Lieber Andi,
Ein ganz ungeheimnisvolles Dankeschön für Deine Antwort!
Ich finde es klasse, wie Du Dich mit Dir auseinandersetzt und auch unbequemen Fragen nicht ausweichst. Ein wenig schmunzeln musste ich darüber, dass Du schreibst, dass Dir endgültige Dinge Angst machen...ist nicht eine Entscheidung für Kinder das so ziemlich Endgültigste, was es gibt? Wie ist es eigentlich gerade mit Seiner Familie wenn ich fragen darf? Unterstützen sie Dich auf Deinem Weg?
Ich kann Deine Gedanken aber sehr gut verstehen, dieses "für immer" kann extrem beängstigend werden, deshalb ist der Tipp von sunshine, immer nur an die nächsten 24 Stunden zu denken sehr wichtig und richtig. Ich kenne viele, die sich seit einigen Jahren so durch die Tage arbeiten. MIR persönlich (und ich schreibe das extra groß da es nichts allgemeingültiges ist) hat dieser Gedanke noch mehr Angst gemacht...ich war so tief in der Sucht drin, dass ich jeden einzelnen Tag gehasst habe und jeden einzelnen Schluck buchstäblich in mich reinquälen musste. Die Vorstellung, dass ich erst mal nur 24 Stunden von diesem Mistzeug weg bin fand ich grauenhaft. Nein, das hier muss nicht Deine letzte Chance sein, man kann nach Rückfällen aufstehen und weitermachen. Die letzte Chance war es nur, wenn Du nicht mehr aufstehst...dann wird der Alkohol Dich früher oder später umbringen. Auch hier wieder etwas Individuelles, für mich ist HEUTE klar, dass ich gerade meine letzte Chance nutze, und das bis zu meinem Lebensende. Ich hatte eine schlimme Entgiftung, einen noch schlimmeren dreimonatigen Rückfall und eine unglaublich schlimme zweite Entgiftung...die startete am 20.10.2009 und seitdem bin ich unendlich dankbar und glücklich, mein Leben nüchtern leben zu dürfen und für MICH ist heute der Gedanke an einen Rückfall ausgeschlossen weil für MICH damit mein Leben abgeschlossen wäre. Was mir das Leben gerettet hat, war eine 14 wöchige Langzeittherapie die ich sehr für mich genutzt habe und ich neige dazu, jedem zu einer LZT zu raten....das tue ich hiermit
Ich hoffe, ich habe Dich jetzt mit meiner Geschichte nicht verunsichert, es gibt keinen besseren oder schlechteren Weg, das will ich damit nicht sagen. Es gab auch Momente in den letzten 4 Jahren durch die ich mich mit "gut, heute trinke ich nicht..." gerettet habe. Das Ziel ist für uns alle, eine zufriedene und lebenslange Trockenheit, die Grundbausteine sind die wichtigsten Wegweiser und alles andere ist individuell, nimmt man Schleichwege, Trampelpfade, Brücken, schwingt sich von Ast zu Ast,...
Ein Gedanke noch, dann lass ich Dich in Ruhe Der Alk ist eine klare Flüssigkeit, eine chemische Formel, der wird Dich nie bedrängen! Wohl aber der Suchtdruck - und gegen den ist ein langer Spaziergang (oft im Stechschritt...habe schon Jogger beim "Spazieren überholt) auch in meinem Notfallkoffer. Tipp des Tages - Geldbörse daheim lassen, sicher ist sicher.
Ich wünsche Dir von Herzen gute 24 Stunden und einen sonnigen Sonntag
Stine