte, über die man sich in einer solchen Beziehung im Klaren sein sollte. Bin da auch gespannt, wie es da bei dir weitergeht.

    Viele Grüße

    Volkmar

  • Hallo Volkmar,

    witzig, dieses Thema hatte ich gerade erst mit meinem Mann (trocken seit 3 Monaten). Ich glaube, Alkoholiker überschätzen tendentiell die "Zumutung", dass auch der Partner dem Alkohol aus dem Weg gehen muss. Für mich als Mensch mit normalen Trinkgewohnheiten bedeutet das bisher keinerlei Einschränkung meiner Lebensqulität. Ganz ehrlich, wäre plötzlich nie wieder Schokolade daheim wäre das soooo viel schlimmer :wink: .
    Was sagt denn Deine Partnerin dazu?

    Zum Rückfall: Ich habe mich nach den ersten Wochen mit meinem Mann zusammengesetzt und die das gemeinsam geplant. Hört sich vielleicht schlimm an, hat uns aber beiden gut getan. Wir haben lange besprochen wo er kurzfristig wohnen kann und unter welchen Bedingungen (weitere Therapien) zumindest der Kontakt zu unserer Tochter wieder möglich sein würde. Ob unsere Ehe einen Rückfall überstehen würde kann ich natürlich nicht planen. Aber irgendwie gibt das gegenseitige Einverständis ein bisschen Sicherheit - für mich, damit ich konsequent bleibe und für ihn, zu wissen dass er uns nicht runterziehn kann.

    Liebe Grüße,

    Sternchen

  • Hallo Sunshine, Sven, Volkmar und alle anderen Mitstreiter und Mitleser,

    ja - ich redete von „Trockenheit“ und das nach so kurzer Zeit …

    Liebe Sunshine, du kamst dir „anmaßend“ dabei vor, Dich als „trocken“ zu bezeichnen. Und was soll ich sagen, ganz unabhängig von Deiner Aussage, habe ich gestern zufällig, genau dieses nochmals gehört; von einer seit 6 Jahren abstinenten Alkoholikerin!

    Schon seit Du mir am Montag geschrieben hast, denke ich immer wieder darüber nach, verstärkt natürlich seit gestern… Ich fand da nichts dabei, mich sogar schon nach 5 Tagen „trocken“ zu nennen – ich hab da einfach nicht weiter drüber nachgedacht. Dabei bin ich doch aber ein „Denker“ … warum merke ich in letzter Zeit nur immer öfters, dass ich anscheinend gar nicht so „tiefgründig“ bin, wie ich immer dachte. Nüchtern merke ich , dass ich oft Dinge einfach so daher sage, ohne drüber nachzudenken … die Worte hallen dann in mir nach und ich frage mich: „ey, was war das denn jetzt schon wieder!?!“ … das gibt mir schlimm zu denken.

    Vor allem stört nun vermehrt der Gedanke: „Bin ich vielleicht doch noch nicht so weit?“ … und schwupps … rollen schon wieder die Tränen … alles andere als trocken :cry:

    Wenn ich lese, wie clever andere Ihre ersten Schritte gingen … komme ich mir so maßlos dumm vor. Nach ein paar Wochen in den Urlaub fahren… *kopfschüttel* Ich kenn doch die Grundbausteine … und ich hab Euch… und dennoch … „ohne darüber nachzudenken…“ es wird einfach gemacht …. Peng :!:

    Die Quittung kam … ich habe mächtig gelitten … schon auf der Fahrt fing es an … Dieses Gefühl, dieser Druck … echt mies. Direkt nach Ankunft dann – Begrüßungssekt. Nein für mich nicht! Der erste Blick nach draußen – Bier trinkende Menschen, soweit das Auge reicht. Sie waren ÜBERALL, meiner Auffassung nach, hat NIEMAND dort KEIN Bier getrunken außer uns und die anwesenden Kinder. Das ging tagein, tagaus so … egal wo wir waren, am Strand, an der Promenade, im Café. Überall stank es nach Bier und ich hatte ständig das Gefühl, die Leute würden mich rufen und nett lächelnd mit der flachen Hand auf den leeren nassen Platz neben Ihnen klopfen, in Erwartung ich würde mich nun endlich dazu gesellen und eins mittrinken!

    Hab ich aber nicht :!:

    Das Alles war mehr als kräftezehrend… das hat mir so unendlich viel Energie geraubt, dass ich völlig erschöpft wieder zur Arbeit erschienen bin. Und nun merke ich, wie zerbrechlich mein ICH gerade ist. Es ist als umgibt mich eine Hülle aus hauchdünnem Glas… bei der kleinsten Erschütterung bricht die Hülle in Millionen kleine Splitter, die sich in mich bohren. Das tut weh.

    Gestern und heute bin ich auf Arbeit in Tränen ausgebrochen, wegen Nichtigkeiten … und dann tu ich mir auch noch leid. Jämmerlich!!!! Selbst Verschuldet!!! Nicht umkehrbar!!!
    Auch eine starke Unkonzentriertheit macht mir zu schaffen …

    . Volkmar
    So ein „Notfallplan“ ähnlich wie SternchenY das beschrieben hat klingt zu deinem Punkt 1) echt sinnvoll… „oberflächlich gedacht“ wollte ich erst schreiben: … warum machst Du Dir Gedanken über einen möglichen „ massiven Rückfall „ und das darauf Folgende … *kurz darüber nachgedacht und in Dich reinversetzt* … So ein „Notfallplan“, ähnlich wie SternchenY das beschrieben hat, klingt zu deinem Punkt 1) sinnvoll…
    Ich habe mir bisher keine detaillierten Gedanken zu diesem Thema gemacht … kann ich mir gerade auch nur schwer vorstellen…. einfach aus Stabilitätsgründen … Wenn ich in mich reinhorche, habe ich große Angst davor, mich damit auseinanderzusetzen :oops:

    Zu 2) … das ist ja genau „mein Thema“ :?
    … und auch wenn Du von Anfang an aufrichtig warst und Sie bereit ist, den „abstinenten“ Weg mit Dir zu gehen, mit allem was dazu und auch nicht dazu gehört, dann ist das ja nur die Theorie, die da besprochen wurde. Der Alltag, die Praxis, die zeigen dann, ob sie wirklich dazu bereit ist … Hat das etwas mit „zumuten“ zu tun?!? Immerhin hast Du diesen Weg eingeschlagen, um Dein Leben zu retten … Geht sie mit Dir, ist das toll. Sieht sie es aber als Zumutung, dann wird gemeinsam weitergehen eher schwierig … Und manchmal denkt „man“ auch nur, „man“ mute dem anderen etwas zu – dabei empfindet der Gegenüber es als etwas Schönes (aber wer ist eigentlich „man“ … :?::!::?: ) !?!).

    Schau was SternchenY berichtet: es bedeute für sie (bisher) keinerlei Einschränkung … und wie ich es herauslese, empfindet ihr Mann das ganz gegenteilig. Da ist es halt so grundlegend, offen miteinander sprechen zu können und dem auch regelmäßig „nachzugehen“ … Ich wünsche Euch von Herzen einen seeeehr langen, gemeinsamen Weg ….

    @ Sunshine
    Ich danke Dir dafür, dass Du mir hier so oft Deine Erfahrungen weitergibst und dafür, dass Du mich mit deinen klaren und klugen Hinweisen immer wieder zum Nachdenken anregst

    @ Sven
    Und Dir danke ich ebenfalls…. z.B. Für´s „anfeuern“ und „an meiner Seite sein“ …

    Euch allen eine Gute Nacht und viele Grüße von Julia

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